Erich Ernst Lüth 1 Februar 1902 in Hamburg 1 April 1989 ebenda war ein deutscher Publizist Er engagierte sich ab den 192
Erich Lüth

Erich Ernst Lüth (* 1. Februar 1902 in Hamburg; † 1. April 1989 ebenda) war ein deutscher Publizist. Er engagierte sich ab den 1920er Jahren in liberalen Parteien und war nach Kriegsdienst und Gefangenschaft eine Größe des kulturellen und journalistischen Lebens in Hamburg, unter anderem als Direktor der . Bekannt wurde er, als er 1950 zum Boykott eines neuen Films des NS-belasteten Regisseurs Veit Harlan aufrief. Das daraufhin von Harlans Produktionsfirma angestrengte Verfahren gegen Lüth endete im Lüth-Urteil, in dem das Bundesverfassungsgericht seine Grundrechtsdogmatik vor allem in Bezug auf die Meinungsfreiheit festlegte.
Leben
Lüth besuchte die Oberrealschule Eppendorf (jetzt Gymnasium Eppendorf) und begann im Jahr 1923 als Volontär in der Hamburger Redaktion des Ullstein-Verlags Berlin seine Ausbildung. Anschließend war er Redakteur beim „Hamburger Anzeiger“ und Vorsitzender der Hamburger Jungdemokraten. 1928 wurde er für die DDP Mitglied der Hamburger Bürgerschaft. Daneben war Lüth in der Deutschen Friedensgesellschaft aktiv und gehörte in seiner Partei zum pazifistischen Flügel. Als „das enfant terrible der DDP“ 1929 zur Kriegsdienstverweigerung aufrief, geriet er intern in die Kritik und trat im Frühjahr 1930 aus der DDP aus. „Der Wilde aus Hamburg“ (so Theodor Heuss) trat der sich im selben Jahr konstituierenden Radikaldemokratischen Partei (RDP) bei und verabschiedete sich nach deren Scheitern endgültig aus der Parteipolitik. Lüth veröffentlichte 1932 einen Artikel, in dem er die falsche Heldenverehrung Hitlers anprangerte, was seinem Bruder später Gestapo-Haft einbrachte.
In den Jahren 1933 bis 1935 führte er die Geschäfte des Verbandes Deutscher Nähmaschinenhändler und wurde anschließend Werbeleiter der G.M. Pfaff AG in Kaiserslautern, was ihn in eigenen Worten zum „Homer der deutschen Nähmaschine“ machte. Dabei wurde er nach Einschätzung des Historikers Christof Brauers zu einem „Mitläufer“, der sich „als Geldsammler im Parteiauftrag von den Nationalsozialisten einspannen“ ließ. Im Jahr 1943 wurde er als Soldat ins Afrikakorps einberufen und geriet als Gefreiter 1945 in Italien in Kriegsgefangenschaft, wo er die Lagerzeitung „Lagerpost von Ghedi“ herausgab.
Als er 1946 freikam, übernahm er im Mai – wie er selbst sagte, als „Staatsjournalist“ – den Direktorenposten der Staatlichen Pressestelle Hamburg und orientierte sich fortan in Richtung SPD. Nach der Bürgerschaftswahl in Hamburg 1953 in die SPD eingetreten, wurde Lüth von der neuen konservativen Regierung des „Hamburg-Blocks“ im März 1954 in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Er übte das Amt wieder ab 1957 bis zu seinem Rücktritt im Jahr 1964 aus. In der Zwischenzeit, von 1954 bis 1957, leitete er das Pressereferat des Deutschen Bühnenvereins. Lüth war Gründer und Vorsitzender des Presseclubs Hamburg und Ende 1947 Mitbegründer der „“.
Besonderes Gewicht hatte für Lüth das deutsche Verhältnis zum Judentum und zum Staat Israel. Er war im August 1951 Initiator der Aktion „Friede mit Israel“, die sich im Herbst 1952 mit der „Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit“ zusammenschloss. Sein Aufsatz „Wir bitten Israel um Frieden“ stieß 1951 erstmals eine Beschäftigung der bundesrepublikanischen Öffentlichkeit mit diesem Thema an und wurde in verschiedenen Zeitungen abgedruckt. Lüth verfasste zahlreiche Bücher über Israel und setzte sich bei Vorträgen (u. a. in Jerusalem, Haifa und Tel Aviv) für eine Verständigung zwischen Deutschland und Israel ein.
Auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg befindet sich bei Planquadrat Q 30 nördlich von Kapelle 10 ein Kissenstein für Erich Lüth.
Im Jahr 1984 verlieh ihm der Hamburger Senat die Bürgermeister-Stolten-Medaille.
Lüth-Urteil
Lüth wird heute vor allem in Verbindung mit einem 1950 einsetzenden Gerichtsverfahren genannt, dessen abschließendes Urteil von 1958 seinen Namen trägt. Er hatte im September 1950 zum Boykott des Filmes Unsterbliche Geliebte aufgerufen, da er den Regisseur Veit Harlan als „Nazifilm-Regisseur Nr. 1“ betrachtete. Der Schöpfer von Jud Süß sei „am wenigsten von allen“ geeignet, den Ruf des deutschen Films wiederherzustellen, weshalb er das deutsche Publikum dazu aufrief, Harlans ersten Nachkriegsfilm – eine Verfilmung der Novelle Aquis submersus von Theodor Storm – nicht anzusehen. Die Produktionsfirma verklagte daraufhin Erich Lüth auf Unterlassung dieser Aussage, da sie gemäß § 826 BGB gegen die guten Sitten verstoße. Der Fall durchlief alle Instanzen bis zum Bundesverfassungsgericht, das Anfang 1958 das berühmt gewordene Lüth-Urteil sprach. Darin wurde die Klage gegen Erich Lüth zurückgewiesen, da sein Verhalten vom Recht auf Meinungsfreiheit (Art. 5 Abs. 1 GG) gedeckt sei; die Grundrechte wirken demnach als „objektive Wertordnung“ auch in Normen des bürgerlichen Rechts hinein („Ausstrahlungswirkung“), die deshalb im Sinn einer Güterabwägung im Lichte der vorrangigen Verfassungsnormen auszulegen seien. Das Urteil gilt heute als die „wohl wirkmächtigste Entscheidung“ des Gerichts.
Schriften (Auswahl)
- Reise ins Gelobte Land. Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Hamburg 1953.
- Ein Deutscher sieht Israel. Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Hamburg 1955.
- Mein Freund Philipp Auerbach. In: Hans Lamm (Hrsg.): Von Juden in München. Ein Gedenkbuch. Ner Tamid, München 1958, S. 364–368.
- Israel – Heimat für Juden und Araber. Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Hamburg 1958.
- Das ist Kanaan. Erlebnisse und Begegnungen in Israel. Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, Hamburg 1959.
- Redaktion und Beitrag in: Die Reichskristallnacht – Der Antisemitismus in der deutschen Geschichte. 2. Auflage. Friedrich-Ebert-Stiftung, Bonn 1960.
- Luftbild Hamburg. Deutsche Luftbild W. Seelmann. Bong, München 1961 (Text und Bilderläuterungen von Erich Lüth).
- Hamburger Theater 1933–1945. Ein theatergeschichtlicher Versuch. Verlag der Werkberichte, Hamburg 1962.
- Der Bankier und der Dichter. Zur Ehrenrettung des großen Salomon Heine (= Tambour-Bücherei. Bd. 1). Der gute Tambour, Hamburg-Altona [1964].
- Seeräuber rund um Helgoland, Conrad Kayser Verlag, Hamburg 1967.
- Der Hungerwinter 1946/47 und die erste Regierungszeit Bürgermeister Max Brauers. In: Miterlebtes. Berichte aus fünf Jahrzehnten hamburgischer Geschichte. Christians, Hamburg 1979, ISBN 3-7672-0667-6, S. 49–75.
- Ein Hamburger schwimmt gegen den Strom. Autobiografie. Kayser, Hamburg 1981.
- Das Atlantic Hotel zu Hamburg 1909–1984. Reiner Faber Verlag, München 1984.
Literatur
- Kirsten Heinsohn: Lüth, Erich. In: Franklin Kopitzsch, Dirk Brietzke (Hrsg.): Hamburgische Biografie. Band 6. Wallstein, Göttingen 2012, ISBN 978-3-8353-1025-4, S. 199–201.
