Josef Seuß 3 März 1906 in Nürnberg 28 Mai 1946 in Landsberg am Lech war ein deutscher SS Hauptscharführer Rapportführer
Josef Seuß

Josef Seuß (* 3. März 1906 in Nürnberg; † 28. Mai 1946 in Landsberg am Lech) war ein deutscher SS-Hauptscharführer, Rapportführer und stellvertretender Schutzhaftlagerführer im KZ Dachau. Er war auch Kommandoführer im Dachauer Außenkommando Radolfzell und Kommando- bzw. Lagerführer der dem KZ Natzweiler-Struthof zugehörigen Außenkommandos Oberehnheim (1943), Schömberg, KZ Erzingen, Leonberg, KZ Bisingen, Thil und Dautmergen (1944).
Biografie
Werdegang
Josef Seuß war von Beruf Schreiner. Ab 1928 war er arbeitslos. Am 1. März 1932 trat er der NSDAP (Mitgliedsnummer 1.725.814) bei. Am 2. März 1932 wurde er Mitglied der allgemeinen SS (SS-Nr. 89.399). Ab dem 20. April 1933 gehörte er zum Personal des Konzentrationslagers Dachau. Zunächst 13 Monate als Wache eingesetzt, arbeitete Seuß dann 4 1⁄2 Jahre als Telefonist in der Lagerkommandantur. Ab 1938 oder 1939 war Seuß Wärter im sogenannten Kommandanturarrest, in dem Häftlinge in Einzelhaft festgehalten wurden. Im Winter 1939/1940 wurde er vorübergehend im KZ Flossenbürg eingesetzt, da das KZ Dachau in dieser Zeit für die Ausbildung der SS-Division „Totenkopf“ genutzt wurde. Ab Mai 1941 war Seuß Kommandoführer im Außenkommando Radolfzell, einem Außenkommando des KZ Dachau. Nach seiner Rückkehr nach Dachau im August 1942 war Seuß dort zunächst stellvertretender Rapportführer, später dann stellvertretender Schutzhaftlagerführer. Seine Tätigkeit in Dachau endete im November 1942, denn er wurde ab 1. Dezember 1942 zum elsässischen Konzentrationslager Natzweiler-Struthof versetzt.
Vom 15. Dezember 1942 bis Dezember 1943 war er Lagerführer im Außenkommando Oberehnheim, wo die Häftlinge zu Bauarbeiten für die SS-Nachrichtenschule Oberehnheim gezwungen waren. Ab Dezember 1943 bis April 1945 war Josef Seuß Lagerkommandant in den Außenlagern Schömberg, Thil, Leonberg und Dautmergen. Seuß, von den Häftlingen in Schömberg lediglich als „Zack-Zack“ bezeichnet, war bekannt dafür, trotz des Winters Kommandos „ohne Schuhe“ zu bilden. Noch im November 1944 sollte Seuß im Rahmen der Verlegung des Daimler-Benz-Werkes von Gaggenau ins vordere Tal der Eyach bei Neuenbürg den Einsatz von etwa 90 KZ-Häftlingen aus Natzweiler organisieren. Er traf sich zu entsprechenden Planungen mit Vertretern des Unternehmens in Gaggenau, was ein Brief von Seuß an die Kommandantur Natzweiler belegt.
Nach Kriegsende
Nach Kriegsende war Seuß ab dem 15. November 1945 zusammen mit weiteren 39 Angehörigen des Lagerpersonals Angeklagter im Dachau-Hauptprozess, der im Rahmen der Dachauer Prozesse stattfand. Die Anklage vor dem US-amerikanischen Militärgericht lautete auf „Verletzung der Gesetze und Gebräuche des Krieges“, gleichermaßen gegen Zivilpersonen wie gegen Kriegsgefangene. Innerhalb der Anklage spielte der Begriff des „Common Design“, des gemeinsamen Vorhabens eines Verbrechens, eine zentrale Rolle: Nicht allein die individuellen Taten des KZ-Personals wurden als verbrecherisch angesehen, sondern das System der Konzentrationslager an sich. Im Zuge der Vorermittlungen hatte es sich als schwierig erwiesen, einzelne Verbrechen den jeweiligen Angeklagten zuzuordnen, da nur einige KZ-Häftlinge überlebt hatten, die infolge ihrer Traumatisierung nur unpräzise Aussagen tätigen konnten oder die Namen der Täter nur teilweise kannten.
