Die Großgaststätte Ahornblatt stand von 1973 bis 2000 im Berliner Ortsteil Mitte an der Gertraudenstraße Ecke Fischerins
Großgaststätte Ahornblatt

Die Großgaststätte Ahornblatt stand von 1973 bis 2000 im Berliner Ortsteil Mitte an der Gertraudenstraße Ecke Fischerinsel. Das Gebäude war das gesellschaftliche Zentrum für das Wohngebiet Fischerinsel, das nach einem nahezu vollständigen Abriss der Vorkriegsbausubstanz mit sechs 21-geschossigen Punkthochhäusern von 1970 bis 1973 neu gestaltet wurde. In dem Bauwerk befanden sich eine Selbstbedienungsgaststätte mit 880 Plätzen für das DDR-Ministerium für Bauwesen und für umliegende Schulen sowie eine Ladenpassage.
Großgaststätte Ahornblatt | |
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Ahornblatt kurz vor dem Abriss im Jahr 2000 | |
Daten | |
Ort | Berlin-Mitte |
Architekt | Ulrich Müther Mitwirkende: Rüdiger Plaethe & Gerhard Lehmann |
Bauherr | Ministerrat der DDR |
Baujahr | 1969–1973 |
Abriss | Juli 2000 |
Grundfläche | 5400 m² |
Koordinaten | 52° 30′ 49″ N, 13° 24′ 21″ O |
Besonderheiten | |
Dachtragwerk aus fünf hyperbolischen Paraboloidschalen |
Entwurf und Bau
Auf Initiative von Paul Verner, Politbüro-Mitglied und 1. Sekretär der SED-Bezirksleitung Berlin, sollte auch in der Hauptstadt der DDR ein modernes Schalenbauwerk aus Ulrich Müthers Hand errichtet werden. Bauingenieur Müther zählte schon damals zu den führenden Fachleuten in der Schalenbauweise mit seiner Firma VEB Spezialbetonbau aus Binz auf Rügen. Der Entwurf der Infrastruktur des Ahornblatts wurde den Architekten Gerhard Lehmann und Rüdiger Plaethe übertragen, die städtebauliche Planung übernahm Helmut Stingl.
Das Dachtragwerk war eine Schalenkonstruktion aus fünf hyperbolischen Paraboloidschalen je 22 m × 35 m, die fächerförmig angeordnet wurden, in ihrem Aussehen an ein Ahornblatt erinnerten und zur Namensgebung des Gebäudes führten. Die Dachdicke betrug nur sieben Zentimeter. Die Dachkanten bogen sich zu den Hochpunkten hin nach oben. An ihren Tiefpunkten stützten sich die Dachsegmente auf konische Auflager aus Stahlbeton, die wiederum auf Bohrpfählen in dem weichen Baugrund gründeten. Die Dacheindeckung bestand aus einer Falzdachhaut aus Aluminium. Die Außenwände waren verglast und durch horizontal angeordnete Sonnenschutzlamellen gegliedert.
An den Küchentrakt der Gaststätte schloss sich eine Einkaufspassage an sowie eine 600 m² große Kaufhalle.
Die Herstellung des Dachs erfolgte von September 1969 bis Dezember 1970, der gesamte Bau des zweigeschossigen Ahornblatts wurde 1973 abgeschlossen. Das Berliner Landesdenkmalamt stellte im September 1995 das Ahornblatt und seine Nebenbauten unter Denkmalschutz. Der Berliner Landesdenkmalpfleger Jörg Haspel bewertete das Ahornblatt als einen wichtigen „Vertreter des ‚Organischen Bauens‘“ und als „revolutionierendes Bauzeugnis“. „Das Ahornblatt verkörpert eine Architektur der Hoffnung in neue konstruktive und gestalterische Möglichkeiten des Betonschalenbaus.“
- Betonierarbeiten auf der letzten Dachschale am 16. November 1970
- Dach des Ahornblatts mit Blick auf den Berliner Dom und davor den Palast der Republik, 1982
Nutzung
Die Gaststätte diente nach ihrer Eröffnung am 18. Juli 1973 zunächst als Restaurant für die Teilnehmer der X. Weltfestspiele. Anschließend war sie Betriebsgaststätte für die Mitarbeiter der umliegenden Betriebe und Dienststellen und für die Bauarbeiter des Palastes der Republik. Auch etwa 1000 Kinder umliegender Schulen nahmen dort ihr Mittagessen ein. Nachmittags und abends diente sie als öffentliche Gaststätte und auch für Feste und Veranstaltungen; darunter auch einige wenige Rockkonzerte.
