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Der Böhmische Winkel tschechisch Český koutek auch Český koutek v Kladsku polnisch Czeski Zakątek ist ein kleines histor

Böhmischer Winkel

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Der Böhmische Winkel (tschechisch Český koutek, auch Český koutek v Kladsku; polnisch Czeski Zakątek) ist ein kleines historisches Gebiet im Westen der ehemaligen Grafschaft Glatz. Bis 1477 gehörte das Gebiet zur Herrschaft Nachod im Königgrätzer Kreis. Damals wurde es als „Böhmische Seite“ in die schon bestehende Herrschaft Hummel eingegliedert und mit dieser zusammen im selben Jahr in die ebenfalls böhmische Grafschaft Glatz. Nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 und endgültig nach dem Hubertusburger Frieden 1763 fiel das Gebiet zusammen mit der Grafschaft Glatz an Preußen.

Geschichte

Die Bezeichnung Böhmischer Winkel entstand erst nach dem Übergang des vormals böhmischen Gebietes 1763 an Preußen. Ursprünglich wurde die Bezeichnung auf die gesamte „Böhmische Seite“ der Herrschaft Hummel angewandt. Da sich jedoch das Kirchspiel Lewin wegen seiner Nachbarschaft zur ehemals „Deutschen Seite“ des Hummelbezirks deutlich früher eingedeutscht hatte, wird die Bezeichnung Böhmischer Winkel seit dem Ende des 19. Jahrhunderts überwiegend nur auf die Dörfer entlang der böhmischen Landesgrenze angewandt. Von Bedeutung war, dass die Dörfer Schlaney und Brzesowie/Birkhagen bis 1780 zum Kirchspiel des böhmischen Náchod und der Grundbesitz dieser Dörfer teilweise bis 1945 der Stadt Náchod gehörte. Dagegen gehörte das Kirchspiel Tscherbeney mit den zugehörigen Ortschaften Kudowa, Straußeney mit der Kolonie Bukowine/Tannhübel (Bukowina Kłodzka) und Jakobowitz von 1580 bis 1785 zur böhmischen Herrschaft Neustadt an der Mettau. Der Volkskundler Josef Štefan Kubín, der sich Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Geschichte und der Bevölkerung des Böhmischen Winkels befasste, zählt auch Blasewey (Błażejów), Gellenau und Sackisch dazu. Außerdem die im Heuscheuergebiet gelegenen Dörfer Passendorf mit der Kolonie Brunnkress und Nauseney, die damals noch weitgehend tschechischsprachig gewesen sein sollen und vormals ebenfalls zur Herrschaft Nachod gehört hatten.

Auch die geographischen und hydrogeografischen Gegebenheiten haben vermutlich bei der Namensgebung eine Rolle gespielt. Während das Glatzer Kessel von Bergen umgeben ist, ist dessen westliches Gebiet geographisch nach Böhmen offen und war deshalb von dort leichter zugänglich als von der Kreisstadt Glatz. Zudem verlief die Grenze zwischen den als „Deutsche“ und als „Böhmische Seite“ bezeichneten Teilen des Hummelbezirks entlang des Gebirgskamms, der zugleich eine Wasserscheide darstellt. Die Reinerzer Weistritz entwässert Richtung Ost in die Oder und damit zur Ostsee. Dagegen fließen die Flüsse der „Böhmischen Seite“ (Schnelle, Tscherbeneyer Bach, Sichler Bach bzw. Stekelnice) in Richtung West in die Mettau, die der Elbe und damit der Nordsee zufließen.

Von Bedeutung für die Namensgebung „Böhmischer Winkel“ waren auch die traditionell guten Beziehungen zur nächstliegenden böhmischen Stadt Náchod, die im Gegensatz zur Kreisstadt Glatz nur wenige Kilometer entfernt liegt und leicht erreichbar war.

Im Gegensatz zu anderen Ortschaften des Glatzer Landes sprach ein Großteil der Bevölkerung des Böhmischen Winkels bis in die Neuzeit neben Deutsch auch ein altertümliches Tschechisch, das als Glatzer Tschechisch bezeichnet wird. Zudem fehlte den meisten Bewohnern die Kenntnis der tschechischen Schriftsprache. Diese Besonderheit wird dadurch erklärt, dass mit der Angliederung des Glatzer Landes 1763 an Preußen auch die Bewohner des Böhmischen Winkels preußische Staatsbürger wurden und die Grenzlinie zu Böhmen nunmehr eine Staatsgrenze war. Dadurch nahm das tschechische Idiom der autochthonen Bevölkerung des Böhmischen Winkels nicht mehr an der Sprachentwicklung des Tschechischen teil.

