Das Funkhaus Grünau ist ein denkmalgeschützter Gebäudekomplex im Berliner Ortsteil Grünau des Bezirks Treptow Köpenick D
Funkhaus Grünau

Das Funkhaus Grünau ist ein denkmalgeschützter Gebäudekomplex im Berliner Ortsteil Grünau des Bezirks Treptow-Köpenick. Das Gebäude aus den späten 1920er Jahren war zunächst Sitz eines Wassersportklubs, von 1947 bis 1956 diente es dem staatlichen Rundfunk der Sowjetischen Besatzungszone und späteren DDR als Funkhaus.
Funkhaus Grünau | |
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Funkhaus Grünau, Februar 2010 | |
Daten | |
Ort | Berlin |
Anschrift | Regattastraße 273–277, 12527 Berlin |
Architekt | |
Bauherr | Michelhaus AG, Danatbank |
Baustil | Backsteinexpressionismus, Neue Sachlichkeit |
Baujahr | 1929–1930 |
Koordinaten | 52° 24′ 38″ N, 13° 35′ 57,6″ O |
Architektur
Das Gebäude im Stil des Nachexpressionismus war in den Jahren 1929/1930 als Sporthaus der Danatbank in der Regattastraße 13–15 (jetzt: 277) errichtet worden. Architekt des viergeschossigen, siebenachsigen Backsteinbaus mit Flachdach war . Bauherren waren die Michelhaus AG und die Danatbank.
Die Villa ist im obersten Stockwerk mit Holz verkleidet und von einer umlaufenden Galerie umgeben. Im Erdgeschoss befand sich ursprünglich die Bootshalle, die erste Etage beherbergte einen großen Festsaal und im dritten Obergeschoss war eine Turnhalle untergebracht.
Die Fassade entlang der Straße fällt durch ihren halbrunden zweigeschossigen Portalbau mit Balkon auf. Die Wände zwischen den Fensterreihen sind mit den Klinkern noppenartig ausgebildet. An den Schmalseiten des Gebäudes gibt es vorspringende, erhöhte Treppenhäuser, deren Kanten mit Keramikplatten eingefasst sind. Die Fenster bilden in der Mitte ein durchlaufendes Band. Die vier Geschosse befinden sich auf der Wasserseite und bestehen aus abgetreppten Terrassen.
Geschichte
Anfänge bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs
Schon 1934 wechselte das Gebäude erstmals seinen Besitzer. Eigentümer wurde die Dresdner Bank, die die Immobilie als Sport- und Erholungsheim nutzte.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebäude 1940 von der Wehrmacht konfisziert und diente als Reserve-Lazarett. Laut Adressbuch blieb es jedoch im Eigentum der Dresdner Bank. Gegen Ende des Krieges wurde es durch Kriegseinwirkung beschädigt.
1946–1956
Auf Befehl der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) wurden die Bootshäuser der Dresdner Bank (Regattastraße 277) und der Allianz (Nachbargrundstück Regattastraße 267) 1946 von der Zentralverwaltung für Post- und Fernmeldewesen der Sowjetischen Besatzungszone beschlagnahmt. Nach der Beseitigung der Kriegsschäden sollte hier eine Drahtfunk-Sendeanlage eingerichtet werden. Dazu gründete die SMAD im September 1946 eine Redaktion des Berliner Rundfunks der SMAD, um den Berliner Rundfunk, der noch aus dem Haus des Rundfunks in der Masurenallee sendete, mit Beiträgen von Grünau aus zu versorgen. Der Umbau der beiden Bootshäuser für die Verwendung als Rundfunkstudio in Ost-Berlin war am 1. Mai 1947 abgeschlossen. Neben Beiträgen für den Berliner Rundfunk wurden nun hier auch Beiträge für die , , Sender Schwerin, und Sender Weimar produziert, die selbst noch keine ausreichenden Möglichkeiten dafür besaßen. Auch Hörspiele, wie das Leuchtfeuer von Robert Ardrey, wurden hier produziert, obwohl die Schalldämmung der Räume zum Umfeld ungenügend war und bei Vorbeifahrt der Straßenbahnen die Aufnahmen unterbrochen werden mussten.
