Als Molekülschwingung wird eine periodische Bewegung von benachbarten Atomen in einem Molekül verstanden Diese Schwingun
Molekülschwingung

Als Molekülschwingung wird eine periodische Bewegung von benachbarten Atomen in einem Molekül verstanden. Diese Schwingungen treten in jedem Molekül auf. Sie können über die Zufuhr von Energie angeregt werden, beispielsweise durch die Absorption von elektromagnetischer Strahlung. Die Absorption und die Emission der Strahlung bildet die Grundlage für die Verfahren der Schwingungsspektroskopie, wie die Infrarot- oder die Raman-Spektroskopie. Die Frequenz der periodischen Bewegung wird als Schwingungsfrequenz bezeichnet.
Normalschwingungen
Der einfachste Fall eines Moleküls ist das zweiatomige Molekül, beispielsweise molekularer Sauerstoff (O2) und Stickstoff (N2) oder Kohlenstoffmonoxid (CO). Diese Moleküle haben nur einen Schwingungsfreiheitsgrad entlang der Bindungsachse, weil die zwei Atome nur bezüglich ihres einen Abstandes schwingen können. Es handelt sich hierbei also um eine Streckschwingung oder Valenzschwingung. Bei mehratomigen Molekülen ergibt sich durch weitere voneinander unabhängige Schwingungsarten ein komplizierteres Schwingungsverhalten, die sogenannten Normalschwingungen.
Die Anzahl der möglichen Normalschwingungen ergibt sich aus den Bewegungsmöglichkeiten der Atome im Raum. Dabei hat jedes einzelne Atom drei Bewegungsfreiheitsgrade, die den drei Raumachsen entsprechen. Demzufolge besitzen Atome Freiheitsgrade. In einem aus Atomen bestehenden Molekül ist zwar jedes Atom mit mindestens einem anderen Atom „verbunden“, d. h., es kann sich nicht beliebig in jeder Richtung bewegen. Da ein Molekül aber nicht vollkommen starr ist, können sich die Atome aber doch in allen Richtungen ein wenig gegeneinander bewegen, sodass sich die Anzahl der Freiheitsgrade im Molekül nicht unter reduziert. Diese Freiheitsgrade können nun so aufgeteilt werden:
- Drei Freiheitsgrade entfallen auf Translationen des gesamten Moleküls in x-, y- und z-Richtung;
- zwei (bei linearen Molekülen, wo die Rotation um die Achse nicht beobachtet werden kann) oder drei (bei gewinkelten Molekülen) entfallen auf Molekülrotationen im Raum.
Für die Schwingungsfreiheitsgrade (auch als Schwingungsmoden, Normalschwingung oder Eigenschwingung bezeichnet) bleiben daher bzw. Freiheitsgrade übrig. So weist beispielsweise das lineare 3-atomige Kohlenstoffdioxid-Molekül (CO2) Normalschwingungen auf, die man als antisymmetrische und symmetrische Valenzschwingung (νas und νs) sowie als Deformationsschwingungen (δ) parallel und senkrecht zur Zeichenebene bezeichnet. Das geknickte Wassermolekül (H2O) hat hingegen Schwingungsmoden.
Schwingungsformen und Bezeichnungen
Für zwei- und dreiatomige Moleküle ergeben sich nur wenige Normalschwingungen (höchstens 5), die sich in zwei Gruppen einordnen lassen und oft in den sogenannten meckeschen Symbolik bezeichnet werden:
- Valenzschwingungen entstehen entlang der Bindungsachse zweier Atome in einem Molekül durch eine Dehnung oder Stauchung der kovalenten Bindung. Dabei ändern sich die Abstände (Bindungslängen) der einzelnen Atome im Molekül, weshalb sie auch als Streckschwingungen bezeichnet werden. Die Schwingung erfolgt entlang der Kernverbindungslinie. Die dafür nötige Energie wird meistens durch Strahlung mit einer Wellenzahl zwischen 500 und 4.000 cm−1 übertragen.
Beispiele verschiedener funktioneller Valenzschwingungen Wellenzahl in cm−1 Molekülgruppe Verbindungen Intensität 3200…3750 –O–H Alkohole, Wasser stark, breit 3300…3500 –N–H Amine, Amide breit 3300 ≡C–H Alkine stark 3000…3100 =C–H aromatische Ringe, Alkene mittel 2800…3000 –C–H Aliphatische Kohlenwasserstoffe stark 2500…3000 –O–H Carbonsäuren stark 2150…2260 –C≡C Alkine variierend 2210…2260 –C≡N Nitrile mittel 1670…1800 –C=O Carbonyl-Verbindungen (z. B. Ketone) stark 1640…1680 –C=C Alkene mittel 1560, 1350 –NO2 Nitrogruppen stark 1180…1360 –C–N Amine mittel 1100 –C–O–C– Ether stark 1000…1150 –C–O Alkohole stark 1000…1400 –C–F Fluoralkane stark 600…800 –C–Cl Chloralkane stark 500…600 –C–Br Bromalkane stark 500 –C–I Iodalkane stark
- Die angegebenen Wellenzahlen entsprechen der ungefähren Lage der entsprechenden Peaks. Durch weitere Einflussgrößen können diese auch geringfügig abweichen.
- Deformationsschwingungen sind Molekülschwingungen, bei denen sich mindestens ein Bindungswinkel zwischen den Atomen eines Moleküls verändert. Deformationsschwingungen können aus komplizierten Bewegungen bestehen. Man unterscheidet Deformationsschwingungen, die in einer Ebene schwingen (rocking, scissoring), und Deformationsschwingungen, die aus der Ebene heraus schwingen (twisting, wagging), wobei die Schwingungsebene durch mindestens drei Atome eines Moleküls bestimmt wird. Die Schwingungsanregung resultiert aus der Absorption eingestrahlter elektromagnetischer Wellen vorzugsweise im Infrarotbereich, da diese energetisch im Bereich der Schwingungsniveaus von Molekülbindungen liegen. Die beobachteten Schwingungsfrequenzen bzw. Schwingungsenergien sind charakteristisch für die jeweiligen Bindung bzw. Molekülgruppen und ergeben somit charakteristische Banden im gemessenen elektromagnetischen Spektrum, so dass diese zur Stoffidentifizierung und Strukturaufklärung genutzt werden können (siehe Infrarotspektroskopie).
