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Otto Bräutigam 14 Mai 1895 in Wesel 30 April 1992 in Coesfeld war ein deutscher Diplomat und Jurist der während der Zeit

Otto Bräutigam

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Otto Bräutigam (* 14. Mai 1895 in Wesel; † 30. April 1992 in Coesfeld) war ein deutscher Diplomat und Jurist, der während der Zeit des Nationalsozialismus sowohl im Auswärtigen Amt als auch im Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete (RMfdbO) von Alfred Rosenberg in leitenden Positionen gearbeitet hat. Bräutigam wusste nicht nur vom Holocaust, sondern war in diesen involviert. In der Nachkriegszeit erhielt er erneut eine Anstellung im Auswärtigen Amt und wurde 1954 Leiter von dessen Ostabteilung.

Juristische Laufbahn

Früher Eintritt in das Auswärtige Amt

Otto Bräutigam wurde als Sohn eines Landgerichtsdirektors in Wesel geboren. Nach dem Besuch des Realgymnasiums in Duisburg studierte er zwischen 1913 und 1914 in Grenoble, Oxford und Straßburg Jura. Während des Ersten Weltkriegs nahm er bei der Feldartillerie an Kämpfen an der Westfront teil, zuletzt als Oberleutnant. Einer seiner Regimentskameraden war der spätere „Reichspressechef“ Jacob Otto Dietrich (1897–1952). In den Anfangsjahren der Weimarer Republik, zwischen 1918 und 1919, schloss er sein Studium in Münster mit dem Staatsexamen ab. Seit dem Studium war er Mitglied der katholischen Studentenverbindungen KStV Markomannia Münster und KStV Frankonia-Straßburg Frankfurt am Main im KV. Nach dem Studium absolvierte ein Referendariat am Amtsgericht Coesfeld. Bereits im Jahre 1920 bekam er eine Anstellung im Auswärtigen Amt (AA), wo er zunächst in der handelspolitischen Abteilung tätig war. Zuletzt arbeitete er dort als „Ruhreinbruchsreferent“ (vgl. Ruhrbesetzung). 1922 promovierte er an der Universität Gießen zum Dr. iur. Das Thema seiner Dissertation war Der Wahrheitsbeweis bei Beleidigungen und sein Verhältnis zur Schuldfrage. Danach folgten Tätigkeiten in verschiedenen Generalkonsulaten, so beispielsweise 1923 in Tiflis, 1924 in Baku, 1925 in Charkow und 1927 in Odessa.

Kennenlernen von Alfred Rosenberg

Schon 1925 während seiner Zeit in Charkow machte Bräutigam Bekanntschaft mit dem späteren NS-Chefideologen Alfred Rosenberg sowie dessen späterem hauptberuflichen Mitarbeiter des Außenpolitischen Amts der NSDAP (APA) und Leiter der „Ostabteilung“ im Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete (RMfdbO), Georg Leibbrandt. Der Schwarzmeerdeutsche Leibbrandt stammte aus der Nähe von Odessa. Leibbrandt, Rosenberg und Bräutigam lagen völlig auf einer politischen Linie. Im Jahre 1928 wurde Bräutigam in die Deutsche Botschaft Moskau versetzt. 1930 wurde er Leiter der Abteilung „Wirtschaft – Russland“ im AA.

Zeit des Nationalsozialismus

Verhältnis zur NSDAP

Bräutigam sympathisierte wie viele Konservative mit den antidemokratischen und außenpolitischen Vorstellungen des Nationalsozialismus. Er war ebenfalls antisemitisch eingestellt. So hielt er 1933 die diskriminierenden Maßnahmen gegen Juden in Deutschland durchaus für gerechtfertigt. Noch 1968 sprach er davon, dass diese Diskriminierungen 1933 nur deswegen politisch unklug gewesen seien, weil sie Gegenreaktionen des einflussreichen „Weltjudentums“ provoziert hätten. 1935 folgte eine längere Russlandreise im Auftrag des AA. 1936 wurde Bräutigam in die Deutsche Botschaft Paris versetzt. Von Botschafter Johannes Graf von Welczeck bekam er unter anderem die Aufgabe, die Kontakte zur Landesgruppe Frankreich der NSDAP unter deren Leiter, dem Hamburger Kaufmann und ab Juni 1941 als Generalkonsul an der Botschaft tätigen Rudolf Schleier, zu halten. Bräutigam trat zum 1. Oktober 1936 in die NSDAP ein (Mitgliedsnummer 3.752.095). In Paris machte er erstmals Bekanntschaft mit dem NSDAP-Gauleiter Alfred Meyer, der ebenfalls später im RMfdbO arbeitete und zudem Teilnehmer an der Wannseekonferenz war. 1939 kehrte Bräutigam in das Auswärtige Amt zurück und arbeitete im Grundsatzreferat der handelspolitischen Abteilung. Im Jahr 1941 wurde Bräutigam als Mitglied der Ortsgruppe „Braunes Haus“ der NSDAP geführt.

Verbindung zum OKW und OKH

Mit Kriegsbeginn wurde Bräutigam Verbindungsmann des Auswärtigen Amtes zu General Georg Thomas, dem Leiter des Wirtschafts- und Rüstungsamtes im Oberkommando der Wehrmacht (OKW). Im November 1939 wurde er zudem zur Haupttreuhandstelle Ost (HTO) abgeordnet. Berufen wurde er von dem Leiter der Treuhandstelle, Max Winkler (1875–1961). Ab 15. Juli 1940 fungierte er als Generalkonsul des AA in Batum. Am 21. März 1941 wurde Bräutigam wegen der Planung des Krieges gegen die Sowjetunion aus dem Generalkonsulat Batum nach Berlin zurückbeordert. Gegenüber den Sowjetbehörden wurde ein Urlaub vorgetäuscht. In Berlin wurde er Mitglied des „“ des AA.

Anfang Mai 1941 wurde der Russlandexperte Bräutigam auf Veranlassung Hitlers vom AA dauerhaft zur Dienststelle Rosenberg abkommandiert. Dort wurde er unter Leibbrandt mit der Planung der Besatzungsverwaltung der Gebiete befasst, die Deutschland erobern wollte. Gebiete, die nicht direkt an der Front liegen würden, sollten einer zivilen Verwaltung unterstehen. Diese Verwaltung sollte das Rosenberg unterstehende, neu zu schaffende RMfdbO sein. Diesem sollten die Reichskommissariate Ostland, Ukraine, , Kaukasien und Turkestan unterstehen. Am 22. Juni 1941 begann der deutsche Überfall auf die Sowjetunion. Mit Beginn des „Russlandfeldzuges“ wurde Bräutigam Verbindungsoffizier der Dienststelle Rosenberg zum Befehlshaber der Militärverwaltung im Oberkommando des Heeres (OKH). Sein erster Dienstort wurde ein Hauptquartier des OKH, Codename Maybach I etwa 30 km südlich von Berlin bei Wünsdorf. Bräutigam betrachtete den Kriegsausbruch nicht nur als ein unvermeidbares politisches Schicksal, sondern er brachte regelrecht seine Freude zum Ausdruck. In sein Tagebuch schrieb er:

„Ausbruch des Krieges mit der Sowjetunion. Nun war sie endlich gekommen, die Auseinandersetzung mit dem Bolschewismus. Sie musste kommen, wenn eine endgültige Befriedung und Neuordnung Europas herbeigeführt werden sollte. Für die meisten bedeutete der Ausbruch des Krieges eine große Überraschung, da die Tarnung bis zur letzten Minute durchgeführt worden war.“

Mit dem Vorrücken der deutschen Truppen wurde das Hauptquartier des „OKH“ nach Mauerwald in Ostpreußen verlegt und das Führerhauptquartier Wolfsschanze in die Nähe. Bräutigam war in Mauerwald stationiert. Am 15. Juli empfing er dort Rosenberg am Flugplatz und brachte ihn zur Wolfsschanze, wo sie sich mit Hitler, Keitel, Otto Dietrich, Jodl, Bormann, General Bodenschatz von der Luftwaffe, SS-Oberstgruppenführer Wolff als Vertreter Himmlers, dem Gesandten Hewel aus dem AA und anderen zum Essen trafen. In einer späteren Besprechung am 15. und 16. Juli zwischen Hitler, Keitel, Bormann, Göring und Rosenberg wurden die Einzelheiten des neuen Reichsministeriums für die besetzten Ostgebiete festgelegt. Am 16. Juli 1941 wurde Rosenberg im Führerhauptquartier in Gegenwart Bräutigams zum „Reichsminister für die besetzten Ostgebiete“ ernannt. Rosenberg ließ sich auch seine Kommissare von Hitler bestätigen. Am 26. Juli 1941 stellte sich Hinrich Lohse im Führerhauptquartier Hitler vor. Erich Koch, der Gauleiter von Ostpreußen, wurde Rosenberg von Göring aufgedrängt. Bräutigam fuhr nach Königsberg, um Erich Koch zu besuchen und ihn in die Pläne Rosenbergs einzuweihen. Aber Koch war zum Reichsmarschall Göring verreist. Erich Koch, der in zahlreiche Kriegsverbrechen verstrickt war, wurde nur wenige Tage später – am 1. August 1941 – zum Zivilkommissar und später zum Chef der Zivilverwaltung im Bezirk Bialystok und außerdem zum Reichskommissar des Reichskommissariat Ukraine ernannt.

Am 11. Dezember 1941 erklärten Deutschland und Italien den Vereinigten Staaten den Krieg. An der Sitzung des Deutschen Reichstags, die der Kriegserklärung an diesem Tag vorausging, hatte Bräutigam teilgenommen.

Am 21. Dezember 1941 hielt sich Bräutigam erneut im Führerhauptquartier auf. Dort hielt er eine Unterredung mit H. von Tippelkirch und Major Andreas Meyer-Mader. Letzterer stellte zu diesem Zeitpunkt unter General Ernst-August Köstring aus kaukasischen Kriegsgefangenen und solchen der Turkvölker ein „Turkbataillon 450“ auf, das er nach deutschem Vorbild wie ein Freikorps führte und das im Kampf gegen so genannte „Partisanen“ (zumeist ein verschleierndes Wort für „Juden“) raubend und mordend durch die Gegend zog.

Bräutigam wurde am 14. Mai 1942, an seinem 47. Geburtstag, das Kriegsverdienstkreuz verliehen. Im November 1942 wurde er, der bereits vor Monaten von Rosenberg im Hinblick auf Kaukasusfragen Vollmachten erhalten hatte, Verbindungsoffizier des Ostministeriums zur Heeresgruppe A. Diese Heeresgruppe war mit der Eroberung des Kaukasus beauftragt worden. Nach der Niederlage der Wehrmacht in der Schlacht von Stalingrad floh Bräutigam in Richtung Ukraine, um anschließend erneut ins RMfdbO zurückzukehren.

Nach dem Attentat-Versuch auf Hitler wurde Bräutigam im August 1944 zu den Volksgerichtshofprozessen gegen die Leute des 20. Juli delegiert.

Tätigkeit im Ostministerium

Am 11. April 1941, wenige Wochen vor dem militärischen Angriff auf die Sowjetunion, fertigte Rosenberg in seinem Landhaus in Mondsee eine Zeichnung an, in der er die Stellenbesetzungen für die Zentralbehörde des Reichsministeriums für die besetzten Ostgebiete (RMfdbO) skizzierte. Für Bräutigam sah Rosenberg die Leitung einer Abteilung vor, die er dort mit „politische Abteilung“ bezeichnet hatte. Im Mai 1941 wurde Bräutigam zur Dienststelle Rosenberg abkommandiert. Gleichzeitig wurde er auf Vorschlag von Georg Leibbrandt Verbindungsmann des AA zum RMfdbO von Rosenberg. Das RMfdbO, welches das ehemalige Gebäude der jugoslawischen Gesandtschaft in der Rauchstraße 17/18 in Berlin bezog, war zu diesem frühen Zeitpunkt noch in seinem Entstehungsprozess. Otto Bräutigam hatte sich an den Planungen für den Aufbau des RMfdbO beteiligt. Generell ging es Bräutigam dabei um die „Neugestaltung des europäischen Ostens“ und um die Ausrottung des Kommunismus. (Hierbei muss beachtet werden, dass die „Ausrottung des Kommunismus“ im Verständnis von Alfred Rosenberg die „Ausrottung des Judentums“ bedeutete. Rosenberg, der der unmittelbare Vorgesetzte von Bräutigam in dieser Zeit gewesen ist und dessen Rassenideologie und Taten Bräutigam strikt folgte, hatte diese feste Assoziationskette bereits in seinen Jugendschriften festgelegt und bis zu seinem Tod beibehalten.)