Nach der politischen Wende veranstaltete die CDU am 18. März 1990 hier ihre Wahlparty anlässlich der ersten demokratischen Volkskammerwahl in der DDR. Danach wurde das Gebäude unter dem Namen Exit von einer US-amerikanischen Firma als Diskothek genutzt. DJ Tanith veranstaltete ab 1993 regelmäßige Afterhour-Abende mit „hartem Techno“. Wegen Beschwerden der Anwohner über zunehmende Lärmbelästigung musste der Diskothekenbetrieb eingestellt werden. Von 1994 an stand das Ahornblatt sechs Jahre lang leer.
Abriss
Im Jahr 1997 verkaufte die Oberfinanzdirektion Berlin mit Unterstützung des damaligen Senators für Stadtentwicklung Peter Strieder und des früheren Senatsbaudirektors Hans Stimmann das Gelände mit dem mittlerweile denkmalgeschützten Gebäude an die Objekt Marketing GmbH. Trotz zahlreicher Proteste gegen die Beseitigung der Architektur der Moderne in der DDR, unter anderem geäußert von der Berliner Architektenkammer und dem Deutschen Werkbund, wurde dem Käufer des Geländes eine Abrissgenehmigung für das Ahornblatt erteilt. Bund und Senat hatten sich bereits Jahre zuvor zum Verkauf ihrer Grundstücke für 29 Millionen D-Mark entschlossen.
Zunächst schlug der Architekt des Neubaus, Gernot Nalbach, ein Hochhaus mit derselben Höhe der umliegenden Hochhäuser vor, um das Ahornblatt zu retten. Die von Stimmann durchgesetzte Berliner Traufhöhe von 22 m, die auch im Bebauungs- und Flächennutzungsplan Planwerk Innenstadt Eingang fand, diente nun der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung als Begründung, Nalbachs Hochhaus trotz der vorhandenen Hochhausumgebung abzulehnen. 1999 präsentierte Nalbach schließlich eine achtgeschossige Straßenrandbebauung mit den gewünschten 22 m Höhe, allerdings beanspruchte sein Plan eine Fahrspur von der Gertraudenstraße. Auch diesen Vorschlag lehnte die Senatsverwaltung ab.
Müther veranstaltete am 21. Januar 2000 eine letzte Führung durch sein Bauwerk. Am 19. Juli 2000 begann der Abriss des Ahornblatts. Die Accor-Gruppe erbaute an seiner Stelle ein mit Natursteinplatten verblendetes Mittelklassehotel für Geschäftsreisende und Familien sowie ein daran angrenzendes Wohn- und Geschäftshaus.
Müther und sein Lebenswerk rückten während der Debatte über den Abriss des Ahornblatts erstmals in seinem Leben in den Fokus einer breiten Öffentlichkeit. Es erschienen dazu rund 200 Zeitungsartikel und auch kurze Fernseh-Beiträge. „Der Abriss des Ahornblatts in Berlin hat mich aus der Versenkung geholt“, resümierte er danach. Seitdem besteht ein bis heute anhaltendes Interesse an Müthers „kühnen Solitären“, dem Titel einer seiner ersten Ausstellungen.
Literatur
- Jörg Haspel: Auf den Flügeln des Fortschritts? Eine Betonschale in Berlin. In: SenStadtUmTech (Hrsg.), Großstadtdenkmalpflege. Erfahrungen und Perspektiven. Jahrbuch 1996. (= Beiträge zur Denkmalpflege in Berlin, Heft 12.) Landesdenkmalamt Berlin. Schelzky & Jeep, Berlin 1996, S. 66–68, ZDB-ID 1457667-3.