Der aus der Masurenallee in West-Berlin sendende, sowjetisch kontrollierte Berliner Rundfunk wurde schon bald von den Westalliierten stark behindert und später blockiert. In dieser zugespitzten Situation wurde das Rundfunkstudio Grünau am 17. Mai 1948 von der SMAD an die Deutsche Verwaltung für Volksbildung übergeben. Die ihr formal unterstehende Generalintendanz des Demokratischen Rundfunks übernahm das Areal und nannte es fortan Funkhaus Grünau.
Das Funkhaus Grünau nahm nun eine wichtige Funktion als Ausweichfunkhaus ein, um den sich häufenden Behinderungen des Betriebes in der Masurenallee begegnen zu können. Bis zur Fertigstellung der Sendestudios im neuen Funkhaus Nalepastraße im Jahr 1952 und dem damit verbundenen vollständigen Umzug aus der Masurenallee nach Ost-Berlin wurde das Funkhaus Grünau als vorübergehende Sendezentrale für besondere politische und kulturelle Ereignisse genutzt. Nach 1952 verblieben nur einige Redaktionen in Grünau. Deren Umzug in die Nalepastraße erfolgte nach Fertigstellung des Musik- und Hörspielkomplexes im Jahr 1956.
Deutscher Freiheitssender 904
Eine besondere Rolle spielte das Funkhaus Grünau im Zusammenhang mit dem Deutschen Freiheitssender 904 (DFS 904). Der zeitgleich mit dem Verbot der KPD im August 1956 auf Veranlassung der SED-Führung gebildete konspirative Sender begann seine Tätigkeit zunächst in einem abgeschirmten Bereich des Funkhauses Nalepastraße. Um die Geheimhaltung des Senders weiter gewährleisten zu können, musste jedoch bald ein Standort weitab vom Hauptsitz des DDR-Rundfunks gefunden werden. Deshalb zog der DFS 904 im September 1956 zunächst in das Funkhaus Grünau, blieb hier bis 1959 und bezog danach ein Gebäude in Friedrichshagen. Von dort zog der Sender schließlich in sein bis 1971 bestehendes Domizil in Bestensee bei Königs Wusterhausen.
Deutscher Soldatensender 935
Ende der 1950er Jahre zog in das Nachbargrundstück Regattastraße 267, das bis dahin als Verwaltungsgebäude und Kantine genutzt wurde, die Sektion Rudern des Armeesportklubs ASK ein. Dies war eine hervorragende Tarnung für einen weiteren Geheimsender, den Deutschen Soldatensender 935, der hier auf Beschluss des ZK der SED am 1. Oktober 1960 seinen Betrieb aufnahm. Der Sender diente der ideologischen Beeinflussung der Bundeswehrsoldaten und sendete im Wechsel mit dem DFS 904 auf Mittelwelle über den Sender Burg bei Magdeburg. Verwaltungstechnisch war der Sender eine selbständige Abteilung der Politischen Hauptverwaltung des Ministeriums für Nationale Verteidigung (PHV). Die Geschichte des Senders endete am 30. Juni 1972.
Bildungseinrichtung
Bis zum Anfang der 1990er Jahre machte sich das Funkhaus Grünau auch einen Namen als Bildungsstätte. Im Jahr 1950 wurde eine Rundfunkschule für angehende journalistische Mitarbeiter gegründet, die bis 1963 unter diesem Namen hier bestand. Im September 1959 wurde daraus die Zentrale Ausbildungsstätte der Studiotechnik Rundfunk, eine Gliederung der Deutschen Post. Jährlich wurden mehr als 20 Lehrlinge zu technischen Mitarbeitern, Studioassistenten bzw. später Facharbeitern für Nachrichtentechnik, für den Sende- und Produktionsbetrieb des Hörfunks ausgebildet. Erwachsenenqualifizierungen und Weiterbildungen rundeten das Profil dieser Rundfunkschule ab. Einer der Lehrmeister war der ehemalige Radsportler Detlef Zabel, Vater von Erik Zabel. Spezielle Kurse dramaturgischen Unterrichts für die Praxis im Hörspiel- und Wortaufnahmestudio wurden viele Jahre von den Hörspieldramaturgen Wolfgang Beck, Siegfried Pfaff und Matthias Thalheim gegeben. Die Ausbildungsstätte bestand bis Ende 1991.
