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Kleinkastell Freimühle

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Kleinkastell Freimühle
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Das Kleinkastell Freimühle war eine römische Fortifikation des Rätischen Limes, die im Jahre 2005 den Status als UNESCO-Weltkulturerbe erlangte. Das Kleinkastell wurde rund 750 Meter südlich der römischen Reichsgrenze errichtet. Die Reste befinden sich nordwestlich von Schwäbisch Gmünd im Ostalbkreis in Baden-Württemberg.

Kleinkastell Freimühle
Limes ORL NN (RLK)
Strecke (RLK) Rätischer Limes,
Strecke 12
Datierung (Belegung) bis spätestens um 260 n. Chr.
Typ Kleinkastell
Größe 53 m × 55 m
(= 0,29 ha)
Bauweise Stein
Erhaltungszustand Umwallung als Bodenerhebung deutlich sichtbar
Ort Schwäbisch Gmünd
Geographische Lage 48° 47′ 29,4″ N, 9° 45′ 49,4″ O48.7915111111119.7637277777778348
Höhe 348 m ü. NHN
Rückwärtig Kastell Schirenhof (südwestlich)
Vorgelagert Kleinkastell Kleindeinbach (nordwestlich)
Kleinkastell Hintere Orthalde (nordöstlich)

Lage

Das Kleinkastell Freimühle lag auf einem leicht vorspringenden Sporn des Rotenbachtaler Osthanges in der Waldflur Vogelhau. Von dort aus konnte sowohl das Rotenbachtal als auch ein Abschnitt des Remstals eingesehen werden. Nur 750 Meter nördlich, für ein Kleinkastell jedoch bereits ungewöhnlich weit entfernt, lief die nach West-Ost ausgerichtete, offenbar im Jahre 164 n. Chr. erbaute Palisade des Obergermanischen Limes in das Rotenbachtal hinab. An diesem Hang, rund 90 Meter westlich über dem Rotenbach, begann an der Grenze der römischen Provinzen Germania superior (Obergermanien) und Raetia (Rätien) der steinerne Abschnitt des Limes, der sich bis zur Donau hinzog. Vom Kleinkastell Freimühle aus konnten sowohl das rund einen Kilometer nordwestlich am Westhang des Rotenbachtales gelegene Kleinkastell Kleindeinbach als auch der über dieser Befestigung stehende Wachturm eingesehen werden. Die dort stationierte Einheit konnte auch einen weiteren Abschnitt des Remstals im Auge behalten.

Forschungsgeschichte

Bis zur Entdeckung 1901 ließen weder volkstümliche Überlieferung noch Flurnamen auf ein Kastell im Vogelhau schließen. Erst ein damals über das Land fegender, orkanartiger Sturm, der mehrere Bäume entwurzelte, brachte Mauerreste und römische Keramikscherben zum Vorschein, die zwei Forstbeamte beim Aufarbeiten des Windbruchs im Winter 1901/1902 entdeckten. Der Schwäbisch Gmünder Oberbürgermeister Paul Möhler veranlasste Grabungen, die sehr bald Grundmauerreste eines römischen Gebäudes zutage brachten. Major Heinrich Steimle, Streckenkommissar der Reichs-Limeskommission (RLK), untersuchte 1902 anschließend Umwehrung und Innenbereich der Anlage und erkannte die Mauerreste als Kastell. Durch großzügige Zuschüsse, die dem Engagement von Eugen Gradmann (1863–1927), damals Landeskonservator der Staatssammlung vaterländischer Kunst- und Altertumsdenkmale, beim Württembergischen Kultusministerium zu verdanken waren, konnten die Ausgrabungen Steimles ausführlicher durchgeführt werden, als dies sonst möglich gewesen wäre.

Mit der Erhebung des Limes zum Weltkulturerbe 2005 wurde der Kastellplatz geomagnetisch und geoelektrisch prospektiert, der Wald auf der Kastellfläche gerodet und die Umwallung deutlich sichtbar aufgeworfen. Ausgrabungen fanden nicht statt, jedoch wurde der Platz neu dokumentiert. Im Jahre 2006 weihte Dieter Planck, damals Präsident des Landesamtes für Denkmalpflege Baden-Württemberg, diese Anlage ein. Unmittelbar unterhalb der antiken Befestigung wurde im Mai 2009 ein Informationspavillon eröffnet. Rund 800 Meter südlich des Limesverlaufes veranschaulicht ein Rekonstruktionsversuch das Zusammentreffen von obergermanischer Palisade mit Wallgraben und rätischer Limesmauer.

