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Otto Paul Heinz Gräfe 15 Juli 1908 in Leipzig 25 Januar 1944 bei einem Autounfall bei Bad Tölz war als Oberregierungsrat

Heinz Gräfe

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Otto Paul Heinz Gräfe (* 15. Juli 1908 in Leipzig; † 25. Januar 1944 bei einem Autounfall bei Bad Tölz) war als Oberregierungsrat und SS-Obersturmbannführer Leiter der Ostaufklärung beim Auslands-Geheimdienst des Sicherheitsdienst des Reichsführers SS im Reichssicherheitshauptamt sowie Führer des Einsatzkommandos 1 der Einsatzgruppe V der Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei im deutsch besetzten Polen.

Herkunft, Schule und Studium

Heinz Gräfe wurde am 15. Juli 1908 in Leipzig geboren und hatte zwei Geschwister. Sein Vater Paul Gräfe war Buchhändler in der von dessen Vater 1884 gegründeten Buchhandlung. Paul Gräfe fiel im November 1914 an der Westfront in Flandern. Seine Mutter, die nicht erneut heiratete, arbeitete nach dem Krieg als Postsekretärin.

Ab 1915 besuchte Heinz Gräfe das Realgymnasium in Leipzig, das er als Jahrgangsbester 1928 mit dem Abitur verließ. Mit einem Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes finanzierte er sein Jurastudium an der Universität Leipzig. Dort engagierte er sich als Vorstandsmitglied der Studentenschaft.

Am 31. August 1929 lernte er auf einer Geburtstagsfeier seine künftige Frau kennen. Diese stammte aus einer bürgerlichen Kaufmannsfamilie, machte 1930 Abitur und begann im Herbst des gleichen Jahres eine Ausbildung als Bibliothekarin. Am 31. August 1932 fand die Verlobung statt.

In der Gräfeschen Wohnung traf sich ein Freundeskreis von fünf jungen Studenten, die im Studentenwerk tätig waren und sich den Namen Schwarze Hand gaben. Auch gesellschaftliche und politische Themen bestimmten die Interessen dieses Zirkels. 1928 unternahm Gräfe eine Fahrt nach Kärnten und in die Steiermark. Weiters bereiste er Slowenien um volksdeutsche Siedlungen zu besuchen. Im April 1929 organisierte er eine 14-tägige Tagung in Miltenberg, mit dem Soziologen Hans Freyer (1887–1969) als einem der Referenten. Themen waren Begriffe wie Volk, Staat, Demokratie und Parlamentarismus. 1930 fand wiederum eine Tagung, diesmal in Wertheim, statt, an der der Soziologe Gunther Ipsen (1899–1984) über das Thema Kapitalismus und moderne Gesellschaftsordnung mit den Studenten diskutierte. Unter den studentischen Teilnehmern befanden sich mehrere Kommilitonen, denen Gräfe später in maßgeblichen Funktionsstellungen im Reichssicherheitshauptamt (RSHA) wieder begegnen sollte; so Wilhelm Spengler, der spätere Leiter der Gruppe C (Kultur) im Amt III des SD-Inland, und Erhard Mäding, der ab 1942 als Referent für Landschaftsplanung beim Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums am Generalplan Ost mitarbeitete und 1944 schließlich nach dem Tode von Heinz Gräfe Leiter des Referats III A 3 (Verfassung und Verwaltung) im RSHA wurde.

Vom Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB) wurde die Wertheimer Tagung als Geldverschwendung kritisiert. Der Zwist zwischen dem NSDStB und der Schwarzen Hand wirkte sich für Gräfe bis 1938 und 1943 in seiner Beurteilung durch den SD-Oberabschnitt Nord-Ost aus, in der er „als Intellektueller mit einer ausgesprochenen pazifistischen Richtung“ und als Gegner des Nationalsozialismus vor der „Machtübernahme“ bezeichnet wurde.

Beim Sicherheitsdienst (SD) 1933 bis 1935

Nach der „Machtergreifung“ Hitlers trat Gräfe dem NS-Juristenbund bei, jedoch vorerst noch nicht der Partei, sondern der Studentengruppe des Stahlhelms in Leipzig. Auch dies wurde vor seiner Übernahme in den Probedienst der preußischen inneren Verwaltung kritisch vermerkt. Als der „Stahlhelm“ im Herbst 1933 im Rahmen der Gleichschaltung in die SA bzw. SS überführt wurde, war Gräfe bei den neuen Machthabern angelangt und musste eine Entscheidung treffen. Trotz seiner Gegnerschaft zum NSDStB an der Leipziger Universität konnte er sich inhaltlich mit dem Programm der NSDAP weitgehend identifizieren, auch wenn er gewisse von ihm als plebejisch bezeichnete Erscheinungen der NS-Bewegung ablehnte.

Durch Vermittlung von Erhard Mäding, der mit Gräfe 1933 sein Referendariat am Amtsgericht Pirna ableistete und später sein Schwager wurde, gelangte Gräfe Ende 1933 nach einem persönlichen Gespräch mit Reinhard Heydrich in Jena als ehrenamtlicher Angehöriger (SS-Nummer 107 213) zum Sicherheitsdienst des Reichsführers SS (SD), dem Nachrichtendienst der Partei. Die kleine und als elitär geltende NS-Organisation erschien als geeignetes Vehikel für eine politische Karriere unter den sich abzeichnenden Zukunftsaussichten. In seinem Lebenslauf schrieb Gräfe 1934, dass er dem SD „mit Leib und Seele“ angehöre. Hier trugen Gräfe und Mäding auf dem Gebiet der sog. Lebensgebietsarbeit, also der systematischen Beobachtung aller gesellschaftlichen Bereiche, zum Aufbau eines Informationsnetzes in Sachsen bei.

Bei der Gestapo in Kiel und Tilsit 1936 bis 1940

Nach Ablegung des Assessorexamens im August 1934 mit der Note „Gut“ wurde Gräfe Ende 1935 der Staatspolizeistelle (Stapostelle) Kiel zugewiesen. Nach Ablauf eines neunmonatigen Probedienstes ernannte ihn Reinhard Heydrich aufgrund seiner „hervorragenden Fähigkeiten und Leistungen“ zum Vertreter des dortigen Leiters Hans-Ulrich Geschke. Zum 1. Mai 1937 trat er der NSDAP bei (Mitgliedsnummer 3.959.575). Nach Absolvierung des Wehrdienstes und Erstellung seiner Dissertation mit dem Titel Neue Grundlagen der öffentlichen Arbeitsvermittlung erfolgte seine Promotion zum Dr. jur. und die Übernahme in den preußischen Landesdienst als Regierungsassessor. Am 1. Oktober 1937 wurde er nach Tilsit versetzt. Im November 1937 übernahm er als Nachfolger von Walter Huppenkothen die dortige Stapostelle und damit zugleich den SD-Unterabschnitt Gumbinnen mit Sitz in Tilsit. Er war also sowohl für die Gestapo wie auch für den SD tätig.

Im November 1938 wurde Gräfe zum Regierungsrat ernannt und im April 1939 zum SS-Sturmbannführer befördert. Im Personalbericht vom März 1939 von Gräfes Vorgesetzten, dem Inspekteur der Sicherheitspolizei (IdS) Nordosten und Führer des SD-Oberabschnittes Nordosten, SS-Brigadeführer Jakob Sporrenberg, wurden immer noch Vorbehalte hinsichtlich seiner nationalsozialistischen Überzeugung geäußert. Danach wolle Gräfe „unbedingt als NS gelten, sei aber vielleicht innerlich noch nicht restlos überzeugt“. Seine fachlichen Leistungen wurden zwar voll anerkannt, jedoch wurde mehr nationalsozialistische und SS-mäßige Haltung eingefordert.

