Unter Oberflächentechnik versteht man die Summe aller Technologien zum Verändern der Eigenschaften von Oberflächen Bohre
Oberflächentechnik

Unter Oberflächentechnik versteht man die Summe aller Technologien zum Verändern der Eigenschaften von Oberflächen.
Aufgabe
Die Grundidee der Oberflächentechnik ist das Prinzip der Funktionstrennung zwischen dem Volumen eines Bauteiles oder eines Werkzeuges und seiner Oberfläche. Das Volumen erfüllt eine Primärfunktion (zumeist eine bestimmte Form wie z. B. bei Zahnrädern) und weist weitere Eigenschaften auf wie Gewicht, Festigkeit, Bearbeitbarkeit, aber auch z. B. einen geringen Preis. Die Oberfläche kann dann mit Hilfe der Verfahren der Oberflächentechnik auf ein bestimmtes Anforderungsprofil hin optimiert werden und so weitere Funktionen erfüllen. Das kann sein:
- mechanischer Schutz (Verschleiß, Reibung)
- Barrierefunktion (Korrosionsbeständigkeit, Permeation, , Wärmeisolation)
- Grenzflächenwechselwirkung (Biokompatibilität, Benetzbarkeit, )
- elektrische Funktion (Leitfähigkeit, elektrische Isolation)
- optische Funktion (Reflexion, Absorption, Dekoration)
- Funktionsintegration (Druckverfahren, )
Da heutzutage ein Werkstoff allein kaum noch alle an ihn gestellten Anforderungen erfüllen kann, stellt die getrennte Optimierung der Oberfläche einen großen Fortschritt dar.
Beispiele
Ein Bohrer aus Keramik würde sehr lange halten, wäre aber spröde und nur mit viel Aufwand herstellbar. Daher erzeugt man die primäre Form aus Stahl, den man noch gut bearbeiten kann, und fügt den nötigen Verschleißschutz durch eine Beschichtung hinzu.
Stähle, die für die Karosserien von Autos verwendet werden, haben ein sehr gutes Crash-Verhalten und sind zudem kostengünstig, jedoch nicht korrosionsbeständig. Edelstahl ist zwar korrosionsbeständig, aber teurer und weniger fest. Daher greift man auf die erste Lösung zurück und versieht die Stahlbleche mit einem Korrosionsschutz, z. B. durch Verzinken und Lackieren.
Verfahren
Verfahrenstechnisch treten die Verfahren der Oberflächentechnik neben die klassischen Fertigungsverfahren Urformen, Umformen, Trennen und Fügen mit zwei weiteren Verfahrensklassen:
- Beschichten
- Stoffeigenschaft ändern
Tatsächlich sind die Verfahren der Oberflächentechnik manchmal Mischformen, z. B. Strahlen ist spanend, verformend und verfestigend. Darüber hinaus werden Verfahren der Oberflächenbearbeitung oder Oberflächenbehandlung manchmal ebenfalls zur Oberflächentechnik gezählt, z. B. das einfache Gleitschleifen. Andere gehören nicht zur Verfahrenstechnik, weil sie den Stoff nicht verändern, z. B. Entfetten.
Häufige Verfahren, ungefähr nach ihrer Reihenfolge im Produktionsablauf gruppiert:
- chemische Oberflächenvorbehandlung: Reinigen, Entfetten, Beizen, Enteloxieren
- mechanische Oberflächenvorbehandlung oder Oberflächenbehandlung: Schleifen, Polieren, Strahlen, Bürsten
- Beschichten der Oberfläche: Lackieren, Pulverbeschichten, galvanische Metallabscheidung (z. B. Verchromen), Emaillieren, Schmelztauchen (z. B. Feuerverzinken)
- Abtragen oder Umformen der Oberfläche: Oxidieren (z. B. Brünieren, Eloxieren), Elektropolieren, Laserpolieren
- Erzeugen von physikalischen und chemischen Gasphasenabscheidungsschichten
Die Werkstücke können einzeln, am Gestell oder in der Trommel bearbeitet werden.
