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Dieser Artikel behandelt den Altphilologen für den Mathematiker siehe Heinrich Dörrie Mathematiker Heinrich Adicke Dörri

Heinrich Dörrie

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Heinrich Dörrie
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Dieser Artikel behandelt den Altphilologen, für den Mathematiker siehe Heinrich Dörrie (Mathematiker).

Heinrich Adicke Dörrie (* 27. November 1911 in Hannover; † 16. März 1983 in Münster) war ein deutscher Klassischer Philologe, der als Professor an den Universitäten in Saarbrücken (1957–1961) und Münster (1961–1980) wirkte. Er ist besonders durch seine Beiträge zur Erforschung des Platonismus bekannt und begründete die Reihe Der Platonismus der Antike, die erst nach seinem Tod erschien.

Leben

Heinrich Dörrie wurde 1911 als Sohn des gleichnamigen Arztes in Hannover geboren. Ab 1921 besuchte er das Ratsgymnasium, wo ihn seine Lehrer zur Beschäftigung mit der antiken Literatur anregten. Darum begann Dörrie im Sommersemester 1930 an der Universität Tübingen ein Studium der Klassischen Philologie und Romanistik. Später wechselte er für ein Semester an die Universität Lausanne, dann an die Universität Leipzig, wo ihn die Gräzisten Erich Bethe und Alfred Körte beeinflussten. Schließlich ging er an die Georg-August-Universität Göttingen. Neben Hermann Fränkel und Max Pohlenz beeinflusste ihn hier besonders Kurt Latte, der ihm auch das Thema seiner Doktorarbeit stellte: Dörrie sollte sich mit der handschriftlichen Überlieferung der griechischen Romanschriftsteller beschäftigen, die damals noch weitgehend ungeklärt war. Zu diesem Zweck reiste Dörrie im Wintersemester 1933/34 nach Florenz, untersuchte die Handschriften in der Biblioteca Medicea Laurenziana und bildete sich bei den Papyrologen Girolamo Vitelli, Medea Norsa und Giorgio Pasquali weiter. Anfang 1935 wurde Dörrie promoviert und legte das Erste Staatsexamen ab. Seine Dissertation (über die Überlieferung der griechischen Romanautoren Longos, Achilleus Tatios und Heliodoros) war die letzte lateinisch abgefasste Doktorarbeit an der Universität Göttingen.

Seine erste Anstellung erhielt Dörrie als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Septuaginta-Unternehmen der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Hier verfeinerte er seine editorischen Fähigkeiten und sammelte Material für seine Ausgabe der Passio Sanctorum Maccabaeorum, die 1938 in den Abhandlungen der Gesellschaft der Wissenschaften erschien. Seine eigentliche Aufgabe sah Dörrie aber schon damals in der systematischen Erforschung des Platonismus. Die Ausführung dieser Pläne wurde jedoch mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verzögert.

Die Regisseurin Doris Dörrie ist seine Nichte.

Fronteinsatz und Kriegsgefangenschaft

Im Oktober 1939 wurde Dörrie als Soldat zur Wehrmacht eingezogen. Während eines Urlaubs im Februar 1940 heiratete er Annemarie Lueder, die er 1937 in Göttingen kennengelernt hatte; sie war im Jahr zuvor bei Ulrich Knoche und Karl Deichgräber mit der Dissertation Die philosophische Persönlichkeit des Antiochos von Askalon promoviert worden.

Trotz seines Kriegseinsatzes verfolgte Dörrie weiterhin seine akademische Karriere. Während eines achtwöchigen Fronturlaubs (1943) absolvierte er in Göttingen das gesamte Habilitationsverfahren, einschließlich des Probevortrags. Im folgenden Jahr bestellte ihn das Göttinger Institut für Altertumskunde zum Oberassistenten. Während seines Fronteinsatzes konnte Dörrie die Stelle nicht sofort antreten. Kurz vor Kriegsende (1945) geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft und wurde ins Arbeitslager von Plawsk verschleppt. Während seiner langen Haftzeit hielt er am Studium der antiken Literatur und Geisteswelt fest, obwohl er keine Bücher besaß und von der Außenwelt beinahe abgeschnitten war: Eine Postkarte aus dem Lager war auf etwa 25 Wörter beschränkt. Seine Frau konnte ihm in jeden Brief eine Textseite eines antiken Autors einlegen. Gemeinsam mit Gleichgesinnten pflegte Dörrie die Altertumswissenschaft in kleinen Vorträgen und Gesprächsrunden, um nicht abzustumpfen. Erst 1953 wurde er aus der Gefangenschaft entlassen und konnte nach Deutschland zurückkehren.

