Die Freiberger Gangerzlagerstätte ist eine silberhaltige Blei Zink Lagerstätte Die Lagerstätte ist hinsichtlich ihrer rä
Freiberger Gangerzlagerstätte

Die Freiberger Gangerzlagerstätte ist eine silberhaltige Blei-Zink-Lagerstätte. Die Lagerstätte ist hinsichtlich ihrer räumlichen Ausdehnung, der Mengen des ausgebrachten Erzes und der daraus gewonnenen Metalle, der Bedeutung für die Wirtschaftsgeschichte Sachsens sowie dem Grad der geowissenschaftlichen Erforschung die wichtigste Erzlagerstätte des Erzgebirges. Geologisch handelt sich um eine polymetallische, hydrothermale Gangerzlagerstätte spät- bis postvariszischen Alters mit über 1100 bekannten Gängen. Die Gänge waren seit dem Hochmittelalter bis in das letzte Drittel des 20. Jahrhunderts Gegenstand bergmännischer Gewinnung. Silber war während der meisten Förderzeiträume das hauptsächliche Gewinnungsmetall. Daneben waren Blei und Zink, sowie in geringen Mengen Kupfer, Gold und Spurenmetalle in den letzten Betriebsperioden von wirtschaftlicher Bedeutung. Die Freiberger Gangerzlagerstätte ist ein Teilbereich des osterzgebirgischen Lagerstättendistriktes und besteht aus einem Zentralteil und mehreren Randgebieten. Der Artikel behandelt den Lagerstätten-Zentralteil.
Geografische Einordnung
Die Freiberger Gangerzlagerstätte befindet sich in Mittelsachsen am nördlichen Übergang der flach nach Nordwesten abfallenden Erzgebirgs-Kippscholle und dem Mittelsächsischen Hügelland. Die Nord-Süd-Ausdehnung beträgt ca. 20 km, die Ost-West-Ausdehnung ca. 10 km. Die Geländehöhen betragen zwischen 420 m NHN im Süden und 360 m NHN im Norden. Die Städte Freiberg, Brand-Erbisdorf und Großschirma sowie die Ortschaften Halsbrücke und Zug sind markante Zentren des Lagerstättengebietes.
Geologie, Tektonik und Genese
Den geologischen Rahmen der Lagerstätte bilden metamorphe Serien, wie proterozoische Orthogneise („Freiberger Graugneis“, „Freiberger Gneiskuppel“) in der Mitte und im Süden sowie altpaläozoische Glimmerschiefer und Phyllite im Norden. Östlich befinden sich ein granitischer Intrusivkörper („Naundorf – Niederbobritzscher Granit“) sowie permische Porphyrgänge.
Bereits im späten Proterozoikum und frühem Paläozoikum fand eine frühe Eisen- und Kupfervererzung statt. Ab dem späten Paläozoikum waren diese Gesteinsformationen weitestgehend konsolidiert. Mit dem Auseinanderbrechen des Großkontinentes Pangäa und den Öffnungsbewegungen der westlichen Tethys sowie des Zentral- und Nordatlantiks wirkten während der variszischen Orogenese (Oberkarbon bis zum Perm) im Betrachtungsraum erhebliche Druck- und Zugspannungen. Infolgedessen bildete sich zunächst ein überwiegend Nord-Süd-gerichtetes System von tiefreichenden Spalten innerhalb der Metamorphite: das Scherspaltensystem S 1. Darüber kam es auf Grund der Spannungsverhältnisse und der Materialeigenschaften des Umgebungsgesteines zur Entstehung eines weiteren Spaltensystems: das schiefwinklig zu den Scherspalten liegende sogenannte Fiederspaltensystem F 1 (siehe Abbildung zum tektonischen Strukturschema). Ausschlaggebend für diese Ausrichtung waren nicht nur orogenetische Bewegungsvektoren, sondern auch eine primär im Gneis vorhandene Gesteinsklüftung.
In die tiefreichenden Risse und Spalten drangen heiße, wässrige metallhaltige und nichtmetallhaltige Lösungsgemische magmatischen Ursprunges, sogenannte hydrothermale Lösungen ein, die auf Grund des hohen Druckes in der Tiefe auch bis zu ca. 400 °C noch in flüssiger Form vorlagen. Bei der mit dem weiteren Aufstieg verbundenen Abkühlung setzten sich entsprechend chemisch-physikalischer Gesetzmäßigkeiten für hydrothermale Lagerstätten typische Mineralfolgen ab. Während dieses (älteren) Zyklus kam es überwiegend zum Absatz von wirtschaftlich bedeutsamen Mineralisationsfolgen der Quarz-Polymetall-Assoziation (ältere Bezeichnung: kb-Formation, siehe unten) und der karbonatischen Silber-Sulfid-Assoziation („eb-Formation“, siehe Abschnitt Erzparagenesen).
Ein zweiter (jüngerer) Mineralisationsprozess fand während der alpidischen Orogenese statt (Zechstein bis Tertiär). Durch die gegenläufigen Bewegungsrichtungen der afrikanischen und eurasischen Kontinentalplatten stagnierte die allgemeine Krustendehnung und wurde von Kompressions- und Scherbewegungen abgelöst (siehe hierzu → Kontinentaldrift). Wie schon in Folge der variszischen Tektonik entstand ein weiteres tiefreichendes Spaltensystem im Festgesteinskörper. Diese Risse und Spalten bildeten das überwiegend Ost-West ausgerichtete Scher- und Fiederspaltensystem S 2 und F 2. Damit entstanden ein weiteres Mal Aufstiegswege und Absatzräume für hydrothermale Lösungen aus tiefliegenden magmatischen Krustenbereichen. Die jüngeren Mineralisationsabfolgen bestehen aus der Eisen-Baryt-Assoziation („eba-Formation“), der Fluorbarytischen Bleierz-Assoziation („fba-Formation“) und der Wismut-Cobalt-Nickel-Silber-Assoziation („BiCoNiAg-Formation“).
Bei Gangerzlagerstätten wurden im Allgemeinen tiefliegende magmatische Intrusionskörper als sogenannte „Erzbringer“ als Quellen hydrothermaler Vererzungen vermutet bzw. auch nachgewiesen. Für die Freiberger Gangerzlagerstätte konnte bisher auch mit tiefreichenden Forschungsbohrungen über 1800 m keine granitische Intrusion nachgewiesen werden, so dass die Herkunft hydrothermaler Lösungen aus wesentlich tieferen Krustenbereichen spekulativ vermutet werden muss.
Lagerstättenstruktur
Systematik
Eine grundsätzliche Einordnung der Erzgänge in der Freiberger Lagerstätte erfolgt nach deren Ausrichtung entsprechend der Himmelsrichtung:
- Stehende Gänge (zwischen Nord und Nordost)
- Morgengänge (zwischen Nordost und Ost)
- Spatgänge (zwischen Ost und Südost)
- Flache Gänge (zwischen Südost und Süd)
Nähere Erläuterungen hierzu: Gang (Geologie), Raumlage von Gängen.
