Helene Böhlau verh al Raschid Bey 22 November 1856 in Weimar 26 März 1940 in Augsburg war eine deutsche Schriftstellerin
Helene Böhlau

Helene Böhlau, verh. al Raschid Bey (* 22. November 1856 in Weimar; † 26. März 1940 in Augsburg), war eine deutsche Schriftstellerin und Vorkämpferin für Frauenrechte.
Leben
Helene Böhlau war die älteste Tochter des Weimarer Verlagsbuchhändlers Hermann Böhlau (1826–1900) und dessen Frau Therese geb. Thon (1831–1911). Sie genoss eine sorgfältige Privaterziehung. Etwa 1873 lernte sie in Weimar den Architekten und Privatgelehrten Friedrich Arnd kennen; später entwickelte sich daraus eine außereheliche Beziehung. Um Helene neben seiner ersten als zweite Frau heiraten zu können, konvertierte der evangelische Arnd zum Islam und nannte sich fortan Omar al Raschid Bey. Helenes Vater verbot ihr daraufhin das Haus.
Nach der Hochzeit 1886 lebte das Ehepaar ein Jahr lang in Konstantinopel, dann – nach der Scheidung Friedrich Arnds von seiner ersten Frau – in München. Helene Böhlau veröffentlichte weiterhin unter ihrem Geburtsnamen, manchmal mit dem Zusatz „Frau al Raschid Bey“. In der Mitgliederliste des Münchner Vereins für Fraueninteressen wird sie 1897 als „Frau Al Raschid Böhlau“ aufgeführt. Zu ihrem Freundeskreis gehörte auch die Schriftstellerin und Kunstkritikerin Anna Spier, Ehefrau des Politikers und Privatgelehrten Samuel Spier, der Böhlau 1903 im Gedenken an „Unsere grünen Sommer!“ ihr Sommerbuch Altweimarische Geschichten widmete. Auch den Roman Halbtier! widmete sie Anna Spier. Nach dem Tod ihres Ehemannes im Jahre 1911 wohnte Helene Böhlau in Ingolstadt, München, Widdersberg und Augsburg. Ihr 1895 geborener Sohn Omar al Raschid Bey, später Hermann Ottokar Böhlau genannt, bildete 1915 als Gefreiter in München Rekruten aus, darunter Victor Klemperer; nach seinem Studium arbeitete er als Arzt.
Helene Böhlau starb am 26. März 1940 im Krankenhaus in Augsburg und fand ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof in Widdersberg in dem an der Kirche gelegenen Familiengrab (Inschrift „Helene Böhlau al Raschid Bey“).
Leistungen
Helene Böhlau gehörte zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen ihrer Zeit. Der Literaturkritiker Max Lesser nannte sie 1901 gemeinsam mit Gerhart Hauptmann, Hugo von Hofmannsthal und Peter Altenberg die bedeutendste deutschsprachige Schriftstellerin der Gegenwart. Ab 1882 veröffentlichte sie Novellen und Kurzgeschichten. Ihr erster Roman mit dem Titel Reines Herzens schuldig erschien 1888. Das Werk Helene Böhlaus umfasst sowohl ambitionierte Kunst- als auch Gebrauchsliteratur. Ihre frühen, vom Naturalismus beeinflussten feministischen Romane Der Rangierbahnhof (1896), Das Recht der Mutter (1896) und Halbtier! (1899) wurden von den Zeitgenossen beachtet und insgesamt positiv rezensiert (wenn auch gelegentlich ein Zug ins „zu“ Genialische, Absonderliche moniert wurde). Einem größeren Publikum war Helene Böhlau vor allem bekannt als Autorin der Ratsmädelgeschichten (1888; weitere Bände 1897, 1905 und 1923) und diverser Altweimarischer Geschichten (1897 ff.).
Beim 50. Jahrestag ihrer Gründung 1909 ehrte die Deutsche Schillerstiftung Böhlau zu Schillers Geburtstag durch eine Ehrengabe. Der Wiener Zweig der Schillerstiftung offerierte ihr 1915 zum Geburtstag der Marie von Ebner-Eschenbach den Ertrag ihres Eschenbach-Fonds.