Oberassistent in Göttingen

Zum Sommersemester 1954 trat er die Stelle als Oberassistent in Göttingen an, die ihm zehn Jahre zuvor angeboten worden war und die in der Zwischenzeit Werner Hartke (1945–1946) und Albrecht Dihle (1946–1954) vertreten hatten. In Göttingen musste sich Dörrie in weite Bereiche der antiken Literatur erst wieder einarbeiten. Gegenüber den Studenten gab er seinen Nachholbedarf offen zu und eröffnete so eine Art Lernwettkampf mit ihnen. Seine Vorlesungen und Übungen behandelten Aristoteles und die platonische Akademie, die philosophischen Schriften Marcus Tullius Ciceros, die attische Komödie, Catull, den Neuplatonismus und die römische Satire. Außerdem erteilte er griechische und lateinische Stilübungen.

Professor in Saarbrücken und Münster

Aufgrund seines Lehrerfolgs erhielt er 1957 einen Ruf der Universität des Saarlandes, wo er Professor für Klassische Philologie war. 1961 wechselte er an die Westfälische Wilhelms-Universität Münster, wo er bis zu seiner Emeritierung (1980) den Lehrstuhl für Gräzistik innehatte. Im akademischen Jahr 1968/69 war er Dekan der Philosophischen Fakultät. Die allgemeine studentische Protestbewegung der 68er, die ihn durch seine exponierte Position besonders traf, fasste er als persönlichen Affront auf. Aus diesem Grund zog er sich lange Jahre aus dem akademischen Leben zurück. Gleichwohl wurden ihm in den folgenden Jahren akademische Ehren zuteil: Die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste nahm ihn bei ihrer Gründung (1970) als ordentliches Mitglied auf. Anlässlich seines 70. Geburtstages veröffentlichten seine Schüler Horst-Dieter Blume und Friedhelm Mann zu seinen Ehren die Festschrift Platonismus und Christentum (Münster 1983). Ebenfalls 1983 beschloss die Theologische Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg die Verleihung der Ehrendoktorwürde an Dörrie; durch seinen Tod im Frühjahr kam es jedoch nicht mehr dazu.

Leistungen

Dörries wissenschaftliches Werk ist breitgefächert: Er publizierte zur antiken Philosophie, Mythologie, Religionsgeschichte, zur Dichtung Ovids, zur Wirkungsgeschichte antiker Themen und Motive (Galateia, Pygmalion) und zum frühen Christentum (besonders Gregor von Nyssa; er leitete auch die an der Westfälischen Wilhelms-Universität angesiedelte Forschungsstelle Gregor von Nyssa). Auch seine Vorlesungen in Münster umspannten alle Autoren und Epochen der griechischen und lateinischen Literatur der Antike, obwohl sein Lehrstuhl traditionell der Gräzistik gewidmet war. Seine vielfältige Gelehrsamkeit fand Ausdruck in zahlreichen Lexikonartikeln, die als Beiträge in Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft, im Kleinen Pauly, im Reallexikon für Antike und Christentum und in der Theologischen Realenzyklopädie erschienen. Mit dem antiken Roman beschäftigte er sich nur in seiner Anfangszeit. Außer seiner breit angelegten Dissertation De Longi, Achillis Tatii, Heliodori memoria, die 1935 in Göttingen gedruckt wurde, schrieb er noch eine Rezension zu der neuen kritischen Edition des Longos von Georges Dalmeyda (Paris 1934).