Zur Namensgebung der Erzgänge
Die Bezeichnungen der Erzgänge erfolgte überwiegend in der Frühphase des Bergbaus und geben Einblicke in das Denken und den Alltag der Menschen in frühen Jahrhunderten:
- Religion: z. B. St. Elisabeth, Auferstehung Christi, Gottes Gabe
- Bergbauspezifik: Hauptstollngang, Rote Grube
- Personen: Riemer, Friederike, Siegfried, Churprinz Friedrich August
- Wünsche: Neue Hoffnung, Unvermutet Glück, Reicher Bergsegen
- Humor: Ich-bins-nicht, Störrischer Bauer, Melke Ziege
- Phantasie: Hohe Birke, Weißer Löwe, Hopfgarten
Dem Gangnamen folgt stets die Angabe der Streichrichtung nach der systematischen Einordnung. Gelegentlich wurden Bezeichnungen auch doppelt vergeben
(s. a. Tabelle in Abschnitt 5.3)
Mineralogie
Übersicht
Auswahl einiger wichtiger Erz-, Silber- und Begleitminerale der Freiberger Lagerstätte (zur besseren Lesbarkeit wird die alte Formationsbezeichnung verwendet)
bergmännische Bezeichnung | mineralogische Bezeichnung | Chemismus | Formation | Bemerkung |
Erzminerale | ||||
Bleiglanz | Galenit | PbS | kb, fba | wichtiges Bleierz sowie „Silberträger“ mit 0,02–0,3 % Ag |
Zinkblende | Sphalerit | ZnS | kb, fba | wichtiges Zinkerz |
Schwefelkies | Pyrit | FeS2 | kb, fba | Rohstoff zur Schwefelsäureproduktion; sehr geringer, jedoch wirtschaftlich gewinnbarer Goldanteil |
Arsenkies | Arsenopyrit | FeAsS | kb | |
Kupferkies | Chalkopyrit | CuFeS3 | kb, fba | wichtiges Kupfererz |
Silbererze | ||||
gediegen Silber | .. | Ag | BiCoNiAg, eb | sekundäre Metallkonzentration mit 90–100 % Ag |
Silberglanz | Argentit | Ag2S | eb | enthält bis zu 87 % Ag |
Silberfahlerz | Freibergit | Ag6[Cu4Fe2]Sb4S13-x | eb | auch „Weißgiltigerz“ |
lichtes Rotgiltigerz | Proustit | Ag3[AsS3] | eb | |
Argyrodit | Ag8GeS6 | eb | enthält bis zu 74 % Ag und 6 % Germanium (Ge) | |
metallfreie Begleitminerale („Gangarten“) | ||||
Quarz | Quarz | SiO2 | kb | sogenanntes „Durchläufermineral“ ohne wirtschaftliche Bedeutung, in der Lagerstätte jedoch in Varietäten wie Bergkristall, Milchquarz, Amethyst, Achat, Chalzedon und Hornstein als begehrte Schmucksteine und Sammlerstücke auftretend |
Schwerspat | Baryt | BaSO4 | fba | wegen relativ hoher Dichte Ausgangsstoff für Bohrspülungen in der Tiefbohrindustrie |
Flussspat | Fluorit | CaF2 | fba | Rohstoff der Fluorchemie (z. B. Herstellung von Flusssäure). Wegen der oft vollkommenen Kristallausbildung und vielfältigen Farbgebung begehrtes Sammlermineral |
Kalkspat | Calcit | CaCO3 | eb | lagerstättenwirtschaftlich unbedeutend, wegen variantenreich geformter Kristalle begehrtes Sammlermineral |
Ausgewählte Mineralstufen aus Gruben des Lagerstättenbezirkes:
- Galenit, Quarz, Siderit, Freiberg
- Galenit, Quarz, Fluorit, Grube Beihilfe, Halsbrücke
- Galenit, Calcit, Grube Himmelsfürst, Brand-Erbisdorf
- Gediegen Silber, Grube Himmelsfürst, Brand-Erbisdorf
- Fluorit, Freiberg
- Proustit, Freiberg
- Freibergit auf Quarz, Freiberg
- Acanthit auf Calcit, Abrahamschacht Freiberg
- Chalkopyrit, Freiberg
- Chalcedon, Varietät Achat, Halsbach bei Freiberg
Erzparagenesen
Bereits in den Frühzeiten des Freiberger Bergbaues wurden auf den Erzgängen unterschiedliche Vererzungen nachgewiesen. Diese ließen sowohl Mineralisationsunterschiede nach der Teufe („primäre Teufenstufe“, Zoning) als auch Veränderungen mit dem Gangstreichen erkennen. Im Ergebnis langjähriger und systematischer Erforschung der Vererzungen der Freiberger Gangerzlagerstätte ergeben sich die in der nachfolgenden Tabelle aufgeführten Mineralisationsabfolgen. Der Vollständigkeit halber werden auch Erzparagenesen erwähnt, die zwar im Freiberger Lagerstättendistrikt auftreten, jedoch im Lagerstätten-Zentralteil nicht oder selten nachgewiesen wurden.