Geschichte
Gebäude in heißen Gegenden werden bereits seit Jahrtausenden weiß gekalkt, um das auftreffende Sonnenlicht besser zu reflektieren und das Innere kühl zu halten. Auch das Verbringen frisch geschmiedeter Schwerter in Dunghaufen, wo sich die Randschicht des Stahls mit Stickstoff anreichert und dadurch härter wird, ist eine bereits seit langer Zeit praktizierte Technik, die zeigt, dass die Oberflächentechnik sehr alte Wurzeln hat.
Lehrberuf
In Österreich ist Oberflächentechnik ein anerkannter Lehrberuf mit fünf Spezialisierungen. Die Ausbildungsdauer beträgt jeweils 3,5 Jahre. Die Spezialisierungen lauten wie folgt:
- Emailtechnik: Beschichtung von Metallen mit Email.
- Feuerverzinkung: Beschichtung von Metallen mit erhitztem Zink.
- Pulverbeschichtung: Beschichtung von Metallen mit organischen Stoffen oder Kunststoffen
- Galvanik: Veredelung und Verschönerung von Oberflächen
- Mechanische Oberflächentechnik: Maschinelle Veredelung von Oberflächen
Umweltauswirkungen
Je nach Prozess fallen in der Oberflächentechnik Abfälle an, die sich schädigend auf Mensch und Umwelt auswirken können. So enthält etwa das in der Galvanik entstehende Prozesswasser Schwermetalle, toxische Anionen und Neutralsalze. Diese wie auch andere gefährliche Abfälle aus der Oberflächenbearbeitung (z. B. saure oder alkalische Beizlösungen, Säuren oder auch Abfälle aus der Einfettung) müssen daher zwingend unter Einhaltung der gefahrgutrechtlichen Vorschriften transportiert und entsorgt werden.
Der Einsatz von Oberflächentechnik kann sich allerdings, beispielsweise durch die Verhinderung von Korrosion und Abnutzung, auch positiv auf den Umwelteinfluss von Materialien auswirken. So lässt sich die Nutzungsdauer durch eine entsprechende Oberflächenbehandlung deutlich verlängern, wodurch gleichsam Wartungsarbeiten oder Neuanschaffungen sowie der damit verbundene Einsatz von Rohstoffen und Energie erheblich reduziert werden. Mit Blick auf den gesamten Lebenszyklus dieser Materialien wird somit durch bestimmte Oberflächenbehandlungen mitunter eine bessere Ökobilanz erzielt.
Siehe auch
Literatur
- Kirsten Bobzin: Oberflächentechnik für den Maschinenbau. 1. Auflage, Wiley-VCH, 2013, ISBN 978-3-527-33018-8.
- Hansgeorg Hofmann, Jürgen Spindler: Verfahren in der Beschichtungs- und Oberflächentechnik. 3., überarbeitete Auflage, Hanser, München 2014, ISBN 978-3-446-44141-5.
Weblinks
- Berufs- und Brancheninfo Oberflächentechnik - Emailtechnik der Wirtschaftskammer Österreich
- Berufs- und Brancheninfo Oberflächentechnik - Feuerverzinkung der Wirtschaftskammer Österreich
- Berufs- und Brancheninfo Oberflächentechnik - Galvanik der Wirtschaftskammer Österreich
- Berufs- und Brancheninfo Oberflächentechnik - Mechanische Oberflächentechnik der Wirtschaftskammer Österreich
- Berufs- und Brancheninfo Oberflächentechnik - Pulverbeschichtung der Wirtschaftskammer Österreich
- Berufsbeschreibung Oberflächentechnik bic.at
Einzelnachweise
- Grundlagen des Strahlprozesses, Website strahlportal.de
- Praktische Oberflächentechnik (Buchbeschreibung), Klaus-Peter Müller, ISBN 978-3-528-36562-2
- Umweltbundesamt. Abgerufen am 5. Juli 2023.
