Der Große Wiesenknopf Sanguisorba officinalis auch Groß Wiesenknopf und Blutströpfchen genannt ist eine Pflanzenart aus
Großer Wiesenknopf

Der Große Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis), auch Groß-Wiesenknopf und Blutströpfchen genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Wiesenknopf (Sanguisorba) innerhalb der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Deutschsprachig wird sie auch Große Bibernelle genannt, darf aber nicht mit den Bibernellen (Pimpinella) aus der Familie der Doldenblütler (Apiaceae) verwechselt werden.
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Großer Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Sanguisorba officinalis | ||||||||||||
L. |
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Der Große Wiesenknopf wächst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 30 bis zu 120 Zentimetern. Der aufrechte Stängel ist rund oder vierkantig, gerillt und kahl, manchmal ist die Basis behaart. Die grundständig und wechselständig am Stängel verteilt angeordneten Laubblätter sind gestielt und unpaarig gefiedert, mit drei bis sechs Fiederpaaren. Die Blattoberseite ist dunkelgrün, die Unterseite blaugrün. Die Internodien des Stängels sind am Grunde verkürzt, sodass die Laubblätter dort eine Rosette bilden. Die grundständigen Nebenblätter sind braun und häutig. Am Stängel sind die Nebenblätter groß, krautig und spitz gesägt. Die grundständigen Blätter sind 20 bis 40 Zentimeter lang und haben 3 bis 8 Paare von Fiederblättchen. Die Fiederblättchen sind rund bis eiförmig-elliptisch, 10 bis 60 Millimeter lang und haben einen 5 bis 10 Millimeter langen Stiel. Ihr Rand ist gezähnt und hat auf jeder Seite 8 bis 17 Zähnchen.
- Unpaarig gefiedertes Laubblatt
- Blattober- und Blattunterseite der Fiederblättchen
Generative Merkmale
Die Blütezeit ist von Juni bis September. Die aufrechten, dunkel-rotbraunen, eilänglichen, kopfigen Blütenstände weisen eine Länge von 1 bis 3(–6) Zentimetern und einen Durchmesser von etwa 1 Zentimeter auf. Sie enthalten etwa 20 bis 40 Blüten, die von der Spitze des Köpfchens her zur Basis hin aufblühen. Die zwittrigen Blüten besitzen vier Staubblätter und einen Griffel mit kopfiger Narbe. Die kurzen und starren Staubblätter sind etwa so lang wie der Kelch. Ein Nektarring ist vorhanden. Die vier Kelchblätter sind dunkel-rotbraun bis purpurfarben. Die Deckblätter sind lanzettlich und kürzer bis fast so lang wie die Kelchblätter. Kronblätter fehlen bei dieser Art.
In den braunen bis rotbraunen, annähernd eiförmigen Früchten, die 3,1–3,8 Millimeter lang und 1,5–2,2 Millimeter breit sind, sind die Samen vom erhärteten, vierrippigen Blütenbecher eingeschlossen. Zum Teil werden die Rippen auch als schmale Flügel bezeichnet. Der Bereich zwischen den Rippen (Flügeln) ist glatt oder leicht rau.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 14, 28, 42 oder 56.
- Blütendiagramm
- Früchte
Vorkommen
Der Große Wiesenknopf besitzt eine eurasische und nordamerikanische Verbreitung. Er kommt von Spanien bis nach Ostasien (Südchina) vor und darüber hinaus im westlichen Nordamerika. In Europa gibt es Vorkommen in allen Ländern außer in Portugal und in Spitzbergen. Die Ursprünglichkeit ist zweifelhaft in Dänemark; in Finnland und in Peru ist die Art ein Neophyt.
Man findet den Großen Wiesenknopf in der kollinen bis subalpinen Höhenstufe. Auf dem Großen St. Bernhard steigt er bis auf 2300 Meter auf. Im Allgäu erreicht er bei Riezlern im Kleinen Walsertal 1170 Meter Meereshöhe. Im Schwarzwald steigt er bis 1400 Meter auf.
Es handelt sich beim Großen Wiesenknopf um eine typische Art der wechselfeuchten Nasswiesen und der Moorwiesen. Pflanzensoziologisch wird sie den Pfeifengraswiesen (Molinion) und den Sumpfdotterblumenwiesen (Calthion) zugeordnet.