Bezeichnung | alte Bezeichnung | Einzelparagenesen / Mineralisationen | Bemerkung |
Spätvaristischer Mineralisationszyklus (Karbon – Perm) | |||
Zinn-Wolfram-Assoziation | Sn-W | im Lagerstätten-Zentralteil nur sporadisch und im untersten Teufenbereich | |
Quarz-Polymetall-Assoziation | kiesig-blendige (kb) Formation |
| Häufige Paragenese vorzugsweise auf Nord-Süd-streichenden Gängen (Stehende-, Flache Gänge) |
Uran-Quarz-Karbonat-Assoziation | uqk-Formation |
| In Freiberg nur selten auftretend |
Karbonatische Silber-Sulfid-Assoziation | Edle Braunspat (eb) Formation |
| Im südlichen Zentralbereich (Revier Brand-Erbisdorf) und in umliegenden Randgebieten entwickelt. Bedeutendste „Silberformation“ im Lagerstättendistrikt |
Fluorit-Quarz-Assoziation | flq-Formation |
| nur regionales und sporadisches Auftreten im Lagerstättendistrikt |
Postvaristischer Mineralisationszyklus (Kreide-Tertiär) | |||
Eisen-Baryt-Assoziation | Eisen-Baryt (eba)-Formation |
| nur regional auf einzelnen Gängen entwickelt |
Fluorbarytische Bleierz-Assoziation | Fluorit-Baryt (fba)-Formation |
| bevorzugt auf WNW-ESE-streichenden Gangspalten des Lagerstättendistrikts; intensiv im Revier Halsbrücke entwickelt |
Wismut-Kobalt-Nickel-Silber-Assoziation | BiCoNiAg-Formation |
| besonders auf Gangkreuzen zwischen N-S- und WNW-ESE-streichenden Gängen entwickelt. |
Quarzige Fe-Mn-Assoziation | Fe-Mn-Formation |
| Jüngste Primärmineralisation im Lagerstättendisrikt |
Oxydations- und Zementationsbildungen | Durch Verwitterungsprozesse in den oberflächennahen Bereichen der Freiberger Erzgänge ausgebildet. In der tiefer liegenden Zementationszone Anreicherungen von gediegen Silber und Silbermineralen. Die edelmetallreichen Zonen führten zur ersten Blüte des Bergbaues im Hochmittelalter. |
Gangstufen unterschiedlicher Vererzungstypen aus ehemaligen Gruben des Freiberger Lagerstätte (aus Platzgründen wird in den Bildbeschreibungen die alte Formationsbezeichnung verwendet)
- Sphalerit-Chalkopyrit-Trum der kb-Formation, „Reiche Zeche“ Freiberg
- kb-Formation, Galenit, Sphalerit, Arsenopyrit und untergeordnet Quarz, „Reiche Zeche“ Freiberg
- eb-Formation, silberhaltiger Sphalerit, Chalkopyrit, Pyrit und Karbonate, „Himmelsfürst“ Brand-Erbisdorf
- fba-Formation, mit Galenit, Sphalerit, Fluorit und Quarz, „Beihilfe“ Halsbrücke
- eb-Formation, Pyrit und Karbonate, „Glückaufschacht“ Brand-Erbisdorf
- Durchdringung von Gängen der eb- und kb-Formation, Brand-Erbisdorf
- Gangstück der eb-Formation, Brand-Erbisdorf
- kb- und eb-Formation mit Galenit, Sphalerit, Pyrit, Quarz und Ankerit. "Simon Bogners Neuwerk Flacher", Grube Brand
- eb-Formation mit Galenit, silberreichem Sphalerit, Pyrit, Ankerit und Dolomit. Grube Himmelsfürst Brand-Erbisdorf.
- 3 genetisch unterschiedliche Mineralisationen. Von innen nach außen: kb (Sphalerit, Pyrit, Quarz); eb(Ankerit, Galenit), fba(Baryt). Himmelsfürst-Fundgr. Brand-Erbisdorf
- fba-Formation mit Rhodochrosit, Galenit, Sphalerit und Argentit. Gr. Himmelsfürst Brand Erbisdorf, "Verborgen Flacher"
Bergbau
Geschichte
Der erste Silber(erz)fund auf dem heutigen Stadtgebiet von Freiberg erfolgte höchstwahrscheinlich im Jahr 1168. Der Legende nach sollen Salzfuhrleute aus Halle auf dem Weg nach Böhmen in den Fahrspuren des Weges ein außergewöhnlich glänzendes Gestein bemerkt haben. Ob Markgraf Otto von Kaiser Friedrich I. (Barbarossa) das Bergregal verliehen bekam, ist nicht überliefert. Nach der Proklamation der Bergfreiheit wurde das erste große „Berggeschrei“ ausgelöst. Ihm folgten viele Bergleute vor allem aus dem Harz. Bereits um 1250 hatte Freiberg 3000 Einwohner und um 1300 etwa 5000. Im 13. und 14. Jahrhundert war Freiberg die größte und wirtschaftlich bedeutendste Stadt der damaligen Markgrafschaft Meißen. Im 13. Jahrhundert wurde Freiberg auf Grund des prosperierenden Bergbaus Sitz der landesherrlichen Bergverwaltung. Außerdem war Freiberg ab 1250 Münzstätte und um 1400 Sitz des Bergamtes. Zwischen 1350 und 1400 erfolgte die Gründung der Freiberger Knappschaft.
Nach dem Abbau der oberflächennahen Reicherzzonen und der damit verbundenen Notwendigkeit eines größeren Teufenaufschlusses begann Ende des 14. Jahrhunderts die erste Krise des Freiberger Bergbaus. Im 16. Jahrhundert erfolgte ein erneuter Aufschwung, was sich in der Gründung des Oberbergamtes (1542) und des Oberhüttenamtes (1555) dokumentierte. Durch zahlreiche technische Neuerungen, beispielsweise in der Vortriebstechnik und der Wasserhaltung wurde zunächst erfolgreicher Bergbau betrieben. Danach erlitten der Bergbau und die Stadt Freiberg durch den Dreißigjährigen Krieg (1628–1648) und den Siebenjährigen Krieg (1756–1763) starke Rückschläge. Um 1643 war die Silberproduktion des gesamten Reviers auf 1121 kg gefallen. Steigender Bedarf an qualifizierten Berg- und Hüttenbeamten führte 1765 zur Gründung der Bergakademie, was sich fördernd auf das gesamte Berg- und Hüttenwesen auswirkte. Ende des 19. Jahrhunderts kam es durch die Einführung der Goldwährung in Deutschland zu einem starken Preisverfall von Silber. Die Gruben wurden verstaatlicht und nach und nach wegen Unrentabilität geschlossen. Das letzte große Bergwerk wurde 1913 geschlossen. Nur die Alte Hoffnung Gottes in Kleinvoigtsberg blieb als Privatgrube in geringem Umfang weiter in Betrieb.
Durch die Kriegsvorbereitungen des faschistischen Deutschlands entstand ab 1933 erhöhter Buntmetallbedarf. Ab 1935 kam es zur Wiederaufnahme des Freiberger Bergbaus. Nach dem Kriegsende wurden die Bergbau- und Hüttenbetriebe verstaatlicht und 1961 zum Bergbau- und Hüttenkombinat „Albert Funk“ zusammengeschlossen. Aus wirtschaftlichen Gründen erfolgte 1969 die endgültige Schließung der Bergwerke, während die Hüttenbetriebe mit der Verarbeitung von Importerzen weiterbetrieben wurden.
Im Diagramm zu Beginn des Abschnittes sind die Metallproduktion am Beispiel von Silber und Blei (ab 1520) sowie die Arbeitskräfteentwicklung (ab 1800) veranschaulicht.