20. Jahrhundert

Nach dem Zerfall von Österreich-Ungarn 1918 stellte die neu gegründete Tschechoslowakei Ansprüche auf das gesamte Glatzer Gebiet. Daraufhin rief der Verein für Glatzer Heimatkunde zu Kundgebungen auf, um den Gebietsanspruch der Tschechoslowakei abzuwehren. Zahlreiche Proteste wurden 1919 mit dem sogenannten Glatzer Plebiszit verfasst, u. a. an den amerikanischen Präsidenten Wilson. Auf dessen Veranlassung entsandten die Alliierten eine Kommission, die die Volksmeinung im Glatzer Land erkunden sollte. Nachdem sich diese von der entschiedenen und eindeutigen Haltung der Glatzer Bevölkerung für den Verbleib bei Deutschland überzeugt hatte, wurden die Ansprüche der Tschechoslowakei durch die Pariser Friedenskonferenz 1921 abgewiesen. Auch die Bewohner des Böhmischen Winkels bekannten sich mehrheitlich zum Deutschtum und sprachen sich in zahlreichen politischen Kundgebungen eindeutig gegen einen Anschluss an die Tschechoslowakei aus. Schon 1864 hatten Bewohner des Böhmischen Winkels einen Preußischen Militärverein gegründet, der sich vor allem der Pflege soldatischer Tradition auf deutsch-vaterländischer Grundlage widmete.

Auch nachdem das Glatzer Land zusammen mit Schlesien als Folge des Zweiten Weltkriegs 1945 an Polen fiel, wiederholte die Tschechoslowakei ihre Ansprüche auf das ganze Glatzer Land. Da deren Durchsetzung wenig erfolgreich erschien, forderte sie vorrangig nur das Gebiet des Böhmischen Winkels. Begründet wurde der Anspruch mit der noch erkennbaren ethnischen Zugehörigkeit eines Teils der Bevölkerung und deren freundschaftlichen und verwandtschaftlichen Beziehungen zum Gebiet jenseits der Grenze. In Nachod wurden am 9. Mai 1945 das Glatzer Komitee (Kladská komise) und am 18. Oktober 1945 der Verein der Glatzer Freunde (Svaz přátel Kladska), in Prag der Nationalausschuss für das Glatzer Land gegründet. Der Prager Literaturwissenschaftler Václav Černý führte im Sommer 1945 eine Delegation einiger tschechischer Bürger aus dem Böhmischen Winkel zu Präsident Edvard Beneš nach Prag an, die das Ziel verfolgte, dieses Grenzgebiet an die Tschechoslowakei anzuschießen. Noch 1946 erschienen mehrere tschechische Publikationen, u. a. der von Václav Černý herausgegebene Kladský sborník, in denen über das Volkstum und über die Eigenheiten der tschechischen Mundart im Böhmischen Winkel berichtet wird. Politische Bedeutung erlangten in diesem Zusammenhang auch die Werke des Schriftstellers Alois Jirásek, der aus dem grenznahen böhmischen Hronov stammte und starke patriotische sowie verwandtschaftliche Beziehungen zum Gebiet des Böhmischen Winkels hatte. In seinem vierbändigen Heimatroman „U nás“ spielen die Dörfer Schlaney (Slaney) und Straußeney (Stroužné) eine bedeutende Rolle. Eine vom Glatzer Komitee 1945 initiierte Unterschriftskampagne für die Eingliederung des Böhmischen Winkels in die Tschechoslowakei stieß auf entschiedenen und aggressiven Widerstand der Polen.