Insbesondere arbeitete er in der Nachfolgezeit im Auftrag von Rosenberg – zusammen mit Leibbrandt und dem Außenpolitischen Amt der NSDAP (APA) – einen Verwaltungsplan und eine Gliederung der zu besetzenden Ostgebiete aus. Am 11. Juni 1941, auf den Tag genau zwölf Jahre nach dem Tod seiner Mutter, begann Otto Bräutigam mit seinen kurzen, häufig notizartigen Tagebuchaufzeichnungen und setzte diese bis zum 27. Dezember 1942 fort. Gleich zu Beginn dieser Aufzeichnungen schrieb er: „Ich arbeite, vom Auswärtigen Amt beurlaubt, in der Dienststelle Rosenberg. Wir bereiten große Ereignisse vor.“

Der Planung des Feldzugs als extremem Ausbeutungs- und Hungerkrieg, wie er in den wirtschaftspolitischen Richtlinien, der sogenannten Grünen Mappe vom Juni 1941, vorgesehen war, widersprach Bräutigam ausdrücklich. Er setzte auf die Gewinnung von kooperationswilligen Verbündeten der sowjetischen Minderheiten, die gegen Russland und die sowjetische Zentrale in Moskau eingestellt waren und wandte sich dagegen, diese Völker im Sinne der nationalsozialistischen Rassentheorie als minderwertig zu behandeln. Gemäß dieser Zielsetzung erreichte er in einer Besprechung bei Hermann Reinecke zur Selektionspraxis in den Kriegsgefangenenlagern, so der Historiker Christian Streit, „in einigen Punkten eine genauere Definition der ‚Gegner’-Kategorien und eine Abschwächung“. Bräutigam forderte schon im August 1941 eine bessere Behandlung der sowjetischen Kriegsgefangenen im Gewahrsam der Wehrmacht, da man nur so die dringend erforderliche Unterstützung der Bevölkerung in den besetzten Gebieten gewinnen könne.

Am 12. November 1941 wurde die Ernennung Alfred Rosenbergs zum Reichsminister für die besetzten Ostgebiete der deutschen Öffentlichkeit bekannt gegeben. Bräutigam wurde nach Berlin zurückversetzt und Leiter der Abteilung „Allgemeine Politik“ im Ostministerium. Hier war er nach Rosenberg, Alfred Meyer und Leibbrandt der viertwichtigste Mann. Neben seiner Position als Stellvertreter Leibbrandts war er Leiter der „Zentrale für die politische Unterstützung der Kriegführung im Osten“, die mit dem Wehrmachtpropagandaamt, dem Propagandaministerium und dem Reichssicherheitshauptamt zusammenarbeitete. Unmittelbar unterstellt war ihm u. a. der spätere Verfasser des sogenannten Gaskammerbriefes, sein „Referent für Judenangelegenheiten“ Erhard Wetzel. Der Brief gilt als das bislang früheste schriftliche Zeugnis der Verbindung zwischen der „Euthanasie“-Aktion T4 und der systematischen Vernichtung der Juden in Europa.

In einem auf den 28. Februar 1942 datierten Brief Rosenbergs an OKW-Chef Wilhelm Keitel, der ausweislich des Aktenzeichens von Bräutigam verfasst wurde, wird die durch Aushungerung, Misshandlungen und Ermordungen charakterisierte Behandlung der sowjetischen Kriegsgefangenen kritisiert:

„Das Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen in Deutschland ist […] eine Tragödie größten Ausmaßes. Von den 3,6 Mio sind heute nur einige hunderttausend noch arbeitsfähig. Ein großer Teil ist verhungert […] An die Spitze der Forderungen ist zu stellen, dass die Behandlung der Kriegsgefangenen nach den Gesetzen der Menschlichkeit und entsprechend der Würde des Deutschen Reiches zu erfolgen hat.“

Im Frühjahr 1942 veröffentlichte er seine Schrift „Die Landwirtschaft in der Sowjetunion“. Und am 3. Februar 1942 sprach er mit Erich Koch, dem Reichskommissar für das Reichskommissariat Ukraine, über die Agrarpolitik in den besetzten Ostgebieten. Nicht zuletzt im RMfdbO war seine Karriere von Erfolg gekrönt: Am 21. Mai 1942 wurde er zum Ministerialdirigenten ernannt und Bevollmächtigter von Alfred Rosenberg für Fragen um den Themenkomplex Kaukasus.

Mit seinem politischen Ansatz, große Teile der Bevölkerung, die es gelte für die Interessen der Besatzer zu gewinnen, schonender zu behandeln, geriet Bräutigam in scharfen Gegensatz zum Reichsführer SS, Heinrich Himmler. Himmler beschwerte sich am 16. Juni 1943 in einem Schreiben an Ribbentrop über Bräutigam:

„Es ist mir berichtet worden, dass der vom Auswärtigen Amt zu Ihnen abgeordnete Generalkonsul Dr. Bräutigam eine Ostpolitik vertritt, die ich nicht anders als eine Humanitätsduselei bezeichnen kann. […] Generalfeldmarschall von Kleist habe dem Führer gegenüber geltend gemacht, daß der von ihm unterzeichnete Befehl der Heeresgruppe A maßgeblich auf Herrn Bräutigam persönlich zurückzuführen sei. Dieser Befehl enthält zahlreiche Vorschriften über die Behandlung der Bevölkerung in dem von dem Heer besetzten Gebieten der Ukraine. Hier kann man schon wirklich von einem Buhlen um die Gunst der Bevölkerung sprechen, wo doch nach Ansicht des Führers, die ich voll und ganz meinen Maßnahmen zugrunde gelegt habe, wir ausschließlich als Herrenmenschen im Osten aufzutreten haben.“

Anfang 1943, nach den Kriegsereignissen in Stalingrad, war Bräutigam aus der Ukraine zurückgekehrt ins RMfdbO. Kurze Zeit später, nach der Entlassung seines Vorgesetzten Georg Leibbrandt, arbeitete er von nun an mit dessen Nachfolger, SS-Obergruppenführer Gottlob Berger und dessen Adjutanten Fritz Arlt, zusammen. Bräutigam leitete seit diesem Zeitpunkt die „Führungsgruppe I. Allgemeines“ im RMfdbO und in dieser Funktion die „Zentralstelle für die Angehörigen der Völker des Ostens“. Kurz vor dem Ende des Nationalsozialismus, am 14. Januar 1945, schied Bräutigam aus dem RMfdbO aus. Von da an arbeitete er wieder für das Auswärtige Amt, in dessen wirtschaftspolitischer Abteilung er das Wirtschaftsreferat „Ferner Osten“ leitete. Ende Februar 1945 zog er mit dieser Abteilung von Berlin nach Blankenheim in Thüringen um.

Beteiligung am Holocaust

Otto Bräutigam war über die systematische Ermordung der Juden in Europa nicht nur genau informiert, sondern in diese an mitverantwortlicher Stelle eingebunden. Am 11. Juli 1941 schrieb Bräutigam über seinen Besuch in Kowno:

„Unter unserer stillschweigenden Duldung wurden zahlreiche Judenpogrome von der litauischen Hilfspolizei durchgeführt. Im Übrigen wurden die Juden, deren Kleidung mit einem gelben Stück Stoff auf dem Rücken versehen war, zu Arbeitskolonnen zusammengestellt.“

Am 11. August 1941 besuchte Bräutigam Riga, die ehemalige Studienstadt von Alfred Rosenberg. Er notierte:

„Von einer Freude über die Niederwerfung des Bolschewismus oder von Sympathie für die Befreier war wenig zu spüren. Besonders fielen im Straßenbild die Juden auf, die alle einen großen gelben Stern auf der Brust trugen.“

Am 25. August 1941 nahm Bräutigam an einer Sitzung beim Generalquartiermeister Eduard Wagner teil. Auf dieser Konferenz ließ der in der Ukraine agierende Höhere SS- und Polizeiführer Friedrich Jeckeln mitteilen, dass er die Liquidierung aller Juden in Kamenez-Podolsk durchführen werde. Dieses Massaker von Kamenez-Podolsk fand vom 26. bis 28. August 1941 statt und forderte rund 23.600 Todesopfer.

Am 14. September 1941, einen Tag, bevor mit dem Judenkodex die Nürnberger Gesetze in der Slowakei eingeführt wurden, notierte er:

„Kalinin hatte angeordnet, dass alle Wolgadeutschen nach Sibirien zu verschicken seien. Offenbar fürchtete man, sie im Herzen der Sowjetunion zu belassen und wollte sie auch einem etwaigen späteren Zugriff durch uns entziehen. Von dem traurigen Schicksal, verbannt zu werden, sollten 400 000 Personen erfasst werden. Dabei war es klar, dass der größte Teil die Verbannung oder gar schon den Transport nicht überleben würde. Als Gegenmaßnahme war vom Reichsleiter [Alfred Rosenberg] die Verschickung aller Juden Zentraleuropas in die östlichen, unter unserer Verwaltung stehenden Gebiete in Aussicht genommen, und ich hatte telegraphisch den Auftrag erhalten, die Zustimmung des Führers zu diesem Projekt herbeizuführen.“

Bräutigam hielt für diesen Tag ferner fest:

„Ich unterhielt mich kurze Zeit mit General d.Fl. Bodenschatz und wurde dann an General Jodl gewiesen, der die Sache aber auch von sich abzuwimmeln suchte und meinte, die Zuständigkeit des Auswärtigen Amtes sei gegeben. Im Übrigen würde die Durchführung des Projektes an den Transportschwierigkeiten scheitern. Schließlich entdeckte ich Oberst Schmundt, und zu meiner großen Überraschung bat er sich die Aufzeichnungen sofort aus mit den Worten, daß sie eine sehr wichtige und dringliche Angelegenheit sei, für die sich der Führer sehr interessiere. Er würde mir Nachricht geben. Froh, mich meines Auftrages entledigt zu haben, fuhr ich nach Hause.“

Einen Tag später, am 15. September 1941, begann sich Bräutigam noch einmal für Rosenbergs Vorschlag zu interessieren, den er bereitwillig an Hitler weitergegeben hatte. Er schrieb:

„Ich interessierte mich für das Schicksal des Vorschlages des Reichsleiters und rief dementsprechend bei Oberst Schmundt an. Dieser verband mich mit Generalfeldmarschall Keitel, der mir mitteilte, daß der Führer befohlen hatte, zunächst die Stellungnahme des Auswärtigen Amtes einzuholen. Ich rief also bei Hewel an, der aber durch Baron Steengracht vertreten wurde. Dieser verwies mich an Gesandten v.Rintelen, der mir erklärte, daß v.Ribbentrop sich noch nicht geäußert habe, sondern die Angelegenheit persönlich mit dem Führer besprechen wolle.“

Der Eintrag macht deutlich, dass sich Bräutigam zu diesem Zeitpunkt nur für mögliche Transportschwierigkeiten von Tausenden von Menschen interessierte. Skrupel gab er selbst in seinen privaten Aufzeichnungen nicht zu erkennen.

Am 31. Oktober 1941 schrieb Georg Leibbrandt, Leiter der Politischen Abteilung des RMfdbO, einen Brief an Hinrich Lohse, Reichskommissar im Ostland. Darin ist zu lesen: „Von Seiten des Reichs- und Sicherheitshauptamtes wird Beschwerde darüber geführt, dass der Reichskommissar Ostland Judenexekutionen in Libau untersagt habe. Ich ersuche in der betreffenden Angelegenheit um umgehenden Bericht. Im Auftrag gez. Dr. Leibbrandt. (Abteilungsleiter II).“ 15 Tage später, am 15. November 1941, schickte Lohse ein Antwortschreiben an Leibbrandt, in dem er schrieb, dass er „die wilden Judenexekutionen in Libau untersagt“ habe, „weil sie in der Art ihrer Durchführung nicht zu verantworten waren“. Und Lohse fragte: „Ich bitte, mich zu unterrichten, ob Ihre Anfrage vom 31. Oktober als dahingehende Weisung aufzufassen ist, dass alle Juden im Ostland liquidiert werden sollen? Soll dieses ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht und wirtschaftliche Interessen (zum Beispiel der Wehrmacht an Facharbeitern in Rüstungsbetrieben) geschehen?“ Am 18. Dezember 1941 folgte Otto Bräutigams Antwort, er schrieb an Lohse:

„In der Judenfrage dürfte inzwischen durch mündliche Besprechungen Klarheit geschaffen sein. Wirtschaftliche Belange sollen bei der Regelung des Problems grundsätzlich unberücksichtigt bleiben. Im Übrigen wird gebeten, auftauchende Fragen unmittelbar mit dem höheren SS- und Polizeiführer zu regeln. Im Auftrag gez. Bräutigam.“

In diesem Schreiben, das auf dem Briefpapier des „Reichsministers für die besetzten Ostgebiete“ (Alfred Rosenberg) verfasst wurde, sprach sich Bräutigam nach Auffassung des Historikers Ernst Piper für die Ermordung von jüdischen Menschen aus. Der Historiker Heinz Schneppen widerspricht einer Deutung dieses von Bräutigam unterzeichneten Schreibens als „Auftrag zur Fortsetzung von Greueltaten“, wie sie häufig anzutreffen sei. Vielmehr sei Lohse zwischenzeitlich schon von Rosenberg und dem Höheren SS- und Polizeiführer Jeckeln über die angestrebte „Endlösung“ informiert worden und Bräutigams Schreiben habe die bereits erledigte schriftliche Anfrage lediglich der Form halber und unter Bezugnahme auf die bereits mündlich erfolgten Besprechungen büromäßig abgeschlossen. Noch am selben Tag, ebenfalls am 18. Dezember 1941, verfasste Rosenberg einen Aktenvermerk an Hitler, in dem es heißt:

„Die Attentate auf deutsche Wehrmachtsangehörige haben nicht aufgehört, sondern werden fortgesetzt. Es tritt hier ein eindeutiger Plan in Erscheinung, die deutsch-französische Zusammenarbeit zu stören, Deutschland zu Vergeltungsmaßnahmen zu zwingen und damit eine neue Abwehr seitens der Franzosen Deutschland gegenüber hervorzurufen. Ich rege beim Führer an, doch an Stelle von 100 Franzosen jeweilig 100 oder mehr jüdische Bankiers, Rechtsanwälte usw. erschießen zu lassen.“

Die Haltung des RMfdbO, wie sie in den Worten von Bräutigam und dessen Vorgesetzten Rosenberg seit diesem Zeitpunkt zum Ausdruck gebracht wurde, spricht eine deutliche Sprache: Im Rahmen der Utopie des „Generalplans Ost“ wurde vom RMfdbO primär nicht eine geschlossene staatliche und souveräne Gruppe als Feind betrachtet, sondern auf politisch-religiöser Grundlage die gesamte jüdische Bevölkerung in den besetzten Ostgebieten. Und Bräutigam hatte sich der Rassenideologie von Rosenberg, die diesem Handeln zugrunde lag, auf diese Weise bedingungslos angeschlossen.