Unterhaltungsredaktion und Fernsehballett
Mitte der 1960er Jahre zog die Unterhaltungsredaktion des Deutschen Fernsehfunks um Hans-Georg Ponesky und Heinz Quermann in die oberen Etagen des Funkhauses Grünau ein. Der ehemalige Sendesaal im Obergeschoss diente dem Deutschen Fernsehballett als Probenraum. In der mittleren Etage des Gebäudes waren in den 1970er und 1980er Jahren die Unterhaltungsredaktionen der Sendungen Die goldene Note, Schlagerstudio, Ein Kessel Buntes, Spielspass und weiteren etabliert. Diese Nutzung ging nach der deutschen Wiedervereinigung mit der Auflösung des Deutschen Fernsehfunks 1991 zu Ende.
Mauerfall und Eigentümerwechsel
Nach dem Mauerfall blieb zunächst der Nachfolge-Fernsehsender ARD der Eigentümer, dann ging das ehemalige Funkhaus an das Neuköllner Bildungswerk. Bald machte die Einrichtung Schlagzeilen, weil das Bildungswerk im September 2007 Insolvenz anmelden musste. Nachdem das Neuköllner Bildungswerk ausgezogen war, verfiel das auf dem attraktiven 7500 m² große Wassergrundstück stehende geschichtsträchtige Gebäude zusehends. Am 28. März 2008 erwarb eine Hamburger Vermögensverwaltungsgesellschaft die Immobilie bei einer Versteigerung der Deutschen Grundstücksauktionen AG im Rathaus Schöneberg für 655.000 Euro. Anschließend passierte allerdings nichts, auch einfache Erhaltungsmaßnahmen waren nicht zu beobachten.
Neue Nutzungen gesucht
Zwischennutzung
Die gesamte Immobilie steht unter Denkmalschutz und, weil dieser Teil der Regattastraße laut Bebauungsplan nur für Wassersportzwecke genutzt werden darf („Das Funkhaus liegt auf jenem Abschnitt der Regattastraße, auf dem der Bezirk Treptow-Köpenick eine wassersportliche Nutzung zwingend vorschreibt.“), können hier keine Wohnungen eingebaut oder entsprechende Neubauten errichtet werden. Um ein Schicksal wie mit den beiden Grünauer Einrichtungen Gesellschaftshaus Grünau und Riviera, ebenfalls in der Regattastraße stehend, zu verhindern, kümmert sich der im Ortsteil gegründete Verein Zukunft Grünau um neue Aktivitäten an dem ruinösen Gebäude.
In der Zwischenzeit, vom Frühjahr 2012 bis zum Ende des Jahres 2014, nutzten jungen Kreative und Künstler Räume und Gelände für Projekte und Aktionen hauptsächlich im Kontext des Re- und Upcyclings, also der Wiederverwertung und Aufwertung von Weggeworfenem.
Seitdem steht das Gebäude wieder leer.
Konzept für eine Begegnungs- und Bildungsstätte
Wegen des zunehmenden Verfalls des Objektes hat eine Berliner Initiativgruppe ein Konzept für eine Begegnungs- und Bildungsstätte für zivilgesellschaftliches Engagement entwickelt. Es sieht vor, ein Trainingscenter der Seenotrettungsorganisation Sea-Watch, einzurichten. Der FLINT*-Segelverein Krakenkollektiv würde eine Segelschule einrichten und Liegeplätze für Schulungsboote erhalten. Weiterhin sollen im Gebäude öffentlich nutzbare Werkstätten und ein Hackerspace eingerichtet werden. Um dieses Projekt zu verwirklichen, soll das Gebäude dem privaten Immobilien- und Spekulationsmarkt entzogen und mithilfe einer gemeinnützigen Stiftung erworben werden. Im Bezirk Köpenick beheimatete Politiker wie Gregor Gysi und Robert Schaddach unterstützen dieses Vorhaben.
Die Ortsvereine Grünau e. V. und Zukunft in Grünau e. V. haben vor dem Objekt ein Plakat angebracht, an dem sie fordern, dass die Vernachlässigung und Spekulation mit dem Objekt ein Ende haben müssen. Der auf dem Plakat genannte Eigentümer, die Erste Hanseatische Projektmanagement GmbH, hat durch Anwälte durchgesetzt, dass er auf dem Plakat nicht mehr genannt werden darf und seine Telefonnummer davon entfernt werden muss.