Nach Aussagen von Häftlingen hatte Seuß Gefangene geschlagen; ein Häftling erklärte: „Seuß war kein Mensch.“ In einem vor Prozessbeginn entstandenen Affidavit gab Seuß an, im August 1942 einmal an der Erschießung sowjetischer Kriegsgefangener in Dachau beteiligt gewesen zu sein. Die Kriegsgefangenen seien direkt vom Bahnhof zum Schießstand der SS gebracht worden, dort gezwungen worden, sich auszuziehen, und dann erschossen worden. In seiner Erklärung gab Seuß außerdem an, die KZ-Häftlinge im Außenkommando Radolfzell geschlagen, diese dort „besonders hart behandelt“ zu haben. Der Mitangeklagte Hugo Lausterer, Wachmann des Arbeitskommandos unter Seuß zwischen Februar und August 1942, gab über seinen Vorgesetzten zu Protokoll: „SS-Hauptscharführer Seuß schlug die Gefangenen sehr oft während ihrer Zeit in Radolfzell. Er schlug sie mit seinen Händen, mit Stöcken und trat sie auch mit Füßen. Einmal sah ich, wie er einen kranken Häftling schlug, weil der Häftling zu krank für die Arbeit war. Ich sah Seuß auch, wie er Häftlinge von einem 30 bis 50 m hohen Damm hinunterstieß. Er tat dies, nachdem er sie geschlagen hatte.“ Seuß räumte ferner ein, in Dachau einmal an der Erschießung von drei Gefangenen beteiligt gewesen zu sein, die sich im Kommandanturarrest befanden. Während seiner Zeit als Wärter im Kommandanturarrest sei Pfahlhängen gleichermaßen bei Verhören wie als Bestrafungsmaßnahme angewandt worden. Zudem sei er ebenso wie sein Bruder an einem „Invalidentransport“ beteiligt gewesen. Bei diesen Transporten wurden kranke und geschwächte Häftlinge in die NS-Tötungsanstalt Hartheim bei Linz gebracht und in der dortigen Gaskammer ermordet. Er habe vorab gewusst, dass die Häftlinge in Hartheim getötet werden sollten, so Seuß. Er gab an, ihm sei bekannt gewesen, dass er und sein Bruder unter den Gefangenen einen schlechten Ruf hatten. Seuß bedauerte in seiner Aussage die Zustände im Konzentrationslager Dachau und die schlechten Lebensbedingungen der Häftlinge.
Am 13. Dezember 1945 wurde Josef Seuß gemeinsam mit 35 Mitangeklagten zum Tode verurteilt. Beim Urteil wurden als individuelle Exzesstaten bei Seuß das Schlagen und Treten von Häftlingen berücksichtigt. Nach seiner Verurteilung erfolgte im Kriegsverbrechergefängnis Landsberg ein Interview durch den Gerichtspsychologen des interalliierten Nürnberger Militärtribunals, Gustave M. Gilbert. Durch Gilbert ist aus diesem Gespräch die vermeintliche Äußerung von Seuß zu seiner Tätigkeit im Konzentrationslager überliefert:
„Was konnte ich machen? Ein Soldat kann nur Befehle ausführen. Wir wussten nicht, dass Himmler solch ein Schuft war, sich aus dem Staub zu machen und uns in der Patsche sitzen zu lassen.“
Das Todesurteil gegen Seuß wurde am 5. April 1946 vom Oberbefehlshaber der amerikanischen Streitkräfte in Europa bestätigt, dem hierzu eine entsprechende Empfehlung durch ein „Review Board“ der Armee vorlag. Seuß wurde am 28. Mai 1946 im Kriegsverbrechergefängnis Landsberg gehängt. Er war verheiratet und hatte fünf Kinder.