Am 29. Januar 1942, acht Tage nach der Wannseekonferenz, fand die erste Folgekonferenz in den Räumen des RMfdbO mit nachgeordneten Vertretern verschiedener Ministerien, der Parteikanzlei sowie des Oberkommandos der Wehrmacht statt. Otto Bräutigam leitete diese Sitzung. Ziel dieser Sitzung war es, die auf der Wannseekonferenz gefassten Beschlüsse inhaltlich zu füllen und rechtlich zu präzisieren. Sämtliche Vertreter des RMfdbO, das allein mit 8 von den insgesamt 16 Männern an der Konferenz teilnahm, wollten die „Judenfrage“ auf rigideste Art „gelöst“ haben. Der Juden-Begriff, so das RMfdbO, dürfte keinesfalls „zu eng“ definiert werden. „Mischlinge“ müssten fortan als „Volljuden“ gelten und seien somit ebenfalls auszurotten. Diese Vorschläge wurden am Ende der Sitzung durchgesetzt.

Einen Tag später, am 30. Januar 1942, erklärte Hitler im Berliner Sportpalast: „Wir sind uns dabei im klaren darüber, dass der Krieg nur damit enden kann, dass entweder die arischen Völker ausgerottet werden oder dass das Judentum aus Europa verschwindet.“ Bräutigam war persönlich zu dieser Rede eingeladen worden.

Nachkriegszeit

Im Dezember 1944 hatte sich Otto Bräutigam aus dem RMfdbO verabschiedet. Nach dem Krieg, ab Sommer 1945, erhielt er zunächst „Automatic Arrest“ als „Ministerialbeamter“ im Lager Seckenheim, das sich im gleichnamigen Ortsteil auf der Gemarkung der Stadt Mannheim befand. Im März 1946 wurde er entlassen. Im Zusammenhang mit dem sogenannten „Wilhelmstraßen-Prozess“ gegen Ernst von Weizsäcker und andere wurde er von Vertretern der Anklagebehörde vernommen und gab am 6. Februar 1947 an, Reichskommissar Hinrich Lohse habe im Laufe des Sommers 1941 berichtet, in seinem Reichskommissariat würden „Judenliquidationen […] oft in grausamer Form“ durchgeführt, so dass er [Lohse] das Ostministerium bitte, „dafür zu sorgen, daß Gaswagen in sein Reichskommissariat zu diesem Zweck geschickt würden“; dabei habe Lohse den Begriff „Euthanasiewagen“ gebraucht. Von 1947 bis 1953 war Bräutigam als Leiter der politischen Auswertung in der Organisation Gehlen tätig, der Vorläufereinrichtung des Bundesnachrichtendienstes.

Strafverfolgung

Erst im Jahre 1950 wurde unter dem Aktenzeichen 72 Ks 3/50 gegen Bräutigam ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des mehrfachen Mordes durch die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth eingeleitet. Wie auch zahlreiche andere Nationalsozialisten in dieser Zeit, wurde Bräutigam von diesem Gericht freigesprochen. Am 10. August 1950 wurde das Verfahren gegen ihn eingestellt. In der Urteilsbegründung der zweiten Strafkammer des Landgerichts Nürnberg-Fürth heißt es, „dass er die Judenvernichtungen nicht billigte, dagegen tat, was in seiner Macht stand, und dass er der SS verdächtig genug war, um überwacht zu werden“. Die Ankläger führten darüber hinaus zu seiner Entlastung an, dass Bräutigam als „Sowjet-Experte“ die Bergjuden im Kaukasus und die Karaiten vor der Verfolgung bewahrt habe, weil er der Meinung war, dass die beiden Stämme zwar zum jüdischen Glauben übergetreten, aber tatarischen Ursprungs seien.

Wiedereinstellung im Auswärtigen Amt

Im Jahre 1953 wurde Otto Bräutigam erneut ins Auswärtige Amt berufen. Seine Wiedereinstellung verdankte er nicht zuletzt der Unterstützung der Organisation Gehlen, die sich beim Bundeskanzleramt für Bräutigam einsetzte und seine Berufung als „Beginn einer vielversprechenden Entwicklung der deutschen Ostpolitik“ pries. 1954 wurde er Ministerialdirigent und Leiter der Ostabteilung. Noch im selben Jahr veröffentlichte er die offensichtlich apologetische Schrift Überblick über die besetzten Ostgebiete während des 2. Weltkrieges (Studien des Instituts für Besatzungsfragen zu den deutschen Besetzungen im 2. Weltkrieg Nr. 3).

Im Januar 1956 verlangte der Parlamentarische Sekretär der SPD-Bundestagsfraktion, der Abgeordnete Walter Menzel, von Außenminister Heinrich von Brentano (CDU) eine Erklärung über Bräutigams NS-Vergangenheit. Bräutigam wurde daraufhin zunächst vom Auswärtigen Amt bis 1958 beurlaubt. Am 3. Juni 1957 erhielt das Auswärtige Amt ein Gutachten des ehemaligen Düsseldorfer Oberlandesgerichtspräsidenten Heinrich Lingemann. In dem Gutachten ist zu lesen:

„Die Tatsache, dass Dr. Bräutigam an der Judenverfolgung im Dritten Reich in keiner Weise beteiligt war und ihm kein Schuldvorwurf gemacht werden kann, ergibt sich aus den übereinstimmenden Aussagen sämtlicher vernommener Zeugen. Die Zeugen haben eindeutig und klar in übereinstimmender Weise bekundet, dass Dr. Bräutigam seiner ganzen Persönlichkeit und Einstellung nach unmöglich die ihm zur Last gelegten Anschuldigungen begangen und sich an der Verfolgung der Juden beteiligt haben kann. Die Zeugen versicherten in glaubwürdiger Weise, dass Dr. Bräutigam im Gegenteil alles in seiner Macht stehende getan hat, um den Judenverfolgungen des Dritten Reiches Einhalt zu gebieten und, wo nur irgend möglich, den verfolgten Juden und anderen Personen zu helfen und sie zu unterstützen.“

Im Jahre 1958, nach seiner vorgeblichen „Rehabilitation“, nahm Otto Bräutigam seine Tätigkeit im Auswärtigen Amt wieder auf. Bräutigam wurde zum Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Hongkong ernannt. Dort war er bis 1960 tätig.

Im August 1959 erhielt Otto Bräutigam das Große Bundesverdienstkreuz. Wenige Monate später, im Jahre 1960, wurde er pensioniert. Er starb am 30. April 1992. Seit 1988 sind Personalakten des Auswärtigen Amts dann zugänglich, wenn sie älter als 30 Jahre sind. 30 Jahre müssen zudem seit dem Tod von ehemaligen Mitarbeitern vergangen sein. Daraus folgt, dass erst ab dem 30. April 2022 Einsicht in seine Akten genommen werden kann.

Das Kriegstagebuch von Bräutigam

Am 1. März 1956, kurz nachdem die Diskussion um die NS-Vergangenheit von Otto Bräutigam in der deutschen Öffentlichkeit begann, veröffentlichte der Ausschuß für deutsche Einheit in der DDR sein Kriegstagebuch. Am 21. März 1956 äußerte sich Der Spiegel unter dem Titel Es gab Gänsebraten insgesamt eher enttäuscht über die Inhalte des Tagebuchs. Der Spiegel-Autor kritisierte zunächst, dass Bräutigam öfters das tägliche Essen in der Kriegszeit erwähnte, zitierte aber auch einige ihm „weniger harmlos“ erscheinende Einträge – allerdings im Detail unkommentiert und somit unreflektiert. Mit ausschließlichem Blick auf das Tagebuch kam er zu dem Schluss:

„So wenig eine politische oder kriminelle Belastung gegen Otto Bräutigam aus diesem Tagebuch zu konstruieren ist, so wenig kann er es zu seiner Entlastung verwenden.“

Erst 1987 wurden in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Institut für Sozialforschung die Kriegs-Tagebucheinträge von Otto Bräutigam in der Bundesrepublik Deutschland veröffentlicht (11. Juni 1941 bis zum 27. Dezember 1942).

Bräutigam in der öffentlichen Diskussion

Nachdem Heinrich von Brentano eine Erklärung über Bräutigams NS-Vergangenheit gefordert hatte, beauftragte er im Frühjahr 1956 den Oberlandesgerichtspräsidenten i. R. Dr. h. c. Heinrich Lingemann, einen sechsundsiebzigjährigen Mann im Ruhestand, mit der Untersuchung des Falles. Die Presseberichte beantwortet Bräutigam schon Ende Januar mit einer zweibändigen Denkschrift, die er u. a. der F.A.Z. und dem Spiegel zur Auswertung überließ. Die F.A.Z. schrieb daraufhin:

„Schließlich führt Bräutigam Beispiele zum Beweis dafür an, dass er geplante Maßnahmen gegen jüdische Gruppen in der Sowjetunion verhindert, nie Antisemit gewesen sei, mit Juden stets freundschaftliche Beziehungen gehabt habe und wegen ‚judenfreundlicher Äußerungen’ in ein Verfahren verwickelt gewesen sei.“

Und am 4. Februar schrieb Walter Henkels in der F.A.Z.:

„Es ist wohl kaum zu viel gesagt, wenn behauptet wird, die meisten Beamten und neuerdings auch die Soldaten im Bundesverteidigungsministerium seien ‚Ehemalige‘ … Ächzend unter der Last der Kameradschaft lächeln sie sich listig zu, wenn sie sich in den langen Korridoren begegnen… Im Auswärtigen Amt flüstert man ähnliche Dinge. Den Rest bei den übrigen Bundesbehörden kann man sich denken.“

Beispielhafter Ausdruck des Meinungsklimas in der noch jungen Bundesrepublik Deutschland ist auch ein Spiegel-Artikel über Hans Globke vom 4. April 1956, in dem eine Äußerung aus einer Radiobotschaft des Bundeskanzlers Konrad Adenauer zitiert wurde. Darin heißt es: „In immer stärkerem Maße werden Persönlichkeiten des öffentlichen Leben öffentlich angegriffen und herabgesetzt. … Böse Erinnerungen an die Weimarer Zeit werden wach, in der vor der Verunglimpfung maßgebender Persönlichkeiten nicht haltgemacht wurde.“ Am 2. Oktober 1956, rund vier Monate nachdem das an das Auswärtige Amt übergeben wurde, wurde die Öffentlichkeit über dessen Existenz informiert. Das geschah zunächst in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung am 2. Oktober; es folgten SPIEGEL-Artikel am 10. Oktober und 20. November.

1962 hielt Bräutigam einen Vortrag vor dem Düsseldorfer Industrieclub. Anschließend publiziert er diesen Vortrag unter dem Titel Chinas Stellung in der Weltpolitik unter besonderer Berücksichtigung der wirtschaftlichen Gegebenheiten. 1968 veröffentlichte er dann seine Schrift So hat es sich zugetragen – Ein Leben als Soldat und Diplomat.

Am 24. Mai 1982 wurde Otto Bräutigams Neffe, Staatssekretär Hans Otto Bräutigam, Leiter der Ständigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in der DDR. Noch zu diesem Zeitpunkt sind mangelhafte biografische und ideologiekritische Kenntnisse bezüglich Otto Bräutigams nachweisbar. Nachdem sein Neffe das neue politische Amt besetzt hatte, meldete die Frankfurter Rundschau, dass dieser „aus einer alten Diplomatenfamilie“ stamme: „Sein Onkel war ein namhafter Russlandspezialist.“

1999 veröffentlichte Christian Gerlach erstmals sein Buch Kalkulierte Morde. Darin charakterisierte er Bräutigam neben Rosenberg und Leibbrandt als einen Menschen, der mit „zu den aktivsten und fanatischsten Tätern, nicht selten zu den Strategen der Besatzungspolitik und der Massenmorde“ in der Zeit des Nationalsozialismus gehört habe.

Persönliches

Verheiratet war Otto Bräutigam mit Gertrud Bräutigam (geb. Peters aus Berlin). Das Paar hatte zwei Söhne und eine Tochter. Ab dem 13. Juli 1941 wohnte Bräutigam in einem Haus in Berlin-Zehlendorf in der Kronprinzenallee, später dann in Coesfeld.

Veröffentlichungen

  • Die Landwirtschaft in der Sowjetunion. Stollberg, Berlin 1941 + 1942 (Otto Karl Stollberg Verlag. Die Bücherei des Ostraumes. Herausgegeben von Georg Leibbrandt)
  • Überblick über die besetzten Ostgebiete während des 2. Weltkrieges (Studien des Instituts für Besatzungsfragen zu den deutschen Besetzungen im 2. Weltkrieg Nr. 3). Tübingen 1954.
  • Aus dem Tagebuch eines Judenmörders: Weitere Dokumente über die Durchsetzung des Bonner Staatsapparates mit Verbrechern gegen d. Menschlichkeit. Ausschuß für Deutsche Einheit. Berlin 1956. Von neuem herausgegeben von s. u.
  • Chinas Stellung in der Weltpolitik unter besonderer Berücksichtigung der wirtschaftlichen Gegebenheiten. Vortrag, Industrie-Club Düsseldorf, 1962.
  • So hat es sich zugetragen …: Ein Leben als Soldat u. Diplomat. Holzner, Würzburg 1968.