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3+w+ (feucht aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 3 (schwach sauer bis neutral), Temperaturzahl T = 3+ (unter-montan und ober-kollin), Nährstoffzahl N = 4 (nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental).
Synökologie
Blütenbiologisch sind homogame „Nektar führende Scheibenblumen“ vorhanden. Der Insektenbesuch ist lebhaft; aber auch spontane Selbstbestäubung ist möglich.
Der Große Wiesenknopf ist Nektar- und/oder Raupenfutterpflanze für einige Schmetterlingsarten. Die Weibchen des Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläulings (Phengaris nausithous) wie auch des Hellen Wiesenknopf-Ameisenbläulings (Phengaris teleius) legen ihre Eier auf den noch ungeöffneten Blütenköpfen des Großen Wiesenknopfes ab. Die Falter benutzen dazu eine Legeröhre. Wenn die Raupe schlüpft, so frisst sie sich entlang der Blütenspindel einen Gang, den sie mit Seide ausspinnt, um den Blütenkopf zusammenzuhalten. Die monophage Raupe ernährt sich nur anfangs vom Großen Wiesenknopf und wird später von Ameisen der Gattung Myrmica in deren Bau getragen, wo auch die Verpuppung stattfindet.
Der Rostpilz Xenodochus carbonarius lebt auf dem Großen Wiesenknopf.
Taxonomie
Die Erstveröffentlichung von Sanguisorba officinalis erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum, Tomus I, Seite 116. Synonyme für Sanguisorba officinalis L. sind. Pimpinella officinalis (L.) Lam., Sanguisorba auriculata Scop., Sanguisorba montana Jord. ex Boreau, Sanguisorba officinalis var. montana (Jord. ex Boreau) Nyman,Sanguisorba cylindrica Charb.
Inhaltsstoffe
Die oberirdischen Pflanzenteile sind reich an Flavonoiden (z. B. Rutin, Epigallocatechin), Phytosterinen (z. B. β-Sitosterin aber hauptsächlich in Form des entsprechenden Glucosids β-Sitosterin-D-glucosid) und Triterpenen. Außerdem finden sich Gerbstoffe mit den charakteristischen Hauptbestandteilen und , die zur Gruppe der Ellagitannine gehören. Die Samen sind ölhaltig und enthalten Linol- und Linolensäure. Die Wurzeln enthalten u. a. (Triterpene) und Cumarin.
Verwendung in der Pflanzenheilkunde
Bereits das Epitheton officinalis des wissenschaftlichen Namens des Großen Wiesenknopfs (Sanguisorba officinalis) verweist darauf, dass der Große Wiesenknopf als Arzneimittel verwendet wurde bzw. verwendet werden kann. Der botanische Gattungsname Sanguisorba (sanguis für Blut und sorbere für einsaugen) weist zudem auf eine blutstillende Wirkung hin. Dabei galt die dunkelrote Farbe der Blütenköpfchen gemäß der Signaturenlehre als Zeichen für die blutstillenden Eigenschaften der auch Blutströpfchen genannten Pflanze.
Der heute nur noch selten als Heilpflanze verwendete Große Wiesenknopf besitzt eine adstringierende, blutstillende, antidiarrrhoische, antiseptische und entzündungshemmende Wirkung.
In der Volksheilkunde wurden Kraut und Wurzel aufgrund des Gerbstoffanteils zur Wundbehandlung sowie gegen Durchfall eingesetzt. In vielen Gegenden ist der Große Wiesenknopf Bestandteil der Kräuterweihe.
In Russland und China wird der Große Wiesenknopf häufiger als örtlich blutstillendes Mittel verwendet.
Homöopathische Zubereitungen nutzt man heute noch bei Krampfaderleiden, bei Blutungen im Klimakterium und bei Durchfallerkrankungen.
In alten medizinisch-pharmazeutischen Texten bezeichnete man den Großen Wiesenknopf auch lateinisch mit Pimpinella italica.
Toxikologie
In Versuchen zeigten Mäuse beim Kontakt mit erhöhten Konzentrationen der Gerbstofffraktion von Sanguisorba officinalis akute toxische Effekte. Außerdem wurden Einflüsse auf das weibliche Hormonsystem festgestellt. Im Rahmen der üblichen Konzentrationen in der Pflanzenheilkunde gibt es keine Berichte über Neben- oder Wechselwirkungen.
