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Die Börsenumsatzsteuer historisch auch Börsensteuer ist eine Kapitalverkehrsteuer und wird auf den Umsatz aus dem Handel

Börsenumsatzsteuer

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Die Börsenumsatzsteuer (historisch auch: Börsensteuer) ist eine Kapitalverkehrsteuer und wird auf den Umsatz aus dem Handel mit Wertpapieren erhoben, wenn die Geschäfte im Inland oder unter Beteiligung wenigstens eines Inländers im Ausland abgeschlossen werden. Als Wertpapiere im Sinne des Steuerrechts gelten Schuldverschreibungen (festverzinsliche Wertpapiere), Aktien sowie Investmentzertifikate (Investmentsparen).

Geschichte der Börsenumsatzsteuer in Deutschland

Nach dem britischen Beispiel der Stamp tax wurden mit dem von 1881 die Urkunden bestimmter Wertpapieranschaffungen reichseinheitlich mit einer Stempelabgabe belastet. Ab 1885 wurden die Wertpapiertransaktionen Besteuerungsgrundlage und prozentualen Steuersätzen unterworfen. Das Kapitalverkehrsteuergesetz von 1922 führte den Begriff der Börsenumsatzsteuer ein. Die alte Stempelsteuer wurde mit der Gesellschaft- und Wertpapiersteuer zusammengefasst. Ab September 1944 wurde die Börsenumsatzsteuer ausgesetzt, 1948 aber wieder eingeführt. Ab 1949 war es eine Steuer, die den Ländern zustand. Das Aufkommen stand seit der Verfassungsänderung von 1969 an dem Bund zu.

Die Börsenumsatzsteuer wurde in Deutschland je nach Wertpapierart mit 1 ‰ für öffentliche Anleihen und 2,5 ‰ vom Kurswert für andere festverzinsliche Papiere und für Aktien berechnet und auf den Wertpapierabrechnungen gesondert ausgewiesen. In besonderen Fällen wie z. B. bei Zeichnungsaufträgen wurde sie jedoch nicht berechnet.

Im Jahre 1991 wurde diese Steuer durch das erste Finanzmarktförderungsgesetz in Deutschland abgeschafft.

Situation in anderen Ländern

Als frühestes Beispiel gilt die Einführung in den Niederlanden 1624.

In den Vereinigten Staaten gab es bis ins Jahr 1966 eine Börsenumsatzsteuer von zuletzt 0,4 % und wurde dann abgeschafft. Seitdem gibt es nur noch eine bundesstaatabhängige Vermögensverkehrssteuer bspw. in New York im Umfang von 5 Cent je Aktie und maximal 350 US-Dollar pro Transaktion.

Auch in weiteren Staaten wurden die Börsenumsatzsteuern abgeschafft, so in Luxemburg 1987, in Spanien 1988, in den Niederlanden 1990, in Dänemark 1999, in Japan 1999, in Österreich 2000 durch das Kapitalmarktoffensive-Gesetz, in Frankreich 2008 und in Italien 2008.

In Großbritannien gibt es die Stamp duty reserve tax (SDRT), eine seit 1986 existierende Stempelsteuer für den Handel mit Aktien inländischer Gesellschaften an der Börse; der britische Staat nahm im Jahr 2007–2008 hierdurch 6,1 Milliarden Euro ein. Aufgrund der Finanzkrise sanken die Steuereinnahmen im Jahr 2008–2009 auf rund 4 Milliarden Euro.

Ein Fiasko war die Einführung der Börsenumsatzsteuer in Schweden 1985. Anstelle der geschätzten Einnahmen von umgerechnet jährlich 165 Mio. Euro wurden nicht mehr als 9 Mio. Euro erlöst. Grund dafür war der Zusammenbruch der Handelsumsätze um 85 % bei festverzinslichen Wertpapieren und des Terminhandel mit Futures und Optionen auf nahezu Null. Im Jahr 1992 wurde die Steuer abgeschafft.