Ab Juni 1938 mussten alle politischen Geheimdienst-Aktivitäten des SD im Ausland vom Amt III/3 des SD-Hauptamtes genehmigt werden, wie der in der Verwaltung des SD-Hauptamtes tätige Walter Schellenberg am 18. Juni 1938 im Auftrag von Heydrich an alle SD-Stellen übermittelte. Für die Datensammlung an der Ostgrenze des Reiches waren jetzt drei sogenannte Blockstellen in Tilsit, Hof und Wien zuständig. Die Blockstelle in Tilsit unter Dr. Heinz Gräfe hatte das Zielgebiet Baltikum, wobei hauptsächlich Litauen und das Memelgebiet im Blickpunkt lagen. In Tilsit hatte Gräfe die Betreuung litauischer Agenten übernommen. Sein Stellvertreter bei der Gestapo war der SS-Obersturmführer Hartmut Pulmer. Gräfe zur Seite stand der mit ihm befreundete Hans Schindowski, der nicht nur für den SD arbeitete, sondern zugleich auch Stadtkämmerer in Gumbinnen und ab Februar 1938 als besoldeter Bürgermeister für die Finanzen der Stadt Tilsit zuständig war. Der SD in Tilsit betrieben ein Netz von Informanten in Litauen, zu dem u. a. die Volksdeutschen Martin Kurmis, Richard Kossmann und Richard Schweizer gehörten. Richard Schweizer war er seit 1930 im deutschen Kulturverband in Litauen tätig. Leiter des Kulturverbandes war Richard Kossmann. Kossmann und Schweizer waren die wichtigsten deutschen Agenten im Kulturverband. Gräfe war in Tilsit in die Bemühungen der Volksdeutschen Mittelstelle eingebunden, die Abtrennung des Memelgebietes von Litauen und dessen Anschluss an Deutschland vorzubereiten.

Bei den Anstrengungen zur Rückführung des durch den Versailler Vertrag von Deutschland abgetrennten und 1923 von Litauen besetzten Memellandes leistete Gräfe Hilfe, so dass Litauen am 22. März 1939, zwei Tage nach dem deutschen Ultimatum, das Memelland an das Deutsche Reich zurückgab. In Tilsit nahm er Kontakte zur litauischen Sicherheitspolizei auf bzw. nach der sowjetischen Besetzung Litauens im Herbst 1939 zur antikommunistischen Untergrundbewegung. Heinz Gräfe hatte indes schon zuvor gute Kontakte zur litauischen Sicherheitspolizei gehabt, wie er in einem später verfassten Schreiben skizzierte:

„Die Staatspolizei und der SD-Abschnitt Tilsit haben schon seit 1938 eine gewisse Zusammenarbeit mit der litauischen Staatssicherheitspolizei gepflegt. Größeren Umfang nahm sie jedoch erst nach der Rückgabe des Memelgebietes an.“

Walter Schellenberg benannte Gräfe Anfang Februar 1940 zum Hauptbevollmächtigten des Amtes VI (SD-Ausland) für das Baltikum. Danach liefen über Gräfe Verbindungen in die Kreise der Führung der litauischen Sicherheitspolizei unter Augustinas Poviláitis und Oberst Povilas Meškáuskas. Litauens Präsident Antanas Smetona hatte nach dem Fall Polens inzwischen erkannt, dass sein Land zwischen die Fronten zweier Großmächte geraten war. Er war an einer Protektion durch das Deutsche Reich gegenüber der Sowjetunion interessiert, was ihm als kleineres Übel erschien. Povilaitis und Meškáuskas trafen sich am 19. und 20. Februar 1940 mit der Führung des RSHA in Berlin, wie der erhalten gebliebene Tischkalender von Werner Best vom RSHA belegt. Gräfe war einer der Teilnehmer. Danach reiste Gräfe im März nach Kaunas. Ziel war es, über Litauen Agenten des SD in die Sowjetunion zu schleusen. Diese deutschen Agenten in den litauischen Behörden flüchteten jedoch nach dem Einmarsch der Roten Armee in Litauen nach Deutschland. Außerdem erhielt Gräfe Informationen zu polnischen und britischen Agenten im Raum Wilna. Augustinas Poviláitis gab beim Verhör durch das NKWD am 1. Oktober 1940 an:

„Im März dieses Jahres wurden auf meine Anordnung […] 30 festgenommene Mitglieder polnischer nationalistischer Organisationen an den Vertreter der Gestapo, Heinz Gräfe, ausgeliefert […] Ihre Auslieferung an die Deutschen hatte ich mit dem Innenminister Kazys Skučas ausgemacht.“

Infolge des anstehenden Westfeldzugs der Deutschen kam im Frühjahr für Litauen und das Baltikum aber keine weitere Unterstützung durch Hitler in Frage, der sich zunächst noch nicht mit der Sowjetunion anlegen wollte.

Mit seinem erfolgreichen Einsatz gegen Litauen gehörte Gräfe zu den Begründern der Auslandsaufklärung von Sipo und SD im Baltikum. Gräfe nutzte die deutsche Volkstumsbewegung in den baltischen Ländern. Nach dem Abzug der letzten deutschen Umsiedler aus dem Baltikum begann die Rote Armee die baltischen Länder im Juni 1940 zu besetzen. Danach trat Litauen im August der Sowjetunion bei. Für Heinz Gräfe war damit das Ende seiner Mission in Tilsit gekommen. Gräfes Doppelfunktion wurde wieder aufgeteilt. Die Stapo-Stelle Tilsit übernahm im Oktober 1940 Hans-Joachim Böhme. Den SD-Abschnitt Tilsit/Gumbinnen führte vertretungsweise Heinz Unglaube, ehe offiziell Hauptsturmführer Werner Hersmann im März 1941 den SD-Abschnitt übernahm.

In der Person von Heinz Gräfe manifestiert sich besonders deutlich eine Systematik, die typisch für die Geheimdienstarbeit der SS ist, nämlich der Dualismus zwischen Sipo und SD. Der SD war das beobachtende Organ, die Sipo war für die Strafverfolgung zuständig. Die Sipo bestand aus Kripo und Gestapo und im Fall der Bearbeitung der Erkenntnisse des SD war in erster Linie die Gestapo das ermittelnde Organ. Während seiner Zeit in Tilsit hatte Gräfe beide Funktionen inne. In der Person Gräfe waren somit Exekutive und Geheimdienst vereint. Anders gesagt, Gräfe kümmerte sich für die Gestapo um den Schutz des NS-Staates während er für den SD den Schutz der NS-Ideologie verkörperte.

Bei den Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei in Polen 1939

Der Überfall auf Polen fiel mitten in die Tilsiter Zeit Gräfes. Gräfe wurde Führer des Einsatzkommandos 1/V im Rahmen der „Intelligenzaktion“ in Polen. Das etwa 120-köpfige Einsatzkommando 1 (EK 1) marschierte als Teil der Einsatzgruppe V nach deren Aufstellung bei Allenstein/Ostpreußen unter der Führung von SS-Standartenführer Ernst Damzog im Verband der zur Heeresgruppe Nord (Fedor von Bock) gehörenden 3. Armee des Generals Georg von Küchler in Polen ein, um dort polnische Führungskreise zu liquidieren. Am 7. September 1939 meldete Gräfe, dass er für die 600-köpfige jüdische Gemeinde von Graudenz die Anlegung eines Personenverzeichnisses durch jüdische Bevollmächtigte angeordnet habe, um so die Abwanderung der noch verbliebenen Juden vorzubereiten und einen Auswanderungsfonds zu schaffen. Die männlichen Juden waren bereits aus Graudenz geflohen. Zwei beim Plündern ergriffene Polen wurden auf Weisung aus Berlin erschossen. Nach vier Wochen (am 28. September 1939) wurde Gräfe zum RSHA nach Berlin versetzt.

Zwischen September 1939 und Frühjahr 1940 liquidierten die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei 60.000 bis 80.000 Menschen in Polen. Ob und wie sehr Gräfes Teilkommando in Graudenz und Umgebung in weitere Gewaltexzesse verwickelt war, ist nicht bekannt. Die vorhandenen Unterlagen und die Untersuchungen namhafter Historiker geben dazu kaum Auskunft. Da auch in Polen keine umfänglichen Vorgänge zu Gräfes EK 1 bekannt sind, war Gräfes Kommando aller Wahrscheinlichkeit nach eher wenig an Liquidierungen beteiligt.

Im Reichssicherheitshauptamt 1940 bis 1944

Gräfe wurde am 28. September 1940 ins Amt VI (Ausland-SD) des Reichssicherheitshauptamtes (RSHA) versetzt und am 1. April 1941 Leiter der Amtsgruppe VI C (Russisch-japanisches Einflussgebiet) im RSHA als Nachfolger von Obersturmbannführer Friedrich Vollheim.

