Das Bläß sche Palais in Heilbronn wurde 1756 bis 1758 als städtisches Waisen Zucht und Arbeitshaus erbaut und diente ab
Bläß’sches Palais

Das Bläß’sche Palais in Heilbronn wurde 1756 bis 1758 als städtisches Waisen-, Zucht- und Arbeitshaus erbaut und diente ab 1803 als Palais des Herzogs und späteren Königs Friedrich I. von Württemberg. Seinen Namen erhielt das Gebäude nach dem Heilbronner Unternehmer Carl Bartholomäus Bläß, der das Gebäude 1828 erwarb und eine Essig- und Bleiweißfabrik betrieb. Nach Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg wurde die Ruine 1951 zum Abriss ausgeschrieben.
Geschichte
Waisen-, Zucht- und Arbeitshaus
In Heilbronn waren bis ins 18. Jahrhundert Waisen im beim Katharinenspital gelegenen Seelhaus untergebracht. Diese Unterbringung in einem alten und engen Gebäude, in unmittelbarer Umgebung von Alten und Gebrechlichen, hatte mancherlei Nachteile, die jedoch erst im Zuge der Aufklärung in das Bewusstsein der städtischen Fürsorge traten. Im benachbarten Württemberg entstanden nach dem Muster des Frankfurter Waisenhauses im frühen 18. Jahrhundert in Stuttgart und in Ludwigsburg Einrichtungen, in der Waisen, Züchtlinge und Arme unterkamen und in einer Manufaktur arbeiteten. Der Heilbronner Rat und Baumeister und spätere Bürgermeister Georg Heinrich von Roßkampff (1720–1794) hat die beiden Häuser in Stuttgart und Ludwigsburg besichtigt und dem Heilbronner Rat mündlich am 28. Februar 1756 und schriftlich nochmals am 4. März darüber berichtet. Innerhalb weniger Tage fasste man den Beschluss, auch in Heilbronn am Bollwerksplatz eine solche Einrichtung zu schaffen. Baumeister Roßkampff legte bereits am 18. März 1756 einen Aufriss des Gebäudes und einen ersten Kostenvoranschlag vor.
Am 20. März 1756 verabschiedete der Rat der Stadt einen Finanzierungsplan für die Einrichtung. Der Bau sollte zur Hälfte von der Bürgerschaft und zur Hälfte durch eine Sammlung bei auswärtigen Stellen finanziert werden. Man wandte sich hierfür an zahlreiche Reichsstädte, von denen die meisten jedoch eine Kostenbeteiligung ablehnten. Zuschüsse für das Bauvorhaben kamen aus Augsburg, Dortmund, Frankfurt am Main, Giengen, Hall, Hamburg, Leutkirch, Memmingen, Nürnberg, Regensburg, Überlingen, Ulm und Weißenburg in Bayern. Der künftige Unterhalt sollte durch die Gutleutpflege, die vor- und nachmittägliche Kirchenkollekte sowie die Hospitalpflege bestritten werden. Nach dem Eintreffen weiterer Berichte aus Stuttgart und Ludwigsburg bot man einem Stuttgarter Bewerber bereits am 1. April eine Stelle als „Wayssenvatter“ an und sagte ihm zu, seine Aufgabe zunächst in einem leerstehenden Pfarrhaus aufnehmen zu können, bis der geplante Neubau vollendet sei.
Am 15. Mai 1756 entschied man sich statt des ursprünglich geplanten Standorts am Bollwerksplatz für einen Standort am Sülmertor. Die Baupläne und einen Kostenvoranschlag erstellte Baumeister Georg Philipp Wenger aus Neckarsulm. Die Bauaufsicht wurde dem „Wayssenvatter“ übertragen.