- Michael Falser: Zweierlei Erbe auf ein und derselben Insel: Das ‚UNESCO-Weltkulturerbe‘ der nördlichen Museumsinsel und der Abriss des ‚Ahornblattes‘ auf der südlichen Fischerinsel (1999/2000), Kap. Mythenraum – Geschichtswerkstatt: der Umgang mit Baudenkmälern im Umfeld der Berliner Spreeinsel. In: ders.: Zwischen Identität und Authentizität. Zur politischen Geschichte der Denkmalpflege in Deutschland. (Dissertation der TU Berlin.) Thelem Verlag, Dresden 2008, ISBN 978-3-939888-41-3, S. 243–248, academia.edu
- Tanja Seeböck: Verlust: Die Gaststätte „Ahornblatt“. In: dies.: Schwünge in Beton. Die Schalenbauten von Ulrich Müther. Thomas Helms Verlag, Schwerin 2016, ISBN 978-3-944033-02-0, S. 12 f.; 213–233, Inhaltsverzeichnis.
Film
- Für den Schwung sind Sie zuständig. Dokumentarfilm, Deutschland, 58 min, Produktionsjahr: 2002, Erscheinungsjahr: 2006, Buch und Regie: Margarete Fuchs.
Die Dokumentation erhielt den Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts 2003 und enthält Archivaufnahmen vom Bau des Ahornblatts.
Weblinks
- Ahornblatt, Berlin, 1973. In: TU Cottbus, 2011, mit Bilderstrecke.
- Kathrin Chod, Herbert Schwenk, Hainer Weisspflug: Ahornblatt. In: Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg.): Berliner Bezirkslexikon, Mitte. Luisenstädtischer Bildungsverein. Haude und Spener / Edition Luisenstadt, Berlin 2003, ISBN 3-89542-111-1 (luise-berlin.de – Stand 7. Oktober 2009).
- Berliner Barbarei: Heute ist Stadttrauertag. In: exportabel, 19. Juli 2018.
- Mitte: ein „verschollener Ort“ – das „Ahornblatt“ auf der Fischerinsel. In: Clemens Kurz: Stadtspaziergänge, 11. Januar 2016.
- Das „Ahornblatt“ – Wahrzeichen der Fischerinsel. 10. März 2000, von der Anwohnerin Anne Schäfer-Junker.
Bilder
- Gaststätte „Ahornblatt“, Berlin, 1969/1970. In: Müther-Archiv, Wismar
- Berlin in historischen Aufnahmen. Die skandalöse Geschichte des Ahornblattes. In: Berliner Zeitung, 13. April 2017, registrierungspflichtig, (nur Text.)
- Architektur der Nachkriegszeit in Gefahr. ( vom 20. November 2016 im Webarchiv archive.today). In: Die Welt, 29. August 2007, vier Bilder.
- Grundriss in Christian Welzbacher: Heute die Fischerinsel, morgen die ganze Stadt. Berlins Lieblingsbeschäftigung: Jede Generation zerstört die Architektur der Vergangenheit und baut sich eine neue Welt. (PDF) In: FAZ, 29. Juli 2000, Artikelanfang.
- Video: Archivaufnahmen vom Aufbau und Abriss. 6:27 min.
Einzelnachweise
- Tanja Seeböck: Verlust: Die Gaststätte „Ahornblatt“. ISBN 978-3-944033-02-0, S. 218.
- Tanja Seeböck: Verlust: Die Gaststätte „Ahornblatt“. S. 213.
- ULRICH GUTMAIR: Ein Haus für alle. In: Die Tageszeitung: taz. 24. Januar 2015, ISSN 0931-9085, S. 29–31 (taz.de [abgerufen am 14. April 2024]).
- Michael Falser: Zwischen Identität und Authentizität. 2008, S. 244.
- Kathrin Chod, Herbert Schwenk, Hainer Weisspflug: Ahornblatt. In: Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg.): Berliner Bezirkslexikon, Mitte. Luisenstädtischer Bildungsverein. Haude und Spener / Edition Luisenstadt, Berlin 2003, ISBN 3-89542-111-1 (luise-berlin.de – Stand 7. Oktober 2009).
- ND-Archiv: 21.08.1973: Fischerinsel hat jetzt ihr Einkaufszentrum. Abgerufen am 14. April 2024.
- Tanja Seeböck: Verlust: Die Gaststätte „Ahornblatt“, S. 80.
- Projekte. Abgerufen am 14. April 2024.
- Tanja Seeböck: Verlust: Die Gaststätte „Ahornblatt“, S. 214.
- Joachim Schulz, Werner Gräbner: Berlin. Hauptstadt der DDR. Architekturführer DDR. VEB Verlag für Bauwesen, Berlin 1974, S. 87.
