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Kölner Klüngel

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Als Kölner Klüngel, Kölscher Klüngel (Kölsch: Kölsche Klüngel) oder einfach Klüngel wird in Köln – und im Fall der dritten, nicht lokalspezifischen Form mittlerweile auch darüber hinaus – ein nepotisches System auf Gegenseitigkeit beruhender Hilfeleistungen und Gefälligkeiten bezeichnet. Das verdeckte Zusammenwirken in kaum kontrollierbaren nicht-öffentlichen Beziehungsgeflechten kann zur Vermischung von gesellschaftlichen, politischen und unternehmerischen Interessen führen und somit die Grenze zu Vetternwirtschaft und zur Korruption leicht überschreiten, ähnlich wie eine Seilschaft. Im Alltagsgebrauch ist Klüngel im Kölner Raum allerdings auch positiv besetzt, im Sinne von „eine Hand wäscht die andere“ (lat. manus manum lavat), „Man kennt sich, man hilft sich“, „über Beziehungen verfügen“ oder netzwerken bzw. „vernetzt sein“.

Wortherkunft

Der Begriff Klüngel ist abgeleitet vom althochdeutschen clungilin als Verkleinerungsform von clunga = Knäuel und bedeutet demnach „kleines Knäuel“. Das Wort steht für ein Gebilde, in dem hunderte Fäden „in- und durcheinander laufen, so dass man von außen nicht zu durchschauen vermag, wie alles zusammenhängt“. Aus demselben Wortstamm erwuchs auch das englische to cling (festhalten, klammern).

Der früheste Beleg des Wortes mit der Bedeutung „betrügerische Machenschaften“ stammt aus dem Jahr 1782 und steht im Zusammenhang mit der städtischen Lotterie.

Verwandte Begriffe mit ähnlichem Sinn sind das Verb mauscheln und das Substantiv Mauschelei.

Bedeutung

Im Kölschen ist die Bedeutung von „Klüngel“ vielschichtiger als das, was davon in den allgemeinen deutschen Sprachgebrauch übernommen wurde. In seinem Wörterbuch Neuer kölnischer Sprachschatz schreibt der Sprachforscher Adam Wrede fast eine ganze Seite über die Bedeutungen der Wörter aus diesem Wortfeld. Interessant ist insbesondere, dass eine ungenaue, nachlässig ausgeführte Arbeit als „klüngelich“ gilt, wie auch einige andere Wörter nicht nur einen liederlichen oder schlampigen Umgang mit den Regeln des Anstands, sondern auch der Sorgfalt beinhalten. Ein Klüngel ist auch einfach eine Gruppe miteinander verbundener Menschen, die nicht unbedingt Böses im Schilde führen müssen. Da „Klüngeleien“ jedoch regelmäßig keiner öffentlichen Kontrolle unterworfen sind, besteht stets das Risiko von unausgewogenen und nicht immer alle berechtigten Interessen berücksichtigenden Entscheidungsprozessen.

Im deutschen Sprachgebrauch werden dagegen lediglich das Unter-der-Hand-Handeln, die geheimen Absprachen und ggf. die illegitime Vorteilsnahme und -gewährung mit dem Klüngel assoziiert. Außerhalb Kölns wird hierfür der Begriff Nepotismus nahezu synonym verwendet. Eine positiv wertende Bezeichnung des Aufbaus eines Beziehungsgeflechts ist „Networking“ (Aufbau und Nutzung von Netzwerken). Mitgliedern eines Netzwerkes kommt es meistens nur auf die Generierung wechselseitiger Vorteile für die am Netzwerk Beteiligten, nicht aber auf einen Nutzen für Dritte an (z. B. Kunden, Unternehmen, Gesellschaft oder Staat) an.

Der Autor Frank Überall sieht dagegen drei Stufen des Begriffs: situative Kooperation, Netzwerke und Korruption. Er vertritt die These, dass Klüngel nicht auf korruptive Handlungen zu reduzieren sei, sondern – speziell im Bereich der Politik – auch demokratieförderliche Elemente aufweise. Vergleiche dazu auch das Wort von Heinrich Lützeler: Jeder redet hier mit jedem, das ist die rheinische Form der Demokratie.