- Abfallfraktionen und Abfallmanagement in der Oberflächentechnik. In: Sonderabfallwissen. 15. Dezember 2022, abgerufen am 5. Juli 2023.
- Alexander Leiden, Peter-Jochen Brand, Felipe Cerdas, Sebastian Thiede, Christoph Herrmann: Transferring life cycle engineering to surface engineering. In: Procedia CIRP (= 27th CIRP Life Cycle Engineering Conference (LCE2020) Advancing Life Cycle Engineering : from technological eco-efficiency to technology that supports a world that meets the development goals and the absolute sustainability). Band 90, 1. Januar 2020, ISSN 2212-8271, S. 557–562, doi:10.1016/j.procir.2020.02.132 (sciencedirect.com [abgerufen am 5. Juli 2023]).
- Zeynab Yousefzadeh: Prospective Life Cycle Assessment in Surface Engineering: Case Studies on a Novel Thermal Spray Coating System and a Novel Coating Removal Method. In: Concordia Library. Concordia University, 1. Juli 2021, abgerufen am 5. Juli 2023 (englisch).
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Unter Oberflachentechnik versteht man die Summe aller Technologien zum Verandern der Eigenschaften von Oberflachen Bohrer mit Titannitrid Beschichtung als Verschleissschutz AufgabeDie Grundidee der Oberflachentechnik ist das Prinzip der Funktionstrennung zwischen dem Volumen eines Bauteiles oder eines Werkzeuges und seiner Oberflache Das Volumen erfullt eine Primarfunktion zumeist eine bestimmte Form wie z B bei Zahnradern und weist weitere Eigenschaften auf wie Gewicht Festigkeit Bearbeitbarkeit aber auch z B einen geringen Preis Die Oberflache kann dann mit Hilfe der Verfahren der Oberflachentechnik auf ein bestimmtes Anforderungsprofil hin optimiert werden und so weitere Funktionen erfullen Das kann sein mechanischer Schutz Verschleiss Reibung Barrierefunktion Korrosionsbestandigkeit Permeation Warmeisolation Grenzflachenwechselwirkung Biokompatibilitat Benetzbarkeit elektrische Funktion Leitfahigkeit elektrische Isolation optische Funktion Reflexion Absorption Dekoration Funktionsintegration Druckverfahren Da heutzutage ein Werkstoff allein kaum noch alle an ihn gestellten Anforderungen erfullen kann stellt die getrennte Optimierung der Oberflache einen grossen Fortschritt dar Beispiele Ein Bohrer aus Keramik wurde sehr lange halten ware aber sprode und nur mit viel Aufwand herstellbar Daher erzeugt man die primare Form aus Stahl den man noch gut bearbeiten kann und fugt den notigen Verschleissschutz durch eine Beschichtung hinzu Stahle die fur die Karosserien von Autos verwendet werden haben ein sehr gutes Crash Verhalten und sind zudem kostengunstig jedoch nicht korrosionsbestandig Edelstahl ist zwar korrosionsbestandig aber teurer und weniger fest Daher greift man auf die erste Losung zuruck und versieht die Stahlbleche mit einem Korrosionsschutz z B durch Verzinken und Lackieren VerfahrenDurchlauf Strahlanlage zur Oberflachenbehandlung von Werkstucken Verfahrenstechnisch treten die Verfahren der Oberflachentechnik neben die klassischen Fertigungsverfahren Urformen Umformen Trennen und Fugen mit zwei weiteren Verfahrensklassen Beschichten Stoffeigenschaft andern Tatsachlich sind die Verfahren der Oberflachentechnik manchmal Mischformen z B Strahlen ist spanend verformend und verfestigend Daruber hinaus werden Verfahren der Oberflachenbearbeitung oder Oberflachenbehandlung manchmal ebenfalls zur Oberflachentechnik gezahlt z B das einfache Gleitschleifen Andere gehoren nicht zur Verfahrenstechnik weil sie den Stoff nicht verandern z B Entfetten Haufige Verfahren