1946 wurde der Großteil der Deutschen des Böhmischen Winkels durch die polnischen Behörden nach Westdeutschland oder in die damalige Sowjetische Besatzungszone vertrieben. Zahlreiche Bewohner waren schon vorher über die nahe Grenze in die Tschechoslowakei geflohen, wo sie vom tschechischen Glatzer Komitee unterstützt und mit Wohnung und Arbeit versorgt wurden und deren Nachkommen dort zum Teil bis heute leben. Sie schildern ihre damaligen Erlebnisse in einer 2017 erschienenen Veröffentlichung. Für die in der Heimat zurückgebliebenen deutschen Einwohner des Böhmischen Winkels wurde auf Initiative des Glatzer Komitees und mit Unterstützung der tschechischen Behörden ab dem Schuljahr 1947 in Kudowa-Zdrój eine tschechischsprachige Schule eingerichtet, die anfangs von 165 Kindern aus Kudowa und den umliegenden Dörfern besucht wurde. Sie wurde auf Bestreben der zurückgebliebenen Deutschen jedoch nach dem Schuljahr 1951/52 von den polnischen Behörden aufgelöst und als Schule mit deutscher Unterrichtssprache im Ortsteil Zakrze fortgeführt. Nachdem die meisten der nicht vertriebenen deutschen Bewohner in den 1950er Jahren im Wege der Familienzusammenführung in die Bundesrepublik umgesiedelt waren, wurde die Schule 1960 geschlossen.

Literatur

  • Wolfgang Mader: Die Westecke der Grafschaft Glatz. In: Bunte Bilder aus dem Schlesierlande. 1. Band. 2. durchgesehene und vermehrte Auflage. Woywod, Breslau 1898, S. 300.
  • Franz Albert: Die Grafschaft Glatz kein Tschechenland! Ein deutscher Weckruf. 2. Auflage. Verlag des Vereins für Glatzer Heimatkunde, Glatz 1921 (Glatzer Heimatschriften 7, ZDB-ID 2520906-1).
  • Josef Št. Kubín: České Kladsko. Nástin lidopisný. Národopisné Společnosti ČSL, Prag 1926 (Narodopis lidu českoslovanského 2, ZDB-ID 415322-4).
  • Franz Albert: Die Geschichte der Herrschaft Hummel und ihrer Nachbargebiete. Erster Teil: Die Herrschaft Hummel bis zum Jahre 1477. Im Selbstverlag des Verfassers, Münster 1932.
  • Václav Černý: Kladský sborník. Druzstevní Práce, Prag 1946 (Svět. Nova rada 45, ZDB-ID 2241964-0).
  • Milič Čapek: A key to Czechoslovakia. The territory of Kladsko (Glatz). A Study of a Frontier Problem in Middle Europe. Vogel, New York NY 1946.
  • Arno Lubos: Das tschechische Volkstum in der Grafschaft Glatz. In: Arno Lubos: Deutsche und Slawen. Beispiele aus Schlesien und anderen Ostgebieten. Europaverlag, Wien 1974, ISBN 3-203-50510-X, S. 29–53.
  • Albert Hantsch: Vom Hummel zur Heuscheuer. Marx, Leimen/Heidelberg 1976.
  • Růžena Hlušičková: Kladsko a Československo v letech 1945–1947. (Studie a dokumenty). = Ziemia Kłodzka a Czechoslowacja w latach 1945–1947. Ústav Historických věd Pedagogické Fakulty Vysoké školy Pedagogické, Hradec Králové 1999, ISBN 80-238-5087-3 (Kladský sborník. Supplementum 1).
  • Ferdinand Graf von Magnis: Das Glatzer Land in seiner Beziehung zu Böhmen und Schlesien. Selbstverlag, Freudenberg-Rauenberg 1990, S. 155.
  • Zdenek Bil: Der Böhmische Winkel. In: Grafschafter Bote. 2, 1999, ZDB-ID 952258-x, S. 14–16.
  • Lydia Baštecká, Ivana Ebelová: Náchod. (Dějiny českých měst), Nakladatelství Lidové noviny, Praha 2004, ISBN 80-7106-674-5, S. 249–250 (Dejiny Ceských Mest).
  • Český koutek v Kladsku. Studie a statě. Kladský sborník, 5. supplementum, Hradec Králové 2008, ISBN 978-80-903509-8-4.

Einzelnachweise

  1. Tschechoslowakische Denkschriften für die Friedenskonferenz von Paris 1919, Memorandum Nr. 9: Das Problem des Glatzer Gebietes
  2. Aleš Fetters: Václac Černý v rodném kraji. Sborník k nedožitým narozeninám univ. prof. Václava Černého. Nakladatelství JUKO, Náchod 1994, S. 17f.
  3. Václav Černý: Paměti [Autobiografie], Toronto, 68 Publishers, S. 31f.
  4. Eva Koudelková: Byli jsme tam doma. Vzpomínky pamětniků na dětství v Českém koutku. Nakladatelství Bor, Liberec 2017
  5. Krysztof Koźbiał: Szkoła z czeskim językiem nauczania v Kudowie-Zdroju. In: Kladský Sborník 5-2003, S. 177–185.