Größere Schwerpunkte in Dörries Forschungsarbeit bilden die antike Briefliteratur und ganz besonders der Platonismus. In jahrzehntelanger Arbeit sichtete er, unterstützt von seiner Frau, die meisten der über 200 Handschriften, in denen Ovids Heroides überliefert sind. Aufgrund dieser Arbeit konnte er 1971 eine kritische Ausgabe der Epistulae Heroidum herausgeben, die trotz ihrer großen Verdienste für die Überlieferungsgeschichte in der Fachwelt nicht unumstritten war. Vier Jahre später veröffentlichte er die Epistula Sapphus (Zetemata 1975), deren Überlieferungslage ein ähnlich großes Problem darstellt.

Die systematische Erforschung des Platonismus hatte sich Dörrie bereits nach dem Studium vorgenommen. Seine Arbeiten kamen jedoch nur langsam voran. Seit den 50er Jahren trug er sein Projekt in die Öffentlichkeit und hielt auch mehrere Symposien ab, die zahlreiche Einzelarbeiten hervorbrachten. In der Aufsatzsammlung Platonica Minora (München 1976) legte Dörrie seine bis dato formulierten Ergebnisse nieder. Die große Systematik unter dem Titel „Der Platonismus der Antike“ kam wegen seines Todes vorerst nicht zustande. Das Projekt wurde von seiner Witwe Annemarie Dörrie, seinem Schüler Friedhelm Mann und seinem Assistenten Matthias Baltes fortgeführt, ab 2003 von Christian Pietsch. Von 1987 bis 2008 sind insgesamt sieben Bände in der Reihe erschienen.

Sein Nachlass befindet sich in der Bayerischen Staatsbibliothek.

Schriften (Auswahl)

  • De Longi, Achillis Tatii, Heliodori memoria. Göttingen 1935 (Dissertation)
  • Passio SS Machabaeorum, die antike lateinische Übersetzung des 4. Makkabäerbuches. Göttingen 1938
  • Leid und Erfahrung. Die Wort- und Sinn-Verbindung παθεῖν – μαθεῖν im griechischen Denken. Mainz 1956 (= Abhandlungen der geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz. Jahrgang 1956, Nr. 5).
  • Porphyrios’ Symmikta zetemata. Ihre Stellung in System und Geschichte des Neuplatonismus nebst einem Kommentar zu den Fragmenten. München 1959 (= Zetemata. Band 20)
  • Untersuchungen zur Überlieferungsgeschichte von Ovids Epistulae Heroidum. 3 Teile, Göttingen 1960–1972
  • Porphyrios als Mittler zwischen Plotin und Augustin. In: Paul Wilpert, Willehad P. Eckert (Hrsg.): Antike und Orient im Mittelalter. Vorträge der Kölner Mediaevistentagungen 1956–1959 (= Miscellanea Mediaevalia. Band 1). De Gruyter, Berlin 1962, S. 26–47.
  • Der Königskult des Antiochos von Kommagene im Lichte neuer Inschriften-Funde. Göttingen 1964
  • Der heroische Brief. Bestandsaufnahme, Geschichte, Kritik einer humanistisch-barocken Literaturgattung. Berlin 1968
  • Die schöne Galatea. Eine Gestalt am Rande des griechischen Mythos in antiker und neuzeitlicher Sicht. München 1968
  • Epistulae Heroidum. P. Ovidius Naso. Ad fidem codicum edidit Henricus Dörrie. Berlin / New York 1971
  • Pygmalion. Ein Impuls Ovids und seine Wirkungen bis in die Gegenwart. Opladen 1974
  • P. Ovidius Naso, Der Brief der Sappho an Phaon. Mit literarischem und kritischem Kommentar im Rahmen einer motivgeschichtlichen Studie. München 1975 (= Zetemata 58)
  • Von Platon zum Platonismus. Ein Bruch in der Überlieferung und seine Überwindung. Opladen 1976
  • Platonica minora. München 1976
  • Sinn und Funktion des Mythos in der griechischen und der römischen Dichtung. Opladen 1978
  • Der Platonismus der Antike. Band 1: Die geschichtlichen Wurzeln des Platonismus. Bausteine 1–35. Text, Übersetzung, Kommentar. Aus dem Nachlass herausgegeben von Annemarie Dörrie. Stuttgart 1987, ISBN 3-7728-1153-1
  • Der Platonismus der Antike. Band 2: Der hellenistische Rahmen des kaiserzeitlichen Platonismus. Bausteine 36–72. Text, Übersetzung, Kommentar. Aus dem Nachlass herausgegeben und bearbeitet von Matthias Baltes. Stuttgart 1990, ISBN 3-7728-1154-X
  • Der Platonismus der Antike. Band 3: Der Platonismus im 2. und 3. Jahrhundert nach Christus. Bausteine 73–100. Aus dem Nachlass herausgegeben und bearbeitet von Matthias Baltes. Stuttgart 1993, ISBN 3-7728-1155-8