Die Böhlaustraße in Weimar wurde im Januar 1935 nach ihr benannt.
Werke (Auswahl)
Viele Erzählungen sind in Zeitschriften erschienen, bevor sie (manchmal leicht überarbeitet) in Buchform herauskamen, z. B. in Deutsche Rundschau, in Westermanns illustrierte deutsche Monats-Hefte, in Vom Fels zum Meer, in Die Gartenlaube. Umfassendes Schriftenverzeichnis bei Becker 1988, S. 170ff.
Viele Werke Böhlaus wurden mehrfach neu aufgelegt, oft in wechselnden Zusammenstellungen.
- Novellen. 1882. Digitalisat. (Neuausgabe unter dem Titel Salin Kaliske. 1902; Inhalt: Im Banne des Todes; Salin Kaliske; Maleen)
- Der schöne Valentin. Die alten Leutchen. Zwei Novellen. 1886.Digitalisat.
- Reines Herzens schuldig. Roman. 1888. Digitalisat.
- Herzenswahn. Roman. 1888. Digitalisat.
- Rathsmädelgeschichten. 1888. Digitalisat.
- Im Trosse der Kunst und andere Novellen. 1889. Digitalisat.
- In frischem Wasser. Roman in zwei Bänden. o. J. [1891.] Digitalisat Bd. 1; Digitalisat Bd. 2.
- Der Rangierbahnhof. Roman. 1896. Digitalisat. Neu hg. von Henriette Herwig, Turmhut, Mellrichstadt 2004, ISBN 3-936084-44-0.
- Das Recht der Mutter. Roman. 1896.
- Altweimarische Liebes- und Ehegeschichten. 1897. Digitalisat.
- Ratsmädel- und Altweimarische Geschichten. 1897. Digitalisat.
- Im alten Rödchen bei Weimar. Das ehrbußliche Weibchen. Zwei Novellen. 1897.
- Verspielte Leute. Roman. 1898. Digitalisat.
- Schlimme Flitterwochen. Novellen. 1898. (3. Aufl. 1907 Digitalisat)
- Das Brüller Lager. Roman. 1898.
- Halbtier! Roman. 1899. (Aufl. 1903: Digitalisat) Neu hg. von Henriette Herwig, Turmhut, Mellrichstadt 2004, ISBN 3-936084-42-4.
- Philister über dir! Schauspiel. 1900.
- Sommerbuch. Altweimarische Geschichten. 1903. Digitalisat.
- Die Kristallkugel. Eine Altweimarische Geschichte. 1903.
- Sommerseele. Muttersehnsucht. Zwei Novellen. 1904.
- Die Ratsmädchen laufen einem Herzog in die Arme. 1905
- Das Haus zur Flamm’. Roman. 1907.
- Kußwirkungen. Erzählungen. 1907. (Auszug aus: Ratsmädel- und Altweimarische Geschichten)
- Das seidene Nest. Novelle. In: März. Halbmonatsschrift für deutsche Kultur. 4. Jg. 1910, 3. Band, S. 369–378 und S. 449–459.
- Isebies. Die Geschichte eines Lebens. Roman. 1911.Digitalisat.
- Das Vorwort zum: „Hohe Ziel der Erkenntnis“. In: März. Eine Wochenschrift. 6. Jg. 1912, 2. Band, S. 95–98.
- Gudrun. 1914. Digitalisat.
- Der gewürzige Hund. Roman. 1916. Digitalisat.
- Ein dummer Streich. 1919.
- Im Garten der Frau Maria Strom. Roman. 1922. Digitalisat.
- Die Ratsmädel gehen einem Spuk zu Leibe. Erzählungen. 1923. (Auszug aus: Ratsmädel- und Altweimarische Geschichten)
- Die leichtsinnige Eheliebste. Ein Liebeswirrwarr. Roman. 1925.
- Die kleine Goethemutter. Roman. 1928.
- Kristine. Roman. 1929.
- Eine zärtliche Seele. Roman. 1930.
