Conrad Rötlin unter anderem auch Cunrat Röttlin um 1460 in Rottweil nach 1519 war ein deutscher Bildhauer der in der Rei
Conrad Rötlin

Conrad Rötlin, unter anderem auch Cunrat Röttlin, (* um 1460 in Rottweil; † nach 1519) war ein deutscher Bildhauer, der in der Reichsstadt Rottweil gewirkt hat. Ein eindeutiger Nachweis seiner Werke ist heute nicht mehr möglich. In einer langjährigen Forschungsarbeit aber hat der Lehrer Heinrich Adrion (1926–2016) das Wirken von Conrad Rötlin in einem gewissen Umfang aufgeklärt und ihm eine Reihe bedeutender Bildwerke in Holz und Stein schlüssig zuschreiben können. Nach dem Urteil von Adrion hat der Bildhauer Conrad Rötlin eine bahnbrechende Stilwende von der Spätgotik zur Frührenaissance vollzogen, was nur einer genialischen Kraft möglich gewesen sei.
Lebensabriss
Vermutlich wurde Conrad Rötlin kurz vor 1460 in Rottweil geboren, wo der Name Rötlin schon früher nachweisbar ist. Seine genaue Herkunft liegt aber im Dunkeln. In einem Zinsbrief von 1460 wird ein Conrat Rötlin erwähnt, bei dem es sich aber nach Ansicht von Heinrich Adrion um den Vater oder einen nahen Verwandten des Künstlers handelt. Ein anderer naher Verwandter von Conrad Rötlin war sehr wahrscheinlich der zwei Generationen später in Rottweil wirkende Maler und Kartograph David Rötlin, der die sogenannte Pürschgerichtskarte von 1564 geschaffen hat.
Eine erste Spur des Schaffens von Conrad Rötlin findet sich in Straßburg, wo er um 1480 als junger Geselle am Epitaph für Conradus Bock in der Katharinenkapelle des Münsters mitgewirkt zu haben scheint. Conradus Bock, von Rottweiler Herkunft, hatte es in Straßburg bis zum Bürgermeister gebracht und sehr wahrscheinlich im Werkstattverband des Bildhauers Peter Bischof (Peter Byschoff von Algeßheim) für Conrad Rötlin eine Lehrstelle vermittelt. Die Mitwirkung von Rötlin am Epitaph, das das Steinmetzzeichen von Peter Bischof trägt, wird in einer verloren gegangenen Urkunde von 1519 belegt, deren Existenz 1857 in einer kurzen Notiz in der Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins erwähnt wird.
Von 1481 an scheint Conrad Rötlin in seiner Heimatstadt Rottweil gewirkt zu haben. Seine Anwesenheit dort ist in einem Schreiben eines Cunrat Röttlin von Rotwil vom 9. März 1482 an die Stadt dokumentiert, in dem er nach seiner Entlassung aus dem Rottweiler Gefängnis Urfehde schwört, somit auf sämtliche Rechtsmittel verzichtet. Danach ist für längere Zeit nichts mehr von ihm aus seinem Leben überliefert.
Erst ab 1507 gibt es weitere Zeugnisse aus dem Leben von Conrad Rötlin. Im Frühsommer dieses Jahres reiste er im Auftrag Kaiser Maximilians nach Wien, um dort das Grabmal Kaiser Friedrichs zu besichtigen. Das geht aus einem Schreiben Maximilians vom 17. August 1507 hervor, in dem die Hofkammer angewiesen wird, dem von der Reise zurückgekehrten Bildhauer die Reisekosten zu erstatten: zweintzig guldin gegen seiner quittung. Namentlich wird Rötlin nicht genannt und nur von einem pildhawer von Rotweil gesprochen. Der eigentliche Grund der Reise war, dass der Bildhauer Eindrücke am Grabmal Friedrichs sammeln sollte, denn Maximilian hatte die Absicht, ein eigenes Grabmal für sich bauen zu lassen, an dem eine Reihe namhafter Künstler mitwirken sollte. (Den Auftrag zur Reise hatte Conrad Rötlin sicherlich zu Pfingsten 1507 bekommen, als der Kaiser aus politischen Gründen sich vom 17. bis 19. Mai mit großem Gefolge in Rottweil aufhielt. Vielleicht ist Maximilian dabei zufällig auf Rötlin aufmerksam geworden und hat ihn als fähig für sein Vorhaben erachtet.) Ein weiteres wichtiges Dokument aus Conrad Rötlins Leben ist ein Schreiben der Stadt Rottweil vom 20. Dezember 1507, in dem es heißt, dass der erber maister Cunrat Rötlin, der bildhower, ouch unser mitburger einen Zinsbrief erhält, womit das Wirken von Conrad Rötlin als Bildhauer zu dieser Zeit und sicherlich auch schon lange davor in Rottweil nachgewiesen ist.