- Der Freiberger Bergbau um 1900
- Abrahamschacht
- Tagesanlagen des David-Richtschachtes
- Übertagegebäude der Grube „Alte Elisabeth“
- Schachtgebäude der „Roten Grube“ (Aufnahme 1928)
- Erhaltene Grubenanlagen im Gebiet des Lagerstättenbezirkes
- Grube „Alte Elisabeth“, heute Teil des Lehrbergwerkes der TU Bergakademie Freiberg
- Förderturm der Grube „Reiche Zeche“, heute Teil des Lehrbergwerkes der TU Bergakademie Freiberg
- Schachtgebäude des Abrahamschachtes Freiberg
- Schachtgebäude der Grube „Oberes Neues Geschrei“ Halsbrücke
- Drei-Brüder-Schacht
- Constantinschacht
Technologie
In den ersten Jahren des Lagerstättenaufschlusses dürften die oberflächennahen Reicherzpartien der Oxidations- und Zementationszone im Tagebau durch einfache Schürfgräben abgebaut worden sein. Nach deren vollständigen Ausbeutung ergab sich für die Bergbautreibenden die Notwendigkeit, auch die Erze der tieferliegenden Lagerstättenteile abzubauen. Dies wurde zunächst durch das Abteufen sogenannter „tonnlägiger“ Schächte realisiert, das heißt durch Schächte, die im Einfallen des Ganges aufgefahren wurden und von denen aus horizontale Strecken in die seitlichen Gangbereiche getrieben wurden. Die Haupt-Sohleneinteilung sah anfangs 30 m, später 40 m und seit dem 19. Jahrhundert auch 60 m Seigerabstand vor. Die Auffahrungen auf den „Gezeugstrecken“ (Sohlen) erfolgte vorzugsweise als Gangstrecken zu deren Verbindung im Quergestein. Darüber hinaus ergab sich beim Vordringen in immer größere Tiefen die Notwendigkeit, zudringendes Grundwasser wegzuführen oder auch das Aufschlagwasser für Wasserkraftmaschinen über Stollensysteme heranzuführen und wieder abzuleiten. Auf diese Art entstanden komplexe Systeme von Strecken, Auffahrungen und Abbauen die durch Überhauen, durch Steigorte, durch Gesenke oder durch seiger geteufte Blindschächte miteinander verbunden waren. Dazwischenliegende Gangpartien mit abbauwürdiger Erzführung wurden im Strossen-, später im Firstenstoß- und Magazinbau gewonnen. Aus sicherheits- und geotechnischen sowie wirtschaftlichen Gründen wurden in der letzten Betriebsperiode die Gangstrecken durch parallel zum Hauptstreichen des Ganges im Nebengestein aufgefahrene Richtstrecken ersetzt.
Die tiefsten Grubenbetriebspunkte befanden sich in Teufen von 770 m (17. Sohle am Gotthold-Gesenk, Zentralrevier) und 800 m (20. Gezeugstrecke am Blindschacht I, Paulspat im Revier Brand-Erbisdorf).
Das Lösen des Festgesteins und des Erzes erfolgte seit der Anfangszeit über einen langen Zeitraum durch „Schlägel- und Eisenarbeit“ und wurde später durch Bohren und Sprengen abgelöst. Über sogenanntes „Feuersetzen“ ist nichts bekannt.
Revier-Organisation
Der Zentralteil des Freiberger Lagerstättenbezirkes war drei Grubenreviere unterteilt: Halsbrücke, Freiberg (auch „Zentralrevier“) und Brand-Erbisdorf (auch „Brander Revier“). Diese Reviere waren wiederum in Grubenfelder gegliedert. Die nachfolgende Tabelle vermittelt eine Übersicht über diese Organisationsstruktur. Bedeutende Schachtanlagen und bebaute Gänge sind beispielhaft aufgeführt.
Grubenrevier | Grubenfeld | bedeutende Schachtanlagen | Auswahl bebauter Gänge |
Halsbrücke | Kurprinz | Steinschacht, Ferdinandschacht, Schreiberschacht⁶ | Ludwig-, Drei-Prinzen-, Ferdinantspat |
Beihilfe | Beihilfe-Richtschacht, Lorenz-Gegentrum-Schacht | Halsbrücker-, Daniel-, Lorenzspat, Pabst-, Weisshaldner Stehender | |
Freiberg (Zentralrevier) | Himmelfahrt | Reiche Zeche, Elisabeth-Schacht, David-Schacht, Abraham-Schacht, Löffler-Schacht, Rote Grube | Hauptstollngang-, Silberner-Bergmann-, Rote-Grube-, Krieg-und-Frieden-, Turmhof-Stehender; Riemer-, Glückauf-, Hoffnung-Spat, Neuhoffnung Flacher |
Muldenhütten | Morgenstern-, Abrahamschacht | Gut Morgen-, Saturnus-Spat, Christof-Flacher | |
Junge Hohe Birke | Junge Hohe Birke-, Krönerschacht | Tobias-Spat, König-David-, Hohe Birke Stehender | |
Brand-Erbisdorf | Beschert Glück | Drei Brüder-Schacht, Beschert Glück Röschenschacht, Prinz Leopold Schacht, Johannesschacht | Johann Georg-, Schwarzfarbe-Spat, Johann Georg-, Ich bins nicht-, Johannes-, Neue hohe Birke-Stehender, |
Einigkeit | Kohlhäusler Schacht, Hörnigschacht | Gesellschaft Freude Flacher Dornstrauch-, Benjamin-, Drei Brüder-, Gottes Gabe-Spat, Einhorn-, Bartholomäus-Stehender | |
Vereinigt Feld | Menden-, Kaspar-, Richterschacht | Grünzweig-, Unterhaus Sachsen Spat, Adler-, Simon Bogners Neuwerk Flacher, Silberschnur Stehender | |
Himmelsfürst | Franken-, Glückauf-, Reichelt-, Lade des Bundes-, Vertrau auf Gott-Schacht | Neuglück-Spat, Silberfund-, Grünrosner-, Himmelsfürst-, Kalb-, Jupiter-, Dorothea-Stehender, Concordia-Morgengang, Vertrau auf Gott Flacher |
Literatur
Schriftgut
- O. Wagenbreth, E. Wächtler: Der Freiberger Bergbau 1988.
- L. Baumann, E. Kuschka, T. Seifert: Die Lagerstätten des Erzgebirges. 2001.
- L. Baumann, I. L. Nikolskij, M. Wolf: Einführung in die Geologie und Erkundung von Lagerstätten. Verlag Glückauf, Essen 1979.
- Bayer: Die Himmelfahrt Fundgrube – ein Führer durch das Lehr- und Besucherbergwerk der TU Bergakademie Freiberg.
- M. Blechschmidt: Die silberne Rose – Europäische Bergmannssagen. Greifenverlag, Rudolstadt 1980.
- W. Jobst: Bergschadenkundliche Analyse Freiberg. Freiberg 1969–1973.
- H. Müller: Die Erzgänge des Freiberger Bergreviers. (Erläuterungsband) Leipzig 1901.
- H. Pforr, R. Brendler: Lehrgrube „Alte Elisabeth“ der Bergakademie Freiberg. Exkursionsführer. Heft 1, Freiberg 1982.
- H.-J. Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. VEB Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie, Leipzig 1979.
- S. Ulrich: Die Geologie des Erzgebirges. Springer-Verlag, 2013.
Karten
- Geologische Übersichtskarte des Freistaates Sachsen. 1:400.000; Sächsisches Landesamt für Umwelt und Geologie 1995.
- Topografische Karte des Freistaates Sachsen. 1:25.000, Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen 2008.
- H. Müller: Die Erzgänge des Freiberger Bergreviers. (ausgewählte Tafeln) 1:25.000, Leipzig 1901, Nachdruck Freiberg 1998.
