Claudia Märtl 3 Juli 1954 in Amberg ist eine deutsche Historikerin mit dem Schwerpunkt Spätmittelalter Von 1995 bis 2001
Claudia Märtl

Claudia Märtl (* 3. Juli 1954 in Amberg) ist eine deutsche Historikerin mit dem Schwerpunkt Spätmittelalter.
Von 1995 bis 2001 war sie Professorin für Mittelalterliche Geschichte an der TU Braunschweig. Von Wintersemester 2001/2002 bis 2020 lehrte sie als Professorin für Mittelalterliche Geschichte mit dem Schwerpunkt Spätmittelalter an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Vom 1. April 2012 bis 31. März 2014 war sie Präsidentin der Monumenta Germaniae Historica (MGH). Schwerpunktmäßig arbeitet sie zum Investiturstreit und zum in der Forschung lange Zeit kaum beachteten 15. Jahrhundert, besonders zu Papsttum, Kurie und Geschichtsschreibung des Humanismus.
Leben
Nach dem Abitur 1974 studierte Märtl Geschichte, Anglistik und Romanistik an der Universität Regensburg und schloss dort 1980 mit dem Ersten Staatsexamen ab. 1984 wurde sie mit einer Arbeit über Die promoviert; ihr Betreuer war Horst Fuhrmann, der damalige Präsident der Monumenta Germaniae Historica (MGH). Von 1988 bis 1994 war sie Mitarbeiterin der MGH. 1994 erfolgte die Habilitation über Leben und Werk Kardinal Jean Jouffroys. Seit 1995 war Märtl Professorin für Mittelalterliche Geschichte an der TU Braunschweig. Im Jahr 2001 folgte sie einem Ruf auf den Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte mit Schwerpunkt Spätmittelalter an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seit dem 1. April 2020 ist sie im Ruhestand. Als akademische Lehrerin betreute sie 17 Dissertationen. Zwei weitere von ihr betreute Dissertationen sind in aktiver Vorbereitung. Zu ihren akademischen Schülern gehört der Marburger Lehrstuhlinhaber Georg Strack.
Im März 2011 wurde sie als Nachfolgerin von Rudolf Schieffer zur Präsidentin der Monumenta Germaniae Historica gewählt. Sie trat ihr Amt zum 1. April 2012 befristet auf zwei Jahre an. Märtl war damit in der Geschichte der MGH-Präsidenten die erste Person, die ihre Dienstgeschäfte lediglich befristet aufnahm. Ihre Entfristung als Präsidentin wurde mit Verweis auf die Landtagswahlen im Herbst 2013 aufgeschoben. Die weiteren Verhandlungen blieben ohne befriedigendes Ergebnis. Am 31. März 2014 trat sie aus Protest gegen Einsparmaßnahmen des Freistaates Bayern und Reformforderungen des von Ludwig Spaenle (CSU) übernommenen Staatsministeriums für Bildung, Kultus, Wissenschaft und Kunst als Präsidentin zurück. Während ihrer Präsidentschaft blieb Märtl auf ihrem Lehrstuhl an der Universität München und wurde von Martin Wagendorfer als Vertretungsprofessor unterstützt. Märtl ist seit dem Erscheinen des Heftes 69/1 (2013) Mitherausgeberin des Deutschen Archivs für Erforschung des Mittelalters. Der Theologe und Professor für lateinische Philologie des Mittelalters Marc-Aeilko Aris führte ihr Amt provisorisch als Stellvertreter für vier Jahre weiter. Ihre Nachfolgerin ist die Schieffer-Schülerin Martina Hartmann.
