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Pidder Lüng

Pidder Lüng (im Dt. und Dän. auch Pidder Lyng) ist eine Ballade des deutschen Dichters Detlev von Liliencron (1844–1909), zum ersten Mal 1892 publiziert. Sie basiert auf einer Erzählung des Sylter Heimatautors und Lehrers Christian Peter Hansen (1808–1879). Hansen verbindet darin eine lokale Tradition auf Sylt mit der Geschichte des westfriesischen Freiheitskämpfers und Seeräubers Pier Gerlofs Donia (um 1480–1520), der unter den Namen Grutte Pier („Langer Peter“) bekannt war.
Person
Der Sage nach war Pidder Lüng (auch wohl Pidder Lyng) ein Seeräuberhauptmann und Fischer aus Hörnum auf der Insel Sylt, der im 15. oder am Anfang des 16. Jahrhunderts gelebt haben soll. Der Kern der Erzählung betrifft eine Räubersbande, deren sieben Mitglieder erfasst und hingerichtet wurden. Das jüngste Mitglied hätte man zwar begnadigt, doch dieser setzte nachher aus Rache das Haus des Landvogts ins Feuer. Die prägnante Geschichte wurde 1845 durch Karl Müllenhoff in seiner Sammlung Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg veröffentlicht.
Christian Peter Hansen, von dem die Sage stammte, publizierte eine erweiterte Fassung in Karl Biernatzkis Volksbuch für 1846. Die von ihm verbuchte Überlieferungen verband er unkritisch mit Chronikauszügen aus längst vergangenen Zeiten. Dabei bezog er sich vor allem auf einen Passus in der nordfriesischen Chronik des Anton Heimreichs, in dem die Piraterie des Westfriesen Pier Gerlofs Donia um 1515 beschrieben wurde.
„Bey seiner (des späteren Königs Friedrich I.) Regierung war ein Seerauber in der Westsee, so ein geborner Freese und Langer Peter ist genannt, der ungefähr 500 Mann bei sich hatte, welche alle lose, leichtfertige, ehr- und gottvergessene Buben und verlaufene Kriegsknechte gewesen, denen er auf ihren Kleidern zum Feldzeichen Galgen und Rad gegeben, und die mit Rauben und Plündern in der Westsee grossen Schaden gethan haben.“
Im Anschluss an die Chronik taufte Hansen seine Hauptperson Lange Peter von Hörnum.
Das vermeintliche Leiblied der Hörnumer „Frei ist der Fischfang“ wurde 1846 von Geographen Johann Georg Kohl veröffentlicht. Der Journalist Ernst Willkomm publizierte 1850 eine halb friesische Fassung „Fry is de Fischfang“, die er als den Wahlspruch der ehemaligen See- und Strandräuber bezeichnete.
Alle Erzählelemente kamen bereits 1853 in einem Zeitungsaufsatz von Biernatzki zusammen. Dabei wurde auch der bekannte Spruch „Lever düd als Sklav“ erwähnt, hier aber verstellt als „Bevor düd als Sklav“. Hansen vervollständigte seine Geschichte von Pidder Lüng demnächst mit anderen Motiven, zuerst in seiner Sammlung Uald’ Söld'ring Tialen (1858), sodann in Sagen und Erzählungen der Sylter Friesen (1877), wo er behauptet, er hätte sämtliche Erzählungen bereits in seiner Jugend aus dem Munde einer gewissen Frau Maike Niß Takens gehört. Sein Freiheitsheld, so versichert er, hätte den Sohn des Amtmannes Henning Pogwisch getötet, weshalb er nach Westfriesland fliehen musste.
Hansens Ausführungen fanden einigen Widerhall in den Niederlanden, doch sie wurden von den Historikern durchaus kritisch aufgenommen. Der westfriesische Seeräuber war eine wirkliche Person, meinte man, doch mit Schleswig-Holstein hatte er nichts zu tun. Dessen ungeachtet blieben Hansens Phantasmen weiterhin in der Öffentlichkeit wirksam.