Diese Schwingungen lassen sich auch an Molekülgruppen aus 3 oder 4 Atomen bestimmen, beispielsweise den für organische Verbindungen typischen Methylen- (>CH2) oder Methylgruppen (–CH3).
- Streckschwingungen (Valenzschwingungen) am Beispiel der Methylengruppe
- Symmetrische Streckschwingung
(englisch: symmetrical stretching) - Antisymmetrische Streckschwingung
(englisch: antisymmetrical stretching)
- Deformationsschwingungen am Beispiel der Methylengruppe
- Schaukelschwingung
(englisch: rocking) - Scherschwingung/Deformations-
schwingung
(englisch: scissoring/bending) - Drehschwingung
(englisch: twisting/torsing) - Wippschwingung
(englisch: wagging)
Da die Verwendung der meckeschen Symbolik bei stark gekoppelten Systemen und hochsymmetrischen Molekülen eingeschränkt ist, findet sich oft auch eine andere Bezeichnungsweise, bei der die Schwingungen einfach durchnummeriert und als Index des Symbols ν (Ny, das auch häufig als Symbol für die Frequenz genutzt wird) gesetzt werden: ν1, ν2, ν3 und ν4. Die Reihenfolge der Schwingungen wird durch folgende Regeln beschrieben:
- Gruppierung nach , angefangen von der Symmetrie der Hauptachse (A) hin zu den entarteten Schwingungen mit steigendem Grad der Entartung (D, T, G, H)
- Sortierungen innerhalb jeder Rasse nach abnehmender Frequenz
- Durchnummerierung
ν1 ist somit immer die höchstfrequente Schwingung der höchstsymmetrischsten Rasse.
Es sei darauf hingewiesen, dass diese Regel in der Literatur häufig nicht beachtet wird.
Beispiel: Ethen
In diesem Abschnitt sollen noch einmal am Beispiel der organischen Verbindung Ethen die auftretenden Normalschwingungen dargestellt werden. Ethen besteht aus 6 Atomen und besitzt eine planare, gewinkelte Struktur. Daher ergeben sich insgesamt Normalschwingungen, die wie folgt zugeordnet werden können:
- 5 Valenzschwingungen aufgrund der Längenänderung der C–H- (4×) oder C=C-Bindungen (1×)
- 2 Scherschwingungen der beiden H–C–H-Gruppen, durch die Änderung des Winkels in der Methylengruppe
- 2 Schaukelschwingungen durch die Änderung des Winkels zwischen einer Gruppe von Atomen, beispielsweise der Methylen-Gruppe und dem Rest des Moleküls.
- 2 Wippschwingung durch die Änderung des Winkels zwischen der Ebene, in der eine Gruppe von Atomen, beispielsweise der Methylen-Gruppe, liegt und der Ebene, welche von den übrigen Konstituenten aufgespannt wird.
- 1 Drehschwingung durch die Änderung des Winkels in den beiden Methylengruppen.
Man beachte, dass die H–C=C-Winkel nicht als innere Koordinaten verwendbar sind, da die Winkel an jedem Kohlenstoffatom nicht alle gleichzeitig erhöht werden können.
Nichtstarre Moleküle
Neben den Normalschwingungen, bei denen entweder die Bindungslänge oder der Bindungswinkel verändert wird, können innermolekulare Schwingungen auftreten, bei denen die Konfiguration des Moleküls geändert wird. Ein solches Molekül bezeichnet man als nichtstarr (engl. non rigid). Beispielsweise können beim Ammoniak-Molekül die drei Wasserstoffatome um das Stickstoffatom hinweg schwingen, sodass es zu einer Inversion kommt. Die dazu benötigte Energie beträgt etwa 24,3 kJ/mol. Diese Konfigurationsänderungen können bei Molekülen mit mindestens drei beweglichen Bindungen auftreten. Bei Molekülen mit vier Bindungen (Tetraederkonfiguration), wie Methan, kann es in der Regel zu keiner Inversion kommen. Ein solches Molekül ist starr. Bei fünf beweglichen Bindungen ist dagegen wieder eine Inversion möglich. Das Phosphorpentafluorid-Molekül kann aus einer trigonalen Bipyramide in eine quadratische Pyramide überführt werden. Die Energiebarriere hierfür beträgt etwa 25 kJ/mol. Oktaedrische Moleküle mit sechs Bindungen sind dagegen wieder besonders starr.
Anregung durch elektromagnetische Strahlung
Eine molekulare Schwingung wird angeregt, wenn das Molekül ein Quant mit der Energie absorbiert. Hierbei ist die Frequenz der Schwingung und die Planck-Konstante. Das Molekül wird auf seine Normalschwingung angeregt, wenn ein solches Quant durch das Molekül im Grundzustand absorbiert wird. Wenn ein weiteres Quant absorbiert wird, wird der erste „Oberton“ angeregt. Weitere absorbierte Quanten regen das Molekül zu höheren „Obertönen“ an.
In erster Näherung kann die Bewegung einer Normalschwingung als eine Art einfache harmonische Bewegung beschrieben werden. In dieser Näherung ist die Schwingungsenergie eine quadratische Funktion (Parabel) in Bezug auf die räumliche Verschiebungen der Atome und der erste „Oberton“ (höhere Schwingungsmode) hat die doppelte Frequenz des „Grundtons“. In Wirklichkeit sind Schwingungen anharmonisch und der erste „Oberton“ hat eine Frequenz, die etwas niedriger ist als das Doppelte des Grundtons. Die Anregung der höheren „Obertöne“ beinhaltet immer weniger zusätzliche Energie und führt schließlich zur Dissoziation des Moleküls, da die potentielle Energie des Moleküls mit größerem Abstand immer flacher ausläuft (siehe z. B. Morse-Potential).