Eine der ersten Aufgaben von Gräfe bei VI C war die Vorbereitung auf den Russland-Feldzug. In dessen Vorfeld fasste das RSHA die zur Bekämpfung der Gegner des Reiches vorgesehenen Mitglieder der Einsatzgruppen in Pretzsch und Bad Düben zusammen. Das waren jene Verbände der SS, die sich im Rahmen von Sonderaufgaben mit der Vernichtung von Juden, Kommunisten, der Intelligenz und anderer Gruppierungen in Russland kümmern sollten. Dieses Personal erhielt Unterricht u. a. von „Ostexperten“ wie Heinz Gräfe und dessen Freund Hans Schindowski, die beide bis 1940 Ostaufklärung aus Tilsit heraus betrieben hatten. Ziel des Unterrichts war die Verbesserung des Kenntnisstandes der Einsatzgruppen-Angehörigen über die Sowjetunion aus Sicht des SS-Auslandsnachrichtendienstes, wobei natürlich auch die Interessen des SD in Sachen Nachrichtengewinnung eine Rolle spielten. Heinz Gräfe hielt in Bad Schmiedeberg vor den dort versammelten Führern der Einsatzgruppen einen Vortrag über die Verhältnisse in der Sowjetunion aus Sicht des SD, während sein vormaliger Tilsiter Kollege Hans Schindowski hier speziell auf die baltischen Länder einging.

Den beiden Baltikum-Experten Gräfe und Schindowski ging es u. a. darum, mit Hilfe der SD-Angehörigen in der Einsatzgruppe A Vertrauensleute des SD in den lokalen Innenverwaltungen im Baltikum zu verankern. Sie sollten die Polizeiaufgaben von Sipo und SD im Besatzungsapparat unterstützen. Beteiligt an diesen Absichten war außerdem Obersturmbannführer im SD Peter Kleist, der sowohl für die Dienststelle Ribbentrop wie auch für das Ostministerium als Berater bei der Heeresgruppe Nord im Baltikum wirkte. Gräfe versuchte Ende Juni 1941 vergeblich, den litauischen General Rastikis, der nach der sowjetischen Besetzung des Baltikums nach Berlin emigrierte, für eine Kollaborationsregierung in Litauen zu gewinnen. Ebenso sollte der Rigaer Oberstleutnant Freimanis in Lettland mit Hilfe von Heinz Jost in eine verantwortliche Position gebracht werden. Doch auch das scheiterte am Widerstand anderer lettischer Politiker. Schindowski hingegen konnte zusammen mit Unterstützung von Gräfe und Werner Best den Esten Hjalmar Mäe zu einer Kooperation mit dem SD bewegen und als Leiter der estnischen Innenverwaltung etablieren.

Unternehmen Zeppelin 1942 bis 1944

Im Herbst 1941 waren Leningrad und Moskau nach wie vor in sowjetischer Hand. Es hatte sich gezeigt, dass die Kenntnisse von Abwehr und SD über die Sowjetunion völlig unzureichend waren. Die vielen sowjetischen Kriegsgefangenen sollten Gräfe helfen, das Informationsdefizit des SD zu beheben. Zu dieser Zeit betrieb die Gestapo Einsatzgruppen in den Gefangenenlagern, die überwiegend Liquidierungen durchführten aber auch nach Informanten und Freiwilligen suchten.

Der selbst vormals zur Gestapo gehörende Heinz Gräfe wurde am 21. Oktober 1941 vom Amt VI zum Amt IV (Gestapo) des RSHA abgeordnet. Bereits am 25. Oktober 1941 dekretierte Gestapo-Chef Heinrich Müller, dass jetzt auch Angehörige des Amtes VI zu den bereits bestehenden Gestapo-Einsatzgruppen abgeordnet würden, die den Einsatzgruppenleitern während ihrer Tätigkeit in den Kriegsgefangenenlagern unterstellt wären. Es wäre ihre Aufgabe, Informationen über die Politik, ökonomische und kulturelle Bedingungen in den noch nicht besetzten russischen Gebieten durch Befragungen zu erfahren. Dafür besonders wertvolle Kriegsgefangene wären dem Amt VI zu überstellen.

Mit Zustimmung der Wehrmacht entsandte das Amt VI schließlich elf SD-Führer mit Dolmetschern in die Lager und ließ ausgewählte Gefangene befragen und rekrutieren. In dieser Situation entstand bei Gräfe die Idee, nicht nur Kriegsgefangene als Informanten zu nutzen, sondern besonders geeignete Gefangene als Agenten für die Aufklärung im sowjetischen Hinterland und eine politische Kriegsführung einzusetzen, wie Amtschef VI Walter Schellenberg später bestätigte.

Gräfe kopierte dabei die laufenden Bestrebungen der Abwehr II und des Reichsministeriums für die besetzten Ostgebiete (RmfdbO), die mit Hilfe von Ostwissenschaftlern und über die Führer osteuropäischer Exilgruppen Personal aus diesen Volksgruppen für Geheimoperationen herauszogen. Im Endeffekt waren die Pläne Gräfes nichts anderes als ein Plagiat dieser bereits angelaufenen Operationen von Abwehr II und Ostministerium. Die erste Vorlage Gräfes betraf deshalb das Wannsee-Institut des SD, dass von Gräfes Gruppe VI C operativ-fachlich geleitet wurde. Gräfe wollte sich „seine“ Ostwissenschaftler weiter sichern. Am 2. September 1941 legte Gräfe den „Plan eines nachrichtendienstlichen Forschungsdienstes“ vor. Im Kern lautete seine Argumentation, dass der Auslandsnachrichtendienst für die Arbeit gegen Russland wissenschaftliche Unterstützung unmittelbar benötige. Das Wannsee-Institut verblieb danach im Geschäftsbereich der Gruppe VI C und Gräfe hatte sein wichtigstes Ziel somit erst einmal erreicht.

Damit ergab sich eine engere Zusammenarbeit zwischen wissenschaftlicher Ostforschung und der geplanten politischen Kriegsführung gegen die Sowjetunion beim Auslands-SD, die Gegenstand der nächsten beiden Studien waren. Die erste Studie berief sich auf die Kriegsgefangenenbefragungen und entstand gegen Ende 1941. Überschrieben ist sie mit dem Titel „Die Widerstandskraft der Sowjet-Union und Möglichkeiten ihrer Zersetzung“. Eine zweite Denkschrift hatte Gräfe zum Jahreswechsel 1941/42 nach dem Muster der Abwehr II entwickelt und als „Plan einer Aktion für politische Zersetzungsversuche in der Sowjet-Union“ bezeichnet.

Heinz Gräfe listete darin die Hauptaufgabengebiete dieser bereits im Vorschlag als „Unternehmen Zeppelin“ bezeichneten Aktion auf. Das waren Nachrichtengewinnung, Propaganda durch Verbreitung nationaler, religiöser und sozialer Parolen, Auslösen von Revolten und einzelne Sabotageakte auch mittels politischer Attentate. Gräfe schlug vor, den „Führungsstab Zeppelin“ in der Gruppe VI C des RSHA zu platzieren und von hier die notwendigen Abstimmungsgespräche mit dem Oberkommando der Wehrmacht (OKW), dem Ostministerium und dem Propagandaministerium zu führen. Sein Unternehmen Zeppelin konnte nur im Verbund mit der Wehrmacht und diesen beiden Ministerien funktionieren. Die operativen Kräfte hingegen sollten an die Einsatzkommandos von Sipo und SD angebunden werden, die ohnehin in der Sowjetunion mit der Vernichtung von Bolschewisten, Juden und Partisanen befasst waren.

Das Vorhaben von Gräfe wurde Anfang 1942 von Hitler genehmigt. Der Initiator Gräfe wurde im März 1942 vom Amt IV zum Amt VI zurückversetzt und mit der Führung eines Sonderreferats in seiner Amtsgruppe VI C beauftragt, dessen Leitung er anfangs auch übernahm. Das Sonderreferat erhielt die Abkürzung VI C/Z, wobei das Z für „Zersetzung“ stand, dem Hauptziel des Unternehmens. Aus Gräfes früheren Arbeitsbereich in Tilsit gelangten etliche Vertraute zum Unternehmen Zeppelin, darunter Hans Schindowski, Martin Kurmis (1897–1944), Edwin Sakuth, Heinz Unglaube und später auch Richard Schweizer.

