Goldener Bär

Dieser Artikel behandelt den Filmpreis. Zum gleichnamigen Artikel über das historische Gebäude in Leipzig siehe Goldener Bär (Leipzig).

Mit dem Goldenen Bären wird bei den jährlich veranstalteten Internationalen Filmfestspielen von Berlin der beste Langfilm im internationalen Wettbewerb prämiert. Offiziell werden damit die Filmproduzenten des siegreichen Beitrags ausgezeichnet und nicht die Regisseure. Der Goldene Bär ist damit die wichtigste Auszeichnung des Festivals noch vor dem Großen Preis der Jury (Silberner Bär).

Das Motiv wurde, wie es auch beim Goldenen Löwen der Filmfestspiele von Venedig oder der Goldenen Palme der Filmfestspiele von Cannes auf die jeweilige Stadt bezogen der Fall ist, aus dem Stadtwappen Berlins entnommen. Über die Vergabe des Goldenen Bären stimmt seit 1956 eine internationale Fachjury ab, die sich meist aus Filmschaffenden zusammensetzt. Von 1951 bis 1955, als die Berlinale noch nicht vom Filmproduzentenverband FIAPF den Status eines A-Festivals erhalten hatte, wurde der Hauptpreis per Publikumsvotum vergeben.

Die Preistrophäe wurde von der deutschen Künstlerin Renée Sintenis gestaltet und wird seit 2007 auch an den besten Beitrag der Sektion Berlinale Shorts, dem internationalen Kurzfilm-Wettbewerb, vergeben.

Preisträger

Bester Langfilm

Am häufigsten mit dem Hauptpreis in Berlin ausgezeichnet wurden die Werke US-amerikanischer Filmregisseure (13 Siege), gefolgt von ihren Kollegen aus Frankreich (9), Großbritannien und Italien (je 7), Deutschland und Spanien (je 6). Je zweimal preisgekrönt wurden die Produzenten Walt Disney und Robert Dorfmann (beide jeweils 1951), Artur Brauner (1955 und 1971), Arthur Cohn (1971 und 1998), Elías Querejeta (1978 und 1981), (1980 und 1997) und Ada Solomon (2013 und 2021) sowie die sowjetische Produktionsfirma Mosfilm (1977 und 1987). Ang Lee (1993 und 1996) ist der einzige Regisseur, dessen Werke zweimal mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurden.

Mehrfach konnte sich die Wettbewerbsjury in der Vergangenheit nicht auf einen Siegerfilm einigen, zuletzt 2002, als der Spielfilm Bloody Sunday sich den Goldenen Bären mit dem Zeichentrickfilm Chihiros Reise ins Zauberland teilte. Es war der zweite Sieg eines Zeichentrickfilms nach der Auszeichnung von Cinderella im Jahr 1951. Ebenfalls 1951 wurde mit Im Tal der Biber erstmals ein Dokumentarfilm preisgekrönt, dem erst 2016 mit Seefeuer, 2023 mit Auf der Adamant und 2024 mit Dahomey weiterer Dokumentarfilm-Siege folgen sollten.

Regisseure aus dem deutschsprachigen Kino waren erstmals 1951 erfolgreich, als Die Vier im Jeep des Schweizers Leopold Lindtberg gemeinsam mit vier weiteren Produktionen prämiert wurde. Ihm folgten die Deutschen Robert Siodmak (1955 für Die Ratten), Peter Lilienthal (1979 für David), Werner Schroeter (1980 für Palermo oder Wolfsburg), Rainer Werner Fassbinder (1982 für Die Sehnsucht der Veronika Voss), Rainer Simon (1985 für Die Frau und der Fremde), Reinhard Hauff (1986 für Stammheim) und Fatih Akin (2004 für Gegen die Wand).

Siege von Produktionen weiblicher Filmemacher blieben wie auch bei den Filmfestspielen von Cannes und Venedig Ausnahmen. Nachdem 1975 die Ungarin Márta Mészáros mit ihrem Drama Adoption den Goldenen Bären gewonnen hatte, folgten ihr 1977 die sowjetische Regisseurin Larissa Schepitko (Aufstieg), 2006 die Bosnierin Jasmila Žbanić (Esmas Geheimnis – Grbavica), 2009 die Peruanerin Claudia Llosa (Eine Perle Ewigkeit), 2017 die Ungarin Ildikó Enyedi (Körper und Seele), 2018 die Rumänin Adina Pintilie (Touch Me Not), 2022 die Spanierin Carla Simón (Alcarràs – Die letzte Ernte) und 2024 Mati Diop (Dahomey).