- Wie die Enkelin der Ratsmädel zum Blaustrumpf wurde, in: Ratsmädel- und Altweimarische Geschichten. Altweimarische Liebes- und Ehegeschichten. Deutsche Buchgemeinschaft o. J., ca. 1930, S. 128–166; zuerst in Ratsmädel- und Altweimarische Geschichten, 1897 (S. 122–159, Digitalisat), 1899.
- Föhn. Roman. 1931.
- Spuk in Alt-Weimar. Erzählungen. 1935. (Auszug aus: Ratsmädel- und Altweimarische Geschichten)
- Die drei Herrinnen. Roman. 1937.
- Goldvogel. Erzählungen. 1939.
- Jugend zu Goethes Zeit. 1939.
- Werkausgaben
- Gesammelte Werke. Berlin 1915. Band 1; Band 2; Band 3; Band 4; Band 5; Band 6.
- Gesammelte Werke. Erste Abteilung. Die Erzählungen aus Altweimar in vier Bänden. Weimar [1927].
- Gesammelte Werke. Zweite Abteilung. Romane und Novellen in fünf Bänden. Weimar [1929]. (Band 3 stimmt überein mit Band 4 von 1915.)
- Autobiographie
- Al Raschid Bey, Frau Helene, verw., geb. Böhlau. In: Geistiges und Künstlerisches München in Selbstbiographien. Hrsg. W. Zils-München. München 1913, S. 6–8.
Literatur
- Hubert Amft: Auf der Suche nach der „neuen Frau“ – Leben, Werk und Frauenbild Helene Böhlaus. In: Hubert Amft: Dem Geist des Ortes verpflichtet. Lebensbilder und Werk von sechs Weimarer Schriftstellerinnen. Weimar 2005, ISBN 3-910053-38-6, S. 99–136.
- Gertrud Bäumer: Der Tendenzcharakter des modernen Frauenromans. In: Die Frau. Monatsschrift für das gesamte Frauenleben unserer Zeit. 10. Jg., 1903, S. 449–456.
- Josef Becker: Helene Böhlau. Leben und Werk. ADAG Administration und Druck, Zürich 1988 DNB 947139257. (Dissertation Universität Zürich 1988).
- Gisela Brinker-Gabler: Perspektiven des Übergangs. Weibliches Bewußtsein und frühe Moderne. In: Gisela Brinker-Gabler (Hrsg.): Deutsche Literatur von Frauen. Band 2. C. H. Beck, München 1988, S. 169–205, ISBN 3-406-33118-1.
- Elisabeth Friedrichs: Die deutschsprachigen Schriftstellerinnen des 18. und 19. Jahrhunderts. Ein Lexikon. Metzler, Stuttgart 1981, ISBN 3-476-00456-2, S. 4. (mit falschem Geburtsdatum)
- Maike Heimeshoff: „die Dinger von Deiner Frau sind net übel!“ Künstlerinnen und Abhängigkeit von männlicher Anerkennung am Beispiel von Helene Böhlaus „Halbtier!“ und „Der Rangierbahnhof“. GRIN, München 2011, ISBN 978-3-640-99589-9.
- Günter Helmes: Helene Böhlau: „Halbtier!“. In: Reclams Romanlexikon. Band 2. Stuttgart 1999, S. 536 f., ISBN 978-3-15-018002-0.
- Maria Rassow: Helene Böhlau und Weimar. In: Die Frau. Monatsschrift für das gesamte Frauenleben unserer Zeit. 27. Jg. 1919–1920. Berlin 1920, S. 45–49.
- Hans Schwerte: Böhlau, Helene. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 376 f. (Digitalisat).
- Verda Seehausen: Helene Böhlau. In: Britta Jürgs (Hrsg.): „Denn da ist nichts mehr, wie es die Natur gewollt.“ Portraits von Künstlerinnen und Schriftstellerinnen um 1900. Aviva, Berlin 2001, ISBN 3-932338-13-8, S. 260–280.
