Dieser Artikel behandelt den ehemaligen Kopfbahnhof Görlitzer Bahnhof in Berlin zu anderen Bedeutungen siehe Görlitzer B
Görlitzer Bahnhof

Der Görlitzer Bahnhof war ein im Berliner Ortsteil Kreuzberg gelegener Kopfbahnhof und Ausgangspunkt der Eisenbahnstrecke über Königs Wusterhausen, Lübben, Lübbenau und Cottbus nach Görlitz. Auf dem ausgedehnten Bahnhofsgelände befindet sich seit den 1990er Jahren der Görlitzer Park. Den Namen Görlitzer Bahnhof trägt heute nur noch der in der Nähe gelegene U-Bahnhof Görlitzer Bahnhof.
Berlin Görlitzer Bahnhof | |
---|---|
Spreewaldplatz mit dem Görlitzer Bahnhof, 1928 | |
Daten | |
Bauform | Kopfbahnhof |
Eröffnung | 13. September 1866 |
Auflassung | 30. April 1951 (Personenverkehr) 1987 (Güterverkehr) |
Lage | |
Stadt/Gemeinde | Berlin |
Ort/Ortsteil | Kreuzberg |
Land | Berlin |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 52° 29′ 56″ N, 13° 25′ 53″ O |
Eisenbahnstrecken | |
Bahnhöfe in Berlin |
Im Nordwesten des Geländes liegt der Spreewaldplatz, der damalige Bahnhofsvorplatz. Im Norden schließt der Lausitzer Platz mit der zwischen 1890 und 1893 nach Planungen von August Orth erbauten Emmauskirche das Gebiet ab, getrennt vom Bahnhofsgelände durch den Viadukt der auf der heutigen Skalitzer Straße verlaufenden Hochbahntrasse der ersten Berliner U-Bahn. Im Süden grenzt das Gelände an den Landwehrkanal und damit an den Ortsteil Alt-Treptow.
Geschichte
Der Görlitzer Bahnhof war Endpunkt einer Privatbahnlinie des „Eisenbahnkönigs“ Strousberg, der Berlin-Görlitzer Eisenbahn, dort mit Anschlüssen nach Breslau und Wien. Das Bahnhofsgebäude im Neorenaissancestil geht wie die Emmauskirche auf Entwürfe des Architekten August Orth zurück. Der Baubeginn lag im Jahr 1865. Da das Gelände sehr weitläufig war, wurde als Abkürzung für querende Fußgänger etwa in der Mitte unter dem Bahnhofsgelände zwischen dem Ende der Liegnitzer Straße und der Oppelner Straße ein Fußgängertunnel angelegt, im Volksmund „Görlitzer Tunnel“ genannt.
Betriebsphase
Am 13. Juni 1866 fuhr hier der erste Zug: Ein Militärzug in den Preußisch-Österreichischen Krieg. Am 13. September wurde der Abschnitt bis Cottbus und damit der Görlitzer Bahnhof in Berlin offiziell für den Personenverkehr eröffnet, am 31. Dezember 1867 ging die komplette Strecke der Görlitzer Bahn in Betrieb. Der Görlitzer Bahnhof war – wie die meisten Fernbahnhöfe in Berlin – ein Kopfbahnhof.
Die Eisenbahn nach Görlitz verlief durch den Spreewald und die Lausitz und dann weiter nach Schlesien, woran auch zahlreiche Namen der umliegenden Straßen und Plätze im „Schlesischen Viertel“ erinnern. Der Bahnhof war über ein in das Pflaster der Skalitzer / Gitschiner Straße eingelassenes Gleis mit den Gaswerken an der Prinzenstraße (heute: Böcklerpark/Prinzenbad) verbunden, die auf diesem Weg auch mit Kohle versorgt wurden. Im Fahrplan von 1914 gab es vom Görlitzer Bahnhof Züge über Cottbus nach Görlitz und nach Breslau.
Seit 1902 passiert die Berliner U-Bahn die Skalitzer Straße, sie hält unter anderem auch an einem gleichnamigen Hochbahnhof.