Antrag auf Enteignung
Am 26. Januar 2021 hat Robert Schaddach den Antrag auf Enteignung des Funkhauses Grünau gemäß § 17 Denkmalschutzgesetz Berlin gestellt. Er begründet den Antrag mit der totalen Vernachlässigung, dem langjährigen Leerstand und absurden Kaufpreisvorstellungen des Hamburger Eigentümers in Höhe von zehn Millionen Euro. Diese seien nicht im Entferntesten betriebswirtschaftlich begründbar. Auch seien Gesprächsangebote mit Ortsvereinen bis zuletzt auch anwaltlich ausgeschlagen worden. Die Prüfung der rechtlichen Voraussetzung für einen Enteignungantrag konnten laut Informationen des Bezirksamts noch nicht erfolgen, weil „allein im Bezirk Treptow-Köpenick 4000 Baudenkmale stehen, die Denkschutzbehörde aber nur vier Mitarbeiter dafür einsetzen kann. […] Und es müssen erst noch mildere Mittel ausgeschöpft werden.“ Nach der Prüfung würde der Antrag dann dem Berliner Senat zur Beschlussfassung vorgelegt. Der Verein und der Politiker Schaddach setzen nun sehr auf die Neuwahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus.
Siehe auch
- Geschichte des Hörfunks, Funkhaus Nalepastraße, Rundfunk der DDR
Literatur
- Wolfhard Besser: Vom Bootshaus zum Funkhaus. In: Kunstfabrik Köpenick GmbH (Hrsg.): Treptow-Köpenick 2007. Ein Jahr- und Lesebuch. Selbstverlag, Berlin-Köpenick 2006, S. 133–137.
- Otto Riedrich: Das Sporthaus der Danatbank in Grünau. In: Deutsche Bauzeitung, 64. Jg., 1930, Nr. 52 (vom 28. Juni 1930), S. 401–408. (Digitalisat auf delibra.bg.polsl.pl)
- Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Sportbauten. (= Berlin und seine Bauten, Teil VII, Band C) Verlag Ernst & Sohn, Berlin 1997, ISBN 3-433-02204-6, S. 210.
- Institut für Denkmalpflege (Hrsg.): Hauptstadt Berlin, Band II. (= Die Bau- und Kunstdenkmale der DDR) Henschelverlag, Berlin 1984, S. 354.
Weblinks
- Eintrag zu Funkhaus Grünau (Obj.-Dok.-Nr. 09045637) in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen
- Funkhaus Grünau, Website mit historischen Bildern.
- Initiative Funkhaus für alle! Gemeinsam retten wir das Funkhaus Grünau!
- Auszug aus dem Haus des Rundfunks. Deutsches Rundfunkarchiv, abgerufen am 1. März 2010.
- 2. Berliner Hörfestspiele, die Hintergründe. (Word-Dokument; 58 kB) OhrRing e. V., abgerufen am 1. März 2010.
Einzelnachweise
- Regattastraße 13–15. In: Berliner Adreßbuch, 1931, Teil 4, S. 2039.
- Bootshaus der Danathbank. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Berlin, 25. März 2008, archiviert vom 24. September 2015; abgerufen am 14. September 2017. (nicht mehr online verfügbar) am Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Berlin. 3. Auflage. Deutscher Kunstverlag 2006, S. 567.
- Regattastraße 277. In: Berliner Adreßbuch, 1943, Teil 4, Grünau, S. 2130.
- Jürgen Wilke: Radio im Geheimauftrag. In: Christoph Classen (Hrsg.): Zwischen Pop und Propaganda: Radio in der DDR. 1. Auflage. Christoph Links Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-86153-343-X, S. 250–253 (Funkhaus Grünau, Regattastraße 277 [abgerufen am 2. März 2010]).
- Christian Senne: Der Deutsche Freiheitssender 904. (PDF; 679 kB) Mai 2003, abgerufen am 26. Februar 2010.
- Karin Schmidl: Geschichte unterm Hammer. In: Berliner Zeitung, 27. März 2008.
- Karin Schmidl: Mauerteile bei Auktion ersteigert. In: Berliner Zeitung, 29. März 2008.
- Bald ist Funkstille in Grünau. In: Der Tagesspiegel, 27. Oktober 2013.
- Webseite des Funkhaus Grünau ( vom 24. Februar 2014 im Internet Archive), 17. Mai 2013.