Verwendung als essbare Wildpflanze
Die frischen jungen Blätter und Triebe sowie die knospigen Blütenstände kann man von April bis Juni roh als Salatbeigabe oder gegart in Gemüsegerichten verwenden. Die Pflanze hat einen gurkenartigen Geschmack. Sie ist etwas fester und weniger würzig als der nussig schmeckende Kleine Wiesenknopf (Sanguisorba minor).
Illustrationen
- Illustration von Jacob Sturm
- Illustration aus Flora Batava von Jan Kop
- Illustration von Martin Cilenšek
Sonstiges
Der Große Wiesenknopf wurde von der Loki Schmidt Stiftung zur Blume des Jahres 2021 ernannt.
Siehe auch
- Kleiner Wiesenknopf
Literatur
- Hildemar Scholz (Hrsg.): Illustrierte Flora von Mitteleuropa. Begründet von Gustav Hegi. 2. völlig neubearbeitete und erweiterte Auflage. Band IV Teil 2B: Spermatophyta: Angiospermae: Dicotyledones 2 (3) (Rosaceae, 2. Teil). Blackwell, Berlin / Wien u. a. 1995, ISBN 3-8263-2533-8.
- Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. Eibengewächse bis Schmetterlingsblütengewächse. Band 2. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1994, ISBN 3-440-06192-2.
- Frank Müller, Christiane M. Ritz, Erik Welk, Karsten Wesche (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. 22. Auflage. Gefäßpflanzen: Grundband. Springer Spektrum, Berlin 2021, ISBN 978-3-662-61010-7, S. 380, 430.
- Li Chaoluan, Hiroshi Ikeda, Hideaki Ohba: Sanguisorba. Wu Zhengyi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 9: Pittosporaceae through Connaraceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 2003, ISBN 1-930723-14-8, Sanguisorba officinalis, S. 385 (englisch, online). (Abschnitt Beschreibung)
- Stefan Eggenberg, Adrian Möhl: Flora Vegetativa. Paul Haupt, Bern/Stuttgart/Wien 2007, ISBN 978-3-258-07179-4.
- Konrad Lauber, Gerhart Wagner: Flora Helvetica. 3. überarbeitete Auflage. Paul Haupt, Bern/Stuttgart/Wien 2001, ISBN 3-258-06313-3.
- Schweizerischer Bund für Naturschutz (Hrsg.): Tagfalter und ihre Lebensräume.
Einzelnachweise
- Dahlgren: Sanguisorba. In: Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 2. Auflage, Band VI, Teil 2B. Verlag Paul Parey, Berlin und Hamburg 1990, ISBN 3-489-67120-1, S. 5–7.
- Vít Bojnanský, Agáta Fargašová: Atlas of Seeds and Fruits of Central and East-European Flora Springer, 2007, ISBN 978-1-4020-5362-7, S. 375–376, Eintrag und Abbildung 1371
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 546–547.
- Sanguisorba officinalis bei Tropicos.org. In: IPCN Chromosome Reports. Missouri Botanical Garden, St. Louis
- Datenblatt mit weltweiter Verbreitungskarte für Sanguisorba officinalis L. bei Plants of the World Online.
- A. Kurtto (2009+): Rosaceae (pro parte majore). Datenblatt Sanguisorba In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
- Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 61.
- Sanguisorba officinalis L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 11. Dezember 2023.
- Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Länder. Die häufigsten mitteleuropäischen Arten im Porträt. 7., korrigierte und erweiterte Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01424-1, S. 700.
- Schmetterlingsfutterpflanze Sanguisorba officinalis L., Großer Wiesenknopf In: FloraWeb
- Sanguisorba officinalis bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 11. Dezember 2023.
- Svitlana Marchyshyn, Kudrja Victoria, and Zarichanska Olena: "The phenolic compounds profile of Sanguisorba officinalis roots and herb." The Pharma Innovation 2017, 6 (8, Part D), S. 274–277
- Mirgos, Malgorzata et al. "Intraspecific variability of great burnet (Sanguisorba officinalis L.) in respect of sterols content." Herba Polonica 2012, 58(3), S. 16–23
- Arnold Werner: Grosser Wiesenknopf - Sanguisorba officinalis.
- Verein für Arznei- und Gewürzpflanzen SALUPLANTA e. V. Bernburg (Hrsg.): Handbuch des Arznei- und Gewürzpflanzenbaus. Band 1, Selbstverlag, 2009, ISBN 3-935971-54-0.
