Eduard Wilhelm Christian Kreyßig 30 August 1830 in Eichelsachsen 11 März 1897 in Mainz war ein deutscher Architekt Stadt
Eduard Kreyßig

Eduard Wilhelm Christian Kreyßig (* 30. August 1830 in Eichelsachsen; † 11. März 1897 in Mainz) war ein deutscher Architekt, Stadtplaner und Tiefbauspezialist. Er war von 1864 bis 1896 Stadtbaumeister von Mainz und für die städtebauliche Gestaltung von ausschlaggebender Bedeutung.
Leben
Eduard Kreyßig wurde als drittes Kind des großherzoglich hessischen Forstbeamten Georg Heinrich Kreyßig († 1855) und dessen Frau Caroline geb. Bommersheim († 1866) geboren. Seine Schulbildung erhielt er zunächst bei verschiedenen Theologen und dann zwei Jahre auf einer Schule in Darmstadt. Vom Herbst 1843 bis Frühjahr 1848 besuchte er das Gymnasium in Büdingen und legte dort die Reifeprüfung ab. Ein Studium an der Universität Gießen brach er ab, kehrte zu seinen Eltern zurück und bildete sich autodidaktisch weiter. Ab Frühjahr 1851 besuchte er die Gewerbeschule in Darmstadt. Im November 1852 stellte er sich der „speziellen Prüfung“ vor der Darmstädter Oberbaudirektion, die Voraussetzung für das Kreisbaumeisteramt war. In diese Prüfung konnte er nur ein „mangelhaft“ erzielen. Bei der Wiederholung im Herbst des folgenden Jahres erreichte er ein „gut“. Nach einem weiteren Studienjahr an der Darmstädter Gewerbeschule, vor allem in Ornamentik, trat er im Oktober 1854 in den großherzoglich hessischen Staatsdienst. Als Bau-Accessist arbeitete er im Kreis Biedenkopf unter Kreisbaumeister Philipp Billhardt vor allem tiefbautechnisch, so bei der Regulierung der Eder und beim Eisenbahnbau. 1855/1856 wirkte er im Kreis Erbach-Michelstadt unter Kreisbaumeister Conrad Schredelsecker, um dann für weitere fünf Jahre nach Biedenkopf zurückzukehren. In dieser Zeit entstanden zwei Kirchen, mehrere Schulhäuser und zwei Gefängnisse. Außerdem sammelte er Erfahrung in der Flussregulierung sowie im Straßen- und Brückenbau. Von 1861 bis 1865 war er in Bensheim bei Kreisbaumeister Johann Christian Horst (1822–1888) angestellt, der mit Kreyßigs Cousine zweiten Grades Caroline geb. Wiessell (* 1826) verheiratet war. Kreyßig war Bauleiter der evangelischen Kirchen von Bensheim (nach dem Plan von Kreisbaumeister Georg August Mittermayer und Horst, 1863 beendet) und Lampertheim (nach Plänen Horsts, Bau 1863–1868) sowie des Rathauses in Nordheim (nach Horsts Plänen, um 1864 vollendet).
Nach dem Tod des Mainzer Stadtbaumeisters Joseph Laské 1863 wurde eine Stelle für einen Bewerber mit Kreisbaumeisterexamen ausgeschrieben. Von den 14 Bewerbern kamen vier in die nähere Auswahl: Franz Joseph Usinger (1829–1908), der Interimsleiter des Bauamtes, der seine Bewerbung aber zurückzog, C. Wetter, der später in Aschaffenburg tätig war, Ludwig Bohnstedt und Kreyßig, der sich mit Zeugnissen von Horst bewarb und in der Gemeinderatssitzung vom 8. November 1864 gewählt wurde. Am 4. Februar 1865 trat er sein Amt als Stadtbaumeister von Mainz an, zunächst fünf Jahre auf Probe. Seine Aufgaben waren die Planung und Bauleitung der städtischen Neubauten und die Durchführung der Bauunterhaltung; die Anlage neuer Straßen und die Herstellung der Wasserversorgung; die Aufsicht der Rheinufer und Häfen; die Betreuung der Friedhöfe und Gärten; die Aufsicht über Feuerwehr und Beleuchtungsanlagen und die bauaufsichtliche Kontrolle der privaten Neubauten. Zunächst gab es keine größeren Bauaufgaben, nur Bauunterhaltung und Ausbesserung waren zu erledigen. So blieb ihm Zeit zu einer Studienreise zur Weltausstellung 1867 nach Paris, wo er die Umgestaltung der französischen Hauptstadt durch Georges-Eugène Haussmann ansah. Dies übte einen nachhaltigen Einfluss auf ihn auf. Er wandte sich von der Neugotik ab und seine späteren Bauten zeigen Neorenaissance- und Neobarock-Elemente. Nachdem es nach dem Deutsch-Französischen Krieg wirtschaftlich aufwärtsging, brachten die Rheinregulierung und die Stadterweiterung viele neue Aufträge, sowohl für städtische als für auch private Bauten.