Die Grundsteinlegung des Gebäudes war am 5. Juni 1756. Als Baumaterial dienten Steine der Altböckinger Kirche und des Lettenturms, außerdem die seit längerem in der Nähe des Baugrundes lagernden Steine der abgebrochenen Jakobskapelle und des Sondersiechenhauses, sowie Steine des früheren Karmeliterklosters und aus Neckargartach herbeigeschaffte Steine. Für die Bauarbeiten wurden außerdem auch Straffällige zur Zwangsarbeit eingesetzt. Am 11. Oktober 1756 konnte bereits das Richtfest begangen werden. Nach Fertigstellung und Einrichtung wurde das Haus am 27. Oktober 1758 bezogen.
Für die Verwaltung der Einrichtung hatte die Stadt die Waisenhauspflege geschaffen, die 1760 ein eigenes Siegel und 1761 auch die Gerichtsbarkeit für im Haus begangene Delikte erhielt. Mit letzterer Regelung wollte man das Stadtgericht vor allem von der Klärung von Schlägereien zwischen Heiminsassen entlasten. Die Waisenhauspflege bestand aus zwei Pflegern, die wiederum dem Rat der Stadt entstammten. Einer der Pfleger war bis zu seinem Tod 1794 Georg Heinrich Roßkampff. Die kirchliche Versorgung des Hauses erfolgte von der Heilbronner Pfarrkirche aus, die ärztliche Betreuung erfolgte durch die Stadtärzte, darunter Eberhard Gmelin und Friedrich August Weber. Im Gebäude war eine Schule für die schulpflichtigen Kinder eingerichtet, für ältere Insassen gab es eine „Tobakstube“ in der Tabak und Alkohol konsumiert werden durften. Das Personal umfasste den Verwalter („Wayssenvatter“), einen Schulmeister (Präzeptor) mit Provisor, zuerst einen dann mehrere Aufseher, eine Köchin und eine Hausschneiderin. Die hauswirtschaftlichen Aufgaben wurden von den Insassen übernommen. Die Lebensmittel wurden in den zur Anstalt gehörigen Gärten angebaut oder vom Katharinenspital geliefert.
Der Verwalter, den man nahezu unbesehen von Stuttgart aus eingestellt hatte, wurde 1760 unter anderem wegen eines Notzuchtverbrechens vom Rat verwarnt und zu einer Geldstrafe verurteilt. Nach weiteren Vergehen wurde ihm 1761 gekündigt. Sein Nachfolger wurde ein Heilbronner Forstsekretär, der nach vier Amtsjahren starb. Der ihm nachfolgende Verwalter leitete die Einrichtung bis zu deren Schließung, fiel aber auch durch eine Misshandlung auf. Für die Schulmeisterstelle fand sich selbst nach zweijähriger Suche kein Heilbronner Bewerber, so dass 1761 ein Justus Dietrich Koch aus Weißenbrod eingestellt wurde. Von ihm ist überliefert, dass er sich den ihm zustehenden Wein in Geld ausbezahlen ließ und daher vermutlich kein Trinker war. Über die Züchtlings-Aufseher („Zuchtknechte“) liegen hingegen zahlreiche Beschwerden vor. Teils waren sie Trinker, teil haben sie ihren Dienst nur nachlässig oder überhaupt nicht erfüllt, so dass es zu zahlreichen Kündigungen und Maßregelungen kam.
Die im Haus untergebrachten ungefähr 30 Waisen führten unter Präzeptor Koch ein vergleichsweise gutes Leben. Die Verpflegung war ausreichend, das Haus war groß und die benötigte Kleidung wurde im Haus selbst hergestellt. Die Waisenhausschule genoss einen über die Stadt hinausreichenden guten Ruf, so dass bald auch einige Bürger um die Aufnahme ihrer Kinder dort nachsuchten, was in geringem Umfang auch bewilligt wurde.