In enger Abstimmung mit dem Oberkommando der Wehrmacht wählten eigens dazu bestimmte SS-Führer der Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD aus Kriegsgefangenen nichtrussischer Völkerschaften geeignete Freiwillige aus. Nach Ausbildung in Grund- und Spezialkursen wurden ab Juni 1942 bis Ende September 1942 insgesamt 104 Agenten eingesetzt, die vornehmlich als Fallschirmspringer über dem Kaukasus abgesetzt wurden. Die angewiesenen Zerstörungen von Hochspannungsleitungen, Verkehrswegen, Ölförderungsanlagen usw. waren jedoch ohne größeren technischen Aufwand nicht durchzuführen, so dass die Aktion nur mäßigen Erfolg aufwies. Gräfe übergab im Juli 1942 die Leitung des Sonderreferates VI C/Z an Dr. Rudolf Oebsger-Röder ab, das schließlich ab März 1943 von Walter Kurreck geleitet wurde. Am 18. Dezember 1942 nahm Gräfe an einer Besprechung im Ostministerium über die künftige Politik in den besetzten Ostgebieten teil und traf in dieser Runde u. a. auch mit den späteren Verschwörern des 20. Juli, Tresckow, Wagner, Schlabrendorff und Stauffenberg, zusammen. Hier teilte er ebenfalls die von den Militärs vorgetragene Kritik an der praktizierten Politik in den besetzten Ostgebieten, die alle Versuche, die antibolschewistischen Kräfte für die deutsche Sache zu gewinnen, scheitern lasse. Bewaffnete Kampf- bzw. Sicherungsverbände aus Bewohnern der besetzten Gebiete wurden jedoch von Hitler zum damaligen Zeitpunkt kategorisch abgelehnt.

Nach etlichen Fehlschlägen Ende 1942 sah sich Gräfe gezwungen, Zeppelin zu reorganisieren. Im Frühjahr entstanden die beiden Hauptkommandos Zeppelin Mitte und Süd. Mitte arbeitete überwiegend mit russischen Freiwilligen und wurde im Juni 1943 in Hauptkommando Nord umbenannt, Süd arbeitete mit Turkestanern und Kaukasiern. Mit Ende des Jahres 1943 verlor das „Unternehmen Zeppelin“ zunehmend an Bedeutung, wurde jedoch trotzdem bis 1945 organisatorisch aufrechterhalten.

Zeppelin war als Masseneinsatz konzipiert und sollte mit Hilfe der Propaganda die Moral der sowjetischen Truppen zersetzen, Rotarmisten zum Überlaufen bewegen und Aufstände gegen die sowjetische Regierung insbesondere bei den nichtrussischen Volksgruppen auslösen und so die Front entlasten. Keines dieser Ziele Gräfes wurde in größerem Umfang erreicht. Als Gruppenleiter RSHA VI C konzentrierte sich Gräfe zwar auf die Sowjetunion, hatte jedoch auch die Verantwortung für Operationen des Auslands-SD im Nahen Osten, Mittleren Osten und in der Kooperation mit dem japanischen Achsenpartner. Gräfe unternahm als Gruppenleiter Auslandsreisen nach Istanbul und Sofia und hatte dort Beauftragte des SD installiert.

Am 20. April 1943 war Gräfe zum Obersturmbannführer befördert worden. Gräfe erhielt weiterhin seine Verbindungen zum Oberkommando des Heeres und zum Ostministerium aufrecht und referierte noch am 19./20. Januar 1944 in Königsberg zum Thema „Nachrichtendienstliche Arbeit im Ostraum“. Eine Woche später verunglückte er zusammen mit dem Leiter der Amtsgruppe III A (Rechtsordnung) des RSHA, Karl Gengenbach, bei einem Autounfall in der Nähe der SS-Junkerschule in Bad Tölz tödlich. Nach dem Unfall führte SS-Sturmbannführer Erich Hengelhaupt die Arbeit von Gräfe fort. Gräfe wurde nach seinem Unfalltod noch posthum zum Standartenführer befördert.

Literatur

  • Daniel Bißmann, Ostexperten und Aktivisten. Nachrichtendienst und Gewalt zwischen NS-Staat und Sowjetunion, Harrassowitz Verlag Wiesbaden 2024,
  • Christian Ingrao: Hitlers Elite. Die Wegbereiter des nationalsozialistischen Massenmordes. Übers. Enrico Heinemann und Ursel Schäfer. Propyläen, Berlin 2012, ISBN 978-3-549-07420-6; wieder: Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn 2012, ISBN 978-3-8389-0257-9 (zuerst Paris 2010).
  • Helmut Krausnick, Hans-Heinrich Wilhelm: Die Truppe des Weltanschauungskrieges. Die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD 1938–1942. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1981, ISBN 3-421-01987-8.
  • Michael Wildt: Generation des Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes. Hamburger Edition, 2002, ISBN 3-930908-75-1.

Einzelnachweise

  1. Michael Wildt: Generation des Unbedingten - Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes. Hamburger Edition, Hamburg 2002, ISBN 3-930908-75-1, S. 162–163. 
  2. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/11631102
  3. SS-Personalunterlagen des Berlin Document Center, CIA FOIA, Electronic Reading Room, Graefe, Heinz 0004.
  4. Katrin Paehler: The Third Reichs Intelligence Services. Cambridge University Press, Cambridge 2017, ISBN 978-1-107-15719-4, S. 120, FN 45. 
  5. Angaben Heinz Jost, British National Archives Kew Gardens, KV-2-104_1, Jost, Heinz, Blatt 42.
  6. Tilsiter Rundbrief Nummer 30, Seite 30, https://tilsit-stadtundland.de/wp-content/uploads/2019/12/TR-30_r.pdf
  7. Ingrida Jakubavičienė, Annaberger Annalen, 18/2010, S. 227ff.
  8. Depesche der Abteilung VI im Auswärtigen Amt Berlin vom 18. März 1939, Documents on German foreign policy: 1918–1945, U.S. Government Printing Office, 1953, Document 398.
  9. Alexander Djukow: Neue Dokumente über die Zusammenarbeit der Geheimdienste Litauens und Nazideutschlands entdeckt. In: Sputniknews.com. 17. März 2020, archiviert vom Original; abgerufen am 10. April 2020. 
  10. Seppo Myllyniemi, Die baltische Krise 1938–1941, Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, Nr. 38 (Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart, 1979) S. 106–107.
  11. LG Ulm, Ulmer Einsatzgruppenprozess, Urteil vom 29.08.1958 - Ks 2/57, Absatz 429, https://openjur.de/u/2130562.html.
  12. zitiert nach Katrin Paehler, The Third Reichs Intelligence Services, S. 38.
  13. Stephan Lehnstaedt / Jochen Böhler: Die Berichte der Einsatzgruppen aus Polen 1939. Metropol, Berlin 2013, ISBN 978-3-86331-138-4, S. 10. 
  14. Czeslaw Madajczik: Die Okkupationspolitik Nazideutschlands in Polen 1939-1945. Akademie-Verlag, Berlin 1987, ISBN 3-05-000302-2, S. 3–29. 
  15. Helmut Krausnick / Hans-Heinrich Wilhelm: Die Truppe des Weltanschauungskrieges. In: Veröffentlichungen des Instituts für Zeitgeschichte. Band 22. DVA, Stuttgart 1981, ISBN 3-421-01987-8, S. 32–42. 
  16. Eberhard Ulm, Mordkommandos in Düben, Teil 6. Online-Aufsatz unter https://www.lvz.de/Region/Bad-Dueben/Mordkommandos-in-Dueben-Appell-1941-auf-dem-Hitler-Platz.
  17. Peter Kleist: Zwischen Hitler und Stalin. Athenäum, Bonn 1950, S. 152. 
  18. Hans-Dieter Handrack: Das Reichskommissariat Ostland. Dittmer, Scheden 1979, ISBN 3-88297-885-6, S. 79. 
  19. Dissertation Meelis Maripuu, Omavalitsuseta omavalitsused Halduskorraldus Eestis Saksa okupatsiooni ajal 1941–1944, Universität Tartu, 2012, S. 86, 169 (in estnischer Sprache), https://dspace.ut.ee/handle/10062/26120
  20. Befehl von Heinrich Müller, Chef Sipo und SD, Reg. No. 815 B/41 Secret-IV A I c, v. 25. Oktober 1941, abgedruckt in Nuremberg Trials, War Criminals, Vol. XIII, S. 558–560.
  21. Vernehmung Walter Schellenberg, Nuremberg Trials, War Criminals, Vol. XIII, S. 576.
  22. Vermerk VI C, Az. 2872/41 Dr.Gr/Ko vom 2. September 1941, BStU MfS HA IX/11, FV 2/72, Sachakten, Band 9, Blatt 138ff.
  23. Klaus-Michael Mallmann: Der Krieg im Dunkeln - Das Unternehmen Zeppelin 1942-1945. In: Michael Wildt (Hrsg.): Nachrichtendienst, politische Elite und Mordeinheit - Der Sicherheitsdienst des Reichsführers SS. Hamburger Edition, Hamburg 2003, ISBN 3-930908-84-0, S. 326. 
  24. Zu den Aktivitäten von RSHA VI C siehe auch die Angaben von Herbert Eilitz unter CIA FOIA, GERMAN INTELLIGENCE SERVICE (WWII), VOL. 2_0008.
Personendaten
NAME Gräfe, Heinz
ALTERNATIVNAMEN Gräfe, Otto Paul Heinz (vollständiger Name)
KURZBESCHREIBUNG deutscher SS-Obersturmbannführer und Oberregierungsrat im Reichssicherheitshauptamt
GEBURTSDATUM 15. Juli 1908
GEBURTSORT Leipzig
STERBEDATUM 25. Januar 1944
STERBEORT nahe München