Die Schwingungszustände eines Moleküls können durch eine Vielzahl von Methoden untersucht werden. Der direkteste Weg ist die Untersuchung mithilfe der Infrarotspektroskopie, denn die zur Anregung von Schwingungen notwendige Energie entspricht bei den meisten Verbindungen der Energie eines Photons im Infrarotbereich. Eine weitere häufig angewendete Methode, um die Schwingungen direkt zu messen, ist die Raman-Spektroskopie, bei der üblicherweise sichtbares Licht verwendet wird.
Die Schwingungsanregung kann aber auch durch elektronische Anregung (vibronischer Übergang) erfolgen. Auf diesem Weg kann die Schwingungsfeinstruktur untersucht werden. Dies gilt vor allem für Moleküle im Gaszustand.
Bei gleichzeitiger Anregung einer Molekülschwingung und -rotation entstehen Rotations-Schwingungs-Spektren.
Normalkoordinaten
Die Normalkoordinaten beziehen sich auf die Normalmoden der Schwingungen der Atome aus ihren Gleichgewichtslagen heraus. Jede Normalmode ist einer einzigen Normalkoordinate zugewiesen. Formal sind Normalschwingungen durch Diagonalisierung einer Matrix bestimmt (siehe Eigenmode), so dass jede Normalmode eine unabhängige Molekülschwingung ist, die mit einem eigenen Spektrum von quantenmechanischen Zuständen verbunden ist. Wenn das Molekül Symmetrien besitzt, gehört es zu einer Punktgruppe, und die Normalmoden entsprechen einer irreduziblen Darstellung der Punktgruppe. Die Normalschwingung kann dann qualitativ durch die Anwendung der Gruppentheorie und Projektion der irreduziblen Darstellung auf die Darstellung in kartesischen Koordinaten bestimmt werden. Ein Beispiel hierfür ist die Anwendung auf das CO2-Molekül. Dabei stellt man fest, dass die C=O-Streckschwingungen sich in eine symmetrische und eine asymmetrische O=C=O-Streckschwingung zerlegen lassen:
- symmetrische Streckschwingung: die Summe der beiden C–O-Streckkoordinaten. Dabei ändert sich die Länge der beiden C–O-Bindungen um den gleichen Betrag und das Kohlenstoffatom ist feststehend: Q = q1 + q2
- asymmetrische Streckschwingung: die Differenz der beiden C–O-Streckkoordinaten. Dabei nimmt die Länge der einen C–O-Bindung zu, während die andere abnimmt: Q = q1 − q2
Wenn zwei oder mehr Normalkoordinaten die gleiche nicht weiter reduzierbare Darstellung der molekularen Punktgruppe haben (umgangssprachlich, sie haben die gleiche Symmetrie), dann gibt es eine „Mischung“ und die beiden Koeffizienten der Kombination können nicht mehr a priori bestimmt werden. Ein Beispiel dafür sind die beiden Streckschwingungen im linearen Molekül Cyanwasserstoff (HCN)
- hauptsächlich eine C–H-Streckschwingung mit einer kleinen C–N-Streckschwingung; Q1 = q1 + a q2 (a ≪ 1)
- hauptsächlich eine C–N-Streckschwingung mit einer kleinen C–H-Streckschwingung; Q2 = b q1 + q2 (b ≪ 1)
Die Koeffizienten a und b sind durch eine vollständige Analyse der Normalkoordinaten mittels der von Edgar Bright Wilson gefunden worden.
Newtonsche Mechanik
- Molekül zwischen zwei ungeladenen Kondensatorplatten
- Molekül richtet sich im elektromagnetischen Feld aus und vergrößert seinen Bindungsabstand
Ein einfaches Modell für die Erklärung der Anregung von Molekülschwingungen und auch -rotationen ist das Verhalten eines permanenten elektrischen Dipols in einem elektrischen Feld gemäß der klassischen newtonschen Mechanik. Dabei wirken durch das äußere Feld Kräfte auf den Dipol. Für das im nebenstehenden Bild dargestellte Modell einer Dipolanregung durch das (statische) elektrische Feld eines Plattenkondensator ergeben sich daher folgende Reaktionen.
- Der Dipol bzw. das Molekül richtet sich entlang des elektrischen Feldes aus
- Durch die wirkenden Kräfte vergrößert sich der Bindungsabstand.
Wird jetzt Wechselspannung angelegt oder regt man das Molekül mit einer elektromagnetischen Welle an, fangen die an den Bindungen „hängenden“ funktionellen Gruppen zu schwingen und zu rotieren an.
Grundlage ist dabei, dass zwischen gebundenen Atomen in einem Molekül anziehende und abstoßende Kräfte wirken. Der optimale Bindungsabstand im Molekül befindet sich in einem Minimum der zugehörigen Potentialfunktion. Vereinfacht gesehen, kann die Bindung zwischen den Atomen als eine Art Feder und die Molekülschwingung daher als Federschwinger betrachtet werden. Unter der Annahme einer harmonischen Näherung gehorcht – der anharmonische Oszillator wird unter anderem in Califano (1976) betrachtet – die Feder dem hookeschen Gesetz, das heißt, die erforderliche Kraft ist zur Längenänderung der Feder proportional. Die Proportionalitätskonstante k wird als Kraftkonstante bezeichnet.
Gemäß dem zweiten newtonschen Gesetz ist diese Kraft gleich dem Produkt aus der reduzierten Masse μ und der Beschleunigung.