Literatur

  • Hans-Dieter Heilmann: Aus dem Kriegstagebuch des Diplomaten Otto Bräutigam. In: Götz Aly u. a. (Hrsg.): Biedermann und Schreibtischtäter. Materialien zur deutschen Täter-Biographie. (= Beiträge zur nationalsozialistischen Gesundheits- und Sozialpolitik. 4). Rotbuch Verlag, Berlin 1987, ISBN 3-88022-953-8, S. 123–187.
  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich: Wer war was vor und nach 1945. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-596-16048-8.
  • Heinz Schneppen: Generalkonsul a. D. Dr. Otto Bräutigam: Widerstand und Verstrickung. Eine quellenkritische Untersuchung. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. 60. Jg., Heft 4, 2012, S. 301–330.
  • Michael Schwab-Trapp: Konflikt, Kultur und Interpretation. Eine Diskursanalyse des öffentlichen Umgangs mit dem Nationalsozialismus. (= Studien zur Sozialwissenschaft. Band 168). Westdeutscher Verlag, Opladen 1996, ISBN 3-531-12842-6.
  • Johannes Spohr: Otto Bräutigam: The "Eastern Expert", in: Handbook Ideologies in National Socialism Online (edited by Julien Reitzenstein and Darren O’Byrne), De Gruyter | 2023. https://doi.org/10.1515/inso.16459325

Weblinks

Commons: Otto Bräutigam – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Literatur von und über Otto Bräutigam im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
  • Kurzbiografie – Projekt „Beamte nationalsozialistischer Reichsministerien“
  • Schreiben von Otto Bräutigam an Hinrich Lohse vom 18. Dezember 1941 (PDF; 106 kB) Haus der Wannsee-Konferenz
  • Nachlass Bundesarchiv N 1721

Einzelnachweise

  1. Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine: KV Jahrbuch – Die Mitglieder und die Angehörigen des KV und des ÖKV 1991. Würzburg 1991, S. 410.
  2. Ernst Piper: Alfred Rosenberg. Hitlers Chefideologe. München 2005, ISBN 3-89667-148-0, S. 535 f.
  3. Otto Bräutigam, So hat es sich zugetragen … Ein Leben als Soldat und Diplomat. Holzner Verlag, Würzburg 1968, S. 224.
  4. Bundesarchiv R 9361-IX KARTEI/4080209
  5. Otto Bräutigam, So hat es sich zugetragen … Ein Leben als Soldat und Diplomat. Holzner Verlag, Würzburg 1968, S. 244.
  6. Es gab Gänsebraten. In: Der Spiegel. Nr. 12, 1956, S. 21 (online – 21. März 1956, In dem Artikel wird zudem detailliert darüber berichtet, auf welchen Wegen das Tagebuch an die Öffentlichkeit gelangte.). 
  7. Aus ideologiekritischer Perspektive stellt Bräutigams Haltung eine „Verschicksalung“ von politischen Taten dar. Vgl. zum Beispiel Hedda J. Herwig: „Sanft und verschleiert ist die Gewalt…“. Ausbeutungsstrategien in unserer Gesellschaft. Reinbek bei Hamburg 1992, S. 289 ff.
  8. Zitiert in: H. D. Heilmann: Aus dem Kriegstagebuch des Diplomaten Otto Bräutigam. In: Götz Aly u. a. (Hrsg.): Biedermann und Schreibtischtäter. Materialien zur deutschen Täter-Biographie. (= Beiträge zur nationalsozialistischen Gesundheits- und Sozialpolitik. Band 4). Berlin 1987, S. 123–187.
  9. Zitiert in: H. D. Heilmann: Aus dem Kriegstagebuch des Diplomaten Otto Bräutigam. In: Götz Aly u. a. (Hrsg.): Biedermann und Schreibtischtäter. Materialien zur deutschen Täter-Biographie. (= Beiträge zur nationalsozialistischen Gesundheits- und Sozialpolitik. Band 4). Berlin 1987, S. 136 ff.
  10. H. D. Heilmann: Aus dem Kriegstagebuch des Diplomaten Otto Bräutigam. In: Götz Aly u. a. (Hrsg.): Biedermann und Schreibtischtäter. Materialien zur deutschen Täter-Biographie. (= Beiträge zur nationalsozialistischen Gesundheits- und Sozialpolitik. Band 4). Berlin 1987, S. 153, 180.
  11. Ernst Piper: Alfred Rosenberg. Hitlers Chefideologe. München 2005, S. 514.
  12. Vgl. dazu Alfred Rosenberg, Schriften aus den Jahren 1917–1919. In: ders.: Schriften und Reden. Bd. 1, mit einer Einleitung von Alfred Bäumler, München 1943, S. I–CVII und 1–124.
  13. Robert Gibbons: Allgemeine Richtlinien für die politische und wirtschaftliche Verwaltung der besetzten Ostgebiete. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. Jg. 25 (1977), Heft 2, S. 252–261; ifz-muenchen.de (PDF; 5,9 MB)
  14. Christian Streit: Keine Kameraden: Die Wehrmacht und die sowjetischen Kriegsgefangenen 1941–1945. Neuausgabe. J.H.W. Dietz, Bonn 1997, ISBN 3-8012-5023-7, S. 98.
  15. Christian Streit: Keine Kameraden: Die Wehrmacht und die sowjetischen Kriegsgefangenen 1941–1945. Neuausgabe. J.H.W. Dietz, Bonn 1997, S. 377, Anm. 338.
  16. Heinz Schneppen: Generalkonsul a. D. Dr. Otto Bräutigam: Widerstand und Verstrickung. Eine quellenkritische Untersuchung. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. 60. Jg., Heft 4, 2012, S. 301–330, hier S. 310 f., Zitat S. 311.
  17. Zit. nach Heinz Schneppen: Generalkonsul a. D. Dr. Otto Bräutigam: Widerstand und Verstrickung. Eine quellenkritische Untersuchung. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. 60. Jg., Heft 4, 2012, S. 301–330, hier S. 309.
  18. Zitiert in: H. D. Heilmann: Aus dem Kriegstagebuch des Diplomaten Otto Bräutigam. In: Götz Aly u. a. (Hrsg.): Biedermann und Schreibtischtäter. Materialien zur deutschen Täter-Biographie. (= Beiträge zur nationalsozialistischen Gesundheits- und Sozialpolitik. 4). Berlin 1987, S. 134, vgl. S. 171. (Beschrieben wurden hier die Verbrechen des Einsatzkommandos 2 der Einsatzgruppe A unter SS-Brigadeführer Dr. Walther Stahlecker.)
  19. Andrej Angrick: The Escalation of German-Rumanian Anti-Jewish Policy after the Attack on the Soviet Union, June 22, 1941. S. 23, Fußnote 65 (PDF (PDF; 223 kB) Abruf am 10. August 2011).
  20. Gerald Reitlinger: Die Endlösung. Hitlers Versuch der Ausrottung der Juden Europas 1939–1945. 7. Auflage. Berlin 1992, S. 599.
  21. Zitiert in: H.D. Heilmann: Aus dem Kriegstagebuch des Diplomaten Otto Bräutigam. In: Götz Aly u. a. (Hrsg.): Biedermann und Schreibtischtäter. Materialien zur deutschen Täter-Biographie. (= Beiträge zur nationalsozialistischen Gesundheits- und Sozialpolitik. 4). Berlin 1987, S. 143, vgl. S. 176.
  22. Der Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof Nürnberg 14. November 1945 – 1. Oktober 1946, Bd. XI, München / Zürich 1984, S. 609. Serge Lang, Ernst von Schenck: Portrait eines Menschheitsverbrechers nach den hinterlassenen Memoiren des ehemaligen Reichsministers Alfred Rosenberg. St. Gallen 1947, S. 131.
  23. Zitiert in: Der Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof Nürnberg 14. November 1945 – 1. Oktober 1946. Bd. XI, München / Zürich 1984, S. 611; Reinhard Bollmus: Das Amt Rosenberg und seine Gegner. Zum Machtkampf im nationalsozialistischen Herrschaftssystem. Stuttgart 1970, S. 292. (Angegebene Quelle: 3666-PS.); Serge Lang, Ernst von Schenck: Portrait eines Menschheitsverbrechers nach den hinterlassenen Memoiren des ehemaligen Reichsministers Alfred Rosenberg. St. Gallen 1947, S. 131.
  24. Ernst Piper: Alfred Rosenberg. Hitlers Chefideologe. München 2005, S. 590. (Piper schrieb: „Dieses Dokument zeigte es ganz klar und deutlich: Die Juden sollten ausnahmslos ermordet werden.“)
  25. Heinz Schneppen: Generalkonsul a. D. Dr. Otto Bräutigam: Widerstand und Verstrickung. Eine quellenkritische Untersuchung. In: Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. 60. Jg., Heft 4, 2012, S. 301–330, hier S. 305.
  26. Zitiert in: Der Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof Nürnberg 14. November 1945 – 1. Oktober 1946. Bd. XIII, München, Zürich 1984, S. 110; vgl. auch: Alfred Rosenberg: Letzte Aufzeichnungen. Göttingen 1955, S. 315.
  27. Claus-Ekkehard Bärsch, Die politische Religion des Nationalsozialismus. 2., vollst. überarb. Auflage. München 2002, ISBN 3-7705-3172-8, S. 188 ff. (Vgl. den Rosenberg-Abschnitt über „Volk“ und „Rasse“.)
  28. Robert M. W. Kempner: Eichmann und Komplizen, Zürich 1961, S. 165. DNB
  29. Ernst Piper: Alfred Rosenberg. Hitlers Chefideologe. München 2005, S. 592. (Quelle: Teilnehmerliste BArch R 6/74, Bl. 76.); Michael Wildt: Generation der Unbedingten. Das Führungskorps des Reichssicherheitshauptamtes. Hamburg 2002, S. 641. (Protokoll der Sitzung: Einsatz im „Reichskommissariat“ Ostland, 1998, S. 57 ff.); H.D Heilmann: Aus dem Kriegstagebuch des Diplomaten Otto Bräutigam. In: Götz Aly u. a. (Hrsg.): Biedermann und Schreibtischtäter. Materialien zur deutschen Täter-Biographie. Berlin 1987, S. 180 f.
  30. Zitiert in: Peter Longerich: Der ungeschriebene Befehl. Hitler und der Weg zur »Endlösung«. München 2001, S. 140. (Das Zitat wurde nachträglich der reformierten deutschen Rechtschreibung angepasst.)
  31. Ernst Piper: Alfred Rosenberg. Hitlers Chefideologe. München 2005, S. 618. (Quelle: Alexander Dallin: German Rule in Russia 1941–1945. A Study of Occupation Policies. 2. edition, Boulder 1981, S. 638.)
  32. H. D. Heilmann: Aus dem Kriegstagebuch des Diplomaten Otto Bräutigam. Götz Aly u. a. (Hrsg.): Biedermann und Schreibtischtäter. Materialien zur deutschen Täter-Biographie. (= Beiträge zur nationalsozialistischen Gesundheits- und Sozialpolitik. 4). Berlin 1987, S. 126, Anmerkung 26 auf S. 167. Heilmann gibt dort als Beleg „Ministries Division. Dr. Kempner. Interrogation Nr. 2636. Vernehmung des Dr. Otto Bräutigam am 6. Februar 1948 (…) durch Peter Beauvais“ an. Zugang zu den entsprechenden Akten habe im Robert M.W. Kempner gewährt. Auf S. 126 schreibt Heilmann, Bräutigam habe auch „im Hauptkriegsverbrecherprozeß als Zeuge der Anklage gegen seinen Chef Rosenberg ausgesagt“, doch ausweislich der 42 Bände Der Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof, Nürnberg, 14. November 1945 – 1. Oktober 1946 und des entsprechenden Registerbandes 23 kam es im Prozess zu keiner Zeugenaussage Bräutigams vor Gericht. Der Name Bräutigam taucht dort nur bei Nennungen Dritter und in Dokumenten der Besatzungszeit auf.
  33. Thomas Wolf: Die Entstehung des BND. Aufbau, Finanzierung, Kontrolle. Ch. Links Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-96289-022-3, S. 134–136. 
  34. Thomas Wolf: Die Entstehung des BND. Aufbau, Finanzierung, Kontrolle. Ch. Links Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-96289-022-3, S. 136. 
  35. Vgl. Johannes Bähr; Ralf Banken: Ausbeutung durch Recht – Einleitende Bemerkungen zum Einsatz des Wirtschaftsrechts in der deutschen Besatzungspolitik 1939 bis 1945. In: Johannes Bähr, Ralf Banken (Hrsg.): Das Europa des "Dritten Reichs. Recht, Wirtschaft, Besatzung. (= Das Europa der Diktatur. Bd. 5). Klostermann, Frankfurt 2005, ISBN 3-465-03401-5, S. 8.
  36. Zitiert in: H. D. Heilmann: Aus dem Kriegstagebuch des Diplomaten Otto Bräutigam. In: Götz Aly u. a. (Hrsg.): Biedermann und Schreibtischtäter. Materialien zur deutschen Täter-Biographie. (= Beiträge zur nationalsozialistischen Gesundheits- und Sozialpolitik. 4). Berlin 1987, S. 126.
  37. Siehe Hans Dieter Heilmann: Das Kriegstagebuch des Diplomaten Otto Bräutigam. In: Götz Aly u. a. (Hrsg.): Biedermann und Schreibtischtäter. Materialien zur deutschen Täter-Biographie. Rotbuch, Berlin 1987, ISBN 3-88022-953-8, S. 123–187.
  38. Heilmann hat auf dieses Zitat in der Tagebuch-Ausgabe Bräutigams von 1987 aufmerksam gemacht und – wohl fälschlich – auf den 21. März 1956 datiert. Zitiert ist es hier: Böse Erinnerungen. In: Der Spiegel. Nr. 14, 1956, S. 15 (online – 4. April 1956). 
  39. Otto Bräutigam. In: Der Spiegel. Nr. 41, 1956, S. 48 (online – 10. Oktober 1956).  Der SPIEGEL berichtete … In: Der Spiegel. Nr. 47, 1956, S. 66 (online). 
  40. Frankfurter Rundschau. 25. Mai 1982.
  41. Christian Gerlach: Kalkulierte Morde. Die deutsche Wirtschafts- und Vernichtungspolitik in Weißrußland 1941 bis 1944. Hamburg 1999, S. 225; Zitat in: Ernst Piper: Alfred Rosenberg. München 2005, S. 794.
Normdaten (Person): GND: 118673009 (lobid, GND Explorer, OGND, AKS) | LCCN: n92113049 | VIAF: 54516218 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Bräutigam, Otto
KURZBESCHREIBUNG deutscher Diplomat
GEBURTSDATUM 14. Mai 1895
GEBURTSORT Wesel
STERBEDATUM 30. April 1992
STERBEORT Coesfeld