Josef Seuß hatte einen um ein Jahr jüngeren Bruder, SS-Hauptscharführer (1907–1979), der als Rapport- und Schutzhaftlagerführer in Dachau und seit der gemeinsamen Versetzung 1942 auch in Natzweiler wegen seiner Grausamkeiten nicht weniger gefürchtet war. In gerichtlichen Zeugenaussagen und in Erinnerungstexten überlebender Häftlinge kam es mitunter zu namentlichen Verwechslungen der beiden Brüder.
Literatur
- Markus Wolter: Die SS-Brüder von Dachau und Natzweiler: Josef und Wolfgang Seuß. In: Wolfgang Proske (Hrsg.): Täter Helfer Trittbrettfahrer. Band 17: NS-Belastete aus Oberbayern (Nord). Kugelberg Verlag, Gerstetten 2024, S. 354–370, ISBN 978-3-945893-25-8.
- Markus Wolter: Die SS-Garnison Radolfzell 1937–1945. In: Stadt Radolfzell am Bodensee, Abteilung Stadtgeschichte (Hrsg.): Radolfzell am Bodensee – Die Chronik. Stadler, Konstanz 2017, ISBN 978-3-7977-0723-9, hier das Kapitel Dachau in Radolfzell. Das KZ-Außenkommando 1941–1945, S. 288 ff.
- Reinhard Haiplik: Pfaffenhofen unterm Hakenkreuz. Stadt und Landkreis zur Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft. Pfaffenhofen a. d. Ilm, Stadt Pfaffenhofen a. d. Ilm 2015, ISBN 3-9805521-6-0, hier im Kapitel Kriegsverbrecher, S. 388–391.
- Holger Lessing: Der erste Dachauer Prozess (1945/46). Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 1993, ISBN 3-7890-2933-5.
Weblinks
- Review of Proceedings of General Military Court in the Case United States vs. Martin Gottfried Weiss. (pdf, 40 MB) bei www.jewishvirtuallibrary.org
Einzelnachweise
- Joachim Baur, Birgit Wörner, Geschichtswerkstatt Leonberg (Hrsg.): Konzentrationslager und Zwangsarbeit in Leonberg. Stadtarchiv Leonberg 2001, ISBN 978-3-93363606-5, S. 118.
- Zum Lebenslauf Review- (pdf, 40 MB), S. 27ff, 92.
- Vgl. hierzu: Erwin Gostner: 1000 Tage im KZ. Ein Erlebnisbericht aus den Konzentrationslagern Dachau, Mauthausen und Gusen. Innsbruck 1945; zu „Blockführer Seitz (recte: Seuß)“ als Wärter des Kommandanturarrests („Bunker“) hier S. 30 ff., 78.
- Vgl. hierzu: Markus Wolter: Die SS-Garnison Radolfzell 1937-1945. In: Stadt Radolfzell am Bodensee, Abteilung Stadtgeschichte (Hrsg.): Radolfzell am Bodensee - Die Chronik. Stadler, Konstanz 2017, ISBN 978-3-7977-0723-9, hier das Kapitel Dachau in Radolfzell, S. 288 ff.; vgl. ferner: Markus Wolter: Radolfzell im Nationalsozialismus. Die Heinrich-Koeppen-Kaserne als Standort der Waffen-SS. In: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung, Band 129. Thorbecke, Ostfildern 2011, hier: Das Dachauer KZ-Außenkommando Radolfzell, S. 270–277.
- Vgl. hierzu: Michael Grandt: Unternehmen „Wüste“ - Hitlers letzte Hoffnung. Das NS-Ölschieferprogramm auf der Schwäbischen Alb. Tübingen 2002, S. 69 f.