Da es sich um ein und dieselbe Kraft handelt, ergibt sich die gewöhnliche Differentialgleichung:
Die Lösung dieser Gleichung für eine einfache harmonische Bewegung ist:
wobei die maximale Amplitude der Schwingungskomponente ist. Es bleibt, die reduzierte Masse zu definieren. Im Allgemeinen ist die reduzierte Masse eines zweiatomigen Moleküls AB mit den jeweiligen Atomgewichten mA und mB:
Die Verwendung der reduzierten Masse stellt sicher, dass das Massenzentrum des Moleküls nicht durch die Schwingung beeinträchtigt wird. Im Fall der harmonischen Näherung ist die potentielle Energie des Moleküls eine quadratische Funktion der jeweiligen Normalkoordinaten. Daraus folgt, dass die Kraftkonstante gleich der zweiten Ableitung der potentiellen Energie ist:
Wenn zwei oder mehr Normalschwingungen die gleiche Symmetrie haben, muss eine vollständige Normalkoordinatenanalyse durchgeführt werden (GF-Methode). Die Schwingungsfrequenzen νi können aus den Eigenwerten λi des Matrizenprodukts GF bestimmt werden. G ist eine Matrix von Zahlen, die aus den Massen der Atome und der Geometrie des Moleküls bestimmt wurde.F ist eine Matrix, die aus den Werten der Kraftkonstanten bestimmt wird. Details über die Bestimmung der Eigenwerte können unter anderem in Gans (1971) gefunden werden.
Dieses mechanistische Modell ist allerdings nur begrenzt anwendbar, denn erstens kann es keine Moleküle ohne ein permanentes Dipolmoment beschreiben und zweitens kann es nicht erklären, warum nur diskrete Energien für die Anregung zugelassen sind.
Quantenmechanische Beschreibung
Wie auch im Modell der klassischen Mechanik ist die Grundlage des quantenmechanischen Modells der Schwingungs- und Rotationsanregung die Potentialfunktion. Die Potentialfunktion lässt sich für den Fall der harmonischen Näherung in ihrem Minimum gut durch eine quadratische Funktion nähern (eine solche Parabel ergibt sich aus der Integration des hookeschen Federgesetzes). Durch Absorption von elektromagnetischer Strahlung fängt das Molekül an zu schwingen, wodurch die Schwingung aus dem Grund- in den ersten angeregten Schwingungszustand angehoben wird. Für die Bestimmung der dazu notwendigen Energie muss die Schrödinger-Gleichung für dieses Potential gelöst werden. Nach Abtrennung der Relativbewegung von Atomkernen und Elektronen (Born-Oppenheimer-Näherung) ergibt sich als Lösung der Schrödinger-Gleichung ein Zusammenhang zwischen der benötigten Energie, der Bindungsstärke () und der reduzierten Masse (). Anders als beim klassischen harmonischen Oszillator ist im quantenmechanischen Fall die Schwingungsenergie durch die Schwingungsquantenzahl gequantelt:
mit der reduzierten Planck-Konstante und dem Potential (siehe Harmonischer Oszillator). Die Lösung der Schrödinger-Gleichung ergibt folgende Energiezustände:
Unter Kenntnis der Wellenfunktionen können bestimmte Auswahlregeln formuliert werden. Zum Beispiel sind für einen harmonischen Oszillator nur Übergänge erlaubt, wenn sich die Quantenzahl n nur um 1 ändert:
- ,
aber diese gelten nicht für einen anharmonischen Oszillator; die Beobachtung von „Obertönen“ ist nur möglich, weil Schwingungen anharmonisch sind. Eine weitere Folge dieses anharmonischen Charakters ist, dass die Übergänge zwischen den Zuständen und etwas weniger Energie haben als Übergänge zwischen dem Grundzustand und ersten angeregten Zustand. Ein solcher Übergang führt zu einem „heißen Übergang“ (engl. hot transition) bzw. einer „heißen Bande“ (engl. hot band).
Literatur
- Johann Weidlein, Ulrich Müller, Kurt Dehnicke: Schwingungsspektroskopie: eine Einführung. Thieme, 1988, ISBN 978-3-13-625102-7.
- Claus Czeslik, Heiko Seemann, : Basiswissen Physikalische Chemie. Vieweg + Teubner, 2010, ISBN 978-3-8348-0937-7.
- Erwin Riedel: Anorganische Chemie. Walter de Gruyter, 2004, ISBN 978-3-11-018168-5.
Einzelnachweise
- Lew D. Landau, Evgenij Michailovič Lifšic: Mechanics. In: Course of theoretical physics. 3. Auflage. Band 1. Pergamon, Oxford 1976, ISBN 0-08-021022-8.
- Johann Weidlein, Ulrich Müller, Kurt Dehnicke: Schwingungsspektroskopie: Eine Einführung. 2., überarb. Auflage. Thieme, Stuttgart 1988, ISBN 3-13-625102-4, S. 42.
- Eintrag zu IR-Spektroskopie. In: Römpp Online. Georg Thieme Verlag
- Paula Yurkanis Bruice: Organische Chemie. 5. Auflage, Pearson Education Inc., 2007, ISBN 978-3-8273-7190-4, S. 611.
- Johann Weidlein, Ulrich Müller, Kurt Dehnicke: Schwingungsspektroskopie: Eine Einführung. 2., überarb. Auflage. Thieme, Stuttgart 1988, ISBN 3-13-625102-4, S. 71.
- Eintrag zu Ethylene (Vibrational and/or electronic energy levels). In: P. J. Linstrom, W. G. Mallard (Hrsg.): NIST Chemistry WebBook, NIST Standard Reference Database Number 69. National Institute of Standards and Technology, Gaithersburg MD, abgerufen am 17. November 2019.
- Ethylene, C2H4 (D2h). Perdue University (benötigt MDL-Chime-Plugin!)
- Konrad Seppelt: Nichtstarre Moleküle. In: Chemie in unserer Zeit. Band 9, Nr. 1, 1975, S. 10–17, doi:10.1002/ciuz.19750090103.
- E. B. Wilson, J. C. Decius, P. C. Cross: Molecular vibrations. McGraw-Hill, 1955 (Reprinted by Dover 1980).
- Salvatore Califano: Vibrational States. John Wiley & Sons, New York 1976.
- P. Gans: Vibrating molecules. An introduction to the interpretation of infrared and Raman spectra. Chapman and Hall, 1971.