- Sandra L. Singer: Free soul, free women? A study of selected fictional works by Hedwig Dohm, Isolde Kurz, and Helene Böhlau (= Studies in modern German literature, Band 75). Lang, New York 1995, ISBN 0-8204-2557-5.
- Ludmila Kaloyanova Slavova: Übergangsgeschöpfe. Gabriele Reuter, Hedwig Dohm, Helene Böhlau und Franziska zu Reventlow (= Women in German Literature; Band 2). Lang, New York 1998, ISBN 0-8204-3962-2.
- Martha Strinz: Helene Böhlau. In: Die Frau. Monatsschrift für das gesamte Frauenleben unserer Zeit. 9. Jg., 1902, S. 417–427.
- Elena Tresnak: Theodor Fontane: „Wegbereiter“ für weibliche Emanzipation um 1900? Vergleichende Untersuchung literarischer Weiblichkeitskonzepte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts am Beispiel von Theodor Fontanes „Cécile“ (1887) und Helene Böhlaus „Der Rangierbahnhof“ (1896). Igel, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86815-545-7 (Dissertation Universität Kiel 2010).
- Friedrich Zillmann: Helene Böhlau. Ein Beitrag zu ihrer Würdigung. Xenien, Leipzig 1918 DNB 578493578
Weblinks
- Werke von und über Helene Böhlau in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Literatur von und über Helene Böhlau im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von Helene Böhlau im Projekt Gutenberg-DE
- Komplette Wiedergabe einiger Werke der Helene Böhlau In: SOPHIE: A Digital Library of Works by German-Speaking Women. Datenbank.
- Helene Böhlau (Hrsg.): DAS HOHE ZIEL DER ERKENNTNIS – ARANADA UPANISHAD von OMAR AL RASCHID BEY
- Bayerische Schriftstellerinnen und die bürgerliche Frauenbewegung um 1900 Ausstellung mit Dokumenten und Korrespondenzen von Helene Böhlau und weiteren Autorinnen bei bavarikon
Einzelnachweise
- Geburtsanzeige in Weimarer Zeitung vom 23. November 1856, S. 1112; getauft am 26. Dezember (Weimarer Zeitung vom 3. Januar 1857, S. 8). Taufbuch der ev. Kirchengemeinde Weimar 1856, S. 249, Nr. 1165 (laut Becker 1988, S. 4). Ältere Darstellungen geben 1859 als Geburtsjahr an; diese Fehlangabe stammte wahrscheinlich von Böhlau selbst.
- Die Angabe „Widdersberg bei Herrsching“ bei Friedrichs ist falsch.
- Der Neue Herder von A bis Z, Herder 1952.
- Ausführlich bei Becker 1988, S. 29ff.
- Ingvild Richardsen: Evas Töchter. Münchner Schriftstellerinnen und die moderne Frauenbewegung 1894-1933. Volk Verlag, München 2018, ISBN 978-3-86222-271-1, S. 72.
- Tanja Praske: Helene Böhlau (1856–1940) – Schreiben als Akt der Befreiung. In: #femaleheritage. Münchner Stadtbibliothek, 6. Januar 2021, abgerufen am 1. September 2022.
- Helene Böhlau in der Datenbank Find a Grave, abgerufen am 3. Juli 2024. (mit Foto des Familiengrabes)
- Max Lesser: Götterdämmerung. In: Neues Wiener Tagblatt. 35 (1901) #243, 5. September 1901, S. 1–3, hier: S. 3.
- Vgl. Böhlaus Selbstanzeige in Die Zukunft vom 12. August 1899, S. 307–310.
- Das literarische Echo vom 1. Dezember 1909, Spalte 371 f., und vom 1. November 1915, Spalte 194.
- Jenaer Volksblatt vom 21. Januar 1935, 6. Seite, 2. Spalte; Einwohnerbuch der Stadt Weimar. 1937, 3. Teil, S. 10.
- Beide im Volltext bei Projekt Gutenberg-DE in getrennten Abschnitten
- spätere Ausgaben: Ratsmädelgeschichten. J. C. C. Bruns, Minden ab 1914. Sieben Erzählungen. (Inhaltsverzeichnis)
- Beide im Volltext bei Projekt Gutenberg-DE als Altweimarische Liebes- und Ehegeschichten.