Die Schweiz erhebt für den Kauf und Verkauf von Wertpapieren eine Umsatzabgabe von 1,5 ‰ für inländische Wertpapiere und 3,0 ‰ für ausländische Wertpapiere, wobei zahlreiche Ausnahmen und Befreiungen für institutionelle Anleger, Fonds und Versicherer eine umfassende Besteuerung ausschließen.

In Belgien existiert eine Börsenumsatzsteuer von 0,17 % bei Kauf/Verkauf belgischer oder ausländischer, börsennotierter Aktien, Anleihen und anderer Wertpapiere, höchstens 500 Euro. Daneben gibt es bei Kauf/Verkauf von belgischen Staatsschuldtiteln einen Sondersteuersatz von 0,7 %.

In Griechenland besteht eine Börsenumsatzsteuer bei Kauf oder Verkauf griechischer oder ausländischer, börsennotierter Aktien von 0,15 %.

Seit Oktober 2009 werden in Brasilien ausländische Investitionen in Aktien und Anleihen pauschal mit einer Kapitalverkehrsteuer von 2 % belastet, um einer weiteren Aufwertung der eigenen Währung durch zuströmendes Auslandskapital entgegenzuwirken.

Seit 1. Januar 1994 gibt es in der Volksrepublik China eine Börsensteuer bzw. eine Stempelsteuer als regulatorisches Instrument auf chinesische Aktien von 0,1 %, die im Mai 2007 auf 0,3 % erhöht und im April 2008 wieder auf 0,1 % gesenkt wurde. Im Oktober 2008 wurde die käuferseitige Belastung durch die Stempelsteuer ganz abgeschafft.

Europarechtliche Situation

Die Richtlinie 2008/7/EG vom 12. Februar 2008 konkretisiert in Artikel 5 Abs. 2 die Kapitalverkehrsfreiheit, eine der vier Grundfreiheiten der EU. Eine Erhebung einer Börsenumsatzsteuer wird unter den in Artikel 6 Abs. 1 der Richtlinie niedergelegten Voraussetzungen aber ausdrücklich erlaubt.

Politische Diskussion

Eine Wiedereinführung ist immer wieder Gegenstand politischer Diskussionen. Bei einem Steuersatz von 0,1 % würden laut dem Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung in Deutschland Steuereinnahmen von etwa 35 Milliarden Euro erzeugt werden.

Oskar Lafontaine forderte im November 2008 eine Steuer von 1 %, wodurch nach seiner Angabe Steuereinnahmen von rund 70 Mrd. € entstehen würden, was 13 % des gesamten Steueraufkommens von ca. 538 Mrd € (2007) entspräche. Der Umsatz aller Wertpapierbörsen in Deutschland betrug im Jahr 2009 1,3 Billionen Euro (2008: EUR 2,47 Bio.).

Alle diese Kalkulationen gehen davon aus, dass der Börsenumsatz durch die Einführung einer Börsenumsatzsteuer unverändert bliebe. Diese Annahme ist jedoch ökonomisch nicht plausibel. Die isolierte Einführung einer Börsenumsatzsteuer in einem Land führte vermutlich zur Verlagerung von Teilen des Handels in Länder ohne Börsenumsatzsteuer. Selbst wenn derartige Verlagerungen unterbunden werden könnten, würde ein Teil des Arbitragehandels zwangsläufig wegfallen, da dessen Kosten aufgrund der Steuer höher wären als die Erträge.

Aus diesen Gründen tragen die gesamten Kapitalverkehrsteuern in Großbritannien nur etwa 0,5 % zu den gesamten Steuereinnahmen bei und in den USA zu weniger als 0,5 %.

Der SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier und Bundesfinanzminister Peer Steinbrück schlugen im Februar 2009 die Wiedereinführung der Börsenumsatzsteuer in Höhe von 0,5 % nach britischem Vorbild vor.

Im Januar 2010 forderte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) ebenfalls die Einführung einer Börsenumsatzsteuer.

Nach dem Vorschlag der EU beim G 20 Treffen im Juni 2011 zu einer globalen Finanztransaktionssteuer und der Entscheidung auf dem Deutsch-Französischen Wirtschafts-Gipfel im August 2011 wird heftig über die Einführung einer europaweiten Börsenumsatzsteuer gerungen.