Forschungsschwerpunkte
Märtls Forschungsschwerpunkte sind die spätmittelalterliche Historiographie, die Geschichte des Humanismus, Sozialgeschichte der spätmittelalterlichen Kurie sowie die Entwicklung des Gesandtschaftswesens in Italien. Ihr Forschungsschwerpunkt lag zu Beginn ihrer wissenschaftlichen Laufbahn im Früh- und Hochmittelalter und verlagerte sich zunehmend ins Spätmittelalter. Sie legte 1986 eine Edition der „sogenannten falschen Investiturprivilegien“ vor. Darunter werden eine angebliche Urkunde Papst Hadrians I. für Karl dem Großen (Hadrianum) und drei Leo VIII. zugeschriebene Texte verstanden. Die falschen Investiturprivilegien sollten den Eindruck vermitteln, die Päpste hätten Karl dem Großen und Otto I. weitgehende Rechte bei der Einsetzung der Bischöfe und Äbte bewilligt. Märtl gibt für die Entstehungszeit der Investiturprivilegien „eine Zeitspanne von der Mitte der achtziger Jahre des 11. Jahrhunderts bis zu den ersten Jahren des 12. Jahrhunderts“ an. Nach Märtl entstanden diese Privilegien „in dem Bemühen, für ein Gewohnheitsrecht eine ausdrückliche Sanktionierung von geistlicher Seite zu finden.“ Die falschen Privilegien wurden verfasst mit dem Ziel, „die kaiserliche Macht zu stärken“. Mit ihrer Habilitationsschrift legte sie eine Biographie über Jean Jouffroy, einem Kirchenfürsten des Spätmittelalters, vor. Seit der apologetischen Arbeit von aus dem Jahr 1874 war Jean Jouffroy nicht mehr Gegenstand einer Biographie. In ihrer Arbeit zog Märtl intensiv ungedruckte Quellen vor allem aus italienischen und französischen Archiven heran. Sie stellte fest, dass Jouffroy „als Oberhirte der Diözesen Arras und Albi dem Durchschnitt der Bischöfe seiner Zeit“ entsprochen habe.
Vielfach behandelte Märtl das mittelalterliche Geistesleben vor allem das monastische in Regensburg. Märtl veröffentlichte zahlreiche Einzelstudien über das Alltagsleben im Spätmittelalter vor allem im Rom. Dabei behandelte sie die Tiere am päpstlichen Hof, Frauen im Umkreis der Kurie oder die humanistische Kochkunst und Ernährungsgewohnheiten der Kurie. Von 2004 bis 2011 betreute sie an der Universität München das Teilforschungsprojekt Autorität und politische Kontingenz an der Kurie des 15. Jahrhunderts des Sonderforschungsbereichs (SFB) 573 Pluralisierung und Autorität in der Frühen Neuzeit (15.–17. Jahrhundert); zudem ist sie Sprecherin des Zentrums für Mittelalter- und Renaissancestudien an der LMU. In den letzten Jahren konzentrierten sich Märtls Forschungen vor allem auf das Werk und die Person Enea Silvio Piccolomini, den späteren Papst Pius II. Sie befasste sich eingehend mit seinem Verhältnis zu Deutschland und vor allem Bayern. Dabei untersuchte sie seine zahlreichen Werke, wie die Commentari, den Pentalogus, die kosmographischen Abhandlungen (De Asia, De Europa), De viris illustribus und Dicta et facta Alphonis. Märtl machte der Fachwelt bis dahin noch unveröffentlichte Teile des „vermutlich älteste(n) Versuch(s) eines kurialen Budgets“ bekannt und diskutierte auf breiter Quellenbasis den „Umgang Pius’ II. mit dem Geld“. Mit ihrer Darstellung der 101 wichtigsten Fragen unternahm sie den Versuch, das Mittelalter einem breiteren Publikum zu erschließen. Anlässlich des 150. Todestages von Jakob Philipp Fallmerayer veranstaltete die Bayerische gemeinsam mit der Göttinger Akademie im Jahr 2011 ein Gedenkkolloquium in München, dessen Beiträge Märtl mit Peter Schreiner heraus gab. Den Sammelband eröffnete Märtl mit einer biographischen Studie.