Baugeschichte

Die 52,10 × 54,86 Meter (= 0,29 Hektar) umfassende Anlage besaß abgerundete Ecken und eine 1,22 Meter breite Umfassungsmauer. Der Streckenkommissar stellte fest, dass das nur stellenweise erhaltene Mauerwerk aus Bruchsteinen in den Bereichen, die erhalten geblieben waren, immer noch bis zu 0,80 Meter hoch sein konnte. An den erhalten gebliebenen Stellen, konnte ein Sockelprofil festgestellt werden, das um rund eine Handbreite hervorsprang. In den vier abgerundeten Ecken der Umfassungsmauer stand je ein trapezförmiger Eckturm. Zu den 1902 getroffenen Feststellungen gehörte auch das damals noch bis zu 0,80 Meter hoch erhaltene Osttor, das von zwei Tortürmen flankiert wurde. Die einspurige Durchfahrt war zwischen 3,24 bis 3,66 Meter breit. An den beidseitigen Torflanken war noch nischenartige Mauerauslassungen zum Anlegen der geöffneten Torflügel erhalten. Das zweite, fast gänzlich zerstörte Tor befand sich im Westen, hier konnte Steimle „eine Menge verkohlter Balkenreste“ beobachten. Der Anlage war ein rund sechs Meter breiter Spitzgraben vorgelagert, der nach Steimle vor den Toren aussetzte.

Bei den Untersuchungen der Innenbebauung wurde 1902 festgestellt, dass der Boden über die Maßen durchwühlt war. Es wird heute ein in Holzbauweise errichteter Innenausbau angenommen, Die Suche nach dieser Bebauung verlief für die RLK möglicherweise aufgrund der damals noch nicht so weit fortgeschrittenen Grabungstechniken ergebnislos. Es konnte jedoch festgestellt werden, dass sich hinter der steinernen Wehrmauer eine angeschüttete Erdrampe befand, auf der die Wachsoldaten patrouillieren. Wie Ziegelstempel aus Freimühle bezeugen, wurde die Fortifikation von Soldaten der im Kohortenkastell Schirenhof stationierten Cohors I Raetorum errichtet. Das Kastell befindet sich in einer fast identischen Ausrichtung wie Kastell Schirenhof, das auf der gegenüberliegenden Seite der Rems angelegt wurde.

Man nimmt an, dass das Kleinkastell Freimühle zum Typus von Kleinkastell Haselburg bei Walldürn gehört haben könnte. Aufgrund seiner Lage ist sich die Wissenschaft über die Bedeutung dieser Fortifikation, rund 100 Meter unterhalb des Limes und genau zwischen Schirenhof und Kleinkastell Kleindeinbach liegend, unklar. Dieter Planck äußerte die Meinung

„… daß dieses Kleinkastell zur Überwachung der hier vermuteten Grenzziehung erbaut worden ist. Vermutlich unterstand die hier stationierte Truppe dem Kastell Schirenhof, mit dem eine direkte Sichtverbindung bestand.“

Vielleicht hatte die in Freimühle lagernde Truppe auch nur sekundär mit der Limesverteidigung zu tun. Südwestlich des Kleinkastells konnten an der Talsohle beim Austritt des Rotenbachs aus dem Rotenbachtal bei Straßen- und Bahnbrückenbauarbeiten römische Siedlungsreste und Gräber aufgedeckt werden. Dies deutet vielleicht auf die eventuelle Selbständigkeit einer hier längerfristig lagernden Einheit hin. Es wurde daher vermutet, dass das Kleinkastell Freimühle vielleicht Stützpunkt der römischen Straßenpolizei gewesen sei, welche die Fernstraße im Remstal zu überwachen hatte, die nahe der Mündung des Rotenbachs in die Rems auch die Grenze zwischen den Provinzen Germania superior und Raetia überwand.

Das Grenzgebiet von Germania superior und Raetia ist im Limesbereich ungewöhnlich dicht mit römischen Militärstützpunkten belegt. Auch die Nähe der Kohortenkastelle Lorch am Rand der Provinz Germania superior und Schirenhof in Raetia scheinen diesen Eindruck zu bestätigen. Vielleicht wird hier ein gewisses eigenständiges Handeln der für die Provinzverwaltung Verantwortlichen sichtbar. Besonders der nur in Rätien durchgeführte Ausbau der Reichsgrenze in Stein könnte hierfür ein Beleg sein.