Der Heimatautor Wilhelm Lobsien publizierte 1909 seinen Roman Pidder Lyng. Darin verwendet er alle Komponenten von C.P. Hansen's Sage und schildert zusätzlich die Radikalisierung von Pidder Lyng. 1910 hat er diesen Roman als Jugendbuch in einem anderen Verlag mit dem Untertitel der Liekendeeler von Sylt noch einmal veröffentlicht. Die Liekendeeler („Gleichteiler“) oder Vitalienbrüder waren eine Piratenbande, die um 1400 im Ostseegebiet und in Ostfriesland tätig war.
Inhalt der Ballade
In das vor allem an der friesischen Nordseeküste und in anderen Teilen Norddeutschlands bekannte Gedicht beschreibt Detlev von Liliencron historisierend den Widerstandssinn und die Kampflust der mittelalterlichen Friesen. Diese werden personalisiert in der Figur des Sylter Fischers Pidder Lüng, der sich gegen die ungerechte dänische Landesherrschaft kehrt, für die der Amtmann von Tondern, Henning Pogwisch aus der deutsch-holsteinischen Adelsfamilie Pogwisch, Pate steht. Bei dem brutalen Versuch des Adligen, in dessen Gefolge sich ein Priester und bewaffnete Landsknechte befinden, von den Friesen Abgaben einzufordern, kommt es in der Fischerhütte Pidder Lüngs zunächst zu einer verbalen Auseinandersetzung, in deren Verlauf Lüng auf die gewohnheitsrechtlichen Freiheiten der Friesen verweist und die Steuerzahlung verweigert. Diese Freiheiten sind der Ballade in lyrischer Form vorangestellt:
- Frii es de Feskfang, Frei ist der Fischfang,
- frii es de Jaght, frei ist die Jagd,
- frii es de Strönthgang, frei ist der Strandgang,
- frii es de Naght, frei ist die Nacht,
- frii es de See, de wilde See frei ist die See, die wilde See
- en de Hornemmer Rhee. an der Hörnumer Reede.
Auf diese Verweigerung reagiert der dänische Amtmann, indem er voll Verachtung in den Grünkohltopf spuckt, der auf dem Herd der armen Fischersfamilie köchelt. Daraufhin packt Lüng Pogwisch und drückt dessen Gesicht so lange in den heißen Kohl, bis dieser erstickt ist. Erst dann greifen die bewaffneten Männer ein, erstechen den Fischer und ziehen zu einer Racheaktion über Sylt.
Wie jede Strophe endet auch die letzte mit der Parole „Lewwer duad üs Slaav!“ („Lieber tot als Sklave!“).
Die Schreibweise des Spruchs weicht von der heute bevorzugten Buchstabierung im Sölring ab. Die Unterschiede mit anderen nordfriesischen Dialekten sind erheblich größer.
Die Ballade und noch mehr der vermeintliche Friesenspruch erlangten eine ungemein große Popularität im Dritten Reich, wo sie gebraucht wurden, um den Kampfgeist zu steigern und den Defätismus zu verurteilen. Seit Kriegsbeginn wurde der Spruch aber weniger auf Nordfriesisch zitiert, weil man Regionalgefühle als bedrohlich für die Einheit der Nation sah.
Tatsächlich wurde der deutsch-dänische Amtsmann Henning Pogwisch unter Verweis auf die von ihm zu Unrecht eingetriebenen Steuern und Misshandlungen von Bauern 1479/1480 vom dänischen König Christian I. abgesetzt und vertrieben.
Hörspiel von Karl Kriekeberg
Von Karl Kriekeberg stammt ein niederdeutsches Sendespiel (Original-Hörspiel) unter dem Titel: Pidder Lüng. Schauspill in dree Optög. Detlev v. Liliencron to'n Gedenken. Der produzierende Sender war die NORAG in Hamburg. Das Stück wurde am 17. Juni 1926 auf die Funkbühne gebracht und live ohne Aufzeichnung gesendet, da es zu der damaligen Zeit eine solche Möglichkeit noch nicht gab.