Literatur

  • Horst-Dieter Blume, Friedhelm Mann (Herausgeber): Platonismus und Christentum: Festschrift für Heinrich Dörrie, Münster 1983 (mit Schriftenverzeichnis).
  • Horst-Dieter Blume: Heinrich Dörrie †. In: Gnomon 56 (1984), S. 185–189.
  • Cornelia Wegeler: „… wir sagen ab der internationalen Gelehrtenrepublik“ – Altertumswissenschaft und Nationalsozialismus. Das Göttinger Institut für Altertumskunde 1921–1962. Wien, Köln, Weimar 1996, ISBN 3-205-05212-9.

Weblinks

  • Literatur von und über Heinrich Dörrie im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Der Nachlass in der Bayerischen Staatsbibliothek

Einzelnachweise

  1. Blume (1984), S. 186.
  2. Blume (1984), S. 187.
  3. Blume (1984), S. 189.
  4. Forschungsstelle Gregor von Nyssa
  5. Blume (1984), S. 188.
  6. Webseite der Bayerischen Staatsbibliothek mit Angaben zu Nachlässen (Memento vom 25. September 2010 im Internet Archive) abgerufen am 1. August 2010
Inhaber der Professuren für Klassische Philologie an der Universität des Saarlandes

Erste Professur: Rudolf Stark (1949–1966) | Otto Lendle (1967–1977) | Carl Werner Müller (1978–1999) | Peter Riemer (2000–2021)

Zweite Professur: Ernst Zinn (1951–1956) | Heinrich Dörrie (1957–1961) | Robert Schröter (1962–1968) | Clemens Zintzen (1969–1972) | Eckard Lefèvre (1974–1977) | Woldemar Görler (1980–1999)

Inhaber der Lehrstühle für Klassische Philologie an der Universität Münster

Erster Lehrstuhl: Hermann Ludwig Nadermann (1821–1853) | Ferdinand Deycks (1843–1867) | Peter Langen (1868–1897) | Peter Sonnenburg (1898–1928) | Franz Beckmann (1931–1963) | Hermann Tränkle (1963–1972) | Christian Gnilka (1972–2002) | Christine Schmitz (seit 2002)

Zweiter Lehrstuhl: Franz Winiewski (1838–1874) | Johann Matthias Stahl (1874–1906) | Wilhelm Kroll (1906–1913) | Richard Wünsch (1913–1915) | Hermann Schöne (1916–1935) | Walter Eberhardt (1937–1946) | Friedrich Mehmel (1947–1951) | Richard Harder (1952–1957) | Gerhard Müller (1958–1962) | Martin Sicherl (1963–1982) | Wolfgang Hübner (1986–2004) | Alexander Arweiler (seit 2004)

Dritter Lehrstuhl (bis 1918 Extraordinariat): Franz Ignaz Schwerdt (1861–1868) | Adalbert Parmet (1869–1898) | Carl Hosius (1897–1906) | Ludwig Radermacher (1906–1909) | Karl Münscher (1909–1936) | Rudolf Güngerich (1951–1953) | Hermann Kleinknecht (1953–1960) | Heinrich Dörrie (1961–1980) | Hermann Wankel (1981–1991) | Adolf Köhnken (1992–2002) | Christian Pietsch (seit 2003)

Vierter Lehrstuhl: Otto Hiltbrunner (1962–1979)

