Hubert Schrübbers 3 November 1907 nach anderen Angaben 3 Februar 1901 in Recklinghausen 26 September 1979 in Unterach am
Hubert Schrübbers

Hubert Schrübbers (* 3. November 1907 (nach anderen Angaben 3. Februar 1901) in Recklinghausen; † 26. September 1979 in Unterach am Attersee) war ein deutscher Jurist und vom 15. Dezember 1955 bis zum 30. April 1972 Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz.
Leben
Schrübbers studierte Rechtswissenschaft und wurde während seines Studiums Mitglied der AV Guestfalia Tübingen im CV. 1933 trat er dem SA-Sturm Münster bei. Er war von 1938 bis 1941 als Staatsanwalt in Bochum, Dortmund, Arnsberg, dann als Oberstaatsanwalt beim Oberlandesgericht Hamm Ankläger in diversen Verfahren gegen rassisch und politisch Verfolgte des NS-Regimes: Die Jüdin Anna Neubeck wurde beispielsweise am 31. März 1941 entsprechend dem Antrag Schrübbers’ zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt, weil sie im belgischen Exil unter anderem Geld für andere Flüchtlinge gesammelt hatte. Sie kam nie mehr in Freiheit und wurde 1943 im KZ Auschwitz ermordet. 1941 musste Schrübbers seine Tätigkeit unterbrechen und wurde Soldat.
Er diente als Unterwachtmeister in einer Polizeieinheit der SS und geriet 1944 im französischen Chaumont in Kriegsgefangenschaft, wo nach Résistance-Tätigkeit in der Gegend die Deutschen im Januar 20 Männer verhaftet und am 18. März elf von ihnen hingerichtet hatten. 1946 kehrte er aus der britischen Kriegsgefangenschaft zurück. Laut Aust/Laabs war er in dieser Zeit vom britischen Geheimdienst angeworben worden, was seine spätere Karriere in der britischen Besatzungszone plausibel macht.
1948 wurde Schrübbers Oberstaatsanwalt beim Obersten Gerichtshof für die britische Zone, 1950 Bundesanwalt am Bundesgerichtshof, 1953 Generalstaatsanwalt beim Oberlandesgericht Düsseldorf. Zum 15. Dezember 1955 erfolgte seine Ernennung zum Präsidenten des Bundesamts für Verfassungsschutz. In seine Amtszeit fiel die von Werner Pätsch aufgedeckte „Telefonabhöraffäre“ von 1963, die ihm den Vorwurf des Verfassungsbruchs einbrachte und schließlich 1968 zum Erlass des Gesetzes zu Artikel 10 des Grundgesetzes führte. Ihm wurde vorgeworfen, ehemalige SS-Mitglieder beim BfV eingestellt zu haben. Am 30. April 1972 wurde Schrübbers nach Vorwürfen wegen seiner Verwicklung in die NS-Justiz in den einstweiligen Ruhestand versetzt, die reguläre Pensionierung wäre ohnehin im gleichen Jahr erfolgt.
Siehe auch
- Furchtbare Juristen
- Ungesühnte Nazijustiz
Weblinks
- Nachlass Bundesarchiv N 1716
Einzelnachweise
- S. Aust u. D. Laabs, „Heimatschutz. Der Staat und die Mordserie des NSU“, München 2014, S. 80.
- Friedrich Kießling, Christoph Safferling, „Staatsschutz im Kalten Krieg. Die Bundesanwaltschaft zwischen NS-Vergangenheit, Spiegel-Affäre und RAF“, Bundeszentrale für politische Bildung, Schriftenreihe Band 10922, Bonn 2022, S. 200
- Verfassungsschutz – Nichts Unsittliches, Der Spiegel Nr. 5/1972, S. 26.
- Kurzbiografie beim Bundesarchiv.
- Dieter Deiseroth: Darf die Enthüllung eines illegalen Staatsgeheimnisses strafbar sein? – Historische Erfahrungen in Deutschland und Schlussfolgerungen, in: Dieter Deiseroth, Hartmut Graßl (Hrsg.): Whistleblower-Enthüllungen zu Krebsmittel-Panschereien und illegalen Waffengeschäften, Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3786-1, S. 175; Neubeck wurde dort irrtümlich mit ihrem in den Gerichtsakten verwendeten Zwangsvornamen „Sarah“ benannt.
- Der Wille muß gebrochen werden, Der Spiegel, Nr. 5/1972, S. 27; Neubeck auch dort mit dem Zwangsvornamen Sarah benannt.
- Mißglückter Schutz, Der Spiegel, Nr. 6/1972, S. 27 f.
- Hubert Schrübbers im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
- S. Aust u. D. Laabs, „Heimatschutz. Der Staat und die Mordserie des NSU“, München 2014, S. 80; es handelt sich wahrscheinlich um das Chaumont in der Haute-Marne, da der Ort „nördlich“ von seinem bisherigen Tätigkeitsort liegt, auch gab es hier markante Résistance-Aktivitäten. Hier waren auch in größerem Maß britische Truppen auf Seiten der Befreier aktiv.
- Geschichte. In: verfassungsschutz.de. Archiviert vom ; abgerufen am 28. Juni 2023.
- Absolut sichere Quelle. In: Der Spiegel. Nr. 40, 1963, S. 25 f. (online – 2. Oktober 1963).
- Gutes Gewissen. In: Der Spiegel. Nr. 38, 1963, S. 19 f. (online – 18. September 1963).
- The Right-Wing Rot at the Heart of the German State. (englisch, nytimes.com [abgerufen am 17. Oktober 2018]).