Eine letzte Erwähnung von dem Maister Cunrat Röttlin bildhower zu Rottweil ist aus dem Jahr 1519 überliefert.
Bildwerke
Die Geschichte der Entdeckung des Rottweiler Bildhauers Conrad Rötlin begann 1963, als die Restaurierung der Falkensteiner Beweinung Christi zu Schramberg, Landkreis Rottweil, in der Kunstwelt für Aufsehen sorgte. Das um 1515 entstandene Holzbildwerk war im Laufe der Jahrhunderte durch verschiedene Farbaufträge verändert worden und hatte seine ursprüngliche Ausdruckskraft verloren. Dadurch und wohl auch durch die Abgeschiedenheit seines Standortes in der kleinen Falkensteiner Kapelle war dieses Kunstwerk nahezu in Vergessenheit geraten und niemand wusste jetzt etwas darüber zu sagen, in keiner kunstwissenschaftlichen Veröffentlichung wurde es erwähnt. Diese Unkenntnis ließ Heinrich Adrion Nachforschungen anstellen. Er suchte Rat bei vielen Fachwissenschaftlern, die ihm aber lange nicht weiterhelfen konnten. „Erst die fast beiläufige Bemerkung Werner Fleischhauers, damals Direktor des Württembergischen Landesmuseums, die Falkensteiner Beweinung erinnere ihn unwillkürlich an die Grablegung Christi des Conrad Meit, sollte ungeahnte Ausblicke eröffnen.“
Die Grablegung wird unter anderem auch noch Hans Seyfer und Anton Pilgram zugeschrieben, für Heinrich Adrion aber stand nach weiteren Untersuchungen fest, dass der Schöpfer dieses Werkes nur Conrad Rötlin sein konnte. Die Grablegung Christi, 1496 entstanden, befindet sich heute im Bayerischen Nationalmuseum in München und wird deshalb auch „die kleine Münchener Grablegung“ genannt. Das Werk stammt aus früherem habsburgischem Privatbesitz, der sogenannten Ambraser Sammlung, nach Schloss Ambras bei Innsbruck benannt.
Aus dieser Ambraser Sammlung kam auch die kleine Statue eines Falkners, die nach Ansicht der Fachwissenschaft ebenfalls von dem Künstler der Grablegung stammte. Die Kleinplastik der Grablegung (36 × 29 cm) ist aus Birnbaumholz und zeigt eine fünffigurige Gruppe: Christus, Nikodemus, Josef von Arimathia, Maria und Johannes. Eine sechste Figur ist verloren gegangen. In der Fachwelt wird einhellig die hohe Kunst dieser Holzplastik gepriesen. Für Wilhelm Vöge zum Beispiel zählt sie zusammen mit dem Falkner zu den schönsten Werken der Kleinskulptur in der deutschen Frührenaissance.
Die Statuette des Falkners, aus Lindenholz um 1500 entstanden, befindet sich heute im Kunsthistorischen Museum in Wien und wird deshalb auch als Wiener Falkner bezeichnet. Bei Heinrich Aldrion heißt es unter anderem über den Falkner: „Trotz ihres kleinen Formats (Höhe mit Sockel nur 31 cm) kommt der Skulptur innere Größe, ja Monumentalität zu. Dies gilt zuvörderst für den unvergesslichen Kopf, in dessen markantem Antlitz sich hochgemuter Stolz, kraftvolles Selbstbewußtsein und eherne Tatkraft spiegeln, worin sich zugleich eine völlig neue Gesinnung als Ausdruck einer anbrechenden Zeitenwende manifestiert.“ Und der Kunsthistoriker Friedrich Winkler (1888–1965) preist den Falkner als „den besten Kleinplastiken des italienischen Quattrocento vollkommen ebenbürtig“, als ein „Wunderwerk“ für die Zeit um 1500 nördlich der Alpen.