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 19 Jul 2025 / 03:57

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Otto Brautigam 14 Mai 1895 in Wesel 30 April 1992 in Coesfeld war ein deutscher Diplomat und Jurist der wahrend der Zeit des Nationalsozialismus sowohl im Auswartigen Amt als auch im Reichsministerium fur die besetzten Ostgebiete RMfdbO von Alfred Rosenberg in leitenden Positionen gearbeitet hat Brautigam wusste nicht nur vom Holocaust sondern war in diesen involviert In der Nachkriegszeit erhielt er erneut eine Anstellung im Auswartigen Amt und wurde 1954 Leiter von dessen Ostabteilung Juristische LaufbahnFruher Eintritt in das Auswartige Amt Otto Brautigam wurde als Sohn eines Landgerichtsdirektors in Wesel geboren Nach dem Besuch des Realgymnasiums in Duisburg studierte er zwischen 1913 und 1914 in Grenoble Oxford und Strassburg Jura Wahrend des Ersten Weltkriegs nahm er bei der Feldartillerie an Kampfen an der Westfront teil zuletzt als Oberleutnant Einer seiner Regimentskameraden war der spatere Reichspressechef Jacob Otto Dietrich 1897 1952 In den Anfangsjahren der Weimarer Republik zwischen 1918 und 1919 schloss er sein Studium in Munster mit dem Staatsexamen ab Seit dem Studium war er Mitglied der katholischen Studentenverbindungen KStV Markomannia Munster und KStV Frankonia Strassburg Frankfurt am Main im KV Nach dem Studium absolvierte ein Referendariat am Amtsgericht Coesfeld Bereits im Jahre 1920 bekam er eine Anstellung im Auswartigen Amt AA wo er zunachst in der handelspolitischen Abteilung tatig war Zuletzt arbeitete er dort als Ruhreinbruchsreferent vgl Ruhrbesetzung 1922 promovierte er an der Universitat Giessen zum Dr iur Das Thema seiner Dissertation war Der Wahrheitsbeweis bei Beleidigungen und sein Verhaltnis zur Schuldfrage Danach folgten Tatigkeiten in verschiedenen Generalkonsulaten so beispielsweise 1923 in Tiflis 1924 in Baku 1925 in Charkow und 1927 in Odessa Kennenlernen von Alfred Rosenberg Schon 1925 wahrend seiner Zeit in Charkow machte Brautigam Bekanntschaft mit dem spateren NS Chefideologen Alfred Rosenberg sowie dessen spaterem hauptberuflichen Mitarbeiter des Aussenpolitischen Amts der NSDAP APA und Leiter der Ostabteilung im Reichsministerium fur die besetzten Ostgebiete RMfdbO Georg Leibbrandt Der Schwarzmeerdeutsche Leibbrandt stammte aus der Nahe von Odessa Leibbrandt Rosenberg und Brautigam lagen vollig auf einer politischen Linie Im Jahre 1928 wurde Brautigam in die Deutsche Botschaft Moskau versetzt 1930 wurde er Leiter der Abteilung Wirtschaft Russland im AA Zeit des NationalsozialismusVerhaltnis zur NSDAP Brautigam sympathisierte wie viele Konservative mit den antidemokratischen und aussenpolitischen Vorstellungen des Nationalsozialismus Er war ebenfalls antisemitisch eingestellt So hielt er 1933 die diskriminierenden Massnahmen gegen Juden in Deutschland durchaus fur gerechtfertigt Noch 1968 sprach er davon dass diese Diskriminierungen 1933 nur deswegen politisch unklug gewesen seien weil sie Gegenreaktionen des einflussreichen Weltjudentums provoziert hatten 1935 folgte eine langere Russlandreise im Auftrag des AA 1936 wurde Brautigam in die Deutsche Botschaft Paris versetzt Von Botschafter Johannes Graf von Welczeck bekam er unter anderem die Aufgabe die Kontakte zur Landesgruppe Frankreich der NSDAP unter deren Leiter dem Hamburger Kaufmann und ab Juni 1941 als Generalkonsul an der Botschaft tatigen Rudolf Schleier zu halten Brautigam trat zum 1 Oktober 1936 in die NSDAP ein Mitgliedsnummer 3 752 095 In Paris machte er erstmals Bekanntschaft mit dem NSDAP Gauleiter Alfred Meyer der ebenfalls spater im RMfdbO arbeitete und zudem Teilnehmer an der Wannseekonferenz war 1939 kehrte Brautigam in das Auswartige Amt zuruck und arbeitete im Grundsatzreferat der handelspolitischen Abteilung Im Jahr 1941 wurde Brautigam als Mitglied der Ortsgruppe Braunes Haus der NSDAP gefuhrt Verbindung zum OKW und OKH Mit Kriegsbeginn wurde Brautigam Verbindungsmann des Auswartigen Amtes zu General Georg Thomas dem Leiter des Wirtschafts und Rustungsamtes im Oberkommando der Wehrmacht OKW Im November 1939 wurde er zudem zur Haupttreuhandstelle Ost HTO abgeordnet Berufen wurde er von dem Leiter der Treuhandstelle Max Winkler 1875 1961 Ab 15 Juli 1940 fungierte er als Generalkonsul des AA in Batum Am 21 Marz 1941 wurde Brautigam wegen der Planung des Krieges gegen die Sowjetunion aus dem Generalkonsulat Batum nach Berlin zuruckbeordert Gegenuber den Sowjetbehorden wurde ein Urlaub vorgetauscht In Berlin wurde er Mitglied des des AA Anfang Mai 1941 wurde der Russlandexperte Brautigam auf Veranlassung Hitlers vom AA dauerhaft zur Dienststelle Rosenberg abkommandiert Dort wurde er unter Leibbrandt mit der Planung der Besatzungsverwaltung der Gebiete befasst die Deutschland erobern wollte Gebiete die nicht direkt an der Front liegen wurden sollten einer zivilen Verwaltung unterstehen Diese Verwaltung sollte das Rosenberg unterstehende neu zu schaffende RMfdbO sein Diesem sollten die Reichskommissariate Ostland Ukraine Kaukasien und Turkestan unterstehen Am 22 Juni 1941 begann der deutsche Uberfall auf die Sowjetunion Mit Beginn des Russlandfeldzuges wurde Brautigam Verbindungsoffizier der Dienststelle Rosenberg zum Befehlshaber der Militarverwaltung im Oberkommando des Heeres OKH Sein erster Dienstort wurde ein Hauptquartier des OKH Codename Maybach I etwa 30 km sudlich von Berlin bei Wunsdorf Brautigam betrachtete den Kriegsausbruch nicht nur als ein unvermeidbares politisches Schicksal sondern er brachte regelrecht seine Freude zum Ausdruck In sein Tagebuch schrieb er Ausbruch des Krieges mit der Sowjetunion Nun war sie endlich gekommen die Auseinandersetzung mit dem Bolschewismus Sie musste kommen wenn eine endgultige Befriedung und Neuordnung Europas herbeigefuhrt werden sollte Fur die meisten bedeutete der Ausbruch des Krieges eine grosse Uberraschung da die Tarnung bis zur letzten Minute durchgefuhrt worden war Mit dem Vorrucken der deutschen Truppen wurde das Hauptquartier des OKH nach Mauerwald in Ostpreussen verlegt und das Fuhrerhauptquartier Wolfsschanze in die Nahe Brautigam war in Mauerwald stationiert Am 15 Juli empfing er dort Rosenberg am Flugplatz und brachte ihn zur Wolfsschanze wo sie sich mit Hitler Keitel Otto Dietrich Jodl Bormann General Bodenschatz von der Luftwaffe SS Oberstgruppenfuhrer Wolff als Vertreter Himmlers dem Gesandten Hewel aus dem AA und anderen zum Essen trafen In einer spateren Besprechung am 15 und 16 Juli zwischen Hitler Keitel Bormann Goring und Rosenberg wurden die Einzelheiten des neuen Reichsministeriums fur die besetzten Ostgebiete festgelegt Am 16 Juli 1941 wurde Rosenberg im Fuhrerhauptquartier in Gegenwart Brautigams zum Reichsminister fur die besetzten Ostgebiete ernannt Rosenberg liess sich auch seine Kommissare von Hitler bestatigen Am 26 Juli 1941 stellte sich Hinrich Lohse im Fuhrerhauptquartier Hitler vor Erich Koch der Gauleiter von Ostpreussen wurde Rosenberg von Goring aufgedrangt Brautigam fuhr nach Konigsberg um Erich Koch zu besuchen und ihn in die Plane Rosenbergs einzuweihen Aber Koch war zum Reichsmarschall Goring verreist Erich Koch der in zahlreiche Kriegsverbrechen verstrickt war wurde nur wenige Tage spater am 1 August 1941 zum Zivilkommissar und spater zum Chef der Zivilverwaltung im Bezirk Bialystok und ausserdem zum Reichskommissar des Reichskommissariat Ukraine ernannt Am 11 Dezember 1941 erklarten Deutschland und Italien den Vereinigten Staaten den Krieg An der Sitzung des Deutschen Reichstags die der Kriegserklarung an diesem Tag vorausging hatte Brautigam teilgenommen Am 21 Dezember 1941 hielt sich Brautigam erneut im Fuhrerhauptquartier auf Dort hielt er eine Unterredung mit H von Tippelkirch und Major Andreas Meyer Mader Letzterer stellte zu diesem Zeitpunkt unter General Ernst August Kostring aus kaukasischen Kriegsgefangenen und solchen der Turkvolker ein Turkbataillon 450 auf das er nach deutschem Vorbild wie ein Freikorps fuhrte und das im Kampf gegen so genannte Partisanen zumeist ein verschleierndes Wort fur Juden raubend und mordend durch die Gegend zog Brautigam wurde am 14 Mai 1942 an seinem 47 Geburtstag das Kriegsverdienstkreuz verliehen Im November 1942 wurde er der bereits vor Monaten von Rosenberg im Hinblick auf Kaukasusfragen Vollmachten erhalten hatte Verbindungsoffizier des Ostministeriums zur Heeresgruppe A Diese Heeresgruppe war mit der Eroberung des Kaukasus beauftragt worden Nach der Niederlage der Wehrmacht in der Schlacht von Stalingrad floh Brautigam in Richtung Ukraine um anschliessend erneut ins RMfdbO zuruckzukehren Nach dem Attentat Versuch auf Hitler wurde Brautigam im August 1944 zu den Volksgerichtshofprozessen gegen die Leute des 20 Juli delegiert Tatigkeit im Ostministerium Am 11 April 1941 wenige Wochen vor dem militarischen Angriff auf die Sowjetunion fertigte Rosenberg in seinem Landhaus in Mondsee eine Zeichnung an in der er die Stellenbesetzungen fur die Zentralbehorde des Reichsministeriums fur die besetzten Ostgebiete RMfdbO skizzierte Fur Brautigam sah Rosenberg die Leitung einer Abteilung vor die er dort mit politische Abteilung bezeichnet hatte Im Mai 1941 wurde Brautigam zur Dienststelle Rosenberg abkommandiert Gleichzeitig wurde er auf Vorschlag von Georg Leibbrandt Verbindungsmann des AA zum RMfdbO von Rosenberg Das RMfdbO welches das ehemalige Gebaude der jugoslawischen Gesandtschaft in der Rauchstrasse 17 18 in Berlin bezog war zu diesem fruhen Zeitpunkt noch in seinem Entstehungsprozess Otto Brautigam hatte sich an den Planungen fur den Aufbau des RMfdbO beteiligt Generell ging es Brautigam dabei um die Neugestaltung des europaischen Ostens und um die Ausrottung des Kommunismus Hierbei muss beachtet werden dass die Ausrottung des Kommunismus im Verstandnis von Alfred Rosenberg die Ausrottung des Judentums bedeutete Rosenberg der der unmittelbare Vorgesetzte von Brautigam in dieser Zeit gewesen ist und dessen Rassenideologie und Taten Brautigam strikt folgte hatte diese feste Assoziationskette bereits in seinen Jugendschriften festgelegt und bis zu seinem Tod beibehalten Insbesondere arbeitete er in der Nachfolgezeit im Auftrag von Rosenberg zusammen mit Leibbrandt und dem Aussenpolitischen Amt der NSDAP APA einen Verwaltungsplan und eine Gliederung der zu besetzenden Ostgebiete aus Am 11 Juni 1941 auf den Tag genau zwolf Jahre nach dem Tod seiner Mutter begann Otto Brautigam mit seinen kurzen haufig notizartigen Tagebuchaufzeichnungen und setzte diese bis zum 27 Dezember 1942 fort Gleich zu Beginn dieser Aufzeichnungen schrieb er Ich arbeite vom Auswartigen Amt beurlaubt in der Dienststelle Rosenberg Wir bereiten grosse Ereignisse vor Der Planung des Feldzugs als extremem Ausbeutungs und Hungerkrieg wie er in den wirtschaftspolitischen Richtlinien der sogenannten Grunen Mappe vom Juni 1941 vorgesehen war widersprach Brautigam ausdrucklich Er setzte auf die Gewinnung von kooperationswilligen Verbundeten der sowjetischen Minderheiten