Märtl ist aufgrund ihrer Forschungen eine vielfach geehrte Wissenschaftlerin. Sie war Mitglied des Beirats des Deutschen Historischen Instituts in Rom (2004–2012) sowie Kuratoriumsmitglied des Historischen Kollegs (2002–2012) in München. Märtl wurde 2010 als zweite Frau überhaupt in die Zentraldirektion der MGH gewählt. Sie ist seit 2013 ordentliches Mitglied der Historischen Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Seit 2006 ist sie ordentliches Mitglied der Philosophisch-historischen Klasse der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Außerdem ist sie Mitglied der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft. 2014 wurde sie korrespondierendes Mitglied in der Sächsischen Akademie der Wissenschaften. Ebenfalls im Jahr 2014 wurde sie in die British Academy aufgenommen. Sie ist Mitglied im DFG Fachkollegium Geschichtswissenschaften und Mitglied im Deutschen Studienzentrum in Venedig. Märtl ist Trägerin des Verdienstkreuzes am Bande der Bundesrepublik Deutschland. Anlässlich ihres 60. Geburtstages wurde im Juli 2014 ein Colloquium in der Kaulbach-Villa über Päpste, Kardinäle und die Kurie im späten Mittelalter abgehalten.
Schriften (Auswahl)
Monographien
- Die falschen Investiturprivilegien. (= Monumenta Germaniae Historica. Leges. Fontes iuris Germanici antiqui in usum scholarum separatim editi. Band 13). Hahn, Hannover 1986, ISBN 3-7752-5150-2. (Zugleich: Universität Regensburg, Dissertation, 1984: Die falschen Investiturprivilegien (sogenannte Ravennater Fälschungen).).
- Kardinal Jean Jouffroy († 1473). Leben und Werk. (= Beiträge zur Geschichte und Quellenkunde des Mittelalters. Band 18). Thorbecke, Sigmaringen 1996, ISBN 3-7995-5718-0 (Zugleich: Universität Regensburg, Habilitationsschrift, 1993/94).
- Vierzehn Jahre im Leben der Stadt Braunschweig. (= Quaestiones Brunsvicenses. Band 8/10, ZDB-ID 1118773-6). Stadtarchiv, Braunschweig 1998.
- Die 101 wichtigsten Fragen – Mittelalter. (= Beck’sche Reihe. Band 1685). Beck, München 2006, ISBN 3-406-54102-X.
Herausgeberschaften
- mit Jörg Leuschner, Karl Heinrich Kaufhold: Die Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Braunschweigischen Landes vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Band 1: Mittelalter. Band 2: Frühneuzeit. Band 3: Neuzeit. Olms, Hildesheim 2008, ISBN 978-3-487-13599-1.
- mit Peter Schreiner: Jakob Philipp Fallmerayer (1790–1861). Der Gelehrte und seine Aktualität im 21. Jahrhundert. Konferenz der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Kommission für interdisziplinäre Südosteuropaforschung der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen (München, 6. Juni 2011). (= Bayerische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse, Abhandlungen. Neue Folge, Heft 139). Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München 2013, ISBN 3-7696-0127-0.
Literatur
- ohne Verfasser: Würdigung der neuen Mitglieder: Claudia Märtl. In: Bayerische Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2006, München 2007, S. 139 f.
- Jörg Schwarz, Georg Strack (Hrsg.): Kurie und Kodikologie. Festschrift für Claudia Märtl zum 65. Geburtstag. Thorbecke, Ostfildern 2021, ISBN 978-3-7995-1438-5.
Weblinks
- Literatur von und über Claudia Märtl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Veröffentlichungen von Claudia Märtl im Opac der Regesta Imperii
- Seite von Claudia Märtl an der Universität München
Anmerkungen
- Promotion und Habilitation an der Ludwig-Maximilians-Universität München
- Enno Bünz: Die Monumenta Germaniae Historica 1819–2019. Ein historischer Abriss. In: Mittelalter lesbar machen: Festschrift 200 Jahre Monumenta Germaniae Historica. Grundlagen, Forschung, Mittelalter. Herausgegeben von den Monumenta Germaniae Historica. Wiesbaden 2019, S. 15–36, hier: S. 33.
- Heribert Prantl: Ein Monument wankt. Die „Monumenta Germaniae Historica“ sind das Gedächtnis von Kerneuropa. Bayern versündigt sich daran. In: Süddeutsche Zeitung, Nr. 69 vom 24. März 2014, S. 9 (online); Claudia Märtl: Monumenta Germaniae Historica. Bericht über das Jahr 2013/14. In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 70 (2014), S. I–XVIII (online).