Die Insassen des Zuchthausteils waren durch den Rat eingewiesene Personen, üblicherweise Bettler, Trinker und . Auch Personen, die geringfügige Straftaten begangen hatten, wurden zeitweilig ins Arbeitshaus eingewiesen. Sofern die Insassen aus Heilbronn stammten, hatten ihre Angehörigen für ihre Verpflegung zu sorgen, nur auswärtige Insassen wurden im Haus mitverpflegt. Die Zuchthausinsassen stellten im Haus den geringeren Teil, höchstens jeweils etwa 10 Personen, und wurden anfangs hauptsächlich zu den eigenen Bauarbeiten herangezogen. 1761 wurden z. B. eine Waschküche und ein Gemüsekeller errichtet. Man hat die Insassen dann auch zu Bauarbeiten außerhalb des Arbeitshauses eingesetzt, doch kam es dabei zu zahlreichen Fluchtversuchen, so dass man zur Beschäftigung der Insassen die Heimarbeit aufnahm. 1760 betrieb man Hanfverarbeitung, später eine Gewürzmühle. 1762 nahm man versuchsweise die Baumwollweberei auf. Verschiedene Handwerker baten außerdem um Aufnahme ins Arbeitshaus, um dort z. B. dem Wollspinnen oder dem Strumpfweben nachzugehen.
Ab 1766 wurde schließlich eine fabrikartige Baumwollspinnerei im Hof des Gebäudes errichtet, in der auch die Waisenkinder mitarbeiten mussten. Die Fabrik war an wechselnde auswärtige Geschäftsleute vergeben, für die ein eigenes Fabrikantenwohnhaus erstellt wurde. Wirtschaftlich war die Fabrik wohl nie, so dass die Produktion bis 1785 bereits wieder zum Stillstand kam. Eine eigens errichtete Bleiche wurde in jenem Jahr an Heilbronner Handelsleute vermietet, 1792 vermietete man auch die Weberei, in der 1793 eine Essigsiederei entstand. Das Fabrikantengebäude bezog 1789 der kgl. großbritannische Minister .
Nach dem Tod des Gründers Roßkampff wurde seine Pflegerstelle im Juli 1794 mit Eberhard Ludwig Becht besetzt, der bereits 1782 Missstände im Waisen- und Arbeitshaus gerügt hatte. Unmittelbar nach Bechts Eintritt in die Waisenhauspflege begann man mit Überlegungen zur Auflösung der Einrichtung. Die Waisenkinder wurden ab Februar 1796 rasch sukzessive in Privathaushalte gegeben. Die Waisenhauspflege selber blieb zum Unterhalt der Waisen bestehen und wurde durch eine Stiftung nochmals aufgestockt.
Wechselnde Nutzung
Nach dem Auszug des Waisenhauses wurde das Gebäude zunächst an einen Tanzmeister vermietet, der dort Tanzunterricht erteilte. Von April bis Juni bezog österreichisches Militär das Gebäude. Während des Ersten Koalitionskrieges diente das Gebäude dann als Militärspital. 1797 bot das Schwäbische Industrie-Comtoir den Kauf oder die Pacht des Gebäudes an, die Stadt bevorzugte jedoch weiterhin die Nutzung durch das Militär.
Palais des württembergischen Herzogs Friedrich
Nach der Mediatisierung und dem Übergang der Stadt Heilbronn an Württemberg erwarb Herzog Friedrich von Württemberg das Gebäude im Jahr 1803 für 36.000 Gulden. Friedrich beauftragte seinen Hofbaumeister Nikolaus Friedrich von Thouret damit, das Gebäude an der Paulinenstraße 2 zum Palais umzubauen und einen Park anzulegen. Der umfassende Umbau fand bis 1806 statt. Aber auch für Württemberg war dieses Haus zu groß und daher veräußerte es die königliche Finanzkammer 1828 an den Heilbronner Unternehmer Bläß. Beim Verkauf durch die Stadt Heilbronn 1803 waren von der Kaufsumme zunächst nur 4.000 Gulden angezahlt worden. Der fehlende Rest wurde erst 1836/37 beglichen, als das Gebäude längst nicht mehr in württembergischen Besitz war.
Essig- und Bleiweißfabrik Bläß
Carl Bartholomäus Bläß (1800–1871) hatte das Gebäude 1828 von der württembergischen Hofkammer erworben und ließ in den Nebengebäuden des Palais eine Essig- und Bleiweißfabrik errichten, während er das Palais selbst mit seiner Familie bewohnte. Bläß betrieb ab 1824 auch Schafwollspinnerei, 1827 zudem die Naturbleicherei von Leinwand. 1839 produzierten Bläß und die Firma G. F. Rund, bei der Bläß zuvor tätig war, den Großteil der Essigproduktion in Württemberg, außerdem war Heilbronn der größte Bleichplatz des Landes.