ungefahr nach ihrer Reihenfolge im Produktionsablauf gruppiert chemische Oberflachenvorbehandlung Reinigen Entfetten Beizen Enteloxieren mechanische Oberflachenvorbehandlung oder Oberflachenbehandlung Schleifen Polieren Strahlen Bursten Beschichten der Oberflache Lackieren Pulverbeschichten galvanische Metallabscheidung z B Verchromen Emaillieren Schmelztauchen z B Feuerverzinken Abtragen oder Umformen der Oberflache Oxidieren z B Brunieren Eloxieren Elektropolieren Laserpolieren Erzeugen von physikalischen und chemischen Gasphasenabscheidungsschichten Die Werkstucke konnen einzeln am Gestell oder in der Trommel bearbeitet werden GeschichteGebaude in heissen Gegenden werden bereits seit Jahrtausenden weiss gekalkt um das auftreffende Sonnenlicht besser zu reflektieren und das Innere kuhl zu halten Auch das Verbringen frisch geschmiedeter Schwerter in Dunghaufen wo sich die Randschicht des Stahls mit Stickstoff anreichert und dadurch harter wird ist eine bereits seit langer Zeit praktizierte Technik die zeigt dass die Oberflachentechnik sehr alte Wurzeln hat LehrberufIn Osterreich ist Oberflachentechnik ein anerkannter Lehrberuf mit funf Spezialisierungen Die Ausbildungsdauer betragt jeweils 3 5 Jahre Die Spezialisierungen lauten wie folgt Emailtechnik Beschichtung von Metallen mit Email Feuerverzinkung Beschichtung von Metallen mit erhitztem Zink Pulverbeschichtung Beschichtung von Metallen mit organischen Stoffen oder Kunststoffen Galvanik Veredelung und Verschonerung von Oberflachen Mechanische Oberflachentechnik Maschinelle Veredelung von OberflachenUmweltauswirkungenJe nach Prozess fallen in der Oberflachentechnik Abfalle an die sich schadigend auf Mensch und Umwelt auswirken konnen So enthalt etwa das in der Galvanik entstehende Prozesswasser Schwermetalle toxische Anionen und Neutralsalze Diese wie auch andere gefahrliche Abfalle aus der Oberflachenbearbeitung z B saure oder alkalische Beizlosungen Sauren oder auch Abfalle aus der Einfettung mussen daher zwingend unter Einhaltung der gefahrgutrechtlichen Vorschriften transportiert und entsorgt werden Der Einsatz von Oberflachentechnik kann sich allerdings beispielsweise durch die Verhinderung von Korrosion und Abnutzung auch positiv auf den Umwelteinfluss von Materialien auswirken So lasst sich die Nutzungsdauer durch eine entsprechende Oberflachenbehandlung deutlich verlangern wodurch gleichsam Wartungsarbeiten oder Neuanschaffungen sowie der damit verbundene Einsatz von Rohstoffen und Energie erheblich reduziert werden Mit Blick auf den gesamten Lebenszyklus dieser Materialien wird somit durch bestimmte Oberflachenbehandlungen mitunter eine bessere Okobilanz erzielt Siehe auchOberflachenschutzsystem OberflachenveredelungLiteraturKirsten Bobzin Oberflachentechnik fur den Maschinenbau 1 Auflage Wiley VCH 2013 ISBN 978 3 527 33018 8 Hansgeorg Hofmann Jurgen Spindler Verfahren in der Beschichtungs und Oberflachentechnik 3 uberarbeitete Auflage Hanser Munchen 2014 ISBN 978 3 446 44141 5 WeblinksBerufs und Brancheninfo Oberflachentechnik Emailtechnik der Wirtschaftskammer Osterreich Berufs und Brancheninfo Oberflachentechnik Feuerverzinkung der Wirtschaftskammer Osterreich Berufs und Brancheninfo Oberflachentechnik Galvanik der Wirtschaftskammer Osterreich Berufs und Brancheninfo Oberflachentechnik Mechanische Oberflachentechnik der Wirtschaftskammer Osterreich Berufs und Brancheninfo Oberflachentechnik Pulverbeschichtung der 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