  • Der seit 2006 sichtbare Kastellplatz
  • Blick über das Lagergelände
  • Die ursprünglich steinerne Umfassungsmauer wird als Erdwall angedeutet.
  • Modell des Kastells in der einstigen Lagermitte

Kastellbad

Rund 50 Meter südwestlich der Befestigung wurde dessen kleines Kastellbad untersucht, das am zum Remstal herabführenden Abhang errichtet worden war. Es war dieser Bau, den die Forstbeamten nach dem Sturm zuerst entdeckt hatten. Steimle fand den Bau 1902 bereits stark zerstört vor. Das Gebäude zeichnet sich heute als schwache Bodenunebenheit in der Landschaft ab. Der Nachweis einer solchen Therme zeigt, dass auch bei diesen kleinen Anlagen mit einer bemerkenswert ausgebauten Infrastruktur gerechnet werden kann.

Denkmalschutz

Das Kleinkastell Freimühle und die erwähnten Bodendenkmale sind als Abschnitt des Obergermanisch-Rätischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO-Welterbes. Außerdem sind die Anlagen Kulturdenkmale nach dem Denkmalschutzgesetz des Landes Baden-Württemberg (DSchG). Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden.

Siehe auch

  • Liste der Kastelle am Obergermanisch-Raetischen Limes

Literatur

  • Christian Fleer: Typisierung und Funktion der Kleinbauten am Limes. In: Egon Schallmayer (Hrsg.): Limes Imperii Romani. Beiträge zum Fachkolloquium „Weltkulturerbe Limes“ November 2001 in Lich-Arnsburg. (= Saalburg-Schriften 6). Bad Homburg v. d. H. 2004, ISBN 3-931267-05-9, S. 75–92.
  • Dieter Planck, Willi Beck: Der Limes in Südwestdeutschland. 2. völlig neubearbeitete Auflage, Theiss, Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0496-9, S. 101.
  • Andreas Thiel: Vor- und Frühgeschichte. In: Die Kunstdenkmäler in Baden-Württemberg. Stadt Schwäbisch Gmünd, Band I: Stadtgeschichte, Stadtbefestigung, Heiligkreuzmünster. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2003, ISBN 3-422-06381-1, S. 15.
  • Heinrich Steimle: Numerus-Kastell Freymühle. In Limesblatt. Mitteilungen der Steckenkommissare bei der Reichslimeskommission. 1892–1903 (1903), Sp. 950–954.