Weblinks

  • Historische Landkarte um 1400 von Josef Vítězslav Šimák
  • Zdeněk Víšek: Osud Českého koutku v Kladsku, Heft 3/2006 online

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 16 Jul 2025 / 08:59

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Der Bohmische Winkel tschechisch Cesky koutek auch Cesky koutek v Kladsku polnisch Czeski Zakatek ist ein kleines historisches Gebiet im Westen der ehemaligen Grafschaft Glatz Bis 1477 gehorte das Gebiet zur Herrschaft Nachod im Koniggratzer Kreis Damals wurde es als Bohmische Seite in die schon bestehende Herrschaft Hummel eingegliedert und mit dieser zusammen im selben Jahr in die ebenfalls bohmische Grafschaft Glatz Nach dem Ersten Schlesischen Krieg 1742 und endgultig nach dem Hubertusburger Frieden 1763 fiel das Gebiet zusammen mit der Grafschaft Glatz an Preussen GeschichteDie Bezeichnung Bohmischer Winkel entstand erst nach dem Ubergang des vormals bohmischen Gebietes 1763 an Preussen Ursprunglich wurde die Bezeichnung auf die gesamte Bohmische Seite der Herrschaft Hummel angewandt Da sich jedoch das Kirchspiel Lewin wegen seiner Nachbarschaft zur ehemals Deutschen Seite des Hummelbezirks deutlich fruher eingedeutscht hatte wird die Bezeichnung Bohmischer Winkel seit dem Ende des 19 Jahrhunderts uberwiegend nur auf die Dorfer entlang der bohmischen Landesgrenze angewandt Von Bedeutung war dass die Dorfer Schlaney und Brzesowie Birkhagen bis 1780 zum Kirchspiel des bohmischen Nachod und der Grundbesitz dieser Dorfer teilweise bis 1945 der Stadt Nachod gehorte Dagegen gehorte das Kirchspiel Tscherbeney mit den zugehorigen Ortschaften Kudowa Strausseney mit der Kolonie Bukowine Tannhubel Bukowina Klodzka und Jakobowitz von 1580 bis 1785 zur bohmischen Herrschaft Neustadt an der Mettau Der Volkskundler Josef Stefan Kubin der sich Anfang des 20 Jahrhunderts mit der Geschichte und der Bevolkerung des Bohmischen Winkels befasste zahlt auch Blasewey Blazejow Gellenau und Sackisch dazu Ausserdem die im Heuscheuergebiet gelegenen Dorfer Passendorf mit der Kolonie Brunnkress und Nauseney die damals noch weitgehend tschechischsprachig gewesen sein sollen und vormals ebenfalls zur Herrschaft Nachod gehort hatten Auch die geographischen und hydrogeografischen Gegebenheiten haben vermutlich bei der Namensgebung eine Rolle gespielt Wahrend das Glatzer Kessel von Bergen umgeben ist ist dessen westliches Gebiet geographisch nach Bohmen offen und war deshalb von dort leichter zuganglich als von der Kreisstadt Glatz Zudem verlief die Grenze zwischen den als Deutsche und als Bohmische Seite bezeichneten Teilen des Hummelbezirks entlang des Gebirgskamms der zugleich eine Wasserscheide darstellt Die Reinerzer Weistritz entwassert Richtung Ost in die Oder und damit zur Ostsee Dagegen fliessen die Flusse der Bohmischen Seite Schnelle Tscherbeneyer Bach Sichler Bach bzw Stekelnice in Richtung West in die Mettau die der Elbe und damit der Nordsee zufliessen Von Bedeutung fur die Namensgebung Bohmischer Winkel waren auch die traditionell guten Beziehungen zur nachstliegenden bohmischen Stadt Nachod die im Gegensatz zur Kreisstadt Glatz nur wenige Kilometer entfernt liegt und leicht erreichbar war Im Gegensatz zu anderen Ortschaften des Glatzer Landes sprach ein Grossteil der Bevolkerung des Bohmischen Winkels bis in die Neuzeit neben Deutsch auch ein altertumliches Tschechisch das als Glatzer Tschechisch bezeichnet wird Zudem fehlte den meisten Bewohnern die Kenntnis der tschechischen Schriftsprache Diese Besonderheit wird dadurch erklart