Einzelnachweise
- W. SCHWABENICKY: „Der hochmittelalterliche Bergbau in und um Freiberg“ in: Denkmaltopographie Freiberg 2002, S. 433
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Die Freiberger Gangerzlagerstatte ist eine silberhaltige Blei Zink Lagerstatte Die Lagerstatte ist hinsichtlich ihrer raumlichen Ausdehnung der Mengen des ausgebrachten Erzes und der daraus gewonnenen Metalle der Bedeutung fur die Wirtschaftsgeschichte Sachsens sowie dem Grad der geowissenschaftlichen Erforschung die wichtigste Erzlagerstatte des Erzgebirges Geologisch handelt sich um eine polymetallische hydrothermale Gangerzlagerstatte spat bis postvariszischen Alters mit uber 1100 bekannten Gangen Die Gange waren seit dem Hochmittelalter bis in das letzte Drittel des 20 Jahrhunderts Gegenstand bergmannischer Gewinnung Silber war wahrend der meisten Forderzeitraume das hauptsachliche Gewinnungsmetall Daneben waren Blei und Zink sowie in geringen Mengen Kupfer Gold und Spurenmetalle in den letzten Betriebsperioden von wirtschaftlicher Bedeutung Die Freiberger Gangerzlagerstatte ist ein Teilbereich des osterzgebirgischen Lagerstattendistriktes und besteht aus einem Zentralteil und mehreren Randgebieten Der Artikel behandelt den Lagerstatten Zentralteil Geografische EinordnungDie Freiberger Gangerzlagerstatte befindet sich in Mittelsachsen am nordlichen Ubergang der flach nach Nordwesten abfallenden Erzgebirgs Kippscholle und dem Mittelsachsischen Hugelland Die Nord Sud Ausdehnung betragt ca 20 km die Ost West Ausdehnung ca 10 km Die Gelandehohen betragen zwischen 420 m NHN im Suden und 360 m NHN im Norden Die Stadte Freiberg Brand Erbisdorf und Grossschirma sowie die Ortschaften Halsbrucke und Zug sind markante Zentren des Lagerstattengebietes Geologie Tektonik und GeneseSchematische Gangkarte des Freiberger Lagerstattenbezirkes nach H Muller 1901 und H Pforr u a 1982 mit Revier und Grubenfeldeinteilung sowie ausgewahlten Schachtanlagen Den geologischen Rahmen der Lagerstatte bilden metamorphe Serien wie proterozoische Orthogneise Freiberger Graugneis Freiberger Gneiskuppel in der Mitte und im Suden sowie altpalaozoische Glimmerschiefer und Phyllite im Norden Ostlich befinden sich ein granitischer Intrusivkorper Naundorf Niederbobritzscher Granit sowie permische Porphyrgange Tektonisches Strukturschema des Freiberger Gangspaltensystems Bereits im spaten Proterozoikum und fruhem Palaozoikum fand eine fruhe Eisen und Kupfervererzung statt Ab dem spaten Palaozoikum waren diese Gesteinsformationen weitestgehend konsolidiert Mit dem Auseinanderbrechen des Grosskontinentes Pangaa und den Offnungsbewegungen der westlichen Tethys sowie des Zentral und Nordatlantiks wirkten wahrend der variszischen Orogenese Oberkarbon bis zum Perm im Betrachtungsraum erhebliche Druck und Zugspannungen Infolgedessen bildete sich zunachst ein uberwiegend Nord Sud gerichtetes System von tiefreichenden Spalten innerhalb der Metamorphite das Scherspaltensystem S 1 Daruber kam es auf Grund der Spannungsverhaltnisse und der Materialeigenschaften des Umgebungsgesteines zur Entstehung eines weiteren Spaltensystems das schiefwinklig zu den Scherspalten liegende sogenannte Fiederspaltensystem F 1 siehe Abbildung zum tektonischen Strukturschema Ausschlaggebend fur diese Ausrichtung waren nicht nur orogenetische Bewegungsvektoren sondern auch eine primar im Gneis vorhandene Gesteinskluftung In die tiefreichenden Risse und Spalten drangen heisse wassrige metallhaltige und nichtmetallhaltige Losungsgemische magmatischen Ursprunges sogenannte hydrothermale Losungen ein die auf Grund des hohen Druckes in der Tiefe auch bis zu ca 400 C noch in flussiger Form vorlagen Bei der mit dem weiteren Aufstieg verbundenen Abkuhlung setzten sich entsprechend chemisch physikalischer Gesetzmassigkeiten fur hydrothermale Lagerstatten typische Mineralfolgen ab Wahrend dieses alteren Zyklus kam es uberwiegend zum Absatz von wirtschaftlich bedeutsamen Mineralisationsfolgen der Quarz Polymetall Assoziation altere Bezeichnung kb Formation siehe unten und der karbonatischen Silber Sulfid Assoziation eb Formation siehe Abschnitt Erzparagenesen Ein zweiter jungerer Mineralisationsprozess fand wahrend der alpidischen Orogenese statt Zechstein bis Tertiar Durch die gegenlaufigen Bewegungsrichtungen der afrikanischen und eurasischen Kontinentalplatten stagnierte die allgemeine Krustendehnung und wurde von Kompressions und Scherbewegungen abgelost siehe hierzu Kontinentaldrift Wie schon in Folge der variszischen Tektonik entstand ein weiteres tiefreichendes Spaltensystem im Festgesteinskorper Diese Risse und Spalten bildeten das uberwiegend Ost West ausgerichtete Scher und Fiederspaltensystem S 2 und F 2 Damit entstanden ein weiteres Mal Aufstiegswege und Absatzraume fur hydrothermale Losungen aus tiefliegenden magmatischen Krustenbereichen Die jungeren Mineralisationsabfolgen bestehen aus der Eisen Baryt Assoziation eba Formation der Fluorbarytischen Bleierz Assoziation fba Formation und der Wismut Cobalt Nickel Silber Assoziation BiCoNiAg Formation Bei Gangerzlagerstatten wurden im Allgemeinen tiefliegende magmatische Intrusionskorper als sogenannte Erzbringer als Quellen hydrothermaler Vererzungen vermutet bzw auch nachgewiesen Fur die Freiberger Gangerzlagerstatte konnte bisher auch mit tiefreichenden Forschungsbohrungen uber 1800 m keine granitische Intrusion nachgewiesen werden so dass die Herkunft hydrothermaler Losungen aus wesentlich tieferen Krustenbereichen spekulativ vermutet werden muss LagerstattenstrukturSystematik Eine grundsatzliche Einordnung der Erzgange in der