Ökonomische Wirkung

In den Wirtschaftswissenschaften werden Börsenumsatzsteuern oft kritisch bewertet, da diese als Transaktionskosten die Effizienz der Wertpapiermärkte senkten. So stellten Karl Friedrich Habermeier und Andrei Pawlowitsch Kirilenko in einer Studie des IWF fest, dass Transaktionssteuern negative Effekte auf Volatilität und Marktliquidität von Märkten haben und zu einer geringeren Informationseffizienz führen. In einer Studie über Änderungen in der finnischen und schwedischen Börsenumsatzsteuer haben Peter Swan und Joakim Westerholm festgestellt, dass eine Verringerung von Transaktionskosten zu deutlich niedrigerer Volatilität führt.

Rüdiger von Rosen, Chef des Deutschen Aktieninstituts, warnt vor nachteiligen Auswirkungen für „direkte und indirekte Anleger beispielsweise in Aktienfonds sowie 2,4 Millionen Vertragspartner von Riester-Aktiensparverträgen und viele Millionen von Versicherungsnehmern“. Diese Gruppe müsse man aber „aus Gründen erforderlicher privater Altersvorsorge erweitern und stärken“. Außerdem gebe es in Deutschland mit der Abgeltungsteuer bereits eine im internationalen Vergleich sehr hohe Besteuerung von Aktienerträgen.

Befürworter halten dem einen positiven Beitrag zur Verringerung spekulativer Investitionen entgegen, weil kurzfristige Vermögensverschiebungen relativ zu langfristigen Anlagen teurer werden, im Gegensatz zu einer Abgeltungsteuer, bei der Dividende und Kursgewinn gleichermaßen besteuert werden. Dieser Überlegung zugrunde liegt die von John Maynard Keynes aufgebrachte Annahme, dass ein Investment, das mit dem Ziel einer zu erwartenden Dividende getätigt wird, gegenüber einem Investment, das aufgrund erwarteter Kursgewinne getätigt wird, für die Gesamtwirtschaft nützlicher ist.

Dazu soll die Gewinnspanne beim Aktienhandel verringert werden, was einer beabsichtigten Effizienzverringerung der Wertpapiermärkte gleichkommt. Keynes geht davon aus, dass dann Spekulation, die er als Voraussagen der Marktpsychologie beschreibt, verringert werden kann. Dadurch sollen auch Marktüberreaktionen, zum Beispiel nach einem Terroranschlag, ausbleiben, da die Anleger schon vorher langfristig und mit Blick auf Aktiendividenden angelegt haben.

Siehe auch

  • Stempelsteuer
  • Tobin-Steuer
  • Finanztransaktionssteuer

Literatur

  • Alfred Meyer: Die deutschen Börsensteuern 1881–1900. Ihre Geschichte und ihr Einfluss auf das Bankgeschäft. Cotta, Stuttgart 1902.