Aus Anlass der Stadterweiterung erhielt Kreyßig 1877 das Ritterkreuz I. Klasse des Ordens Philipps des Großmütigen. 1883 wurde ihm der Ehrentitel Baurat verliehen und das Ehrenzeichen für Verdienste bei der Überschwemmung 1882/1883 zuerkannt. 1887 folgte die Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft. Nach einem längeren Kuraufenthalt 1893 wurde er 1896 als Geheimer Baurat vorzeitig und bei vollem Gehalt pensioniert. Kreyßig war im Vorstand des Großherzoglich Hessischen Gewerbevereins und des Mainzer Verschönerungsvereins tätig.
Kreyßig heiratete 1857 Louise Großmann (1832–1902) und hatte mit ihr vier Töchter und einen Sohn: Anna (1858–1918), Emma (1859–1935), Mathilde (1864–1926), Ida (1874–1912) und Friedrich (* 1861), der als bekannter Augenarzt 1904 Papst Pius X. behandelte. Eduard Kreyßig starb am 11. März 1897 in Mainz und wurde auf dem Hauptfriedhof begraben.
In der Neustadt wurde 1898 eine Straße nach Kreyßig benannt. Auf dem Gartenstreifen in der Mitte der von ihm entworfenen Kaiserstraße wurde 1904 ein Kreyßig-Denkmal errichtet. Das Denkmal wurde am 8. März 1937 durch die Nationalsozialisten abgetragen, um an gleicher Stelle das Horst-Wessel-Denkmal errichten zu können. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde nur noch die von dem Bildhauer Eduard Lipp geschaffene Kreyßig-Büste dieses Denkmals neu aufgestellt.
- Kreyßig-Denkmal 1905
- Grabstätte von Eduard Kreyssig
Stadterweiterung
In der Mitte des 19. Jahrhunderts hinderten die Festungsanlagen und der Rhein die Stadt Mainz flächenmäßig zu wachsen. Steigende Einwohnerzahlen führten dazu, dass Mainz um 1870 eine sehr große Bevölkerungsdichte aufwies, fast drei Mal so groß wie Frankfurt am Main und Berlin. Das nördlich der Stadt gelegene Gartenfeld durfte nur mit Fachwerkhäusern bebaut werden, die im Kriegsfall von den Eigentümern ohne Entschädigung abzubrechen waren. Nach jahrelangen Bemühungen des Mainzer Rates stimmte die Festungsbehörde schließlich einer Bebauung unter militärischen Auflagen zu. Unter acht verschiedenen Plänen entschied sich der Gemeinderat am 4. April 1866 für Kreyßigs Vorschlag. Durch den Preußisch-Österreichischen Krieg wurden die Auflagen wieder verschärft und nur Fachwerkhäuser erlaubt. Unter diesen Eindrücken legte Kreyßig 1868 eine Denkschrift vor, in der er sich für die Verschiebung der Umwallung nach Norden aussprach, sodass die Bebauung des Gartenfeldes möglich wurde. Ende 1868 reiste er nach Magdeburg, denn auch dort war eine Stadterweiterung durch Verschiebung der Wallanlagen geplant, und nach Berlin, um hohe Behörden zu besuchen – die Mainzer Festung unterstand damals dem preußischen Kriegsministerium.
- Mainz vor der Stadterweiterung (1815)
- Bebauungsplan 1869
- Bebauungsplan 1872
- Bebauungsplan 1877
- Mainz nach der Stadterweiterung (1890)
Er entwarf 1869 einen neuen Plan, der im Gegensatz zum 1866er Vorschlag noch erhalten ist. Dieser Entwurf zeichnet sich durch ein netzartiges, symmetrisches Straßensystem aus, in dem die Straßenachsen in zentrale Plätze strahlenförmig einmünden. Die hohen Kosten für den Bau der neuen Wallanlagen von vier Millionen Gulden musste die Stadt tragen. Die Rückzahlung des aufgenommenen Darlehens sollte 50 Jahre in Anspruch nehmen. Nachdem Elsass-Lothringen nach dem Deutsch-Französischen Krieg dem Deutschen Reich angegliedert wurde, war Mainz keine Grenzstadt mehr und verlor die militärische Bedeutung. 1872 erklärte sich die Festungsverwaltung bereit einem Stadterweiterungsvertrag zuzustimmen, der 1873 in Kraft trat. Kreyßig legte eine zweite Überarbeitung des Bebauungsplanes vor, den der Berliner Stadtbaurat James Hobrecht begutachtete. 1875 genehmigte der Großherzog Ludwig III. von Hessen den Bereich des Rheinufers und der Kaiserstraße. 1876 wurden die neue Umwallung und die Tore fertiggestellt – die Fläche der Stadt Mainz hatte sich damit verdoppelt. 1877 fand der Gesamtplan die Zustimmung des Großherzogs und die Bebauung begann. Nachdem sich die Grundstücke zunächst nur schleppend verkauften, konnte das Darlehen bereits 1897 abbezahlt werden.