In den Jahren 1860 bis 1864 nahm Bläß den Theologen David Friedrich Strauß mit seinen beiden Kindern im Haus auf. Sein Unternehmen wurde 1871 zu einer Kommanditgesellschaft umgewandelt. 1904 erwarben Theodor und Julius Mertz, die Gesellschafter des Unternehmens G. F. Rund, das Bläß’sche Unternehmen, während das Gebäude 1906 in den Besitz der Stadt Heilbronn kam.
Nutzung im 20. Jahrhundert
Nachdem die Stadt 1906 das Areal aufgekauft hatte, durchlief es eine weitere wechselvolle Geschichte. Die Stadt richtete zunächst Wohnungen in dem Gebäude ein. Eine davon bezog Stadtarzt Ludwig Heuss (Bruder von Theodor Heuss) mit seiner Familie. 1929 war das Gebäude als Zentralmuseum für die an verschiedene Standorte verteilten Heilbronner Museen im Gespräch. In den Jahren 1938/39 wurde das Innere des Palais umgebaut und das Gebäude der Kreisleitung der NSDAP überlassen. Im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt, stürzte die südöstliche Ecke des Palais am 5. Februar 1948 ein, woraufhin am 5. Oktober 1951 im Amtsblatt der Abbruch des Palais ausgeschrieben wurde.
Literatur
- Wilhelm Steinhilber: Das Gesundheitswesen im alten Heilbronn 1281–1871, Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn, Heft 4, Heilbronn 1956, S. 318–335.
- Wilhelm Steinhilber: Das Heilbronner Zucht-, Arbeits- und Waisenhaus. In: Schwaben und Franken. Heimatgeschichtliche Beilage der Heilbronner Stimme. 5. Jahrgang, Nr. 4, 2. Mai 1959, S. 1–2.
- Helmut Schmolz, Hubert Weckbach: Heilbronn mit Böckingen, Neckargartach, Sontheim. Die alte Stadt in Wort und Bild. 3. Auflage. Konrad, Weißenhorn 1966 (Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 14)
- Werner Heim: Heilbronn. Die Stadt zur Biedermeierzeit. 36 Lithographien der Gebrüder Wolff. Druck- und Verlagsanstalt Heilbronn, Heilbronn 1970 (Reihe über Heilbronn. Band 4)
- Christhard Schrenk, Hubert Weckbach: „… für Ihre Rechnung und Gefahr“. Rechnungen und Briefköpfe Heilbronner Firmen. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1994, ISBN 3-928990-48-9 (Kleine Schriftenreihe des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 30).
- Alexander Renz: Chronik der Stadt Heilbronn (= Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 34). Band VI: 1945–1951. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1995, ISBN 3-928990-55-1.
Einzelnachweise
- Dürr: Heilbronner Chronik, I. Teil, 1926, S. 295.