Einzelnachweise

  1. Börsensteuer — eLexikon. In: peterhug.ch. Abgerufen am 7. November 2017. 
  2. Artikel 4 des Gesetzes zur Verbesserung der Rahmenbedingungen der Finanzmärkte; BGBl I 1990, 266
  3. Zur Theorie der Stempelsteuern on JSTOR. In: jstor.org. Abgerufen am 7. November 2017. 
  4. Deutscher Bundestag: Georg Fahrenschon: Börsenumsatzsteuer ist ein Relikt aus dem 19. Jahrhundert
  5. Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB): Übersicht über die Besteuerung von Wertpapiertransaktionen in ausgewählten Staaten (Memento vom 8. Mai 2010 im Internet Archive)
  6. COMMISSION STAFF WORKING PAPER: IMPACT ASSESSMENT – Accompanying the document: Proposal for a Council Directive on a common system of financial transaction tax and amending Directive 2008/7/EC (SEC/2011/1102 final) , abgerufen am 2. Dezember 2011. Vol. 9: Annex 8: Country Experiences, S. 4–6.
  7. BT-Drs. 16/12571, wobei die Beschreibung auf folgender Quelle basiert: Steven R. Umlauf: Transaction Taxes and the Behavior of the Swedish Stock Market. In: Journal of Financial Economics. Band 33, Nr. 2, April 1993, S. 227–240, doi:10.1016/0304-405X(93)90005-V (englisch). 
  8. Richtlinie 2008/7/EG. In: Amtsblatt der Europäischen Union. L, Nr. 46, 21. Februar 2008, S. 11–22.
  9. Wiedereinführung der Börsenumsatzsteuer geplant. (Memento vom 12. Februar 2009 im Internet Archive), boerse.ARD.de, 11. Februar 2009
  10. Quelle: Ruhrnachrichten
  11. Handelsumsätze Dezember und Gesamtjahr 2009 (Memento vom 26. Mai 2011 im Internet Archive), Deutsche Börse AG
  12. [1]@1@2 (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven), S. 19
  13. Rüttgers will Banken bluten lassen. In: stern.de. 13. Januar 2010, abgerufen am 1. Februar 2024. 
  14. Brüssel: EU will bei G 20 für Finanztransaktionssteuer werben In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 17. Juni 2010. Abgerufen am 29. Oktober 2011 
  15. Deutsch-Französischer Gipfel: Merkel und Sarkozy wollen europäische Wirtschaftsregierung (Memento des Originals vom 11. September 2011 im Internet Archive) In: Financial Times Deutschland, 16. August 2011. Abgerufen am 29. Oktober 2011 
  16. Karl Friedrich Habermeier/Andrei Kirilenko: Securities Transaction Taxes and Financial Markets, IMF Working Paper 01/51 (engl.)
  17. Peter Swan/Joakim Westerholm: The Impact Of Transaction Costs On Turnover And Asset Prices; The Cases Of Sweden'S And Finland'S Security Transaction Tax Reductions, CEIS Working Paper 144, Archivlink (Memento vom 11. Oktober 2008 im Internet Archive) (engl.)
  18. Euro am Sonntagvom 7. März 2003, Brauchen wir eine Börsenumsatzsteuer?
  19. John Maynard Keynes, The General Theory of Employment, Interest and Money, 1936, Kapitel 12 Abs. 6 (engl.)
  20. John Maynard Keynes, The General Theory of Employment, Interest and Money, 1936, Kapitel 12 Abs. 6
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Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 26 Jun 2025 / 11:16