In den 1930er Jahren war geplant, den Kopfbahnhof aufzugeben und dafür das gesamte Areal über eine als Ost-West-S-Bahn bezeichnete Tunnelstrecke bis hin zum Anhalter Bahnhof anzuschließen. Vorgesehen war eine Station Görlitzer Bahnhof unmittelbar am Spreewaldplatz. Nach 1945 wurden diese Pläne seitens des Berliner Senats weiterverfolgt und erst 1985 aufgegeben.
Zweiter Weltkrieg
Ausgangslage
Am Ende des Zweiten Weltkriegs war in der Schlacht um Berlin auch der Görlitzer Bahnhof ein Brennpunkt der Kämpfe. Nachdem die Stadtgrenze im Osten Berlins am 21. April 1945 erreicht worden war, setzte der Sowjetmarschall Schukow von Lichtenberg aus die 5. Stoßarmee des Generals Bersarin gegen den Schlesischen Bahnhof (heute: Ostbahnhof) und den Görlitzer Bahnhof ein, um den Weg durch die südöstlichen Stadtgebiete abzukürzen. Damit zielte er über Kreuzberg ins Stadtzentrum.
Frontbereich
Die 5. Stoßarmee hatte am 21. April die Stadtgrenze bei Marzahn überschritten und befand sich am 24. April in Friedrichshain. Da die Oberbaumbrücke am 23. April in der Mitte gesprengt worden war, setzte die Rote Armee am 25. April von Treptow aus über den Landwehrkanal. Dabei wurde „das [sowjetische] 9. Korps […] in heftige Kämpfe im Gebiet um den Görlitzer Bahnhof verwickelt, der das Zentrum ihrer Front beherrschte.“
Brennpunkt der Kämpfe waren zuerst die Eisenbahnbrücken über den Kanal. Danach war das gesamte Gelände mit seinen Bauten einbezogen.
„Am Morgen des 26. April unternahmen Krukenbergs Einheiten der Division ‚Nordland‘ einen Gegenangriff in Neukölln und auf dem Gelände des Görlitzer Bahnhofs – ihre Gegner waren Einheiten des 4. Gardekorps und des 9. Korps“ Bersarins. ‚Nordland‘ dringt mit Erfolg vor und verschanzt sich im Rathaus Neukölln im vom Gegner besetzten Umfeld. „Eine Gruppe Hitlerjugend wurde als Verstärkung entsandt“. In der Nacht gelingt der Ausbruch zurück zu den eigenen Linien.
Nach diesem hartnäckigen Widerstand drang erst am 27. April „das 9. Korps Bersarins […] in Kreuzberg ein und erreichte den Moritzplatz.“
Durch die Konzentration der Artillerie auf das Bahngelände blieben die umliegenden Stadtviertel von Kreuzberg SO 36 und Neukölln weitgehend von der Zerstörung verschont.
Nachkriegszeit
Durch die Kämpfe Ende April 1945 war auch das Bahnhofsgebäude beschädigt worden. Am 29. April 1951 wurde der letzte Vorortzug nach Königs Wusterhausen abgefertigt. Einen Tag später übernahm die elektrische S-Bahn diese Verbindung über Ostkreuz, ohne West-Berlin zu durchfahren.
Nach dem Wegfall des Zugverkehrs wurden die Gebäude auf Betreiben des damaligen Bausenators Rolf Schwedler trotz Protesten der Bevölkerung Kreuzbergs in den Jahren zwischen 1961 und 1967 schrittweise abgebrochen. Begründet wurde dies mit dem Ziel der Neubebauung des nicht mehr benötigten Bahngeländes, die allerdings niemals erfolgte. Auch zum Bau der in den 1970er Jahren geplanten Südtangente der Berliner Stadtautobahn über das Gelände des Bahnhofs ist es niemals gekommen. In den 1980er Jahren wurde ein Erlebnisbad unter dem Namen Bad am Spreewaldplatz erbaut, und ein Stadtteilpark nach Plänen der Freien Planungsgruppe Berlin auf dem Bahngelände errichtet. Die noch vorhandenen Güterschuppen wurden in das Konzept einbezogen.