- Heim: Heilbronn. Die Stadt zur Biedermeierzeit, S. 15 [Das ehemalige königl. Palais]
- Christhard Schrenk, Hubert Weckbach: „… für Ihre Rechnung und Gefahr“. Rechnungen und Briefköpfe Heilbronner Firmen. Stadtarchiv Heilbronn, Heilbronn 1994, ISBN 3-928990-48-9 (Kleine Schriftenreihe des Archivs der Stadt Heilbronn. Band 30), S. 28
- Schrenk/Weckbach: „… für Ihre Rechnung und Gefahr“, S. 28 [C. B. Bläß – Rechnung ausgestellt am 27. Juni 1902]
- Renz, Chronik Heilbronn … 1945–1951, S. 225 und S. 535
Weblinks
- Berliner Platz 12: Das Waisen-, Zucht- und Arbeitshaus bei stadtgeschichte-heilbronn.de
Koordinaten: 49° 8′ 45,2″ N, 9° 13′ 18,7″ O
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Das Blass sche Palais in Heilbronn wurde 1756 bis 1758 als stadtisches Waisen Zucht und Arbeitshaus erbaut und diente ab 1803 als Palais des Herzogs und spateren Konigs Friedrich I von Wurttemberg Seinen Namen erhielt das Gebaude nach dem Heilbronner Unternehmer Carl Bartholomaus Blass der das Gebaude 1828 erwarb und eine Essig und Bleiweissfabrik betrieb Nach Beschadigungen im Zweiten Weltkrieg wurde die Ruine 1951 zum Abriss ausgeschrieben Das Blass sche Palais um 1830 Lithographie der Gebruder Wolff GeschichteWaisen Zucht und Arbeitshaus Die Einrichtung eines Waisen Zucht und Arbeitshauses geht auf Burgermeister Georg Heinrich von Rosskampff zuruck In Heilbronn waren bis ins 18 Jahrhundert Waisen im beim Katharinenspital gelegenen Seelhaus untergebracht Diese Unterbringung in einem alten und engen Gebaude in unmittelbarer Umgebung von Alten und Gebrechlichen hatte mancherlei Nachteile die jedoch erst im Zuge der Aufklarung in das Bewusstsein der stadtischen Fursorge traten Im benachbarten Wurttemberg entstanden nach dem Muster des Frankfurter Waisenhauses im fruhen 18 Jahrhundert in Stuttgart und in Ludwigsburg Einrichtungen in der Waisen Zuchtlinge und Arme unterkamen und in einer Manufaktur arbeiteten Der Heilbronner Rat und Baumeister und spatere Burgermeister Georg Heinrich von Rosskampff 1720 1794 hat die beiden Hauser in Stuttgart und Ludwigsburg besichtigt und dem Heilbronner Rat mundlich am 28 Februar 1756 und schriftlich nochmals am 4 Marz daruber berichtet Innerhalb weniger Tage fasste man den Beschluss auch in Heilbronn am Bollwerksplatz eine solche Einrichtung zu schaffen Baumeister Rosskampff legte bereits am 18 Marz 1756 einen Aufriss des Gebaudes und einen ersten Kostenvoranschlag vor Am 20 Marz 1756 verabschiedete der Rat der Stadt einen Finanzierungsplan fur die Einrichtung Der Bau sollte zur Halfte von der Burgerschaft und zur Halfte durch eine Sammlung bei auswartigen Stellen finanziert werden Man wandte sich hierfur an zahlreiche Reichsstadte von denen die meisten jedoch eine Kostenbeteiligung ablehnten Zuschusse fur das Bauvorhaben kamen aus Augsburg Dortmund Frankfurt am Main Giengen Hall Hamburg Leutkirch Memmingen Nurnberg Regensburg Uberlingen Ulm und Weissenburg in Bayern Der kunftige Unterhalt sollte durch die Gutleutpflege die vor und nachmittagliche Kirchenkollekte sowie die Hospitalpflege bestritten werden Nach dem Eintreffen weiterer Berichte aus Stuttgart und Ludwigsburg bot man einem Stuttgarter Bewerber bereits am 1 April eine Stelle als Wayssenvatter an und sagte ihm zu seine Aufgabe zunachst in einem leerstehenden Pfarrhaus aufnehmen zu konnen bis der geplante Neubau vollendet sei Am 15 Mai 1756 entschied man sich statt des ursprunglich geplanten Standorts am