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 19 Jul 2025 / 11:48

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Otto Paul Heinz Grafe 15 Juli 1908 in Leipzig 25 Januar 1944 bei einem Autounfall bei Bad Tolz war als Oberregierungsrat und SS Obersturmbannfuhrer Leiter der Ostaufklarung beim Auslands Geheimdienst des Sicherheitsdienst des Reichsfuhrers SS im Reichssicherheitshauptamt sowie Fuhrer des Einsatzkommandos 1 der Einsatzgruppe V der Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei im deutsch besetzten Polen Herkunft Schule und StudiumHeinz Grafe wurde am 15 Juli 1908 in Leipzig geboren und hatte zwei Geschwister Sein Vater Paul Grafe war Buchhandler in der von dessen Vater 1884 gegrundeten Buchhandlung Paul Grafe fiel im November 1914 an der Westfront in Flandern Seine Mutter die nicht erneut heiratete arbeitete nach dem Krieg als Postsekretarin Ab 1915 besuchte Heinz Grafe das Realgymnasium in Leipzig das er als Jahrgangsbester 1928 mit dem Abitur verliess Mit einem Stipendium der Studienstiftung des Deutschen Volkes finanzierte er sein Jurastudium an der Universitat Leipzig Dort engagierte er sich als Vorstandsmitglied der Studentenschaft Am 31 August 1929 lernte er auf einer Geburtstagsfeier seine kunftige Frau kennen Diese stammte aus einer burgerlichen Kaufmannsfamilie machte 1930 Abitur und begann im Herbst des gleichen Jahres eine Ausbildung als Bibliothekarin Am 31 August 1932 fand die Verlobung statt In der Grafeschen Wohnung traf sich ein Freundeskreis von funf jungen Studenten die im Studentenwerk tatig waren und sich den Namen Schwarze Hand gaben Auch gesellschaftliche und politische Themen bestimmten die Interessen dieses Zirkels 1928 unternahm Grafe eine Fahrt nach Karnten und in die Steiermark Weiters bereiste er Slowenien um volksdeutsche Siedlungen zu besuchen Im April 1929 organisierte er eine 14 tagige Tagung in Miltenberg mit dem Soziologen Hans Freyer 1887 1969 als einem der Referenten Themen waren Begriffe wie Volk Staat Demokratie und Parlamentarismus 1930 fand wiederum eine Tagung diesmal in Wertheim statt an der der Soziologe Gunther Ipsen 1899 1984 uber das Thema Kapitalismus und moderne Gesellschaftsordnung mit den Studenten diskutierte Unter den studentischen Teilnehmern befanden sich mehrere Kommilitonen denen Grafe spater in massgeblichen Funktionsstellungen im Reichssicherheitshauptamt RSHA wieder begegnen sollte so Wilhelm Spengler der spatere Leiter der Gruppe C Kultur im Amt III des SD Inland und Erhard Mading der ab 1942 als Referent fur Landschaftsplanung beim Reichskommissar fur die Festigung deutschen Volkstums am Generalplan Ost mitarbeitete und 1944 schliesslich nach dem Tode von Heinz Grafe Leiter des Referats III A 3 Verfassung und Verwaltung im RSHA wurde Vom Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund NSDStB wurde die Wertheimer Tagung als Geldverschwendung kritisiert Der Zwist zwischen dem NSDStB und der Schwarzen Hand wirkte sich fur Grafe bis 1938 und 1943 in seiner Beurteilung durch den SD Oberabschnitt Nord Ost aus in der er als Intellektueller mit einer ausgesprochenen pazifistischen Richtung und als Gegner des Nationalsozialismus vor der Machtubernahme bezeichnet wurde Beim Sicherheitsdienst SD 1933 bis 1935Nach der Machtergreifung Hitlers trat Grafe dem NS Juristenbund bei jedoch vorerst noch nicht der Partei sondern der Studentengruppe des Stahlhelms in Leipzig Auch dies wurde vor seiner Ubernahme in den Probedienst der preussischen inneren Verwaltung kritisch vermerkt Als der Stahlhelm im Herbst 1933 im Rahmen der Gleichschaltung in die SA bzw SS uberfuhrt wurde war Grafe bei den neuen Machthabern angelangt und musste eine Entscheidung treffen Trotz seiner Gegnerschaft zum NSDStB an der Leipziger Universitat konnte er sich inhaltlich mit dem Programm der NSDAP weitgehend identifizieren auch wenn er gewisse von ihm als plebejisch bezeichnete Erscheinungen der NS Bewegung ablehnte Durch Vermittlung von Erhard Mading der mit Grafe 1933 sein Referendariat am Amtsgericht Pirna ableistete und spater sein Schwager wurde gelangte Grafe Ende 1933 nach einem personlichen Gesprach mit Reinhard Heydrich in Jena als ehrenamtlicher Angehoriger SS Nummer 107 213 zum Sicherheitsdienst des Reichsfuhrers SS SD dem Nachrichtendienst der Partei Die kleine und als elitar geltende NS Organisation erschien als geeignetes Vehikel fur eine politische Karriere unter den sich abzeichnenden Zukunftsaussichten In seinem Lebenslauf schrieb Grafe 1934 dass er dem SD mit Leib und Seele angehore Hier trugen Grafe und Mading auf dem Gebiet der sog Lebensgebietsarbeit also der systematischen Beobachtung aller gesellschaftlichen Bereiche zum Aufbau eines Informationsnetzes in Sachsen bei Bei der Gestapo in Kiel und Tilsit 1936 bis 1940Nach Ablegung des Assessorexamens im August 1934 mit der Note Gut wurde Grafe Ende 1935 der Staatspolizeistelle Stapostelle Kiel zugewiesen Nach Ablauf eines neunmonatigen Probedienstes ernannte ihn Reinhard Heydrich aufgrund seiner hervorragenden Fahigkeiten und Leistungen zum Vertreter des dortigen Leiters Hans Ulrich Geschke Zum 1 Mai 1937 trat er der NSDAP bei Mitgliedsnummer 3 959 575 Nach Absolvierung des Wehrdienstes und Erstellung seiner Dissertation mit dem Titel Neue Grundlagen der offentlichen Arbeitsvermittlung erfolgte seine Promotion zum Dr jur und die Ubernahme in den preussischen Landesdienst als Regierungsassessor Am 1 Oktober 1937 wurde er nach Tilsit versetzt Im November 1937 ubernahm er als Nachfolger von Walter Huppenkothen die dortige Stapostelle und damit zugleich den SD Unterabschnitt Gumbinnen mit Sitz in Tilsit Er war also sowohl fur die Gestapo wie auch fur den SD tatig Im November 1938 wurde Grafe zum Regierungsrat ernannt und im April 1939 zum SS Sturmbannfuhrer befordert Im Personalbericht vom Marz 1939 von Grafes Vorgesetzten dem Inspekteur der Sicherheitspolizei IdS Nordosten und Fuhrer des SD Oberabschnittes Nordosten SS Brigadefuhrer Jakob Sporrenberg wurden immer noch Vorbehalte hinsichtlich seiner nationalsozialistischen Uberzeugung geaussert Danach wolle Grafe unbedingt als NS gelten sei aber vielleicht innerlich noch nicht restlos uberzeugt Seine fachlichen Leistungen wurden zwar voll anerkannt jedoch wurde mehr nationalsozialistische und SS massige Haltung eingefordert Ab Juni 1938 mussten alle politischen Geheimdienst Aktivitaten des SD im Ausland vom Amt III 3 des SD Hauptamtes genehmigt werden wie der in der Verwaltung des SD Hauptamtes tatige Walter Schellenberg am 18 Juni 1938 im Auftrag von Heydrich an alle SD Stellen ubermittelte Fur die Datensammlung an der Ostgrenze des Reiches waren jetzt drei sogenannte Blockstellen in Tilsit Hof und Wien zustandig Die Blockstelle in Tilsit unter Dr Heinz Grafe hatte das Zielgebiet Baltikum wobei hauptsachlich Litauen und das Memelgebiet im Blickpunkt lagen In Tilsit hatte Grafe die Betreuung litauischer Agenten ubernommen Sein Stellvertreter bei der Gestapo war der