- Fritz Kempe (Foto), Bernhard Meyer-Marwitz (Text): Erich Lüth. In: Hans Günther Imlau (Hrsg.): Hamburger. Versuch einer Topographie. Verlag des Hamburger Journal, Hamburg 1963, S. 76.
- Carsten Kretschmann: Schuld und Sühne. Annäherungen an Erich Lüth. In: Thomas Henne, Arne Riedlinger (Hrsg.): Das Lüth-Urteil aus (rechts-)historischer Sicht. Die Konflikte um Veit Harlan und die Grundrechtsjudikatur des Bundesverfassungsgerichts. Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2005, ISBN 3-8305-0922-7, S. 47–63.
- Caren Miosga: Der Kampf des politischen Publizisten Erich Lüth gegen Veit Harlan. Ein früher Versuch zur „Vergangenheitsbewältigung“ in der Ära Adenauer. Magisterarbeit, Universität Hamburg, 1998.
- Maximilian Steinbeis, Marion Detjen: Erich Lüth (1902–1989). In: Stephan Detjen (Hrsg.): In bester Verfassung?! 50 Jahre Grundgesetz; Begleitband zur Wanderausstellung der Bundeszentrale für Politische Bildung und der Bundesrechtsanwaltskammer. O. Schmidt, Köln 1999, ISBN 3-504-10003-6, S. 153 f.
- Peter Reichel, Harald Schmid: Von der Katastrophe zum Stolperstein. Hamburg und der Nationalsozialismus nach 1945. Dölling und Galitz, München/Hamburg 2005, ISBN 3-937904-27-1 (darin: Der Fall Harlan-Lüth).
- Arnold Sywottek: Die Vorgeschichte der „Friedensbitte für Israel“. Zur Erinnerung an Erich Lüth. In: Angelika Eder, Günter Gorschenek (Hrsg.): Israel und Deutschland. Voraussetzungen und Anfänge einer komplizierten Partnerschaft. Katholische Akademie, Hamburg 2002, ISBN 3-928750-60-7, S. 116–127.
- Armin Sandig: Als Verständigung noch Mut erforderte. Erich Lüth zum 100. Geburtstag. In: Vorstand der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Hamburg (Hrsg.): Annäherungen. 50 Jahre christlich-jüdische Zusammenarbeit in Hamburg. Hamburg 2002, ISBN 3-00-009976-X, S. 45–48.
Weblinks
- Literatur von und über Erich Lüth im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kurzbiographie bei der Hamburger Film- und Kino-Chronik auf Cinegraph.de, Stand 7. November 2001.
- Erich Ernst Lüth In: Internationales Biographisches Archiv 22/1989 vom 22. Mai 1989, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Einzelnachweise
- Erich Lüth: Hamburgs Juden in der Heine-Zeit. Hoffmann & Campe, Hamburg 1961, S. 8.
- Christof Brauers: Die FDP in Hamburg 1945 bis 1953. Start als bürgerliche Linkspartei. Mit einem Vorwort von Hildegard Hamm-Brücher. M-Press Meidenbauer, München 2007, S. 190.
- Christof Brauers: Die FDP in Hamburg 1945 bis 1953. Start als bürgerliche Linkspartei. Mit einem Vorwort von Hildegard Hamm-Brücher. M-Press Meidenbauer, München 2007, S. 74.
- Friedrich Karl Scheer: Die Deutsche Friedensgesellschaft (1892–1933). Organisation – Ideologie – Politische Ziele. 2. verbesserte Auflage, Frankfurt/Main 1983, S. 539–541.
- Gestorben: Erich Lüth. In: Der Spiegel Nr. 15 vom 10. April 1989.
- Erich Lüth: G. M. Pfaff A.-G., Kaiserslautern. (Musterbetriebe deutscher Wirtschaft, 32: Die Nähmaschinenfabrikation). Verlag Übersee-Post, Leipzig 1936.
- Erich Lüth: Ein Hamburger schwimmt gegen den Strom. Kayser, Hamburg 1981, S. 81.
- Erich Lüth: Abkehr vom Militarismus. Die Leitartikel des Gefreiten von Ghedi. Kulturpolitische Dokumente, 2. Hamburger Kulturverlag, Hamburg 1946; Erich Lüth: Vision von Ghedi. Gedichte. Rohr, Kaiserslautern 1947.