- Unter der Regie von Hans Böttcher sprachen
- : Henning Fogwisch, Amtmann in Tondern
- : Uwe, siehn Söhn
- Hans Bosse: Knut Larsen
- : Detmar Duwwelstiern
- : Rolf Gäwelsdörp
- : Axel Rugensteen
- Richard Ohnsorg: Hans von Lübsch
- Paul Möhring: Kerst Jenssen, Preester
- : Pidder Lüng, Fischer in Hörnum up Sylt
- Magda Bäumken: Wiebke, sien Fru
- Käte Alving: Inge, sien Dochter
- : Dierl, sien Söhn
- : Jörn, sien Söhn
- : Trienke, olles Deenstmäten bi Pidder Lüng
- Hans Langmaack: Sim Röver, een ollen Fischer
- : Hein Blecken, een anner Fischer
Verschiedenes
- Liliencrons Ballade wurde 1978 von Rockmusiker Achim Reichel auf dem Album Regenballade vertont.
- Pidder Lüng ist ein Seenotrettungskreuzer der DGzRS aus 2008. Es war auch der Name eines Fährschiffes von der Hallig Hooge aus 1954.
- Zwei Autofähren der Wyker Dampfschiffs-Reederei Föhr-Amrum GmbH aus 1962 und 1972 wurden Pidder Lyng getauft. Der Pidder Lyng II wurde 2002 aus der Fahrt genommen.
- Die Pidder-Lüng-Kaserne war eine Kaserne der Bundeswehr in Hörnum (Sylt), die 1994 geschlossen und 2005 niedergerissen wurde.
- Pidder-Lüng-Haus ist ein Jugendgästehaus in Hörnum (Sylt).
Siehe auch
- Pier Gerlofs Donia
Anmerkungen
- Volker Griese: Detlev von Liliencron: Chronik eines Dichterlebens. 3. AuUfl., Nordenstedt 2021, S. 162.
- Zu der Person von Grutte Pier: Mark Raat: Grote Pier (ca. 1480-1520). Een samenvatting van feiten, fictie en beeldvorming omtrent Frieslands bekendste volksheld. In: Groniek 51, 2019, nr. 118, S. 33–47. Jacob J. Kalma: Grote Pier van Kimswerd. Leeuwarden 1970.
- Willy Krogmann (Hrsg.): Sylter Sagen, in der ursprünglichen Fassung nach C.P. Hansen. Göttingen 1966, Nr. 4. Jurjen van der Kooi: Der Ring im Fischbauch. Sagen aus Nordfriesland. Leer 1998, S. 151, 227.
- Karl Müllenhoff: Sagen, Märchen und Lieder der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg. Kiel 1845, S. 39 (Nr. 37: Der lange Peter).
- Christian Peter Hansen: Das unheimliche Dünenland Hörnum und dessen einstmalige Bewohner, in: Karl L. Biernatzki (Hrsg.): Volksbuch für 1846, S. 42–53.
- Vgl. Heinrich Handelmann: Nachträge und Zusätze zu Müllenhoff's Sagen, Marden und Liedern der Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lanenburg. In: Jahrbücher für die Landeskunde von Schleswig, Holstein und Lauenburg 1, 1858, S. 132–138, hier S. 132.
- Nikolaus Falck (Hg.): M. Anton Heimreichs, nordfresische Chronik Tondern 1819, Bd. 1, S. 296, vgl. S. 281.
- Johann Georg KOhl: Marschen und Inseln der Herzogthümer Schleswig und Holstein. Bd. 2, Kiel 1846, S. 160.
- Ernst Willkomm: Wanderungen an der Nord- und Ostsee. Leipzig 1850, S. 60.
- K.L. B(iernatzki): Pidder Lüng. In: Buch der Welt: illustrirtes Volksblatt, Stuttgart 1853, S. 371–376. Auch als:: Pidder Lüng der Freibeuter’. In: Lesefrüchte vom Felde der neuesten Literatur des In- und Auslandes 4, Hamburg 1854, S. 73–80, 90-83.
- Christian Peter Hansen: Uald’ Söld'ring Tialen. Møgeltønder 1858, S. 52–58. Ders.: Sagen und Erzählungen der Sylter Friesen. Nebst einer Beschreibung der Insel Sylt als Einleitung. Garding 1875, S. 206–215.