SS Obersturmfuhrer Hartmut Pulmer Grafe zur Seite stand der mit ihm befreundete Hans Schindowski der nicht nur fur den SD arbeitete sondern zugleich auch Stadtkammerer in Gumbinnen und ab Februar 1938 als besoldeter Burgermeister fur die Finanzen der Stadt Tilsit zustandig war Der SD in Tilsit betrieben ein Netz von Informanten in Litauen zu dem u a die Volksdeutschen Martin Kurmis Richard Kossmann und Richard Schweizer gehorten Richard Schweizer war er seit 1930 im deutschen Kulturverband in Litauen tatig Leiter des Kulturverbandes war Richard Kossmann Kossmann und Schweizer waren die wichtigsten deutschen Agenten im Kulturverband Grafe war in Tilsit in die Bemuhungen der Volksdeutschen Mittelstelle eingebunden die Abtrennung des Memelgebietes von Litauen und dessen Anschluss an Deutschland vorzubereiten Bei den Anstrengungen zur Ruckfuhrung des durch den Versailler Vertrag von Deutschland abgetrennten und 1923 von Litauen besetzten Memellandes leistete Grafe Hilfe so dass Litauen am 22 Marz 1939 zwei Tage nach dem deutschen Ultimatum das Memelland an das Deutsche Reich zuruckgab In Tilsit nahm er Kontakte zur litauischen Sicherheitspolizei auf bzw nach der sowjetischen Besetzung Litauens im Herbst 1939 zur antikommunistischen Untergrundbewegung Heinz Grafe hatte indes schon zuvor gute Kontakte zur litauischen Sicherheitspolizei gehabt wie er in einem spater verfassten Schreiben skizzierte Die Staatspolizei und der SD Abschnitt Tilsit haben schon seit 1938 eine gewisse Zusammenarbeit mit der litauischen Staatssicherheitspolizei gepflegt Grosseren Umfang nahm sie jedoch erst nach der Ruckgabe des Memelgebietes an Walter Schellenberg benannte Grafe Anfang Februar 1940 zum Hauptbevollmachtigten des Amtes VI SD Ausland fur das Baltikum Danach liefen uber Grafe Verbindungen in die Kreise der Fuhrung der litauischen Sicherheitspolizei unter Augustinas Povilaitis und Oberst Povilas Meskauskas Litauens Prasident Antanas Smetona hatte nach dem Fall Polens inzwischen erkannt dass sein Land zwischen die Fronten zweier Grossmachte geraten war Er war an einer Protektion durch das Deutsche Reich gegenuber der Sowjetunion interessiert was ihm als kleineres Ubel erschien Povilaitis und Meskauskas trafen sich am 19 und 20 Februar 1940 mit der Fuhrung des RSHA in Berlin wie der erhalten gebliebene Tischkalender von Werner Best vom RSHA belegt Grafe war einer der Teilnehmer Danach reiste Grafe im Marz nach Kaunas Ziel war es uber Litauen Agenten des SD in die Sowjetunion zu schleusen Diese deutschen Agenten in den litauischen Behorden fluchteten jedoch nach dem Einmarsch der Roten Armee in Litauen nach Deutschland Ausserdem erhielt Grafe Informationen zu polnischen und britischen Agenten im Raum Wilna Augustinas Povilaitis gab beim Verhor durch das NKWD am 1 Oktober 1940 an Im Marz dieses Jahres wurden auf meine Anordnung 30 festgenommene Mitglieder polnischer nationalistischer Organisationen an den Vertreter der Gestapo Heinz Grafe ausgeliefert Ihre Auslieferung an die Deutschen hatte ich mit dem Innenminister Kazys Skucas ausgemacht Infolge des anstehenden Westfeldzugs der Deutschen kam im Fruhjahr fur Litauen und das Baltikum aber keine weitere Unterstutzung durch Hitler in Frage der sich zunachst noch nicht mit der Sowjetunion anlegen wollte Mit seinem erfolgreichen Einsatz gegen Litauen gehorte Grafe zu den Begrundern der Auslandsaufklarung von Sipo und SD im Baltikum Grafe nutzte die deutsche Volkstumsbewegung in den baltischen Landern Nach dem Abzug der letzten deutschen Umsiedler aus dem Baltikum begann die Rote Armee die baltischen Lander im Juni 1940 zu besetzen Danach trat Litauen im August der Sowjetunion bei Fur Heinz Grafe war damit das Ende seiner Mission in Tilsit gekommen Grafes Doppelfunktion wurde wieder aufgeteilt Die Stapo Stelle Tilsit ubernahm im Oktober 1940 Hans Joachim Bohme Den SD Abschnitt Tilsit Gumbinnen fuhrte vertretungsweise Heinz Unglaube ehe offiziell Hauptsturmfuhrer Werner Hersmann im Marz 1941 den SD Abschnitt ubernahm In der Person von Heinz Grafe manifestiert sich besonders deutlich eine Systematik die typisch fur die Geheimdienstarbeit der SS ist namlich der Dualismus zwischen Sipo und SD Der SD war das beobachtende Organ die Sipo war fur die Strafverfolgung zustandig Die Sipo bestand aus Kripo und Gestapo und im Fall der Bearbeitung der Erkenntnisse des SD war in erster Linie die Gestapo das ermittelnde Organ Wahrend seiner Zeit in Tilsit hatte Grafe beide Funktionen inne In der Person Grafe waren somit Exekutive und Geheimdienst vereint Anders gesagt Grafe kummerte sich fur die Gestapo um den Schutz des NS Staates wahrend er fur den SD den Schutz der NS Ideologie verkorperte Bei den Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei in Polen 1939Der Uberfall auf Polen fiel mitten in die Tilsiter Zeit Grafes Grafe wurde Fuhrer des Einsatzkommandos 1 V im Rahmen der Intelligenzaktion in Polen Das etwa 120 kopfige Einsatzkommando 1 EK 1 marschierte als Teil der Einsatzgruppe V nach deren Aufstellung bei Allenstein Ostpreussen unter der Fuhrung von SS Standartenfuhrer Ernst Damzog im Verband der zur Heeresgruppe Nord Fedor von Bock gehorenden 3 Armee des Generals Georg von Kuchler in Polen ein um dort polnische Fuhrungskreise zu liquidieren Am 7 September 1939 meldete Grafe dass er fur die 600 kopfige judische Gemeinde von Graudenz die Anlegung eines Personenverzeichnisses durch judische Bevollmachtigte angeordnet habe um so die Abwanderung der noch verbliebenen Juden vorzubereiten und einen Auswanderungsfonds zu schaffen Die mannlichen Juden waren bereits aus Graudenz geflohen Zwei beim Plundern ergriffene Polen wurden auf Weisung aus Berlin erschossen Nach vier Wochen am 28 September 1939 wurde Grafe zum RSHA nach Berlin versetzt Zwischen September 1939 und Fruhjahr 1940 liquidierten die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei 60 000 bis 80 000 Menschen in Polen Ob und wie sehr Grafes Teilkommando in Graudenz und Umgebung in weitere Gewaltexzesse verwickelt war ist nicht bekannt Die vorhandenen Unterlagen und die Untersuchungen namhafter Historiker geben dazu kaum Auskunft Da auch in Polen keine umfanglichen Vorgange zu Grafes EK 1 bekannt sind war Grafes Kommando aller Wahrscheinlichkeit nach eher wenig an Liquidierungen beteiligt Im Reichssicherheitshauptamt 1940 bis 1944Grafe wurde am 28 September 1940 ins Amt VI Ausland SD des Reichssicherheitshauptamtes RSHA versetzt und am 1 April 1941 Leiter der Amtsgruppe VI C Russisch japanisches Einflussgebiet im RSHA als Nachfolger von Obersturmbannfuhrer Friedrich Vollheim Eine der ersten Aufgaben von Grafe bei VI C war die Vorbereitung auf den Russland Feldzug In dessen Vorfeld fasste das RSHA die zur Bekampfung der Gegner des Reiches vorgesehenen Mitglieder der Einsatzgruppen in Pretzsch und Bad Duben zusammen Das waren jene Verbande der SS die sich im Rahmen von Sonderaufgaben mit der Vernichtung von Juden Kommunisten der Intelligenz und anderer