Anmerkungen

  1. Trasse der Limesmauer durch den Talgrund bei 48° 47′ 53,9″ N, 9° 45′ 33,8″ O48.7983055555569.7593888888889; Limesverlauf bei 48° 47′ 54,8″ N, 9° 45′ 50,34″ O48.7985555555569.7639833333333; Limesverlauf bei 48° 47′ 59,5″ N, 9° 46′ 14,95″ O48.7998611111119.7708194444444
  2. Bernd Becker: Fällungsdaten römischer Bauhölzer anhand einer 2350jährigen süddeutschen Eichen-Jahrringchronologie. In: Fundberichte aus Baden-Württemberg Band 6, Theiss, Stuttgart 1981, ISBN 3-8062-1252-X, S. 369–386.
  3. Kleinkastell Kleindeinbach bei 48° 47′ 51,11″ N, 9° 45′ 15,53″ O48.7975305555569.7543138888889.
  4. Dieter Planck (Hrsg.): Die Römer in Baden-Württemberg. Theiss, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1555-3, S. 314.
  5. Heinrich Steimle: Numerus-Kastell Freymühle In Limesblatt. Mitteilungen der Steckenkommissare bei der Reichslimeskommission. 1892–1903 (1903), Sp. 950–954; hier: Sp. 950–951.
  6. Georg Stütz: Heimatbuch für Gmünd und weitere Umgebung. II. Band: Wanderungen in der Heimat. Schwäbisch Gmünd 1924, S. 74 f.
  7. Heinrich Steimle: Numerus-Kastell Freymühle In Limesblatt. Mitteilungen der Steckenkommissare bei der Reichslimeskommission. 1892–1903 (1903), Sp. 950–954; hier: Sp. 953.
  8. Jürgen Obmann (Hrsg.): Limesentwicklungsplan Baden-Württemberg. Schutz, Erschließung und Erforschung des Welterbes. Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, Esslingen 2007. S. 42.
  9. Im Streitwagen den Limes erobern@1@2 (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im März 2022. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.. In: Gmünder Tagespost. 8. Mai 2006.
  10. Manfred Laduch: Einmalig auf der gesamten Limes-Strecke. In: Rems-Zeitung. 18. Mai 2009.
  11. Heinrich Steimle: Numerus-Kastell Freymühle In Limesblatt. Mitteilungen der Steckenkommissare bei der Reichslimeskommission. 1892–1903 (1903), Sp. 950–954; hier: Sp. 951.
  12. aufgerundete Größenangabe (53 × 55 Meter) bei Andreas Thiel: Vor- und Frühgeschichte. In: Die Kunstdenkmäler in Baden-Württemberg. Stadt Schwäbisch Gmünd, Band I: Stadtbaugeschichte, Stadtbefestigung, Heiligkreuzmünster. Deutscher Kunstverlag 2003, ISBN 3-422-06381-1, S. 14.
  13. Heinrich Steimle: Numerus-Kastell Freymühle In Limesblatt. Mitteilungen der Steckenkommissare bei der Reichslimeskommission. 1892–1903 (1903), Sp. 950–954; hier: Sp. 952.
  14. Hans Ulrich Nuber: Schwäbisch Gmünd in frühgeschichtlicher Zeit. In: Geschichte der Stadt Schwäbisch Gmünd. Theiss, Stuttgart 1984, ISBN 3-8062-0399-7, S. 32.
  15. Richard Strobel: Die Kunstdenkmäler der Stadt Schwäbisch Gmünd. Band 1. Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 2003, ISBN 3-422-06381-1, S. 15.
  16. Kastell Schirenhof bei 48° 47′ 12,1″ N, 9° 46′ 36,9″ O48.7866944444449.7769166666667.
  17. Dieter Planck, Willi Beck: Der Limes in Südwestdeutschland. 2. Auflage, Theiss, Stuttgart 1987, ISBN 3-8062-0496-9, S. 108.
  • Karte mit allen Koordinaten:
  • OSM |
  • WikiMap
Kastelle des Obergermanisch-Rätischen Limes, ORL-Strecke 12

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Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 19 Jul 2025 / 13:32