- Jan J. Gouverneur: Lange Peter. Eene bijdrage tot de geschiedenis der vrijbuiterij op de Friesche kusten. In: De Huisvriend 12, 1854,, S. 408–412. Montanus de Haan Hettema: Groote Pier. (PDF; 4,3 MB) In: Nieuwe Friesche Volks-Almanak 5, 1857, S. 59–70.
- Jacobus van Loon, Jzn.: Groote Pier, een Kimswerder. (PDF; 5,6 MB) In: Friesche Volksalmanak, 1886, S. 189–199 (mit Beiträgen von Hans Andreas Carstensen und Heinrich Handelmann). Zu den vielen von Hansen selbst hergestellten Sagen: Willy Krogmann (Hrsg.): Sylter Sagen, in der ursprünglichen Fassung nach C.P. Hansen. Göttingen 1966.
- Die Legende Pidder Lüng (Pidder Lyng). Moorwolf Verlag, 2024, ISBN 978-3-7598-3124-8, S. 9.
- Zur Vorgeschichte vom Verhältnis zwischen Friesen und Dänen, siehe: Besiedlung durch Friesen und Jüten und Beziehungen zu Dänemark.
- siehe hierzu, allerdings für die Ostfriesen, Friesische Freiheit
- Hörnumer Rhee ist ein kleiner wattseitiger Hafen bzw. Ankerplatz an der Südspitze Sylts.
- Die heutige übliche Schreibweise im Sylterfriesischen wäre „Lewer duar üs Slaav“ (vgl. Sölring Uurterbok, Kiel 2006). Liliencron markiert das kurze „e“ in „lewwer“ wie im Deutschen durch einen nachfolgenden Doppelkonsonanten. In moderner friesischer Schreibweise wird jedoch ein kurzer Vokal durch einfache Schreibung markiert, gegenüber der doppelten Schreibweise bei Langvokalen. Der Unterschied von „duad“ zu „duar“ ist durch die Nähe des Zungenspitzen-„r“ zum „d“ und leichte Dialektunterschiede zu erklären (vgl. auch die Varianten in der Schreibung des Namens „Pidder“ bzw. „Pirrer“ z. B. in J.P. Hansen: Di Söl'ring Pir'rersdei. Flensburg 1809).
- Joh. Steenstrup u. a.: Danmarks Riges Historie. Det Nordiske Forlag, Kopenhagen 1897, S. 566 f.
- C. P. Hansen: Friesische Sagen und Erzählungen. Altona 1858, S. 89.
Weblinks
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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Pidder Lung Begriffsklarung aufgefuhrt Pidder Lung im Dt und Dan auch Pidder Lyng ist eine Ballade des deutschen Dichters Detlev von Liliencron 1844 1909 zum ersten Mal 1892 publiziert Sie basiert auf einer Erzahlung des Sylter Heimatautors und Lehrers Christian Peter Hansen 1808 1879 Hansen verbindet darin eine lokale Tradition auf Sylt mit der Geschichte des westfriesischen Freiheitskampfers und Seeraubers Pier Gerlofs Donia um 1480 1520 der unter den Namen Grutte Pier Langer Peter bekannt war PersonDer Sage nach war Pidder Lung auch wohl Pidder Lyng ein Seerauberhauptmann und Fischer aus Hornum auf der Insel Sylt der im 15 oder am Anfang des 16 Jahrhunderts gelebt haben soll Der Kern der Erzahlung betrifft eine Raubersbande deren sieben Mitglieder erfasst und hingerichtet wurden Das jungste Mitglied hatte man zwar begnadigt doch dieser setzte nachher aus Rache das Haus des Landvogts ins Feuer Die pragnante Geschichte wurde 1845 durch Karl Mullenhoff in seiner Sammlung Sagen Marchen und Lieder der Herzogthumer Schleswig Holstein und Lauenburg veroffentlicht Christian Peter Hansen von dem die Sage stammte publizierte eine erweiterte Fassung in Karl Biernatzkis Volksbuch fur 1846 Die von ihm verbuchte Uberlieferungen verband er unkritisch mit Chronikauszugen aus langst vergangenen Zeiten Dabei bezog er sich vor allem auf einen Passus in der