Tiefbau
Da die bisherigen Kanäle der Stadt bei jedem Hochwasser mehr und mehr verschlammten, entwarf Kreyßig im Neustadtplan auch ein verbessertes Entwässerungssystem für Mainz. Dieses wurde zwischen 1875 und 1879 in der Altstadt und ab 1880 in der Neustadt verwirklicht. Auch für die Neugestaltung des Rheinufers zeichnete Kreyßig verantwortlich. Nach der Rheinregulierung 1860 gewann die Stadt am Ufer wertvolle Aufschüttungsflächen hinzu. Kreyßig veranlasste ab 1865 weitere Anschüttungen, die Anlage einer Uferpromenade und die Erhöhung des gesamten Niveaus zum Hochwasserschutz. Dazu wurde 1868 ein Vertrag zwischen der Stadt Mainz, dem hessischen Staat und der Festung geschlossen, der 1870 durch einen Vertrag zwischen Stadt und Bahn ergänzt wurde. Bis 1888 wurden die Anschüttungen auch in der Neustadt vollendet und bis 1890 die Bebauung der Fläche zwischen Rheinstraße und Ufer abgeschlossen.
Als Teil der Rheinregulierung wurde aus einem abgetrennten Rheinarm der Zoll- und Binnenhafen errichtet, der die alten ständig verschlammten Häfen ersetzen sollte. In Verträgen mit der Bahn (1876) und der Festung (1878) wurde dies festgelegt und 1880 begannen die Arbeiten am 750 × 135 m großen Hafenbecken. Auch die Hochbauten des Hafens, die ab 1885 entstanden, wurden von Kreyßig geplant. Bis zur Eröffnung am 5. Juni 1887 in Anwesenheit des Großherzogs Ludwig IV. von Hessen entstanden das große Lagerhaus und das Verwaltungsgebäude des Hauptsteueramtes, die Revisionshalle sowie das Maschinen- und Kesselhaus. Später wurden ein Getreidespeicher mit Hubeinrichtungen und Siloanlagen (1893) und ein Wohngebäude für Zollaufseher (1897) ergänzt.
Auch die Verlegung der Eisenbahntrasse vom Rheinufer an die Westseite der Stadt geht auf Kreyßig zurück. Bereits sein Vorgänger, Joseph Laské, berichtete 1858 in seiner Schrift Die Führung der Mainz-Binger Bahn durch die Stadt Mainz betreffend. über die Situation des schienengebundenen Transports an die Großherzogliche Bürgermeisterei der Provinzial-Hauptstadt Mainz. Nach seinem Vorschlag von 1873 einigten sich Stadt und Hessische Ludwigsbahn 1874 darauf. In den Jahren 1880 bis 1884 wurde die Zitadelle untertunnelt und damit das größte technische Hindernis beseitigt. Der 1882 bis 1884 nach Plänen von Philipp Johann Berdellé erbaute Hauptbahnhof wurde schließlich am 15. Oktober 1884 feierlich eingeweiht.
Hochbauten
Die ersten von Kreyßig in Mainz geschaffenen Hochbauten zeigen noch Elemente der Neogotik, so die Grabmäler für Valentin Theuerkauf (1866) und den Branddirektor Carl Weiser (1867) sowie die Gruft für den Mainzer Oberbürgermeister Nikolaus Nack (1867). Nach dem Besuch der Weltausstellung in Paris wandte sich Kreyßig der Neorenaissance und dem Neobarock zu, die seine Werke fortan prägten. Erste Beispiele sind das Denkmal für den Festungskommandanten Woldemar von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg (1872), das Deutsche Kriegerdenkmal (1873) und die Gruft für den Arzt Ignaz Franz Anschel (1874). Sein erstes größeres Projekt war die Wohnanlage Schottenhof, die von 1873 bis 1876 erbaut wurde und in der er selbst von 1876 bis zu seinem Tod lebte. Daneben plante er den Umbau und die Erweiterung des Stadthauses (1874/75) und Umbau des Stadttheaters (1876).