- Erik Peter: Funkstille an der Regattastrecke. In: taz, 12. Februar 2021.
- Katrin Bischoff: Ein Kümmerer in Köpenick. In: Berliner Zeitung, 22. September, S. 8.
- Beleg: Das Funkhaus Grünau muss gerettet werden.
- Beleg Antrag Enteignung Robert Schaddach (PDF)
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Das Funkhaus Grunau ist ein denkmalgeschutzter Gebaudekomplex im Berliner Ortsteil Grunau des Bezirks Treptow Kopenick Das Gebaude aus den spaten 1920er Jahren war zunachst Sitz eines Wassersportklubs von 1947 bis 1956 diente es dem staatlichen Rundfunk der Sowjetischen Besatzungszone und spateren DDR als Funkhaus Funkhaus GrunauFunkhaus Grunau Februar 2010DatenOrt BerlinAnschrift Regattastrasse 273 277 12527 BerlinArchitektBauherr Michelhaus AG DanatbankBaustil Backsteinexpressionismus Neue SachlichkeitBaujahr 1929 1930Koordinaten 52 24 38 N 13 35 57 6 O 52 410558 13 599347 Koordinaten 52 24 38 N 13 35 57 6 OArchitekturRunderker uber dem Eingangsbereich 2017 Das Gebaude im Stil des Nachexpressionismus war in den Jahren 1929 1930 als Sporthaus der Danatbank in der Regattastrasse 13 15 jetzt 277 errichtet worden Architekt des viergeschossigen siebenachsigen Backsteinbaus mit Flachdach war Bauherren waren die Michelhaus AG und die Danatbank Die Villa ist im obersten Stockwerk mit Holz verkleidet und von einer umlaufenden Galerie umgeben Im Erdgeschoss befand sich ursprunglich die Bootshalle die erste Etage beherbergte einen grossen Festsaal und im dritten Obergeschoss war eine Turnhalle untergebracht Die Fassade entlang der Strasse fallt durch ihren halbrunden zweigeschossigen Portalbau mit Balkon auf Die Wande zwischen den Fensterreihen sind mit den Klinkern noppenartig ausgebildet An den Schmalseiten des Gebaudes gibt es vorspringende erhohte Treppenhauser deren Kanten mit Keramikplatten eingefasst sind Die Fenster bilden in der Mitte ein durchlaufendes Band Die vier Geschosse befinden sich auf der Wasserseite und bestehen aus abgetreppten Terrassen GeschichteAnfange bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs Schon 1934 wechselte das Gebaude erstmals seinen Besitzer Eigentumer wurde die Dresdner Bank die die Immobilie als Sport und Erholungsheim nutzte Wahrend des Zweiten Weltkriegs wurde das Gebaude 1940 von der Wehrmacht konfisziert und diente als Reserve Lazarett Laut Adressbuch blieb es jedoch im Eigentum der Dresdner Bank Gegen Ende des Krieges wurde es durch Kriegseinwirkung beschadigt 1946 1956 Auf Befehl der Sowjetischen Militaradministration SMAD wurden die Bootshauser der Dresdner Bank Regattastrasse 277 und der Allianz Nachbargrundstuck Regattastrasse 267 1946 von der Zentralverwaltung fur Post und Fernmeldewesen der Sowjetischen Besatzungszone beschlagnahmt Nach der Beseitigung der Kriegsschaden sollte hier eine Drahtfunk Sendeanlage eingerichtet werden Dazu grundete die SMAD im September 1946 eine Redaktion des Berliner Rundfunks der SMAD um den Berliner Rundfunk der noch aus dem Haus des Rundfunks in der Masurenallee sendete mit Beitragen von Grunau aus zu versorgen Der Umbau der beiden Bootshauser fur die Verwendung als Rundfunkstudio in Ost Berlin war am 1 Mai 1947 abgeschlossen Neben Beitragen fur den Berliner Rundfunk wurden nun hier auch Beitrage fur die Sender Schwerin und Sender Weimar produziert die selbst noch keine ausreichenden Moglichkeiten dafur besassen Auch Horspiele wie das Leuchtfeuer von Robert Ardrey wurden hier produziert obwohl die Schalldammung der Raume zum Umfeld ungenugend war und bei Vorbeifahrt der Strassenbahnen die Aufnahmen unterbrochen werden