Am Bahnhof Schöneweide betrieb die DDR eine Zollabfertigung für West-Berliner Güterzüge, die den Görlitzer Bahnhof von Neukölln her anfuhren. Am 13. August 1961 wurde die Verbindung dann durch den Mauerbau unterbrochen. Danach war der Görlitzer Güterbahnhof nur noch über eine Zufahrt vom – in Neukölln gelegenen – Güterbahnhof Treptow zu erreichen.
In der Nachkriegszeit befanden sich auf dem Gelände riesige Kohlenhalden. Von hier aus wurde ein Teil West-Berlins mit Brennmaterial versorgt. Bis zum 30. Juni 1985 verkehrten über die Verbindung noch Güterzüge zu den auf dem Bahnhofsgelände ansässigen Betrieben (Kieslager, Lagerschuppen einer Spedition, Schrottplatz). An der Landwehrkanalbrücke war dafür extra ein Grenzübergang eingerichtet worden. Reste der eisernen Beschaubrücke an dieser Stelle sind bis heute erhalten. Heute erinnern ein kurzes Stück Gleis östlich der Kanalbrücke und zwei ehemalige Güterschuppen im Görlitzer Park an die ehemalige Bahnhofsnutzung.
In den späten 1980er Jahren war das Gelände größtenteils eine frei zugängliche Brache, die von den Anwohnern als eine Art überdimensionaler Abenteuerspielplatz genutzt wurde. So wurden regelmäßig große Johannis- und andere Lagerfeuerfeste gefeiert, und Künstlergruppen wie die Mutoid Waste Company nutzten das Freigelände für Performances und andere Aufführungen. Im Jahr 1988 fand ein großer Teil der Kreuzberger Maikrawalle auf dem Bahnhofsgelände statt.
Gegenwart
Auf dem Gelände des alten Görlitzer Bahnhofs befindet sich seit den 1990er Jahren der Görlitzer Park, in den einige Überbleibsel des Bahnhofs integriert sind. So verbanden im Süden des heutigen Parks mehrere Eisenbahnbrücken das Bahnhofsgelände mit dem Bezirk Treptow, von denen noch eine erhalten ist und als Fußgängerbrücke direkt vom Park südlich der Lohmühleninsel über den Landwehrkanal führt. Ebenfalls im südlichen Teil des Geländes, in der vom Görlitzer Ufer und der Wiener Straße gebildeten Ecke, befand sich ein Lokschuppen mit Drehscheibe.
Der das Bahnhofsgelände in der Achse Liegnitzer/Oppelner Straße unterquerende rund 170 m lange Fußgängertunnel (Görlitzer Tunnel, auch „Harnröhre“ genannt) war bis mindestens Ende 1989 noch begehbar. Im Zuge der Anlage des Parks wich er einer großen Mulde in dessen Mitte. Die ehemaligen Mauern des Tunnels wurden teilweise als Gestaltungselemente einbezogen und sind noch heute erkennbar. Einen Eindruck der Atmosphäre im Tunnel kann der Spreetunnel Friedrichshagen vermitteln, der allerdings rund 50 m kürzer, etwas breiter und etwas höher ist.
Sonstiges
Der Görlitzer Bahnhof ist auch Ausgangspunkt der Fahrt zweier Hauptfiguren in Irrungen, Wirrungen von Theodor Fontane zum nicht mehr existierenden Haltepunkt Hankels Ablage.
- Das letzte Gleis, Mai 1987
- Ehemalige Güterschuppen 1987
- Freigelegte Decke des Fußgängertunnels „Harnröhre“ im Herbst 1989
- Die Gleise für den gelegentlichen Güterverkehr liegen 1986 noch
- Bahnbrücke über den Landwehrkanal – rechts das Grenztor für die Güterzüge
Literatur
- August Orth: Der Bahnhof der Berlin-Görlitzer Eisenbahn zu Berlin. In: Zeitschrift für Bauwesen, Jahrgang 22 (1872), Sp. 547–552, Tafel 62–64. Digitalisat
- Emil Galli: Görlitzer Bahnhof / Görlitzer Park – Berlin-Kreuzberg; ed. Verein Görlitzer Park; SupportEdition: Berlin 1994; ISBN 3-927869-09-0.