nordfriesischen Chronik des Anton Heimreichs in dem die Piraterie des Westfriesen Pier Gerlofs Donia um 1515 beschrieben wurde Bey seiner des spateren Konigs Friedrich I Regierung war ein Seerauber in der Westsee so ein geborner Freese und Langer Peter ist genannt der ungefahr 500 Mann bei sich hatte welche alle lose leichtfertige ehr und gottvergessene Buben und verlaufene Kriegsknechte gewesen denen er auf ihren Kleidern zum Feldzeichen Galgen und Rad gegeben und die mit Rauben und Plundern in der Westsee grossen Schaden gethan haben Im Anschluss an die Chronik taufte Hansen seine Hauptperson Lange Peter von Hornum Das vermeintliche Leiblied der Hornumer Frei ist der Fischfang wurde 1846 von Geographen Johann Georg Kohl veroffentlicht Der Journalist Ernst Willkomm publizierte 1850 eine halb friesische Fassung Fry is de Fischfang die er als den Wahlspruch der ehemaligen See und Strandrauber bezeichnete Alle Erzahlelemente kamen bereits 1853 in einem Zeitungsaufsatz von Biernatzki zusammen Dabei wurde auch der bekannte Spruch Lever dud als Sklav erwahnt hier aber verstellt als Bevor dud als Sklav Hansen vervollstandigte seine Geschichte von Pidder Lung demnachst mit anderen Motiven zuerst in seiner Sammlung Uald Sold ring Tialen 1858 sodann in Sagen und Erzahlungen der Sylter Friesen 1877 wo er behauptet er hatte samtliche Erzahlungen bereits in seiner Jugend aus dem Munde einer gewissen Frau Maike Niss Takens gehort Sein Freiheitsheld so versichert er hatte den Sohn des Amtmannes Henning Pogwisch getotet weshalb er nach Westfriesland fliehen musste Hansens Ausfuhrungen fanden einigen Widerhall in den Niederlanden doch sie wurden von den Historikern durchaus kritisch aufgenommen Der westfriesische Seerauber war eine wirkliche Person meinte man doch mit Schleswig Holstein hatte er nichts zu tun Dessen ungeachtet blieben Hansens Phantasmen weiterhin in der Offentlichkeit wirksam Der Heimatautor Wilhelm Lobsien publizierte 1909 seinen Roman Pidder Lyng Darin verwendet er alle Komponenten von C P Hansen s Sage und schildert zusatzlich die Radikalisierung von Pidder Lyng 1910 hat er diesen Roman als Jugendbuch in einem anderen Verlag mit dem Untertitel der Liekendeeler von Sylt noch einmal veroffentlicht Die Liekendeeler Gleichteiler oder Vitalienbruder waren eine Piratenbande die um 1400 im Ostseegebiet und in Ostfriesland tatig war Inhalt der BalladeIn das vor allem an der friesischen Nordseekuste und in anderen Teilen Norddeutschlands bekannte Gedicht beschreibt Detlev von Liliencron historisierend den Widerstandssinn und die Kampflust der mittelalterlichen Friesen Diese werden personalisiert in der Figur des Sylter Fischers Pidder Lung der sich gegen die ungerechte danische Landesherrschaft kehrt fur die der Amtmann von Tondern Henning Pogwisch aus der deutsch holsteinischen Adelsfamilie Pogwisch Pate steht Bei dem brutalen Versuch des Adligen in dessen Gefolge sich ein Priester und bewaffnete Landsknechte befinden von den Friesen Abgaben einzufordern kommt es in der Fischerhutte Pidder Lungs zunachst zu einer verbalen Auseinandersetzung in deren Verlauf Lung auf die gewohnheitsrechtlichen Freiheiten der Friesen verweist und die Steuerzahlung verweigert Diese Freiheiten sind der Ballade in lyrischer Form vorangestellt