Unter druckertüchtigten Schienenfahrzeugen versteht man Triebfahrzeuge und Reisezugwagen die gegen schnelle Druckschwank
Druckertüchtigte Schienenfahrzeuge

Unter druckertüchtigten Schienenfahrzeugen versteht man Triebfahrzeuge und Reisezugwagen, die gegen schnelle Druckschwankungen geschützt sind. Dabei spielen auch Aspekte des Druckkomforts für Reisende eine Rolle. Davon abzugrenzen ist die Druckfestigkeit, die sich auf die mechanische Widerstandsfähigkeit eines Schienenfahrzeugs gegen Druckkräfte bezieht.
Zweck
Im Eisenbahnverkehr treten insbesondere bei Tunnelfahrten mit größeren Geschwindigkeiten schnelle Druckänderungen im Fahrzeuginnern auf, die beim Menschen von unangenehmen Druckgefühlen und verschlossenen Ohrtrompeten über Hörschäden bis hin zur Ohnmacht führen können.
Bereits in den 1920er Jahren wurden Berechnungen und Modellversuche zur Ermittlung der Druckänderungen an Fahrzeugaußenwänden bei Tunnelfahrten durchgeführt. Mit Aufkommen der Schnellfahrstrecken und Hochgeschwindigkeitszüge ab den 1960er Jahren in Japan, ab den 1970er Jahren bei der SNCF in Frankreich und ab den 1980er Jahren bei der DB in Deutschland rückte dieses Problem immer stärker in den Vordergrund.
Die beim Durchfahren von Tunneln mit Geschwindigkeiten bis zu 250 km/h entstehenden Druckwellen können, insbesondere bei Zugbegegnungen, zu Unbehagen oder Ohrenschmerzen führen, wenn sie ungedämpft ins Wageninnere durchschlagen. Die Stärke der Komfortbeeinträchtigung hängt von der Höhe der Druckschwankung (in Pa), der Steilheit des Druckanstiegs (in Pa/s) sowie der Häufigkeit der Ereignisse ab. Experimente mit Versuchspersonen in Druckkammern zeigten, dass Druckänderungen von mehr als 1000 Pa und Druckgradienten von mehr als 2000 Pa/s als störend empfunden werden können.
Berechnungen des Bundesbahn-Zentralamts München und der Versuchsanstalt Minden zeigten, dass die Werte bei schnellen Tunneldurchfahrten auch ohne Zugbegegnung bei weitem überschritten werden. Daher wurde für die Tunnelabschnitte der Schnellfahrstrecken eine gesonderte Druckertüchtigung für Fahrzeuge erforderlich.
Anforderungen
Eine unabdingbare Voraussetzung der Druckertüchtigung sind dauerhaft geschlossene Fenster und damit die Ausrüstung der betroffenen Wagen mit einer Klimaanlage. Nicht klimatisierte Abteilwagen der Bauart Bm 235, die Ende der 1980er Jahre noch im IC-Verkehr eingesetzt wurden, wurden durch 180 neugebaute, druckertüchtigte Wagen der Gattung Bvmz185 ersetzt. Zunächst wurden 255 Wagen unterschiedlicher Bauarten durch Umbau druckertüchtigt. Unter anderem durch Verwendung besonderer Isoliergummis um Fenster und Türen, druckertüchtigter Wagenübergänge, Druckschutzklappen, Druckschutzlüfter und geschlossener WC-Systeme lässt sich ein von äußeren Druckeinflüssen weitgehend unabhängiges System erreichen, das die auftretenden Druckschwankungen von Personal und Reisenden weitgehend fernhält. Druckertüchtigte Fahrzeuge können bei den Fahrzeuganschriften mit (p) gekennzeichnet werden. Hingegen sind Fahrzeuge mit der Kennung )p( nur druckgeschützt und haben daher lediglich ein Sicherheitspaket (dazu zählen z. B. gegen Hochschlagen gesicherte Übergangsbrücken), ansonsten aber keine Einrichtungen zur Druckertüchtigung.