- Tanja Seeböck: Verlust: Die Gaststätte „Ahornblatt“, S. 219.
- Jörg Haspel: Auf den Flügeln des Fortschritts? Eine Betonschale in Berlin. 1996, S. 66.
- ND-Archiv: 19.07.1973: Gaststätte „Ahomblatt" auf der Fischerinsel. Abgerufen am 14. April 2024.
- Gaststätte Ahornblatt – Rockinberlin. Abgerufen am 14. April 2024.
- Joachim Nawrocki: Appell an die Gemeinsamkeit. In: Die Zeit. 23. März 1990, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 14. April 2024]).
- Das Ahornblatt bzw. Exit. In: Tanithblog. 27. Dezember 2009, archiviert vom ; abgerufen am 14. April 2024.
- apu: Chronik: Ahornblatt. ( vom 16. April 2018 im Webarchiv archive.today). In: Berliner Morgenpost, 21. November 2002.
- Michael Falser: Zwischen Identität und Authentizität. 2008, S. 245 f.
- BauNetz: „Ahornblatt muss erhalten werden“ - Fachleute einstimmig gegen Abriss eines modernen Baudenkmals in Berlin. 22. Januar 2000, abgerufen am 14. April 2024.
- JÖRN DARGEL: ahornblatt: Die Chance nutzen. In: Die Tageszeitung: taz. 18. Juli 2000, ISSN 0931-9085, S. 19 (taz.de [abgerufen am 14. April 2024]).
- Gestern begann der Abriss des berühmten Schalenbaus / Investor lehnte erneute Änderung des Projektes Fischerinsel ab: Das Ahornblatt wird Opfer der Berliner Stadtplaner. 19. Juli 2000, abgerufen am 14. April 2024.
- „Kein aufgemotztes Stück Stadt“: Grundsteinlegung für Novotel. In: Berliner Morgenpost, 22. Mai 2001: „Für den Architekten Gernot Nalbach, der ursprünglich ein Hochhaus neben das wegen seines Daches berühmte Ahornblatt setzen wollte …“
- Michael Falser: Zwischen Identität und Authentizität. 2008, S. 246, Fußnote 479.
- Michael Falser: Zwischen Identität und Authentizität. 2008, S. 246, mit Fotomontage (Abb. 88).
- apu: Mitte: Häuserblock statt Ahornblatt. ( vom 15. April 2018 im Webarchiv archive.today) In: Berliner Morgenpost, 21. November 2002.
- Nach der Utopie - brand eins online. Abgerufen am 14. April 2024.
- BauNetz: Baukunst statt Plattenbau - Müther-Ausstellung in Templin. 8. November 2006, abgerufen am 14. April 2024.
- Schwungkunst in Betonschalen. ( vom 1. Juli 2013 im Webarchiv archive.today) In: infomedia-sh.de, 14. Juni 2013.
- Für den Schwung sind Sie zuständig. Abgerufen am 14. April 2024.
- Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts 2003. ( vom 11. Juni 2011 im Internet Archive). In: Goethe-Institut.
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Die Grossgaststatte Ahornblatt stand von 1973 bis 2000 im Berliner Ortsteil Mitte an der Gertraudenstrasse Ecke Fischerinsel Das Gebaude war das gesellschaftliche Zentrum fur das Wohngebiet Fischerinsel das nach einem nahezu vollstandigen Abriss der Vorkriegsbausubstanz mit sechs 21 geschossigen Punkthochhausern von 1970 bis 1973 neu gestaltet wurde In dem Bauwerk befanden sich eine Selbstbedienungsgaststatte mit 880 Platzen fur das DDR Ministerium fur Bauwesen und fur umliegende Schulen sowie eine Ladenpassage Grossgaststatte AhornblattAhornblatt kurz vor dem Abriss im Jahr 2000DatenOrt Berlin MitteArchitekt Ulrich Muther Mitwirkende Rudiger Plaethe amp Gerhard LehmannBauherr Ministerrat der DDRBaujahr 1969 1973Abriss Juli 2000Grundflache 5400 m Koordinaten 52 30 49 N 13 24 21 O 52 513611111111 13 405833333333 Koordinaten 52 30 49 N 13 24 21 OBesonderheitenDachtragwerk aus funf hyperbolischen ParaboloidschalenEntwurf und BauAuf Initiative von Paul Verner Politburo Mitglied und 1 Sekretar der SED Bezirksleitung Berlin sollte auch in der Hauptstadt der