dass mit der Angliederung des Glatzer Landes 1763 an Preussen auch die Bewohner des Bohmischen Winkels preussische Staatsburger wurden und die Grenzlinie zu Bohmen nunmehr eine Staatsgrenze war Dadurch nahm das tschechische Idiom der autochthonen Bevolkerung des Bohmischen Winkels nicht mehr an der Sprachentwicklung des Tschechischen teil 20 JahrhundertNach dem Zerfall von Osterreich Ungarn 1918 stellte die neu gegrundete Tschechoslowakei Anspruche auf das gesamte Glatzer Gebiet Daraufhin rief der Verein fur Glatzer Heimatkunde zu Kundgebungen auf um den Gebietsanspruch der Tschechoslowakei abzuwehren Zahlreiche Proteste wurden 1919 mit dem sogenannten Glatzer Plebiszit verfasst u a an den amerikanischen Prasidenten Wilson Auf dessen Veranlassung entsandten die Alliierten eine Kommission die die Volksmeinung im Glatzer Land erkunden sollte Nachdem sich diese von der entschiedenen und eindeutigen Haltung der Glatzer Bevolkerung fur den Verbleib bei Deutschland uberzeugt hatte wurden die Anspruche der Tschechoslowakei durch die Pariser Friedenskonferenz 1921 abgewiesen Auch die Bewohner des Bohmischen Winkels bekannten sich mehrheitlich zum Deutschtum und sprachen sich in zahlreichen politischen Kundgebungen eindeutig gegen einen Anschluss an die Tschechoslowakei aus Schon 1864 hatten Bewohner des Bohmischen Winkels einen Preussischen Militarverein gegrundet der sich vor allem der Pflege soldatischer Tradition auf deutsch vaterlandischer Grundlage widmete Auch nachdem das Glatzer Land zusammen mit Schlesien als Folge des Zweiten Weltkriegs 1945 an Polen fiel wiederholte die Tschechoslowakei ihre Anspruche auf das ganze Glatzer Land Da deren Durchsetzung wenig erfolgreich erschien forderte sie vorrangig nur das Gebiet des Bohmischen Winkels Begrundet wurde der Anspruch mit der noch erkennbaren ethnischen Zugehorigkeit eines Teils der Bevolkerung und deren freundschaftlichen und verwandtschaftlichen Beziehungen zum Gebiet jenseits der Grenze In Nachod wurden am 9 Mai 1945 das Glatzer Komitee Kladska komise und am 18 Oktober 1945 der Verein der Glatzer Freunde Svaz pratel Kladska in Prag der Nationalausschuss fur das Glatzer Land gegrundet Der Prager Literaturwissenschaftler Vaclav Cerny fuhrte im Sommer 1945 eine Delegation einiger tschechischer Burger aus dem Bohmischen Winkel zu Prasident Edvard Benes nach Prag an die das Ziel verfolgte dieses Grenzgebiet an die Tschechoslowakei anzuschiessen Noch 1946 erschienen mehrere tschechische Publikationen u a der von Vaclav Cerny herausgegebene Kladsky sbornik in denen uber das Volkstum und uber die Eigenheiten der tschechischen Mundart im Bohmischen Winkel berichtet wird Politische Bedeutung erlangten in diesem Zusammenhang auch die Werke des Schriftstellers Alois Jirasek der aus dem grenznahen bohmischen Hronov stammte und starke patriotische sowie verwandtschaftliche Beziehungen zum Gebiet des Bohmischen Winkels hatte In seinem vierbandigen Heimatroman U nas spielen die Dorfer Schlaney Slaney und Strausseney Strouzne eine bedeutende Rolle Eine vom Glatzer Komitee 1945 initiierte Unterschriftskampagne fur die Eingliederung des Bohmischen Winkels in die Tschechoslowakei stiess auf entschiedenen und aggressiven Widerstand der Polen 1946 wurde der Grossteil der Deutschen des Bohmischen Winkels durch die polnischen Behorden nach Westdeutschland oder in die damalige Sowjetische Besatzungszone vertrieben Zahlreiche Bewohner waren schon vorher uber die nahe Grenze in die Tschechoslowakei geflohen wo sie vom tschechischen Glatzer Komitee unterstutzt