- Stadthalle 1899
- Stadthalle 1900
- Stadthalle, Außenansicht
- Stadthalle, Innenansicht
Von 1882 bis 1884 entstand die Stadthalle, nachdem Kreyßig zwischen 1877 und 1880 Pläne in sechs Fassungen vorgelegt hatte. 1875 erhielt er den Auftrag des Stadtrats, das Kurfürstliche Schloss zu restaurieren. Er ließ ab 1879 den Bau vollständig aufnehmen, ehe er 1889 einen Entwurf präsentierte. Erst 1924 wurden die Arbeiten abgeschlossen, wenn auch Kreyßigs Pläne nicht gänzlich umgesetzt wurden. Daneben schuf er in den 1880er und 1890er Jahren mehrere Schulen, drei Polizeistationen, drei Volksbäder, die Wartehalle der Köln-Düsseldorfer-Dampfschiffahrtsgesellschaft, private Wohn- und Geschäftshäuser sowie die orthodoxe Synagoge in der Margarethenstraße und die jüdische Friedhofshalle in der Unteren Zahlbacher Straße – beide in einer byzantinisch-maurischen Stilmischung. Außerdem plante er den Schlacht- und Viehhof, mit seinen Marktställen und Markthallen, mit der Börse, mit Verwaltungsgebäuden und Schlachthallen, der Kühlhalle, dem Lagerhaus, dem Wasserturm und dem Kesselhaus.
Als Kreyßigs Hauptwerk gilt die Mainzer Christuskirche. Kreyßig gewann den 1894 dazu ausgeschriebenen Wettbewerb und erhielt am 7. März 1895 den Auftrag, eine Kirche für die evangelische Gemeinde zu errichten, der er auch selbst angehörte. Er überarbeitete den Plan noch einmal, sodass der Bau 1896 beginnen konnte. Kreyßig behielt die künstlerische Oberleitung, während der schwedische Architekt Franz Fredriksson als Bauleiter auftritt. Nach Kreyßigs Tod vollendete er die Kirche 1903.
- Planung Christuskirche 1894, Ansicht von Südwesten
- Planung Christuskirche 1894, Grundriss Erdgeschoss
- Planung Christuskirche 1895/96
- Einweihung am 2. Juli 1903
Literatur
- Paul-Georg Custodis: Der Stadtbaumeister Eduard Kreyssig und die Bauentwicklung der Stadt Mainz in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Mainz 1979 (zugleich Dissertation, Aachen 1979).
- Wolfgang Balzer: Mainz. Persönlichkeiten der Stadtgeschichte. Band 3. Geschäftsleute, epochale Wegbereiter, Baumeister, Fastnachter, Sonderlinge, Originale. Kügler, Ingelheim a. Rh. 1993, ISBN 3-924124-05-1, S. 218 f.
- Michael Bollé: Kreyssig, Eduard. In: Jane Turner (Hrsg.): The dictionary of art. Grove, New York 1996, Band 18, ISBN 1-884446-00-0, S. 449.
- Kreyßig, Eduard. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 21: Knip–Krüger. E. A. Seemann, Leipzig 1927, S. 525 (biblos.pk.edu.pl).
Weblinks
- regionalgeschichte.de – Biographie
- Der Wegbereiter der modernen Großstadt ( vom 30. September 2007 im Internet Archive)
- mainz-neustadt.de – Hedwig Brüchert: Vom Gartenfeld zur Neustadt – Entstehung eines Stadtteils
- Kreyßig, Eduard Wilhelm Christian. Hessische Biografie. (Stand: 28. November 2023). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Einzelnachweise
- Custodis gibt die Lebensdaten auf S. 157 mit 1822–1888 und auf S. 10 mit 1826–1888 an.
Personendaten | |
---|---|
NAME | Kreyßig, Eduard |
ALTERNATIVNAMEN | Kreyssig, Eduard; Kreyßig, Eduard Wilhelm Christian |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Architekt, Stadtplaner, Tiefbauspezialist und langjähriger Stadtbaumeister von Mainz |
GEBURTSDATUM | 30. August 1830 |
GEBURTSORT | Eichelsachsen |
STERBEDATUM | 11. März 1897 |
STERBEORT | Mainz |
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
wikipedia, wiki, deutsches, deutschland, buch, bücher, bibliothek artikel lesen, herunterladen kostenlos kostenloser herunterladen, MP3, Video, MP4, 3GP, JPG, JPEG, GIF, PNG, Bild, Musik, Lied, Film, Buch, Spiel, Spiele, Mobiltelefon, Mobil, Telefon, android, ios, apple, samsung, iphone, xiomi, xiaomi, redmi, honor, oppo, nokia, sonya, mi, pc, web, computer, komputer, Informationen zu Eduard Kreyßig, Was ist Eduard Kreyßig? Was bedeutet Eduard Kreyßig?