- Erich Preuß: Berlin Görlitzer Bahnhof. In: Oliver Strüber [vorm. Erich Preuß] (Hrsg.): Das große Archiv der deutschen Bahnhöfe (= 71. Ergänzungsausgabe). GeraMond Verlag, München 2007, ISSN 0949-2127 (1 Bl., 6 S.).
Weblinks
- Sprengung des Görlitzer Bahnhofs. In: ardmediathek.de. 24. Oktober 1962, abgerufen am 2. Januar 2022.
- Der Görlitzer Bahnhof in 1:87. ( vom 1. Juli 2009 im Internet Archive) Auf: goerlitzer-bahnhof.de
Einzelnachweise
- Tony Le Tissier: Der Kampf um Berlin 1945, Ullstein Verlag, Berlin 1991, S. 135. Le Tissier zitiert dazu Rocolle, Götterdämmerung, S. 53.
- Tony Le Tissier: Der Kampf um Berlin 1945, S. 144 f. und 156.
- Beitrag: Luftbilder von den Gleisanlagen zum Görlitzer Bahnhof im Bereich der Grenzanlagen. Website www.stadtschnellbahn-berlin.de; abgerufen am 27. Februar 2011
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
wikipedia, wiki, deutsches, deutschland, buch, bücher, bibliothek artikel lesen, herunterladen kostenlos kostenloser herunterladen, MP3, Video, MP4, 3GP, JPG, JPEG, GIF, PNG, Bild, Musik, Lied, Film, Buch, Spiel, Spiele, Mobiltelefon, Mobil, Telefon, android, ios, apple, samsung, iphone, xiomi, xiaomi, redmi, honor, oppo, nokia, sonya, mi, pc, web, computer, komputer, Informationen zu Görlitzer Bahnhof, Was ist Görlitzer Bahnhof? Was bedeutet Görlitzer Bahnhof?
Dieser Artikel behandelt den ehemaligen Kopfbahnhof Gorlitzer Bahnhof in Berlin zu anderen Bedeutungen siehe Gorlitzer Bahnhof Begriffsklarung Der Gorlitzer Bahnhof war ein im Berliner Ortsteil Kreuzberg gelegener Kopfbahnhof und Ausgangspunkt der Eisenbahnstrecke uber Konigs Wusterhausen Lubben Lubbenau und Cottbus nach Gorlitz Auf dem ausgedehnten Bahnhofsgelande befindet sich seit den 1990er Jahren der Gorlitzer Park Den Namen Gorlitzer Bahnhof tragt heute nur noch der in der Nahe gelegene U Bahnhof Gorlitzer Bahnhof Berlin Gorlitzer BahnhofSpreewaldplatz mit dem Gorlitzer Bahnhof 1928Spreewaldplatz mit dem Gorlitzer Bahnhof 1928DatenBauform KopfbahnhofEroffnung 13 September 1866Auflassung 30 April 1951 Personenverkehr 1987 Guterverkehr LageStadt Gemeinde BerlinOrt Ortsteil KreuzbergLand BerlinStaat DeutschlandKoordinaten 52 29 56 N 13 25 53 O 52 498888888889 13 431388888889 Koordinaten 52 29 56 N 13 25 53 OEisenbahnstrecken Bahnstrecken bei Berlin Gorlitzer BahnhofGorlitzer BahnBahnhofe in Berlin Im Nordwesten des Gelandes liegt der Spreewaldplatz der damalige Bahnhofsvorplatz Im Norden schliesst der Lausitzer Platz mit der zwischen 1890 und 1893 nach Planungen von August Orth erbauten Emmauskirche das Gebiet ab getrennt vom Bahnhofsgelande durch den Viadukt der auf der heutigen Skalitzer Strasse verlaufenden Hochbahntrasse der ersten Berliner U Bahn Im Suden grenzt das Gelande an den Landwehrkanal und damit an den Ortsteil Alt Treptow GeschichteStadtplan 1902 das Gebiet rund um die Lohmuhleninsel Der Gorlitzer Bahnhof lag nordwestlich der Insel Bahnhofsgebaude zur Zeit der Eroffnung Der Gorlitzer Bahnhof war Endpunkt einer Privatbahnlinie des Eisenbahnkonigs Strousberg der Berlin Gorlitzer Eisenbahn dort mit Anschlussen nach