Leitspruch unter Darstellung des Wappens der NordfriesenFrii es de Feskfang 0 0 0 0 0 0 0 Frei ist der Fischfang frii es de Jaght 0 0 0 0 0 0 0 0 0 frei ist die Jagd frii es de Stronthgang 0 0 0 0 0 0 frei ist der Strandgang frii es de Naght 0 0 0 0 0 0 0 0 0 frei ist die Nacht frii es de See de wilde See 0 0 0 frei ist die See die wilde See en de Hornemmer Rhee 0 0 0 0 0 an der Hornumer Reede dd Auf diese Verweigerung reagiert der danische Amtmann indem er voll Verachtung in den Grunkohltopf spuckt der auf dem Herd der armen Fischersfamilie kochelt Daraufhin packt Lung Pogwisch und druckt dessen Gesicht so lange in den heissen Kohl bis dieser erstickt ist Erst dann greifen die bewaffneten Manner ein erstechen den Fischer und ziehen zu einer Racheaktion uber Sylt Wie jede Strophe endet auch die letzte mit der Parole Lewwer duad us Slaav Lieber tot als Sklave Die Schreibweise des Spruchs weicht von der heute bevorzugten Buchstabierung im Solring ab Die Unterschiede mit anderen nordfriesischen Dialekten sind erheblich grosser Die Ballade und noch mehr der vermeintliche Friesenspruch erlangten eine ungemein grosse Popularitat im Dritten Reich wo sie gebraucht wurden um den Kampfgeist zu steigern und den Defatismus zu verurteilen Seit Kriegsbeginn wurde der Spruch aber weniger auf Nordfriesisch zitiert weil man Regionalgefuhle als bedrohlich fur die Einheit der Nation sah Tatsachlich wurde der deutsch danische Amtsmann Henning Pogwisch unter Verweis auf die von ihm zu Unrecht eingetriebenen Steuern und Misshandlungen von Bauern 1479 1480 vom danischen Konig Christian I abgesetzt und vertrieben Horspiel von Karl KriekebergVon Karl Kriekeberg stammt ein niederdeutsches Sendespiel Original Horspiel unter dem Titel Pidder Lung Schauspill in dree Optog Detlev v Liliencron to n Gedenken Der produzierende Sender war die NORAG in Hamburg Das Stuck wurde am 17 Juni 1926 auf die Funkbuhne gebracht und live ohne Aufzeichnung gesendet da es zu der damaligen Zeit eine solche Moglichkeit noch nicht gab Unter der Regie von Hans Bottcher sprachen Henning Fogwisch Amtmann in Tondern Uwe siehn Sohn Hans Bosse Knut Larsen Detmar Duwwelstiern Rolf Gawelsdorp Axel Rugensteen Richard Ohnsorg Hans von Lubsch Paul Mohring Kerst Jenssen Preester Pidder Lung Fischer in Hornum up Sylt Magda Baumken Wiebke sien Fru Kate Alving Inge sien Dochter Dierl sien Sohn Jorn sien Sohn Trienke olles Deenstmaten bi Pidder Lung Hans Langmaack Sim Rover een ollen Fischer Hein Blecken een anner FischerVerschiedenesLiliencrons Ballade wurde 1978 von Rockmusiker Achim Reichel auf dem Album Regenballade vertont Pidder Lung ist ein Seenotrettungskreuzer der DGzRS aus 2008 Es war auch der Name eines Fahrschiffes von der Hallig Hooge aus 1954 Zwei Autofahren der Wyker Dampfschiffs Reederei Fohr Amrum GmbH aus 1962 und 1972 wurden Pidder Lyng getauft Der Pidder Lyng II wurde 2002 aus der Fahrt genommen Die Pidder Lung Kaserne war eine Kaserne der Bundeswehr in Hornum Sylt die 1994 geschlossen und 2005 niedergerissen wurde Pidder Lung Haus ist ein Jugendgastehaus in Hornum Sylt Siehe auchPier Gerlofs DoniaAnmerkungenVolker Griese Detlev von Liliencron Chronik eines Dichterlebens 3 AuUfl Nordenstedt 2021 S 162 Zu der Person von Grutte Pier Mark Raat Grote Pier ca 1480 1520 