- Friedhelm Sauerhoff, Etymologisches Wörterbuch der Pflanzennamen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart, 2. Auflage, 2004, ISBN 3-8047-1899-X, S. 556–557
- Siegfried Bäumler: Heilpflanzen Praxis Heute, Urban&Fischer, München, 1. Auflage, 2007, ISBN 978-3-437-57271-5, S. 449–450
- Apotheker M. Pahlow: Das Grosse Buch der Heilpflanzen, Verlagsgruppe Weltbild GmbH, Augsburg, 2001, ISBN 3-8289-1839-5, S. 341–343
- Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, Madaus, 1938 In: Henriette's Herbal Homepage.
- Ingrid Schönfelder, Peter Schönfelder: Das neue Handbuch der Heilpflanzen. Sonderausgabe. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-440-12932-6.
- Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 151 (Pimpinella).
- S. G. Fleischhauer, J. Guthmann, R. Spiegelberg, Essbare Wildpflanzen, AT-Verlag, Baden und München, 8. Auflage, 2010, ISBN 978-3-03800-335-9, S. 178–179
Weblinks
- Großer Wiesenknopf. auf FloraWeb.de
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Großer Wiesenknopf. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Der Grosse Wiesenknopf Sanguisorba officinalis auch Gross Wiesenknopf und Blutstropfchen genannt ist eine Pflanzenart aus der Gattung Wiesenknopf Sanguisorba innerhalb der Familie der Rosengewachse Rosaceae Deutschsprachig wird sie auch Grosse Bibernelle genannt darf aber nicht mit den Bibernellen Pimpinella aus der Familie der Doldenblutler Apiaceae verwechselt werden Grosser WiesenknopfGrosser Wiesenknopf Sanguisorba officinalis SystematikEurosiden IOrdnung Rosenartige Rosales Familie Rosengewachse Rosaceae Unterfamilie RosoideaeGattung Wiesenknopf Sanguisorba Art Grosser WiesenknopfWissenschaftlicher NameSanguisorba officinalisL BeschreibungIllustration aus Bilder ur Nordens Flora von Carl Axel Magnus LindmanVegetative Merkmale Der Grosse Wiesenknopf wachst als ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshohen von 30 bis zu 120 Zentimetern Der aufrechte Stangel ist rund oder vierkantig gerillt und kahl manchmal ist die Basis behaart Die grundstandig und wechselstandig am Stangel verteilt angeordneten Laubblatter sind gestielt und unpaarig gefiedert mit drei bis sechs Fiederpaaren Die Blattoberseite ist dunkelgrun die Unterseite blaugrun Die Internodien des Stangels sind am Grunde verkurzt sodass die Laubblatter dort eine Rosette bilden Die grundstandigen Nebenblatter sind braun und hautig Am Stangel sind die Nebenblatter gross krautig und spitz gesagt Die grundstandigen Blatter sind 20 bis 40 Zentimeter lang und haben 3 bis 8 Paare von Fiederblattchen Die Fiederblattchen sind rund bis eiformig elliptisch 10 bis 60 Millimeter lang und haben einen 5 bis 10 Millimeter langen Stiel Ihr Rand ist gezahnt und hat auf jeder Seite 8 bis 17 Zahnchen Unpaarig gefiedertes Laubblatt Blattober und Blattunterseite der FiederblattchenGenerative Merkmale BlutenstandBluten Die Blutezeit ist von Juni bis September Die aufrechten dunkel rotbraunen eilanglichen kopfigen Blutenstande weisen eine Lange von 1 bis 3 6 Zentimetern und einen Durchmesser von etwa 1 Zentimeter auf Sie enthalten etwa 20 bis 40 Bluten die von der Spitze des Kopfchens her zur Basis hin aufbluhen Die zwittrigen Bluten besitzen vier Staubblatter und einen Griffel mit kopfiger Narbe Die kurzen und starren Staubblatter sind etwa so lang wie der Kelch Ein Nektarring ist vorhanden Die vier Kelchblatter sind dunkel rotbraun bis purpurfarben Die Deckblatter sind lanzettlich und kurzer bis fast so lang wie die Kelchblatter Kronblatter fehlen bei