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Das Kleinkastell Freimuhle war eine romische Fortifikation des Ratischen Limes die im Jahre 2005 den Status als UNESCO Weltkulturerbe erlangte Das Kleinkastell wurde rund 750 Meter sudlich der romischen Reichsgrenze errichtet Die Reste befinden sich nordwestlich von Schwabisch Gmund im Ostalbkreis in Baden Wurttemberg Kleinkastell FreimuhleLimes ORL NN RLK Strecke RLK Ratischer Limes Strecke 12Datierung Belegung bis spatestens um 260 n Chr Typ KleinkastellGrosse 53 m 55 m 0 29 ha Bauweise SteinErhaltungszustand Umwallung als Bodenerhebung deutlich sichtbarOrt Schwabisch GmundGeographische Lage 48 47 29 4 N 9 45 49 4 O 48 791511111111 9 7637277777778 348Hohe 348 m u NHNRuckwartig Kastell Schirenhof sudwestlich Vorgelagert Kleinkastell Kleindeinbach nordwestlich Kleinkastell Hintere Orthalde nordostlich LageLandschaftsmodell mit dem Kastell Schirenhof im oberen Bildbereich dem Kleinkastell Freimuhle in der Bildmitte und dem Kleinkastell Kleindeinbach mit dem Limes am unteren BildrandZiegelstempel der in Schirenhof stationierten COho Rs Prima RaeTorum Limesmuseum Aalen Das Kleinkastell Freimuhle lag auf einem leicht vorspringenden Sporn des Rotenbachtaler Osthanges in der Waldflur Vogelhau Von dort aus konnte sowohl das Rotenbachtal als auch ein Abschnitt des Remstals eingesehen werden Nur 750 Meter nordlich fur ein Kleinkastell jedoch bereits ungewohnlich weit entfernt lief die nach West Ost ausgerichtete offenbar im Jahre 164 n Chr erbaute Palisade des Obergermanischen Limes in das Rotenbachtal hinab An diesem Hang rund 90 Meter westlich uber dem Rotenbach begann an der Grenze der romischen Provinzen Germania superior Obergermanien und Raetia Ratien der steinerne Abschnitt des Limes der sich bis zur Donau hinzog Vom Kleinkastell Freimuhle aus konnten sowohl das rund einen Kilometer nordwestlich am Westhang des Rotenbachtales gelegene Kleinkastell Kleindeinbach als auch der uber dieser Befestigung stehende Wachturm eingesehen werden Die dort stationierte Einheit konnte auch einen weiteren Abschnitt des Remstals im Auge behalten ForschungsgeschichteBis zur Entdeckung 1901 liessen weder volkstumliche Uberlieferung noch Flurnamen auf ein Kastell im Vogelhau schliessen Erst ein damals uber das Land fegender orkanartiger Sturm der mehrere Baume entwurzelte brachte Mauerreste und romische Keramikscherben zum Vorschein die zwei Forstbeamte beim Aufarbeiten des Windbruchs im Winter 1901 1902 entdeckten Der Schwabisch Gmunder Oberburgermeister Paul Mohler veranlasste Grabungen die sehr bald Grundmauerreste eines romischen Gebaudes zutage brachten Major Heinrich Steimle Streckenkommissar der Reichs Limeskommission RLK untersuchte 1902 anschliessend Umwehrung und Innenbereich der Anlage und erkannte die Mauerreste als Kastell Durch grosszugige Zuschusse die dem Engagement von Eugen Gradmann 1863 1927 damals Landeskonservator der Staatssammlung vaterlandischer Kunst und Altertumsdenkmale beim Wurttembergischen Kultusministerium zu verdanken waren konnten die Ausgrabungen Steimles ausfuhrlicher durchgefuhrt werden als dies sonst moglich gewesen ware Mit der Erhebung des Limes zum Weltkulturerbe 2005 wurde der Kastellplatz geomagnetisch und geoelektrisch prospektiert der Wald auf der Kastellflache gerodet und die Umwallung deutlich sichtbar aufgeworfen Ausgrabungen fanden nicht statt jedoch wurde der Platz neu dokumentiert Im Jahre 2006 weihte Dieter Planck damals Prasident des Landesamtes fur Denkmalpflege Baden Wurttemberg diese Anlage ein Unmittelbar unterhalb der antiken Befestigung wurde im Mai 2009 ein Informationspavillon eroffnet Rund 800 Meter sudlich des Limesverlaufes veranschaulicht ein Rekonstruktionsversuch das Zusammentreffen von obergermanischer Palisade mit Wallgraben und ratischer Limesmauer BaugeschichteDie 52 10 54 86 Meter 0 29 Hektar umfassende Anlage besass abgerundete Ecken und eine 1 22 Meter breite Umfassungsmauer Der Streckenkommissar stellte fest dass das nur stellenweise erhaltene Mauerwerk aus Bruchsteinen in den Bereichen die erhalten geblieben waren immer noch bis zu 0 80 Meter hoch sein