mussten Der aus der Masurenallee in West Berlin sendende sowjetisch kontrollierte Berliner Rundfunk wurde schon bald von den Westalliierten stark behindert und spater blockiert In dieser zugespitzten Situation wurde das Rundfunkstudio Grunau am 17 Mai 1948 von der SMAD an die Deutsche Verwaltung fur Volksbildung ubergeben Die ihr formal unterstehende Generalintendanz des Demokratischen Rundfunks ubernahm das Areal und nannte es fortan Funkhaus Grunau Das Funkhaus Grunau nahm nun eine wichtige Funktion als Ausweichfunkhaus ein um den sich haufenden Behinderungen des Betriebes in der Masurenallee begegnen zu konnen Bis zur Fertigstellung der Sendestudios im neuen Funkhaus Nalepastrasse im Jahr 1952 und dem damit verbundenen vollstandigen Umzug aus der Masurenallee nach Ost Berlin wurde das Funkhaus Grunau als vorubergehende Sendezentrale fur besondere politische und kulturelle Ereignisse genutzt Nach 1952 verblieben nur einige Redaktionen in Grunau Deren Umzug in die Nalepastrasse erfolgte nach Fertigstellung des Musik und Horspielkomplexes im Jahr 1956 Deutscher Freiheitssender 904 Hauptartikel Deutscher Freiheitssender 904 Eine besondere Rolle spielte das Funkhaus Grunau im Zusammenhang mit dem Deutschen Freiheitssender 904 DFS 904 Der zeitgleich mit dem Verbot der KPD im August 1956 auf Veranlassung der SED Fuhrung gebildete konspirative Sender begann seine Tatigkeit zunachst in einem abgeschirmten Bereich des Funkhauses Nalepastrasse Um die Geheimhaltung des Senders weiter gewahrleisten zu konnen musste jedoch bald ein Standort weitab vom Hauptsitz des DDR Rundfunks gefunden werden Deshalb zog der DFS 904 im September 1956 zunachst in das Funkhaus Grunau blieb hier bis 1959 und bezog danach ein Gebaude in Friedrichshagen Von dort zog der Sender schliesslich in sein bis 1971 bestehendes Domizil in Bestensee bei Konigs Wusterhausen Deutscher Soldatensender 935 Hauptartikel Deutscher Soldatensender 935 Ende der 1950er Jahre zog in das Nachbargrundstuck Regattastrasse 267 das bis dahin als Verwaltungsgebaude und Kantine genutzt wurde die Sektion Rudern des Armeesportklubs ASK ein Dies war eine hervorragende Tarnung fur einen weiteren Geheimsender den Deutschen Soldatensender 935 der hier auf Beschluss des ZK der SED am 1 Oktober 1960 seinen Betrieb aufnahm Der Sender diente der ideologischen Beeinflussung der Bundeswehrsoldaten und sendete im Wechsel mit dem DFS 904 auf Mittelwelle uber den Sender Burg bei Magdeburg Verwaltungstechnisch war der Sender eine selbstandige Abteilung der Politischen Hauptverwaltung des Ministeriums fur Nationale Verteidigung PHV Die Geschichte des Senders endete am 30 Juni 1972 Bildungseinrichtung Bis zum Anfang der 1990er Jahre machte sich das Funkhaus Grunau auch einen Namen als Bildungsstatte Im Jahr 1950 wurde eine Rundfunkschule fur angehende journalistische Mitarbeiter gegrundet die bis 1963 unter diesem Namen hier bestand Im September 1959 wurde daraus die Zentrale Ausbildungsstatte der Studiotechnik Rundfunk eine Gliederung der Deutschen Post Jahrlich wurden mehr als 20 Lehrlinge zu technischen Mitarbeitern Studioassistenten bzw spater Facharbeitern fur Nachrichtentechnik fur den Sende und Produktionsbetrieb des Horfunks ausgebildet Erwachsenenqualifizierungen und Weiterbildungen rundeten das Profil dieser Rundfunkschule ab Einer der Lehrmeister war der ehemalige Radsportler Detlef Zabel Vater von Erik Zabel Spezielle Kurse dramaturgischen Unterrichts fur die Praxis im Horspiel und Wortaufnahmestudio wurden viele Jahre von den Horspieldramaturgen Wolfgang Beck Siegfried