- Volltext bei Projekt Gutenberg-DE als Kap. 5 von „Ein Sommerbuch“
- Volltexte bei Projekt Gutenberg-DE als 3. bzw. 7. Kapitel von Ein Sommerbuch.
- Vgl. Böhlaus Selbstanzeige in Das literarische Echo. 10. Jg. 1907/1908, Spalte 443f.
- Autobiographischer Roman, auch als Gesammelte Werke 1915, Band 6, und als Gesammelte Werke 1929, Band 1, erschienen. Besprechung von Hermann Kienzl: Helene Böhlaus Lebensroman. In: Das literarische Echo. 13. Jg., 1910/1911, Spalte 1226–1230, und von Gertrud Bäumer: „Isebies.“ In: Die Frau. Monatsschrift für das gesamte Frauenleben unserer Zeit. 18. Jg., 1910/1911, S. 526–528.
- Volltext bei Projekt Gutenberg-DE.
- Volltext bei Projekt Gutenberg-DE
- Aufschlussreicher autobiographischer Essay über ihre Kindheit.
- Volltext bei Projekt Gutenberg-DE unter dem Titel Jugend als 4. Kapitel von Ein Sommerbuch.
- Vgl. die Kopie in Commons.
Personendaten | |
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NAME | Böhlau, Helene |
ALTERNATIVNAMEN | al Raschid Bey, Helene |
KURZBESCHREIBUNG | deutsche Schriftstellerin |
GEBURTSDATUM | 22. November 1856 |
GEBURTSORT | Weimar |
STERBEDATUM | 26. März 1940 |
STERBEORT | Augsburg |
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Helene Bohlau verh al Raschid Bey 22 November 1856 in Weimar 26 Marz 1940 in Augsburg war eine deutsche Schriftstellerin und Vorkampferin fur Frauenrechte Helene Bohlau um 1890Helene Bohlau 1878Helene Bohlau in ihrer Munchener Zeit 1890Durch Helene Bohlaus Romanserie Ratsmadelgeschichten wurden die Tochter des Weimarer Burgermeisters Friedrich Kirsten in ganz Deutschland bekannt Bei der genannten Therese Kirsten handelt es sich mutterlicherseits um Helenes Grossmutter die 1821 den Geheimen Legationsrat Ottokar Thon heiratete Gedenktafel am Haus Windischenstrasse 13 in WeimarHans Thoma Zeichnung zu Sommerbuch 1903Erste Seite des Manuskripts Die Geschichte einer zartlichen SeeleLebenHelene Bohlau war die alteste Tochter des Weimarer Verlagsbuchhandlers Hermann Bohlau 1826 1900 und dessen Frau Therese geb Thon 1831 1911 Sie genoss eine sorgfaltige Privaterziehung Etwa 1873 lernte sie in Weimar den Architekten und Privatgelehrten Friedrich Arnd kennen spater entwickelte sich daraus eine aussereheliche Beziehung Um Helene neben seiner ersten als zweite Frau heiraten zu konnen konvertierte der evangelische Arnd zum Islam und nannte sich fortan Omar al Raschid Bey Helenes Vater verbot ihr daraufhin das Haus Nach der Hochzeit 1886 lebte das Ehepaar ein Jahr lang in Konstantinopel dann nach der Scheidung Friedrich Arnds von seiner ersten Frau in Munchen Helene Bohlau veroffentlichte weiterhin unter ihrem Geburtsnamen manchmal mit dem Zusatz Frau al Raschid Bey In der Mitgliederliste des Munchner Vereins fur Fraueninteressen wird sie 1897 als Frau Al Raschid Bohlau aufgefuhrt Zu ihrem Freundeskreis gehorte auch die Schriftstellerin und Kunstkritikerin Anna Spier Ehefrau des Politikers und Privatgelehrten Samuel Spier der Bohlau 1903 im Gedenken an Unsere grunen Sommer ihr Sommerbuch Altweimarische Geschichten widmete Auch den Roman Halbtier