Normdaten (Person): GND: 118526375 (lobid, GND Explorer, OGND, AKS) | LCCN: n50028851 | VIAF: 73865473 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Dörrie, Heinrich
ALTERNATIVNAMEN Dörrie, Heinrich Adicke (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher Klassischer Philologe
GEBURTSDATUM 27. November 1911
GEBURTSORT Hannover
STERBEDATUM 16. März 1983
STERBEORT Münster

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 18 Jul 2025 / 17:22

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Dieser Artikel behandelt den Altphilologen fur den Mathematiker siehe Heinrich Dorrie Mathematiker Heinrich Adicke Dorrie 27 November 1911 in Hannover 16 Marz 1983 in Munster war ein deutscher Klassischer Philologe der als Professor an den Universitaten in Saarbrucken 1957 1961 und Munster 1961 1980 wirkte Er ist besonders durch seine Beitrage zur Erforschung des Platonismus bekannt und begrundete die Reihe Der Platonismus der Antike die erst nach seinem Tod erschien LebenHeinrich Dorrie wurde 1911 als Sohn des gleichnamigen Arztes in Hannover geboren Ab 1921 besuchte er das Ratsgymnasium wo ihn seine Lehrer zur Beschaftigung mit der antiken Literatur anregten Darum begann Dorrie im Sommersemester 1930 an der Universitat Tubingen ein Studium der Klassischen Philologie und Romanistik Spater wechselte er fur ein Semester an die Universitat Lausanne dann an die Universitat Leipzig wo ihn die Grazisten Erich Bethe und Alfred Korte beeinflussten Schliesslich ging er an die Georg August Universitat Gottingen Neben Hermann Frankel und Max Pohlenz beeinflusste ihn hier besonders Kurt Latte der ihm auch das Thema seiner Doktorarbeit stellte Dorrie sollte sich mit der handschriftlichen Uberlieferung der griechischen Romanschriftsteller beschaftigen die damals noch weitgehend ungeklart war Zu diesem Zweck reiste Dorrie im Wintersemester 1933 34 nach Florenz untersuchte die Handschriften in der Biblioteca Medicea Laurenziana und bildete sich bei den Papyrologen Girolamo Vitelli Medea Norsa und Giorgio Pasquali weiter Anfang 1935 wurde Dorrie promoviert und legte das Erste Staatsexamen ab Seine Dissertation uber die Uberlieferung der griechischen Romanautoren Longos Achilleus Tatios und Heliodoros war die letzte lateinisch abgefasste Doktorarbeit an der Universitat Gottingen Seine erste Anstellung erhielt Dorrie als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Septuaginta Unternehmen der Gesellschaft der Wissenschaften zu Gottingen Hier verfeinerte er seine editorischen Fahigkeiten und sammelte Material fur seine Ausgabe der Passio Sanctorum Maccabaeorum die 1938 in den Abhandlungen der Gesellschaft der Wissenschaften erschien Seine eigentliche Aufgabe sah Dorrie aber schon damals in der systematischen Erforschung des Platonismus Die Ausfuhrung dieser Plane wurde jedoch mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges verzogert Die Regisseurin Doris Dorrie ist seine Nichte Fronteinsatz und Kriegsgefangenschaft Im Oktober 1939 wurde Dorrie als Soldat zur Wehrmacht eingezogen Wahrend eines Urlaubs im Februar 1940 heiratete er Annemarie Lueder die er 1937 in Gottingen kennengelernt hatte sie war im Jahr zuvor bei Ulrich Knoche und Karl Deichgraber mit der Dissertation Die philosophische Personlichkeit des Antiochos von Askalon promoviert worden Trotz seines Kriegseinsatzes verfolgte Dorrie weiterhin seine akademische Karriere Wahrend eines achtwochigen Fronturlaubs 1943 absolvierte er in Gottingen das