Eduard Wilhelm Christian Kreyssig 30 August 1830 in Eichelsachsen 11 Marz 1897 in Mainz war ein deutscher Architekt Stadtplaner und Tiefbauspezialist Er war von 1864 bis 1896 Stadtbaumeister von Mainz und fur die stadtebauliche Gestaltung von ausschlaggebender Bedeutung Eduard KreyssigLebenEduard Kreyssig wurde als drittes Kind des grossherzoglich hessischen Forstbeamten Georg Heinrich Kreyssig 1855 und dessen Frau Caroline geb Bommersheim 1866 geboren Seine Schulbildung erhielt er zunachst bei verschiedenen Theologen und dann zwei Jahre auf einer Schule in Darmstadt Vom Herbst 1843 bis Fruhjahr 1848 besuchte er das Gymnasium in Budingen und legte dort die Reifeprufung ab Ein Studium an der Universitat Giessen brach er ab kehrte zu seinen Eltern zuruck und bildete sich autodidaktisch weiter Ab Fruhjahr 1851 besuchte er die Gewerbeschule in Darmstadt Im November 1852 stellte er sich der speziellen Prufung vor der Darmstadter Oberbaudirektion die Voraussetzung fur das Kreisbaumeisteramt war In diese Prufung konnte er nur ein mangelhaft erzielen Bei der Wiederholung im Herbst des folgenden Jahres erreichte er ein gut Nach einem weiteren Studienjahr an der Darmstadter Gewerbeschule vor allem in Ornamentik trat er im Oktober 1854 in den grossherzoglich hessischen Staatsdienst Als Bau Accessist arbeitete er im Kreis Biedenkopf unter Kreisbaumeister Philipp Billhardt vor allem tiefbautechnisch so bei der Regulierung der Eder und beim Eisenbahnbau 1855 1856 wirkte er im Kreis Erbach Michelstadt unter Kreisbaumeister Conrad Schredelsecker um dann fur weitere funf Jahre nach Biedenkopf zuruckzukehren In dieser Zeit entstanden zwei Kirchen mehrere Schulhauser und zwei Gefangnisse Ausserdem sammelte er Erfahrung in der Flussregulierung sowie im Strassen und Bruckenbau Von 1861 bis 1865 war er in Bensheim bei Kreisbaumeister Johann Christian Horst 1822 1888 angestellt der mit Kreyssigs Cousine zweiten Grades Caroline geb Wiessell 1826 verheiratet war Kreyssig war Bauleiter der evangelischen Kirchen von Bensheim nach dem Plan von Kreisbaumeister Georg August Mittermayer und Horst 1863 beendet und Lampertheim nach Planen Horsts Bau 1863 1868 sowie des Rathauses in Nordheim nach Horsts Planen um 1864 vollendet Nach dem Tod des Mainzer Stadtbaumeisters Joseph Laske 1863 wurde eine Stelle fur einen Bewerber mit Kreisbaumeisterexamen ausgeschrieben Von den 14 Bewerbern kamen vier in die nahere Auswahl Franz Joseph Usinger 1829 1908 der Interimsleiter des Bauamtes der seine Bewerbung aber zuruckzog C Wetter der spater in Aschaffenburg tatig war Ludwig Bohnstedt und Kreyssig der sich mit Zeugnissen von Horst bewarb und in der Gemeinderatssitzung vom 8 November 1864 gewahlt wurde Am 4 Februar 1865 trat er sein Amt als Stadtbaumeister von Mainz an zunachst funf Jahre auf Probe Seine Aufgaben waren die Planung und Bauleitung der stadtischen Neubauten und die Durchfuhrung der Bauunterhaltung die Anlage neuer Strassen und die Herstellung der Wasserversorgung die Aufsicht der Rheinufer und Hafen die Betreuung der Friedhofe und Garten die Aufsicht uber Feuerwehr und Beleuchtungsanlagen und die bauaufsichtliche Kontrolle der privaten Neubauten Zunachst gab es keine grosseren Bauaufgaben nur Bauunterhaltung und Ausbesserung waren zu erledigen So blieb ihm Zeit zu einer Studienreise zur Weltausstellung 1867 nach Paris wo er die Umgestaltung der franzosischen Hauptstadt durch Georges Eugene Haussmann ansah Dies ubte einen nachhaltigen Einfluss auf ihn auf Er wandte sich von der Neugotik ab und seine spateren Bauten zeigen Neorenaissance und Neobarock Elemente Nachdem es nach