konnte An den erhalten gebliebenen Stellen konnte ein Sockelprofil festgestellt werden das um rund eine Handbreite hervorsprang In den vier abgerundeten Ecken der Umfassungsmauer stand je ein trapezformiger Eckturm Zu den 1902 getroffenen Feststellungen gehorte auch das damals noch bis zu 0 80 Meter hoch erhaltene Osttor das von zwei Torturmen flankiert wurde Die einspurige Durchfahrt war zwischen 3 24 bis 3 66 Meter breit An den beidseitigen Torflanken war noch nischenartige Mauerauslassungen zum Anlegen der geoffneten Torflugel erhalten Das zweite fast ganzlich zerstorte Tor befand sich im Westen hier konnte Steimle eine Menge verkohlter Balkenreste beobachten Der Anlage war ein rund sechs Meter breiter Spitzgraben vorgelagert der nach Steimle vor den Toren aussetzte Bei den Untersuchungen der Innenbebauung wurde 1902 festgestellt dass der Boden uber die Massen durchwuhlt war Es wird heute ein in Holzbauweise errichteter Innenausbau angenommen Die Suche nach dieser Bebauung verlief fur die RLK moglicherweise aufgrund der damals noch nicht so weit fortgeschrittenen Grabungstechniken ergebnislos Es konnte jedoch festgestellt werden dass sich hinter der steinernen Wehrmauer eine angeschuttete Erdrampe befand auf der die Wachsoldaten patrouillieren Wie Ziegelstempel aus Freimuhle bezeugen wurde die Fortifikation von Soldaten der im Kohortenkastell Schirenhof stationierten Cohors I Raetorum errichtet Das Kastell befindet sich in einer fast identischen Ausrichtung wie Kastell Schirenhof das auf der gegenuberliegenden Seite der Rems angelegt wurde Man nimmt an dass das Kleinkastell Freimuhle zum Typus von Kleinkastell Haselburg bei Walldurn gehort haben konnte Aufgrund seiner Lage ist sich die Wissenschaft uber die Bedeutung dieser Fortifikation rund 100 Meter unterhalb des Limes und genau zwischen Schirenhof und Kleinkastell Kleindeinbach liegend unklar Dieter Planck ausserte die Meinung dass dieses Kleinkastell zur Uberwachung der hier vermuteten Grenzziehung erbaut worden ist Vermutlich unterstand die hier stationierte Truppe dem Kastell Schirenhof mit dem eine direkte Sichtverbindung bestand Vielleicht hatte die in Freimuhle lagernde Truppe auch nur sekundar mit der Limesverteidigung zu tun Sudwestlich des Kleinkastells konnten an der Talsohle beim Austritt des Rotenbachs aus dem Rotenbachtal bei Strassen und Bahnbruckenbauarbeiten romische Siedlungsreste und Graber aufgedeckt werden Dies deutet vielleicht auf die eventuelle Selbstandigkeit einer hier langerfristig lagernden Einheit hin Es wurde daher vermutet dass das Kleinkastell Freimuhle vielleicht Stutzpunkt der romischen Strassenpolizei gewesen sei welche die Fernstrasse im Remstal zu uberwachen hatte die nahe der Mundung des Rotenbachs in die Rems auch die Grenze zwischen den Provinzen Germania superior und Raetia uberwand Das Grenzgebiet von Germania superior und Raetia ist im Limesbereich ungewohnlich dicht mit romischen Militarstutzpunkten belegt Auch die Nahe der Kohortenkastelle Lorch am Rand der Provinz Germania superior und Schirenhof in Raetia scheinen diesen Eindruck zu bestatigen Vielleicht wird hier ein gewisses eigenstandiges Handeln der fur die Provinzverwaltung Verantwortlichen sichtbar Besonders der nur in Ratien durchgefuhrte Ausbau der Reichsgrenze in Stein konnte hierfur ein Beleg sein Der seit 2006 sichtbare Kastellplatz Blick uber das Lagergelande Die ursprunglich steinerne Umfassungsmauer wird als Erdwall angedeutet Modell des Kastells in der einstigen LagermitteKastellbadRund 50 Meter sudwestlich der Befestigung wurde dessen kleines Kastellbad untersucht das am zum Remstal herabfuhrenden Abhang errichtet worden war Es war dieser Bau den die Forstbeamten nach dem Sturm zuerst entdeckt hatten Steimle fand den Bau 1902 bereits stark zerstort vor Das Gebaude zeichnet sich heute als schwache Bodenunebenheit in der Landschaft ab Der Nachweis einer solchen Therme zeigt dass auch bei diesen kleinen Anlagen mit einer bemerkenswert ausgebauten Infrastruktur gerechnet werden kann DenkmalschutzDas Kleinkastell Freimuhle und die erwahnten Bodendenkmale sind als Abschnitt des Obergermanisch