Für die Konstruktion der ICE-1-Züge wurde festgelegt, dass die maximale Außendruckänderung zwischen +3900 und −5500 Pa, die zulässige Kabinendruckänderung hingegen nur bei ±1000 Pa mit einer maximalen Druckänderung von 200 Pa/s liegen darf. Diese Druckschwankungen gelten für eine Zugbegegnung im Tunnel mit einer Relativgeschwindigkeit von 560 km/h, wobei das Querschnittsbereichsverhältnis Fahrzeug:Tunnel bei etwa 1:8 liegt.
Eine weitere Empfehlung für zulässige Druckänderungen gibt der UIC-Kodex 660. In der Fassung von 1994 wird für Hochgeschwindigkeitszüge empfohlen, die Änderung des in Hundertstel-Sekunden-Schritten gemessenen Drucks auf 500 Pa/s sowie 1000 Pa je zehn-Sekunden-Intervall zu begrenzen. Das Druck- bzw. Unterdruckverhalten sollte dabei per Versuch ermittelt werden, indem ein Einzelreisezugwagen mit aktiven Druckertüchtigungsvorrichtungen einem Über- bzw. Unterdruck ausgesetzt und der Druckabfall bei ausgesetzter Luftzufuhr über wenigstens 18 s gemessen wird. Die Fassung von 2002 sieht zusätzlich eine maximale Druckänderung von 800 Pa je drei-Sekunden-Intervall bzw. 2000 Pa je 60-Sekunden-Intervall vor. In den UIC-Kodex 660 flossen auch Ergebnisse aus dreistufigen Probandenuntersuchungen mit ein, die 1989 im Abschnitt Fulda–Würzburg der Schnellfahrstrecke Hannover–Würzburg durchgeführt wurden.
Während der UIC-Kodex 660 auf neue Eisenbahnfahrzeuge des europäischen Hochgeschwindigkeitsverkehrs fokussiert, definiert der UIC-Kodex 779-11 Druckkomfortkriterien für Tunnelbauwerke. Die zulässigen Werte des 779-11 können dabei als Mindestanforderungen verstanden werden und liegen dabei beim doppelten des Kodex 660.
Die Lösung, das Fahrzeug druckdicht zu machen, verringert die Frischluftversorgung der Insassen. Es gibt zwei prinzipielle Ansätze, in denen versucht wird, mit
- a) aktiven Systemen einen konstanten Volumenstrom an Frischluft und Abluft zu erreichen. Realisiert wird dies durch druckgeschützte Ventilatoren, die unabhängig von der anliegenden Druckdifferenz arbeiten, und
- b) passiven Systemen, die den Wagen dynamisch nur für den Zeitpunkt eines Druckereignisses verschließen. Das sind im Allgemeinen Klappen im Luftversorgungssystem, die den Kanal druckdicht verschließen. Voraussetzung ist bei dieser Methode das vorangegangene Detektieren eines Druckereignisses oder das manuelle Betätigen (zum Beispiel durch den Lokführer). Typischerweise erfolgt eine automatische Detektion eines Druckschutzfalls an der Zug- bzw. Wagenspitze.
Die Einschaltung der Druckdichte kann auch über Leit- und Sicherungstechnik erfolgen.
In Deutschland müssen Fahrzeuge, die sich in Tunneln mit 250 km/h oder schneller fahrenden Zügen begegnen, druckgeschützt im Sinne einer Entscheidung des Bundesverkehrsministeriums vom 1996 sein. Laut der einschlägigen Entscheidung sollen damit mögliche, durch den bahnärztlichen Dienst für mögliche gehaltene gesundheitliche Schäden von bestimmten Personengruppen ausgeschlossen und die Benutzung der Bahn „durch Behinderte und alte Menschen sowie Kinder und sonstige Personen mit Nutzungsschwierigkeiten“ erleichtert werden.
Die größten auf den Wagenkasten wirkenden Druckdifferenzen entstehen bei Zugbegegnungen im Tunnel. Die Druckwerte sind dabei abhängig von Querschnitt und Länge des Tunnels, dem Fahrzeugquerschnitt, Form und Länge der sich begegnenden Züge sowie der Begegnungsgeschwindigkeit. Hochgeschwindigkeitszüge der Deutschen Bahn müssen den aerodynamischen Belastungen von Begegnungen bis 330 km/h gegen 330 km/h in einem Tunnel von 82 m² Querschnittsfläche standhalten (Stand: 2002).
