Die hübschen Familien repräsentierten im 18 und frühen 19 Jahrhundert in Kurhannover und im Königreich Hannover in der S
Hübsche Familien

Die hübschen Familien repräsentierten im 18. und frühen 19. Jahrhundert in Kurhannover und im Königreich Hannover in der Ständegesellschaft inoffiziell den – neben Adel und Geistlichkeit – dritten Stand, das Bürgertum. Sie stellten dessen soziale Spitze dar und dienten häufig als Staatsbeamte.
Wortherkunft
Etymologisch steht das Wort hübsch im Zusammenhang mit „höfisch“ und bedeutete ursprünglich so viel wie „bei Hofe zugelassen“.
Staatspatrizier
In der Ständeordnung bildeten die hübschen Familien nach Hochadel und niederem Adel eine bürgerliche Oberschicht, eine Art „Staatspatriziat“. Im Gegensatz zu den meist uradeligen Mitgliedern der in den Ritterschaften korporierten Familien des landsässigen Adels, die von Gutsherrschaften lebten und häufig im Militär dienten, legten die hübschen Familien stets Wert auf eine solide akademische Ausbildung, meist als Juristen, und empfahlen sich dadurch bei Hofe vor allem für Verwaltungspositionen wie Kanzler, Räte, Vögte, Amtmänner usw. Oft stellten sie auch Bürgermeister. Vom Bildungsstand her entsprachen sie damit der Geistlichkeit, in die ihre Abkömmlinge auch nicht selten eintraten oder einheirateten, ebenso wie in den Professorenstand. Sie bildeten damit ein Bildungsbürgertum, aus dem die Monarchie ihre Staatsbeamten rekrutierte.
Manche dieser Familien stiegen schon seit dem Spätmittelalter in derartige Positionen auf und darin empor, erwarben städtischen oder ländlichen Grundbesitz und wurden gelegentlich mit dem Adelsbrief ausgezeichnet (so beispielsweise die Wedemeyer). Da die hübschen Familien in der Hierarchie im Staatsdienst Ämter wie Geheimer Sekretär oder Geheimrat anstrebten, wurde dieser Stand ironisch auch „Sekretokratie“ genannt.
Die hübschen Familien achteten untereinander, ebenso wie der Adel, auf Ebenbürtigkeit und Homogenität, außerdem auf vergleichbare Besitz- und Traditionsverhältnisse. So grenzten sich die Familien gegen andere Bürger wie Handwerker, Apotheker, Ärzte, Advokaten, Notare, Kaufleute oder Fabrikanten ab, obgleich mit deren oberen Rängen durchaus (auch familiäre) Verbindung bestand. Im Wien des 19. Jahrhunderts bezeichnete man eine ähnliche Melange als „Zweite Gesellschaft“. Aus der Epoche des Kurfürstentums Hannover wird allerdings auch vom „unbeschreiblichen Hochmut“ berichtet, mit dem die zumeist uradelige Hofgesellschaft auf die hübschen Familien herabblickte, die aufgrund ihrer Amtsfunktionen im Namen des (zumeist ja in London weilenden) Landesherrn nicht selten mit ihnen in Konflikt kamen.
Bekannte Familien
Zu den – teilweise nobilitierten – hübschen Familien zählten unter anderem Angehörige der Familien
- ,
- Albrecht (Beamten- und Politikerfamilie),
- von Anderten,
- Bacmeister,
- Baring (Familie),
- Boehmer (Familie),
- Boje (vgl. Heinrich Christian Boie),
- Brandes (vgl. Ernst Brandes und Georg Friedrich Brandes),
- Ebel (Familie),
- von Graevemeyer
- von Hinüber,
- Heiliger (vgl. Ernst Anton Heiliger),
- Hugo (Adelsgeschlecht)
- Hoppenstedt (vgl. Georg Ernst Friedrich Hoppenstedt),
- ,
- Junghanns (vgl. Christian Junghanns),
- Kamlah,
- Kestner (vgl. Johann Christian Kestner, Charlotte Kestner, Georg Kestner und dessen gleichnamiger Sohn, August Kestner sowie Hermann Kestner),
- ,
- ,
- Mejer (vgl. Luise Mejer),
- Patje (vgl. Christian Ludwig Albrecht Patje),
- von Ramdohr,
- von Reiche (vgl. Ludwig von Reiche),
- Rumann (vgl. Ernst August Rumann und Sohn Wilhelm Rumann),
- Ubbelohde,
- von Voigt,
- (von) Wedemeyer und
- von Wietersheim.