Ein scharfer Kritiker des Klüngels dagegen ist der Autor Werner Rügemer, der in seinem Buch Colonia Corrupta Klüngel als „nationales Entlastungsklischee“ bezeichnet und an zahlreichen Beispielen von Adenauer bis zum Einsturz des Kölner Historischen Archivs die illegalen Machenschaften als schwere Korruption entlarvt.

Historische Entwicklung

Frühe Beispiele des Klüngels kann man im Zusammenhang mit der enormen Heiligenverehrung in Köln, im Mittelalter einem der bedeutendsten Wallfahrtsorte Deutschlands, erkennen (siehe hierzu auch das Kölner Wappen und die Legende der Heiligen Ursula mit den 11.000 Jungfrauen und ihre spätere Ausformung).

Nach der Schlacht von Worringen 1288 übernahmen 15 Patrizierfamilien vom Erzbischof das Stadtregiment und lenkten die Politik ihrer Stadt nach eigenem Gusto. 1396 erzwangen die erstarkten Kaufleute und Handwerker im „Verbundbrief“ mit ihren politischen Gaffeln eine (in ersten Ansätzen demokratische) Teilhabe an der Politik. Bürgermeister und Ratsmitglieder aus immer denselben Familien sind jedoch ein Indiz dafür, dass sich nur teilweise etwas geändert hatte. Dieses System galt bis in die Zeit der Französischen Revolution und endete mit der Besetzung Kölns durch französische Revolutionstruppen 1794.

Nach 1815 gehörte Köln zu Preußen, womit die Kölnische Stadtverwaltung unter preußische Aufsicht kam, was manchen Auswüchsen des Klüngels Einhalt gebot. So galt beispielsweise die Regel, dass niemals Vater und Sohn gleichzeitig ein Amt im Rat bekleiden durften. Politische Würdenträger sollten wohlhabend und damit unempfindlich für illegitime Geldeinnahmen im Amt sein.

Eine Seite des berühmten ehemaligen Kölner Oberbürgermeisters und späteren ersten Kanzlers der Bundesrepublik Konrad Adenauer ist geschichtlich zwar gesichert, wird jedoch in der Öffentlichkeit kaum beachtet: seine Schwäche für die persönliche Nutzung wirtschaftlicher Vorteile durch Ausnutzung seines Amtes. So erwarb er am 27. Januar 1923 neue Aktien der Rheinbraun AG, ohne den Gegenwert von 613.000 Mark bezahlen zu können. Die Stadtkasse half aus, erhielt ihr Geld von Adenauer drei Monate später ohne Zinsen zurück. Ein Insidertip – damals noch nicht strafbar – verhalf dem spekulierenden Oberbürgermeister im Februar 1928 zu Aktien der Glanzstoff AG im Gegenwert von 2,8 Millionen Reichsmark, von denen er jedoch nur 1,8 Millionen aufbringen konnte. Adenauer – im Aufsichtsrat der Deutschen Bank – erhielt von dieser die fehlende Million als Kredit. Durch den Börsencrash in New York stürzten die Glanzstoff-Kurse von 99 auf 25 US-Dollar ab, so dass ein Freund ihm „leihweise“ mit der Kreditrückzahlung aushalf. Es kam aber nie zur Rückgabe, weil der Jurist Adenauer der Auffassung war, dass er bei dieser Leihe nichts „zurückzugeben brauchte“.

Konrad Adenauer, Kölner Oberbürgermeister zur Zeit der Weimarer Republik, wird die Parole „Mer kennt sich, mer hilft sich“ zugeschrieben. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam das Prinzip weiterhin zur Anwendung. Beförderungslisten der Stadtverwaltung kursierten bei der herrschenden Partei und wurden nach Gutdünken geändert. Unqualifizierte „Schwächte“ besetzten hoch dotierte Posten bei den stadtnahen Gesellschaften. Ein Psychiater wurde Aufsichtsratsvorsitzender des Köln/Bonner Flughafens, ein ehemaliger Verwaltungsinspektor dessen Technischer Direktor.