Neben Begegnungen von Personen- mit Personenzügen sind auch Begegnungen von Personen- mit Güterzügen zu betrachten. Auf Güterwagen wirken Druckbelastungen durch die Kopfwelle schnell fahrender Personenzüge sowie Strömungsbelastungen durch die Eigengeschwindigkeit der Güterzüge ein. Als kritisch erwiesen sich dabei Behälter des Kombinierten Ladungsverkehrs, die eine Reduktion der Druckbelastung bei Zugbegegnungen mit Personenzügen erforderlich machte. Dies machte eine geringfügige Geschwindigkeitsreduktion der ICE erforderlich.
Nachrüstung von Reisezugwagen
Die Druckertüchtigung eines Reisezugwagens erfordert eine Reihe von Maßnahmen:
- Austausch der Endpartien des Wagenkastens durch Anpassung und Einsetzen neuer Rahmen für Einstiegs- und Übergangstüren
- Systematische Abdichtung des Wagenkastens, z. B. von Wasserablaufrohren
- Anlegen von Durchbrüchen für neue Kabel und Rohre
- Einbau druckdichter Außen- und Wagenübergangstüren sowie druckertüchtigter Übergänge
- Einbau geschlossener Toilettensysteme (mit Abwasserbehälter)
- Ausrüstung der Klimaanlage mit Druckschutzkomponenten
Zum Abschluss findet eine Dichtigkeitsprüfung statt.
Bei der DB in Deutschland und den ÖBB in Österreich wurden eine große Anzahl von TEE- und Eurofimawagen nachträglich druckertüchtigt. Einige entstanden auch als Neubau, um diese auf den Schnellfahrstrecken der DB einsetzen zu können.
Um die zwischen 1988 und 1991 eröffneten ersten deutschen Neubaustrecken Mannheim–Stuttgart und Hannover–Würzburg befahren zu können, wurden in den Jahren 1988 und 1989 insgesamt 160 InterCity-Wagen (21 erste-Klasse-Großraumwagen „Apmz“, 37 erste-Klasse-Abteilwagen „Avmz“ und 102 zweite-Klasse-Großraumwagen „Bpmz“) der damaligen Deutschen Bundesbahn druckertüchtigt. Bis dahin verkehrten die lokbespannten Fernverkehrszüge im ersten fertiggestellten Neubaustreckenabschnitt zwischen Fulda und Würzburg zunächst nur mit 160 km/h, später mit 180 km/h.
Mit der Übergabe der neu entwickelten IC-Wagen der Bauart Bvmz 185 stellte die damalige Bundesbahn am 15. April 1988 darüber hinaus die ersten ab Werk druckertüchtigten Serienfahrzeuge in Dienst. Nachdem auf den Schnellfahrstrecken nahezu ausschließlich herstellerseitig druckertüchtigte Triebzüge eingesetzt werden, wurden die druckertüchtigten UIC kompatiblen (SIG und HÜBNER) Wagenübergänge an zahlreichen Wagen wieder durch weniger unterhaltungsaufwändige Gummiwulstübergänge ersetzt. Die betroffenen Wagen sind noch immer an in die Wagenkastenecken eingelassene Schlusssignallampen zu erkennen. Weiterhin erforderlich sind druckertüchtigte Reisezugwagen für die Züge des »München-Nürnberg-Express«.
Die Anforderungen an druckertüchtigte Reisezugwagenkästen waren 1990 international noch nicht normiert.
Siehe auch
- Tunnelbegegnungsverbot
Einzelnachweise
- Ingwer Ebinger, Ulrich Adolph: Druckschutz in Fahrzeugen des Hochgeschwindigkeitsverkehrs. In: Der Eisenbahningenieur. Band 71, Nr. 9, September 2020, ISSN 0013-2810, S. 20–26.
- Peter Diepen: Druckertüchtigung von Reisezugwagen bei der Deutschen Bundesbahn. In: Die Bundesbahn. Nr. 4, 1991, ISSN 0007-5876, S. 433–437.