widmete sie Anna Spier Nach dem Tod ihres Ehemannes im Jahre 1911 wohnte Helene Bohlau in Ingolstadt Munchen Widdersberg und Augsburg Ihr 1895 geborener Sohn Omar al Raschid Bey spater Hermann Ottokar Bohlau genannt bildete 1915 als Gefreiter in Munchen Rekruten aus darunter Victor Klemperer nach seinem Studium arbeitete er als Arzt Helene Bohlau starb am 26 Marz 1940 im Krankenhaus in Augsburg und fand ihre letzte Ruhestatte auf dem Friedhof in Widdersberg in dem an der Kirche gelegenen Familiengrab Inschrift Helene Bohlau al Raschid Bey LeistungenHelene Bohlau gehorte zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen ihrer Zeit Der Literaturkritiker Max Lesser nannte sie 1901 gemeinsam mit Gerhart Hauptmann Hugo von Hofmannsthal und Peter Altenberg die bedeutendste deutschsprachige Schriftstellerin der Gegenwart Ab 1882 veroffentlichte sie Novellen und Kurzgeschichten Ihr erster Roman mit dem Titel Reines Herzens schuldig erschien 1888 Das Werk Helene Bohlaus umfasst sowohl ambitionierte Kunst als auch Gebrauchsliteratur Ihre fruhen vom Naturalismus beeinflussten feministischen Romane Der Rangierbahnhof 1896 Das Recht der Mutter 1896 und Halbtier 1899 wurden von den Zeitgenossen beachtet und insgesamt positiv rezensiert wenn auch gelegentlich ein Zug ins zu Genialische Absonderliche moniert wurde Einem grosseren Publikum war Helene Bohlau vor allem bekannt als Autorin der Ratsmadelgeschichten 1888 weitere Bande 1897 1905 und 1923 und diverser Altweimarischer Geschichten 1897 ff Beim 50 Jahrestag ihrer Grundung 1909 ehrte die Deutsche Schillerstiftung Bohlau zu Schillers Geburtstag durch eine Ehrengabe Der Wiener Zweig der Schillerstiftung offerierte ihr 1915 zum Geburtstag der Marie von Ebner Eschenbach den Ertrag ihres Eschenbach Fonds Die Bohlaustrasse in Weimar wurde im Januar 1935 nach ihr benannt Werke Auswahl Viele Erzahlungen sind in Zeitschriften erschienen bevor sie manchmal leicht uberarbeitet in Buchform herauskamen z B in Deutsche Rundschau in Westermanns illustrierte deutsche Monats Hefte in Vom Fels zum Meer in Die Gartenlaube Umfassendes Schriftenverzeichnis bei Becker 1988 S 170ff Viele Werke Bohlaus wurden mehrfach neu aufgelegt oft in wechselnden Zusammenstellungen Novellen 1882 Digitalisat Neuausgabe unter dem Titel Salin Kaliske 1902 Inhalt Im Banne des Todes Salin Kaliske Maleen Der schone Valentin Die alten Leutchen Zwei Novellen 1886 Digitalisat Reines Herzens schuldig Roman 1888 Digitalisat Herzenswahn Roman 1888 Digitalisat Rathsmadelgeschichten 1888 Digitalisat Im Trosse der Kunst und andere Novellen 1889 Digitalisat In frischem Wasser Roman in zwei Banden o J 1891 Digitalisat Bd 1 Digitalisat Bd 2 Der Rangierbahnhof Roman 1896 Digitalisat Neu hg von Henriette Herwig Turmhut Mellrichstadt 2004 ISBN 3 936084 44 0 Das Recht der Mutter Roman 1896 Altweimarische Liebes und Ehegeschichten 1897 Digitalisat Ratsmadel und Altweimarische Geschichten 1897 Digitalisat Im alten Rodchen bei Weimar Das ehrbussliche Weibchen Zwei Novellen 1897 Verspielte Leute Roman 1898 Digitalisat Schlimme Flitterwochen Novellen 