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Die Borsenumsatzsteuer historisch auch Borsensteuer ist eine Kapitalverkehrsteuer und wird auf den Umsatz aus dem Handel mit Wertpapieren erhoben wenn die Geschafte im Inland oder unter Beteiligung wenigstens eines Inlanders im Ausland abgeschlossen werden Als Wertpapiere im Sinne des Steuerrechts gelten Schuldverschreibungen festverzinsliche Wertpapiere Aktien sowie Investmentzertifikate Investmentsparen Geschichte der Borsenumsatzsteuer in DeutschlandSchuldverschreibung der Stadt Barmen vom 15 Januar 1908 mit Stempelaufdruck uber die Reichs Stempel Abgabe Nach dem britischen Beispiel der Stamp tax wurden mit dem von 1881 die Urkunden bestimmter Wertpapieranschaffungen reichseinheitlich mit einer Stempelabgabe belastet Ab 1885 wurden die Wertpapiertransaktionen Besteuerungsgrundlage und prozentualen Steuersatzen unterworfen Das Kapitalverkehrsteuergesetz von 1922 fuhrte den Begriff der Borsenumsatzsteuer ein Die alte Stempelsteuer wurde mit der Gesellschaft und Wertpapiersteuer zusammengefasst Ab September 1944 wurde die Borsenumsatzsteuer ausgesetzt 1948 aber wieder eingefuhrt Ab 1949 war es eine Steuer die den Landern zustand Das Aufkommen stand seit der Verfassungsanderung von 1969 an dem Bund zu Die Borsenumsatzsteuer wurde in Deutschland je nach Wertpapierart mit 1 fur offentliche Anleihen und 2 5 vom Kurswert fur andere festverzinsliche Papiere und fur Aktien berechnet und auf den Wertpapierabrechnungen gesondert ausgewiesen In besonderen Fallen wie z B bei Zeichnungsauftragen wurde sie jedoch nicht berechnet Im Jahre 1991 wurde diese Steuer durch das erste Finanzmarktforderungsgesetz in Deutschland abgeschafft Situation in anderen LandernAls fruhestes Beispiel gilt die Einfuhrung in den Niederlanden 1624 In den Vereinigten Staaten gab es bis ins Jahr 1966 eine Borsenumsatzsteuer von zuletzt 0 4 und wurde dann abgeschafft Seitdem gibt es nur noch eine bundesstaatabhangige Vermogensverkehrssteuer bspw in New York im Umfang von 5 Cent je Aktie und maximal 350 US Dollar pro Transaktion Auch in weiteren Staaten wurden die Borsenumsatzsteuern abgeschafft so in Luxemburg 1987 in Spanien 1988 in den Niederlanden 1990 in Danemark 1999 in Japan 1999 in Osterreich 2000 durch das Kapitalmarktoffensive Gesetz in Frankreich 2008 und in Italien 2008 In Grossbritannien gibt es die Stamp duty reserve tax SDRT eine seit 1986 existierende Stempelsteuer fur den Handel mit Aktien inlandischer Gesellschaften an der Borse der britische Staat nahm im Jahr 2007 2008 hierdurch 6 1 Milliarden Euro ein Aufgrund der Finanzkrise sanken die Steuereinnahmen im Jahr 2008 2009 auf rund 4 Milliarden Euro Ein Fiasko war die Einfuhrung der Borsenumsatzsteuer in Schweden 1985 Anstelle der geschatzten Einnahmen von umgerechnet jahrlich 165 Mio Euro wurden nicht mehr als 9 Mio Euro erlost Grund dafur war der Zusammenbruch der Handelsumsatze um 85 bei festverzinslichen Wertpapieren und des Terminhandel mit Futures und Optionen auf nahezu Null Im Jahr 1992 wurde die Steuer abgeschafft Die Schweiz erhebt fur den Kauf und Verkauf von Wertpapieren eine Umsatzabgabe von 1 5 fur inlandische Wertpapiere und 3 0 fur auslandische Wertpapiere wobei zahlreiche Ausnahmen und Befreiungen fur institutionelle Anleger Fonds und Versicherer eine umfassende Besteuerung ausschliessen In Belgien existiert eine Borsenumsatzsteuer von 0 17 bei Kauf Verkauf belgischer oder auslandischer borsennotierter Aktien Anleihen und anderer Wertpapiere hochstens 500 Euro Daneben gibt es bei Kauf Verkauf von belgischen Staatsschuldtiteln einen Sondersteuersatz von 0 7 In Griechenland besteht eine Borsenumsatzsteuer bei Kauf oder Verkauf griechischer oder auslandischer borsennotierter Aktien von 0 15 Seit Oktober 2009 werden in Brasilien auslandische Investitionen in Aktien und Anleihen pauschal mit einer