- Zum Natzweiler Außenlager in Neuenbürg vgl.: Barbara Hopmann: Zwangsarbeit bei Daimler-Benz in den Jahren 1933-1945. Stuttgart 1994; der Brief von Seuß findet sich hier auf S. 328 f.
- Zu „Common Design“: Robert Sigel: Im Interesse der Gerechtigkeit. Die Dachauer Kriegsverbrecherprozesse 1945-1948. Campus-Verlag, Frankfurt am Main 1992, ISBN 3-593-34641-9, S. 42ff.
- Auszug aus den Aussagen in englischer Übersetzung im Review. (pdf, 40 MB), S. 27.
- Auszug aus dem Affidavit in englischer Übersetzung im Review. (pdf, 40 MB), S. 27ff.
- Rückübersetzung aus dem Englischen Originalprotokoll: Review of Proceedings of General Military Court in the Case United States vs. Martin Gottfried Weiss et al. (pdf, 40 MB) bei www.jewishvirtuallibrary.org, hier: Affidavit von Hugo Lausterer, S. 61f.
- Lessing, Prozess, S. 324.
- G. M. Gilbert: Nürnberger Tagebuch. Frankfurt am Main, 1996, S. 102.
- Zusammenfassung des Reviews zu Josef Seuß: Review. (PDF-Datei, 40 MB), S. 146. Ebenda, S. 164, die Empfehlung, im Fall von Seuß die Todesstrafe beizubehalten.
- Review of Proceedings of General Military Court in the Case United States vs. Martin Gottfried Weiss (pdf, 40 MB) bei www.jewishvirtuallibrary.org, dort S. 92.
- Markus Wolter: Die SS-Brüder von Dachau und Natzweiler: Josef und Wolfgang Seuß. In: Wolfgang Proske (Hrsg.): Täter Helfer Trittbrettfahrer. Band 17: NS-Belastete aus Oberbayern (Nord). Kugelberg Verlag, Gerstetten 2024, S. 354–370, ISBN 978-3-945893-25-8.
Personendaten | |
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NAME | Seuß, Josef |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher SS-Hauptscharführer |
GEBURTSDATUM | 3. März 1906 |
GEBURTSORT | Nürnberg |
STERBEDATUM | 28. Mai 1946 |
STERBEORT | Landsberg am Lech |
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Josef Seuss 3 Marz 1906 in Nurnberg 28 Mai 1946 in Landsberg am Lech war ein deutscher SS Hauptscharfuhrer Rapportfuhrer und stellvertretender Schutzhaftlagerfuhrer im KZ Dachau Er war auch Kommandofuhrer im Dachauer Aussenkommando Radolfzell und Kommando bzw Lagerfuhrer der dem KZ Natzweiler Struthof zugehorigen Aussenkommandos Oberehnheim 1943 Schomberg KZ Erzingen Leonberg KZ Bisingen Thil und Dautmergen 1944 BiografieWerdegang Josef Seuss war von Beruf Schreiner Ab 1928 war er arbeitslos Am 1 Marz 1932 trat er der NSDAP Mitgliedsnummer 1 725 814 bei Am 2 Marz 1932 wurde er Mitglied der allgemeinen SS SS Nr 89 399 Ab dem 20 April 1933 gehorte er zum Personal des Konzentrationslagers Dachau Zunachst 13 Monate als Wache eingesetzt arbeitete Seuss dann 4 1 2 Jahre als Telefonist in der Lagerkommandantur Ab 1938 oder 1939 war Seuss Warter im sogenannten Kommandanturarrest in dem Haftlinge in Einzelhaft festgehalten wurden Im Winter 1939 1940 wurde er vorubergehend im KZ Flossenburg eingesetzt da das KZ Dachau in dieser Zeit fur die Ausbildung der SS Division Totenkopf genutzt wurde Ab Mai 1941 war Seuss Kommandofuhrer im Aussenkommando Radolfzell einem Aussenkommando des KZ Dachau Nach seiner Ruckkehr nach