- Monumenta Germaniae Historica. Bericht über das Jahr 2012/13. In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 69 (2013), S. I–XVIII, hier: S. I (online).
- Vgl. dazu die Besprechung von Theo Kölzer in: Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte, Kanonistische Abteilung 74 (1988), S. 585–587.
- Claudia Märtl: Die falschen Investiturprivilegien. Hannover 1986, S. 76.
- Claudia Märtl: Die falschen Investiturprivilegien. Hannover 1986, S. 74.
- Claudia Märtl: Die falschen Investiturprivilegien. Hannover 1986, S. 95.
- Vgl. dazu die Besprechungen von Christof Ohnesorge in: Francia 25/1 (1998), S. 391 (online); Heribert Müller in: Zeitschrift für historische Forschung 25 (1998), S. 297–300; Malte Prietzel in: Historische Zeitschrift 265 (1997), S. 200–201; Götz-Rüdiger Tewes in: Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 78 (1998), S. 648–649 (online); Tony Antonovics in: The Journal of Ecclesiastical History 50 (1999), S. 153–154; Charles L. Stinger in: 84 (1998), S. 95–96; Étienne Champion in: Bibliothèque de l’École des chartes 157 (1999), S. 283–284; Alfred A. Strnad in: Innsbrucker Historische Studien 20–21 (1999), S. 454–456; Ann W. Ramsey in: Renaissance Quarterly 56 (2003), S. 509–510.
- Claudia Märtl: Kardinal Jean Jouffroy († 1473). Leben und Werk. Sigmaringen 1996, S. 283.
- Claudia Märtl: Von Mäusen und Elefanten. Tiere am Papsthof im 15. Jahrhundert. In: Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters 60 (2004), S. 183–199 (online).
- Claudia Märtl: Le papesse. Frauen im Umkreis der römischen Kurie nach der Mitte des 15. Jahrhunderts. In: Jan Hirschbiegel, Werner Paravicini (Hrsg.): Das Frauenzimmer. Die Frau bei Hofe in Spätmittelalter und früher Neuzeit. 6. Symposium der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften in Göttingen. Sigmaringen 2000, S. 411–428.
- Claudia Märtl: Humanistische Kochkunst und kuriale Ernährungsgewohnheiten um die Mitte des 15. Jahrhunderts. In: Herrschaft und Kirche im Mittelalter. Gedenksymposium zum ersten Todestag von Norbert Kamp, * 24.8.1927, † 12.10.1999, am 13.10.2000 in Braunschweig, hrsg. in Zusammenarbeit der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft mit der Technischen Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig, Braunschweig 2001, S. 47–70.
- Claudia Märtl: Liberalitas Baioarica. Enea Silvio Piccolomini und Bayern. In: Heinz Dopsch, Stephan Freund, Alois Schmid (Hrsg.): Bayern und Italien. Politik, Kultur, Kommunikation (8.–15. Jahrhundert). Festschrift für Kurt Reindel zum 75. Geburtstag. München 2001, S. 237–260.
- Die Zitate Claudia Märtl: Der Papst und das Geld. Zum kurialen Rechnungswesen unter Pius II. (1458–1464). In: Brigitte Flug, Michael Matheus und Andreas Rehberg (Hrsg.): Kurie und Region. Festschrift für Brigide Schwarz zum 65. Geburtstag. Stuttgart 2005, S. 175–195, hier: S. 180 und 195.
- Vgl. dazu die Besprechung von Stefan Jordan in: Historische Zeitschrift 300, 2015, S. 222–224.
- Claudia Märtl: Jakob Philipp Fallmerayer in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. In: Claudia Märtl, Peter Schreiner (Hrsg.): Jakob Philipp Fallmerayer (1790–1861). Der Gelehrte und seine Aktualität im 21. Jahrhundert. München 2013, S. 15–22.
- Martina Hartmann: Aus der Reichshauptstadt auf die 'Insel der Seligen'. Die Mitarbeiterinnen der MGH in Berlin und Pommersfelden 1943–1945. In: Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte 77 (2014), S. 27–41, hier: S. 39.