Gruppierungen in Russland kummern sollten Dieses Personal erhielt Unterricht u a von Ostexperten wie Heinz Grafe und dessen Freund Hans Schindowski die beide bis 1940 Ostaufklarung aus Tilsit heraus betrieben hatten Ziel des Unterrichts war die Verbesserung des Kenntnisstandes der Einsatzgruppen Angehorigen uber die Sowjetunion aus Sicht des SS Auslandsnachrichtendienstes wobei naturlich auch die Interessen des SD in Sachen Nachrichtengewinnung eine Rolle spielten Heinz Grafe hielt in Bad Schmiedeberg vor den dort versammelten Fuhrern der Einsatzgruppen einen Vortrag uber die Verhaltnisse in der Sowjetunion aus Sicht des SD wahrend sein vormaliger Tilsiter Kollege Hans Schindowski hier speziell auf die baltischen Lander einging Den beiden Baltikum Experten Grafe und Schindowski ging es u a darum mit Hilfe der SD Angehorigen in der Einsatzgruppe A Vertrauensleute des SD in den lokalen Innenverwaltungen im Baltikum zu verankern Sie sollten die Polizeiaufgaben von Sipo und SD im Besatzungsapparat unterstutzen Beteiligt an diesen Absichten war ausserdem Obersturmbannfuhrer im SD Peter Kleist der sowohl fur die Dienststelle Ribbentrop wie auch fur das Ostministerium als Berater bei der Heeresgruppe Nord im Baltikum wirkte Grafe versuchte Ende Juni 1941 vergeblich den litauischen General Rastikis der nach der sowjetischen Besetzung des Baltikums nach Berlin emigrierte fur eine Kollaborationsregierung in Litauen zu gewinnen Ebenso sollte der Rigaer Oberstleutnant Freimanis in Lettland mit Hilfe von Heinz Jost in eine verantwortliche Position gebracht werden Doch auch das scheiterte am Widerstand anderer lettischer Politiker Schindowski hingegen konnte zusammen mit Unterstutzung von Grafe und Werner Best den Esten Hjalmar Mae zu einer Kooperation mit dem SD bewegen und als Leiter der estnischen Innenverwaltung etablieren Unternehmen Zeppelin 1942 bis 1944Im Herbst 1941 waren Leningrad und Moskau nach wie vor in sowjetischer Hand Es hatte sich gezeigt dass die Kenntnisse von Abwehr und SD uber die Sowjetunion vollig unzureichend waren Die vielen sowjetischen Kriegsgefangenen sollten Grafe helfen das Informationsdefizit des SD zu beheben Zu dieser Zeit betrieb die Gestapo Einsatzgruppen in den Gefangenenlagern die uberwiegend Liquidierungen durchfuhrten aber auch nach Informanten und Freiwilligen suchten Der selbst vormals zur Gestapo gehorende Heinz Grafe wurde am 21 Oktober 1941 vom Amt VI zum Amt IV Gestapo des RSHA abgeordnet Bereits am 25 Oktober 1941 dekretierte Gestapo Chef Heinrich Muller dass jetzt auch Angehorige des Amtes VI zu den bereits bestehenden Gestapo Einsatzgruppen abgeordnet wurden die den Einsatzgruppenleitern wahrend ihrer Tatigkeit in den Kriegsgefangenenlagern unterstellt waren Es ware ihre Aufgabe Informationen uber die Politik okonomische und kulturelle Bedingungen in den noch nicht besetzten russischen Gebieten durch Befragungen zu erfahren Dafur besonders wertvolle Kriegsgefangene waren dem Amt VI zu uberstellen Mit Zustimmung der Wehrmacht entsandte das Amt VI schliesslich elf SD Fuhrer mit Dolmetschern in die Lager und liess ausgewahlte Gefangene befragen und rekrutieren In dieser Situation entstand bei Grafe die Idee nicht nur Kriegsgefangene als Informanten zu nutzen sondern besonders geeignete Gefangene als Agenten fur die Aufklarung im sowjetischen Hinterland und eine politische Kriegsfuhrung einzusetzen wie Amtschef VI Walter Schellenberg spater bestatigte Grafe kopierte dabei die laufenden Bestrebungen der Abwehr II und des Reichsministeriums fur die besetzten Ostgebiete RmfdbO die mit Hilfe von Ostwissenschaftlern und uber die Fuhrer osteuropaischer Exilgruppen Personal aus diesen Volksgruppen fur Geheimoperationen herauszogen Im Endeffekt waren die Plane Grafes nichts anderes als ein Plagiat dieser bereits angelaufenen Operationen von Abwehr II und Ostministerium Die erste Vorlage Grafes betraf deshalb das Wannsee Institut des SD dass von Grafes Gruppe VI C operativ fachlich geleitet wurde Grafe wollte sich seine Ostwissenschaftler weiter sichern Am 2 September 1941 legte Grafe den Plan eines nachrichtendienstlichen Forschungsdienstes vor Im Kern lautete seine Argumentation dass der Auslandsnachrichtendienst fur die Arbeit gegen Russland wissenschaftliche Unterstutzung unmittelbar benotige Das Wannsee Institut verblieb danach im Geschaftsbereich der Gruppe VI C und Grafe hatte sein wichtigstes Ziel somit erst einmal erreicht Damit ergab sich eine engere Zusammenarbeit zwischen wissenschaftlicher Ostforschung und der geplanten politischen Kriegsfuhrung gegen die Sowjetunion beim Auslands SD die Gegenstand der nachsten beiden Studien waren Die erste Studie berief sich auf die Kriegsgefangenenbefragungen und entstand gegen Ende 1941 Uberschrieben ist sie mit dem Titel Die Widerstandskraft der Sowjet Union und Moglichkeiten ihrer Zersetzung Eine zweite Denkschrift hatte Grafe zum Jahreswechsel 1941 42 nach dem Muster der Abwehr II entwickelt und als Plan einer Aktion fur politische Zersetzungsversuche in der Sowjet Union bezeichnet Heinz Grafe listete darin die Hauptaufgabengebiete dieser bereits im Vorschlag als Unternehmen Zeppelin bezeichneten Aktion auf Das waren Nachrichtengewinnung Propaganda durch Verbreitung nationaler religioser und sozialer Parolen Auslosen von Revolten und einzelne Sabotageakte auch mittels politischer Attentate Grafe schlug vor den Fuhrungsstab Zeppelin in der Gruppe VI C des RSHA zu platzieren und von hier die notwendigen Abstimmungsgesprache mit dem Oberkommando der Wehrmacht OKW dem Ostministerium und dem Propagandaministerium zu fuhren Sein Unternehmen Zeppelin konnte nur im Verbund mit der Wehrmacht und diesen beiden Ministerien funktionieren Die operativen Krafte hingegen sollten an die Einsatzkommandos von Sipo und SD angebunden werden die ohnehin in der Sowjetunion mit der Vernichtung von Bolschewisten Juden und Partisanen befasst waren Das Vorhaben von Grafe wurde Anfang 1942 von Hitler genehmigt Der Initiator Grafe wurde im Marz 1942 vom Amt IV zum Amt VI zuruckversetzt und mit der Fuhrung eines Sonderreferats in seiner Amtsgruppe VI C beauftragt dessen Leitung er anfangs auch ubernahm Das Sonderreferat erhielt die Abkurzung VI C Z wobei das Z fur Zersetzung stand dem Hauptziel des Unternehmens Aus Grafes fruheren Arbeitsbereich in Tilsit gelangten etliche Vertraute zum Unternehmen Zeppelin darunter Hans Schindowski Martin Kurmis 1897 1944 Edwin Sakuth Heinz Unglaube und spater auch Richard Schweizer In enger Abstimmung mit dem Oberkommando der Wehrmacht wahlten eigens dazu bestimmte SS Fuhrer der Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD aus Kriegsgefangenen nichtrussischer Volkerschaften geeignete Freiwillige aus Nach Ausbildung in Grund und Spezialkursen wurden ab Juni 1942 bis Ende September 1942 insgesamt 104 Agenten eingesetzt die vornehmlich als Fallschirmspringer uber dem Kaukasus abgesetzt wurden Die angewiesenen Zerstorungen von Hochspannungsleitungen