1898 3 Aufl 1907 Digitalisat Das Bruller Lager Roman 1898 Halbtier Roman 1899 Aufl 1903 Digitalisat Neu hg von Henriette Herwig Turmhut Mellrichstadt 2004 ISBN 3 936084 42 4 Philister uber dir Schauspiel 1900 Sommerbuch Altweimarische Geschichten 1903 Digitalisat Die Kristallkugel Eine Altweimarische Geschichte 1903 Sommerseele Muttersehnsucht Zwei Novellen 1904 Die Ratsmadchen laufen einem Herzog in die Arme 1905 Das Haus zur Flamm Roman 1907 Kusswirkungen Erzahlungen 1907 Auszug aus Ratsmadel und Altweimarische Geschichten Das seidene Nest Novelle In Marz Halbmonatsschrift fur deutsche Kultur 4 Jg 1910 3 Band S 369 378 und S 449 459 Isebies Die Geschichte eines Lebens Roman 1911 Digitalisat Das Vorwort zum Hohe Ziel der Erkenntnis In Marz Eine Wochenschrift 6 Jg 1912 2 Band S 95 98 Gudrun 1914 Digitalisat Der gewurzige Hund Roman 1916 Digitalisat Ein dummer Streich 1919 Im Garten der Frau Maria Strom Roman 1922 Digitalisat Die Ratsmadel gehen einem Spuk zu Leibe Erzahlungen 1923 Auszug aus Ratsmadel und Altweimarische Geschichten Die leichtsinnige Eheliebste Ein Liebeswirrwarr Roman 1925 Die kleine Goethemutter Roman 1928 Kristine Roman 1929 Eine zartliche Seele Roman 1930 Wie die Enkelin der Ratsmadel zum Blaustrumpf wurde in Ratsmadel und Altweimarische Geschichten Altweimarische Liebes und Ehegeschichten Deutsche Buchgemeinschaft o J ca 1930 S 128 166 zuerst in Ratsmadel und Altweimarische Geschichten 1897 S 122 159 Digitalisat 1899 Fohn Roman 1931 Spuk in Alt Weimar Erzahlungen 1935 Auszug aus Ratsmadel und Altweimarische Geschichten Die drei Herrinnen Roman 1937 Goldvogel Erzahlungen 1939 Jugend zu Goethes Zeit 1939 WerkausgabenGesammelte Werke Berlin 1915 Band 1 Band 2 Band 3 Band 4 Band 5 Band 6 Gesammelte Werke Erste Abteilung Die Erzahlungen aus Altweimar in vier Banden Weimar 1927 Gesammelte Werke Zweite Abteilung Romane und Novellen in funf Banden Weimar 1929 Band 3 stimmt uberein mit Band 4 von 1915 AutobiographieAl Raschid Bey Frau Helene verw geb Bohlau In Geistiges und Kunstlerisches Munchen in 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Kaloyanova Slavova Ubergangsgeschopfe Gabriele Reuter Hedwig Dohm Helene Bohlau und Franziska zu Reventlow Women in German Literature Band 2 Lang New York 1998 ISBN 0 8204 3962 2 Martha Strinz Helene Bohlau In Die Frau Monatsschrift fur das gesamte Frauenleben unserer Zeit 9 Jg 1902 S 417 427 Elena Tresnak Theodor Fontane Wegbereiter fur weibliche Emanzipation um 1900 Vergleichende Untersuchung literarischer Weiblichkeitskonzepte in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts am Beispiel von Theodor Fontanes Cecile 1887 und Helene Bohlaus Der Rangierbahnhof 1896 Igel Hamburg 2011 ISBN 978 3 86815 545 7 Dissertation Universitat Kiel 2010 Friedrich Zillmann Helene Bohlau Ein Beitrag zu ihrer Wurdigung Xenien Leipzig 1918 DNB 578493578WeblinksCommons Helene Bohlau Sammlung von Bildern Wikisource Helene Bohlau Quellen und Volltexte Werke von und uber Helene Bohlau in der Deutschen Digitalen Bibliothek Literatur von und uber Helene Bohlau