Für das Grabmal Kaiser Maximilians in der Innsbrucker Hofkirche schuf Conrad Rötlin 1507 das Holzmodell für das Bronzestandbild der Zimburgis von Masovien. Die Arbeit wurde im April 1508 in Augsburg von Maximilian begutachtet. Dabei wurde der nicht anwesende Rötlin von Konrad Peutinger (1465–1547) vertreten, der bei Auslieferung des Werkes vom Künstler eingehend unterrichtet worden war. Die überlebensgroße Figur (2,31 m hoch) wurde schon bald darauf in Wachs geschnitten, ihr Guss erfolgte aber erst 1516 in Innsbruck. „Die Zimburgis (d. h. das ihr zugrundeliegende Holzmodell) ist die erste künstlerisch bewältigte Freifigur in der langen Reihe der Innsbrucker Standbilder.“
Verschiedentlich hat Conrad Rötlin auch in Stein gearbeitet. So um 1505 wahrscheinlich in der Klosterkirche (Stadtkirche) von Gengenbach, wo er die drei trauernden Frauen geschaffen haben könnte. Um 1510 entstand im Villinger Münster eine Kanzel aus Sandstein. Das einmalige Werk, etwa 3,10 m hoch, zeigt einen Reliefzyklus der Passion Christi und enthält auch ein Selbstbildnis des Künstlers. Von 1511 an folgten Arbeiten am Chor der St. Antoniuskirche in Mönchweiler.
Die letzte Arbeit von Conrad Rötlin in der Reihe seiner bisher bekannten Werke ist die Falkensteiner Beweinung von 1515, mit der die Suche nach dem Künstler 1963 ihren Anfang genommen hatte. Das Bildwerk (152 × 95 cm) ist aus Lindenholz und zeigt ein fünffigurige Gruppe: Jesus, Maria, Maria Magdalena, Maria Kleophae und Johannes. Die Arbeit ist die „schönste holzgeschnitzte Beweinung der deutschen Spätgotik auf der Schwelle zur Frührenaissance“.
Literatur
- Heinrich Adrion: Der Rottweiler Bildhauer Kaiser Maximilians Conrad Rötlin: Villingen, Mönchweiler, Schramberg, Innsbruck, München und Wien. Selbstverlag des Verfassers, Villingen-Schwenningen 2000, ISBN 3-929551-02-0 (Völlige Neubearbeitung der Auflagen von 1970 und 1972).
- Heinrich Adrion: Die Villinger Münsterkanzel und ihr Meister. Selbstverlag des Verfassers, Villingen-Schwenningen 2012, ISBN 978-3-00-039249-8
Weblinks
- Heinrich Adrion: Die Münsterkanzel zu Villingen – Beitrag zur Lösung der Meisterfrage. Auf der Website des Geschichts- und Heimatvereins Villingen (Enthält auch unter anderem eine Abbildung vom Falkner und von der Falkensteiner Beweinung).
Anmerkungen
- Heinrich Adrion: Der Rottweiler Bildhauer Kaiser Maximilians Conrad Rötlin. 2000, Seite 84.
- Rottweil, Stadtarchiv, Spitalkopialbuch von 1558, fol. 28.
- Achter Band, 1857, Seite 431
- Stuttgart, Stadtarchiv, Rottweil B 203, Urkunde 693.
- Or. Pap. Innsbruck, Landesarchiv, Maximiliana XI 20.
- Die Originalhandschrift, von der die ersten Seiten fehlen, befindet sich auf Schloss Zeil (Oberschwaben), Fürstlich Waldenburg-Zeilsches Gesamtarchiv, ZAMs 40.
- Rottweil, Stadtarchiv, Lade LXXIX, fasc. 10.
- Falkensteiner Kapelle
- Heinrich Adrion: Der Rottweiler Bildhauer Kaiser Maximilians Conrad Rötlin. 2000, Seite 25.
- Wilhelm Vöge: Konrad Meits vermeintliche Jugendwerke und ihr Meister. In: Jahrbuch für Kunstwissenschaft, 1927, Seite 24.
- Heinrich Adrion: Der Rottweiler Bildhauer Kaiser Maximilians Conrad Rötlin. 2000, Seite 33.
- Friedrich Winkler: Konrad Meits Tätigkeit in Deutschland. In: Jahrbuch der preußischen Kunstsammlungen, 1924, Seite 55.
- Heinrich Adrion: Der Rottweiler Bildhauer Kaiser Maximilians Conrad Rötlin. 2000, Seite 96.