Bollwerksplatz fur einen Standort am Sulmertor Die Bauplane und einen Kostenvoranschlag erstellte Baumeister Georg Philipp Wenger aus Neckarsulm Die Bauaufsicht wurde dem Wayssenvatter ubertragen Die Grundsteinlegung des Gebaudes war am 5 Juni 1756 Als Baumaterial dienten Steine der Altbockinger Kirche und des Lettenturms ausserdem die seit langerem in der Nahe des Baugrundes lagernden Steine der abgebrochenen Jakobskapelle und des Sondersiechenhauses sowie Steine des fruheren Karmeliterklosters und aus Neckargartach herbeigeschaffte Steine Fur die Bauarbeiten wurden ausserdem auch Straffallige zur Zwangsarbeit eingesetzt Am 11 Oktober 1756 konnte bereits das Richtfest begangen werden Nach Fertigstellung und Einrichtung wurde das Haus am 27 Oktober 1758 bezogen Fur die Verwaltung der Einrichtung hatte die Stadt die Waisenhauspflege geschaffen die 1760 ein eigenes Siegel und 1761 auch die Gerichtsbarkeit fur im Haus begangene Delikte erhielt Mit letzterer Regelung wollte man das Stadtgericht vor allem von der Klarung von Schlagereien zwischen Heiminsassen entlasten Die Waisenhauspflege bestand aus zwei Pflegern die wiederum dem Rat der Stadt entstammten Einer der Pfleger war bis zu seinem Tod 1794 Georg Heinrich Rosskampff Die kirchliche Versorgung des Hauses erfolgte von der Heilbronner Pfarrkirche aus die arztliche Betreuung erfolgte durch die Stadtarzte darunter Eberhard Gmelin und Friedrich August Weber Im Gebaude war eine Schule fur die schulpflichtigen Kinder eingerichtet fur altere Insassen gab es eine Tobakstube in der Tabak und Alkohol konsumiert werden durften Das Personal umfasste den Verwalter Wayssenvatter einen Schulmeister Prazeptor mit Provisor zuerst einen dann mehrere Aufseher eine Kochin und eine Hausschneiderin Die hauswirtschaftlichen Aufgaben wurden von den Insassen ubernommen Die Lebensmittel wurden in den zur Anstalt gehorigen Garten angebaut oder vom Katharinenspital geliefert Der Verwalter den man nahezu unbesehen von Stuttgart aus eingestellt hatte wurde 1760 unter anderem wegen eines Notzuchtverbrechens vom Rat verwarnt und zu einer Geldstrafe verurteilt Nach weiteren Vergehen wurde ihm 1761 gekundigt Sein Nachfolger wurde ein Heilbronner Forstsekretar der nach vier Amtsjahren starb Der ihm nachfolgende Verwalter leitete die Einrichtung bis zu deren Schliessung fiel aber auch durch eine Misshandlung auf Fur die Schulmeisterstelle fand sich selbst nach zweijahriger Suche kein Heilbronner Bewerber so dass 1761 ein Justus Dietrich Koch aus Weissenbrod eingestellt wurde Von ihm ist uberliefert dass er sich den ihm zustehenden Wein in Geld ausbezahlen liess und daher vermutlich kein Trinker war Uber die Zuchtlings Aufseher Zuchtknechte liegen hingegen zahlreiche Beschwerden vor Teils waren sie Trinker teil haben sie ihren Dienst nur nachlassig oder uberhaupt nicht erfullt so dass es zu zahlreichen Kundigungen und Massregelungen kam Die im Haus untergebrachten ungefahr 30 Waisen fuhrten unter Prazeptor Koch ein vergleichsweise gutes Leben Die Verpflegung war ausreichend das Haus war gross und die benotigte Kleidung wurde im Haus selbst hergestellt Die Waisenhausschule genoss einen uber die Stadt hinausreichenden guten Ruf so dass bald auch einige Burger um die Aufnahme ihrer Kinder dort nachsuchten was in geringem Umfang auch bewilligt wurde Die Insassen des Zuchthausteils waren durch den Rat eingewiesene Personen ublicherweise Bettler Trinker und Auch Personen die