- Die gefallenen Chefs des Verfassungsschutzes. Archiviert vom 17. Oktober 2018; abgerufen am 17. Oktober 2018. (nicht mehr online verfügbar) am Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Joachim Käppner: „Besser jetzt als gar nicht mehr“. Nach 68 Jahren lässt der Verfassungsschutz die Nazivergangenheit seiner Mitarbeiter systematisch erforschen, Süddeutsche Zeitung vom 28. September 2011, S. 6.
Personendaten | |
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NAME | Schrübbers, Hubert |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Jurist, Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz (1955–1972) |
GEBURTSDATUM | 3. November 1907 |
GEBURTSORT | Recklinghausen |
STERBEDATUM | 26. September 1979 |
STERBEORT | Unterach am Attersee |
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Hubert Schrubbers 3 November 1907 nach anderen Angaben 3 Februar 1901 in Recklinghausen 26 September 1979 in Unterach am Attersee war ein deutscher Jurist und vom 15 Dezember 1955 bis zum 30 April 1972 Prasident des Bundesamts fur Verfassungsschutz LebenSchrubbers studierte Rechtswissenschaft und wurde wahrend seines Studiums Mitglied der AV Guestfalia Tubingen im CV 1933 trat er dem SA Sturm Munster bei Er war von 1938 bis 1941 als Staatsanwalt in Bochum Dortmund Arnsberg dann als Oberstaatsanwalt beim Oberlandesgericht Hamm Anklager in diversen Verfahren gegen rassisch und politisch Verfolgte des NS Regimes Die Judin Anna Neubeck wurde beispielsweise am 31 Marz 1941 entsprechend dem Antrag Schrubbers zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt weil sie im belgischen Exil unter anderem Geld fur andere Fluchtlinge gesammelt hatte Sie kam nie mehr in Freiheit und wurde 1943 im KZ Auschwitz ermordet 1941 musste Schrubbers seine Tatigkeit unterbrechen und wurde Soldat Er diente als Unterwachtmeister in einer Polizeieinheit der SS und geriet 1944 im franzosischen Chaumont in Kriegsgefangenschaft wo nach Resistance Tatigkeit in der Gegend die Deutschen im Januar 20 Manner verhaftet und am 18 Marz elf von ihnen hingerichtet hatten 1946 kehrte er aus der britischen Kriegsgefangenschaft zuruck Laut Aust Laabs war er in dieser Zeit vom britischen Geheimdienst angeworben worden was seine spatere Karriere in der britischen Besatzungszone plausibel macht 1948 wurde Schrubbers Oberstaatsanwalt beim Obersten Gerichtshof fur die britische Zone 1950 Bundesanwalt am Bundesgerichtshof 1953 Generalstaatsanwalt beim Oberlandesgericht Dusseldorf Zum 15 Dezember 1955 erfolgte seine Ernennung zum Prasidenten des Bundesamts fur Verfassungsschutz In seine Amtszeit fiel die von Werner Patsch aufgedeckte Telefonabhoraffare von 1963 die ihm den Vorwurf des Verfassungsbruchs einbrachte und schliesslich 1968 zum Erlass des Gesetzes zu Artikel 10 des Grundgesetzes fuhrte Ihm wurde vorgeworfen ehemalige SS Mitglieder beim BfV eingestellt zu haben Am 30 April 1972 wurde Schrubbers nach Vorwurfen wegen seiner Verwicklung in die NS Justiz in den einstweiligen Ruhestand versetzt die regulare Pensionierung ware ohnehin im gleichen Jahr erfolgt Siehe auchFurchtbare Juristen Ungesuhnte NazijustizWeblinksNachlass Bundesarchiv N 1716EinzelnachweiseS Aust u D Laabs Heimatschutz Der Staat und die Mordserie des NSU Munchen 2014 S 80 Friedrich Kiessling Christoph Safferling Staatsschutz im Kalten Krieg Die Bundesanwaltschaft zwischen NS Vergangenheit Spiegel Affare und RAF Bundeszentrale fur politische Bildung Schriftenreihe Band 10922 Bonn 2022 S 200 Verfassungsschutz Nichts Unsittliches Der Spiegel Nr 5 1972 S 26 Kurzbiografie beim Bundesarchiv Dieter Deiseroth Darf die Enthullung eines illegalen Staatsgeheimnisses strafbar sein Historische Erfahrungen in Deutschland und Schlussfolgerungen in Dieter Deiseroth Hartmut Grassl Hrsg Whistleblower Enthullungen zu Krebsmittel Panschereien und illegalen Waffengeschaften Berliner Wissenschafts Verlag Berlin 2018 ISBN 978 3 8305 3786 1 S 175 Neubeck wurde dort irrtumlich mit ihrem in den Gerichtsakten verwendeten Zwangsvornamen Sarah benannt Der Wille muss gebrochen werden Der Spiegel Nr 5 1972 S 27 Neubeck auch dort mit dem Zwangsvornamen Sarah benannt Missgluckter Schutz Der Spiegel Nr 6 1972 S 27 f Hubert Schrubbers im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar S Aust u D Laabs Heimatschutz Der Staat und die Mordserie des NSU Munchen 2014 S 80 es handelt sich wahrscheinlich um das Chaumont in der Haute Marne da der Ort nordlich von seinem bisherigen Tatigkeitsort liegt auch gab es hier markante Resistance Aktivitaten Hier waren auch in grosserem Mass britische Truppen auf Seiten der Befreier aktiv Geschichte In verfassungsschutz de Archiviert vom Original abgerufen am 28 Juni 2023 Absolut sichere Quelle In Der Spiegel Nr 40 1963 S 25 f online 2 Oktober 1963 Gutes Gewissen In Der Spiegel Nr 38 1963 S 19 f 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