Erich Alfred Grönke 15 September 1902 in Groß Lichterfelde Kreis Teltow 1968 war ein deutscher Funktionshäftling im KZ A
Erich Grönke

Erich Alfred Grönke (* 15. September 1902 in Groß-Lichterfelde, Kreis Teltow; † 1968) war ein deutscher Funktionshäftling im KZ Auschwitz und gehörte zu den ersten 30 Häftlingen, die aus dem KZ Sachsenhausen in das Stammlager des KZ Auschwitz überstellt wurden.
Leben
Grönke war der Sohn eines Maurers und gelernter Schuhmacher. Er wurde insbesondere wegen Diebstahls und Sexualstraftaten mehrfach verurteilt und war langjährig in Zuchthäusern inhaftiert. In einer Nachkriegsaussage gab er an, zur Zeit des Nationalsozialismus 1935 entmannt worden zu sein. Er gehörte zu den 30 kriminellen Häftlingen, sogenannten Berufsverbrechern, die am 20. Mai 1940 in Begleitung des Rapportführers Gerhard Palitzsch aus dem KZ Sachsenhausen in das KZ Auschwitz überstellt wurden. Diese Häftlinge wurden in dem neu eingerichteten Lager als Funktionshäftlinge eingesetzt. Grönke erhielt die Häftlingsnummer 11 und wurde Schuhmacherkapo in der Lederfabrik des Konzentrationslagers Auschwitz. Auf Intervention des Lagerkommandanten Rudolf Höß wurde Grönke Mitte 1941 freigelassen und war seitdem, als Zivilangestellter der SS, Werkstattleiter der Lederfabrik des Lagers. Später gab Grönke an, dass die Lederfabrik neben einer Schusterei auch eine Schmiede, eine Schlosserei, eine Stellmacherei und eine Schneiderei beherbergte. Er legte schließlich in Bielitz die Prüfung zum Schuhmachermeister ab. Nach Beginn der Judendeportationen ins Lager untersuchte seiner Aussage zufolge ein Häftlingskommando die Kleidung und das Schuhwerk von eingelieferten Menschen auf Wertsachen.
Höß hatte zu Grönke ein besonderes Verhältnis, der schließlich für die Familie des Lagerkommandanten Gebrauchsgegenstände aller Art organisierte. Manchmal ist er sogar mehrmals täglich bei der Villa Höß vorgefahren und hat dort bestellte Waren abgeliefert, wie Schuhwerk und laut dem ehemaligen Auschwitzhäftling Stanisław Dubiel speziell für Höß und dessen Familienangehörige angefertigte Kleidung aus den geraubten Beständen von Holocaustopfern. Grönke kutschierte zudem öfter die Frau des Lagerkommandanten und wartete das Sattelzeug der Pferde. Schließlich pflegte Höß mit Grönke eine Freundschaft, beide duzten sich und gingen gemeinsam auf die Jagd. Durch Höß war er befugt, Waffen zu besitzen. Noch in Nachkriegsaussagen zeigen sich ehemalige Angehörige der Lager-SS erstaunt darüber, dass Grönke ein „besonderer Liebling des Lagerkommandanten“ gewesen und bei diesem zuhause ein- und ausgegangen sei. Der Schutzhaftlagerführer Franz Johann Hofmann gab später an, dass „ein Sohn von Höß nicht einschlafen wollte, bevor Grönke ihm nicht Gute Nacht gesagt hatte“.
Nach Kriegsende nahm Grönke seinen Wohnsitz in Schwerin. Im Zusammenhang mit Verbrechen im KZ Auschwitz wurde er im April 1947 festgenommen und im November 1947 durch das Landgericht Schwerin aufgrund der Misshandlung von Häftlingen zu einer Zuchthausstrafe von drei Jahren und vier Monaten verurteilt. Nach der Haftverbüßung zog er in die Bundesrepublik, wo er sich 1955 in Freiburg im Breisgau mit einer Schuhmacherwerkstatt selbstständig machte. Der in Haft befindliche ehemalige Auschwitzhäftling , der maßgeblichen Anteil am Zustandekommen des ersten Frankfurter Auschwitzprozesses hatte, beabsichtigte, dem Gericht in Frankfurt am Main Grönke belastende Unterlagen zukommen zu lassen. Dies stieß jedoch zunächst auf Ablehnung des Generalsekretärs des IAK Hermann Langbein, da dieser die Abwälzung der Verantwortung für in Auschwitz begangene NS-Gewaltverbrechen durch die beschuldigten SS-Angehörigen auf Funktionshäftlinge befürchtete. Aufgrund Rögners und weiterer Zeugenaussagen wurde durch das Landgericht Frankfurt am Main im November 1963 Haftbefehl erlassen und Grönke in Untersuchungshaft genommen. Grönke, der die gegen ihn erhobenen Vorwürfe abstritt, verblieb jedoch nach einer Haftprüfung in Untersuchungshaft.