Pfaff und Matthias Thalheim gegeben Die Ausbildungsstatte bestand bis Ende 1991 Unterhaltungsredaktion und Fernsehballett Mitte der 1960er Jahre zog die Unterhaltungsredaktion des Deutschen Fernsehfunks um Hans Georg Ponesky und Heinz Quermann in die oberen Etagen des Funkhauses Grunau ein Der ehemalige Sendesaal im Obergeschoss diente dem Deutschen Fernsehballett als Probenraum In der mittleren Etage des Gebaudes waren in den 1970er und 1980er Jahren die Unterhaltungsredaktionen der Sendungen Die goldene Note Schlagerstudio Ein Kessel Buntes Spielspass und weiteren etabliert Diese Nutzung ging nach der deutschen Wiedervereinigung mit der Auflosung des Deutschen Fernsehfunks 1991 zu Ende Mauerfall und EigentumerwechselNach dem Mauerfall blieb zunachst der Nachfolge Fernsehsender ARD der Eigentumer dann ging das ehemalige Funkhaus an das Neukollner Bildungswerk Bald machte die Einrichtung Schlagzeilen weil das Bildungswerk im September 2007 Insolvenz anmelden musste Nachdem das Neukollner Bildungswerk ausgezogen war verfiel das auf dem attraktiven 7500 m grosse Wassergrundstuck stehende geschichtstrachtige Gebaude zusehends Am 28 Marz 2008 erwarb eine Hamburger Vermogensverwaltungsgesellschaft die Immobilie bei einer Versteigerung der Deutschen Grundstucksauktionen AG im Rathaus Schoneberg fur 655 000 Euro Anschliessend passierte allerdings nichts auch einfache Erhaltungsmassnahmen waren nicht zu beobachten Neue Nutzungen gesuchtZwischennutzung Die gesamte Immobilie steht unter Denkmalschutz und weil dieser Teil der Regattastrasse laut Bebauungsplan nur fur Wassersportzwecke genutzt werden darf Das Funkhaus liegt auf jenem Abschnitt der Regattastrasse auf dem der Bezirk Treptow Kopenick eine wassersportliche Nutzung zwingend vorschreibt konnen hier keine Wohnungen eingebaut oder entsprechende Neubauten errichtet werden Um ein Schicksal wie mit den beiden Grunauer Einrichtungen Gesellschaftshaus Grunau und Riviera ebenfalls in der Regattastrasse stehend zu verhindern kummert sich der im Ortsteil gegrundete Verein Zukunft Grunau um neue Aktivitaten an dem ruinosen Gebaude In der Zwischenzeit vom Fruhjahr 2012 bis zum Ende des Jahres 2014 nutzten jungen Kreative und Kunstler Raume und Gelande fur Projekte und Aktionen hauptsachlich im Kontext des Re und Upcyclings also der Wiederverwertung und Aufwertung von Weggeworfenem Seitdem steht das Gebaude wieder leer Konzept fur eine Begegnungs und Bildungsstatte Wegen des zunehmenden Verfalls des Objektes hat eine Berliner Initiativgruppe ein Konzept fur eine Begegnungs und Bildungsstatte fur zivilgesellschaftliches Engagement entwickelt Es sieht vor ein Trainingscenter der Seenotrettungsorganisation Sea Watch einzurichten Der FLINT Segelverein Krakenkollektiv wurde eine Segelschule einrichten und Liegeplatze fur Schulungsboote erhalten Weiterhin sollen im Gebaude offentlich nutzbare Werkstatten und ein Hackerspace eingerichtet werden Um dieses Projekt zu verwirklichen soll das Gebaude dem privaten Immobilien und Spekulationsmarkt entzogen und mithilfe einer gemeinnutzigen Stiftung erworben werden Im Bezirk Kopenick beheimatete Politiker wie Gregor Gysi und Robert Schaddach unterstutzen dieses Vorhaben Die Ortsvereine Grunau e V und Zukunft in Grunau e V haben vor dem Objekt ein Plakat angebracht an dem sie fordern dass die Vernachlassigung und Spekulation mit dem Objekt ein Ende haben mussen Der auf dem Plakat genannte Eigentumer die Erste Hanseatische Projektmanagement GmbH hat durch Anwalte durchgesetzt dass er auf dem Plakat nicht mehr genannt werden darf und seine