Autor: www.NiNa.Az
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Als Molekulschwingung wird eine periodische Bewegung von benachbarten Atomen in einem Molekul verstanden Diese Schwingungen treten in jedem Molekul auf Sie konnen uber die Zufuhr von Energie angeregt werden beispielsweise durch die Absorption von elektromagnetischer Strahlung Die Absorption und die Emission der Strahlung bildet die Grundlage fur die Verfahren der Schwingungsspektroskopie wie die Infrarot oder die Raman Spektroskopie Die Frequenz der periodischen Bewegung wird als Schwingungsfrequenz bezeichnet NormalschwingungenSiehe auch Normalschwingung Der einfachste Fall eines Molekuls ist das zweiatomige Molekul beispielsweise molekularer Sauerstoff O2 und Stickstoff N2 oder Kohlenstoffmonoxid CO Diese Molekule haben nur einen Schwingungsfreiheitsgrad entlang der Bindungsachse weil die zwei Atome nur bezuglich ihres einen Abstandes schwingen konnen Es handelt sich hierbei also um eine Streckschwingung oder Valenzschwingung Bei mehratomigen Molekulen ergibt sich durch weitere voneinander unabhangige Schwingungsarten ein komplizierteres Schwingungsverhalten die sogenannten Normalschwingungen Die Anzahl der moglichen Normalschwingungen ergibt sich aus den Bewegungsmoglichkeiten der Atome im Raum Dabei hat jedes einzelne Atom drei Bewegungsfreiheitsgrade die den drei Raumachsen entsprechen Demzufolge besitzen N displaystyle N Atome 3N displaystyle 3N Freiheitsgrade In einem aus N displaystyle N Atomen bestehenden Molekul ist zwar jedes Atom mit mindestens einem anderen Atom verbunden d h es kann sich nicht beliebig in jeder Richtung bewegen Da ein Molekul aber nicht vollkommen starr ist konnen sich die Atome aber doch in allen Richtungen ein wenig gegeneinander bewegen sodass sich die Anzahl der Freiheitsgrade im Molekul nicht unter 3N displaystyle 3N reduziert Diese 3N displaystyle 3N Freiheitsgrade konnen nun so aufgeteilt werden Drei Freiheitsgrade entfallen auf Translationen des gesamten Molekuls in x y und z Richtung zwei bei linearen Molekulen wo die Rotation um die Achse nicht beobachtet werden kann oder drei bei gewinkelten Molekulen entfallen auf Molekulrotationen im Raum Fur die Schwingungsfreiheitsgrade auch als Schwingungsmoden Normalschwingung oder Eigenschwingung bezeichnet bleiben daher 3N 5 displaystyle 3N 5 bzw 3N 6 displaystyle 3N 6 Freiheitsgrade ubrig So weist beispielsweise das lineare 3 atomige Kohlenstoffdioxid Molekul CO2 3 3 5 4 displaystyle 3 times 3 5 4 Normalschwingungen auf die man als antisymmetrische und symmetrische Valenzschwingung nas und ns sowie als Deformationsschwingungen d parallel und senkrecht zur Zeichenebene bezeichnet Das geknickte Wassermolekul H2O hat hingegen 3 3 6 3 displaystyle 3 times 3 6 3 Schwingungsmoden Schwingungsformen und Bezeichnungen Fur zwei und dreiatomige Molekule ergeben sich nur wenige Normalschwingungen hochstens 5 die sich in zwei Gruppen einordnen lassen und oft in den sogenannten meckeschen Symbolik bezeichnet werden Valenzschwingungen entstehen entlang der Bindungsachse zweier Atome in einem Molekul durch eine Dehnung oder Stauchung der kovalenten Bindung Dabei andern sich die Abstande Bindungslangen der einzelnen Atome im Molekul weshalb sie auch als Streckschwingungen bezeichnet werden Die Schwingung erfolgt entlang der Kernverbindungslinie Die dafur notige Energie wird meistens durch Strahlung mit einer Wellenzahl zwischen 500 und 4 000 cm 1 ubertragen Beispiele verschiedener funktioneller Valenzschwingungen Wellenzahl in cm 1 Molekulgruppe Verbindungen Intensitat3200 3750 O H Alkohole Wasser stark breit3300 3500 N H Amine Amide breit3300 C H Alkine stark3000 3100 C H aromatische Ringe Alkene mittel2800 3000 C H Aliphatische Kohlenwasserstoffe stark2500 3000 O H Carbonsauren stark2150 2260 C C Alkine variierend2210 2260 C N Nitrile mittel1670 1800 C O Carbonyl Verbindungen z B Ketone stark1640 1680 C C Alkene mittel1560 1350 NO2 Nitrogruppen stark1180 1360 C N Amine mittel1100 C O C Ether stark1000 1150 C O Alkohole stark1000 1400 C F Fluoralkane stark600 800 C Cl Chloralkane stark500 600 C Br Bromalkane stark500 C I Iodalkane starkDie angegebenen Wellenzahlen entsprechen der ungefahren Lage der entsprechenden Peaks Durch weitere Einflussgrossen konnen diese auch geringfugig abweichen Deformationsschwingungen sind Molekulschwingungen bei denen sich mindestens ein Bindungswinkel zwischen den Atomen eines Molekuls verandert Deformationsschwingungen konnen aus komplizierten Bewegungen bestehen Man unterscheidet Deformationsschwingungen die in einer Ebene schwingen rocking scissoring und Deformationsschwingungen die aus der Ebene heraus schwingen twisting wagging wobei die Schwingungsebene durch mindestens drei Atome eines Molekuls bestimmt wird Die Schwingungsanregung resultiert aus der Absorption eingestrahlter elektromagnetischer Wellen vorzugsweise im Infrarotbereich da diese energetisch im Bereich der Schwingungsniveaus von Molekulbindungen liegen Die beobachteten Schwingungsfrequenzen bzw Schwingungsenergien sind charakteristisch fur die jeweiligen Bindung bzw Molekulgruppen und ergeben somit charakteristische Banden im