die gegen Russland und die sowjetische Zentrale in Moskau eingestellt waren und wandte sich dagegen diese Volker im Sinne der nationalsozialistischen Rassentheorie als minderwertig zu behandeln Gemass dieser Zielsetzung erreichte er in einer Besprechung bei Hermann Reinecke zur Selektionspraxis in den Kriegsgefangenenlagern so der Historiker Christian Streit in einigen Punkten eine genauere Definition der Gegner Kategorien und eine Abschwachung Brautigam forderte schon im August 1941 eine bessere Behandlung der sowjetischen Kriegsgefangenen im Gewahrsam der Wehrmacht da man nur so die dringend erforderliche Unterstutzung der Bevolkerung in den besetzten Gebieten gewinnen konne Am 12 November 1941 wurde die Ernennung Alfred Rosenbergs zum Reichsminister fur die besetzten Ostgebiete der deutschen Offentlichkeit bekannt gegeben Brautigam wurde nach Berlin zuruckversetzt und Leiter der Abteilung Allgemeine Politik im Ostministerium Hier war er nach Rosenberg Alfred Meyer und Leibbrandt der viertwichtigste Mann Neben seiner Position als Stellvertreter Leibbrandts war er Leiter der Zentrale fur die politische Unterstutzung der Kriegfuhrung im Osten die mit dem Wehrmachtpropagandaamt dem Propagandaministerium und dem Reichssicherheitshauptamt zusammenarbeitete Unmittelbar unterstellt war ihm u a der spatere Verfasser des sogenannten Gaskammerbriefes sein Referent fur Judenangelegenheiten Erhard Wetzel Der Brief gilt als das bislang fruheste schriftliche Zeugnis der Verbindung zwischen der Euthanasie Aktion T4 und der systematischen Vernichtung der Juden in Europa In einem auf den 28 Februar 1942 datierten Brief Rosenbergs an OKW Chef Wilhelm Keitel der ausweislich des Aktenzeichens von Brautigam verfasst wurde wird die durch Aushungerung Misshandlungen und Ermordungen charakterisierte Behandlung der sowjetischen Kriegsgefangenen kritisiert Das Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen in Deutschland ist eine Tragodie grossten Ausmasses Von den 3 6 Mio sind heute nur einige hunderttausend noch arbeitsfahig Ein grosser Teil ist verhungert An die Spitze der Forderungen ist zu stellen dass die Behandlung der Kriegsgefangenen nach den Gesetzen der Menschlichkeit und entsprechend der Wurde des Deutschen Reiches zu erfolgen hat Im Fruhjahr 1942 veroffentlichte er seine Schrift Die Landwirtschaft in der Sowjetunion Und am 3 Februar 1942 sprach er mit Erich Koch dem Reichskommissar fur das Reichskommissariat Ukraine uber die Agrarpolitik in den besetzten Ostgebieten Nicht zuletzt im RMfdbO war seine Karriere von Erfolg gekront Am 21 Mai 1942 wurde er zum Ministerialdirigenten ernannt und Bevollmachtigter von Alfred Rosenberg fur Fragen um den Themenkomplex Kaukasus Mit seinem politischen Ansatz grosse Teile der Bevolkerung die es gelte fur die Interessen der Besatzer zu gewinnen schonender zu behandeln geriet Brautigam in scharfen Gegensatz zum Reichsfuhrer SS Heinrich Himmler Himmler beschwerte sich am 16 Juni 1943 in einem Schreiben an Ribbentrop uber Brautigam Es ist mir berichtet worden dass der vom Auswartigen Amt zu Ihnen abgeordnete Generalkonsul Dr Brautigam eine Ostpolitik vertritt die ich nicht anders als eine Humanitatsduselei bezeichnen kann Generalfeldmarschall von Kleist habe dem Fuhrer gegenuber geltend gemacht dass der von ihm unterzeichnete Befehl der Heeresgruppe A massgeblich auf Herrn Brautigam personlich zuruckzufuhren sei Dieser Befehl enthalt zahlreiche Vorschriften uber die Behandlung der Bevolkerung in dem von dem Heer besetzten Gebieten der Ukraine Hier kann man schon wirklich von einem Buhlen um die Gunst der Bevolkerung sprechen wo doch nach Ansicht des Fuhrers die ich voll und ganz meinen Massnahmen zugrunde gelegt habe wir ausschliesslich als Herrenmenschen im Osten aufzutreten haben Anfang 1943 nach den Kriegsereignissen in Stalingrad war Brautigam aus der Ukraine zuruckgekehrt ins RMfdbO Kurze Zeit spater nach der Entlassung seines Vorgesetzten Georg Leibbrandt arbeitete er von nun an mit dessen Nachfolger SS Obergruppenfuhrer Gottlob Berger und dessen Adjutanten Fritz Arlt zusammen Brautigam leitete seit diesem Zeitpunkt die Fuhrungsgruppe I Allgemeines im RMfdbO und in dieser Funktion die Zentralstelle fur die Angehorigen der Volker des Ostens Kurz vor dem Ende des Nationalsozialismus am 14 Januar 1945 schied Brautigam aus dem RMfdbO aus Von da an arbeitete er wieder fur das Auswartige Amt in dessen wirtschaftspolitischer Abteilung er das Wirtschaftsreferat Ferner Osten leitete Ende Februar 1945 zog er mit dieser Abteilung von Berlin nach Blankenheim in Thuringen um Beteiligung am Holocaust Otto Brautigam war uber die systematische Ermordung der Juden in Europa nicht nur genau informiert sondern in diese an mitverantwortlicher Stelle eingebunden Am 11 Juli 1941 schrieb Brautigam uber seinen Besuch in Kowno Unter unserer stillschweigenden Duldung wurden zahlreiche Judenpogrome von der litauischen Hilfspolizei durchgefuhrt Im Ubrigen wurden die Juden deren Kleidung mit einem gelben Stuck Stoff auf dem Rucken versehen war zu Arbeitskolonnen zusammengestellt Am 11 August 1941 besuchte Brautigam Riga die ehemalige Studienstadt von Alfred Rosenberg Er notierte Von einer Freude uber die Niederwerfung des Bolschewismus oder von Sympathie fur die Befreier war wenig zu spuren Besonders fielen im Strassenbild die Juden auf die alle einen grossen gelben Stern auf der Brust trugen Am 25 August 1941 nahm Brautigam an einer Sitzung beim Generalquartiermeister Eduard Wagner teil Auf dieser Konferenz liess der in der Ukraine agierende Hohere SS und Polizeifuhrer Friedrich Jeckeln mitteilen dass er die Liquidierung aller Juden in Kamenez Podolsk durchfuhren werde Dieses Massaker von Kamenez Podolsk fand vom 26 bis 28 August 1941 statt und forderte rund 23 600 Todesopfer Am 14 September 1941 einen Tag bevor mit dem Judenkodex die Nurnberger Gesetze in der Slowakei eingefuhrt wurden notierte er Kalinin hatte angeordnet dass alle Wolgadeutschen nach Sibirien zu verschicken seien Offenbar furchtete man sie im Herzen der Sowjetunion zu belassen und wollte sie auch einem etwaigen spateren Zugriff durch uns entziehen Von dem traurigen Schicksal verbannt zu werden sollten 400 000 Personen erfasst werden Dabei war es klar dass der grosste Teil die Verbannung oder gar schon den Transport nicht uberleben wurde Als Gegenmassnahme war vom Reichsleiter Alfred Rosenberg die Verschickung aller Juden Zentraleuropas in die ostlichen unter unserer Verwaltung stehenden Gebiete in Aussicht genommen und ich hatte telegraphisch den Auftrag erhalten die Zustimmung des Fuhrers zu diesem Projekt herbeizufuhren Brautigam hielt fur diesen Tag ferner fest Ich unterhielt mich kurze Zeit mit General d Fl Bodenschatz und wurde dann an General Jodl gewiesen der die Sache aber auch von sich abzuwimmeln suchte und meinte die Zustandigkeit des Auswartigen Amtes sei gegeben Im Ubrigen wurde die Durchfuhrung des Projektes an den Transportschwierigkeiten scheitern Schliesslich entdeckte ich Oberst Schmundt und zu meiner grossen Uberraschung bat er sich die Aufzeichnungen sofort aus mit den Worten dass sie eine sehr wichtige und dringliche Angelegenheit sei fur die sich der Fuhrer sehr interessiere Er wurde mir Nachricht geben Froh mich meines Auftrages entledigt zu haben fuhr ich nach Hause Einen Tag spater am 15 September 1941 begann sich Brautigam noch einmal fur Rosenbergs Vorschlag zu interessieren den er bereitwillig an Hitler weitergegeben hatte Er schrieb Ich interessierte mich fur das Schicksal des Vorschlages des Reichsleiters und rief dementsprechend bei Oberst Schmundt an Dieser verband mich mit Generalfeldmarschall Keitel der mir mitteilte dass der Fuhrer befohlen hatte zunachst die Stellungnahme des Auswartigen Amtes einzuholen Ich rief also bei Hewel an der aber durch Baron Steengracht vertreten wurde Dieser verwies mich an Gesandten v Rintelen der mir erklarte dass v Ribbentrop sich noch nicht geaussert habe sondern die Angelegenheit personlich mit dem Fuhrer besprechen wolle Der Eintrag macht deutlich dass sich Brautigam zu diesem Zeitpunkt nur fur mogliche Transportschwierigkeiten von Tausenden von Menschen interessierte Skrupel gab er selbst in seinen privaten Aufzeichnungen nicht zu erkennen Am 31 Oktober 1941 schrieb Georg Leibbrandt Leiter der Politischen Abteilung des RMfdbO einen Brief an Hinrich Lohse Reichskommissar im Ostland Darin ist zu lesen Von Seiten des Reichs und Sicherheitshauptamtes wird Beschwerde daruber gefuhrt dass der Reichskommissar Ostland Judenexekutionen in Libau untersagt habe Ich ersuche in der betreffenden Angelegenheit um umgehenden Bericht Im Auftrag gez Dr Leibbrandt Abteilungsleiter II 15 Tage spater am 15 November 1941 schickte Lohse ein Antwortschreiben an Leibbrandt in dem er schrieb dass er die wilden Judenexekutionen in Libau untersagt habe weil sie in der Art ihrer Durchfuhrung nicht zu verantworten waren Und Lohse fragte Ich bitte mich zu unterrichten ob Ihre Anfrage vom 31 Oktober als dahingehende Weisung aufzufassen ist dass alle Juden im Ostland liquidiert werden sollen Soll dieses ohne Rucksicht auf Alter und Geschlecht und wirtschaftliche Interessen zum Beispiel der Wehrmacht an Facharbeitern in Rustungsbetrieben geschehen Am 18 Dezember 1941 folgte Otto Brautigams Antwort er schrieb an Lohse In der Judenfrage durfte inzwischen durch mundliche Besprechungen Klarheit geschaffen sein Wirtschaftliche Belange sollen bei der Regelung des Problems grundsatzlich unberucksichtigt bleiben Im Ubrigen wird gebeten auftauchende Fragen unmittelbar mit dem hoheren SS und Polizeifuhrer zu regeln Im Auftrag gez Brautigam In diesem Schreiben das auf dem Briefpapier des Reichsministers fur die besetzten Ostgebiete Alfred Rosenberg verfasst wurde sprach sich Brautigam nach Auffassung des Historikers Ernst Piper fur die Ermordung von judischen Menschen aus Der Historiker Heinz Schneppen widerspricht einer Deutung dieses von Brautigam unterzeichneten Schreibens als Auftrag zur Fortsetzung von Greueltaten wie sie haufig anzutreffen sei Vielmehr sei Lohse zwischenzeitlich schon von Rosenberg und dem Hoheren SS und Polizeifuhrer Jeckeln uber die angestrebte Endlosung informiert worden und Brautigams Schreiben habe die bereits erledigte schriftliche Anfrage lediglich der Form halber und unter Bezugnahme auf die bereits mundlich erfolgten Besprechungen buromassig abgeschlossen Noch am selben Tag ebenfalls am 18 Dezember 1941 verfasste Rosenberg einen Aktenvermerk an Hitler in dem es heisst Die Attentate auf deutsche Wehrmachtsangehorige haben nicht aufgehort sondern werden fortgesetzt Es tritt hier ein eindeutiger Plan in Erscheinung die deutsch franzosische Zusammenarbeit zu storen Deutschland zu Vergeltungsmassnahmen zu zwingen und damit eine neue Abwehr seitens der Franzosen Deutschland gegenuber hervorzurufen Ich rege beim Fuhrer an doch an Stelle von 100 Franzosen jeweilig 100 oder mehr judische Bankiers Rechtsanwalte usw erschiessen zu lassen Die Haltung des RMfdbO wie sie in