- Christof Brauers: Die FDP in Hamburg 1945 bis 1953. Start als bürgerliche Linkspartei. Mit einem Vorwort von Hildegard Hamm-Brücher. M-Press Meidenbauer, München 2007, S. 404 berichtet, Lüth sei nur deshalb lange nicht beigetreten, weil Max Brauer nominell Unabhängige in seinem Umfeld gewollt habe, um zum linken SPD-Flügel ein Gegengewicht aufzubauen. Siehe auch ebda., S. 190 und 442.
- Christel Oldenburg: Tradition und Modernität. Die Hamburger SPD von 1950–1966. Lit-Verlag, Berlin 2009, S. 210.
- Dazu Hans Robinsohn: Ein Mann hat seine Schuldigkeit getan. Persönliche Bemerkungen zum Fall Lüth. In: Die Zeit vom 28. Februar 1964.
- Margarete Mehdorn: Französische Kultur in der Bundesrepublik Deutschland. Politische Konzepte und zivilgesellschaftliche Initiativen 1945–1970. Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2009, S. 103–105.
- Erich Lüth: Die Friedensbitte an Israel 1951. Eine Hamburger Initiative. Mit Beiträgen von Rudolf Küstermeier u. a. Christians, Hamburg 1976.
- Werner Bergmann: Antisemitismus in öffentlichen Konflikten. Kollektives Lernen in der politischen Kultur der Bundesrepublik 1949–1989. Campus, Frankfurt am Main 1997, S. 111, 146, 182 f.
- Olaf Scholz: 60 Jahre Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Hamburg. In: Olafscholz.de vom 12. November 2012.
- Etwa Erich Lüth: Wir bitten Israel um Frieden. In: Rundbrief zur Förderung der Freundschaft zwischen dem Alten und dem Neuen Gottesvolk — im Geiste der beiden Testamente. 3./4. Folge 1951/1952, Nr. 12/15, Freiburg, Dezember 1951, Sonder-Ausgabe: Friede mit Israel (PDF; 9,8 MB), S. 7 f.
- Zu einer Rede Lüths im KZ Bergen-Belsen 1957 Sprachstunde Null. Wie die Bundesrepublik über Juden und Israel zu sprechen lernte. ( vom 29. August 2012 im Internet Archive) In: Dok5. Das Feature bei WDR 5 vom 2. September 2012, Audio als mp3 ( vom 19. Dezember 2015 im Internet Archive).
- Prominenten-Gräber
- Norbert Frei: Transformationsprozesse. Das Bundesverfassungsgericht als vergangenheitspolitischer Akteur in den Anfangsjahren des Bundesrepublik. In: Michael Stolleis (Hrsg.): Herzkammern der Republik. Die Deutschen und das Bundesverfassungsgericht. C.H. Beck, München 2011, S. 64–81, hier S. 79.
- Robert Alexy: Grundrechte, Abwägung und Rationalität. In: Martin Kriele (Hrsg.): Vernunft und Interpretation. Reasonableness and Interpretation. Jahrbuch für juristische Hermeneutik. Lit-Verlag, Münster u. a. 2003, S. 113–126, hier S. 114–116.
- Matthias Jestaedt: Meinungsfreiheit. In: Detlef Merten, Hans-Jürgen Papier (Hrsg.): Handbuch der Grundrechte in Deutschland und Europa. Band 4: Grundrechte in Deutschland. Einzelgrundrechte I. C. F. Müller, Heidelberg u. a. 2011, S. 875–964, hier S. 876.