Freiberger Lagerstatte erfolgt nach deren Ausrichtung entsprechend der Himmelsrichtung Stehende Gange zwischen Nord und Nordost Morgengange zwischen Nordost und Ost Spatgange zwischen Ost und Sudost Flache Gange zwischen Sudost und Sud Nahere Erlauterungen hierzu Gang Geologie Raumlage von Gangen Zur Namensgebung der Erzgange Die Bezeichnungen der Erzgange erfolgte uberwiegend in der Fruhphase des Bergbaus und geben Einblicke in das Denken und den Alltag der Menschen in fruhen Jahrhunderten Religion z B St Elisabeth Auferstehung Christi Gottes Gabe Bergbauspezifik Hauptstollngang Rote Grube Personen Riemer Friederike Siegfried Churprinz Friedrich August Wunsche Neue Hoffnung Unvermutet Gluck Reicher Bergsegen Humor Ich bins nicht Storrischer Bauer Melke Ziege Phantasie Hohe Birke Weisser Lowe Hopfgarten Dem Gangnamen folgt stets die Angabe der Streichrichtung nach der systematischen Einordnung Gelegentlich wurden Bezeichnungen auch doppelt vergeben s a Tabelle in Abschnitt 5 3 MineralogieUbersicht Auswahl einiger wichtiger Erz Silber und Begleitminerale der Freiberger Lagerstatte zur besseren Lesbarkeit wird die alte Formationsbezeichnung verwendet bergmannische Bezeichnung mineralogische Bezeichnung Chemismus Formation BemerkungErzmineraleBleiglanz Galenit PbS kb fba wichtiges Bleierz sowie Silbertrager mit 0 02 0 3 AgZinkblende Sphalerit ZnS kb fba wichtiges ZinkerzSchwefelkies Pyrit FeS2 kb fba Rohstoff zur Schwefelsaureproduktion sehr geringer jedoch wirtschaftlich gewinnbarer GoldanteilArsenkies Arsenopyrit FeAsS kbKupferkies Chalkopyrit CuFeS3 kb fba wichtiges KupfererzSilbererzegediegen Silber Ag BiCoNiAg eb sekundare Metallkonzentration mit 90 100 AgSilberglanz Argentit Ag2S eb enthalt bis zu 87 AgSilberfahlerz Freibergit Ag6 Cu4Fe2 Sb4S13 x eb auch Weissgiltigerz lichtes Rotgiltigerz Proustit Ag3 AsS3 ebArgyrodit Ag8GeS6 eb enthalt bis zu 74 Ag und 6 Germanium Ge metallfreie Begleitminerale Gangarten Quarz Quarz SiO2 kb sogenanntes Durchlaufermineral ohne wirtschaftliche Bedeutung in der Lagerstatte jedoch in Varietaten wie Bergkristall Milchquarz Amethyst Achat Chalzedon und Hornstein als begehrte Schmucksteine und Sammlerstucke auftretendSchwerspat Baryt BaSO4 fba wegen relativ hoher Dichte Ausgangsstoff fur Bohrspulungen in der TiefbohrindustrieFlussspat Fluorit CaF2 fba Rohstoff der Fluorchemie z B Herstellung von Flusssaure Wegen der oft vollkommenen Kristallausbildung und vielfaltigen Farbgebung begehrtes SammlermineralKalkspat Calcit CaCO3 eb lagerstattenwirtschaftlich unbedeutend wegen variantenreich geformter Kristalle begehrtes Sammlermineral Ausgewahlte Mineralstufen aus Gruben des Lagerstattenbezirkes Galenit Quarz Siderit Freiberg Galenit Quarz Fluorit Grube Beihilfe Halsbrucke Galenit Calcit Grube Himmelsfurst Brand Erbisdorf Gediegen Silber Grube Himmelsfurst Brand Erbisdorf Fluorit Freiberg Proustit Freiberg Freibergit auf Quarz Freiberg Acanthit auf Calcit Abrahamschacht Freiberg Chalkopyrit Freiberg Chalcedon Varietat Achat Halsbach bei FreibergErzparagenesen Bereits in den Fruhzeiten des Freiberger Bergbaues wurden auf den Erzgangen unterschiedliche Vererzungen nachgewiesen Diese liessen sowohl Mineralisationsunterschiede nach der Teufe primare Teufenstufe Zoning als auch Veranderungen mit dem Gangstreichen erkennen Im Ergebnis langjahriger und systematischer Erforschung der Vererzungen der Freiberger Gangerzlagerstatte ergeben sich die in der nachfolgenden Tabelle aufgefuhrten Mineralisationsabfolgen Der Vollstandigkeit halber werden auch Erzparagenesen erwahnt die zwar im Freiberger Lagerstattendistrikt auftreten jedoch im Lagerstatten Zentralteil nicht oder selten nachgewiesen wurden Bezeichnung alte Bezeichnung Einzelparagenesen Mineralisationen BemerkungSpatvaristischer Mineralisationszyklus Karbon Perm Zinn Wolfram Assoziation Sn W im Lagerstatten Zentralteil nur sporadisch und im untersten TeufenbereichQuarz Polymetall Assoziation kiesig blendige kb Formation Pyritische Kiesige Paragenese mit Quarz Arsenopyrit Pyrit und Pyrrhotin Zn Sn Cu Paragenese mit Sphalerit Stannin Chalkopyrit Bornit Chalkosin Tetraedrit Pb Paragenese mit Quarz Galenit wenig Pyrit und Sphalerit Haufige Paragenese vorzugsweise auf Nord Sud streichenden Gangen Stehende Flache Gange Uran Quarz Karbonat Assoziation uqk Formation Uran Quarz Paragenese mit Quarz Hornstein Fluorit Calcit Hamatit Pechblende Selenid Karbonat Paragenese mit Clausthalit Naumannit Chalkopyrit und Karbonaten In Freiberg nur selten auftretendKarbonatische Silber Sulfid Assoziation Edle Braunspat eb Formation Sulfidische Polymetall Paragenese mit Karbonaten Braunspate Siderit Ankerit Dolomit u a Freibergit zahlreiche aus der kb Formation umgelagerte Sulfide Ag Sb Paragenese mit Calcit Pyrargyrit Miargyrit Stephanit Polybasit Dyskrasit Bournonit und Boulangerit Spiessglanz Paragenese Im sudlichen Zentralbereich Revier Brand Erbisdorf und in umliegenden Randgebieten entwickelt Bedeutendste Silberformation im LagerstattendistriktFluorit Quarz Assoziation flq Formation Quarz Chalcedon zum Teil als Achat Fluorit Baryt keine Sulfide nur regionales und sporadisches Auftreten im LagerstattendistriktPostvaristischer Mineralisationszyklus Kreide Tertiar Eisen Baryt Assoziation Eisen Baryt eba Formation Eisenoxyd Baryt Mineralisation mit Quarz und Hornstein zum Teil Achat nur regional auf einzelnen Gangen entwickeltFluorbarytische Bleierz Assoziation Fluorit Baryt fba Formation Paragenese mit Quarz und Chalcedon Hartes Trum sowie Baryt Fluorit Galenit Sphalerit Chalkopyrit Tetraedrit und Pyrit Paragenese mit Fluorit Baryt und weniger Quarz