DDR ein modernes Schalenbauwerk aus Ulrich Muthers Hand errichtet werden Bauingenieur Muther zahlte schon damals zu den fuhrenden Fachleuten in der Schalenbauweise mit seiner Firma VEB Spezialbetonbau aus Binz auf Rugen Der Entwurf der Infrastruktur des Ahornblatts wurde den Architekten Gerhard Lehmann und Rudiger Plaethe ubertragen die stadtebauliche Planung ubernahm Helmut Stingl Das Dachtragwerk war eine Schalen konstruktion aus funf hyperbolischen Paraboloidschalen je 22 m 35 m die facherformig angeordnet wurden in ihrem Aussehen an ein Ahornblatt erinnerten und zur Namensgebung des Gebaudes fuhrten Die Dachdicke betrug nur sieben Zentimeter Die Dachkanten bogen sich zu den Hochpunkten hin nach oben An ihren Tiefpunkten stutzten sich die Dachsegmente auf konische Auflager aus Stahlbeton die wiederum auf Bohrpfahlen in dem weichen Baugrund grundeten Die Dacheindeckung bestand aus einer Falzdachhaut aus Aluminium Die Aussenwande waren verglast und durch horizontal angeordnete Sonnenschutzlamellen gegliedert An den Kuchentrakt der Gaststatte schloss sich eine Einkaufspassage an sowie eine 600 m grosse Kaufhalle Die Herstellung des Dachs erfolgte von September 1969 bis Dezember 1970 der gesamte Bau des zweigeschossigen Ahornblatts wurde 1973 abgeschlossen Das Berliner Landesdenkmalamt stellte im September 1995 das Ahornblatt und seine Nebenbauten unter Denkmalschutz Der Berliner Landesdenkmalpfleger Jorg Haspel bewertete das Ahornblatt als einen wichtigen Vertreter des Organischen Bauens und als revolutionierendes Bauzeugnis Das Ahornblatt verkorpert eine Architektur der Hoffnung in neue konstruktive und gestalterische Moglichkeiten des Betonschalenbaus Betonierarbeiten auf der letzten Dachschale am 16 November 1970 Dach des Ahornblatts mit Blick auf den Berliner Dom und davor den Palast der Republik 1982NutzungDie Gaststatte diente nach ihrer Eroffnung am 18 Juli 1973 zunachst als Restaurant fur die Teilnehmer der X Weltfestspiele Anschliessend war sie Betriebsgaststatte fur die Mitarbeiter der umliegenden Betriebe und Dienststellen und fur die Bauarbeiter des Palastes der Republik Auch etwa 1000 Kinder umliegender Schulen nahmen dort ihr Mittagessen ein Nachmittags und abends diente sie als offentliche Gaststatte und auch fur Feste und Veranstaltungen darunter auch einige wenige Rockkonzerte Nach der politischen Wende veranstaltete die CDU am 18 Marz 1990 hier ihre Wahlparty anlasslich der ersten demokratischen Volkskammerwahl in der DDR Danach wurde das Gebaude unter dem Namen Exit von einer US amerikanischen Firma als Diskothek genutzt DJ Tanith veranstaltete ab 1993 regelmassige Afterhour Abende mit hartem Techno Wegen Beschwerden der Anwohner uber zunehmende Larmbelastigung musste der Diskothekenbetrieb eingestellt werden Von 1994 an stand das Ahornblatt sechs Jahre lang leer AbrissIm Jahr 1997 verkaufte die Oberfinanzdirektion Berlin mit Unterstutzung des damaligen Senators fur Stadtentwicklung Peter Strieder und des fruheren Senatsbaudirektors Hans Stimmann das Gelande mit dem mittlerweile denkmalgeschutzten Gebaude an die Objekt Marketing GmbH Trotz zahlreicher Proteste gegen die Beseitigung der Architektur der Moderne in der DDR unter anderem geaussert von der Berliner Architektenkammer und dem Deutschen Werkbund wurde dem Kaufer des Gelandes eine Abrissgenehmigung fur das Ahornblatt erteilt Bund und Senat hatten sich bereits Jahre zuvor zum Verkauf ihrer Grundstucke fur 29 Millionen D Mark entschlossen