und mit Wohnung und Arbeit versorgt wurden und deren Nachkommen dort zum Teil bis heute leben Sie schildern ihre damaligen Erlebnisse in einer 2017 erschienenen Veroffentlichung Fur die in der Heimat zuruckgebliebenen deutschen Einwohner des Bohmischen Winkels wurde auf Initiative des Glatzer Komitees und mit Unterstutzung der tschechischen Behorden ab dem Schuljahr 1947 in Kudowa Zdroj eine tschechischsprachige Schule eingerichtet die anfangs von 165 Kindern aus Kudowa und den umliegenden Dorfern besucht wurde Sie wurde auf Bestreben der zuruckgebliebenen Deutschen jedoch nach dem Schuljahr 1951 52 von den polnischen Behorden aufgelost und als Schule mit deutscher Unterrichtssprache im Ortsteil Zakrze fortgefuhrt Nachdem die meisten der nicht vertriebenen deutschen Bewohner in den 1950er Jahren im Wege der Familienzusammenfuhrung in die Bundesrepublik umgesiedelt waren wurde die Schule 1960 geschlossen LiteraturWolfgang Mader Die Westecke der Grafschaft Glatz In Bunte Bilder aus dem Schlesierlande 1 Band 2 durchgesehene und vermehrte Auflage Woywod Breslau 1898 S 300 Franz Albert Die Grafschaft Glatz kein Tschechenland Ein deutscher Weckruf 2 Auflage Verlag des Vereins fur Glatzer Heimatkunde Glatz 1921 Glatzer Heimatschriften 7 ZDB ID 2520906 1 Josef St Kubin Ceske Kladsko Nastin lidopisny Narodopisne Spolecnosti CSL Prag 1926 Narodopis lidu ceskoslovanskeho 2 ZDB ID 415322 4 Franz Albert Die Geschichte der Herrschaft Hummel und ihrer Nachbargebiete Erster Teil Die Herrschaft Hummel bis zum Jahre 1477 Im Selbstverlag des Verfassers Munster 1932 Vaclav Cerny Kladsky sbornik Druzstevni Prace Prag 1946 Svet Nova rada 45 ZDB ID 2241964 0 Milic Capek A key to Czechoslovakia The territory of Kladsko Glatz A Study of a Frontier Problem in Middle Europe Vogel New York NY 1946 Arno Lubos Das tschechische Volkstum in der Grafschaft Glatz In Arno Lubos Deutsche und Slawen Beispiele aus Schlesien und anderen Ostgebieten Europaverlag Wien 1974 ISBN 3 203 50510 X S 29 53 Albert Hantsch Vom Hummel zur Heuscheuer Marx Leimen Heidelberg 1976 Ruzena Hlusickova Kladsko a Ceskoslovensko v letech 1945 1947 Studie a dokumenty Ziemia Klodzka a Czechoslowacja w latach 1945 1947 Ustav Historickych ved Pedagogicke Fakulty Vysoke skoly Pedagogicke Hradec Kralove 1999 ISBN 80 238 5087 3 Kladsky sbornik Supplementum 1 Ferdinand Graf von Magnis Das Glatzer Land in seiner Beziehung zu Bohmen und Schlesien Selbstverlag Freudenberg Rauenberg 1990 S 155 Zdenek Bil Der Bohmische Winkel In Grafschafter Bote 2 1999 ZDB ID 952258 x S 14 16 Lydia Bastecka Ivana Ebelova Nachod Dejiny ceskych mest Nakladatelstvi Lidove noviny Praha 2004 ISBN 80 7106 674 5 S 249 250 Dejiny Ceskych Mest Cesky koutek v Kladsku Studie a state Kladsky sbornik 5 supplementum Hradec Kralove 2008 ISBN 978 80 903509 8 4 EinzelnachweiseTschechoslowakische Denkschriften fur die Friedenskonferenz von Paris 1919 Memorandum Nr 9 Das Problem des Glatzer Gebietes Ales Fetters Vaclac Cerny v rodnem kraji Sbornik k nedozitym narozeninam univ prof Vaclava Cerneho Nakladatelstvi JUKO Nachod 1994 S 17f Vaclav Cerny Pameti Autobiografie Toronto 68 Publishers S 31f Eva Koudelkova Byli jsme tam doma Vzpominky pametniku na detstvi v Ceskem koutku Nakladatelstvi Bor Liberec 2017 Krysztof Kozbial Szkola z czeskim jezykiem nauczania v Kudowie Zdroju In Kladsky Sbornik 5 2003 S 177 185 WeblinksHistorische Landkarte um 1400 von Josef Vitezslav Simak Zdenek Visek Osud Ceskeho koutku v Kladsku Heft 3 2006 online

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