Ein Beispiel für einen aufgedeckten kriminellen Klüngel war der Skandal um den Neubau der Kölner Messegesellschaft (siehe auch Josef Esch). Nicht allzu lange zurück liegt der Skandal um den Bau einer Müllverbrennungsanlage mitsamt der Kölner Spendenaffäre. Die politischen Mehrheitsverhältnisse wurden durch Dankeschönspenden, und hochdotierte Posten manipuliert. Das Kölner Landgericht bezifferte den Schaden, der durch die Schmiergeldzahlungen um die Kölner Müllverbrennungsanlage entstanden war, auf 20,4 Millionen Euro. Das Verfahren gegen den Müllunternehmer Hellmut Trienekens wurde 2005 gegen Zahlung von fünf Millionen Euro eingestellt. Esch versuchte, auf Kosten des angeschlagenen Konzerns Arcandor das „Geschäft seines Lebens“ zu machen. Arcandor (früher KarstadtQuelle AG) ging 2009 insolvent; Esch stürzte einige der reichsten Deutschen und die Privatbank Sal. Oppenheim in den finanziellen Ruin.

Auf niedrigerer Ebene geschieht der Klüngel weiterhin in den bürgerlichen Vereinen Kölns, so z. B. in den großen Karnevalsgesellschaften. Dort wird nicht nur der Karneval organisiert; sie sind auch ein wichtiges Forum für Kontakte und geschäftliche Beziehungen.

Von Kurt Rossa, Kölner Oberstadtdirektor zwischen 1977 und 1989, soll die Definition stammen: „Kölscher Klüngel heißt ‚dienstliche Probleme privat klären‘.“ Sicher belegt ist das Zitat aus dem Jahre 1977, als er sich dem Rat der Stadt Köln mit den Worten vorstellte: „Nehmt mich auf in Euren Klüngel!“ Nicht nur der Rat, sondern die ganze Stadt war begeistert. Dem von 1980 bis 1999 amtierenden Oberbürgermeister Norbert Burger wird die Definition zugeschrieben, Kölner Klüngel sei „das Ausräumen von Schwierigkeiten im Vorfeld von Entscheidungen“.

Medien

Mediale Bewertung

„Korruption ist Klüngeln ohne Charakter“ schrieben Bennack und Uhlenbruch in ihrem 2003 erschienenen Buch Humor als kölsche Philosophie.

In seiner Dissertation beschrieb Frank Überall (siehe Literatur) unter anderem die Krux um Oberbürgermeister Fritz Schramma, der Mühe hatte, die Anforderungen des Amtes – nach Abschaffung der „Doppelspitze“ aus politisch-repräsentierendem Oberbürgermeister einerseits und Oberstadtdirektor als Verwaltungsleiter andererseits – als Repräsentant und gleichzeitiger Chef der Verwaltung zu bewältigen. In Süddeutschland ist diese Form der politischen Kommunalverfassung dagegen seit Jahrzehnten etabliert. Überall zog als Fazit: „Ohne (positiven) Klüngel wäre Demokratie kaum machbar!“.

Dagegen kritisiert Werner Rügemer in seinem Buch Colonia Corrupta diese Haltung des Frank Überall und demaskiert den verharmlosenden Begriff Klüngel als Korruption.

Ein weiteres Augenmerk gilt der Medienkonzentration in Köln. Das Verlagshaus M. DuMont Schauberg besitzt Beteiligungen an den Tageszeitungen Kölner Stadt-Anzeiger, Kölnische Rundschau, Express, der Kölner Illustrierten, dem lokalen Hörfunkprogramm Radio Köln und dem lokalen Fernsehprogramm Center.tv. Gleichzeitig sind die Anteilseigner von M. DuMont Schauberg am größten Kölner Wohnungsunternehmen GAG Immobilien beteiligt. Aufsichtsrat Alfred Neven DuMont war Präsident der IHK Köln und ist Ehrenbürger seit 2001.

Der Autor des Fernsehfilms Der König von Köln (ARD, 2019), Werner Rügemer, sagt über den „Kölschen Klüngel“, dort handle man strikt nach dem Prinzip: „Man kennt sich, man hilft sich“.