Weiches Trum sowie Galenit Sphalerit Melnikowitpyrit und Markasit bevorzugt auf WNW ESE streichenden Gangspalten des Lagerstattendistrikts intensiv im Revier Halsbrucke entwickeltWismut Kobalt Nickel Silber Assoziation BiCoNiAg Formation Arsenidische Paragenese mit Quarz Chalcedon als Hauptgangart weniger Baryt und Fluorit gediegen Wismut und Silber Skutterudit Nickelin Rammelsbergit Safflorit gediegen Arsen Silber Sulfid Paragenese Edle Geschicke mit Karbonspaten Siderit Ankerit Calcit als Hauptgangarten und Sulfiden Pyrit Sphalerit Galenit u a Silberminerale Tetraedrit Proustit Argyrodit gediegen Silber besonders auf Gangkreuzen zwischen N S und WNW ESE streichenden Gangen entwickelt Quarzige Fe Mn Assoziation Fe Mn Formation Quarz Hornstein als Hauptgangart Hamatit Roteisen Manganoxide etwas Fluorit und Baryt Jungste Primarmineralisation im LagerstattendisriktOxydations und Zementationsbildungen Durch Verwitterungsprozesse in den oberflachennahen Bereichen der Freiberger Erzgange ausgebildet In der tiefer liegenden Zementationszone Anreicherungen von gediegen Silber und Silbermineralen Die edelmetallreichen Zonen fuhrten zur ersten Blute des Bergbaues im Hochmittelalter Gangstufen unterschiedlicher Vererzungstypen aus ehemaligen Gruben des Freiberger Lagerstatte aus Platzgrunden wird in den Bildbeschreibungen die alte Formationsbezeichnung verwendet Sphalerit Chalkopyrit Trum der kb Formation Reiche Zeche Freiberg kb Formation Galenit Sphalerit Arsenopyrit und untergeordnet Quarz Reiche Zeche Freiberg eb Formation silberhaltiger Sphalerit Chalkopyrit Pyrit und Karbonate Himmelsfurst Brand Erbisdorf fba Formation mit Galenit Sphalerit Fluorit und Quarz Beihilfe Halsbrucke eb Formation Pyrit und Karbonate Gluckaufschacht Brand Erbisdorf Durchdringung von Gangen der eb und kb Formation Brand Erbisdorf Gangstuck der eb Formation Brand Erbisdorf kb und eb Formation mit Galenit Sphalerit Pyrit Quarz und Ankerit Simon Bogners Neuwerk Flacher Grube Brand eb Formation mit Galenit silberreichem Sphalerit Pyrit Ankerit und Dolomit Grube Himmelsfurst Brand Erbisdorf 3 genetisch unterschiedliche Mineralisationen Von innen nach aussen kb Sphalerit Pyrit Quarz eb Ankerit Galenit fba Baryt Himmelsfurst Fundgr Brand Erbisdorf fba Formation mit Rhodochrosit Galenit Sphalerit und Argentit Gr Himmelsfurst Brand Erbisdorf Verborgen Flacher BergbauGeschichte Siehe auch Geschichte der Stadt Freiberg Die Entwicklung des Freiberger Bergbaus anhand des Metallausbringens Silber und Blei sowie der Beschaftigtenanzahl unter dem Einfluss politischer und technisch okonomischer Randbedingungen ab 1520 nach BAUMANN u a 2000 Der erste Silber erz fund auf dem heutigen Stadtgebiet von Freiberg erfolgte hochstwahrscheinlich im Jahr 1168 Der Legende nach sollen Salzfuhrleute aus Halle auf dem Weg nach Bohmen in den Fahrspuren des Weges ein aussergewohnlich glanzendes Gestein bemerkt haben Ob Markgraf Otto von Kaiser Friedrich I Barbarossa das Bergregal verliehen bekam ist nicht uberliefert Nach der Proklamation der Bergfreiheit wurde das erste grosse Berggeschrei ausgelost Ihm folgten viele Bergleute vor allem aus dem Harz Bereits um 1250 hatte Freiberg 3000 Einwohner und um 1300 etwa 5000 Im 13 und 14 Jahrhundert war Freiberg die grosste und wirtschaftlich bedeutendste Stadt der damaligen Markgrafschaft Meissen Im 13 Jahrhundert wurde Freiberg auf Grund des prosperierenden Bergbaus Sitz der landesherrlichen Bergverwaltung Ausserdem war Freiberg ab 1250 Munzstatte und um 1400 Sitz des Bergamtes Zwischen 1350 und 1400 erfolgte die Grundung der Freiberger Knappschaft Nach dem Abbau der oberflachennahen Reicherzzonen und der damit verbundenen Notwendigkeit eines grosseren Teufenaufschlusses begann Ende des 14 Jahrhunderts die erste Krise des Freiberger Bergbaus Im 16 Jahrhundert erfolgte ein erneuter Aufschwung was sich in der Grundung des Oberbergamtes 1542 und des Oberhuttenamtes 1555 dokumentierte Durch zahlreiche technische Neuerungen beispielsweise in der Vortriebstechnik und der Wasserhaltung wurde zunachst erfolgreicher Bergbau betrieben Danach erlitten der Bergbau und die Stadt Freiberg durch den Dreissigjahrigen Krieg 1628 1648 und den Siebenjahrigen Krieg 1756 1763 starke Ruckschlage Um 1643 war die Silberproduktion des gesamten Reviers auf 1121 kg gefallen Steigender Bedarf an qualifizierten Berg und Huttenbeamten fuhrte 1765 zur Grundung der Bergakademie was sich fordernd auf das gesamte Berg und Huttenwesen auswirkte Ende des 19 Jahrhunderts kam es durch die Einfuhrung der Goldwahrung in Deutschland zu einem starken Preisverfall von Silber Die Gruben wurden verstaatlicht und nach und nach wegen Unrentabilitat geschlossen Das letzte grosse Bergwerk wurde 1913 geschlossen Nur die Alte Hoffnung Gottes in Kleinvoigtsberg blieb als Privatgrube in geringem Umfang weiter in Betrieb Durch die Kriegsvorbereitungen des faschistischen Deutschlands entstand ab 1933 erhohter Buntmetallbedarf Ab 1935 kam es zur Wiederaufnahme des Freiberger Bergbaus Nach dem Kriegsende wurden die Bergbau und Huttenbetriebe verstaatlicht und 1961 zum Bergbau und Huttenkombinat Albert Funk zusammengeschlossen Aus wirtschaftlichen Grunden erfolgte 1969 die endgultige Schliessung der Bergwerke wahrend die Huttenbetriebe mit der Verarbeitung von Importerzen weiterbetrieben wurden Im Diagramm zu Beginn des Abschnittes sind die Metallproduktion am Beispiel von Silber und Blei ab 1520 sowie die Arbeitskrafteentwicklung ab 1800 veranschaulicht Der Freiberger Bergbau um 1900Abrahamschacht Tagesanlagen des David Richtschachtes Ubertagegebaude der Grube Alte Elisabeth