- Heinrich Adrion: Der Rottweiler Bildhauer Kaiser Maximilians Conrad Rötlin. 2000, Seite 86.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Rötlin, Conrad |
ALTERNATIVNAMEN | Rötlin, Cunrat; Röttlin, Cunrat |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Bildhauer |
GEBURTSDATUM | um 1460 |
GEBURTSORT | Rottweil |
STERBEDATUM | nach 1519 |
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Conrad Rotlin unter anderem auch Cunrat Rottlin um 1460 in Rottweil nach 1519 war ein deutscher Bildhauer der in der Reichsstadt Rottweil gewirkt hat Ein eindeutiger Nachweis seiner Werke ist heute nicht mehr moglich In einer langjahrigen Forschungsarbeit aber hat der Lehrer Heinrich Adrion 1926 2016 das Wirken von Conrad Rotlin in einem gewissen Umfang aufgeklart und ihm eine Reihe bedeutender Bildwerke in Holz und Stein schlussig zuschreiben konnen Nach dem Urteil von Adrion hat der Bildhauer Conrad Rotlin eine bahnbrechende Stilwende von der Spatgotik zur Fruhrenaissance vollzogen was nur einer genialischen Kraft moglich gewesen sei LebensabrissVermutlich wurde Conrad Rotlin kurz vor 1460 in Rottweil geboren wo der Name Rotlin schon fruher nachweisbar ist Seine genaue Herkunft liegt aber im Dunkeln In einem Zinsbrief von 1460 wird ein Conrat Rotlin erwahnt bei dem es sich aber nach Ansicht von Heinrich Adrion um den Vater oder einen nahen Verwandten des Kunstlers handelt Ein anderer naher Verwandter von Conrad Rotlin war sehr wahrscheinlich der zwei Generationen spater in Rottweil wirkende Maler und Kartograph David Rotlin der die sogenannte Purschgerichtskarte von 1564 geschaffen hat Eine erste Spur des Schaffens von Conrad Rotlin findet sich in Strassburg wo er um 1480 als junger Geselle am Epitaph fur Conradus Bock in der Katharinenkapelle des Munsters mitgewirkt zu haben scheint Conradus Bock von Rottweiler Herkunft hatte es in Strassburg bis zum Burgermeister gebracht und sehr wahrscheinlich im Werkstattverband des Bildhauers Peter Bischof Peter Byschoff von Algessheim fur Conrad Rotlin eine Lehrstelle vermittelt Die Mitwirkung von Rotlin am Epitaph das das Steinmetzzeichen von Peter Bischof tragt wird in einer verloren gegangenen Urkunde von 1519 belegt deren Existenz 1857 in einer kurzen Notiz in der Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins erwahnt wird Von 1481 an scheint Conrad Rotlin in seiner Heimatstadt Rottweil gewirkt zu haben Seine Anwesenheit dort ist in einem Schreiben eines Cunrat Rottlin von Rotwil vom 9 Marz 1482 an die Stadt dokumentiert in dem er nach seiner Entlassung aus dem Rottweiler Gefangnis Urfehde schwort somit auf samtliche Rechtsmittel verzichtet Danach ist fur langere Zeit nichts mehr von ihm aus seinem Leben uberliefert Erst ab 1507 gibt es weitere Zeugnisse aus dem Leben von Conrad Rotlin Im Fruhsommer dieses Jahres reiste er im Auftrag Kaiser Maximilians nach Wien um dort das Grabmal Kaiser Friedrichs zu besichtigen Das geht aus einem Schreiben Maximilians vom 17 August 1507 hervor in dem die Hofkammer angewiesen wird dem von der Reise zuruckgekehrten Bildhauer die Reisekosten zu erstatten zweintzig guldin gegen seiner quittung Namentlich wird Rotlin nicht genannt und nur von einem pildhawer von Rotweil gesprochen Der eigentliche Grund der Reise war dass der Bildhauer Eindrucke am Grabmal Friedrichs sammeln sollte denn Maximilian hatte die Absicht ein eigenes Grabmal fur sich bauen zu lassen an dem eine Reihe namhafter Kunstler mitwirken sollte Den Auftrag zur Reise hatte Conrad Rotlin sicherlich zu Pfingsten 1507 bekommen als der Kaiser aus politischen Grunden sich vom 17 bis 19 Mai mit grossem