Telefonnummer davon entfernt werden muss Antrag auf Enteignung Am 26 Januar 2021 hat Robert Schaddach den Antrag auf Enteignung des Funkhauses Grunau gemass 17 Denkmalschutzgesetz Berlin gestellt Er begrundet den Antrag mit der totalen Vernachlassigung dem langjahrigen Leerstand und absurden Kaufpreisvorstellungen des Hamburger Eigentumers in Hohe von zehn Millionen Euro Diese seien nicht im Entferntesten betriebswirtschaftlich begrundbar Auch seien Gesprachsangebote mit Ortsvereinen bis zuletzt auch anwaltlich ausgeschlagen worden Die Prufung der rechtlichen Voraussetzung fur einen Enteignungantrag konnten laut Informationen des Bezirksamts noch nicht erfolgen weil allein im Bezirk Treptow Kopenick 4000 Baudenkmale stehen die Denkschutzbehorde aber nur vier Mitarbeiter dafur einsetzen kann Und es mussen erst noch mildere Mittel ausgeschopft werden Nach der Prufung wurde der Antrag dann dem Berliner Senat zur Beschlussfassung vorgelegt Der Verein und der Politiker Schaddach setzen nun sehr auf die Neuwahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus Siehe auchGeschichte des Horfunks Funkhaus Nalepastrasse Rundfunk der DDRLiteraturWolfhard Besser Vom Bootshaus zum Funkhaus In Kunstfabrik Kopenick GmbH Hrsg Treptow Kopenick 2007 Ein Jahr und Lesebuch Selbstverlag Berlin Kopenick 2006 S 133 137 Otto Riedrich Das Sporthaus der Danatbank in Grunau In Deutsche Bauzeitung 64 Jg 1930 Nr 52 vom 28 Juni 1930 S 401 408 Digitalisat auf delibra bg polsl pl Architekten und Ingenieur Verein zu Berlin Hrsg Sportbauten Berlin und seine Bauten Teil VII Band C Verlag Ernst amp Sohn Berlin 1997 ISBN 3 433 02204 6 S 210 Institut fur Denkmalpflege Hrsg Hauptstadt Berlin Band II Die Bau und Kunstdenkmale der DDR Henschelverlag Berlin 1984 S 354 WeblinksCommons Funkhaus Grunau Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eintrag zu Funkhaus Grunau Obj Dok Nr 09045637 in der Berliner Landesdenkmalliste mit weiteren Informationen Funkhaus Grunau Website mit historischen Bildern Initiative Funkhaus fur alle Gemeinsam retten wir das Funkhaus Grunau Auszug aus dem Haus des Rundfunks Deutsches Rundfunkarchiv abgerufen am 1 Marz 2010 2 Berliner Horfestspiele die Hintergrunde Word Dokument 58 kB OhrRing e V abgerufen am 1 Marz 2010 EinzelnachweiseRegattastrasse 13 15 In Berliner Adressbuch 1931 Teil 4 S 2039 Bootshaus der Danathbank Senatsverwaltung fur Stadtentwicklung Berlin 25 Marz 2008 archiviert vom Original nicht mehr online verfugbar am 24 September 2015 abgerufen am 14 September 2017 Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Georg Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Berlin 3 Auflage Deutscher Kunstverlag 2006 S 567 Regattastrasse 277 In Berliner Adressbuch 1943 Teil 4 Grunau S 2130 Jurgen Wilke Radio im Geheimauftrag In Christoph Classen Hrsg Zwischen Pop und Propaganda Radio in der DDR 1 Auflage Christoph Links Verlag Berlin 2004 ISBN 3 86153 343 X S 250 253 Funkhaus Grunau Regattastrasse 277 abgerufen am 2 Marz 2010 Christian Senne Der Deutsche Freiheitssender 904 PDF 679 kB Mai 2003 abgerufen am 26 Februar 2010 Karin Schmidl Geschichte unterm Hammer In Berliner Zeitung 27 Marz 2008 Karin Schmidl Mauerteile bei Auktion ersteigert In Berliner Zeitung 29 Marz 2008 Bald ist Funkstille in Grunau In Der Tagesspiegel 27 Oktober 2013 Webseite des Funkhaus Grunau Memento vom 24 Februar 2014 im Internet Archive 17 Mai 2013 Erik Peter Funkstille an der Regattastrecke In taz 12 Februar 2021 Katrin Bischoff Ein Kummerer in Kopenick In Berliner 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