Schachtgebaude der Roten Grube Aufnahme 1928 Erhaltene Grubenanlagen im Gebiet des LagerstattenbezirkesGrube Alte Elisabeth heute Teil des Lehrbergwerkes der TU Bergakademie Freiberg Forderturm der Grube Reiche Zeche heute Teil des Lehrbergwerkes der TU Bergakademie Freiberg Schachtgebaude des Abrahamschachtes Freiberg Schachtgebaude der Grube Oberes Neues Geschrei Halsbrucke Drei Bruder Schacht ConstantinschachtTechnologie In den ersten Jahren des Lagerstattenaufschlusses durften die oberflachennahen Reicherzpartien der Oxidations und Zementationszone im Tagebau durch einfache Schurfgraben abgebaut worden sein Nach deren vollstandigen Ausbeutung ergab sich fur die Bergbautreibenden die Notwendigkeit auch die Erze der tieferliegenden Lagerstattenteile abzubauen Dies wurde zunachst durch das Abteufen sogenannter tonnlagiger Schachte realisiert das heisst durch Schachte die im Einfallen des Ganges aufgefahren wurden und von denen aus horizontale Strecken in die seitlichen Gangbereiche getrieben wurden Die Haupt Sohleneinteilung sah anfangs 30 m spater 40 m und seit dem 19 Jahrhundert auch 60 m Seigerabstand vor Die Auffahrungen auf den Gezeugstrecken Sohlen erfolgte vorzugsweise als Gangstrecken zu deren Verbindung im Quergestein Daruber hinaus ergab sich beim Vordringen in immer grossere Tiefen die Notwendigkeit zudringendes Grundwasser wegzufuhren oder auch das Aufschlagwasser fur Wasserkraftmaschinen uber Stollensysteme heranzufuhren und wieder abzuleiten Auf diese Art entstanden komplexe Systeme von Strecken Auffahrungen und Abbauen die durch Uberhauen durch Steigorte durch Gesenke oder durch seiger geteufte Blindschachte miteinander verbunden waren Dazwischenliegende Gangpartien mit abbauwurdiger Erzfuhrung wurden im Strossen spater im Firstenstoss und Magazinbau gewonnen Aus sicherheits und geotechnischen sowie wirtschaftlichen Grunden wurden in der letzten Betriebsperiode die Gangstrecken durch parallel zum Hauptstreichen des Ganges im Nebengestein aufgefahrene Richtstrecken ersetzt Die tiefsten Grubenbetriebspunkte befanden sich in Teufen von 770 m 17 Sohle am Gotthold Gesenk Zentralrevier und 800 m 20 Gezeugstrecke am Blindschacht I Paulspat im Revier Brand Erbisdorf Das Losen des Festgesteins und des Erzes erfolgte seit der Anfangszeit uber einen langen Zeitraum durch Schlagel und Eisenarbeit und wurde spater durch Bohren und Sprengen abgelost Uber sogenanntes Feuersetzen ist nichts bekannt Revier Organisation Der Zentralteil des Freiberger Lagerstattenbezirkes war drei Grubenreviere unterteilt Halsbrucke Freiberg auch Zentralrevier und Brand Erbisdorf auch Brander Revier Diese Reviere waren wiederum in Grubenfelder gegliedert Die nachfolgende Tabelle vermittelt eine Ubersicht uber diese Organisationsstruktur Bedeutende Schachtanlagen und bebaute Gange sind beispielhaft aufgefuhrt Grubenrevier Grubenfeld bedeutende Schachtanlagen Auswahl bebauter GangeHalsbrucke Kurprinz Steinschacht Ferdinandschacht Schreiberschacht Ludwig Drei Prinzen FerdinantspatBeihilfe Beihilfe Richtschacht Lorenz Gegentrum Schacht Halsbrucker Daniel Lorenzspat Pabst Weisshaldner StehenderFreiberg Zentralrevier Himmelfahrt Reiche Zeche Elisabeth Schacht David Schacht Abraham Schacht Loffler Schacht Rote Grube Hauptstollngang Silberner Bergmann Rote Grube Krieg und Frieden Turmhof Stehender Riemer Gluckauf Hoffnung Spat Neuhoffnung FlacherMuldenhutten Morgenstern Abrahamschacht Gut Morgen Saturnus Spat Christof FlacherJunge Hohe Birke Junge Hohe Birke Kronerschacht Tobias Spat Konig David Hohe Birke StehenderBrand Erbisdorf Beschert Gluck Drei Bruder Schacht Beschert Gluck Roschenschacht Prinz Leopold Schacht Johannesschacht Johann Georg Schwarzfarbe Spat Johann Georg Ich bins nicht Johannes Neue hohe Birke Stehender Einigkeit Kohlhausler Schacht Hornigschacht Gesellschaft Freude Flacher Dornstrauch Benjamin Drei Bruder Gottes Gabe Spat Einhorn Bartholomaus StehenderVereinigt Feld Menden Kaspar Richterschacht Grunzweig Unterhaus Sachsen Spat Adler Simon Bogners Neuwerk Flacher Silberschnur StehenderHimmelsfurst Franken Gluckauf Reichelt Lade des Bundes Vertrau auf Gott Schacht Neugluck Spat Silberfund Grunrosner Himmelsfurst Kalb Jupiter Dorothea Stehender Concordia Morgengang Vertrau auf Gott FlacherLiteraturSchriftgut O Wagenbreth E Wachtler Der Freiberger Bergbau 1988 L Baumann E Kuschka T Seifert Die Lagerstatten des Erzgebirges 2001 L Baumann I L Nikolskij M Wolf Einfuhrung in die Geologie und Erkundung von Lagerstatten Verlag Gluckauf Essen 1979 Bayer Die Himmelfahrt Fundgrube ein Fuhrer durch das Lehr und Besucherbergwerk der TU Bergakademie Freiberg M Blechschmidt Die silberne Rose Europaische Bergmannssagen Greifenverlag Rudolstadt 1980 W Jobst Bergschadenkundliche Analyse Freiberg Freiberg 1969 1973 H Muller Die Erzgange des Freiberger Bergreviers Erlauterungsband Leipzig 1901 H Pforr R Brendler Lehrgrube Alte Elisabeth der Bergakademie Freiberg Exkursionsfuhrer Heft 1 Freiberg 1982 H J Rosler Lehrbuch der Mineralogie VEB Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie Leipzig 1979 S Ulrich Die Geologie des Erzgebirges Springer Verlag 2013 Karten Geologische Ubersichtskarte des Freistaates Sachsen 1 400 000 Sachsisches Landesamt fur Umwelt und Geologie 1995 Topografische Karte des Freistaates Sachsen 1 25 000 Staatsbetrieb Geobasisinformation und Vermessung Sachsen 2008 H Muller Die Erzgange des Freiberger Bergreviers ausgewahlte Tafeln 1 25 000 Leipzig 1901 Nachdruck Freiberg 1998 EinzelnachweiseW SCHWABENICKY Der hochmittelalterliche Bergbau in und um Freiberg in Denkmaltopographie Freiberg 2002 S 433