gesamte Habilitationsverfahren einschliesslich des Probevortrags Im folgenden Jahr bestellte ihn das Gottinger Institut fur Altertumskunde zum Oberassistenten Wahrend seines Fronteinsatzes konnte Dorrie die Stelle nicht sofort antreten Kurz vor Kriegsende 1945 geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft und wurde ins Arbeitslager von Plawsk verschleppt Wahrend seiner langen Haftzeit hielt er am Studium der antiken Literatur und Geisteswelt fest obwohl er keine Bucher besass und von der Aussenwelt beinahe abgeschnitten war Eine Postkarte aus dem Lager war auf etwa 25 Worter beschrankt Seine Frau konnte ihm in jeden Brief eine Textseite eines antiken Autors einlegen Gemeinsam mit Gleichgesinnten pflegte Dorrie die Altertumswissenschaft in kleinen Vortragen und Gesprachsrunden um nicht abzustumpfen Erst 1953 wurde er aus der Gefangenschaft entlassen und konnte nach Deutschland zuruckkehren Oberassistent in Gottingen Zum Sommersemester 1954 trat er die Stelle als Oberassistent in Gottingen an die ihm zehn Jahre zuvor angeboten worden war und die in der Zwischenzeit Werner Hartke 1945 1946 und Albrecht Dihle 1946 1954 vertreten hatten In Gottingen musste sich Dorrie in weite Bereiche der antiken Literatur erst wieder einarbeiten Gegenuber den Studenten gab er seinen Nachholbedarf offen zu und eroffnete so eine Art Lernwettkampf mit ihnen Seine Vorlesungen und Ubungen behandelten Aristoteles und die platonische Akademie die philosophischen Schriften Marcus Tullius Ciceros die attische Komodie Catull den Neuplatonismus und die romische Satire Ausserdem erteilte er griechische und lateinische Stilubungen Professor in Saarbrucken und Munster Aufgrund seines Lehrerfolgs erhielt er 1957 einen Ruf der Universitat des Saarlandes wo er Professor fur Klassische Philologie war 1961 wechselte er an die Westfalische Wilhelms Universitat Munster wo er bis zu seiner Emeritierung 1980 den Lehrstuhl fur Grazistik innehatte Im akademischen Jahr 1968 69 war er Dekan der Philosophischen Fakultat Die allgemeine studentische Protestbewegung der 68er die ihn durch seine exponierte Position besonders traf fasste er als personlichen Affront auf Aus diesem Grund zog er sich lange Jahre aus dem akademischen Leben zuruck Gleichwohl wurden ihm in den folgenden Jahren akademische Ehren zuteil Die Nordrhein Westfalische Akademie der Wissenschaften und der Kunste nahm ihn bei ihrer Grundung 1970 als ordentliches Mitglied auf Anlasslich seines 70 Geburtstages veroffentlichten seine Schuler Horst Dieter Blume und Friedhelm Mann zu seinen Ehren die Festschrift Platonismus und Christentum Munster 1983 Ebenfalls 1983 beschloss die Theologische Fakultat der Ruprecht Karls Universitat Heidelberg die Verleihung der Ehrendoktorwurde an Dorrie durch seinen Tod im Fruhjahr kam es jedoch nicht mehr dazu LeistungenDorries wissenschaftliches Werk ist breitgefachert Er publizierte zur antiken Philosophie Mythologie Religionsgeschichte zur Dichtung Ovids zur Wirkungsgeschichte antiker Themen und Motive Galateia Pygmalion und zum fruhen Christentum besonders Gregor von Nyssa er leitete auch die an der Westfalischen Wilhelms Universitat angesiedelte Forschungsstelle Gregor von Nyssa Auch seine Vorlesungen in Munster umspannten alle Autoren und Epochen der griechischen und lateinischen Literatur der Antike obwohl sein Lehrstuhl traditionell der Grazistik gewidmet war Seine vielfaltige Gelehrsamkeit fand Ausdruck in zahlreichen Lexikonartikeln die als