Personendaten | |
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NAME | Märtl, Claudia |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Historikerin |
GEBURTSDATUM | 3. Juli 1954 |
GEBURTSORT | Amberg |
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Claudia Martl 3 Juli 1954 in Amberg ist eine deutsche Historikerin mit dem Schwerpunkt Spatmittelalter Von 1995 bis 2001 war sie Professorin fur Mittelalterliche Geschichte an der TU Braunschweig Von Wintersemester 2001 2002 bis 2020 lehrte sie als Professorin fur Mittelalterliche Geschichte mit dem Schwerpunkt Spatmittelalter an der Ludwig Maximilians Universitat Munchen Vom 1 April 2012 bis 31 Marz 2014 war sie Prasidentin der Monumenta Germaniae Historica MGH Schwerpunktmassig arbeitet sie zum Investiturstreit und zum in der Forschung lange Zeit kaum beachteten 15 Jahrhundert besonders zu Papsttum Kurie und Geschichtsschreibung des Humanismus LebenNach dem Abitur 1974 studierte Martl Geschichte Anglistik und Romanistik an der Universitat Regensburg und schloss dort 1980 mit dem Ersten Staatsexamen ab 1984 wurde sie mit einer Arbeit uber Die promoviert ihr Betreuer war Horst Fuhrmann der damalige Prasident der Monumenta Germaniae Historica MGH Von 1988 bis 1994 war sie Mitarbeiterin der MGH 1994 erfolgte die Habilitation uber Leben und Werk Kardinal Jean Jouffroys Seit 1995 war Martl Professorin fur Mittelalterliche Geschichte an der TU Braunschweig Im Jahr 2001 folgte sie einem Ruf auf den Lehrstuhl fur Mittelalterliche Geschichte mit Schwerpunkt Spatmittelalter an der Ludwig Maximilians Universitat Munchen Seit dem 1 April 2020 ist sie im Ruhestand Als akademische Lehrerin betreute sie 17 Dissertationen Zwei weitere von ihr betreute Dissertationen sind in aktiver Vorbereitung Zu ihren akademischen Schulern gehort der Marburger Lehrstuhlinhaber Georg Strack Im Marz 2011 wurde sie als Nachfolgerin von Rudolf Schieffer zur Prasidentin der Monumenta Germaniae Historica gewahlt Sie trat ihr Amt zum 1 April 2012 befristet auf zwei Jahre an Martl war damit in der Geschichte der MGH Prasidenten die erste Person die ihre Dienstgeschafte lediglich befristet aufnahm Ihre Entfristung als Prasidentin wurde mit Verweis auf die Landtagswahlen im Herbst 2013 aufgeschoben Die weiteren Verhandlungen blieben ohne befriedigendes Ergebnis Am 31 Marz 2014 trat sie aus Protest gegen Einsparmassnahmen des Freistaates Bayern und Reformforderungen des von Ludwig Spaenle CSU ubernommenen Staatsministeriums fur Bildung Kultus Wissenschaft und Kunst als Prasidentin zuruck Wahrend ihrer Prasidentschaft blieb Martl auf ihrem Lehrstuhl an der Universitat Munchen und wurde von Martin Wagendorfer als Vertretungsprofessor unterstutzt Martl ist seit dem Erscheinen des Heftes 69 1 2013 Mitherausgeberin des Deutschen Archivs fur Erforschung des Mittelalters Der Theologe und Professor fur lateinische Philologie des Mittelalters Marc Aeilko Aris fuhrte ihr Amt provisorisch als Stellvertreter fur vier Jahre weiter Ihre Nachfolgerin ist die Schieffer Schulerin Martina Hartmann ForschungsschwerpunkteMartls Forschungsschwerpunkte sind die spatmittelalterliche Historiographie die Geschichte des Humanismus Sozialgeschichte der spatmittelalterlichen Kurie sowie die Entwicklung des Gesandtschaftswesens in Italien Ihr Forschungsschwerpunkt lag zu Beginn ihrer wissenschaftlichen Laufbahn im Fruh und Hochmittelalter und verlagerte sich zunehmend ins Spatmittelalter Sie