Siehe auch

  • Männerbund
  • Ämterpatronage, Parteibuchwirtschaft

Literatur

  • Frank Überall: Der Klüngel in der politischen Kultur Kölns. Bouvier, Bonn 2007, ISBN 978-3-416-03125-7 (Zugleich Dissertation an der Universität Tübingen, 2007).
  • Erwin K. und Ute Scheuch: Cliquen, Klüngel und Karrieren. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1992, ISBN 3-499-12599-4 (Das soziologische Standardwerk zum Phänomen politischer Korruption am Beispiel des „Kölner Klüngels“).
  • Peter Demant: Die Stadtpaten oder Die Müllmafia. Dokumentarischer Köln-Krimi, Schardt, Oldenburg 2005, ISBN 3-89841-174-5.
  • Norbert Feldhoff: Kölscher Klüngel. Gestern, heute, morgen und überall. Bachem, Köln 1996, ISBN 3-7616-2034-9.
  • Reinold Louis: Das kleine Buch vom Kölschen Klüngel. 3. Auflage. Wienand, Köln 1999, ISBN 3-87909-448-9 (111 S. mit 29 Zeichnungen von Alex Ignatius). 
  • Stephan Laux: Kränzchen, Mäkelei und Klüngel. Kommunale Schriftführung in deutschen Städten zwischen Arkanpolitik und Öffentlichkeit (16.-18. Jahrhundert), in: Sprachwissenschaft 41 (2016), H. 3/4, S. 243–269.
  • Werner Rügemer: Colonia Corrupta. Globalisierung, Privatisierung und Korruption im Schatten des Kölner Klüngels. 7. Auflage. Westfälisches Dampfboot, Münster 2012, ISBN 978-3-89691-525-2. 

Weblinks

  • Kölner Bachem-Verlag verscheucht Klüngel-Kritiker aus der taz-Köln 29. August 2002
  • welt.de: Warum die Kölner ihren Klüngel so lieben, Interview von Stefan Laurin mit Frank Überall vom 31. Januar 2017
  • Jendrik Scholz: Politik mit Wertstoff - Nicht nur die Kölner SPD, sondern auch die CDU und die Gewerkschaften kooperieren mit der Müllfirma Trienekens, in: Jungle World vom 3. April 2002

Einzelnachweise

  1. Der Duden in 12 Bänden. Bd. 7 Etymologie: Herkunftswörterbuch der deutschen Sprache. Bibliographisches Institut, Mannheim 1989, ISBN 3-411-20907-0
  2. Brockhaus Enzyklopädie. Bd. 27: Deutsches Wörterbuch Bd. 2. F. A. Brockhaus, Mannheim 1995, ISBN 3-7653-1127-8.
  3. Heribert A. Hilgers, Juni 1993, S. 24; zitiert nach Norbert Feldhoff: Kölscher Klüngel. Gestern, heute, morgen und überall. Köln 1996, S. 20.
  4. Adam Wrede: Neuer kölnischer Sprachschatz. Greven Verlag, Köln 1956–1958. Zweiter Band K - R, ISBN 3-7743-0156-5, Seite 55 links unten.
  5. LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte: Mitmachwörterbuch der rheinischen Umgangssprache (Wort des Monats: Klüngel (Memento vom 26. Juli 2012 im Internet Archive))
  6. Adam Wrede: Neuer kölnischer Sprachschatz. Greven Verlag, Köln 1956–1958, Zweiter Band K - R, ISBN 3-7743-0156-5, Seite 55 links unten bis Seite 56 links oben.
  7. Werner Rügemer: Colonia Corrupta. 2012, S. 37 ff.
  8. WDR: Teurer Klüngel um neue Hallen? (Memento vom 27. September 2008 im Internet Archive) 12. Oktober 2006
  9. zeit.de Januar 2012: Josef und seine gierigen Millionäre
  10. Hans Conrad Zander: Lob der Dummheit. 2005, ISBN 3-8258-5593-7, S. 161.
  11. Ehrenburger wird 70. Von Pascal Beucker und Frank Überall. In: taz Köln vom 21. November 2002; unter [1].
  12. "Ohne Klüngel funktioniert Demokratie nicht", RP-Online vom 7. Dezember 2007
  13. Bericht der LfM zur Medienkonzentration 2012 (PDF; 2,7 MB).
  14. Werner Rügemer, Stephan Karkowsky: Da wird sicher einiges ausgeklüngelt. In: deutschlandfunkkultur.de. Deutschlandfunk, 11. Dezember 2019, abgerufen am 13. Dezember 2019. 