dem Deutsch Franzosischen Krieg wirtschaftlich aufwartsging brachten die Rheinregulierung und die Stadterweiterung viele neue Auftrage sowohl fur stadtische als fur auch private Bauten Aus Anlass der Stadterweiterung erhielt Kreyssig 1877 das Ritterkreuz I Klasse des Ordens Philipps des Grossmutigen 1883 wurde ihm der Ehrentitel Baurat verliehen und das Ehrenzeichen fur Verdienste bei der Uberschwemmung 1882 1883 zuerkannt 1887 folgte die Goldene Medaille fur Kunst und Wissenschaft Nach einem langeren Kuraufenthalt 1893 wurde er 1896 als Geheimer Baurat vorzeitig und bei vollem Gehalt pensioniert Kreyssig war im Vorstand des Grossherzoglich Hessischen Gewerbevereins und des Mainzer Verschonerungsvereins tatig Kreyssig heiratete 1857 Louise Grossmann 1832 1902 und hatte mit ihr vier Tochter und einen Sohn Anna 1858 1918 Emma 1859 1935 Mathilde 1864 1926 Ida 1874 1912 und Friedrich 1861 der als bekannter Augenarzt 1904 Papst Pius X behandelte Eduard Kreyssig starb am 11 Marz 1897 in Mainz und wurde auf dem Hauptfriedhof begraben In der Neustadt wurde 1898 eine Strasse nach Kreyssig benannt Auf dem Gartenstreifen in der Mitte der von ihm entworfenen Kaiserstrasse wurde 1904 ein Kreyssig Denkmal errichtet Das Denkmal wurde am 8 Marz 1937 durch die Nationalsozialisten abgetragen um an gleicher Stelle das Horst Wessel Denkmal errichten zu konnen Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde nur noch die von dem Bildhauer Eduard Lipp geschaffene Kreyssig Buste dieses Denkmals neu aufgestellt Kreyssig Denkmal 1905 Grabstatte von Eduard KreyssigStadterweiterungIn der Mitte des 19 Jahrhunderts hinderten die Festungsanlagen und der Rhein die Stadt Mainz flachenmassig zu wachsen Steigende Einwohnerzahlen fuhrten dazu dass Mainz um 1870 eine sehr grosse Bevolkerungsdichte aufwies fast drei Mal so gross wie Frankfurt am Main und Berlin Das nordlich der Stadt gelegene Gartenfeld durfte nur mit Fachwerkhausern bebaut werden die im Kriegsfall von den Eigentumern ohne Entschadigung abzubrechen waren Nach jahrelangen Bemuhungen des Mainzer Rates stimmte die Festungsbehorde schliesslich einer Bebauung unter militarischen Auflagen zu Unter acht verschiedenen Planen entschied sich der Gemeinderat am 4 April 1866 fur Kreyssigs Vorschlag Durch den Preussisch Osterreichischen Krieg wurden die Auflagen wieder verscharft und nur Fachwerkhauser erlaubt Unter diesen Eindrucken legte Kreyssig 1868 eine Denkschrift vor in der er sich fur die Verschiebung der Umwallung nach Norden aussprach sodass die Bebauung des Gartenfeldes moglich wurde Ende 1868 reiste er nach Magdeburg denn auch dort war eine Stadterweiterung durch Verschiebung der Wallanlagen geplant und nach Berlin um hohe Behorden zu besuchen die Mainzer Festung unterstand damals dem preussischen Kriegsministerium Mainz vor der Stadterweiterung 1815 Bebauungsplan 1869 Bebauungsplan 1872 Bebauungsplan 1877 Mainz nach der Stadterweiterung 1890 Er entwarf 1869 einen neuen Plan der im Gegensatz zum 1866er Vorschlag noch erhalten ist Dieser Entwurf zeichnet sich durch ein netzartiges symmetrisches Strassensystem aus in dem die Strassenachsen in zentrale Platze strahlenformig einmunden Die hohen Kosten fur den Bau der neuen Wallanlagen von vier Millionen Gulden musste die Stadt tragen Die Ruckzahlung des aufgenommenen Darlehens sollte 50 Jahre in Anspruch nehmen Nachdem Elsass Lothringen nach dem Deutsch Franzosischen Krieg dem Deutschen Reich angegliedert wurde war Mainz keine Grenzstadt mehr und verlor die militarische Bedeutung 1872 erklarte sich die Festungsverwaltung bereit einem Stadterweiterungsvertrag