dieser Art In den braunen bis rotbraunen annahernd eiformigen Fruchten die 3 1 3 8 Millimeter lang und 1 5 2 2 Millimeter breit sind sind die Samen vom erharteten vierrippigen Blutenbecher eingeschlossen Zum Teil werden die Rippen auch als schmale Flugel bezeichnet Der Bereich zwischen den Rippen Flugeln ist glatt oder leicht rau Die Chromosomenzahl betragt 2n 14 28 42 oder 56 Blutendiagramm FruchteVorkommenDer Grosse Wiesenknopf besitzt eine eurasische und nordamerikanische Verbreitung Er kommt von Spanien bis nach Ostasien Sudchina vor und daruber hinaus im westlichen Nordamerika In Europa gibt es Vorkommen in allen Landern ausser in Portugal und in Spitzbergen Die Ursprunglichkeit ist zweifelhaft in Danemark in Finnland und in Peru ist die Art ein Neophyt Man findet den Grossen Wiesenknopf in der kollinen bis subalpinen Hohenstufe Auf dem Grossen St Bernhard steigt er bis auf 2300 Meter auf Im Allgau erreicht er bei Riezlern im Kleinen Walsertal 1170 Meter Meereshohe Im Schwarzwald steigt er bis 1400 Meter auf Es handelt sich beim Grossen Wiesenknopf um eine typische Art der wechselfeuchten Nasswiesen und der Moorwiesen Pflanzensoziologisch wird sie den Pfeifengraswiesen Molinion und den Sumpfdotterblumenwiesen Calthion zugeordnet Die okologischen Zeigerwerte nach Landolt et al 2010 sind in der Schweiz Feuchtezahl F 3 w feucht aber stark wechselnd Lichtzahl L 4 hell Reaktionszahl R 3 schwach sauer bis neutral Temperaturzahl T 3 unter montan und ober kollin Nahrstoffzahl N 4 nahrstoffreich Kontinentalitatszahl K 3 subozeanisch bis subkontinental SynokologieDer Rostpilz Xenodochus carbonarius auf Blattchen des Grossen Wiesenknopfs Blutenbiologisch sind homogame Nektar fuhrende Scheibenblumen vorhanden Der Insektenbesuch ist lebhaft aber auch spontane Selbstbestaubung ist moglich Der Grosse Wiesenknopf ist Nektar und oder Raupenfutterpflanze fur einige Schmetterlingsarten Die Weibchen des Dunklen Wiesenknopf Ameisenblaulings Phengaris nausithous wie auch des Hellen Wiesenknopf Ameisenblaulings Phengaris teleius legen ihre Eier auf den noch ungeoffneten Blutenkopfen des Grossen Wiesenknopfes ab Die Falter benutzen dazu eine Legerohre Wenn die Raupe schlupft so frisst sie sich entlang der Blutenspindel einen Gang den sie mit Seide ausspinnt um den Blutenkopf zusammenzuhalten Die monophage Raupe ernahrt sich nur anfangs vom Grossen Wiesenknopf und wird spater von Ameisen der Gattung Myrmica in deren Bau getragen wo auch die Verpuppung stattfindet Der Rostpilz Xenodochus carbonarius lebt auf dem Grossen Wiesenknopf TaxonomieDie Erstveroffentlichung von Sanguisorba officinalis erfolgte 1753 durch Carl von Linne in Species Plantarum Tomus I Seite 116 Synonyme fur Sanguisorba officinalis L sind Pimpinella officinalis L Lam Sanguisorba auriculata Scop Sanguisorba montana Jord ex Boreau Sanguisorba officinalis var montana Jord ex Boreau Nyman Sanguisorba cylindrica Charb InhaltsstoffeDie oberirdischen Pflanzenteile sind reich an Flavonoiden z B Rutin Epigallocatechin Phytosterinen z B b Sitosterin aber hauptsachlich in Form des entsprechenden Glucosids b Sitosterin D glucosid und Triterpenen Ausserdem finden sich Gerbstoffe mit den charakteristischen Hauptbestandteilen und die zur Gruppe der Ellagitannine gehoren Die Samen sind olhaltig und enthalten Linol und Linolensaure Die Wurzeln enthalten u a Triterpene und Cumarin Verwendung in der PflanzenheilkundeBereits das Epitheton officinalis des wissenschaftlichen Namens des Grossen Wiesenknopfs Sanguisorba officinalis verweist darauf