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 20 Jul 2025 / 01:55

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Als Kolner Klungel Kolscher Klungel Kolsch Kolsche Klungel oder einfach Klungel wird in Koln und im Fall der dritten nicht lokalspezifischen Form mittlerweile auch daruber hinaus ein nepotisches System auf Gegenseitigkeit beruhender Hilfeleistungen und Gefalligkeiten bezeichnet Das verdeckte Zusammenwirken in kaum kontrollierbaren nicht offentlichen Beziehungsgeflechten kann zur Vermischung von gesellschaftlichen politischen und unternehmerischen Interessen fuhren und somit die Grenze zu Vetternwirtschaft und zur Korruption leicht uberschreiten ahnlich wie eine Seilschaft Im Alltagsgebrauch ist Klungel im Kolner Raum allerdings auch positiv besetzt im Sinne von eine Hand wascht die andere lat manus manum lavat Man kennt sich man hilft sich uber Beziehungen verfugen oder netzwerken bzw vernetzt sein WortherkunftDer Begriff Klungel ist abgeleitet vom althochdeutschen clungilin als Verkleinerungsform von clunga Knauel und bedeutet demnach kleines Knauel Das Wort steht fur ein Gebilde in dem hunderte Faden in und durcheinander laufen so dass man von aussen nicht zu durchschauen vermag wie alles zusammenhangt Aus demselben Wortstamm erwuchs auch das englische to cling festhalten klammern Der fruheste Beleg des Wortes mit der Bedeutung betrugerische Machenschaften stammt aus dem Jahr 1782 und steht im Zusammenhang mit der stadtischen Lotterie Verwandte Begriffe mit ahnlichem Sinn sind das Verb mauscheln und das Substantiv Mauschelei BedeutungIm Kolschen ist die Bedeutung von Klungel vielschichtiger als das was davon in den allgemeinen deutschen Sprachgebrauch ubernommen wurde In seinem Worterbuch Neuer kolnischer Sprachschatz schreibt der Sprachforscher Adam Wrede fast eine ganze Seite uber die Bedeutungen der Worter aus diesem Wortfeld Interessant ist insbesondere dass eine ungenaue nachlassig ausgefuhrte Arbeit als klungelich gilt wie auch einige andere Worter nicht nur einen liederlichen oder schlampigen Umgang mit den Regeln des Anstands sondern auch der Sorgfalt beinhalten Ein Klungel ist auch einfach eine Gruppe miteinander verbundener Menschen die nicht unbedingt Boses im Schilde fuhren mussen Da Klungeleien jedoch regelmassig keiner offentlichen Kontrolle unterworfen sind besteht stets das Risiko von unausgewogenen und nicht immer alle berechtigten Interessen berucksichtigenden Entscheidungsprozessen Im deutschen Sprachgebrauch werden dagegen lediglich das Unter der Hand Handeln die geheimen Absprachen und ggf die illegitime Vorteilsnahme und gewahrung mit dem Klungel assoziiert Ausserhalb Kolns wird hierfur der Begriff Nepotismus nahezu synonym verwendet Eine positiv wertende Bezeichnung des Aufbaus eines Beziehungsgeflechts ist Networking Aufbau und Nutzung von Netzwerken Mitgliedern eines Netzwerkes kommt es meistens nur auf die Generierung wechselseitiger Vorteile fur die am Netzwerk Beteiligten nicht aber auf einen Nutzen fur Dritte an z B Kunden Unternehmen Gesellschaft oder Staat an Der Autor Frank Uberall sieht dagegen drei Stufen des Begriffs situative Kooperation Netzwerke und Korruption Er vertritt die These dass Klungel nicht auf korruptive Handlungen zu reduzieren sei sondern