- Bestimmungen zur Sicherung der technischen Verträglichkeit der Hochgeschwindigkeitszüge. 2. Auflage. August 2002, S. 13–15, 40.
- Bestimmungen zur Sicherung der technischen Kompatibilität der Hochgeschwindigkeitszüge. 1. Auflage. 1. Juli 1994, S. 18 f.
- Peter Deeg: 20-60610 Ergänzung zur Stellungnahme zur Aerodynamik des Schnellfahrstreckenabschnitts STUTTGART-BRUCHSAL, der Neubaustrecke WENDLINGE-Ulm und des neuen Stuttgarter Hauptbahnhofs. (PDF) DB Systemtechnik, 30. Juni 2020, S. 9 f. (PDF), archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 1. August 2020; abgerufen am 2. August 2020.
- Monika Möller: Schnellfahrstrecken für Geschwindigkeiten über 250 km/h. (PDF) In: fahrweg.dbnetze.com. DB Netz, 10. Dezember 2017, archiviert vom 25. Januar 2020; abgerufen am 25. Januar 2020. (nicht mehr online verfügbar) am Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Ehrlich: Zugfahrten mit Geschwindigkeiten über 250 km/h bis 280 km/h. (PDF) E 15/32.31.01/139 EBA 96 (4). Bundesministerium für Verkehr, 27. Dezember 1996, S. 2 f., abgerufen am 25. Januar 2020.
- Ronald Hartkopf: Probleme des Mischverkehrs auf Neubaustrecken. In: Die Bundesbahn. Nr. 11, November 1989, ISSN 0007-5876, S. 981–984.
- Jahresrückblick 1988. In: Die Bundesbahn 1/1989, S. 64 f.
- Die weiteren Pläne der Neuen Bahn. In: Bahn-Special, Die Neue Bahn, 1/1991, Gera-Nova-Verlag, München, S. 78 f.
- Internationaler Eisenbahnverband (Hrsg.): Beanspruchungen von Reisezugwagenkästen und deren Anbauteilen. UIC-Kodex 566. 3. Auflage. 1. Januar 1990, S. 10.
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
wikipedia, wiki, deutsches, deutschland, buch, bücher, bibliothek artikel lesen, herunterladen kostenlos kostenloser herunterladen, MP3, Video, MP4, 3GP, JPG, JPEG, GIF, PNG, Bild, Musik, Lied, Film, Buch, Spiel, Spiele, Mobiltelefon, Mobil, Telefon, android, ios, apple, samsung, iphone, xiomi, xiaomi, redmi, honor, oppo, nokia, sonya, mi, pc, web, computer, komputer, Informationen zu Druckertüchtigte Schienenfahrzeuge, Was ist Druckertüchtigte Schienenfahrzeuge? Was bedeutet Druckertüchtigte Schienenfahrzeuge?
Unter druckertuchtigten Schienenfahrzeugen versteht man Triebfahrzeuge und Reisezugwagen die gegen schnelle Druckschwankungen geschutzt sind Dabei spielen auch Aspekte des Druckkomforts fur Reisende eine Rolle Davon abzugrenzen ist die Druckfestigkeit die sich auf die mechanische Widerstandsfahigkeit eines Schienenfahrzeugs gegen Druckkrafte bezieht ZweckDruckertuchtigter Wellenbalg Wagenubergang beim ICE 1 Im Eisenbahnverkehr treten insbesondere bei Tunnelfahrten mit grosseren Geschwindigkeiten schnelle Druckanderungen im Fahrzeuginnern auf die beim Menschen von unangenehmen Druckgefuhlen und verschlossenen Ohrtrompeten uber Horschaden bis hin zur Ohnmacht fuhren konnen Bereits in den 1920er Jahren wurden Berechnungen und Modellversuche zur Ermittlung der Druckanderungen an Fahrzeugaussenwanden bei Tunnelfahrten durchgefuhrt Mit Aufkommen der Schnellfahrstrecken und Hochgeschwindigkeitszuge ab den 1960er Jahren in Japan ab den 1970er Jahren bei der SNCF in Frankreich und ab den 1980er Jahren bei der DB in Deutschland ruckte dieses Problem immer starker in den Vordergrund Die beim Durchfahren von Tunneln mit Geschwindigkeiten bis zu 250 km h entstehenden Druckwellen konnen