gemessenen elektromagnetischen Spektrum so dass diese zur Stoffidentifizierung und Strukturaufklarung genutzt werden konnen siehe Infrarotspektroskopie Diese Schwingungen lassen sich auch an Molekulgruppen aus 3 oder 4 Atomen bestimmen beispielsweise den fur organische Verbindungen typischen Methylen gt CH2 oder Methylgruppen CH3 Streckschwingungen Valenzschwingungen am Beispiel der Methylengruppe Symmetrische Streckschwingung englisch symmetrical stretching Antisymmetrische Streckschwingung englisch antisymmetrical stretching Deformationsschwingungen am Beispiel der Methylengruppe Schaukelschwingung englisch rocking Scherschwingung Deformations schwingung englisch scissoring bending Drehschwingung englisch twisting torsing Wippschwingung englisch wagging Da die Verwendung der meckeschen Symbolik bei stark gekoppelten Systemen und hochsymmetrischen Molekulen eingeschrankt ist findet sich oft auch eine andere Bezeichnungsweise bei der die Schwingungen einfach durchnummeriert und als Index des Symbols n Ny das auch haufig als Symbol fur die Frequenz genutzt wird gesetzt werden n1 n2 n3 und n4 Die Reihenfolge der Schwingungen wird durch folgende Regeln beschrieben Gruppierung nach angefangen von der Symmetrie der Hauptachse A hin zu den entarteten Schwingungen mit steigendem Grad der Entartung D T G H Sortierungen innerhalb jeder Rasse nach abnehmender Frequenz Durchnummerierung n1 ist somit immer die hochstfrequente Schwingung der hochstsymmetrischsten Rasse Es sei darauf hingewiesen dass diese Regel in der Literatur haufig nicht beachtet wird Beispiel Ethen Struktur von Ethen In diesem Abschnitt sollen noch einmal am Beispiel der organischen Verbindung Ethen die auftretenden Normalschwingungen dargestellt werden Ethen besteht aus 6 Atomen und besitzt eine planare gewinkelte Struktur Daher ergeben sich insgesamt 3 6 6 12 displaystyle 3 times 6 6 12 Normalschwingungen die wie folgt zugeordnet werden konnen 5 Valenzschwingungen aufgrund der Langenanderung der C H 4 oder C C Bindungen 1 2 Scherschwingungen der beiden H C H Gruppen durch die Anderung des Winkels in der Methylengruppe 2 Schaukelschwingungen durch die Anderung des Winkels zwischen einer Gruppe von Atomen beispielsweise der Methylen Gruppe und dem Rest des Molekuls 2 Wippschwingung durch die Anderung des Winkels zwischen der Ebene in der eine Gruppe von Atomen beispielsweise der Methylen Gruppe liegt und der Ebene welche von den ubrigen Konstituenten aufgespannt wird 1 Drehschwingung durch die Anderung des Winkels in den beiden Methylengruppen Man beachte dass die H C C Winkel nicht als innere Koordinaten verwendbar sind da die Winkel an jedem Kohlenstoffatom nicht alle gleichzeitig erhoht werden konnen Nichtstarre MolekuleNeben den Normalschwingungen bei denen entweder die Bindungslange oder der Bindungswinkel verandert wird konnen innermolekulare Schwingungen auftreten bei denen die Konfiguration des Molekuls geandert wird Ein solches Molekul bezeichnet man als nichtstarr engl non rigid Beispielsweise konnen beim Ammoniak Molekul die drei Wasserstoffatome um das Stickstoffatom hinweg schwingen sodass es zu einer Inversion kommt Die dazu benotigte Energie betragt etwa 24 3 kJ mol Diese Konfigurationsanderungen konnen bei Molekulen mit mindestens drei beweglichen Bindungen auftreten Bei Molekulen mit vier Bindungen Tetraederkonfiguration wie Methan kann es in der Regel zu keiner Inversion kommen Ein solches Molekul ist starr Bei funf beweglichen Bindungen ist dagegen wieder eine Inversion moglich Das Phosphorpentafluorid Molekul kann aus einer trigonalen Bipyramide in eine quadratische Pyramide uberfuhrt werden Die Energiebarriere hierfur betragt etwa 25 kJ mol Oktaedrische Molekule mit sechs Bindungen sind dagegen wieder besonders starr Anregung durch elektromagnetische StrahlungEine molekulare Schwingung wird angeregt wenn das Molekul ein Quant mit der Energie E hn displaystyle E h nu absorbiert Hierbei ist n displaystyle nu die Frequenz der Schwingung und h displaystyle h die Planck Konstante Das Molekul wird auf seine Normalschwingung angeregt wenn ein solches Quant durch das Molekul im Grundzustand absorbiert wird Wenn ein weiteres Quant absorbiert wird wird der erste Oberton angeregt Weitere absorbierte Quanten regen das Molekul zu hoheren Obertonen an In erster Naherung kann die Bewegung einer Normalschwingung als eine Art einfache harmonische Bewegung beschrieben werden In dieser Naherung ist die Schwingungsenergie eine quadratische Funktion Parabel in Bezug auf die raumliche Verschiebungen der Atome und der erste Oberton hohere Schwingungsmode hat die doppelte Frequenz des Grundtons In Wirklichkeit sind Schwingungen anharmonisch und der erste Oberton hat eine Frequenz die etwas niedriger ist als das Doppelte des Grundtons Die Anregung der hoheren Obertone beinhaltet immer weniger zusatzliche Energie und fuhrt schliesslich zur Dissoziation des Molekuls da die potentielle Energie des Molekuls mit grosserem Abstand immer flacher auslauft siehe z B Morse Potential Die Schwingungszustande eines Molekuls konnen durch eine Vielzahl von Methoden untersucht werden Der direkteste Weg ist die Untersuchung mithilfe