speziell im Bereich der Politik auch demokratieforderliche Elemente aufweise Vergleiche dazu auch das Wort von Heinrich Lutzeler Jeder redet hier mit jedem das ist die rheinische Form der Demokratie Ein scharfer Kritiker des Klungels dagegen ist der Autor Werner Rugemer der in seinem Buch Colonia Corrupta Klungel als nationales Entlastungsklischee bezeichnet und an zahlreichen Beispielen von Adenauer bis zum Einsturz des Kolner Historischen Archivs die illegalen Machenschaften als schwere Korruption entlarvt Historische EntwicklungFruhe Beispiele des Klungels kann man im Zusammenhang mit der enormen Heiligenverehrung in Koln im Mittelalter einem der bedeutendsten Wallfahrtsorte Deutschlands erkennen siehe hierzu auch das Kolner Wappen und die Legende der Heiligen Ursula mit den 11 000 Jungfrauen und ihre spatere Ausformung Nach der Schlacht von Worringen 1288 ubernahmen 15 Patrizierfamilien vom Erzbischof das Stadtregiment und lenkten die Politik ihrer Stadt nach eigenem Gusto 1396 erzwangen die erstarkten Kaufleute und Handwerker im Verbundbrief mit ihren politischen Gaffeln eine in ersten Ansatzen demokratische Teilhabe an der Politik Burgermeister und Ratsmitglieder aus immer denselben Familien sind jedoch ein Indiz dafur dass sich nur teilweise etwas geandert hatte Dieses System galt bis in die Zeit der Franzosischen Revolution und endete mit der Besetzung Kolns durch franzosische Revolutionstruppen 1794 Nach 1815 gehorte Koln zu Preussen womit die Kolnische Stadtverwaltung unter preussische Aufsicht kam was manchen Auswuchsen des Klungels Einhalt gebot So galt beispielsweise die Regel dass niemals Vater und Sohn gleichzeitig ein Amt im Rat bekleiden durften Politische Wurdentrager sollten wohlhabend und damit unempfindlich fur illegitime Geldeinnahmen im Amt sein Eine Seite des beruhmten ehemaligen Kolner Oberburgermeisters und spateren ersten Kanzlers der Bundesrepublik Konrad Adenauer ist geschichtlich zwar gesichert wird jedoch in der Offentlichkeit kaum beachtet seine Schwache fur die personliche Nutzung wirtschaftlicher Vorteile durch Ausnutzung seines Amtes So erwarb er am 27 Januar 1923 neue Aktien der Rheinbraun AG ohne den Gegenwert von 613 000 Mark bezahlen zu konnen Die Stadtkasse half aus erhielt ihr Geld von Adenauer drei Monate spater ohne Zinsen zuruck Ein Insidertip damals noch nicht strafbar verhalf dem spekulierenden Oberburgermeister im Februar 1928 zu Aktien der Glanzstoff AG im Gegenwert von 2 8 Millionen Reichsmark von denen er jedoch nur 1 8 Millionen aufbringen konnte Adenauer im Aufsichtsrat der Deutschen Bank erhielt von dieser die fehlende Million als Kredit Durch den Borsencrash in New York sturzten die Glanzstoff Kurse von 99 auf 25 US Dollar ab so dass ein Freund ihm leihweise mit der Kreditruckzahlung aushalf Es kam aber nie zur Ruckgabe weil der Jurist Adenauer der Auffassung war dass er bei dieser Leihe nichts zuruckzugeben brauchte Konrad Adenauer Kolner Oberburgermeister zur Zeit der Weimarer Republik wird die Parole Mer kennt sich mer hilft sich zugeschrieben Nach dem Zweiten Weltkrieg kam das Prinzip weiterhin zur Anwendung Beforderungslisten der Stadtverwaltung kursierten bei der herrschenden Partei und wurden nach Gutdunken geandert Unqualifizierte Schwachte besetzten hoch