Ratischen Limes seit 2005 Teil des UNESCO Welterbes Ausserdem sind die Anlagen Kulturdenkmale nach dem Denkmalschutzgesetz des Landes Baden Wurttemberg DSchG Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig Zufallsfunde an die Denkmalbehorden zu melden Siehe auchListe der Kastelle am Obergermanisch Raetischen LimesLiteraturChristian Fleer Typisierung und Funktion der Kleinbauten am Limes In Egon Schallmayer Hrsg Limes Imperii Romani Beitrage zum Fachkolloquium Weltkulturerbe Limes November 2001 in Lich Arnsburg Saalburg Schriften 6 Bad Homburg v d H 2004 ISBN 3 931267 05 9 S 75 92 Dieter Planck Willi Beck Der Limes in Sudwestdeutschland 2 vollig neubearbeitete Auflage Theiss Stuttgart 1987 ISBN 3 8062 0496 9 S 101 Andreas Thiel Vor und Fruhgeschichte In Die Kunstdenkmaler in Baden Wurttemberg Stadt Schwabisch Gmund Band I Stadtgeschichte Stadtbefestigung Heiligkreuzmunster Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2003 ISBN 3 422 06381 1 S 15 Heinrich Steimle Numerus Kastell Freymuhle In Limesblatt Mitteilungen der Steckenkommissare bei der Reichslimeskommission 1892 1903 1903 Sp 950 954 AnmerkungenTrasse der Limesmauer durch den Talgrund bei 48 47 53 9 N 9 45 33 8 O 48 798305555556 9 7593888888889 Limesverlauf bei 48 47 54 8 N 9 45 50 34 O 48 798555555556 9 7639833333333 Limesverlauf bei 48 47 59 5 N 9 46 14 95 O 48 799861111111 9 7708194444444 Bernd Becker Fallungsdaten romischer Bauholzer anhand einer 2350jahrigen suddeutschen Eichen Jahrringchronologie In Fundberichte aus Baden Wurttemberg Band 6 Theiss Stuttgart 1981 ISBN 3 8062 1252 X S 369 386 Kleinkastell Kleindeinbach bei 48 47 51 11 N 9 45 15 53 O 48 797530555556 9 7543138888889 Dieter Planck Hrsg Die Romer in Baden Wurttemberg Theiss Stuttgart 2005 ISBN 3 8062 1555 3 S 314 Heinrich Steimle Numerus Kastell Freymuhle In Limesblatt Mitteilungen der Steckenkommissare bei der Reichslimeskommission 1892 1903 1903 Sp 950 954 hier Sp 950 951 Georg Stutz Heimatbuch fur Gmund und weitere Umgebung II Band Wanderungen in der Heimat Schwabisch Gmund 1924 S 74 f Heinrich Steimle Numerus Kastell Freymuhle In Limesblatt Mitteilungen der Steckenkommissare bei der Reichslimeskommission 1892 1903 1903 Sp 950 954 hier Sp 953 Jurgen Obmann Hrsg Limesentwicklungsplan Baden Wurttemberg Schutz Erschliessung und Erforschung des Welterbes Landesamt fur Denkmalpflege im Regierungsprasidium Stuttgart Esslingen 2007 S 42 Im Streitwagen den Limes erobern 1 2 Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Marz 2022 Suche in Webarchiven Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis In Gmunder Tagespost 8 Mai 2006 Manfred Laduch Einmalig auf der gesamten Limes Strecke In Rems Zeitung 18 Mai 2009 Heinrich Steimle Numerus Kastell Freymuhle In Limesblatt Mitteilungen der Steckenkommissare bei der Reichslimeskommission 1892 1903 1903 Sp 950 954 hier Sp 951 aufgerundete Grossenangabe 53 55 Meter bei Andreas Thiel Vor und Fruhgeschichte In Die Kunstdenkmaler in Baden Wurttemberg Stadt Schwabisch Gmund Band I Stadtbaugeschichte Stadtbefestigung Heiligkreuzmunster Deutscher Kunstverlag 2003 ISBN 3 422 06381 1 S 14 Heinrich Steimle Numerus Kastell Freymuhle In Limesblatt Mitteilungen der Steckenkommissare bei der Reichslimeskommission 1892 1903 1903 Sp 950 954 hier Sp 952 Hans Ulrich Nuber Schwabisch Gmund in fruhgeschichtlicher Zeit In Geschichte der Stadt Schwabisch Gmund Theiss Stuttgart 1984 ISBN 3 8062 0399 7 S 32 Richard Strobel Die Kunstdenkmaler der Stadt Schwabisch Gmund Band 1 Deutscher Kunstverlag Berlin Munchen 2003 ISBN 3 422 06381 1 S 15 Kastell Schirenhof bei 48 47 12 1 N 9 46 36 9 O 48 786694444444 9 7769166666667 Dieter Planck Willi Beck Der Limes in Sudwestdeutschland 2 Auflage Theiss Stuttgart 1987 ISBN 3 8062 0496 9 S 108 Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMap Kastelle des Obergermanisch Ratischen Limes ORL Strecke 12 Kastell Lorch Kleinkastell Kleindeinbach Kleinkastell Freimuhle Kastell Schirenhof Kleinkastell Hintere Orthalde Kastell Unterbobingen Kastell Aalen Kastell Buch Limestor Dalkingen Kastell Halheim

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