Jahr	Originaltitel	Deutscher Titel	Regie	Produktion (Preisträger/-in)
Preisvergabe durch Publikumsjury (1951–1955)
1951 ^1	In Beaver Valley	Im Tal der Biber	James Algar	Walt Disney
	Cinderella	Cinderella	Wilfred Jackson	Walt Disney
			Hamilton Luske
			Clyde Geronimi
	Justice est faite	Schwurgericht	André Cayatte	Robert Dorfmann
	…Sans laisser d’adresse		Jean-Paul Le Chanois	Robert Dorfmann
	Die Vier im Jeep	Die Vier im Jeep	Leopold Lindtberg	Lazar Wechsler
1952	Hon dansade en sommar	Sie tanzte nur einen Sommer	Arne Mattsson
1953	Le salaire de la peur	Lohn der Angst	Henri-Georges Clouzot	Henri-Georges Clouzot
1954	Hobson’s Choice	Herr im Haus bin ich	David Lean	David Lean
1955	Die Ratten	Die Ratten	Robert Siodmak	Artur Brauner
Preisvergabe durch internationale Fachjury (seit 1956)
1956	Invitation to the Dance	Einladung zum Tanz	Gene Kelly	Arthur Freed
1957	12 Angry Men	Die zwölf Geschworenen	Sidney Lumet	Henry Fonda, Reginald Rose
1958	Smultronstället	Wilde Erdbeeren	Ingmar Bergman
1959	Les cousins	Schrei, wenn du kannst	Claude Chabrol	Claude Chabrol
1960	El lazarillo de Tormes		César Fernández Ardavín	César Fernández Ardavín
1961	La notte	Die Nacht	Michelangelo Antonioni
1962	A Kind of Loving	Nur ein Hauch Glückseligkeit	John Schlesinger	Joseph Janni
1963	武士道残酷物語 (Bushidō zankoku monogatari)		Tadashi Imai
	Il diavolo	Amore in Stockholm	Gian Luigi Polidoro	Dino De Laurentiis,
1964	Susuz yaz	Trockener Sommer	Metin Erksan
1965	Alphaville, une étrange aventure de Lemmy Caution	Lemmy Caution gegen Alpha 60	Jean-Luc Godard
1966	Cul-de-sac	Wenn Katelbach kommt…	Roman Polanski	Gene Gutowski, Sam Waynberg
1967	Le départ	Der Start	Jerzy Skolimowski
1968	Ole dole doff	Raus bist du	Jan Troell	Bengt Forslund
1969	Rani radovi		Želimir Žilnik	Avala Film
1970	Preis nicht vergeben wegen Abbruch der Berlinale
1971	Il giardino dei Finzi Contini	Der Garten der Finzi Contini	Vittorio De Sica	Arthur Cohn, , Artur Brauner
1972	I racconti di Canterbury	Pasolinis tolldreiste Geschichten	Pier Paolo Pasolini	Alberto Grimaldi
1973	অশনি সংকেত (Ashani Sanket)	Ferner Donner	Satyajit Ray
1974	The Apprenticeship of Duddy Kravitz	Duddy will hoch hinaus	Ted Kotcheff
1975	Örökbefogadás	Adoption	Márta Mészáros	Mafilm/Hunnia Studio
1976	Buffalo Bill and the Indians, or Sitting Bull’s History Lesson	Buffalo Bill und die Indianer	Robert Altman	Robert Altman
1977	Восхождение (Woßchoschdenie)	Aufstieg	Larissa Schepitko	Mosfilm
1978 ^2	Las truchas		José Luis García Sánchez
	Las palabras de Max			Elías Querejeta
1979	David	David	Peter Lilienthal	Joachim von Vietinghoff
1980	Heartland			,
	Palermo oder Wolfsburg	Palermo oder Wolfsburg	Werner Schroeter	Thomas Mauch,
1981	Deprisa, deprisa		Carlos Saura	Elías Querejeta
1982	Die Sehnsucht der Veronika Voss	Die Sehnsucht der Veronika Voss	Rainer Werner Fassbinder	Thomas Schühly
1983	Ascendancy
	La colmena		Mario Camus
1984	Love Streams	Love Streams	John Cassavetes	Menahem Golan, Yoram Globus
1985	Die Frau und der Fremde	Die Frau und der Fremde	Rainer Simon	Manfred Renger
	Wetherby	Wetherby	David Hare