dotierte Posten bei den stadtnahen Gesellschaften Ein Psychiater wurde Aufsichtsratsvorsitzender des Koln Bonner Flughafens ein ehemaliger Verwaltungsinspektor dessen Technischer Direktor Ein Beispiel fur einen aufgedeckten kriminellen Klungel war der Skandal um den Neubau der Kolner Messegesellschaft siehe auch Josef Esch Nicht allzu lange zuruck liegt der Skandal um den Bau einer Mullverbrennungsanlage mitsamt der Kolner Spendenaffare Die politischen Mehrheitsverhaltnisse wurden durch Dankeschonspenden und hochdotierte Posten manipuliert Das Kolner Landgericht bezifferte den Schaden der durch die Schmiergeldzahlungen um die Kolner Mullverbrennungsanlage entstanden war auf 20 4 Millionen Euro Das Verfahren gegen den Mullunternehmer Hellmut Trienekens wurde 2005 gegen Zahlung von funf Millionen Euro eingestellt Esch versuchte auf Kosten des angeschlagenen Konzerns Arcandor das Geschaft seines Lebens zu machen Arcandor fruher KarstadtQuelle AG ging 2009 insolvent Esch sturzte einige der reichsten Deutschen und die Privatbank Sal Oppenheim in den finanziellen Ruin Auf niedrigerer Ebene geschieht der Klungel weiterhin in den burgerlichen Vereinen Kolns so z B in den grossen Karnevalsgesellschaften Dort wird nicht nur der Karneval organisiert sie sind auch ein wichtiges Forum fur Kontakte und geschaftliche Beziehungen Von Kurt Rossa Kolner Oberstadtdirektor zwischen 1977 und 1989 soll die Definition stammen Kolscher Klungel heisst dienstliche Probleme privat klaren Sicher belegt ist das Zitat aus dem Jahre 1977 als er sich dem Rat der Stadt Koln mit den Worten vorstellte Nehmt mich auf in Euren Klungel Nicht nur der Rat sondern die ganze Stadt war begeistert Dem von 1980 bis 1999 amtierenden Oberburgermeister Norbert Burger wird die Definition zugeschrieben Kolner Klungel sei das Ausraumen von Schwierigkeiten im Vorfeld von Entscheidungen MedienKolner Stadtanzeiger LeuchtreklameMediale Bewertung Korruption ist Klungeln ohne Charakter schrieben Bennack und Uhlenbruch in ihrem 2003 erschienenen Buch Humor als kolsche Philosophie In seiner Dissertation beschrieb Frank Uberall siehe Literatur unter anderem die Krux um Oberburgermeister Fritz Schramma der Muhe hatte die Anforderungen des Amtes nach Abschaffung der Doppelspitze aus politisch reprasentierendem Oberburgermeister einerseits und Oberstadtdirektor als Verwaltungsleiter andererseits als Reprasentant und gleichzeitiger Chef der Verwaltung zu bewaltigen In Suddeutschland ist diese Form der politischen Kommunalverfassung dagegen seit Jahrzehnten etabliert Uberall zog als Fazit Ohne positiven Klungel ware Demokratie kaum machbar Dagegen kritisiert Werner Rugemer in seinem Buch Colonia Corrupta diese Haltung des Frank Uberall und demaskiert den verharmlosenden Begriff Klungel als Korruption Ein weiteres Augenmerk gilt der Medienkonzentration in Koln Das Verlagshaus M DuMont Schauberg besitzt Beteiligungen an den Tageszeitungen Kolner Stadt Anzeiger Kolnische Rundschau Express der Kolner Illustrierten dem lokalen Horfunkprogramm Radio Koln und dem lokalen Fernsehprogramm Center tv Gleichzeitig sind die Anteilseigner von M DuMont Schauberg am grossten Kolner Wohnungsunternehmen GAG Immobilien beteiligt Aufsichtsrat Alfred Neven DuMont war Prasident der IHK Koln und ist