dass der Grosse Wiesenknopf als Arzneimittel verwendet wurde bzw verwendet werden kann Der botanische Gattungsname Sanguisorba sanguis fur Blut und sorbere fur einsaugen weist zudem auf eine blutstillende Wirkung hin Dabei galt die dunkelrote Farbe der Blutenkopfchen gemass der Signaturenlehre als Zeichen fur die blutstillenden Eigenschaften der auch Blutstropfchen genannten Pflanze Der heute nur noch selten als Heilpflanze verwendete Grosse Wiesenknopf besitzt eine adstringierende blutstillende antidiarrrhoische antiseptische und entzundungshemmende Wirkung In der Volksheilkunde wurden Kraut und Wurzel aufgrund des Gerbstoffanteils zur Wundbehandlung sowie gegen Durchfall eingesetzt In vielen Gegenden ist der Grosse Wiesenknopf Bestandteil der Krauterweihe In Russland und China wird der Grosse Wiesenknopf haufiger als ortlich blutstillendes Mittel verwendet Homoopathische Zubereitungen nutzt man heute noch bei Krampfaderleiden bei Blutungen im Klimakterium und bei Durchfallerkrankungen In alten medizinisch pharmazeutischen Texten bezeichnete man den Grossen Wiesenknopf auch lateinisch mit Pimpinella italica ToxikologieIn Versuchen zeigten Mause beim Kontakt mit erhohten Konzentrationen der Gerbstofffraktion von Sanguisorba officinalis akute toxische Effekte Ausserdem wurden Einflusse auf das weibliche Hormonsystem festgestellt Im Rahmen der ublichen Konzentrationen in der Pflanzenheilkunde gibt es keine Berichte uber Neben oder Wechselwirkungen Verwendung als essbare WildpflanzeDie frischen jungen Blatter und Triebe sowie die knospigen Blutenstande kann man von April bis Juni roh als Salatbeigabe oder gegart in Gemusegerichten verwenden Die Pflanze hat einen gurkenartigen Geschmack Sie ist etwas fester und weniger wurzig als der nussig schmeckende Kleine Wiesenknopf Sanguisorba minor IllustrationenIllustration von Jacob Sturm Illustration aus Flora Batava von Jan Kop Illustration von Martin CilensekSonstigesDer Grosse Wiesenknopf wurde von der Loki Schmidt Stiftung zur Blume des Jahres 2021 ernannt Siehe auchKleiner WiesenknopfLiteraturHildemar Scholz Hrsg Illustrierte Flora von Mitteleuropa Begrundet von Gustav Hegi 2 vollig neubearbeitete und erweiterte Auflage Band IV Teil 2B Spermatophyta Angiospermae Dicotyledones 2 3 Rosaceae 2 Teil Blackwell Berlin Wien u a 1995 ISBN 3 8263 2533 8 Dietmar Aichele Heinz Werner Schwegler Die Blutenpflanzen Mitteleuropas Eibengewachse bis Schmetterlingsblutengewachse Band 2 Franckh Kosmos Stuttgart 1994 ISBN 3 440 06192 2 Frank Muller Christiane M Ritz Erik Welk Karsten Wesche Hrsg Exkursionsflora von Deutschland Begrundet von Werner Rothmaler 22 Auflage Gefasspflanzen Grundband Springer Spektrum Berlin 2021 ISBN 978 3 662 61010 7 S 380 430 Li Chaoluan Hiroshi Ikeda Hideaki Ohba Sanguisorba Wu Zhengyi Peter H Raven Deyuan Hong Hrsg Flora of China Volume 9 Pittosporaceae through Connaraceae Science Press Missouri Botanical Garden Press Beijing St Louis 2003 ISBN 1 930723 14 8 Sanguisorba officinalis S 385 englisch online Abschnitt Beschreibung Stefan Eggenberg Adrian Mohl Flora Vegetativa Paul Haupt Bern Stuttgart Wien 2007 ISBN 978 3 258 07179 4 Konrad Lauber Gerhart Wagner Flora Helvetica 3 uberarbeitete Auflage Paul Haupt Bern Stuttgart Wien 2001 ISBN 3 258 06313 3 Schweizerischer Bund fur Naturschutz Hrsg Tagfalter und ihre Lebensraume EinzelnachweiseDahlgren Sanguisorba In Gustav Hegi Illustrierte Flora von Mitteleuropa 2 Auflage Band VI Teil 2B Verlag Paul Parey Berlin und Hamburg 1990 ISBN 3 489 67120 1 S 5 7 Vit Bojnansky Agata