den Worten von Brautigam und dessen Vorgesetzten Rosenberg seit diesem Zeitpunkt zum Ausdruck gebracht wurde spricht eine deutliche Sprache Im Rahmen der Utopie des Generalplans Ost wurde vom RMfdbO primar nicht eine geschlossene staatliche und souverane Gruppe als Feind betrachtet sondern auf politisch religioser Grundlage die gesamte judische Bevolkerung in den besetzten Ostgebieten Und Brautigam hatte sich der Rassenideologie von Rosenberg die diesem Handeln zugrunde lag auf diese Weise bedingungslos angeschlossen Am 29 Januar 1942 acht Tage nach der Wannseekonferenz fand die erste Folgekonferenz in den Raumen des RMfdbO mit nachgeordneten Vertretern verschiedener Ministerien der Parteikanzlei sowie des Oberkommandos der Wehrmacht statt Otto Brautigam leitete diese Sitzung Ziel dieser Sitzung war es die auf der Wannseekonferenz gefassten Beschlusse inhaltlich zu fullen und rechtlich zu prazisieren Samtliche Vertreter des RMfdbO das allein mit 8 von den insgesamt 16 Mannern an der Konferenz teilnahm wollten die Judenfrage auf rigideste Art gelost haben Der Juden Begriff so das RMfdbO durfte keinesfalls zu eng definiert werden Mischlinge mussten fortan als Volljuden gelten und seien somit ebenfalls auszurotten Diese Vorschlage wurden am Ende der Sitzung durchgesetzt Einen Tag spater am 30 Januar 1942 erklarte Hitler im Berliner Sportpalast Wir sind uns dabei im klaren daruber dass der Krieg nur damit enden kann dass entweder die arischen Volker ausgerottet werden oder dass das Judentum aus Europa verschwindet Brautigam war personlich zu dieser Rede eingeladen worden NachkriegszeitIm Dezember 1944 hatte sich Otto Brautigam aus dem RMfdbO verabschiedet Nach dem Krieg ab Sommer 1945 erhielt er zunachst Automatic Arrest als Ministerialbeamter im Lager Seckenheim das sich im gleichnamigen Ortsteil auf der Gemarkung der Stadt Mannheim befand Im Marz 1946 wurde er entlassen Im Zusammenhang mit dem sogenannten Wilhelmstrassen Prozess gegen Ernst von Weizsacker und andere wurde er von Vertretern der Anklagebehorde vernommen und gab am 6 Februar 1947 an Reichskommissar Hinrich Lohse habe im Laufe des Sommers 1941 berichtet in seinem Reichskommissariat wurden Judenliquidationen oft in grausamer Form durchgefuhrt so dass er Lohse das Ostministerium bitte dafur zu sorgen dass Gaswagen in sein Reichskommissariat zu diesem Zweck geschickt wurden dabei habe Lohse den Begriff Euthanasiewagen gebraucht Von 1947 bis 1953 war Brautigam als Leiter der politischen Auswertung in der Organisation Gehlen tatig der Vorlaufereinrichtung des Bundesnachrichtendienstes Strafverfolgung Erst im Jahre 1950 wurde unter dem Aktenzeichen 72 Ks 3 50 gegen Brautigam ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des mehrfachen Mordes durch die Staatsanwaltschaft Nurnberg Furth eingeleitet Wie auch zahlreiche andere Nationalsozialisten in dieser Zeit wurde Brautigam von diesem Gericht freigesprochen Am 10 August 1950 wurde das Verfahren gegen ihn eingestellt In der Urteilsbegrundung der zweiten Strafkammer des Landgerichts Nurnberg Furth heisst es dass er die Judenvernichtungen nicht billigte dagegen tat was in seiner Macht stand und dass er der SS verdachtig genug war um uberwacht zu werden Die Anklager fuhrten daruber hinaus zu seiner Entlastung an dass Brautigam als Sowjet Experte die Bergjuden im Kaukasus und die Karaiten vor der Verfolgung bewahrt habe weil er der Meinung war dass die beiden Stamme zwar zum judischen Glauben ubergetreten aber tatarischen Ursprungs seien Wiedereinstellung im Auswartigen Amt Im Jahre 1953 wurde Otto Brautigam erneut ins Auswartige Amt berufen Seine Wiedereinstellung verdankte er nicht zuletzt der Unterstutzung der Organisation Gehlen die sich beim Bundeskanzleramt fur Brautigam einsetzte und seine Berufung als Beginn einer vielversprechenden Entwicklung der deutschen Ostpolitik pries 1954 wurde er Ministerialdirigent und Leiter der Ostabteilung Noch im selben Jahr veroffentlichte er die offensichtlich apologetische Schrift Uberblick uber die besetzten Ostgebiete wahrend des 2 Weltkrieges Studien des Instituts fur Besatzungsfragen zu den deutschen Besetzungen im 2 Weltkrieg Nr 3 Im Januar 1956 verlangte der Parlamentarische Sekretar der SPD Bundestagsfraktion der Abgeordnete Walter Menzel von Aussenminister Heinrich von Brentano CDU eine Erklarung uber Brautigams NS Vergangenheit Brautigam wurde daraufhin zunachst vom Auswartigen Amt bis 1958 beurlaubt Am 3 Juni 1957 erhielt das Auswartige Amt ein Gutachten des ehemaligen Dusseldorfer Oberlandesgerichtsprasidenten Heinrich Lingemann In dem Gutachten ist zu lesen Die Tatsache dass Dr Brautigam an der Judenverfolgung im Dritten Reich in keiner Weise beteiligt war und ihm kein Schuldvorwurf gemacht werden kann ergibt sich aus den ubereinstimmenden Aussagen samtlicher vernommener Zeugen Die Zeugen haben eindeutig und klar in ubereinstimmender Weise bekundet dass Dr Brautigam seiner ganzen Personlichkeit und Einstellung nach unmoglich die ihm zur Last gelegten Anschuldigungen begangen und sich an der Verfolgung der Juden beteiligt haben kann Die Zeugen versicherten in glaubwurdiger Weise dass Dr Brautigam im Gegenteil alles in seiner Macht stehende getan hat um den Judenverfolgungen des Dritten Reiches Einhalt zu gebieten und wo nur irgend moglich den verfolgten Juden und anderen Personen zu helfen und sie zu unterstutzen Im Jahre 1958 nach seiner vorgeblichen Rehabilitation nahm Otto Brautigam seine Tatigkeit im Auswartigen Amt wieder auf Brautigam wurde zum Generalkonsul der Bundesrepublik Deutschland in Hongkong ernannt Dort war er bis 1960 tatig Im August 1959 erhielt Otto Brautigam das Grosse Bundesverdienstkreuz Wenige Monate spater im Jahre 1960 wurde er pensioniert Er starb am 30 April 1992 Seit 1988 sind Personalakten des Auswartigen Amts dann zuganglich wenn sie alter als 30 Jahre sind 30 Jahre mussen zudem seit dem Tod von ehemaligen Mitarbeitern vergangen sein Daraus folgt dass erst ab dem 30 April 2022 Einsicht in seine Akten genommen werden kann Das Kriegstagebuch von Brautigam Am 1 Marz 1956 kurz nachdem die Diskussion um die NS Vergangenheit von Otto Brautigam in der deutschen Offentlichkeit begann veroffentlichte der Ausschuss fur deutsche Einheit in der DDR sein Kriegstagebuch Am 21 Marz 1956 ausserte sich Der Spiegel unter dem Titel Es gab Gansebraten insgesamt eher enttauscht uber die Inhalte des Tagebuchs Der Spiegel Autor kritisierte zunachst dass Brautigam ofters das tagliche Essen in der Kriegszeit erwahnte zitierte aber auch einige ihm weniger harmlos erscheinende Eintrage allerdings im Detail unkommentiert und somit unreflektiert Mit ausschliesslichem Blick auf das Tagebuch kam er zu dem Schluss So wenig eine politische oder kriminelle Belastung gegen Otto Brautigam aus diesem Tagebuch zu konstruieren ist so wenig kann er es zu seiner Entlastung verwenden Erst 1987 wurden in Zusammenarbeit mit dem Hamburger Institut fur Sozialforschung die Kriegs Tagebucheintrage von Otto Brautigam in der Bundesrepublik Deutschland veroffentlicht 11 Juni 1941 bis zum 27 Dezember 1942 Brautigam in der offentlichen Diskussion Nachdem Heinrich von Brentano eine Erklarung uber Brautigams NS Vergangenheit gefordert hatte beauftragte er im Fruhjahr 1956 den Oberlandesgerichtsprasidenten i R Dr h c Heinrich Lingemann einen sechsundsiebzigjahrigen Mann im Ruhestand mit der Untersuchung des Falles Die Presseberichte beantwortet Brautigam schon Ende Januar mit einer zweibandigen Denkschrift die er u a der F A Z und dem Spiegel zur Auswertung uberliess Die F A Z schrieb daraufhin Schliesslich fuhrt Brautigam Beispiele zum Beweis dafur an dass er geplante Massnahmen gegen judische Gruppen in der Sowjetunion verhindert nie Antisemit gewesen sei mit Juden stets freundschaftliche Beziehungen gehabt habe und wegen judenfreundlicher Ausserungen in ein Verfahren verwickelt gewesen sei Und am 4 Februar schrieb Walter Henkels in der F A Z Es ist wohl kaum zu viel gesagt wenn behauptet wird die meisten Beamten und neuerdings auch die Soldaten im Bundesverteidigungsministerium seien Ehemalige Achzend unter der Last der Kameradschaft lacheln sie sich listig zu wenn sie sich in den langen Korridoren begegnen Im Auswartigen Amt flustert man ahnliche Dinge Den Rest bei den ubrigen Bundesbehorden kann man sich denken Beispielhafter Ausdruck des Meinungsklimas in der noch jungen Bundesrepublik Deutschland ist auch ein Spiegel Artikel uber Hans Globke vom 4 April 1956 in dem eine Ausserung aus einer Radiobotschaft des Bundeskanzlers Konrad Adenauer zitiert wurde Darin heisst es In immer starkerem Masse werden Personlichkeiten des offentlichen Leben offentlich angegriffen und herabgesetzt Bose Erinnerungen an die Weimarer Zeit werden wach in der vor der Verunglimpfung massgebender Personlichkeiten nicht haltgemacht wurde Am 2 Oktober 1956 rund vier Monate nachdem das an das Auswartige Amt ubergeben wurde wurde die Offentlichkeit uber dessen Existenz informiert Das geschah zunachst in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung am 2 Oktober es folgten SPIEGEL Artikel am 10 Oktober und 20 November 1962 hielt Brautigam einen Vortrag vor dem Dusseldorfer Industrieclub Anschliessend publiziert er diesen Vortrag unter dem Titel Chinas Stellung in der Weltpolitik unter besonderer Berucksichtigung der wirtschaftlichen Gegebenheiten 1968 veroffentlichte er dann seine Schrift So hat es sich zugetragen Ein Leben als Soldat und Diplomat Am 24 Mai 1982 wurde Otto Brautigams Neffe Staatssekretar Hans Otto Brautigam Leiter der Standigen Vertretung der Bundesrepublik Deutschland in der DDR Noch zu diesem Zeitpunkt sind mangelhafte biografische und ideologiekritische Kenntnisse bezuglich Otto Brautigams nachweisbar Nachdem sein Neffe das neue politische Amt besetzt hatte meldete die Frankfurter Rundschau dass dieser aus einer alten Diplomatenfamilie stamme Sein Onkel war ein namhafter Russlandspezialist 1999 veroffentlichte Christian Gerlach erstmals sein Buch Kalkulierte Morde Darin charakterisierte er Brautigam neben Rosenberg und Leibbrandt als einen Menschen der mit zu den aktivsten und fanatischsten Tatern nicht selten zu den Strategen der Besatzungspolitik und der Massenmorde in der Zeit des Nationalsozialismus gehort habe PersonlichesVerheiratet war Otto Brautigam mit Gertrud Brautigam geb Peters aus Berlin Das Paar hatte zwei Sohne und eine Tochter Ab dem 13 Juli 1941 wohnte Brautigam in einem Haus in Berlin Zehlendorf in der Kronprinzenallee spater dann in Coesfeld VeroffentlichungenDie Landwirtschaft in der Sowjetunion Stollberg Berlin 1941 1942 Otto Karl Stollberg Verlag Die Bucherei des Ostraumes Herausgegeben von Georg Leibbrandt Uberblick uber die besetzten Ostgebiete wahrend des 2 Weltkrieges Studien des Instituts fur Besatzungsfragen zu den deutschen Besetzungen im 2 Weltkrieg Nr 3 Tubingen 1954 Aus dem Tagebuch eines Judenmorders Weitere Dokumente uber die Durchsetzung des Bonner Staatsapparates mit Verbrechern gegen d Menschlichkeit Ausschuss fur Deutsche