Dachau im August 1942 war Seuss dort zunachst stellvertretender Rapportfuhrer spater dann stellvertretender Schutzhaftlagerfuhrer Seine Tatigkeit in Dachau endete im November 1942 denn er wurde ab 1 Dezember 1942 zum elsassischen Konzentrationslager Natzweiler Struthof versetzt Vom 15 Dezember 1942 bis Dezember 1943 war er Lagerfuhrer im Aussenkommando Oberehnheim wo die Haftlinge zu Bauarbeiten fur die SS Nachrichtenschule Oberehnheim gezwungen waren Ab Dezember 1943 bis April 1945 war Josef Seuss Lagerkommandant in den Aussenlagern Schomberg Thil Leonberg und Dautmergen Seuss von den Haftlingen in Schomberg lediglich als Zack Zack bezeichnet war bekannt dafur trotz des Winters Kommandos ohne Schuhe zu bilden Noch im November 1944 sollte Seuss im Rahmen der Verlegung des Daimler Benz Werkes von Gaggenau ins vordere Tal der Eyach bei Neuenburg den Einsatz von etwa 90 KZ Haftlingen aus Natzweiler organisieren Er traf sich zu entsprechenden Planungen mit Vertretern des Unternehmens in Gaggenau was ein Brief von Seuss an die Kommandantur Natzweiler belegt Nach Kriegsende Anklagebank im ersten Dachauer Prozess Josef Seuss zweite Reihe von oben links aussen Nach Kriegsende war Seuss ab dem 15 November 1945 zusammen mit weiteren 39 Angehorigen des Lagerpersonals Angeklagter im Dachau Hauptprozess der im Rahmen der Dachauer Prozesse stattfand Die Anklage vor dem US amerikanischen Militargericht lautete auf Verletzung der Gesetze und Gebrauche des Krieges gleichermassen gegen Zivilpersonen wie gegen Kriegsgefangene Innerhalb der Anklage spielte der Begriff des Common Design des gemeinsamen Vorhabens eines Verbrechens eine zentrale Rolle Nicht allein die individuellen Taten des KZ Personals wurden als verbrecherisch angesehen sondern das System der Konzentrationslager an sich Im Zuge der Vorermittlungen hatte es sich als schwierig erwiesen einzelne Verbrechen den jeweiligen Angeklagten zuzuordnen da nur einige KZ Haftlinge uberlebt hatten die infolge ihrer Traumatisierung nur unprazise Aussagen tatigen konnten oder die Namen der Tater nur teilweise kannten Nach Aussagen von Haftlingen hatte Seuss Gefangene geschlagen ein Haftling erklarte Seuss war kein Mensch In einem vor Prozessbeginn entstandenen Affidavit gab Seuss an im August 1942 einmal an der Erschiessung sowjetischer Kriegsgefangener in Dachau beteiligt gewesen zu sein Die Kriegsgefangenen seien direkt vom Bahnhof zum Schiessstand der SS gebracht worden dort gezwungen worden sich auszuziehen und dann erschossen worden In seiner Erklarung gab Seuss ausserdem an die KZ Haftlinge im Aussenkommando Radolfzell geschlagen diese dort besonders hart behandelt zu haben Der Mitangeklagte Hugo Lausterer Wachmann des Arbeitskommandos unter Seuss zwischen Februar und August 1942 gab uber seinen Vorgesetzten zu Protokoll SS Hauptscharfuhrer Seuss schlug die Gefangenen sehr oft wahrend ihrer Zeit in Radolfzell Er schlug sie mit seinen Handen mit Stocken und trat sie auch mit Fussen Einmal sah ich wie er einen kranken Haftling schlug weil der Haftling