Kapitalverkehrsteuer von 2 belastet um einer weiteren Aufwertung der eigenen Wahrung durch zustromendes Auslandskapital entgegenzuwirken Seit 1 Januar 1994 gibt es in der Volksrepublik China eine Borsensteuer bzw eine Stempelsteuer als regulatorisches Instrument auf chinesische Aktien von 0 1 die im Mai 2007 auf 0 3 erhoht und im April 2008 wieder auf 0 1 gesenkt wurde Im Oktober 2008 wurde die kauferseitige Belastung durch die Stempelsteuer ganz abgeschafft Europarechtliche SituationDie Richtlinie 2008 7 EG vom 12 Februar 2008 konkretisiert in Artikel 5 Abs 2 die Kapitalverkehrsfreiheit eine der vier Grundfreiheiten der EU Eine Erhebung einer Borsenumsatzsteuer wird unter den in Artikel 6 Abs 1 der Richtlinie niedergelegten Voraussetzungen aber ausdrucklich erlaubt Politische DiskussionEine Wiedereinfuhrung ist immer wieder Gegenstand politischer Diskussionen Bei einem Steuersatz von 0 1 wurden laut dem Osterreichischen Institut fur Wirtschaftsforschung in Deutschland Steuereinnahmen von etwa 35 Milliarden Euro erzeugt werden Oskar Lafontaine forderte im November 2008 eine Steuer von 1 wodurch nach seiner Angabe Steuereinnahmen von rund 70 Mrd entstehen wurden was 13 des gesamten Steueraufkommens von ca 538 Mrd 2007 entsprache Der Umsatz aller Wertpapierborsen in Deutschland betrug im Jahr 2009 1 3 Billionen Euro 2008 EUR 2 47 Bio Alle diese Kalkulationen gehen davon aus dass der Borsenumsatz durch die Einfuhrung einer Borsenumsatzsteuer unverandert bliebe Diese Annahme ist jedoch okonomisch nicht plausibel Die isolierte Einfuhrung einer Borsenumsatzsteuer in einem Land fuhrte vermutlich zur Verlagerung von Teilen des Handels in Lander ohne Borsenumsatzsteuer Selbst wenn derartige Verlagerungen unterbunden werden konnten wurde ein Teil des Arbitragehandels zwangslaufig wegfallen da dessen Kosten aufgrund der Steuer hoher waren als die Ertrage Aus diesen Grunden tragen die gesamten Kapitalverkehrsteuern in Grossbritannien nur etwa 0 5 zu den gesamten Steuereinnahmen bei und in den USA zu weniger als 0 5 Der SPD Kanzlerkandidat Frank Walter Steinmeier und Bundesfinanzminister Peer Steinbruck schlugen im Februar 2009 die Wiedereinfuhrung der Borsenumsatzsteuer in Hohe von 0 5 nach britischem Vorbild vor Im Januar 2010 forderte der nordrhein westfalische Ministerprasident Jurgen Ruttgers CDU ebenfalls die Einfuhrung einer Borsenumsatzsteuer Nach dem Vorschlag der EU beim G 20 Treffen im Juni 2011 zu einer globalen Finanztransaktionssteuer und der Entscheidung auf dem Deutsch Franzosischen Wirtschafts Gipfel im August 2011 wird heftig uber die Einfuhrung einer europaweiten Borsenumsatzsteuer gerungen Okonomische WirkungIn den Wirtschaftswissenschaften werden Borsenumsatzsteuern oft kritisch bewertet da diese als Transaktionskosten die Effizienz der Wertpapiermarkte senkten So stellten Karl Friedrich Habermeier und Andrei Pawlowitsch Kirilenko in einer Studie des IWF fest dass Transaktionssteuern negative Effekte auf Volatilitat und Marktliquiditat von Markten haben und zu einer geringeren Informationseffizienz fuhren In einer Studie uber Anderungen in der finnischen und schwedischen Borsenumsatzsteuer haben Peter Swan und Joakim Westerholm festgestellt dass eine Verringerung von Transaktionskosten zu deutlich niedrigerer Volatilitat fuhrt Rudiger von Rosen Chef des Deutschen Aktieninstituts warnt vor nachteiligen Auswirkungen fur direkte und indirekte Anleger beispielsweise in Aktienfonds sowie 2 4 Millionen Vertragspartner von Riester Aktiensparvertragen und viele Millionen von Versicherungsnehmern Diese Gruppe musse man aber aus Grunden erforderlicher privater Altersvorsorge erweitern und starken Ausserdem gebe es in Deutschland mit der Abgeltungsteuer bereits eine im internationalen Vergleich sehr hohe Besteuerung von Aktienertragen Befurworter halten dem einen positiven Beitrag zur Verringerung