geringfugige Straftaten begangen hatten wurden zeitweilig ins Arbeitshaus eingewiesen Sofern die Insassen aus Heilbronn stammten hatten ihre Angehorigen fur ihre Verpflegung zu sorgen nur auswartige Insassen wurden im Haus mitverpflegt Die Zuchthausinsassen stellten im Haus den geringeren Teil hochstens jeweils etwa 10 Personen und wurden anfangs hauptsachlich zu den eigenen Bauarbeiten herangezogen 1761 wurden z B eine Waschkuche und ein Gemusekeller errichtet Man hat die Insassen dann auch zu Bauarbeiten ausserhalb des Arbeitshauses eingesetzt doch kam es dabei zu zahlreichen Fluchtversuchen so dass man zur Beschaftigung der Insassen die Heimarbeit aufnahm 1760 betrieb man Hanfverarbeitung spater eine Gewurzmuhle 1762 nahm man versuchsweise die Baumwollweberei auf Verschiedene Handwerker baten ausserdem um Aufnahme ins Arbeitshaus um dort z B dem Wollspinnen oder dem Strumpfweben nachzugehen Ab 1766 wurde schliesslich eine fabrikartige Baumwollspinnerei im Hof des Gebaudes errichtet in der auch die Waisenkinder mitarbeiten mussten Die Fabrik war an wechselnde auswartige Geschaftsleute vergeben fur die ein eigenes Fabrikantenwohnhaus erstellt wurde Wirtschaftlich war die Fabrik wohl nie so dass die Produktion bis 1785 bereits wieder zum Stillstand kam Eine eigens errichtete Bleiche wurde in jenem Jahr an Heilbronner Handelsleute vermietet 1792 vermietete man auch die Weberei in der 1793 eine Essigsiederei entstand Das Fabrikantengebaude bezog 1789 der kgl grossbritannische Minister Nach dem Tod des Grunders Rosskampff wurde seine Pflegerstelle im Juli 1794 mit Eberhard Ludwig Becht besetzt der bereits 1782 Missstande im Waisen und Arbeitshaus gerugt hatte Unmittelbar nach Bechts Eintritt in die Waisenhauspflege begann man mit Uberlegungen zur Auflosung der Einrichtung Die Waisenkinder wurden ab Februar 1796 rasch sukzessive in Privathaushalte gegeben Die Waisenhauspflege selber blieb zum Unterhalt der Waisen bestehen und wurde durch eine Stiftung nochmals aufgestockt Wechselnde Nutzung Nach dem Auszug des Waisenhauses wurde das Gebaude zunachst an einen Tanzmeister vermietet der dort Tanzunterricht erteilte Von April bis Juni bezog osterreichisches Militar das Gebaude Wahrend des Ersten Koalitionskrieges diente das Gebaude dann als Militarspital 1797 bot das Schwabische Industrie Comtoir den Kauf oder die Pacht des Gebaudes an die Stadt bevorzugte jedoch weiterhin die Nutzung durch das Militar Palais des wurttembergischen Herzogs Friedrich Nach der Mediatisierung und dem Ubergang der Stadt Heilbronn an Wurttemberg erwarb Herzog Friedrich von Wurttemberg das Gebaude im Jahr 1803 fur 36 000 Gulden Friedrich beauftragte seinen Hofbaumeister Nikolaus Friedrich von Thouret damit das Gebaude an der Paulinenstrasse 2 zum Palais umzubauen und einen Park anzulegen Der umfassende Umbau fand bis 1806 statt Aber auch fur Wurttemberg war dieses Haus zu gross und daher verausserte es die konigliche Finanzkammer 1828 an den Heilbronner Unternehmer Blass Beim Verkauf durch die Stadt Heilbronn 1803 waren von der Kaufsumme zunachst nur 4 000 Gulden angezahlt worden Der fehlende Rest wurde erst 1836 37 beglichen als das Gebaude langst nicht mehr in wurttembergischen Besitz war Essig und Bleiweissfabrik Blass Ansicht der Essig und Bleiweissfabrik C F Blass Detail eines Rechnungsbogens um 1900 Carl Bartholomaus Blass 1800 1871 hatte das Gebaude 1828 von der wurttembergischen Hofkammer erworben und liess in