legte 1986 eine Edition der sogenannten falschen Investiturprivilegien vor Darunter werden eine angebliche Urkunde Papst Hadrians I fur Karl dem Grossen Hadrianum und drei Leo VIII zugeschriebene Texte verstanden Die falschen Investiturprivilegien sollten den Eindruck vermitteln die Papste hatten Karl dem Grossen und Otto I weitgehende Rechte bei der Einsetzung der Bischofe und Abte bewilligt Martl gibt fur die Entstehungszeit der Investiturprivilegien eine Zeitspanne von der Mitte der achtziger Jahre des 11 Jahrhunderts bis zu den ersten Jahren des 12 Jahrhunderts an Nach Martl entstanden diese Privilegien in dem Bemuhen fur ein Gewohnheitsrecht eine ausdruckliche Sanktionierung von geistlicher Seite zu finden Die falschen Privilegien wurden verfasst mit dem Ziel die kaiserliche Macht zu starken Mit ihrer Habilitationsschrift legte sie eine Biographie uber Jean Jouffroy einem Kirchenfursten des Spatmittelalters vor Seit der apologetischen Arbeit von aus dem Jahr 1874 war Jean Jouffroy nicht mehr Gegenstand einer Biographie In ihrer Arbeit zog Martl intensiv ungedruckte Quellen vor allem aus italienischen und franzosischen Archiven heran Sie stellte fest dass Jouffroy als Oberhirte der Diozesen Arras und Albi dem Durchschnitt der Bischofe seiner Zeit entsprochen habe Vielfach behandelte Martl das mittelalterliche Geistesleben vor allem das monastische in Regensburg Martl veroffentlichte zahlreiche Einzelstudien uber das Alltagsleben im Spatmittelalter vor allem im Rom Dabei behandelte sie die Tiere am papstlichen Hof Frauen im Umkreis der Kurie oder die humanistische Kochkunst und Ernahrungsgewohnheiten der Kurie Von 2004 bis 2011 betreute sie an der Universitat Munchen das Teilforschungsprojekt Autoritat und politische Kontingenz an der Kurie des 15 Jahrhunderts des Sonderforschungsbereichs SFB 573 Pluralisierung und Autoritat in der Fruhen Neuzeit 15 17 Jahrhundert zudem ist sie Sprecherin des Zentrums fur Mittelalter und Renaissancestudien an der LMU In den letzten Jahren konzentrierten sich Martls Forschungen vor allem auf das Werk und die Person Enea Silvio Piccolomini den spateren Papst Pius II Sie befasste sich eingehend mit seinem Verhaltnis zu Deutschland und vor allem Bayern Dabei untersuchte sie seine zahlreichen Werke wie die Commentari den Pentalogus die kosmographischen Abhandlungen De Asia De Europa De viris illustribus und Dicta et facta Alphonis Martl machte der Fachwelt bis dahin noch unveroffentlichte Teile des vermutlich alteste n Versuch s eines kurialen Budgets bekannt und diskutierte auf breiter Quellenbasis den Umgang Pius II mit dem Geld Mit ihrer Darstellung der 101 wichtigsten Fragen unternahm sie den Versuch das Mittelalter einem breiteren Publikum zu erschliessen Anlasslich des 150 Todestages von Jakob Philipp Fallmerayer veranstaltete die Bayerische gemeinsam mit der Gottinger Akademie im Jahr 2011 ein Gedenkkolloquium in Munchen dessen Beitrage Martl mit Peter Schreiner heraus gab Den Sammelband eroffnete Martl mit einer biographischen Studie Martl ist aufgrund ihrer Forschungen eine vielfach geehrte Wissenschaftlerin Sie war Mitglied des Beirats des Deutschen Historischen Instituts in Rom 2004 2012 sowie Kuratoriumsmitglied des Historischen Kollegs 2002 2012 in Munchen Martl wurde 2010 als zweite Frau uberhaupt in die Zentraldirektion der MGH gewahlt Sie ist seit 2013 ordentliches Mitglied der Historischen Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Seit 