Een samenvatting van feiten fictie en beeldvorming omtrent Frieslands bekendste volksheld In Groniek 51 2019 nr 118 S 33 47 Jacob J Kalma Grote Pier van Kimswerd Leeuwarden 1970 Willy Krogmann Hrsg Sylter Sagen in der ursprunglichen Fassung nach C P Hansen Gottingen 1966 Nr 4 Jurjen van der Kooi Der Ring im Fischbauch Sagen aus Nordfriesland Leer 1998 S 151 227 Karl Mullenhoff Sagen Marchen und Lieder der Herzogthumer Schleswig Holstein und Lauenburg Kiel 1845 S 39 Nr 37 Der lange Peter Christian Peter Hansen Das unheimliche Dunenland Hornum und dessen einstmalige Bewohner in Karl L Biernatzki Hrsg Volksbuch fur 1846 S 42 53 Vgl Heinrich Handelmann Nachtrage und Zusatze zu Mullenhoff s Sagen Marden und Liedern der Herzogthumer Schleswig Holstein und Lanenburg In Jahrbucher fur die Landeskunde von Schleswig Holstein und Lauenburg 1 1858 S 132 138 hier S 132 Nikolaus Falck Hg M Anton Heimreichs nordfresische Chronik Tondern 1819 Bd 1 S 296 vgl S 281 Johann Georg KOhl Marschen und Inseln der Herzogthumer Schleswig und Holstein Bd 2 Kiel 1846 S 160 Ernst Willkomm Wanderungen an der Nord und Ostsee Leipzig 1850 S 60 K L B iernatzki Pidder Lung In Buch der Welt illustrirtes Volksblatt Stuttgart 1853 S 371 376 Auch als Pidder Lung der Freibeuter In Lesefruchte vom Felde der neuesten Literatur des In und Auslandes 4 Hamburg 1854 S 73 80 90 83 Christian Peter Hansen Uald Sold ring Tialen Mogeltonder 1858 S 52 58 Ders Sagen und Erzahlungen der Sylter Friesen Nebst einer Beschreibung der Insel Sylt als Einleitung Garding 1875 S 206 215 Jan J Gouverneur Lange Peter Eene bijdrage tot de geschiedenis der vrijbuiterij op de Friesche kusten In De Huisvriend 12 1854 S 408 412 Montanus de Haan Hettema Groote Pier PDF 4 3 MB In Nieuwe Friesche Volks Almanak 5 1857 S 59 70 Jacobus van Loon Jzn Groote Pier een Kimswerder PDF 5 6 MB In Friesche Volksalmanak 1886 S 189 199 mit Beitragen von Hans Andreas Carstensen und Heinrich Handelmann Zu den vielen von Hansen selbst hergestellten Sagen Willy Krogmann Hrsg Sylter Sagen in der ursprunglichen Fassung nach C P Hansen Gottingen 1966 Die Legende Pidder Lung Pidder Lyng Moorwolf Verlag 2024 ISBN 978 3 7598 3124 8 S 9 Zur Vorgeschichte vom Verhaltnis zwischen Friesen und Danen siehe Besiedlung durch Friesen und Juten und Beziehungen zu Danemark siehe hierzu allerdings fur die Ostfriesen Friesische Freiheit Hornumer Rhee ist ein kleiner wattseitiger Hafen bzw Ankerplatz an der Sudspitze Sylts Die heutige ubliche Schreibweise im Sylterfriesischen ware Lewer duar us Slaav vgl Solring Uurterbok Kiel 2006 Liliencron markiert das kurze e in lewwer wie im Deutschen durch einen nachfolgenden Doppelkonsonanten In moderner friesischer Schreibweise wird jedoch ein kurzer Vokal durch einfache Schreibung markiert gegenuber der doppelten Schreibweise bei Langvokalen Der Unterschied von duad zu duar ist durch die Nahe des Zungenspitzen r zum d und leichte Dialektunterschiede zu erklaren vgl auch die Varianten in der Schreibung des Namens Pidder bzw Pirrer z B in J P Hansen Di Sol ring Pir rersdei Flensburg 1809 Joh Steenstrup u a Danmarks Riges Historie Det Nordiske Forlag Kopenhagen 1897 S 566 f C P Hansen Friesische Sagen und Erzahlungen Altona 1858 S 89 WeblinksWikisource Pidder Lung Quellen und Volltexte