Einheit Berlin 1956 Von neuem herausgegeben von s u Chinas Stellung in der Weltpolitik unter besonderer Berucksichtigung der wirtschaftlichen Gegebenheiten Vortrag Industrie Club Dusseldorf 1962 So hat es sich zugetragen Ein Leben als Soldat u Diplomat Holzner Wurzburg 1968 LiteraturHans Dieter Heilmann Aus dem Kriegstagebuch des Diplomaten Otto Brautigam In Gotz Aly u a Hrsg Biedermann und Schreibtischtater Materialien zur deutschen Tater Biographie Beitrage zur nationalsozialistischen Gesundheits und Sozialpolitik 4 Rotbuch Verlag Berlin 1987 ISBN 3 88022 953 8 S 123 187 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Heinz Schneppen Generalkonsul a D Dr Otto Brautigam Widerstand und Verstrickung Eine quellenkritische Untersuchung In Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft 60 Jg Heft 4 2012 S 301 330 Michael Schwab Trapp Konflikt Kultur und Interpretation Eine Diskursanalyse des offentlichen Umgangs mit dem Nationalsozialismus Studien zur Sozialwissenschaft Band 168 Westdeutscher Verlag Opladen 1996 ISBN 3 531 12842 6 Johannes Spohr Otto Brautigam The Eastern Expert in Handbook Ideologies in National Socialism Online edited by Julien Reitzenstein and Darren O Byrne De Gruyter 2023 https doi org 10 1515 inso 16459325WeblinksCommons Otto Brautigam Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Otto Brautigam im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Kurzbiografie Projekt Beamte nationalsozialistischer Reichsministerien Schreiben von Otto Brautigam an Hinrich Lohse vom 18 Dezember 1941 PDF 106 kB Haus der Wannsee Konferenz Nachlass Bundesarchiv N 1721EinzelnachweiseKartellverband katholischer deutscher Studentenvereine KV Jahrbuch Die Mitglieder und die Angehorigen des KV und des OKV 1991 Wurzburg 1991 S 410 Ernst Piper Alfred Rosenberg Hitlers Chefideologe Munchen 2005 ISBN 3 89667 148 0 S 535 f Otto Brautigam So hat es sich zugetragen Ein Leben als Soldat und Diplomat Holzner Verlag Wurzburg 1968 S 224 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 4080209 Otto Brautigam So hat es sich zugetragen Ein Leben als Soldat und Diplomat Holzner Verlag Wurzburg 1968 S 244 Es gab Gansebraten In Der Spiegel Nr 12 1956 S 21 online 21 Marz 1956 In dem Artikel wird zudem detailliert daruber berichtet auf welchen Wegen das Tagebuch an die Offentlichkeit gelangte Aus ideologiekritischer Perspektive stellt Brautigams Haltung eine Verschicksalung von politischen Taten dar Vgl zum Beispiel Hedda J Herwig Sanft und verschleiert ist die Gewalt Ausbeutungsstrategien in unserer Gesellschaft Reinbek bei Hamburg 1992 S 289 ff Zitiert in H D Heilmann Aus dem Kriegstagebuch des Diplomaten Otto Brautigam In Gotz Aly u a Hrsg Biedermann und Schreibtischtater Materialien zur deutschen Tater Biographie Beitrage zur nationalsozialistischen Gesundheits und Sozialpolitik Band 4 Berlin 1987 S 123 187 Zitiert in H D Heilmann Aus dem Kriegstagebuch des Diplomaten Otto Brautigam In Gotz Aly u a Hrsg Biedermann und Schreibtischtater Materialien zur deutschen Tater Biographie Beitrage zur nationalsozialistischen Gesundheits und Sozialpolitik Band 4 Berlin 1987 S 136 ff H D Heilmann Aus dem Kriegstagebuch des Diplomaten Otto Brautigam In Gotz Aly u a Hrsg Biedermann und Schreibtischtater Materialien zur deutschen Tater Biographie Beitrage zur nationalsozialistischen Gesundheits und Sozialpolitik Band 4 Berlin 1987 S 153 180 Ernst Piper Alfred Rosenberg Hitlers Chefideologe Munchen 2005 S 514 Vgl dazu Alfred Rosenberg Schriften aus den Jahren 1917 1919 In ders Schriften und Reden Bd 1 mit einer Einleitung von Alfred Baumler Munchen 1943 S I CVII und 1 124 Robert Gibbons Allgemeine Richtlinien fur die politische und wirtschaftliche Verwaltung der besetzten Ostgebiete In Vierteljahrshefte fur Zeitgeschichte Jg 25 1977 Heft 2 S 252 261 ifz muenchen de PDF 5 9 MB Christian Streit Keine Kameraden Die Wehrmacht und die sowjetischen Kriegsgefangenen 1941 1945 Neuausgabe J H W Dietz Bonn 1997 ISBN 3 8012 5023 7 S 98 Christian Streit Keine Kameraden Die Wehrmacht und die sowjetischen Kriegsgefangenen 1941 1945 Neuausgabe J H W Dietz Bonn 1997 S 377 Anm 338 Heinz Schneppen Generalkonsul a D Dr Otto Brautigam Widerstand und Verstrickung Eine quellenkritische Untersuchung In Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft 60 Jg Heft 4 2012 S 301 330 hier S 310 f Zitat S 311 Zit nach Heinz Schneppen Generalkonsul a D Dr Otto Brautigam Widerstand und Verstrickung Eine quellenkritische Untersuchung In Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft 60 Jg Heft 4 2012 S 301 330 hier S 309 Zitiert in H D Heilmann Aus dem Kriegstagebuch des Diplomaten Otto Brautigam In Gotz Aly u a Hrsg Biedermann und Schreibtischtater Materialien zur deutschen Tater Biographie Beitrage zur nationalsozialistischen Gesundheits und Sozialpolitik 4 Berlin 1987 S 134 vgl S 171 Beschrieben wurden hier die Verbrechen des Einsatzkommandos 2 der Einsatzgruppe A unter SS Brigadefuhrer Dr Walther Stahlecker Andrej Angrick The Escalation of German Rumanian Anti Jewish Policy after the Attack on the Soviet Union June 22 1941 S 23 Fussnote 65 PDF PDF 223 kB Abruf am 10 August 2011 Gerald Reitlinger Die Endlosung Hitlers Versuch der Ausrottung der Juden Europas 1939 1945 7 Auflage Berlin 1992 S 599 Zitiert in H D Heilmann Aus dem Kriegstagebuch des Diplomaten Otto Brautigam In Gotz Aly u a Hrsg Biedermann und Schreibtischtater Materialien zur deutschen Tater Biographie Beitrage zur nationalsozialistischen Gesundheits und Sozialpolitik 4 Berlin 1987 S 143 vgl S 176 Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militargerichtshof Nurnberg 14 November 1945 1 Oktober 1946 Bd XI Munchen Zurich 1984 S 609 Serge Lang Ernst von Schenck Portrait eines Menschheitsverbrechers nach den hinterlassenen Memoiren des ehemaligen Reichsministers Alfred Rosenberg St Gallen 1947 S 131 Zitiert in Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militargerichtshof Nurnberg 14 November 1945 1 Oktober 1946 Bd XI Munchen Zurich 1984 S 611 Reinhard Bollmus Das Amt Rosenberg und seine Gegner Zum Machtkampf im nationalsozialistischen Herrschaftssystem Stuttgart 1970 S 292 Angegebene Quelle 3666 PS Serge Lang Ernst von Schenck Portrait eines Menschheitsverbrechers nach den hinterlassenen Memoiren des ehemaligen Reichsministers Alfred Rosenberg St Gallen 1947 S 131 Ernst Piper Alfred Rosenberg Hitlers Chefideologe Munchen 2005 S 590 Piper schrieb Dieses Dokument zeigte es ganz klar und deutlich Die Juden sollten ausnahmslos ermordet werden Heinz Schneppen Generalkonsul a D Dr Otto Brautigam Widerstand und Verstrickung Eine quellenkritische Untersuchung In Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft 60 Jg Heft 4 2012 S 301 330 hier S 305 Zitiert in Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militargerichtshof Nurnberg 14 November 1945 1 Oktober 1946 Bd XIII Munchen Zurich 1984 S 110 vgl auch Alfred Rosenberg Letzte Aufzeichnungen Gottingen 1955 S 315 Claus Ekkehard Barsch Die politische Religion des Nationalsozialismus 2 vollst uberarb Auflage Munchen 2002 ISBN 3 7705 3172 8 S 188 ff Vgl den Rosenberg Abschnitt uber Volk und Rasse Robert M W Kempner Eichmann und Komplizen Zurich 1961 S 165 DNB Ernst Piper Alfred Rosenberg Hitlers Chefideologe Munchen 2005 S 592 Quelle Teilnehmerliste BArch R 6 74 Bl 76 Michael Wildt Generation der Unbedingten Das Fuhrungskorps des Reichssicherheitshauptamtes Hamburg 2002 S 641 Protokoll der Sitzung Einsatz im Reichskommissariat Ostland 1998 S 57 ff H D Heilmann Aus dem Kriegstagebuch des Diplomaten Otto Brautigam In Gotz Aly u a Hrsg Biedermann und Schreibtischtater Materialien zur deutschen Tater Biographie Berlin 1987 S 180 f Zitiert in Peter Longerich Der ungeschriebene Befehl Hitler und der Weg zur Endlosung Munchen 2001 S 140 Das Zitat wurde nachtraglich der reformierten deutschen Rechtschreibung angepasst Ernst Piper Alfred Rosenberg Hitlers Chefideologe Munchen 2005 S 618 Quelle Alexander Dallin German Rule in Russia 1941 1945 A Study of Occupation Policies 2 edition Boulder 1981 S 638 H D Heilmann Aus dem Kriegstagebuch des Diplomaten Otto Brautigam Gotz Aly u a Hrsg Biedermann und Schreibtischtater Materialien zur deutschen Tater Biographie Beitrage zur nationalsozialistischen Gesundheits und Sozialpolitik 4 Berlin 1987 S 126 Anmerkung 26 auf S 167 Heilmann gibt dort als Beleg Ministries Division Dr Kempner Interrogation Nr 2636 Vernehmung des Dr Otto Brautigam am 6 Februar 1948 durch Peter Beauvais an Zugang zu den entsprechenden Akten habe im Robert M W Kempner gewahrt Auf S 126 schreibt Heilmann Brautigam habe auch im Hauptkriegsverbrecherprozess als Zeuge der Anklage gegen seinen Chef Rosenberg ausgesagt doch ausweislich der 42 Bande Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militargerichtshof Nurnberg 14 November 1945 1 Oktober 1946 und des entsprechenden Registerbandes 23 kam es im Prozess zu keiner Zeugenaussage Brautigams vor Gericht Der Name Brautigam taucht dort nur bei Nennungen Dritter und in Dokumenten der Besatzungszeit auf Thomas Wolf Die Entstehung des BND Aufbau Finanzierung Kontrolle Ch Links Verlag Berlin 2018 ISBN 978 3 96289 022 3 S 134 136 Thomas Wolf Die Entstehung des BND Aufbau Finanzierung Kontrolle Ch Links Verlag Berlin 2018 ISBN 978 3 96289 022 3 S 136 Vgl Johannes Bahr Ralf Banken Ausbeutung durch Recht Einleitende Bemerkungen zum Einsatz des Wirtschaftsrechts in der deutschen Besatzungspolitik 1939 bis 1945 In Johannes Bahr Ralf Banken Hrsg Das Europa des Dritten Reichs Recht Wirtschaft Besatzung Das Europa der Diktatur Bd 5 Klostermann Frankfurt 2005 ISBN 3 465 03401 5 S 8 Zitiert in H D Heilmann Aus dem Kriegstagebuch des Diplomaten Otto Brautigam In Gotz Aly u a Hrsg Biedermann und Schreibtischtater Materialien zur deutschen Tater Biographie Beitrage zur nationalsozialistischen Gesundheits und Sozialpolitik 4 Berlin 1987 S 126 Siehe Hans Dieter Heilmann Das Kriegstagebuch des Diplomaten Otto Brautigam In Gotz Aly u a Hrsg Biedermann und Schreibtischtater Materialien zur deutschen Tater Biographie Rotbuch Berlin 1987 ISBN 3 88022 953 8 S 123 187 Heilmann hat auf dieses Zitat in der Tagebuch Ausgabe Brautigams von 1987 aufmerksam gemacht und wohl falschlich auf den 21 Marz 1956 datiert Zitiert ist es hier Bose Erinnerungen In Der Spiegel Nr 14 1956 S 15 online 4 April 1956 Otto Brautigam In Der Spiegel Nr 41 1956 S 48 online 10 Oktober 1956 Der SPIEGEL berichtete In Der Spiegel Nr 47 1956 S 66 online Frankfurter Rundschau 25 Mai 1982 Christian Gerlach Kalkulierte Morde Die deutsche Wirtschafts und Vernichtungspolitik in Weissrussland 1941 bis 1944 Hamburg 1999 S 225 Zitat in Ernst Piper Alfred Rosenberg Munchen 2005 S 794 Normdaten Person GND 118673009 lobid GND Explorer OGND AKS LCCN n92113049 VIAF 54516218 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Brautigam OttoKURZBESCHREIBUNG deutscher DiplomatGEBURTSDATUM 14 Mai 1895GEBURTSORT WeselSTERBEDATUM 30 April 1992STERBEORT Coesfeld

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