zu krank fur die Arbeit war Ich sah Seuss auch wie er Haftlinge von einem 30 bis 50 m hohen Damm hinunterstiess Er tat dies nachdem er sie geschlagen hatte Seuss raumte ferner ein in Dachau einmal an der Erschiessung von drei Gefangenen beteiligt gewesen zu sein die sich im Kommandanturarrest befanden Wahrend seiner Zeit als Warter im Kommandanturarrest sei Pfahlhangen gleichermassen bei Verhoren wie als Bestrafungsmassnahme angewandt worden Zudem sei er ebenso wie sein Bruder an einem Invalidentransport beteiligt gewesen Bei diesen Transporten wurden kranke und geschwachte Haftlinge in die NS Totungsanstalt Hartheim bei Linz gebracht und in der dortigen Gaskammer ermordet Er habe vorab gewusst dass die Haftlinge in Hartheim getotet werden sollten so Seuss Er gab an ihm sei bekannt gewesen dass er und sein Bruder unter den Gefangenen einen schlechten Ruf hatten Seuss bedauerte in seiner Aussage die Zustande im Konzentrationslager Dachau und die schlechten Lebensbedingungen der Haftlinge Am 13 Dezember 1945 wurde Josef Seuss gemeinsam mit 35 Mitangeklagten zum Tode verurteilt Beim Urteil wurden als individuelle Exzesstaten bei Seuss das Schlagen und Treten von Haftlingen berucksichtigt Nach seiner Verurteilung erfolgte im Kriegsverbrechergefangnis Landsberg ein Interview durch den Gerichtspsychologen des interalliierten Nurnberger Militartribunals Gustave M Gilbert Durch Gilbert ist aus diesem Gesprach die vermeintliche Ausserung von Seuss zu seiner Tatigkeit im Konzentrationslager uberliefert Was konnte ich machen Ein Soldat kann nur Befehle ausfuhren Wir wussten nicht dass Himmler solch ein Schuft war sich aus dem Staub zu machen und uns in der Patsche sitzen zu lassen Das Todesurteil gegen Seuss wurde am 5 April 1946 vom Oberbefehlshaber der amerikanischen Streitkrafte in Europa bestatigt dem hierzu eine entsprechende Empfehlung durch ein Review Board der Armee vorlag Seuss wurde am 28 Mai 1946 im Kriegsverbrechergefangnis Landsberg gehangt Er war verheiratet und hatte funf Kinder Josef Seuss hatte einen um ein Jahr jungeren Bruder SS Hauptscharfuhrer 1907 1979 der als Rapport und Schutzhaftlagerfuhrer in Dachau und seit der gemeinsamen Versetzung 1942 auch in Natzweiler wegen seiner Grausamkeiten nicht weniger gefurchtet war In gerichtlichen Zeugenaussagen und in Erinnerungstexten uberlebender Haftlinge kam es mitunter zu namentlichen Verwechslungen der beiden Bruder LiteraturMarkus Wolter Die SS Bruder von Dachau und Natzweiler Josef und Wolfgang Seuss In Wolfgang Proske Hrsg Tater Helfer Trittbrettfahrer Band 17 NS Belastete aus Oberbayern Nord Kugelberg Verlag Gerstetten 2024 S 354 370 ISBN 978 3 945893 25 8 Markus Wolter Die SS Garnison Radolfzell 1937 1945 In Stadt Radolfzell am Bodensee Abteilung Stadtgeschichte Hrsg Radolfzell am Bodensee Die Chronik Stadler Konstanz 2017 ISBN 978 3 7977 0723 9 hier das Kapitel Dachau in Radolfzell Das KZ Aussenkommando 1941 1945 S 288 ff Reinhard Haiplik Pfaffenhofen unterm Hakenkreuz Stadt und Landkreis zur Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft Pfaffenhofen a d Ilm Stadt Pfaffenhofen a d Ilm 2015 ISBN 3 9805521 6 0 hier im Kapitel Kriegsverbrecher S 388 391 Holger Lessing Der erste Dachauer Prozess 1945 46 Nomos Verlagsgesellschaft Baden Baden 1993 ISBN 3 7890 2933 5 WeblinksReview of Proceedings of General Military Court in the Case United States vs Martin Gottfried Weiss pdf 40 MB bei www jewishvirtuallibrary orgEinzelnachweiseJoachim Baur Birgit Worner Geschichtswerkstatt Leonberg Hrsg Konzentrationslager und Zwangsarbeit in Leonberg Stadtarchiv Leonberg 2001 ISBN 978 3 93363606 5 S 118 Zum Lebenslauf Review pdf 40 MB S 27ff 92 Vgl hierzu Erwin Gostner 1000 Tage im KZ Ein Erlebnisbericht aus den Konzentrationslagern Dachau Mauthausen und Gusen Innsbruck 1945 zu Blockfuhrer Seitz recte Seuss als Warter des Kommandanturarrests Bunker hier S 30 ff 78 Vgl hierzu Markus Wolter Die SS Garnison Radolfzell 1937 1945 In Stadt Radolfzell am Bodensee Abteilung Stadtgeschichte Hrsg Radolfzell am Bodensee Die Chronik Stadler Konstanz 2017 ISBN 978 3 7977 0723 9 hier das Kapitel Dachau in Radolfzell S 288 ff vgl ferner Markus Wolter Radolfzell im Nationalsozialismus Die Heinrich Koeppen Kaserne als Standort der Waffen SS In Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung Band 129 Thorbecke Ostfildern 2011 hier Das Dachauer KZ Aussenkommando Radolfzell S 270 277 Vgl hierzu Michael Grandt Unternehmen Wuste Hitlers letzte Hoffnung Das NS Olschieferprogramm auf der Schwabischen Alb Tubingen 2002 S 69 f Zum Natzweiler Aussenlager in Neuenburg vgl Barbara Hopmann Zwangsarbeit bei Daimler Benz in den Jahren 1933 1945 Stuttgart 1994 der Brief von Seuss findet sich hier auf S 328 f Zu Common Design Robert Sigel Im Interesse der Gerechtigkeit Die Dachauer Kriegsverbrecherprozesse 1945 1948 Campus Verlag Frankfurt am Main 1992 ISBN 3 593 34641 9 S 42ff Auszug aus den Aussagen in englischer Ubersetzung im Review pdf 40 MB S 27 Auszug aus dem Affidavit in englischer Ubersetzung im Review pdf 40 MB S 27ff Ruckubersetzung aus dem Englischen Originalprotokoll Review of Proceedings of General Military Court in the Case United States vs Martin Gottfried Weiss et al pdf 40 MB bei www jewishvirtuallibrary org hier Affidavit von Hugo Lausterer S 61f Lessing Prozess S 324 G M Gilbert Nurnberger Tagebuch Frankfurt am Main 1996 S 102 Zusammenfassung des Reviews zu Josef Seuss Review PDF Datei 40 MB S 146 Ebenda S 164 die Empfehlung im Fall von Seuss die Todesstrafe beizubehalten Review of Proceedings of General Military Court in the Case United States vs Martin Gottfried Weiss pdf 40 MB bei www jewishvirtuallibrary org dort S 92 Markus Wolter Die SS Bruder von Dachau und Natzweiler Josef und Wolfgang Seuss In Wolfgang Proske Hrsg Tater Helfer Trittbrettfahrer Band 17 NS Belastete aus Oberbayern Nord Kugelberg Verlag Gerstetten 2024 S 354 370 ISBN 978 3 945893 25 8 PersonendatenNAME Seuss JosefKURZBESCHREIBUNG deutscher SS HauptscharfuhrerGEBURTSDATUM 3 Marz 1906GEBURTSORT NurnbergSTERBEDATUM 28 Mai 1946STERBEORT Landsberg am Lech