der Infrarotspektroskopie denn die zur Anregung von Schwingungen notwendige Energie entspricht bei den meisten Verbindungen der Energie eines Photons im Infrarotbereich Eine weitere haufig angewendete Methode um die Schwingungen direkt zu messen ist die Raman Spektroskopie bei der ublicherweise sichtbares Licht verwendet wird Die Schwingungsanregung kann aber auch durch elektronische Anregung vibronischer Ubergang erfolgen Auf diesem Weg kann die Schwingungsfeinstruktur untersucht werden Dies gilt vor allem fur Molekule im Gaszustand Bei gleichzeitiger Anregung einer Molekulschwingung und rotation entstehen Rotations Schwingungs Spektren NormalkoordinatenDie Normalkoordinaten beziehen sich auf die Normalmoden der Schwingungen der Atome aus ihren Gleichgewichtslagen heraus Jede Normalmode ist einer einzigen Normalkoordinate zugewiesen Formal sind Normalschwingungen durch Diagonalisierung einer Matrix bestimmt siehe Eigenmode so dass jede Normalmode eine unabhangige Molekulschwingung ist die mit einem eigenen Spektrum von quantenmechanischen Zustanden verbunden ist Wenn das Molekul Symmetrien besitzt gehort es zu einer Punktgruppe und die Normalmoden entsprechen einer irreduziblen Darstellung der Punktgruppe Die Normalschwingung kann dann qualitativ durch die Anwendung der Gruppentheorie und Projektion der irreduziblen Darstellung auf die Darstellung in kartesischen Koordinaten bestimmt werden Ein Beispiel hierfur ist die Anwendung auf das CO2 Molekul Dabei stellt man fest dass die C O Streckschwingungen sich in eine symmetrische und eine asymmetrische O C O Streckschwingung zerlegen lassen symmetrische Streckschwingung die Summe der beiden C O Streckkoordinaten Dabei andert sich die Lange der beiden C O Bindungen um den gleichen Betrag und das Kohlenstoffatom ist feststehend Q q1 q2 asymmetrische Streckschwingung die Differenz der beiden C O Streckkoordinaten Dabei nimmt die Lange der einen C O Bindung zu wahrend die andere abnimmt Q q1 q2 Wenn zwei oder mehr Normalkoordinaten die gleiche nicht weiter reduzierbare Darstellung der molekularen Punktgruppe haben umgangssprachlich sie haben die gleiche Symmetrie dann gibt es eine Mischung und die beiden Koeffizienten der Kombination konnen nicht mehr a priori bestimmt werden Ein Beispiel dafur sind die beiden Streckschwingungen im linearen Molekul Cyanwasserstoff HCN hauptsachlich eine C H Streckschwingung mit einer kleinen C N Streckschwingung Q1 q1 a q2 a 1 hauptsachlich eine C N Streckschwingung mit einer kleinen C H Streckschwingung Q2 b q1 q2 b 1 Die Koeffizienten a und b sind durch eine vollstandige Analyse der Normalkoordinaten mittels der von Edgar Bright Wilson gefunden worden Newtonsche MechanikMolekul zwischen zwei ungeladenen Kondensatorplatten Molekul richtet sich im elektromagnetischen Feld aus und vergrossert seinen Bindungsabstand Ein einfaches Modell fur die Erklarung der Anregung von Molekulschwingungen und auch rotationen ist das Verhalten eines permanenten elektrischen Dipols in einem elektrischen Feld gemass der klassischen newtonschen Mechanik Dabei wirken durch das aussere Feld Krafte auf den Dipol Fur das im nebenstehenden Bild dargestellte Modell einer Dipolanregung durch das statische elektrische Feld eines Plattenkondensator ergeben sich daher folgende Reaktionen Der Dipol bzw das Molekul richtet sich entlang des elektrischen Feldes aus Durch die wirkenden Krafte vergrossert sich der Bindungsabstand Wird jetzt Wechselspannung angelegt oder regt man das Molekul mit einer elektromagnetischen Welle an fangen die an den Bindungen hangenden funktionellen Gruppen zu schwingen und zu rotieren an Grundlage ist dabei dass zwischen gebundenen Atomen in einem Molekul anziehende und abstossende Krafte wirken Der optimale Bindungsabstand im Molekul befindet sich in einem Minimum der zugehorigen Potentialfunktion Vereinfacht gesehen kann die Bindung zwischen den Atomen als eine Art Feder und die Molekulschwingung daher als Federschwinger betrachtet werden Unter der Annahme einer harmonischen Naherung gehorcht der anharmonische Oszillator wird unter anderem in Califano 1976 betrachtet die Feder dem hookeschen Gesetz das heisst die erforderliche Kraft F displaystyle F ist zur Langenanderung der Feder proportional Die Proportionalitatskonstante k wird als Kraftkonstante bezeichnet F kQ displaystyle F kQ Gemass dem zweiten newtonschen Gesetz ist diese Kraft gleich dem Produkt aus der reduzierten Masse m und der Beschleunigung F md2Qdt2 displaystyle F mu frac mathrm d 2 Q mathrm d t 2 Da es sich um ein und dieselbe Kraft handelt ergibt sich die gewohnliche Differentialgleichung md2Qdt2 kQ 0 displaystyle mu frac mathrm d 2 Q mathrm d t 2 kQ 0 Die Losung dieser Gleichung fur eine einfache harmonische Bewegung ist Q t Acos 2pnt n 12pkm displaystyle Q t A cos 2 pi nu t quad nu frac 1 2 pi sqrt frac k mu wobei A displaystyle A die maximale Amplitude der Schwingungskomponente Q displaystyle Q ist Es bleibt die reduzierte Masse m displaystyle mu zu definieren Im Allgemeinen ist die reduzierte Masse eines zweiatomigen Molekuls AB mit den jeweiligen Atomgewichten mA und mB 1m 1mA 1mB displaystyle frac 1 mu frac 1 m A