Personendaten | |
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NAME | Lüth, Erich |
ALTERNATIVNAMEN | Lüth, Erich Ernst |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Publizist und Politiker (DDP, RDP), MdHB |
GEBURTSDATUM | 1. Februar 1902 |
GEBURTSORT | Hamburg |
STERBEDATUM | 1. April 1989 |
STERBEORT | Hamburg |
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Erich Ernst Luth 1 Februar 1902 in Hamburg 1 April 1989 ebenda war ein deutscher Publizist Er engagierte sich ab den 1920er Jahren in liberalen Parteien und war nach Kriegsdienst und Gefangenschaft eine Grosse des kulturellen und journalistischen Lebens in Hamburg unter anderem als Direktor der Bekannt wurde er als er 1950 zum Boykott eines neuen Films des NS belasteten Regisseurs Veit Harlan aufrief Das daraufhin von Harlans Produktionsfirma angestrengte Verfahren gegen Luth endete im Luth Urteil in dem das Bundesverfassungsgericht seine Grundrechtsdogmatik vor allem in Bezug auf die Meinungsfreiheit festlegte LebenLuth besuchte die Oberrealschule Eppendorf jetzt Gymnasium Eppendorf und begann im Jahr 1923 als Volontar in der Hamburger Redaktion des Ullstein Verlags Berlin seine Ausbildung Anschliessend war er Redakteur beim Hamburger Anzeiger und Vorsitzender der Hamburger Jungdemokraten 1928 wurde er fur die DDP Mitglied der Hamburger Burgerschaft Daneben war Luth in der Deutschen Friedensgesellschaft aktiv und gehorte in seiner Partei zum pazifistischen Flugel Als das enfant terrible der DDP 1929 zur Kriegsdienstverweigerung aufrief geriet er intern in die Kritik und trat im Fruhjahr 1930 aus der DDP aus Der Wilde aus Hamburg so Theodor Heuss trat der sich im selben Jahr konstituierenden Radikaldemokratischen Partei RDP bei und verabschiedete sich nach deren Scheitern endgultig aus der Parteipolitik Luth veroffentlichte 1932 einen Artikel in dem er die falsche Heldenverehrung Hitlers anprangerte was seinem Bruder spater Gestapo Haft einbrachte In den Jahren 1933 bis 1935 fuhrte er die Geschafte des Verbandes Deutscher Nahmaschinenhandler und wurde anschliessend Werbeleiter der G M Pfaff AG in Kaiserslautern was ihn in eigenen Worten zum Homer der deutschen Nahmaschine machte Dabei wurde er nach Einschatzung des Historikers Christof Brauers zu einem Mitlaufer der sich als Geldsammler im Parteiauftrag von den Nationalsozialisten einspannen liess Im Jahr 1943 wurde er als Soldat ins Afrikakorps einberufen und geriet als Gefreiter 1945 in Italien in Kriegsgefangenschaft wo er die Lagerzeitung Lagerpost von Ghedi herausgab Als er 1946 freikam ubernahm er im Mai wie er selbst sagte als Staatsjournalist den Direktorenposten der Staatlichen Pressestelle Hamburg und orientierte sich fortan in Richtung SPD Nach der Burgerschaftswahl in Hamburg 1953 in die SPD eingetreten wurde Luth von der neuen konservativen Regierung des Hamburg Blocks im Marz 1954 in den einstweiligen Ruhestand versetzt Er ubte das Amt wieder ab 1957 bis zu seinem Rucktritt im Jahr 1964 aus In der Zwischenzeit von 1954 bis 1957 leitete er das Pressereferat des Deutschen Buhnenvereins Luth war Grunder und Vorsitzender des Presseclubs Hamburg und Ende 1947 Mitbegrunder der Kissenstein fur Erich Luth auf dem Friedhof Ohlsdorf Besonderes Gewicht hatte fur Luth das deutsche Verhaltnis zum Judentum und zum Staat Israel Er war im August 1951 Initiator der Aktion Friede mit Israel die sich im Herbst 1952 mit der Gesellschaft fur Christlich Judische Zusammenarbeit zusammenschloss Sein Aufsatz Wir bitten Israel um Frieden stiess 1951 erstmals eine Beschaftigung der bundesrepublikanischen Offentlichkeit mit diesem Thema an und wurde in verschiedenen