zuzustimmen der 1873 in Kraft trat Kreyssig legte eine zweite Uberarbeitung des Bebauungsplanes vor den der Berliner Stadtbaurat James Hobrecht begutachtete 1875 genehmigte der Grossherzog Ludwig III von Hessen den Bereich des Rheinufers und der Kaiserstrasse 1876 wurden die neue Umwallung und die Tore fertiggestellt die Flache der Stadt Mainz hatte sich damit verdoppelt 1877 fand der Gesamtplan die Zustimmung des Grossherzogs und die Bebauung begann Nachdem sich die Grundstucke zunachst nur schleppend verkauften konnte das Darlehen bereits 1897 abbezahlt werden TiefbauDa die bisherigen Kanale der Stadt bei jedem Hochwasser mehr und mehr verschlammten entwarf Kreyssig im Neustadtplan auch ein verbessertes Entwasserungssystem fur Mainz Dieses wurde zwischen 1875 und 1879 in der Altstadt und ab 1880 in der Neustadt verwirklicht Auch fur die Neugestaltung des Rheinufers zeichnete Kreyssig verantwortlich Nach der Rheinregulierung 1860 gewann die Stadt am Ufer wertvolle Aufschuttungsflachen hinzu Kreyssig veranlasste ab 1865 weitere Anschuttungen die Anlage einer Uferpromenade und die Erhohung des gesamten Niveaus zum Hochwasserschutz Dazu wurde 1868 ein Vertrag zwischen der Stadt Mainz dem hessischen Staat und der Festung geschlossen der 1870 durch einen Vertrag zwischen Stadt und Bahn erganzt wurde Bis 1888 wurden die Anschuttungen auch in der Neustadt vollendet und bis 1890 die Bebauung der Flache zwischen Rheinstrasse und Ufer abgeschlossen Einweihung des Zoll und Binnenhafens am 6 Juni 1887Lagerhaus des Hauptsteueramtes 1890 Als Teil der Rheinregulierung wurde aus einem abgetrennten Rheinarm der Zoll und Binnenhafen errichtet der die alten standig verschlammten Hafen ersetzen sollte In Vertragen mit der Bahn 1876 und der Festung 1878 wurde dies festgelegt und 1880 begannen die Arbeiten am 750 135 m grossen Hafenbecken Auch die Hochbauten des Hafens die ab 1885 entstanden wurden von Kreyssig geplant Bis zur Eroffnung am 5 Juni 1887 in Anwesenheit des Grossherzogs Ludwig IV von Hessen entstanden das grosse Lagerhaus und das Verwaltungsgebaude des Hauptsteueramtes die Revisionshalle sowie das Maschinen und Kesselhaus Spater wurden ein Getreidespeicher mit Hubeinrichtungen und Siloanlagen 1893 und ein Wohngebaude fur Zollaufseher 1897 erganzt Auch die Verlegung der Eisenbahntrasse vom Rheinufer an die Westseite der Stadt geht auf Kreyssig zuruck Bereits sein Vorganger Joseph Laske berichtete 1858 in seiner Schrift Die Fuhrung der Mainz Binger Bahn durch die Stadt Mainz betreffend uber die Situation des schienengebundenen Transports an die Grossherzogliche Burgermeisterei der Provinzial Hauptstadt Mainz Nach seinem Vorschlag von 1873 einigten sich Stadt und Hessische Ludwigsbahn 1874 darauf In den Jahren 1880 bis 1884 wurde die Zitadelle untertunnelt und damit das grosste technische Hindernis beseitigt Der 1882 bis 1884 nach Planen von Philipp Johann Berdelle erbaute Hauptbahnhof wurde schliesslich am 15 Oktober 1884 feierlich eingeweiht HochbautenDie ersten von Kreyssig in Mainz geschaffenen Hochbauten zeigen noch Elemente der Neogotik so die Grabmaler fur Valentin Theuerkauf 1866 und den Branddirektor Carl Weiser 1867 sowie die Gruft fur den Mainzer Oberburgermeister Nikolaus Nack 1867 Nach dem Besuch der Weltausstellung in Paris wandte sich Kreyssig der Neorenaissance und dem Neobarock zu die seine Werke fortan pragten Erste Beispiele sind das Denkmal fur den Festungskommandanten Woldemar von Schleswig Holstein Sonderburg Augustenburg 1872 das Deutsche Kriegerdenkmal 1873 und die Gruft fur den Arzt Ignaz Franz Anschel 1874 Sein erstes grosseres