frac 1 m B Die Verwendung der reduzierten Masse stellt sicher dass das Massenzentrum des Molekuls nicht durch die Schwingung beeintrachtigt wird Im Fall der harmonischen Naherung ist die potentielle Energie des Molekuls eine quadratische Funktion der jeweiligen Normalkoordinaten Daraus folgt dass die Kraftkonstante gleich der zweiten Ableitung der potentiellen Energie ist k 2V Q2 displaystyle k frac partial 2 V partial Q 2 Wenn zwei oder mehr Normalschwingungen die gleiche Symmetrie haben muss eine vollstandige Normalkoordinatenanalyse durchgefuhrt werden GF Methode Die Schwingungsfrequenzen ni konnen aus den Eigenwerten li des Matrizenprodukts GF bestimmt werden G ist eine Matrix von Zahlen die aus den Massen der Atome und der Geometrie des Molekuls bestimmt wurde F ist eine Matrix die aus den Werten der Kraftkonstanten bestimmt wird Details uber die Bestimmung der Eigenwerte konnen unter anderem in Gans 1971 gefunden werden Dieses mechanistische Modell ist allerdings nur begrenzt anwendbar denn erstens kann es keine Molekule ohne ein permanentes Dipolmoment beschreiben und zweitens kann es nicht erklaren warum nur diskrete Energien fur die Anregung zugelassen sind Quantenmechanische BeschreibungParabel des quantenmechanischen Modells Wie auch im Modell der klassischen Mechanik ist die Grundlage des quantenmechanischen Modells der Schwingungs und Rotationsanregung die Potentialfunktion Die Potentialfunktion lasst sich fur den Fall der harmonischen Naherung in ihrem Minimum gut durch eine quadratische Funktion nahern eine solche Parabel ergibt sich aus der Integration des hookeschen Federgesetzes Durch Absorption von elektromagnetischer Strahlung fangt das Molekul an zu schwingen wodurch die Schwingung aus dem Grund in den ersten angeregten Schwingungszustand angehoben wird Fur die Bestimmung der dazu notwendigen Energie muss die Schrodinger Gleichung fur dieses Potential gelost werden Nach Abtrennung der Relativbewegung von Atomkernen und Elektronen Born Oppenheimer Naherung ergibt sich als Losung der Schrodinger Gleichung ein Zusammenhang zwischen der benotigten Energie der Bindungsstarke k displaystyle k und der reduzierten Masse m displaystyle mu Anders als beim klassischen harmonischen Oszillator ist im quantenmechanischen Fall die Schwingungsenergie durch die Schwingungsquantenzahl n displaystyle n gequantelt ℏ22md2PSdx2 VPS EPS displaystyle frac hbar 2 2 mu frac mathrm d 2 Psi mathrm d x 2 V Psi E Psi mit ℏ h2p displaystyle hbar tfrac h 2 pi der reduzierten Planck Konstante und dem Potential V k2x2 displaystyle V tfrac k 2 x 2 siehe Harmonischer Oszillator Die Losung der Schrodinger Gleichung ergibt folgende Energiezustande En n 12 hn n 12 ℏkm displaystyle E n left n frac 1 2 right h nu left n frac 1 2 right hbar sqrt frac k mu Unter Kenntnis der Wellenfunktionen konnen bestimmte Auswahlregeln formuliert werden Zum Beispiel sind fur einen harmonischen Oszillator nur Ubergange erlaubt wenn sich die Quantenzahl n nur um 1 andert Dn 1 displaystyle Delta n pm 1 aber diese gelten nicht fur einen anharmonischen Oszillator die Beobachtung von Obertonen ist nur moglich weil Schwingungen anharmonisch sind Eine weitere Folge dieses anharmonischen Charakters ist dass die Ubergange zwischen den Zustanden n 2 displaystyle n 2 und n 1 displaystyle n 1 etwas weniger Energie haben als Ubergange zwischen dem Grundzustand und ersten angeregten Zustand Ein solcher Ubergang fuhrt zu einem heissen Ubergang engl hot transition bzw einer heissen Bande engl hot band LiteraturJohann Weidlein Ulrich Muller Kurt Dehnicke Schwingungsspektroskopie eine Einfuhrung Thieme 1988 ISBN 978 3 13 625102 7 Claus Czeslik Heiko Seemann Basiswissen Physikalische Chemie Vieweg Teubner 2010 ISBN 978 3 8348 0937 7 Erwin Riedel Anorganische Chemie Walter de Gruyter 2004 ISBN 978 3 11 018168 5 EinzelnachweiseLew D Landau Evgenij Michailovic Lifsic Mechanics In Course of theoretical physics 3 Auflage Band 1 Pergamon Oxford 1976 ISBN 0 08 021022 8 Johann Weidlein Ulrich Muller Kurt Dehnicke Schwingungsspektroskopie Eine Einfuhrung 2 uberarb Auflage Thieme Stuttgart 1988 ISBN 3 13 625102 4 S 42 Eintrag zu IR Spektroskopie In Rompp Online Georg Thieme Verlag Paula Yurkanis Bruice Organische Chemie 5 Auflage Pearson Education Inc 2007 ISBN 978 3 8273 7190 4 S 611 Johann Weidlein Ulrich Muller Kurt Dehnicke Schwingungsspektroskopie Eine Einfuhrung 2 uberarb Auflage Thieme Stuttgart 1988 ISBN 3 13 625102 4 S 71 Eintrag zu Ethylene Vibrational and or electronic energy levels In P J Linstrom W G Mallard Hrsg NIST Chemistry WebBook NIST Standard Reference Database Number 69 National Institute of Standards and Technology Gaithersburg MD abgerufen am 17 November 2019 Ethylene C2H4 D2h Perdue University benotigt MDL Chime Plugin Konrad Seppelt Nichtstarre Molekule In Chemie in unserer Zeit Band 9 Nr 1 1975 S 10 17 doi 10 1002 ciuz 19750090103 E B Wilson J C Decius P C Cross Molecular vibrations McGraw Hill 1955 Reprinted by Dover 1980 Salvatore Califano Vibrational States John Wiley amp Sons New York 1976 P Gans Vibrating molecules An introduction to the interpretation of infrared and Raman spectra Chapman and Hall 1971