1986	Stammheim	Stammheim	Reinhard Hauff	Eberhard Junkersdorf, Jürgen Flimm
1987	Тема (Tema)		Gleb Panfilow	Mosfilm
1988	红高粱 (Hóng Gāoliang)	Rotes Kornfeld	Zhang Yimou	Wu Tianming
1989	Rain Man	Rain Man	Barry Levinson	Mark Johnson
1990	Music Box	Music Box – Die ganze Wahrheit	Constantin Costa-Gavras	Irwin Winkler
	Skrivánci na niti		Jiří Menzel
1991 ^3	La casa del sorriso		Marco Ferreri	Augusto Caminito,
1992	Grand Canyon	Grand Canyon – Im Herzen der Stadt	Lawrence Kasdan	Michael Grillo, Lawrence Kasdan, Charles Okun
1993	香魂女 (Xiāng hún nǚ)	Die Frauen vom See der unschuldigen Seelen
	喜宴 (Xǐyàn)	Das Hochzeitsbankett	Ang Lee	Ted Hope, James Schamus, Ang Lee
1994	In the Name of the Father	Im Namen des Vaters	Jim Sheridan	Jim Sheridan
1995	L’appât	Der Lockvogel	Bertrand Tavernier	,
1996	Sense and Sensibility	Sinn und Sinnlichkeit	Ang Lee	Lindsay Doran
1997	The People vs. Larry Flynt	Larry Flynt – Die nackte Wahrheit	Miloš Forman	Oliver Stone, ,
1998	Central do Brasil	Central Station	Walter Salles	Arthur Cohn,
1999	The Thin Red Line	Der schmale Grat	Terrence Malick	Robert Michael Geisler, Grant Hill, John Roberdeau
2000	Magnolia	Magnolia	Paul Thomas Anderson	Paul Thomas Anderson, JoAnne Sellar
2001	Intimacy	Intimacy	Patrice Chéreau
2002	千と千尋の神隠し (Sen to Chihiro no kamikakushi)	Chihiros Reise ins Zauberland	Hayao Miyazaki	Toshio Suzuki
	Bloody Sunday	Bloody Sunday	Paul Greengrass
2003	In This World	In This World – Aufbruch ins Ungewisse	Michael Winterbottom	,
2004	Gegen die Wand	Gegen die Wand	Fatih Akin	Ralph Schwingel, Stefan Schubert
2005	U-Carmen e-Khayelitsha	U-Carmen	Mark Dornford-May	Mark Dornford-May,
2006	Grbavica	Esmas Geheimnis – Grbavica	Jasmila Žbanić	, ,
2007	图雅的婚事 (Túyǎ de hūnshì)	Tuyas Hochzeit	Wang Quan’an
2008	Tropa de Elite	Tropa de Elite	José Padilha	José Padilha,
2009	La teta asustada	Eine Perle Ewigkeit	Claudia Llosa	, Claudia Llosa,
2010	Bal	Bal – Honig	Semih Kaplanoğlu	Semih Kaplanoğlu, , Bettina Brokemper
2011	جدایی نادر از سیمین (Dschodai-ye Nader az Simin)	Nader und Simin – Eine Trennung	Asghar Farhadi	Asghar Farhadi
2012	Cesare deve morire	Cäsar muss sterben	Paolo Taviani
			Vittorio Taviani
2013	Poziția Copilului	Mutter & Sohn	Călin Peter Netzer	Călin Peter Netzer, Ada Solomon
2014	白日焰火 (Báirì yàn huǒ)	Feuerwerk am helllichten Tage	Diao Yinan	Vivian Qu,
2015	تاکسی (Taxi)	Taxi Teheran	Jafar Panahi	Jafar Panahi
2016	Fuocoammare	Seefeuer	Gianfranco Rosi	, Donatella Palermo
2017	Testről és lélekről	Körper und Seele	Ildikó Enyedi	Mónika Mécs, ,
2018	Touch Me Not	Touch Me Not	Adina Pintilie	Bianca Oana, , Adina Pintilie
2019	Synonymes	Synonymes	Nadav Lapid	Saïd Ben Saïd,
2020	شیطان وجود ندارد (Sheytan vojud nadarad)	Doch das Böse gibt es nicht	Mohammad Rasulof	Mohammad Rasulof, ,
2021	Babardeală cu bucluc sau porno balamuc	Bad Luck Banging or Loony Porn	Radu Jude	Ada Solomon
2022	Alcarràs	Alcarràs – Die letzte Ernte	Carla Simón	, , ,
2023	Sur l’Adamant	Auf der Adamant	Nicolas Philibert	, ,
2024	Dahomey	Dahomey	Mati Diop	, , Mati Diop
2025	Drømmer	Oslo Stories: Träume	Dag Johan Haugerud	,