spekulativer Investitionen entgegen weil kurzfristige Vermogensverschiebungen relativ zu langfristigen Anlagen teurer werden im Gegensatz zu einer Abgeltungsteuer bei der Dividende und Kursgewinn gleichermassen besteuert werden Dieser Uberlegung zugrunde liegt die von John Maynard Keynes aufgebrachte Annahme dass ein Investment das mit dem Ziel einer zu erwartenden Dividende getatigt wird gegenuber einem Investment das aufgrund erwarteter Kursgewinne getatigt wird fur die Gesamtwirtschaft nutzlicher ist Dazu soll die Gewinnspanne beim Aktienhandel verringert werden was einer beabsichtigten Effizienzverringerung der Wertpapiermarkte gleichkommt Keynes geht davon aus dass dann Spekulation die er als Voraussagen der Marktpsychologie beschreibt verringert werden kann Dadurch sollen auch Marktuberreaktionen zum Beispiel nach einem Terroranschlag ausbleiben da die Anleger schon vorher langfristig und mit Blick auf Aktiendividenden angelegt haben Siehe auchStempelsteuer Tobin Steuer FinanztransaktionssteuerLiteraturAlfred Meyer Die deutschen Borsensteuern 1881 1900 Ihre Geschichte und ihr Einfluss auf das Bankgeschaft Cotta Stuttgart 1902 EinzelnachweiseBorsensteuer eLexikon In peterhug ch Abgerufen am 7 November 2017 Artikel 4 des Gesetzes zur Verbesserung der Rahmenbedingungen der Finanzmarkte BGBl I 1990 266 Zur Theorie der Stempelsteuern on JSTOR In jstor org Abgerufen am 7 November 2017 Deutscher Bundestag Georg Fahrenschon Borsenumsatzsteuer ist ein Relikt aus dem 19 Jahrhundert Deutscher Gewerkschaftsbund DGB Ubersicht uber die Besteuerung von Wertpapiertransaktionen in ausgewahlten Staaten Memento vom 8 Mai 2010 im Internet Archive COMMISSION STAFF WORKING PAPER IMPACT ASSESSMENT Accompanying the document Proposal for a Council Directive on a common system of financial transaction tax and amending Directive 2008 7 EC SEC 2011 1102 final abgerufen am 2 Dezember 2011 Vol 9 Annex 8 Country Experiences S 4 6 BT Drs 16 12571 wobei die Beschreibung auf folgender Quelle basiert Steven R Umlauf Transaction Taxes and the Behavior of the Swedish Stock Market In Journal of Financial Economics Band 33 Nr 2 April 1993 S 227 240 doi 10 1016 0304 405X 93 90005 V englisch Richtlinie 2008 7 EG In Amtsblatt der Europaischen Union L Nr 46 21 Februar 2008 S 11 22 Wiedereinfuhrung der Borsenumsatzsteuer geplant Memento vom 12 Februar 2009 im Internet Archive boerse ARD de 11 Februar 2009 Quelle Ruhrnachrichten Handelsumsatze Dezember und Gesamtjahr 2009 Memento vom 26 Mai 2011 im Internet Archive Deutsche Borse AG 1 1 2 Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2018 Suche in Webarchiven S 19 Ruttgers will Banken bluten lassen In stern de 13 Januar 2010 abgerufen am 1 Februar 2024 Brussel EU will bei G 20 fur Finanztransaktionssteuer werben In Frankfurter Allgemeine Zeitung 17 Juni 2010 Abgerufen am 29 Oktober 2011 Deutsch Franzosischer Gipfel Merkel und Sarkozy wollen europaische Wirtschaftsregierung Memento des Originals vom 11 September 2011 im Internet Archive In Financial Times Deutschland 16 August 2011 Abgerufen am 29 Oktober 2011 Karl Friedrich Habermeier Andrei Kirilenko Securities Transaction Taxes and Financial Markets IMF Working Paper 01 51 engl Peter Swan Joakim Westerholm The Impact Of Transaction Costs On Turnover And Asset Prices The Cases Of Sweden S And Finland S Security Transaction Tax Reductions CEIS Working Paper 144 Archivlink Memento vom 11 Oktober 2008 im Internet Archive engl Euro am Sonntagvom 7 Marz 2003 Brauchen wir eine Borsenumsatzsteuer John Maynard Keynes The General Theory of Employment Interest and Money 1936 Kapitel 12 Abs 6 engl John Maynard Keynes The General Theory of Employment Interest and Money 1936 Kapitel 12 Abs 6Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4340613 0 GND Explorer lobid OGND AKS

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