Breslau und Wien Das Bahnhofsgebaude im Neorenaissancestil geht wie die Emmauskirche auf Entwurfe des Architekten August Orth zuruck Der Baubeginn lag im Jahr 1865 Da das Gelande sehr weitlaufig war wurde als Abkurzung fur querende Fussganger etwa in der Mitte unter dem Bahnhofsgelande zwischen dem Ende der Liegnitzer Strasse und der Oppelner Strasse ein Fussgangertunnel angelegt im Volksmund Gorlitzer Tunnel genannt Betriebsphase Gorlitzer Bahnhof 1872 Am 13 Juni 1866 fuhr hier der erste Zug Ein Militarzug in den Preussisch Osterreichischen Krieg Am 13 September wurde der Abschnitt bis Cottbus und damit der Gorlitzer Bahnhof in Berlin offiziell fur den Personenverkehr eroffnet am 31 Dezember 1867 ging die komplette Strecke der Gorlitzer Bahn in Betrieb Der Gorlitzer Bahnhof war wie die meisten Fernbahnhofe in Berlin ein Kopfbahnhof Die Eisenbahn nach Gorlitz verlief durch den Spreewald und die Lausitz und dann weiter nach Schlesien woran auch zahlreiche Namen der umliegenden Strassen und Platze im Schlesischen Viertel erinnern Der Bahnhof war uber ein in das Pflaster der Skalitzer Gitschiner Strasse eingelassenes Gleis mit den Gaswerken an der Prinzenstrasse heute Bocklerpark Prinzenbad verbunden die auf diesem Weg auch mit Kohle versorgt wurden Im Fahrplan von 1914 gab es vom Gorlitzer Bahnhof Zuge uber Cottbus nach Gorlitz und nach Breslau Seit 1902 passiert die Berliner U Bahn die Skalitzer Strasse sie halt unter anderem auch an einem gleichnamigen Hochbahnhof In den 1930er Jahren war geplant den Kopfbahnhof aufzugeben und dafur das gesamte Areal uber eine als Ost West S Bahn bezeichnete Tunnelstrecke bis hin zum Anhalter Bahnhof anzuschliessen Vorgesehen war eine Station Gorlitzer Bahnhof unmittelbar am Spreewaldplatz Nach 1945 wurden diese Plane seitens des Berliner Senats weiterverfolgt und erst 1985 aufgegeben Zweiter Weltkrieg Ausgangslage Bahnbrucke der Gorlitzer Bahn uber den Landwehrkanal links der Ringlokschuppen des Gorlitzer Bahnhofs 1869 Am Ende des Zweiten Weltkriegs war in der Schlacht um Berlin auch der Gorlitzer Bahnhof ein Brennpunkt der Kampfe Nachdem die Stadtgrenze im Osten Berlins am 21 April 1945 erreicht worden war setzte der Sowjetmarschall Schukow von Lichtenberg aus die 5 Stossarmee des Generals Bersarin gegen den Schlesischen Bahnhof heute Ostbahnhof und den Gorlitzer Bahnhof ein um den Weg durch die sudostlichen Stadtgebiete abzukurzen Damit zielte er uber Kreuzberg ins Stadtzentrum Frontbereich Die 5 Stossarmee hatte am 21 April die Stadtgrenze bei Marzahn uberschritten und befand sich am 24 April in Friedrichshain Da die Oberbaumbrucke am 23 April in der Mitte gesprengt worden war setzte die Rote Armee am 25 April von Treptow aus uber den Landwehrkanal Dabei wurde das sowjetische 9 Korps in heftige Kampfe im Gebiet um den Gorlitzer Bahnhof verwickelt der das Zentrum ihrer Front beherrschte Brennpunkt der Kampfe waren zuerst die Eisenbahnbrucken uber den Kanal Danach war das gesamte Gelande mit seinen Bauten einbezogen Am Morgen des 26 April unternahmen Krukenbergs Einheiten der Division Nordland einen