im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von Helene Bohlau im Projekt Gutenberg DE Komplette Wiedergabe einiger Werke der Helene Bohlau In SOPHIE A Digital Library of Works by German Speaking Women Datenbank Helene Bohlau Hrsg DAS HOHE ZIEL DER ERKENNTNIS ARANADA UPANISHAD von OMAR AL RASCHID BEY Bayerische Schriftstellerinnen und die burgerliche Frauenbewegung um 1900 Ausstellung mit Dokumenten und Korrespondenzen von Helene Bohlau und weiteren Autorinnen bei bavarikonEinzelnachweiseGeburtsanzeige in Weimarer Zeitung vom 23 November 1856 S 1112 getauft am 26 Dezember Weimarer Zeitung vom 3 Januar 1857 S 8 Taufbuch der ev Kirchengemeinde Weimar 1856 S 249 Nr 1165 laut Becker 1988 S 4 Altere Darstellungen geben 1859 als Geburtsjahr an diese Fehlangabe stammte wahrscheinlich von Bohlau selbst Die Angabe Widdersberg bei Herrsching bei Friedrichs ist falsch Der Neue Herder von A bis Z Herder 1952 Ausfuhrlich bei Becker 1988 S 29ff Ingvild Richardsen Evas Tochter Munchner Schriftstellerinnen und die moderne Frauenbewegung 1894 1933 Volk Verlag Munchen 2018 ISBN 978 3 86222 271 1 S 72 Tanja Praske Helene Bohlau 1856 1940 Schreiben als Akt der Befreiung In femaleheritage Munchner Stadtbibliothek 6 Januar 2021 abgerufen am 1 September 2022 Helene Bohlau in der Datenbank Find a Grave abgerufen am 3 Juli 2024 mit Foto des Familiengrabes Max Lesser Gotterdammerung In Neues Wiener Tagblatt 35 1901 243 5 September 1901 S 1 3 hier S 3 Vgl Bohlaus Selbstanzeige in Die Zukunft vom 12 August 1899 S 307 310 Das literarische Echo vom 1 Dezember 1909 Spalte 371 f und vom 1 November 1915 Spalte 194 Jenaer Volksblatt vom 21 Januar 1935 6 Seite 2 Spalte Einwohnerbuch der Stadt Weimar 1937 3 Teil S 10 Beide im Volltext bei Projekt Gutenberg DE in getrennten Abschnitten spatere Ausgaben Ratsmadelgeschichten J C C Bruns Minden ab 1914 Sieben Erzahlungen Inhaltsverzeichnis Beide im Volltext bei Projekt Gutenberg DE als Altweimarische Liebes und Ehegeschichten Volltext bei Projekt Gutenberg DE als Kap 5 von Ein Sommerbuch Volltexte bei Projekt Gutenberg DE als 3 bzw 7 Kapitel von Ein Sommerbuch Vgl Bohlaus Selbstanzeige in Das literarische Echo 10 Jg 1907 1908 Spalte 443f Autobiographischer Roman auch als Gesammelte Werke 1915 Band 6 und als Gesammelte Werke 1929 Band 1 erschienen Besprechung von Hermann Kienzl Helene Bohlaus Lebensroman In Das literarische Echo 13 Jg 1910 1911 Spalte 1226 1230 und von Gertrud Baumer Isebies In Die Frau Monatsschrift fur das gesamte Frauenleben unserer Zeit 18 Jg 1910 1911 S 526 528 Volltext bei Projekt Gutenberg DE Volltext bei Projekt Gutenberg DE Aufschlussreicher autobiographischer Essay uber ihre Kindheit Volltext bei Projekt Gutenberg DE unter dem Titel Jugend als 4 Kapitel von Ein Sommerbuch Vgl die Kopie in Commons Normdaten Person GND 118878484 lobid GND Explorer OGND AKS LCCN nr92017153 VIAF 47559658 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bohlau HeleneALTERNATIVNAMEN al Raschid Bey HeleneKURZBESCHREIBUNG deutsche SchriftstellerinGEBURTSDATUM 22 November 1856GEBURTSORT WeimarSTERBEDATUM 26 Marz 1940STERBEORT Augsburg