Beitrage in Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft im Kleinen Pauly im Reallexikon fur Antike und Christentum und in der Theologischen Realenzyklopadie erschienen Mit dem antiken Roman beschaftigte er sich nur in seiner Anfangszeit Ausser seiner breit angelegten Dissertation De Longi Achillis Tatii Heliodori memoria die 1935 in Gottingen gedruckt wurde schrieb er noch eine Rezension zu der neuen kritischen Edition des Longos von Georges Dalmeyda Paris 1934 Grossere Schwerpunkte in Dorries Forschungsarbeit bilden die antike Briefliteratur und ganz besonders der Platonismus In jahrzehntelanger Arbeit sichtete er unterstutzt von seiner Frau die meisten der uber 200 Handschriften in denen Ovids Heroides uberliefert sind Aufgrund dieser Arbeit konnte er 1971 eine kritische Ausgabe der Epistulae Heroidum herausgeben die trotz ihrer grossen Verdienste fur die Uberlieferungsgeschichte in der Fachwelt nicht unumstritten war Vier Jahre spater veroffentlichte er die Epistula Sapphus Zetemata 1975 deren Uberlieferungslage ein ahnlich grosses Problem darstellt Die systematische Erforschung des Platonismus hatte sich Dorrie bereits nach dem Studium vorgenommen Seine Arbeiten kamen jedoch nur langsam voran Seit den 50er Jahren trug er sein Projekt in die Offentlichkeit und hielt auch mehrere Symposien ab die zahlreiche Einzelarbeiten hervorbrachten In der Aufsatzsammlung Platonica Minora Munchen 1976 legte Dorrie seine bis dato formulierten Ergebnisse nieder Die grosse Systematik unter dem Titel Der Platonismus der Antike kam wegen seines Todes vorerst nicht zustande Das Projekt wurde von seiner Witwe Annemarie Dorrie seinem Schuler Friedhelm Mann und seinem Assistenten Matthias Baltes fortgefuhrt ab 2003 von Christian Pietsch Von 1987 bis 2008 sind insgesamt sieben Bande in der Reihe erschienen Sein Nachlass befindet sich in der Bayerischen Staatsbibliothek Schriften Auswahl De Longi Achillis Tatii Heliodori memoria Gottingen 1935 Dissertation Passio SS Machabaeorum die antike lateinische Ubersetzung des 4 Makkabaerbuches Gottingen 1938 Leid und Erfahrung Die Wort und Sinn Verbindung pa8eῖn ma8eῖn im griechischen Denken Mainz 1956 Abhandlungen der geistes und sozialwissenschaftlichen Klasse der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz Jahrgang 1956 Nr 5 Porphyrios Symmikta zetemata Ihre Stellung in System und Geschichte des Neuplatonismus nebst einem Kommentar zu den Fragmenten Munchen 1959 Zetemata Band 20 Untersuchungen zur Uberlieferungsgeschichte von Ovids Epistulae Heroidum 3 Teile Gottingen 1960 1972 Porphyrios als Mittler zwischen Plotin und Augustin In Paul Wilpert Willehad P Eckert Hrsg Antike und Orient im Mittelalter Vortrage der Kolner Mediaevistentagungen 1956 1959 Miscellanea Mediaevalia Band 1 De Gruyter Berlin 1962 S 26 47 Der Konigskult des Antiochos von Kommagene im Lichte neuer Inschriften Funde Gottingen 1964 Der heroische Brief Bestandsaufnahme Geschichte Kritik einer humanistisch barocken Literaturgattung Berlin 1968 Die schone Galatea Eine Gestalt am Rande des griechischen Mythos in antiker und neuzeitlicher Sicht Munchen 1968 Epistulae Heroidum P Ovidius Naso Ad fidem codicum edidit Henricus Dorrie Berlin New York 1971 Pygmalion Ein Impuls Ovids und seine Wirkungen bis in die Gegenwart Opladen 1974 P Ovidius Naso Der Brief der Sappho an Phaon Mit literarischem und kritischem Kommentar im Rahmen einer motivgeschichtlichen Studie Munchen 1975 Zetemata 58 Von Platon zum