Neben den ehemaligen Funktionshäftlingen Windeck und Bonitz sollte Grönke im dritten Frankfurter Auschwitzprozess angeklagt werden, der vom 30. August 1967 bis zum 14. Juni 1968 vor dem Schwurgericht am Landgericht Frankfurt am Main stattfand. Konfrontiert mit der Beschuldigung der Ertränkung eines Mithäftlings in einer Kloakengrube, gab Grönke an, sich nicht daran erinnern zu können. Die Anklage legte ihm Mord in mindestens 212 Einzelfällen zur Last. Wegen Verhandlungsunfähigkeit wurde Grönkes Verfahren Mitte Februar 1967 abgetrennt und im Juni 1968 nach seinem Tod eingestellt.
Literatur
- Ernst Klee: Auschwitz. Täter, Gehilfen und Opfer und was aus ihnen wurde. Ein Personenlexikon. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-10-039333-3.
- Hermann Langbein: Menschen in Auschwitz. Frankfurt am Main/Berlin/Wien, Ullstein-Verlag, 1980, ISBN 3-54833014-2.
- Henry Leide: Auschwitz und Staatssicherheit – Strafverfolgung, Propaganda und Geheimhaltung in der DDR. Bundesbeauftragter für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, Berlin 2019. ISBN 978-3-946572-22-0, S. 131–134.
Einzelnachweise
- Geburtsregister Standesamt Groß-Lichterfelde, Nr. 469/1902
- Ernst Klee: Auschwitz. Täter, Gehilfen und Opfer und was aus ihnen wurde. Ein Personenlexikon. Frankfurt am Main 2013, S. 151
- Hermann Langbein: Menschen in Auschwitz. Frankfurt 1980, S. 351 f.
- Aussage des ehemaligen Auschwitzhäftlings Stanisław Dubiel, der als Gärtner in der Villa Höß eingesetzt war, am 7. August 1946 in Oświęcim vor einem Untersuchungsrichter der Hauptkommission zur Untersuchung von NS-Gewaltverbrechen in Polen. In: Staatliches Museum Auschwitz-Birkenau (Hrsg.): Auschwitz in den Augen der SS. Oświęcim 1998, S. 214
- Henry Leide: Auschwitz und Staatssicherheit – Strafverfolgung, Propaganda und Geheimhaltung in der DDR, Berlin 2019, S. 131f.
- Henry Leide: Der Auschwitz-Häftling Adolf Rögner. Die gescheiterte Suche nach Anerkennung in der Bundesrepublik und in der DDR. BStU.
- Henry Leide: Auschwitz und Staatssicherheit – Strafverfolgung, Propaganda und Geheimhaltung in der DDR, Berlin 2019, S. 133
- Zeitgeschichte: Lebenslang für NS-Mörder. In: Frankfurter Rundschau. 14. Juni 2008
- Justiz und NS-Verbrechen. ( des vom 22. Oktober 2008 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Universität Amsterdam
- Henry Leide: Auschwitz und Staatssicherheit – Strafverfolgung, Propaganda und Geheimhaltung in der DDR, Berlin 2019, S. 133f.
Personendaten | |
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NAME | Grönke, Erich |
ALTERNATIVNAMEN | Grönke, Erich Alfred |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Funktionshäftling im KZ Auschwitz |
GEBURTSDATUM | 15. September 1902 |
GEBURTSORT | Groß-Lichterfelde |
STERBEDATUM | 1968 |
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Erich Alfred Gronke 15 September 1902 in Gross Lichterfelde Kreis Teltow 1968 war ein deutscher Funktionshaftling im KZ Auschwitz und gehorte zu den ersten 30 Haftlingen die aus dem KZ Sachsenhausen in das Stammlager des KZ Auschwitz uberstellt wurden LebenGronke war der Sohn eines Maurers und gelernter Schuhmacher Er wurde insbesondere wegen Diebstahls und Sexualstraftaten mehrfach verurteilt und war langjahrig in Zuchthausern inhaftiert In einer Nachkriegsaussage gab er an zur Zeit des Nationalsozialismus 1935 entmannt worden zu sein Er gehorte zu den 30 kriminellen Haftlingen sogenannten Berufsverbrechern die am 20 Mai 1940 in Begleitung des Rapportfuhrers Gerhard Palitzsch aus dem KZ Sachsenhausen in das KZ Auschwitz uberstellt wurden Diese Haftlinge wurden in dem neu eingerichteten Lager als Funktionshaftlinge eingesetzt Gronke erhielt die Haftlingsnummer 11 und wurde Schuhmacherkapo in der Lederfabrik des Konzentrationslagers Auschwitz Auf Intervention des Lagerkommandanten Rudolf Hoss wurde Gronke Mitte 1941 freigelassen und war seitdem als Zivilangestellter der SS Werkstattleiter