Gegenangriff in Neukolln und auf dem Gelande des Gorlitzer Bahnhofs ihre Gegner waren Einheiten des 4 Gardekorps und des 9 Korps Bersarins Nordland dringt mit Erfolg vor und verschanzt sich im Rathaus Neukolln im vom Gegner besetzten Umfeld Eine Gruppe Hitlerjugend wurde als Verstarkung entsandt In der Nacht gelingt der Ausbruch zuruck zu den eigenen Linien Nach diesem hartnackigen Widerstand drang erst am 27 April das 9 Korps Bersarins in Kreuzberg ein und erreichte den Moritzplatz Durch die Konzentration der Artillerie auf das Bahngelande blieben die umliegenden Stadtviertel von Kreuzberg SO 36 und Neukolln weitgehend von der Zerstorung verschont Nachkriegszeit Durch die Kampfe Ende April 1945 war auch das Bahnhofsgebaude beschadigt worden Am 29 April 1951 wurde der letzte Vorortzug nach Konigs Wusterhausen abgefertigt Einen Tag spater ubernahm die elektrische S Bahn diese Verbindung uber Ostkreuz ohne West Berlin zu durchfahren Nach dem Wegfall des Zugverkehrs wurden die Gebaude auf Betreiben des damaligen Bausenators Rolf Schwedler trotz Protesten der Bevolkerung Kreuzbergs in den Jahren zwischen 1961 und 1967 schrittweise abgebrochen Begrundet wurde dies mit dem Ziel der Neubebauung des nicht mehr benotigten Bahngelandes die allerdings niemals erfolgte Auch zum Bau der in den 1970er Jahren geplanten Sudtangente der Berliner Stadtautobahn uber das Gelande des Bahnhofs ist es niemals gekommen In den 1980er Jahren wurde ein Erlebnisbad unter dem Namen Bad am Spreewaldplatz erbaut und ein Stadtteilpark nach Planen der Freien Planungsgruppe Berlin auf dem Bahngelande errichtet Die noch vorhandenen Guterschuppen wurden in das Konzept einbezogen Am Bahnhof Schoneweide betrieb die DDR eine Zollabfertigung fur West Berliner Guterzuge die den Gorlitzer Bahnhof von Neukolln her anfuhren Am 13 August 1961 wurde die Verbindung dann durch den Mauerbau unterbrochen Danach war der Gorlitzer Guterbahnhof nur noch uber eine Zufahrt vom in Neukolln gelegenen Guterbahnhof Treptow zu erreichen Tor fur die Guterzuge und Beschaubrucke der DDR Grenzsoldaten In der Nachkriegszeit befanden sich auf dem Gelande riesige Kohlenhalden Von hier aus wurde ein Teil West Berlins mit Brennmaterial versorgt Bis zum 30 Juni 1985 verkehrten uber die Verbindung noch Guterzuge zu den auf dem Bahnhofsgelande ansassigen Betrieben Kieslager Lagerschuppen einer Spedition Schrottplatz An der Landwehrkanalbrucke war dafur extra ein Grenzubergang eingerichtet worden Reste der eisernen Beschaubrucke an dieser Stelle sind bis heute erhalten Heute erinnern ein kurzes Stuck Gleis ostlich der Kanalbrucke und zwei ehemalige Guterschuppen im Gorlitzer Park an die ehemalige Bahnhofsnutzung Die Mulde die wahrend der Beseitigung des Tunnels entstand und danach erhalten blieb In den spaten 1980er Jahren war das Gelande grosstenteils eine frei zugangliche Brache die von den Anwohnern als eine Art uberdimensionaler Abenteuerspielplatz genutzt wurde So wurden regelmassig grosse Johannis und andere Lagerfeuerfeste gefeiert und Kunstlergruppen wie die Mutoid Waste Company nutzten das Freigelande fur