Projekt war die Wohnanlage Schottenhof die von 1873 bis 1876 erbaut wurde und in der er selbst von 1876 bis zu seinem Tod lebte Daneben plante er den Umbau und die Erweiterung des Stadthauses 1874 75 und Umbau des Stadttheaters 1876 Stadthalle 1899 Stadthalle 1900 Stadthalle Aussenansicht Stadthalle Innenansicht Von 1882 bis 1884 entstand die Stadthalle nachdem Kreyssig zwischen 1877 und 1880 Plane in sechs Fassungen vorgelegt hatte 1875 erhielt er den Auftrag des Stadtrats das Kurfurstliche Schloss zu restaurieren Er liess ab 1879 den Bau vollstandig aufnehmen ehe er 1889 einen Entwurf prasentierte Erst 1924 wurden die Arbeiten abgeschlossen wenn auch Kreyssigs Plane nicht ganzlich umgesetzt wurden Daneben schuf er in den 1880er und 1890er Jahren mehrere Schulen drei Polizeistationen drei Volksbader die Wartehalle der Koln Dusseldorfer Dampfschiffahrtsgesellschaft private Wohn und Geschaftshauser sowie die orthodoxe Synagoge in der Margarethenstrasse und die judische Friedhofshalle in der Unteren Zahlbacher Strasse beide in einer byzantinisch maurischen Stilmischung Ausserdem plante er den Schlacht und Viehhof mit seinen Marktstallen und Markthallen mit der Borse mit Verwaltungsgebauden und Schlachthallen der Kuhlhalle dem Lagerhaus dem Wasserturm und dem Kesselhaus Als Kreyssigs Hauptwerk gilt die Mainzer Christuskirche Kreyssig gewann den 1894 dazu ausgeschriebenen Wettbewerb und erhielt am 7 Marz 1895 den Auftrag eine Kirche fur die evangelische Gemeinde zu errichten der er auch selbst angehorte Er uberarbeitete den Plan noch einmal sodass der Bau 1896 beginnen konnte Kreyssig behielt die kunstlerische Oberleitung wahrend der schwedische Architekt Franz Fredriksson als Bauleiter auftritt Nach Kreyssigs Tod vollendete er die Kirche 1903 Planung Christuskirche 1894 Ansicht von Sudwesten Planung Christuskirche 1894 Grundriss Erdgeschoss Planung Christuskirche 1895 96 Einweihung am 2 Juli 1903LiteraturPaul Georg Custodis Der Stadtbaumeister Eduard Kreyssig und die Bauentwicklung der Stadt Mainz in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts Mainz 1979 zugleich Dissertation Aachen 1979 Wolfgang Balzer Mainz Personlichkeiten der Stadtgeschichte Band 3 Geschaftsleute epochale Wegbereiter Baumeister Fastnachter Sonderlinge Originale Kugler Ingelheim a Rh 1993 ISBN 3 924124 05 1 S 218 f Michael Bolle Kreyssig Eduard In Jane Turner Hrsg The dictionary of art Grove New York 1996 Band 18 ISBN 1 884446 00 0 S 449 Kreyssig Eduard In Hans Vollmer Hrsg Allgemeines Lexikon der Bildenden Kunstler von der Antike bis zur Gegenwart Begrundet von Ulrich Thieme und Felix Becker Band 21 Knip Kruger E A Seemann Leipzig 1927 S 525 biblos pk edu pl WeblinksCommons Eduard Kreyssig Album mit Bildern Videos und Audiodateien regionalgeschichte de Biographie Der Wegbereiter der modernen Grossstadt Memento vom 30 September 2007 im Internet Archive mainz neustadt de Hedwig Bruchert Vom Gartenfeld zur Neustadt Entstehung eines Stadtteils Kreyssig Eduard Wilhelm Christian Hessische Biografie Stand 28 November 2023 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS EinzelnachweiseCustodis gibt die Lebensdaten auf S 157 mit 1822 1888 und auf S 10 mit 1826 1888 an Normdaten Person GND 121465918 lobid GND Explorer OGND AKS VIAF 96583127 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kreyssig EduardALTERNATIVNAMEN Kreyssig Eduard Kreyssig Eduard Wilhelm ChristianKURZBESCHREIBUNG deutscher Architekt Stadtplaner Tiefbauspezialist und langjahriger Stadtbaumeister von MainzGEBURTSDATUM 30 August 1830GEBURTSORT EichelsachsenSTERBEDATUM 11 Marz 1897STERBEORT Mainz