der Lederfabrik des Lagers Spater gab Gronke an dass die Lederfabrik neben einer Schusterei auch eine Schmiede eine Schlosserei eine Stellmacherei und eine Schneiderei beherbergte Er legte schliesslich in Bielitz die Prufung zum Schuhmachermeister ab Nach Beginn der Judendeportationen ins Lager untersuchte seiner Aussage zufolge ein Haftlingskommando die Kleidung und das Schuhwerk von eingelieferten Menschen auf Wertsachen Hoss hatte zu Gronke ein besonderes Verhaltnis der schliesslich fur die Familie des Lagerkommandanten Gebrauchsgegenstande aller Art organisierte Manchmal ist er sogar mehrmals taglich bei der Villa Hoss vorgefahren und hat dort bestellte Waren abgeliefert wie Schuhwerk und laut dem ehemaligen Auschwitzhaftling Stanislaw Dubiel speziell fur Hoss und dessen Familienangehorige angefertigte Kleidung aus den geraubten Bestanden von Holocaustopfern Gronke kutschierte zudem ofter die Frau des Lagerkommandanten und wartete das Sattelzeug der Pferde Schliesslich pflegte Hoss mit Gronke eine Freundschaft beide duzten sich und gingen gemeinsam auf die Jagd Durch Hoss war er befugt Waffen zu besitzen Noch in Nachkriegsaussagen zeigen sich ehemalige Angehorige der Lager SS erstaunt daruber dass Gronke ein besonderer Liebling des Lagerkommandanten gewesen und bei diesem zuhause ein und ausgegangen sei Der Schutzhaftlagerfuhrer Franz Johann Hofmann gab spater an dass ein Sohn von Hoss nicht einschlafen wollte bevor Gronke ihm nicht Gute Nacht gesagt hatte Nach Kriegsende nahm Gronke seinen Wohnsitz in Schwerin Im Zusammenhang mit Verbrechen im KZ Auschwitz wurde er im April 1947 festgenommen und im November 1947 durch das Landgericht Schwerin aufgrund der Misshandlung von Haftlingen zu einer Zuchthausstrafe von drei Jahren und vier Monaten verurteilt Nach der Haftverbussung zog er in die Bundesrepublik wo er sich 1955 in Freiburg im Breisgau mit einer Schuhmacherwerkstatt selbststandig machte Der in Haft befindliche ehemalige Auschwitzhaftling der massgeblichen Anteil am Zustandekommen des ersten Frankfurter Auschwitzprozesses hatte beabsichtigte dem Gericht in Frankfurt am Main Gronke belastende Unterlagen zukommen zu lassen Dies stiess jedoch zunachst auf Ablehnung des Generalsekretars des IAK Hermann Langbein da dieser die Abwalzung der Verantwortung fur in Auschwitz begangene NS Gewaltverbrechen durch die beschuldigten SS Angehorigen auf Funktionshaftlinge befurchtete Aufgrund Rogners und weiterer Zeugenaussagen wurde durch das Landgericht Frankfurt am Main im November 1963 Haftbefehl erlassen und Gronke in Untersuchungshaft genommen Gronke der die gegen ihn erhobenen Vorwurfe abstritt verblieb jedoch nach einer Haftprufung in Untersuchungshaft Neben den ehemaligen Funktionshaftlingen Windeck und Bonitz sollte Gronke im dritten Frankfurter Auschwitzprozess angeklagt werden der vom 30 August 1967 bis zum 14 Juni 1968 vor dem Schwurgericht am Landgericht Frankfurt am Main stattfand Konfrontiert mit der Beschuldigung der Ertrankung eines Mithaftlings in einer Kloakengrube gab Gronke an sich nicht daran erinnern zu konnen Die Anklage legte ihm Mord in mindestens 212 Einzelfallen zur Last Wegen Verhandlungsunfahigkeit wurde Gronkes Verfahren Mitte Februar 1967 abgetrennt und im Juni 1968 nach seinem Tod eingestellt LiteraturErnst Klee Auschwitz Tater Gehilfen und Opfer und was aus ihnen wurde Ein Personenlexikon S Fischer Verlag Frankfurt am Main 2013 ISBN 978 3 10 039333 3 Hermann Langbein Menschen in Auschwitz Frankfurt am Main Berlin Wien Ullstein Verlag 1980 ISBN 3 54833014 2 Henry Leide Auschwitz und Staatssicherheit Strafverfolgung Propaganda und Geheimhaltung in der DDR Bundesbeauftragter fur die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR Berlin 2019 ISBN 978 3 946572 22 0 S 131 134 EinzelnachweiseGeburtsregister Standesamt Gross Lichterfelde Nr 469 1902 Ernst Klee Auschwitz Tater 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