Gemälde, Gouachen, Kostbarkeiten
Das Historische Museum Hannover besitzt ein Werk, das den hübschen Familien zugeordnet wird:
- Traubenpflückende Kinder, Gouache eines unbekannten Künstlers auf Wildleder, 36,7 × 27 cm, um 1820.
Literatur
- Joachim Lampe: Aristokratie, Hofadel und Staatspatriziat in Kurhannover. Die Lebenskreise der höheren Beamten an den kurhannoverschen Zentral- und Hofbehörden 1714–1760. In: Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Folge 24: Untersuchungen zur Ständegeschichte Niedersachsens, Heft 2, hrsg. von der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1963.
- Band 1: Darstellung
- Band 2: Beamtenlisten und Ahnentafeln
- Henning Rischbieter (Hrsg.): Hannoversches Lesebuch oder: was in Hannover und über Hannover geschrieben, gedruckt und gelesen wurde, Band 1: 1650–1850, 3. Auflage, Hannover: Schlütersche Verlagsgesellschaft, ISBN 3-87706-039-0, S. 64f. und S. 145ff.
- H. Barmeyer: Hof und Hofgesellschaft in Hannover. In: Hans-Dieter Schmid (Hrsg.): Hannover – am Rande der Stadt, in der Reihe Hannoversche Schriften zur Regional- und Lokalgeschichte, Band 5, Bielefeld: Verlag für Regionalgeschichte, 1992, ISBN 3-927085-44-8, S. 67–89.
- Friedrich Wilhelm Boldewin Ferdinand von dem Knesebeck: Historisches Taschenbuch des Adels im Königreich Hannover, Hannover 1840, S. 408 f. (Hübsche Familien im Königreich Hannover)
- Klaus Mlynek: Hübsche Familien. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 310.
Einzelnachweise
- Klaus Mlynek: Hübsche Familien. In: Stadtlexikon Hannover, S. 310.
- Stichwort „hübsch“ im Grimmschen Wörterbuch.
- Wilhelm L. A. von Hassell: Das Kurfürstentum Hannover vom Basler Frieden bis zur preussischen Occupation im Jahre 1806. C. Meyer, 1894, S. 98.
- Walther Lampe: Hannover als kulturelles Zentrum. In: Erich Wunderlich (Red., Hrsg.): Jahrbuch der Geographischen Gesellschaft zu Hannover, Sonderband Hannover. Bild, Entwicklungsgang und Bedeutung der niedersächsischen Hauptstadt. Zum 700jährigen Jubiläum der Stadt Hannover, Teil 1, Hannover: Hahnsche Buchhandlung, 1942, S. 369–416; hier: S. 391; eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche
- Hartmut von Hinüber: Schlussbemerkung. In: „… die wahre Intention unsers allergnädigsten Königs“ – Das Profil der hannoverschen Familie v. Hinüber. In: Berichte aus dem Heimatland, hrsg. vom Heimatbund Niedersachsen, 2007.
- Recht unde Unrecht der Sassen. Rechtsgeschichte Niedersachsens, 2005, S. 336.
- Dirk Henning Hofer: Karl Konrad Werner Wedemeyer (1870–1934). Ein Juristen- und Gelehrtenleben in drei Reichen. Eine Biographie (= Rechtshistorische Reihe, Bd. 399), zugleich Dissertation 2009 an der Universität Kiel, Frankfurt am Main: Peter Lang, 2010, ISBN 978-3-631-59422-3, S. 29 (online über Google-Bücher).
- Bernhard Dörries, Helmut Plath: Traubenpflückende Kinder. In: Alt-Hannover. Die Geschichte einer Stadt in zeitgenössischen Bildern von 1500–1900, vierte, verbesserte Auflage 1977, Hannover: Heinrich Feesche Verlag, ISBN 3-87223-024-7, S. 83 und 138.