insbesondere bei Zugbegegnungen zu Unbehagen oder Ohrenschmerzen fuhren wenn sie ungedampft ins Wageninnere durchschlagen Die Starke der Komfortbeeintrachtigung hangt von der Hohe der Druckschwankung in Pa der Steilheit des Druckanstiegs in Pa s sowie der Haufigkeit der Ereignisse ab Experimente mit Versuchspersonen in Druckkammern zeigten dass Druckanderungen von mehr als 1000 Pa und Druckgradienten von mehr als 2000 Pa s als storend empfunden werden konnen Berechnungen des Bundesbahn Zentralamts Munchen und der Versuchsanstalt Minden zeigten dass die Werte bei schnellen Tunneldurchfahrten auch ohne Zugbegegnung bei weitem uberschritten werden Daher wurde fur die Tunnelabschnitte der Schnellfahrstrecken eine gesonderte Druckertuchtigung fur Fahrzeuge erforderlich AnforderungenEine unabdingbare Voraussetzung der Druckertuchtigung sind dauerhaft geschlossene Fenster und damit die Ausrustung der betroffenen Wagen mit einer Klimaanlage Nicht klimatisierte Abteilwagen der Bauart Bm 235 die Ende der 1980er Jahre noch im IC Verkehr eingesetzt wurden wurden durch 180 neugebaute druckertuchtigte Wagen der Gattung Bvmz185 ersetzt Zunachst wurden 255 Wagen unterschiedlicher Bauarten durch Umbau druckertuchtigt Unter anderem durch Verwendung besonderer Isoliergummis um Fenster und Turen druckertuchtigter Wagenubergange Druckschutzklappen Druckschutzlufter und geschlossener WC Systeme lasst sich ein von ausseren Druckeinflussen weitgehend unabhangiges System erreichen das die auftretenden Druckschwankungen von Personal und Reisenden weitgehend fernhalt Druckertuchtigte Fahrzeuge konnen bei den Fahrzeuganschriften mit p gekennzeichnet werden Hingegen sind Fahrzeuge mit der Kennung p nur druckgeschutzt und haben daher lediglich ein Sicherheitspaket dazu zahlen z B gegen Hochschlagen gesicherte Ubergangsbrucken ansonsten aber keine Einrichtungen zur Druckertuchtigung Fur die Konstruktion der ICE 1 Zuge wurde festgelegt dass die maximale Aussendruckanderung zwischen 3900 und 5500 Pa die zulassige Kabinendruckanderung hingegen nur bei 1000 Pa mit einer maximalen Druckanderung von 200 Pa s liegen darf Diese Druckschwankungen gelten fur eine Zugbegegnung im Tunnel mit einer Relativgeschwindigkeit von 560 km h wobei das Querschnittsbereichsverhaltnis Fahrzeug Tunnel bei etwa 1 8 liegt Eine weitere Empfehlung fur zulassige Druckanderungen gibt der UIC Kodex 660 In der Fassung von 1994 wird fur Hochgeschwindigkeitszuge empfohlen die Anderung des in Hundertstel Sekunden Schritten gemessenen Drucks auf 500 Pa s sowie 1000 Pa je zehn Sekunden Intervall zu begrenzen Das Druck bzw Unterdruckverhalten sollte dabei per Versuch ermittelt werden indem ein Einzelreisezugwagen mit aktiven Druckertuchtigungsvorrichtungen einem Uber bzw Unterdruck ausgesetzt und der Druckabfall bei ausgesetzter Luftzufuhr uber wenigstens 18 s gemessen wird Die Fassung von 2002 sieht zusatzlich eine maximale Druckanderung von 800 Pa je drei Sekunden Intervall bzw 2000 Pa je 60 Sekunden Intervall vor In den UIC Kodex 660 flossen auch Ergebnisse aus dreistufigen Probandenuntersuchungen mit ein die 1989 im Abschnitt Fulda Wurzburg der Schnellfahrstrecke Hannover Wurzburg durchgefuhrt wurden Wahrend der UIC Kodex 660 auf neue Eisenbahnfahrzeuge des europaischen Hochgeschwindigkeitsverkehrs fokussiert definiert der UIC