Fargasova Atlas of Seeds and Fruits of Central and East European Flora Springer 2007 ISBN 978 1 4020 5362 7 S 375 376 Eintrag und Abbildung 1371 Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Muller 8 stark uberarbeitete und erganzte Auflage Eugen Ulmer Stuttgart Hohenheim 2001 ISBN 3 8001 3131 5 S 546 547 Sanguisorba officinalis bei Tropicos org In IPCN Chromosome Reports Missouri Botanical Garden St Louis Datenblatt mit weltweiter Verbreitungskarte fur Sanguisorba officinalis L bei Plants of the World Online A Kurtto 2009 Rosaceae pro parte majore Datenblatt Sanguisorba In Euro Med Plantbase the information resource for Euro Mediterranean plant diversity Erhard Dorr Wolfgang Lippert Flora des Allgaus und seiner Umgebung Band 2 IHW Eching 2004 ISBN 3 930167 61 1 S 61 Sanguisorba officinalisL In Info Flora dem nationalen Daten und Informationszentrum der Schweizer Flora Abgerufen am 11 Dezember 2023 Ruprecht Dull Herfried Kutzelnigg Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Lander Die haufigsten mitteleuropaischen Arten im Portrat 7 korrigierte und erweiterte Auflage Quelle amp Meyer Wiebelsheim 2011 ISBN 978 3 494 01424 1 S 700 Schmetterlingsfutterpflanze Sanguisorba officinalis L Grosser Wiesenknopf In FloraWeb Sanguisorba officinalis bei Tropicos org Missouri Botanical Garden St Louis abgerufen am 11 Dezember 2023 Svitlana Marchyshyn Kudrja Victoria and Zarichanska Olena The phenolic compounds profile of Sanguisorba officinalis roots and herb The Pharma Innovation 2017 6 8 Part D S 274 277 Mirgos Malgorzata et al Intraspecific variability of great burnet Sanguisorba officinalis L in respect of sterols content Herba Polonica 2012 58 3 S 16 23 Arnold Werner Grosser Wiesenknopf Sanguisorba officinalis Verein fur Arznei und Gewurzpflanzen SALUPLANTA e V Bernburg Hrsg Handbuch des Arznei und Gewurzpflanzenbaus Band 1 Selbstverlag 2009 ISBN 3 935971 54 0 Friedhelm Sauerhoff Etymologisches Worterbuch der Pflanzennamen Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart 2 Auflage 2004 ISBN 3 8047 1899 X S 556 557 Siegfried Baumler Heilpflanzen Praxis Heute Urban amp Fischer Munchen 1 Auflage 2007 ISBN 978 3 437 57271 5 S 449 450 Apotheker M Pahlow Das Grosse Buch der Heilpflanzen Verlagsgruppe Weltbild GmbH Augsburg 2001 ISBN 3 8289 1839 5 S 341 343 Lehrbuch der Biologischen Heilmittel Madaus 1938 In Henriette s Herbal Homepage Ingrid Schonfelder Peter Schonfelder Das neue Handbuch der Heilpflanzen Sonderausgabe Franckh Kosmos Stuttgart 2011 ISBN 978 3 440 12932 6 Otto Zekert Hrsg Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570 Hrsg vom osterreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft fur Geschichte der Pharmazie Deutscher Apotheker Verlag Hans Hosel Berlin 1938 S 151 Pimpinella S G Fleischhauer J Guthmann R Spiegelberg Essbare Wildpflanzen AT Verlag Baden und Munchen 8 Auflage 2010 ISBN 978 3 03800 335 9 S 178 179WeblinksCommons Grosser Wiesenknopf Sanguisorba officinalis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Grosser Wiesenknopf auf FloraWeb de Steckbrief und Verbreitungskarte fur Bayern In Botanischer Informationsknoten Bayerns Grosser Wiesenknopf In BiolFlor der Datenbank biologisch okologischer Merkmale der Flora von Deutschland Steckbrief und Verbreitungskarte fur Bayern In Botanischer Informationsknoten Bayerns Thomas Meyer Datenblatt mit Bestimmungsschlussel 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Wiesenknopf 2021 Vierblattrige Einbeere 2022 Kleine Braunelle 2023 Strand Grasnelke 2024 Sumpf Blutauge 2025