2006 ist sie ordentliches Mitglied der Philosophisch historischen Klasse der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Ausserdem ist sie Mitglied der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft 2014 wurde sie korrespondierendes Mitglied in der Sachsischen Akademie der Wissenschaften Ebenfalls im Jahr 2014 wurde sie in die British Academy aufgenommen Sie ist Mitglied im DFG Fachkollegium Geschichtswissenschaften und Mitglied im Deutschen Studienzentrum in Venedig Martl ist Tragerin des Verdienstkreuzes am Bande der Bundesrepublik Deutschland Anlasslich ihres 60 Geburtstages wurde im Juli 2014 ein Colloquium in der Kaulbach Villa uber Papste Kardinale und die Kurie im spaten Mittelalter abgehalten Schriften Auswahl Monographien Die falschen Investiturprivilegien Monumenta Germaniae Historica Leges Fontes iuris Germanici antiqui in usum scholarum separatim editi Band 13 Hahn Hannover 1986 ISBN 3 7752 5150 2 Zugleich Universitat Regensburg Dissertation 1984 Die falschen Investiturprivilegien sogenannte Ravennater Falschungen Kardinal Jean Jouffroy 1473 Leben und Werk Beitrage zur Geschichte und Quellenkunde des Mittelalters Band 18 Thorbecke Sigmaringen 1996 ISBN 3 7995 5718 0 Zugleich Universitat Regensburg Habilitationsschrift 1993 94 Vierzehn Jahre im Leben der Stadt Braunschweig Quaestiones Brunsvicenses Band 8 10 ZDB ID 1118773 6 Stadtarchiv Braunschweig 1998 Die 101 wichtigsten Fragen Mittelalter Beck sche Reihe Band 1685 Beck Munchen 2006 ISBN 3 406 54102 X Herausgeberschaften mit Jorg Leuschner Karl Heinrich Kaufhold Die Wirtschafts und Sozialgeschichte des Braunschweigischen Landes vom Mittelalter bis zur Gegenwart Band 1 Mittelalter Band 2 Fruhneuzeit Band 3 Neuzeit Olms Hildesheim 2008 ISBN 978 3 487 13599 1 mit Peter Schreiner Jakob Philipp Fallmerayer 1790 1861 Der Gelehrte und seine Aktualitat im 21 Jahrhundert Konferenz der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Kommission fur interdisziplinare Sudosteuropaforschung der Akademie der Wissenschaften zu Gottingen Munchen 6 Juni 2011 Bayerische Akademie der Wissenschaften Philosophisch Historische Klasse Abhandlungen Neue Folge Heft 139 Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Munchen 2013 ISBN 3 7696 0127 0 Literaturohne Verfasser Wurdigung der neuen Mitglieder Claudia Martl In Bayerische Akademie der Wissenschaften Jahrbuch 2006 Munchen 2007 S 139 f Jorg Schwarz Georg Strack Hrsg Kurie und Kodikologie Festschrift fur Claudia Martl zum 65 Geburtstag Thorbecke Ostfildern 2021 ISBN 978 3 7995 1438 5 WeblinksLiteratur von und uber Claudia Martl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Veroffentlichungen von Claudia Martl im Opac der Regesta Imperii Seite von Claudia Martl an der Universitat MunchenAnmerkungenPromotion und Habilitation an der Ludwig Maximilians Universitat Munchen Enno Bunz Die Monumenta Germaniae Historica 1819 2019 Ein historischer Abriss In Mittelalter lesbar machen Festschrift 200 Jahre Monumenta Germaniae Historica Grundlagen Forschung Mittelalter Herausgegeben von den Monumenta Germaniae Historica Wiesbaden 2019 S 15 36 hier S 33 Heribert Prantl Ein Monument wankt Die Monumenta Germaniae Historica sind das Gedachtnis von Kerneuropa Bayern versundigt sich daran In Suddeutsche Zeitung Nr 69 vom 24 Marz 2014 S 9 online Claudia Martl Monumenta Germaniae Historica Bericht uber das Jahr 2013 14 In Deutsches Archiv fur Erforschung des Mittelalters 70 2014 