Kodex 779 11 Druckkomfortkriterien fur Tunnelbauwerke Die zulassigen Werte des 779 11 konnen dabei als Mindestanforderungen verstanden werden und liegen dabei beim doppelten des Kodex 660 Die Losung das Fahrzeug druckdicht zu machen verringert die Frischluftversorgung der Insassen Es gibt zwei prinzipielle Ansatze in denen versucht wird mit a aktiven Systemen einen konstanten Volumenstrom an Frischluft und Abluft zu erreichen Realisiert wird dies durch druckgeschutzte Ventilatoren die unabhangig von der anliegenden Druckdifferenz arbeiten und b passiven Systemen die den Wagen dynamisch nur fur den Zeitpunkt eines Druckereignisses verschliessen Das sind im Allgemeinen Klappen im Luftversorgungssystem die den Kanal druckdicht verschliessen Voraussetzung ist bei dieser Methode das vorangegangene Detektieren eines Druckereignisses oder das manuelle Betatigen zum Beispiel durch den Lokfuhrer Typischerweise erfolgt eine automatische Detektion eines Druckschutzfalls an der Zug bzw Wagenspitze Die Einschaltung der Druckdichte kann auch uber Leit und Sicherungstechnik erfolgen In Deutschland mussen Fahrzeuge die sich in Tunneln mit 250 km h oder schneller fahrenden Zugen begegnen druckgeschutzt im Sinne einer Entscheidung des Bundesverkehrsministeriums vom 1996 sein Laut der einschlagigen Entscheidung sollen damit mogliche durch den bahnarztlichen Dienst fur mogliche gehaltene gesundheitliche Schaden von bestimmten Personengruppen ausgeschlossen und die Benutzung der Bahn durch Behinderte und alte Menschen sowie Kinder und sonstige Personen mit Nutzungsschwierigkeiten erleichtert werden Die grossten auf den Wagenkasten wirkenden Druckdifferenzen entstehen bei Zugbegegnungen im Tunnel Die Druckwerte sind dabei abhangig von Querschnitt und Lange des Tunnels dem Fahrzeugquerschnitt Form und Lange der sich begegnenden Zuge sowie der Begegnungsgeschwindigkeit Hochgeschwindigkeitszuge der Deutschen Bahn mussen den aerodynamischen Belastungen von Begegnungen bis 330 km h gegen 330 km h in einem Tunnel von 82 m Querschnittsflache standhalten Stand 2002 Neben Begegnungen von Personen mit Personenzugen sind auch Begegnungen von Personen mit Guterzugen zu betrachten Auf Guterwagen wirken Druckbelastungen durch die Kopfwelle schnell fahrender Personenzuge sowie Stromungsbelastungen durch die Eigengeschwindigkeit der Guterzuge ein Als kritisch erwiesen sich dabei Behalter des Kombinierten Ladungsverkehrs die eine Reduktion der Druckbelastung bei Zugbegegnungen mit Personenzugen erforderlich machte Dies machte eine geringfugige Geschwindigkeitsreduktion der ICE erforderlich Nachrustung von ReisezugwagenDruckertuchtigter SIG Wa gen uber gang an ei nem fin ni schen IC2 Dop pel stock wa gen Die Druckertuchtigung eines Reisezugwagens erfordert eine Reihe von Massnahmen Austausch der Endpartien des Wagenkastens durch Anpassung und Einsetzen neuer Rahmen fur Einstiegs und Ubergangsturen Systematische Abdichtung des Wagenkastens z B von Wasserablaufrohren Anlegen von Durchbruchen fur neue Kabel und Rohre Einbau druckdichter Aussen und Wagenubergangsturen sowie druckertuchtigter Ubergange Einbau geschlossener Toilettensysteme mit Abwasserbehalter Ausrustung der Klimaanlage mit Druckschutzkomponenten Zum Abschluss findet eine Dichtigkeitsprufung statt Bei der DB in Deutschland und den OBB