Platonismus Ein Bruch in der Uberlieferung und seine Uberwindung Opladen 1976 Platonica minora Munchen 1976 Sinn und Funktion des Mythos in der griechischen und der romischen Dichtung Opladen 1978 Der Platonismus der Antike Band 1 Die geschichtlichen Wurzeln des Platonismus Bausteine 1 35 Text Ubersetzung Kommentar Aus dem Nachlass herausgegeben von Annemarie Dorrie Stuttgart 1987 ISBN 3 7728 1153 1 Der Platonismus der Antike Band 2 Der hellenistische Rahmen des kaiserzeitlichen Platonismus Bausteine 36 72 Text Ubersetzung Kommentar Aus dem Nachlass herausgegeben und bearbeitet von Matthias Baltes Stuttgart 1990 ISBN 3 7728 1154 X Der Platonismus der Antike Band 3 Der Platonismus im 2 und 3 Jahrhundert nach Christus Bausteine 73 100 Aus dem Nachlass herausgegeben und bearbeitet von Matthias Baltes Stuttgart 1993 ISBN 3 7728 1155 8LiteraturHorst Dieter Blume Friedhelm Mann Herausgeber Platonismus und Christentum Festschrift fur Heinrich Dorrie Munster 1983 mit Schriftenverzeichnis Horst Dieter Blume Heinrich Dorrie In Gnomon 56 1984 S 185 189 Cornelia Wegeler wir sagen ab der internationalen Gelehrtenrepublik Altertumswissenschaft und Nationalsozialismus Das Gottinger Institut fur Altertumskunde 1921 1962 Wien Koln Weimar 1996 ISBN 3 205 05212 9 WeblinksLiteratur von und uber Heinrich Dorrie im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Der Nachlass in der Bayerischen StaatsbibliothekEinzelnachweiseBlume 1984 S 186 Blume 1984 S 187 Blume 1984 S 189 Forschungsstelle Gregor von Nyssa Blume 1984 S 188 Webseite der Bayerischen Staatsbibliothek mit Angaben zu Nachlassen Memento vom 25 September 2010 im Internet Archive abgerufen am 1 August 2010Inhaber der Professuren fur Klassische Philologie an der Universitat des Saarlandes Erste Professur Rudolf Stark 1949 1966 Otto Lendle 1967 1977 Carl Werner Muller 1978 1999 Peter Riemer 2000 2021 Zweite Professur Ernst Zinn 1951 1956 Heinrich Dorrie 1957 1961 Robert Schroter 1962 1968 Clemens Zintzen 1969 1972 Eckard Lefevre 1974 1977 Woldemar Gorler 1980 1999 Inhaber der Lehrstuhle fur Klassische Philologie an der Universitat Munster Erster Lehrstuhl Hermann Ludwig Nadermann 1821 1853 Ferdinand Deycks 1843 1867 Peter Langen 1868 1897 Peter Sonnenburg 1898 1928 Franz Beckmann 1931 1963 Hermann Trankle 1963 1972 Christian Gnilka 1972 2002 Christine Schmitz seit 2002 Zweiter Lehrstuhl Franz Winiewski 1838 1874 Johann Matthias Stahl 1874 1906 Wilhelm Kroll 1906 1913 Richard Wunsch 1913 1915 Hermann Schone 1916 1935 Walter Eberhardt 1937 1946 Friedrich Mehmel 1947 1951 Richard Harder 1952 1957 Gerhard Muller 1958 1962 Martin Sicherl 1963 1982 Wolfgang Hubner 1986 2004 Alexander Arweiler seit 2004 Dritter Lehrstuhl bis 1918 Extraordinariat Franz Ignaz Schwerdt 1861 1868 Adalbert Parmet 1869 1898 Carl Hosius 1897 1906 Ludwig Radermacher 1906 1909 Karl Munscher 1909 1936 Rudolf Gungerich 1951 1953 Hermann Kleinknecht 1953 1960 Heinrich Dorrie 1961 1980 Hermann Wankel 1981 1991 Adolf Kohnken 1992 2002 Christian Pietsch seit 2003 Vierter Lehrstuhl Otto Hiltbrunner 1962 1979 Normdaten Person GND 118526375 lobid GND Explorer OGND AKS LCCN n50028851 VIAF 73865473 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Dorrie HeinrichALTERNATIVNAMEN Dorrie Heinrich Adicke vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Klassischer PhilologeGEBURTSDATUM 27 November 1911GEBURTSORT HannoverSTERBEDATUM 16 Marz 1983STERBEORT Munster

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