Verkehrswegen Olforderungsanlagen usw waren jedoch ohne grosseren technischen Aufwand nicht durchzufuhren so dass die Aktion nur massigen Erfolg aufwies Grafe ubergab im Juli 1942 die Leitung des Sonderreferates VI C Z an Dr Rudolf Oebsger Roder ab das schliesslich ab Marz 1943 von Walter Kurreck geleitet wurde Am 18 Dezember 1942 nahm Grafe an einer Besprechung im Ostministerium uber die kunftige Politik in den besetzten Ostgebieten teil und traf in dieser Runde u a auch mit den spateren Verschworern des 20 Juli Tresckow Wagner Schlabrendorff und Stauffenberg zusammen Hier teilte er ebenfalls die von den Militars vorgetragene Kritik an der praktizierten Politik in den besetzten Ostgebieten die alle Versuche die antibolschewistischen Krafte fur die deutsche Sache zu gewinnen scheitern lasse Bewaffnete Kampf bzw Sicherungsverbande aus Bewohnern der besetzten Gebiete wurden jedoch von Hitler zum damaligen Zeitpunkt kategorisch abgelehnt Nach etlichen Fehlschlagen Ende 1942 sah sich Grafe gezwungen Zeppelin zu reorganisieren Im Fruhjahr entstanden die beiden Hauptkommandos Zeppelin Mitte und Sud Mitte arbeitete uberwiegend mit russischen Freiwilligen und wurde im Juni 1943 in Hauptkommando Nord umbenannt Sud arbeitete mit Turkestanern und Kaukasiern Mit Ende des Jahres 1943 verlor das Unternehmen Zeppelin zunehmend an Bedeutung wurde jedoch trotzdem bis 1945 organisatorisch aufrechterhalten Zeppelin war als Masseneinsatz konzipiert und sollte mit Hilfe der Propaganda die Moral der sowjetischen Truppen zersetzen Rotarmisten zum Uberlaufen bewegen und Aufstande gegen die sowjetische Regierung insbesondere bei den nichtrussischen Volksgruppen auslosen und so die Front entlasten Keines dieser Ziele Grafes wurde in grosserem Umfang erreicht Als Gruppenleiter RSHA VI C konzentrierte sich Grafe zwar auf die Sowjetunion hatte jedoch auch die Verantwortung fur Operationen des Auslands SD im Nahen Osten Mittleren Osten und in der Kooperation mit dem japanischen Achsenpartner Grafe unternahm als Gruppenleiter Auslandsreisen nach Istanbul und Sofia und hatte dort Beauftragte des SD installiert Am 20 April 1943 war Grafe zum Obersturmbannfuhrer befordert worden Grafe erhielt weiterhin seine Verbindungen zum Oberkommando des Heeres und zum Ostministerium aufrecht und referierte noch am 19 20 Januar 1944 in Konigsberg zum Thema Nachrichtendienstliche Arbeit im Ostraum Eine Woche spater verungluckte er zusammen mit dem Leiter der Amtsgruppe III A Rechtsordnung des RSHA Karl Gengenbach bei einem Autounfall in der Nahe der SS Junkerschule in Bad Tolz todlich Nach dem Unfall fuhrte SS Sturmbannfuhrer Erich Hengelhaupt die Arbeit von Grafe fort Grafe wurde nach seinem Unfalltod noch posthum zum Standartenfuhrer befordert LiteraturDaniel Bissmann Ostexperten und Aktivisten Nachrichtendienst und Gewalt zwischen NS Staat und Sowjetunion Harrassowitz Verlag Wiesbaden 2024 Christian Ingrao Hitlers Elite Die Wegbereiter des nationalsozialistischen Massenmordes Ubers Enrico Heinemann und Ursel Schafer Propylaen Berlin 2012 ISBN 978 3 549 07420 6 wieder Bundeszentrale fur politische Bildung Bonn 2012 ISBN 978 3 8389 0257 9 zuerst Paris 2010 Helmut Krausnick Hans Heinrich Wilhelm Die Truppe des Weltanschauungskrieges Die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD 1938 1942 Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1981 ISBN 3 421 01987 8 Michael Wildt Generation des Unbedingten Das Fuhrungskorps des Reichssicherheitshauptamtes Hamburger Edition 2002 ISBN 3 930908 75 1 EinzelnachweiseMichael Wildt Generation des Unbedingten Das Fuhrungskorps des Reichssicherheitshauptamtes Hamburger Edition Hamburg 2002 ISBN 3 930908 75 1 S 162 163 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 11631102 SS Personalunterlagen des Berlin Document Center CIA FOIA Electronic Reading Room Graefe Heinz 0004 Katrin Paehler The Third Reichs Intelligence Services Cambridge University Press Cambridge 2017 ISBN 978 1 107 15719 4 S 120 FN 45 Angaben Heinz Jost British National Archives Kew Gardens KV 2 104 1 Jost Heinz Blatt 42 Tilsiter Rundbrief Nummer 30 Seite 30 https tilsit stadtundland de wp content uploads 2019 12 TR 30 r pdf Ingrida Jakubaviciene Annaberger Annalen 18 2010 S 227ff Depesche der Abteilung VI im Auswartigen Amt Berlin vom 18 Marz 1939 Documents on German foreign policy 1918 1945 U S Government Printing Office 1953 Document 398 Alexander Djukow Neue Dokumente uber die Zusammenarbeit der Geheimdienste Litauens und Nazideutschlands entdeckt In Sputniknews com 17 Marz 2020 archiviert vom Original abgerufen am 10 April 2020 Seppo Myllyniemi Die baltische Krise 1938 1941 Vierteljahreshefte fur Zeitgeschichte Nr 38 Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1979 S 106 107 LG Ulm Ulmer Einsatzgruppenprozess Urteil vom 29 08 1958 Ks 2 57 Absatz 429 https openjur de u 2130562 html zitiert nach Katrin Paehler The Third Reichs Intelligence Services S 38 Stephan Lehnstaedt Jochen Bohler Die Berichte der Einsatzgruppen aus Polen 1939 Metropol Berlin 2013 ISBN 978 3 86331 138 4 S 10 Czeslaw Madajczik Die Okkupationspolitik Nazideutschlands in Polen 1939 1945 Akademie Verlag Berlin 1987 ISBN 3 05 000302 2 S 3 29 Helmut Krausnick Hans Heinrich Wilhelm Die Truppe des Weltanschauungskrieges In Veroffentlichungen des Instituts fur Zeitgeschichte Band 22 DVA Stuttgart 1981 ISBN 3 421 01987 8 S 32 42 Eberhard Ulm Mordkommandos in Duben Teil 6 Online Aufsatz unter https www lvz de Region Bad Dueben Mordkommandos in Dueben Appell 1941 auf dem Hitler Platz Peter Kleist Zwischen Hitler und Stalin Athenaum Bonn 1950 S 152 Hans Dieter Handrack Das Reichskommissariat Ostland Dittmer Scheden 1979 ISBN 3 88297 885 6 S 79 Dissertation Meelis Maripuu Omavalitsuseta omavalitsused Halduskorraldus Eestis Saksa okupatsiooni ajal 1941 1944 Universitat Tartu 2012 S 86 169 in estnischer Sprache https dspace ut ee handle 10062 26120 Befehl von Heinrich Muller Chef Sipo und SD Reg No 815 B 41 Secret IV A I c v 25 Oktober 1941 abgedruckt in Nuremberg Trials War Criminals Vol XIII S 558 560 Vernehmung Walter Schellenberg Nuremberg Trials War Criminals Vol XIII S 576 Vermerk VI C Az 2872 41 Dr Gr Ko vom 2 September 1941 BStU MfS HA IX 11 FV 2 72 Sachakten Band 9 Blatt 138ff Klaus Michael Mallmann Der Krieg im Dunkeln Das Unternehmen Zeppelin 1942 1945 In Michael Wildt Hrsg Nachrichtendienst politische Elite und Mordeinheit Der Sicherheitsdienst des Reichsfuhrers SS Hamburger Edition Hamburg 2003 ISBN 3 930908 84 0 S 326 Zu den Aktivitaten von RSHA VI C siehe auch die Angaben von Herbert Eilitz unter CIA FOIA GERMAN INTELLIGENCE SERVICE WWII VOL 2 0008 PersonendatenNAME Grafe HeinzALTERNATIVNAMEN Grafe Otto Paul Heinz vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher SS Obersturmbannfuhrer und Oberregierungsrat im ReichssicherheitshauptamtGEBURTSDATUM 15 Juli 1908GEBURTSORT LeipzigSTERBEDATUM 25 Januar 1944STERBEORT nahe Munchen

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