 

1951 wurde der Preis nach den Genres Dokumentation (In Beaver Valley), Drama (Die Vier im Jeep), Komödie (Ohne Angabe der Adresse), Kriminal- oder Abenteuerfilm (Schwurgericht) und Musikfilm (Cinderella) vergeben.

 

1978 konnte sich die Jury nicht auf einen Siegerfilm einigen und vergab den Goldenen Bären an das Land Spanien für seinen Gesamtbeitrag, darunter an die beiden im Wettbewerb befindlichen Spielfilme Die Forellen und Gespräche mit Max sowie den Kurzfilm (Originaltitel: Ascensor) von .

 

Die Auszeichnung von Marco Ferrari mit seinem Film Haus der Freuden erfolgte auch als Würdigung seines Gesamtwerkes.

Bester Kurzfilm

Jahr	Originaltitel	Deutscher Titel	Regie	Länge (in min.)
1955 ^1	Zimmerleute des Waldes		Heinz Sielmann	k. A.
1956	Paris la nuit		Jacques Baratier	23’
1957	Gente lontana		Lionetto Fabbri	k. A.
1958	La lunga raccolta		Lionetto Fabbri	22’
1959	Prijs de zee		Herman van der Horst	24’
1960	Le songe des chevaux sauvages			11’
1961	Gesicht von der Stange?			12’
1962	De werkelijkheid van Karel Appel			15’
1963	Bouwspelement		Charles Huguenot van der Linden	18’
1964	Kirdi			25’
1965	Yeats Country	Die Heimat des Dichters Yeats	Patrick Carey	18’
1966	Knud			31’
1967	Through the Eyes of a Painter		M. F. Hussain	18’
1968	Portrait Orson Welles		François Reichenbach Frédéric Rossif	41’
1969	To See Or Not To See			15’
1970	Preis nicht vergeben wegen Abbruch der Berlinale
1971	1501 1/2			k. A.
1972	Flyaway		Robin Lehman	11’
1973	Colter’s Hell		Robin Lehman	12’
1974	The Concert	Das Konzert	Claude Chagrin	12’
1975	See		Robin Lehman	15’
1976	Horu – Munakata shiko no sekai			36’
1977	Ortsfremd … wohnhaft vormals Mainzer Landstraße			12’
1978	Co jsme udelali slepícim		Vladimír Jiránek	06’
1979	Ubu			18’
1980	Hlavy		Petr Sís	08’
1981	History Of The World In Three Minutes Flat	Weltgeschichte in genau drei Minuten	Michael Mills	04’
1982	Loutka, pritel cloveka			07’
1983	Možnosti Dialogu		Jan Švankmajer	11’
1984	Cykelsymfonien		Åke Sandgren	09’
1985	Nr. 1 – Aus Berichten der Wach- und Patrouillendienste		Helke Sander	10’
1986	Tom Goes To The Bar		Dean Parisot	10’
1987		k. A.		09’
1988	Oblast			02’
1989	Pas à deux			06’
1990	Mistertao		Bruno Bozzetto	03’
1991	Six Point Nine			08’
1992	Preis nicht vergeben
1993	Bolero			06’
1994	Hamu		Ferenc Cakó	06’
1995	Repete		Michaela Pavlátová	08’
1996	Pribitie poezda			09’
1997	Senaste nytt			03’
1998	I Move So I Am			08’
1999	Faraon			10’
	Masks	Masks		05’
2000	Hommage à Alfred Lepetit		Jean Rousselot	09’
2001	Âme Noire			10’
2002	At Dawning			10’
2003	(A)Torzija	(A)Torsion	Stefan Arsenijević	15’
2004	Un cartus de kent si un pachet de cafea		Cristi Puiu	13’
2005	Milk			10’
2006	Aldrig som första gangen!			15’
2007	Raak			10’
2008	O zi buna de plaja			10’
2009	Please Say Something	Please Say Something		10’
2010	Händelse vid bank		Ruben Östlund	12’
2011	Paranmanjang		Park Chan-wook	33’
2012		k. A.	João Salaviza	25’
2013	La fugue			22’
2014	Tant qu’il nous reste des fusils à pompe			30’
2015		k. A.		25’
2016	Balada de um Batráquio			11’
2017	Cidade Pequena	Kleine Stadt		19’
2018	The Men Behind the Wall	k. A.		28’
2019	Umbra	Umbra	Florian Fischer	20’
2020	T	T		14’
2021	Nanu Tudor	k. A.	Olga Lucovnicova	20’
2022	Trap	k. A.		20’
2023	Les chenilles	k. A.	,	30’
2024	Un movimiento extraño	k. A.		22’
2025	Lloyd Wong, Unfinished	k. A.		29’

 

1955 wurde als Auszeichnung eine „Kleine Goldene Plakette“ vergeben.

Weblinks

Commons: Goldener Bär – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

• Preise & Ehrungen auf der Berlinale auf der offiziellen Webpräsenz der Internationalen Filmfestspiele von Berlin

Einzelnachweise

1. Die Preise der Internationalen Jury. In: berlinalde.de, abgerufen am 8. März 2021.
2. 6. Internationale Filmfestspiele Berlin. In: berlinale.de, abgerufen am 18. November 2023.