in Osterreich wurden eine grosse Anzahl von TEE und Eurofimawagen nachtraglich druckertuchtigt Einige entstanden auch als Neubau um diese auf den Schnellfahrstrecken der DB einsetzen zu konnen Um die zwischen 1988 und 1991 eroffneten ersten deutschen Neubaustrecken Mannheim Stuttgart und Hannover Wurzburg befahren zu konnen wurden in den Jahren 1988 und 1989 insgesamt 160 InterCity Wagen 21 erste Klasse Grossraumwagen Apmz 37 erste Klasse Abteilwagen Avmz und 102 zweite Klasse Grossraumwagen Bpmz der damaligen Deutschen Bundesbahn druckertuchtigt Bis dahin verkehrten die lokbespannten Fernverkehrszuge im ersten fertiggestellten Neubaustreckenabschnitt zwischen Fulda und Wurzburg zunachst nur mit 160 km h spater mit 180 km h Mit der Ubergabe der neu entwickelten IC Wagen der Bauart Bvmz 185 stellte die damalige Bundesbahn am 15 April 1988 daruber hinaus die ersten ab Werk druckertuchtigten Serienfahrzeuge in Dienst Nachdem auf den Schnellfahrstrecken nahezu ausschliesslich herstellerseitig druckertuchtigte Triebzuge eingesetzt werden wurden die druckertuchtigten UIC kompatiblen SIG und HUBNER Wagenubergange an zahlreichen Wagen wieder durch weniger unterhaltungsaufwandige Gummiwulstubergange ersetzt Die betroffenen Wagen sind noch immer an in die Wagenkastenecken eingelassene Schlusssignallampen zu erkennen Weiterhin erforderlich sind druckertuchtigte Reisezugwagen fur die Zuge des Munchen Nurnberg Express Die Anforderungen an druckertuchtigte Reisezugwagenkasten waren 1990 international noch nicht normiert Siehe auchTunnelbegegnungsverbotEinzelnachweiseIngwer Ebinger Ulrich Adolph Druckschutz in Fahrzeugen des Hochgeschwindigkeitsverkehrs In Der Eisenbahningenieur Band 71 Nr 9 September 2020 ISSN 0013 2810 S 20 26 Peter Diepen Druckertuchtigung von Reisezugwagen bei der Deutschen Bundesbahn In Die Bundesbahn Nr 4 1991 ISSN 0007 5876 S 433 437 Bestimmungen zur Sicherung der technischen Vertraglichkeit der Hochgeschwindigkeitszuge 2 Auflage August 2002 S 13 15 40 Bestimmungen zur Sicherung der technischen Kompatibilitat der Hochgeschwindigkeitszuge 1 Auflage 1 Juli 1994 S 18 f Peter Deeg 20 60610 Erganzung zur Stellungnahme zur Aerodynamik des Schnellfahrstreckenabschnitts STUTTGART BRUCHSAL der Neubaustrecke WENDLINGE Ulm und des neuen Stuttgarter Hauptbahnhofs PDF DB Systemtechnik 30 Juni 2020 S 9 f PDF archiviert vom Original nicht mehr online verfugbar am 1 August 2020 abgerufen am 2 August 2020 Monika Moller Schnellfahrstrecken fur Geschwindigkeiten uber 250 km h PDF In fahrweg dbnetze com DB Netz 10 Dezember 2017 archiviert vom Original nicht mehr online verfugbar am 25 Januar 2020 abgerufen am 25 Januar 2020 Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Ehrlich Zugfahrten mit Geschwindigkeiten uber 250 km h bis 280 km h PDF E 15 32 31 01 139 EBA 96 4 Bundesministerium fur Verkehr 27 Dezember 1996 S 2 f abgerufen am 25 Januar 2020 Ronald Hartkopf Probleme des Mischverkehrs auf Neubaustrecken In Die Bundesbahn Nr 11 November 1989 ISSN 0007 5876 S 981 984 Jahresruckblick 1988 In Die Bundesbahn 1 1989 S 64 f Die weiteren Plane der Neuen Bahn In Bahn Special Die Neue Bahn 1 1991 Gera Nova Verlag Munchen S 78 f Internationaler Eisenbahnverband Hrsg Beanspruchungen von Reisezugwagenkasten und deren Anbauteilen UIC Kodex 566 3 Auflage 1 Januar 1990 S 10