Performances und andere Auffuhrungen Im Jahr 1988 fand ein grosser Teil der Kreuzberger Maikrawalle auf dem Bahnhofsgelande statt Gegenwart Auf dem Gelande des alten Gorlitzer Bahnhofs befindet sich seit den 1990er Jahren der Gorlitzer Park in den einige Uberbleibsel des Bahnhofs integriert sind So verbanden im Suden des heutigen Parks mehrere Eisenbahnbrucken das Bahnhofsgelande mit dem Bezirk Treptow von denen noch eine erhalten ist und als Fussgangerbrucke direkt vom Park sudlich der Lohmuhleninsel uber den Landwehrkanal fuhrt Ebenfalls im sudlichen Teil des Gelandes in der vom Gorlitzer Ufer und der Wiener Strasse gebildeten Ecke befand sich ein Lokschuppen mit Drehscheibe Der das Bahnhofsgelande in der Achse Liegnitzer Oppelner Strasse unterquerende rund 170 m lange Fussgangertunnel Gorlitzer Tunnel auch Harnrohre genannt war bis mindestens Ende 1989 noch begehbar Im Zuge der Anlage des Parks wich er einer grossen Mulde in dessen Mitte Die ehemaligen Mauern des Tunnels wurden teilweise als Gestaltungselemente einbezogen und sind noch heute erkennbar Einen Eindruck der Atmosphare im Tunnel kann der Spreetunnel Friedrichshagen vermitteln der allerdings rund 50 m kurzer etwas breiter und etwas hoher ist SonstigesDer Gorlitzer Bahnhof ist auch Ausgangspunkt der Fahrt zweier Hauptfiguren in Irrungen Wirrungen von Theodor Fontane zum nicht mehr existierenden Haltepunkt Hankels Ablage Das letzte Gleis Mai 1987 Ehemalige Guterschuppen 1987 Freigelegte Decke des Fussgangertunnels Harnrohre im Herbst 1989 Die Gleise fur den gelegentlichen Guterverkehr liegen 1986 noch Bahnbrucke uber den Landwehrkanal rechts das Grenztor fur die GuterzugeLiteraturAugust Orth Der Bahnhof der Berlin Gorlitzer Eisenbahn zu Berlin In Zeitschrift fur Bauwesen Jahrgang 22 1872 Sp 547 552 Tafel 62 64 Digitalisat Emil Galli Gorlitzer Bahnhof Gorlitzer Park Berlin Kreuzberg ed Verein Gorlitzer Park SupportEdition Berlin 1994 ISBN 3 927869 09 0 Erich Preuss Berlin Gorlitzer Bahnhof In Oliver Struber vorm Erich Preuss Hrsg Das grosse Archiv der deutschen Bahnhofe 71 Erganzungsausgabe GeraMond Verlag Munchen 2007 ISSN 0949 2127 1 Bl 6 S WeblinksCommons Berlin Gorlitzer Bahnhof Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Sprengung des Gorlitzer Bahnhofs In ardmediathek de 24 Oktober 1962 abgerufen am 2 Januar 2022 Der Gorlitzer Bahnhof in 1 87 Memento vom 1 Juli 2009 im Internet Archive Auf goerlitzer bahnhof deEinzelnachweiseTony Le Tissier Der Kampf um Berlin 1945 Ullstein Verlag Berlin 1991 S 135 Le Tissier zitiert dazu Rocolle Gotterdammerung S 53 Tony Le Tissier Der Kampf um Berlin 1945 S 144 f und 156 Beitrag Luftbilder von den Gleisanlagen zum Gorlitzer Bahnhof im Bereich der Grenzanlagen Website www stadtschnellbahn berlin de abgerufen am 27 Februar 2011Ehemalige Berliner Kopfbahnhofe Anhalter Bahnhof Dresdener Bahnhof Gorlitzer Bahnhof Hamburger Bahnhof Lehrter Bahnhof Militarbahnhof Nordbahnhof Ostbahnhof Potsdamer Bahnhof Schlesischer Bahnhof Stettiner Bahnhof Wriezener Bahnhof Normdaten Geografikum GND 7743857 7 GND Explorer lobid OGND AKS VIAF 244357962