S I XVIII online Monumenta Germaniae Historica Bericht uber das Jahr 2012 13 In Deutsches Archiv fur Erforschung des Mittelalters 69 2013 S I XVIII hier S I online Vgl dazu die Besprechung von Theo Kolzer in Zeitschrift der Savigny Stiftung fur Rechtsgeschichte Kanonistische Abteilung 74 1988 S 585 587 Claudia Martl Die falschen Investiturprivilegien Hannover 1986 S 76 Claudia Martl Die falschen Investiturprivilegien Hannover 1986 S 74 Claudia Martl Die falschen Investiturprivilegien Hannover 1986 S 95 Vgl dazu die Besprechungen von Christof Ohnesorge in Francia 25 1 1998 S 391 online Heribert Muller in Zeitschrift fur historische Forschung 25 1998 S 297 300 Malte Prietzel in Historische Zeitschrift 265 1997 S 200 201 Gotz Rudiger Tewes in Quellen und Forschungen aus italienischen Archiven und Bibliotheken 78 1998 S 648 649 online Tony Antonovics in The Journal of Ecclesiastical History 50 1999 S 153 154 Charles L Stinger in 84 1998 S 95 96 Etienne Champion in Bibliotheque de l Ecole des chartes 157 1999 S 283 284 Alfred A Strnad in Innsbrucker Historische Studien 20 21 1999 S 454 456 Ann W Ramsey in Renaissance Quarterly 56 2003 S 509 510 Claudia Martl Kardinal Jean Jouffroy 1473 Leben und Werk Sigmaringen 1996 S 283 Claudia Martl Von Mausen und Elefanten Tiere am Papsthof im 15 Jahrhundert In Deutsches Archiv fur Erforschung des Mittelalters 60 2004 S 183 199 online Claudia Martl Le papesse Frauen im Umkreis der romischen Kurie nach der Mitte des 15 Jahrhunderts In Jan Hirschbiegel Werner Paravicini Hrsg Das Frauenzimmer Die Frau bei Hofe in Spatmittelalter und fruher Neuzeit 6 Symposium der Residenzen Kommission der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Sigmaringen 2000 S 411 428 Claudia Martl Humanistische Kochkunst und kuriale Ernahrungsgewohnheiten um die Mitte des 15 Jahrhunderts In Herrschaft und Kirche im Mittelalter Gedenksymposium zum ersten Todestag von Norbert Kamp 24 8 1927 12 10 1999 am 13 10 2000 in Braunschweig hrsg in Zusammenarbeit der Braunschweigischen Wissenschaftlichen Gesellschaft mit der Technischen Universitat Carolo Wilhelmina zu Braunschweig Braunschweig 2001 S 47 70 Claudia Martl Liberalitas Baioarica Enea Silvio Piccolomini und Bayern In Heinz Dopsch Stephan Freund Alois Schmid Hrsg Bayern und Italien Politik Kultur Kommunikation 8 15 Jahrhundert Festschrift fur Kurt Reindel zum 75 Geburtstag Munchen 2001 S 237 260 Die Zitate Claudia Martl Der Papst und das Geld Zum kurialen Rechnungswesen unter Pius II 1458 1464 In Brigitte Flug Michael Matheus und Andreas Rehberg Hrsg Kurie und Region Festschrift fur Brigide Schwarz zum 65 Geburtstag Stuttgart 2005 S 175 195 hier S 180 und 195 Vgl dazu die Besprechung von Stefan Jordan in Historische Zeitschrift 300 2015 S 222 224 Claudia Martl Jakob Philipp Fallmerayer in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften In Claudia Martl Peter Schreiner Hrsg Jakob Philipp Fallmerayer 1790 1861 Der Gelehrte und seine Aktualitat im 21 Jahrhundert Munchen 2013 S 15 22 Martina Hartmann Aus der Reichshauptstadt auf die Insel der Seligen Die Mitarbeiterinnen der MGH in Berlin und Pommersfelden 1943 1945 In Zeitschrift fur Bayerische Landesgeschichte 77 2014 S 27 41 hier S 39 Normdaten Person GND 118086251 lobid GND Explorer OGND AKS LCCN n85370789 VIAF 268478469 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Martl ClaudiaKURZBESCHREIBUNG deutsche HistorikerinGEBURTSDATUM 3 Juli 1954GEBURTSORT Amberg