Zunachst schlug der Architekt des Neubaus Gernot Nalbach ein Hochhaus mit derselben Hohe der umliegenden Hochhauser vor um das Ahornblatt zu retten Die von Stimmann durchgesetzte Berliner Traufhohe von 22 m die auch im Bebauungs und Flachennutzungsplan Planwerk Innenstadt Eingang fand diente nun der Senatsverwaltung fur Stadtentwicklung als Begrundung Nalbachs Hochhaus trotz der vorhandenen Hochhausumgebung abzulehnen 1999 prasentierte Nalbach schliesslich eine achtgeschossige Strassenrandbebauung mit den gewunschten 22 m Hohe allerdings beanspruchte sein Plan eine Fahrspur von der Gertraudenstrasse Auch diesen Vorschlag lehnte die Senatsverwaltung ab Muther veranstaltete am 21 Januar 2000 eine letzte Fuhrung durch sein Bauwerk Am 19 Juli 2000 begann der Abriss des Ahornblatts Die Accor Gruppe erbaute an seiner Stelle ein mit Natursteinplatten verblendetes Mittelklassehotel fur Geschaftsreisende und Familien sowie ein daran angrenzendes Wohn und Geschaftshaus Muther und sein Lebenswerk ruckten wahrend der Debatte uber den Abriss des Ahornblatts erstmals in seinem Leben in den Fokus einer breiten Offentlichkeit Es erschienen dazu rund 200 Zeitungsartikel und auch kurze Fernseh Beitrage Der Abriss des Ahornblatts in Berlin hat mich aus der Versenkung geholt resumierte er danach Seitdem besteht ein bis heute anhaltendes Interesse an Muthers kuhnen Solitaren dem Titel einer seiner ersten Ausstellungen LiteraturJorg Haspel Auf den Flugeln des Fortschritts Eine Betonschale in Berlin In SenStadtUmTech Hrsg Grossstadtdenkmalpflege Erfahrungen und Perspektiven Jahrbuch 1996 Beitrage zur Denkmalpflege in Berlin Heft 12 Landesdenkmalamt Berlin Schelzky amp Jeep Berlin 1996 S 66 68 ZDB ID 1457667 3 Michael Falser Zweierlei Erbe auf ein und derselben Insel Das UNESCO Weltkulturerbe der nordlichen Museumsinsel und der Abriss des Ahornblattes auf der sudlichen Fischerinsel 1999 2000 Kap Mythenraum Geschichtswerkstatt der Umgang mit Baudenkmalern im Umfeld der Berliner Spreeinsel In ders Zwischen Identitat und Authentizitat Zur politischen Geschichte der Denkmalpflege in Deutschland Dissertation der TU Berlin Thelem Verlag Dresden 2008 ISBN 978 3 939888 41 3 S 243 248 academia edu Tanja Seebock Verlust Die Gaststatte Ahornblatt In dies Schwunge in Beton Die Schalenbauten von Ulrich Muther Thomas Helms Verlag Schwerin 2016 ISBN 978 3 944033 02 0 S 12 f 213 233 Inhaltsverzeichnis FilmFur den Schwung sind Sie zustandig Dokumentarfilm Deutschland 58 min Produktionsjahr 2002 Erscheinungsjahr 2006 Buch und Regie Margarete Fuchs Die Dokumentation erhielt den Dokumentarfilmpreis des Goethe Instituts 2003 und enthalt Archivaufnahmen vom Bau des Ahornblatts WeblinksCommons Grossgaststatte Ahornblatt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ahornblatt Berlin 1973 In TU Cottbus 2011 mit Bilderstrecke Kathrin Chod Herbert Schwenk Hainer Weisspflug Ahornblatt In Hans Jurgen Mende Kurt Wernicke Hrsg Berliner Bezirkslexikon Mitte Luisenstadtischer Bildungsverein Haude und Spener Edition Luisenstadt Berlin 2003 ISBN 3 89542 111 1 luise berlin de Stand 7 Oktober 2009 Berliner Barbarei Heute ist Stadttrauertag In exportabel 19 Juli 2018 Mitte ein verschollener Ort das Ahornblatt auf der Fischerinsel In Clemens Kurz Stadtspaziergange 11 Januar 2016 Das Ahornblatt Wahrzeichen der Fischerinsel 10 Marz 2000 von der Anwohnerin Anne Schafer Junker Bilder Gaststatte Ahornblatt Berlin 1969 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