Ehrenburger seit 2001 Der Autor des Fernsehfilms Der Konig von Koln ARD 2019 Werner Rugemer sagt uber den Kolschen Klungel dort handle man strikt nach dem Prinzip Man kennt sich man hilft sich Siehe auchMannerbund Amterpatronage ParteibuchwirtschaftLiteraturFrank Uberall Der Klungel in der politischen Kultur Kolns Bouvier Bonn 2007 ISBN 978 3 416 03125 7 Zugleich Dissertation an der Universitat Tubingen 2007 Erwin K und Ute Scheuch Cliquen Klungel und Karrieren Rowohlt Reinbek bei Hamburg 1992 ISBN 3 499 12599 4 Das soziologische Standardwerk zum Phanomen politischer Korruption am Beispiel des Kolner Klungels Peter Demant Die Stadtpaten oder Die Mullmafia Dokumentarischer Koln Krimi Schardt Oldenburg 2005 ISBN 3 89841 174 5 Norbert Feldhoff Kolscher Klungel Gestern heute morgen und uberall Bachem Koln 1996 ISBN 3 7616 2034 9 Reinold Louis Das kleine Buch vom Kolschen Klungel 3 Auflage Wienand Koln 1999 ISBN 3 87909 448 9 111 S mit 29 Zeichnungen von Alex Ignatius Stephan Laux Kranzchen Makelei und Klungel Kommunale Schriftfuhrung in deutschen Stadten zwischen Arkanpolitik und Offentlichkeit 16 18 Jahrhundert in Sprachwissenschaft 41 2016 H 3 4 S 243 269 Werner Rugemer Colonia Corrupta Globalisierung Privatisierung und Korruption im Schatten des Kolner Klungels 7 Auflage Westfalisches Dampfboot Munster 2012 ISBN 978 3 89691 525 2 WeblinksKolner Bachem Verlag verscheucht Klungel Kritiker aus der taz Koln 29 August 2002 welt de Warum die Kolner ihren Klungel so lieben Interview von Stefan Laurin mit Frank Uberall vom 31 Januar 2017 Jendrik Scholz Politik mit Wertstoff Nicht nur die Kolner SPD sondern auch die CDU und die Gewerkschaften kooperieren mit der Mullfirma Trienekens in Jungle World vom 3 April 2002EinzelnachweiseDer Duden in 12 Banden Bd 7Etymologie Herkunftsworterbuch der deutschen Sprache Bibliographisches Institut Mannheim 1989 ISBN 3 411 20907 0 Brockhaus Enzyklopadie Bd 27 Deutsches Worterbuch Bd 2 F A Brockhaus Mannheim 1995 ISBN 3 7653 1127 8 Heribert A Hilgers Juni 1993 S 24 zitiert nach Norbert Feldhoff Kolscher Klungel Gestern heute morgen und uberall Koln 1996 S 20 Adam Wrede Neuer kolnischer Sprachschatz Greven Verlag Koln 1956 1958 Zweiter Band K R ISBN 3 7743 0156 5 Seite 55 links unten LVR Institut fur Landeskunde und Regionalgeschichte Mitmachworterbuch der rheinischen Umgangssprache Wort des Monats Klungel Memento vom 26 Juli 2012 im Internet Archive Adam Wrede Neuer kolnischer Sprachschatz Greven Verlag Koln 1956 1958 Zweiter Band K R ISBN 3 7743 0156 5 Seite 55 links unten bis Seite 56 links oben Werner Rugemer Colonia Corrupta 2012 S 37 ff WDR Teurer Klungel um neue Hallen Memento vom 27 September 2008 im Internet Archive 12 Oktober 2006 zeit de Januar 2012 Josef und seine gierigen Millionare Hans Conrad Zander Lob der Dummheit 2005 ISBN 3 8258 5593 7 S 161 Ehrenburger wird 70 Von Pascal Beucker und Frank Uberall In taz Koln vom 21 November 2002 unter 1 Ohne Klungel funktioniert Demokratie nicht RP Online vom 7 Dezember 2007 Bericht der LfM zur Medienkonzentration 2012 PDF 2 7 MB Werner Rugemer Stephan Karkowsky Da wird sicher einiges ausgeklungelt In deutschlandfunkkultur de Deutschlandfunk 11 Dezember 2019 abgerufen am 13 Dezember 2019

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