Zeitungen abgedruckt Luth verfasste zahlreiche Bucher uber Israel und setzte sich bei Vortragen u a in Jerusalem Haifa und Tel Aviv fur eine Verstandigung zwischen Deutschland und Israel ein Auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg befindet sich bei Planquadrat Q 30 nordlich von Kapelle 10 ein Kissenstein fur Erich Luth Im Jahr 1984 verlieh ihm der Hamburger Senat die Burgermeister Stolten Medaille Luth Urteil Hauptartikel Luth Urteil Luth wird heute vor allem in Verbindung mit einem 1950 einsetzenden Gerichtsverfahren genannt dessen abschliessendes Urteil von 1958 seinen Namen tragt Er hatte im September 1950 zum Boykott des Filmes Unsterbliche Geliebte aufgerufen da er den Regisseur Veit Harlan als Nazifilm Regisseur Nr 1 betrachtete Der Schopfer von Jud Suss sei am wenigsten von allen geeignet den Ruf des deutschen Films wiederherzustellen weshalb er das deutsche Publikum dazu aufrief Harlans ersten Nachkriegsfilm eine Verfilmung der Novelle Aquis submersus von Theodor Storm nicht anzusehen Die Produktionsfirma verklagte daraufhin Erich Luth auf Unterlassung dieser Aussage da sie gemass 826 BGB gegen die guten Sitten verstosse Der Fall durchlief alle Instanzen bis zum Bundesverfassungsgericht das Anfang 1958 das beruhmt gewordene Luth Urteil sprach Darin wurde die Klage gegen Erich Luth zuruckgewiesen da sein Verhalten vom Recht auf Meinungsfreiheit Art 5 Abs 1 GG gedeckt sei die Grundrechte wirken demnach als objektive Wertordnung auch in Normen des burgerlichen Rechts hinein Ausstrahlungswirkung die deshalb im Sinn einer Guterabwagung im Lichte der vorrangigen Verfassungsnormen auszulegen seien Das Urteil gilt heute als die wohl wirkmachtigste Entscheidung des Gerichts Schriften Auswahl Reise ins 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ISBN 3 8305 0922 7 S 47 63 Caren Miosga Der Kampf des politischen Publizisten Erich Luth gegen Veit Harlan Ein fruher Versuch zur Vergangenheitsbewaltigung in der Ara Adenauer Magisterarbeit Universitat Hamburg 1998 Maximilian Steinbeis Marion Detjen Erich Luth 1902 1989 In Stephan Detjen Hrsg In bester Verfassung 50 Jahre Grundgesetz Begleitband zur Wanderausstellung der Bundeszentrale fur Politische Bildung und der Bundesrechtsanwaltskammer O Schmidt Koln 1999 ISBN 3 504 10003 6 S 153 f Peter Reichel Harald Schmid Von der Katastrophe zum Stolperstein Hamburg und der Nationalsozialismus nach 1945 Dolling und Galitz Munchen Hamburg 2005 ISBN 3 937904 27 1 darin Der Fall Harlan Luth Arnold Sywottek Die Vorgeschichte der Friedensbitte fur Israel Zur Erinnerung an Erich Luth In Angelika Eder Gunter Gorschenek Hrsg Israel und Deutschland Voraussetzungen und Anfange einer komplizierten Partnerschaft Katholische Akademie Hamburg 2002 ISBN 3 928750 60 7 S 116 127 Armin Sandig Als Verstandigung noch Mut erforderte Erich Luth zum 100 Geburtstag In Vorstand der Gesellschaft fur Christlich Judische Zusammenarbeit in Hamburg Hrsg Annaherungen 50 Jahre christlich judische Zusammenarbeit in Hamburg Hamburg 2002 ISBN 3 00 009976 X S 45 48 WeblinksLiteratur von und uber Erich Luth im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Kurzbiographie bei der Hamburger Film und Kino Chronik auf Cinegraph de Stand 7 November 2001 Erich Ernst Luth In Internationales Biographisches Archiv 22 1989 vom 22 Mai 1989 im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar EinzelnachweiseErich Luth Hamburgs Juden in der Heine Zeit Hoffmann amp Campe Hamburg 1961 S 8 Christof Brauers Die FDP in Hamburg 1945 bis 1953 Start als burgerliche Linkspartei Mit einem Vorwort von Hildegard Hamm Brucher M Press Meidenbauer Munchen 2007 S 190 Christof Brauers