Gefolge in Rottweil aufhielt Vielleicht ist Maximilian dabei zufallig auf Rotlin aufmerksam geworden und hat ihn als fahig fur sein Vorhaben erachtet Ein weiteres wichtiges Dokument aus Conrad Rotlins Leben ist ein Schreiben der Stadt Rottweil vom 20 Dezember 1507 in dem es heisst dass der erber maister Cunrat Rotlin der bildhower ouch unser mitburger einen Zinsbrief erhalt womit das Wirken von Conrad Rotlin als Bildhauer zu dieser Zeit und sicherlich auch schon lange davor in Rottweil nachgewiesen ist Eine letzte Erwahnung von dem Maister Cunrat Rottlin bildhower zu Rottweil ist aus dem Jahr 1519 uberliefert BildwerkeDie Geschichte der Entdeckung des Rottweiler Bildhauers Conrad Rotlin begann 1963 als die Restaurierung der Falkensteiner Beweinung Christi zu Schramberg Landkreis Rottweil in der Kunstwelt fur Aufsehen sorgte Das um 1515 entstandene Holzbildwerk war im Laufe der Jahrhunderte durch verschiedene Farbauftrage verandert worden und hatte seine ursprungliche Ausdruckskraft verloren Dadurch und wohl auch durch die Abgeschiedenheit seines Standortes in der kleinen Falkensteiner Kapelle war dieses Kunstwerk nahezu in Vergessenheit geraten und niemand wusste jetzt etwas daruber zu sagen in keiner kunstwissenschaftlichen Veroffentlichung wurde es erwahnt Diese Unkenntnis liess Heinrich Adrion Nachforschungen anstellen Er suchte Rat bei vielen Fachwissenschaftlern die ihm aber lange nicht weiterhelfen konnten Erst die fast beilaufige Bemerkung Werner Fleischhauers damals Direktor des Wurttembergischen Landesmuseums die Falkensteiner Beweinung erinnere ihn unwillkurlich an die Grablegung Christi des Conrad Meit sollte ungeahnte Ausblicke eroffnen Die Grablegung Christi 1496 Die Grablegung wird unter anderem auch noch Hans Seyfer und Anton Pilgram zugeschrieben fur Heinrich Adrion aber stand nach weiteren Untersuchungen fest dass der Schopfer dieses Werkes nur Conrad Rotlin sein konnte Die Grablegung Christi 1496 entstanden befindet sich heute im Bayerischen Nationalmuseum in Munchen und wird deshalb auch die kleine Munchener Grablegung genannt Das Werk stammt aus fruherem habsburgischem Privatbesitz der sogenannten Ambraser Sammlung nach Schloss Ambras bei Innsbruck benannt Aus dieser Ambraser Sammlung kam auch die kleine Statue eines Falkners die nach Ansicht der Fachwissenschaft ebenfalls von dem Kunstler der Grablegung stammte Die Kleinplastik der Grablegung 36 29 cm ist aus Birnbaumholz und zeigt eine funffigurige Gruppe Christus Nikodemus Josef von Arimathia Maria und Johannes Eine sechste Figur ist verloren gegangen In der Fachwelt wird einhellig die hohe Kunst dieser Holzplastik gepriesen Fur Wilhelm Voge zum Beispiel zahlt sie zusammen mit dem Falkner zu den schonsten Werken der Kleinskulptur in der deutschen Fruhrenaissance Die Statuette des Falkners aus Lindenholz um 1500 entstanden befindet sich heute im Kunsthistorischen Museum in Wien und wird deshalb auch als Wiener Falkner bezeichnet Bei Heinrich Aldrion heisst es unter anderem uber den Falkner Trotz ihres kleinen Formats Hohe mit Sockel nur 31 cm kommt der Skulptur innere Grosse ja Monumentalitat zu Dies gilt zuvorderst fur den unvergesslichen Kopf in dessen markantem Antlitz sich hochgemuter Stolz kraftvolles Selbstbewusstsein und eherne Tatkraft spiegeln worin sich zugleich eine vollig neue Gesinnung als Ausdruck einer anbrechenden Zeitenwende manifestiert Und der Kunsthistoriker Friedrich Winkler 1888 1965 preist den Falkner als den besten Kleinplastiken des italienischen Quattrocento vollkommen ebenburtig als ein Wunderwerk fur die Zeit um 1500 nordlich der Alpen Bronzestandbild