den Nebengebauden des Palais eine Essig und Bleiweissfabrik errichten wahrend er das Palais selbst mit seiner Familie bewohnte Blass betrieb ab 1824 auch Schafwollspinnerei 1827 zudem die Naturbleicherei von Leinwand 1839 produzierten Blass und die Firma G F Rund bei der Blass zuvor tatig war den Grossteil der Essigproduktion in Wurttemberg ausserdem war Heilbronn der grosste Bleichplatz des Landes In den Jahren 1860 bis 1864 nahm Blass den Theologen David Friedrich Strauss mit seinen beiden Kindern im Haus auf Sein Unternehmen wurde 1871 zu einer Kommanditgesellschaft umgewandelt 1904 erwarben Theodor und Julius Mertz die Gesellschafter des Unternehmens G F Rund das Blass sche Unternehmen wahrend das Gebaude 1906 in den Besitz der Stadt Heilbronn kam Nutzung im 20 Jahrhundert Nachdem die Stadt 1906 das Areal aufgekauft hatte durchlief es eine weitere wechselvolle Geschichte Die Stadt richtete zunachst Wohnungen in dem Gebaude ein Eine davon bezog Stadtarzt Ludwig Heuss Bruder von Theodor Heuss mit seiner Familie 1929 war das Gebaude als Zentralmuseum fur die an verschiedene Standorte verteilten Heilbronner Museen im Gesprach In den Jahren 1938 39 wurde das Innere des Palais umgebaut und das Gebaude der Kreisleitung der NSDAP uberlassen Im Zweiten Weltkrieg schwer beschadigt sturzte die sudostliche Ecke des Palais am 5 Februar 1948 ein woraufhin am 5 Oktober 1951 im Amtsblatt der Abbruch des Palais ausgeschrieben wurde LiteraturWilhelm Steinhilber Das Gesundheitswesen im alten Heilbronn 1281 1871 Veroffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn Heft 4 Heilbronn 1956 S 318 335 Wilhelm Steinhilber Das Heilbronner Zucht Arbeits und Waisenhaus In Schwaben und Franken Heimatgeschichtliche Beilage der Heilbronner Stimme 5 Jahrgang Nr 4 2 Mai 1959 S 1 2 Helmut Schmolz Hubert Weckbach Heilbronn mit Bockingen Neckargartach Sontheim Die alte Stadt in Wort und Bild 3 Auflage Konrad Weissenhorn 1966 Veroffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn Band 14 Werner Heim Heilbronn Die Stadt zur Biedermeierzeit 36 Lithographien der Gebruder Wolff Druck und Verlagsanstalt Heilbronn Heilbronn 1970 Reihe uber Heilbronn Band 4 Christhard Schrenk Hubert Weckbach fur Ihre Rechnung und Gefahr Rechnungen und Briefkopfe Heilbronner Firmen Stadtarchiv Heilbronn Heilbronn 1994 ISBN 3 928990 48 9 Kleine Schriftenreihe des Archivs der Stadt Heilbronn Band 30 Alexander Renz Chronik der Stadt Heilbronn Veroffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn Band 34 Band VI 1945 1951 Stadtarchiv Heilbronn Heilbronn 1995 ISBN 3 928990 55 1 EinzelnachweiseDurr Heilbronner Chronik I Teil 1926 S 295 Heim Heilbronn Die Stadt zur Biedermeierzeit S 15 Das ehemalige konigl Palais Christhard Schrenk Hubert Weckbach fur Ihre Rechnung und Gefahr Rechnungen und Briefkopfe Heilbronner Firmen Stadtarchiv Heilbronn Heilbronn 1994 ISBN 3 928990 48 9 Kleine Schriftenreihe des Archivs der Stadt Heilbronn Band 30 S 28 Schrenk Weckbach fur Ihre Rechnung und Gefahr S 28 C B Blass Rechnung ausgestellt am 27 Juni 1902 Renz Chronik Heilbronn 1945 1951 S 225 und S 535WeblinksBerliner Platz 12 Das Waisen Zucht und Arbeitshaus bei stadtgeschichte heilbronn deListe der Burgen und Schlosser in Stadt und Landkreis Heilbronn Schlosser Schloss Affaltrach Schloss Assumstadt Schloss Babstadt Wasserschloss Bad 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145894444444 9 2218611111111 Koordinaten 49 8 45 2 N 9 13 18 7 O