Die FDP in Hamburg 1945 bis 1953 Start als burgerliche Linkspartei Mit einem Vorwort von Hildegard Hamm Brucher M Press Meidenbauer Munchen 2007 S 74 Friedrich Karl Scheer Die Deutsche Friedensgesellschaft 1892 1933 Organisation Ideologie Politische Ziele 2 verbesserte Auflage Frankfurt Main 1983 S 539 541 Gestorben Erich Luth In Der Spiegel Nr 15 vom 10 April 1989 Erich Luth G M Pfaff A G Kaiserslautern Musterbetriebe deutscher Wirtschaft 32 Die Nahmaschinenfabrikation Verlag Ubersee Post Leipzig 1936 Erich Luth Ein Hamburger schwimmt gegen den Strom Kayser Hamburg 1981 S 81 Erich Luth Abkehr vom Militarismus Die Leitartikel des Gefreiten von Ghedi Kulturpolitische Dokumente 2 Hamburger Kulturverlag Hamburg 1946 Erich Luth Vision von Ghedi Gedichte Rohr Kaiserslautern 1947 Christof Brauers Die FDP in Hamburg 1945 bis 1953 Start als burgerliche Linkspartei Mit einem Vorwort von Hildegard Hamm Brucher M Press Meidenbauer Munchen 2007 S 404 berichtet Luth sei nur deshalb lange nicht beigetreten weil Max Brauer nominell Unabhangige in seinem Umfeld gewollt habe um zum linken SPD Flugel ein Gegengewicht aufzubauen Siehe auch ebda S 190 und 442 Christel Oldenburg Tradition und Modernitat Die Hamburger SPD von 1950 1966 Lit Verlag Berlin 2009 S 210 Dazu Hans Robinsohn Ein Mann hat seine Schuldigkeit getan Personliche Bemerkungen zum Fall Luth In Die Zeit vom 28 Februar 1964 Margarete Mehdorn Franzosische Kultur in der Bundesrepublik Deutschland Politische Konzepte und zivilgesellschaftliche Initiativen 1945 1970 Bohlau Koln Weimar Wien 2009 S 103 105 Erich Luth Die Friedensbitte an Israel 1951 Eine Hamburger Initiative Mit Beitragen von Rudolf Kustermeier u a Christians Hamburg 1976 Werner Bergmann Antisemitismus in offentlichen Konflikten Kollektives Lernen in der politischen Kultur der Bundesrepublik 1949 1989 Campus Frankfurt am Main 1997 S 111 146 182 f Olaf Scholz 60 Jahre Gesellschaft fur christlich judische Zusammenarbeit in Hamburg In Olafscholz de vom 12 November 2012 Etwa Erich Luth Wir bitten Israel um Frieden In Rundbrief zur Forderung der Freundschaft zwischen dem Alten und dem Neuen Gottesvolk im Geiste der beiden Testamente 3 4 Folge 1951 1952 Nr 12 15 Freiburg Dezember 1951 Sonder Ausgabe Friede mit Israel PDF 9 8 MB S 7 f Zu einer Rede Luths im KZ Bergen Belsen 1957 Sprachstunde Null Wie die Bundesrepublik uber Juden und Israel zu sprechen lernte Memento vom 29 August 2012 im Internet Archive In Dok5 Das Feature bei WDR 5 vom 2 September 2012 Audio als mp3 Memento vom 19 Dezember 2015 im Internet Archive Prominenten Graber Norbert Frei Transformationsprozesse Das Bundesverfassungsgericht als vergangenheitspolitischer Akteur in den Anfangsjahren des Bundesrepublik In Michael Stolleis Hrsg Herzkammern der Republik Die Deutschen und das Bundesverfassungsgericht C H Beck Munchen 2011 S 64 81 hier S 79 Robert Alexy Grundrechte Abwagung und Rationalitat In Martin Kriele Hrsg Vernunft und Interpretation Reasonableness and Interpretation Jahrbuch fur juristische Hermeneutik Lit Verlag Munster u a 2003 S 113 126 hier S 114 116 Matthias Jestaedt Meinungsfreiheit In Detlef Merten Hans Jurgen Papier Hrsg Handbuch der Grundrechte in Deutschland und Europa Band 4 Grundrechte in Deutschland Einzelgrundrechte I C F Muller Heidelberg u a 2011 S 875 964 hier S 876 Normdaten Person GND 117321265 lobid GND Explorer OGND AKS LCCN n85198185 VIAF 17996759 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Luth ErichALTERNATIVNAMEN Luth Erich ErnstKURZBESCHREIBUNG deutscher Publizist und Politiker DDP RDP MdHBGEBURTSDATUM 1 Februar 1902GEBURTSORT HamburgSTERBEDATUM 1 April 1989STERBEORT Hamburg