der Zimburgis 1516 in der Hofkirche Innsbruck Fur das Grabmal Kaiser Maximilians in der Innsbrucker Hofkirche schuf Conrad Rotlin 1507 das Holzmodell fur das Bronzestandbild der Zimburgis von Masovien Die Arbeit wurde im April 1508 in Augsburg von Maximilian begutachtet Dabei wurde der nicht anwesende Rotlin von Konrad Peutinger 1465 1547 vertreten der bei Auslieferung des Werkes vom Kunstler eingehend unterrichtet worden war Die uberlebensgrosse Figur 2 31 m hoch wurde schon bald darauf in Wachs geschnitten ihr Guss erfolgte aber erst 1516 in Innsbruck Die Zimburgis d h das ihr zugrundeliegende Holzmodell ist die erste kunstlerisch bewaltigte Freifigur in der langen Reihe der Innsbrucker Standbilder Verschiedentlich hat Conrad Rotlin auch in Stein gearbeitet So um 1505 wahrscheinlich in der Klosterkirche Stadtkirche von Gengenbach wo er die drei trauernden Frauen geschaffen haben konnte Um 1510 entstand im Villinger Munster eine Kanzel aus Sandstein Das einmalige Werk etwa 3 10 m hoch zeigt einen Reliefzyklus der Passion Christi und enthalt auch ein Selbstbildnis des Kunstlers Von 1511 an folgten Arbeiten am Chor der St Antoniuskirche in Monchweiler Die letzte Arbeit von Conrad Rotlin in der Reihe seiner bisher bekannten Werke ist die Falkensteiner Beweinung von 1515 mit der die Suche nach dem Kunstler 1963 ihren Anfang genommen hatte Das Bildwerk 152 95 cm ist aus Lindenholz und zeigt ein funffigurige Gruppe Jesus Maria Maria Magdalena Maria Kleophae und Johannes Die Arbeit ist die schonste holzgeschnitzte Beweinung der deutschen Spatgotik auf der Schwelle zur Fruhrenaissance LiteraturHeinrich Adrion Der Rottweiler Bildhauer Kaiser Maximilians Conrad Rotlin Villingen Monchweiler Schramberg Innsbruck Munchen und Wien Selbstverlag des Verfassers Villingen Schwenningen 2000 ISBN 3 929551 02 0 Vollige Neubearbeitung der Auflagen von 1970 und 1972 Heinrich Adrion Die Villinger Munsterkanzel und ihr Meister Selbstverlag des Verfassers Villingen Schwenningen 2012 ISBN 978 3 00 039249 8WeblinksHeinrich Adrion Die Munsterkanzel zu Villingen Beitrag zur Losung der Meisterfrage Auf der Website des Geschichts und Heimatvereins Villingen Enthalt auch unter anderem eine Abbildung vom Falkner und von der Falkensteiner Beweinung AnmerkungenHeinrich Adrion Der Rottweiler Bildhauer Kaiser Maximilians Conrad Rotlin 2000 Seite 84 Rottweil Stadtarchiv Spitalkopialbuch von 1558 fol 28 Achter Band 1857 Seite 431 Stuttgart Stadtarchiv Rottweil B 203 Urkunde 693 Or Pap Innsbruck Landesarchiv Maximiliana XI 20 Die Originalhandschrift von der die ersten Seiten fehlen befindet sich auf Schloss Zeil Oberschwaben Furstlich Waldenburg Zeilsches Gesamtarchiv ZAMs 40 Rottweil Stadtarchiv Lade LXXIX fasc 10 Falkensteiner Kapelle Heinrich Adrion Der Rottweiler Bildhauer Kaiser Maximilians Conrad Rotlin 2000 Seite 25 Wilhelm Voge Konrad Meits vermeintliche Jugendwerke und ihr Meister In Jahrbuch fur Kunstwissenschaft 1927 Seite 24 Heinrich Adrion Der Rottweiler Bildhauer Kaiser Maximilians Conrad Rotlin 2000 Seite 33 Friedrich Winkler Konrad Meits Tatigkeit in Deutschland In Jahrbuch der preussischen Kunstsammlungen 1924 Seite 55 Heinrich Adrion Der Rottweiler Bildhauer Kaiser Maximilians Conrad Rotlin 2000 Seite 96 Heinrich Adrion Der Rottweiler Bildhauer Kaiser Maximilians Conrad Rotlin 2000 Seite 86 Normdaten Person GND 122211332 lobid GND Explorer OGND AKS VIAF 30413603 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rotlin ConradALTERNATIVNAMEN Rotlin Cunrat Rottlin CunratKURZBESCHREIBUNG deutscher BildhauerGEBURTSDATUM um 1460GEBURTSORT RottweilSTERBEDATUM nach 1519