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Die hubschen Familien reprasentierten im 18 und fruhen 19 Jahrhundert in Kurhannover und im Konigreich Hannover in der Standegesellschaft inoffiziell den neben Adel und Geistlichkeit dritten Stand das Burgertum Sie stellten dessen soziale Spitze dar und dienten haufig als Staatsbeamte WortherkunftEtymologisch steht das Wort hubsch im Zusammenhang mit hofisch und bedeutete ursprunglich so viel wie bei Hofe zugelassen StaatspatrizierIn der Standeordnung bildeten die hubschen Familien nach Hochadel und niederem Adel eine burgerliche Oberschicht eine Art Staatspatriziat Im Gegensatz zu den meist uradeligen Mitgliedern der in den Ritterschaften korporierten Familien des landsassigen Adels die von Gutsherrschaften lebten und haufig im Militar dienten legten die hubschen Familien stets Wert auf eine solide akademische Ausbildung meist als Juristen und empfahlen sich dadurch bei Hofe vor allem fur Verwaltungspositionen wie Kanzler Rate Vogte Amtmanner usw Oft stellten sie auch Burgermeister Vom Bildungsstand her entsprachen sie damit der Geistlichkeit in die ihre Abkommlinge auch nicht selten eintraten oder einheirateten ebenso wie in den Professorenstand Sie bildeten damit ein Bildungsburgertum aus dem die Monarchie ihre Staatsbeamten rekrutierte Manche dieser Familien stiegen schon seit dem Spatmittelalter in derartige Positionen auf und darin empor erwarben stadtischen oder landlichen Grundbesitz und wurden gelegentlich mit dem Adelsbrief ausgezeichnet so beispielsweise die Wedemeyer Da die hubschen Familien in der Hierarchie im Staatsdienst Amter wie Geheimer Sekretar oder Geheimrat anstrebten wurde dieser Stand ironisch auch Sekretokratie genannt Die hubschen Familien achteten untereinander ebenso wie der Adel auf Ebenburtigkeit und Homogenitat ausserdem auf vergleichbare Besitz und Traditionsverhaltnisse So grenzten sich die Familien gegen andere Burger wie Handwerker Apotheker Arzte Advokaten Notare Kaufleute oder Fabrikanten ab obgleich mit deren oberen Rangen durchaus auch familiare Verbindung bestand Im Wien des 19 Jahrhunderts bezeichnete man eine ahnliche Melange als Zweite Gesellschaft Aus der Epoche des Kurfurstentums Hannover wird allerdings auch vom unbeschreiblichen Hochmut berichtet mit dem die zumeist uradelige Hofgesellschaft auf die hubschen Familien herabblickte die aufgrund ihrer Amtsfunktionen im Namen des zumeist ja in London weilenden Landesherrn nicht selten mit ihnen in Konflikt kamen Bekannte FamilienZu den teilweise nobilitierten hubschen Familien zahlten unter anderem Angehorige der Familien Albrecht Beamten und Politikerfamilie von Anderten Bacmeister Baring Familie Boehmer Familie Boje vgl Heinrich Christian Boie Brandes vgl Ernst Brandes und Georg Friedrich Brandes Ebel Familie von Graevemeyer von Hinuber Heiliger vgl Ernst Anton Heiliger Hugo Adelsgeschlecht Hoppenstedt vgl Georg Ernst Friedrich Hoppenstedt Junghanns vgl Christian Junghanns Kamlah Kestner vgl Johann Christian Kestner Charlotte Kestner Georg Kestner und dessen gleichnamiger Sohn August Kestner sowie Hermann Kestner Mejer vgl Luise Mejer Patje vgl Christian Ludwig Albrecht Patje von Ramdohr von Reiche vgl Ludwig von Reiche Rumann vgl Ernst August Rumann und Sohn Wilhelm Rumann Ubbelohde von Voigt von Wedemeyer und von Wietersheim Gemalde Gouachen KostbarkeitenDas Historische Museum Hannover besitzt ein Werk das den hubschen Familien zugeordnet wird Traubenpfluckende Kinder Gouache eines unbekannten Kunstlers auf Wildleder 36 7 27 cm um 1820 LiteraturJoachim Lampe Aristokratie Hofadel und Staatspatriziat in Kurhannover Die Lebenskreise der hoheren Beamten an den kurhannoverschen Zentral und Hofbehorden 1714 1760 In Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Niedersachsen und Bremen Folge 24 Untersuchungen zur Standegeschichte Niedersachsens Heft 2 hrsg von der Historischen Kommission fur Niedersachsen und Bremen Gottingen Vandenhoeck amp Ruprecht 1963 Band 1 Darstellung Band 2 Beamtenlisten und Ahnentafeln Henning 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