In der Mathematik bezeichnet ein Körper eine Menge von Elementen Zahlen auf der die vier Grundrechenarten gemäß gewisser
Pythagoreischer Körper

In der Mathematik bezeichnet ein Körper eine Menge von Elementen („Zahlen“), auf der die vier Grundrechenarten gemäß gewisser Regeln anwendbar sind. Dieser Körper wird als pythagoreisch bezeichnet, wenn zusätzlich jede (endliche) Summe von Quadratzahlen des Körpers immer noch eine Quadratzahl ist.
Dies ist nicht selbstverständlich: Ein aus der Schulmathematik bekannter Körper ist derjenige der Bruchzahlen. Jede beliebige Summe oder Differenz, jedes Produkt und jeder Quotient ist darin immer ermittelbar. Da keine rationale Quadratzahl ist, ist dieser Körper nicht pythagoreisch.
Pythagoreische Körper spielen eine wichtige Rolle in der synthetischen Geometrie, dort wird häufig zusätzlich gefordert, dass −1 keine Quadratzahl sein soll. Sie sind dann formal reelle pythagoreische Körper. – Bei der üblichen Auffassung, dass 0 keine Quadratzahl ist, die auch in diesem Artikel verwendet wird, ergibt sich die Zusatzeigenschaft bereits aus der Definition des pythagoreischen Körpers. Bei diesen Körpern ist stets eine Anordnung möglich. Eine präeuklidische Ebene über einem formal reellen pythagoreischen Körper, in der die Orthogonalitätskonstante zu −1 normiert werden kann, wird auch als pythagoreische Ebene bezeichnet. In solchen Ebenen können Winkelhalbierende konstruiert werden und es lässt sich ein Abstandsbegriff zwischen Punkten einführen, der auf dem Satz des Pythagoras der euklidischen Ebenen beruht. Dies ist einer der Anlässe für die Bezeichnung „pythagoreisch“.
Eine gewisse Bedeutung haben pythagoreische Körper und vor allem pythagoreische Erweiterungen für die Frage der Lösbarkeit von diophantischen Gleichungen in der elementaren Zahlentheorie.
Jeder euklidische Körper ist ein formal reeller pythagoreischer Körper. Alle diese Körper haben stets die Charakteristik 0 und enthalten immer unendlich viele Elemente.
Definitionen
Ein Körper heißt pythagoreischer Körper, wenn eine der folgenden äquivalenten Bedingungen zutrifft.
- Die Summe von zwei Quadratzahlen in K ist wieder eine Quadratzahl.
- Für jedes ist eine Quadratzahl, also .
Aus diesen Formulierungen folgt zugleich, dass −1 keine Quadratzahl und damit auch keine Summe von Quadratzahlen ist. Denn wäre , dann wäre auch als Summe von Quadratzahlen eine Quadratzahl, ein Widerspruch, denn Quadratzahlen dürfen nicht verschwinden.
Eigenschaften
Ein pythagoreischer Körper wie hier definiert ist also stets formal reell. Um dies zu betonen, wird das Attribut formal reell häufig hinzugefügt, daraus folgt dann:
- Die Quadratklassen von −1 und 1 sind verschieden,
- die Zahl −1 ist keine Quadratzahl,
- die Charakteristik des Körpers ist 0.
Abweichende Bedeutungen
Die gelegentlich gebrauchte, schwächere Definition erhält man durch folgende Charakterisierungen: Ein Körper heißt pythagoreischer Körper (in allgemeinerer Form), wenn seine Charakteristik 0 ist, und zusätzlich eine der folgenden äquivalenten Bedingungen zutrifft:
- die Summe von zwei Quadratzahlen in ist wieder in ,
- für jedes ist ,
- die Pythagoraszahl von ist 1,
- jede pythagoreische Erweiterung (s. u.) von stimmt mit überein.
Eine noch schwächere Form, die ebenfalls in der Literatur vorkommt, verzichtet auch noch auf die Forderung, dass die Charakteristik 0 sein soll. Auch dann sind die vier in diesem Abschnitt genannten Charakterisierungen äquivalente Definitionen des abgeschwächten Begriffs.
Pythagoreische Erweiterung
Eine Körpererweiterung der Form heißt pythagoreische Erweiterung.
Strikt-pythagoreischer Körper
Ein Körper heißt strikt-pythagoreisch, wenn er formal reell und pythagoreisch ist und jeder formal reelle Erweiterungskörper ein pythagoreischer Körper ist, sofern die Körpererweiterung quadratisch ist, also ihr Erweiterungsgrad ist.
Euklidischer Körper
Ein pythagoreischer Körper heißt euklidischer Körper, wenn eine der folgenden äquivalenten Bedingungen zutrifft:
- Jedes Element von ist entweder eine Quadratzahl oder das Negative einer Quadratzahl, niemals beides.
- Der Körper enthält genau die zwei Quadratklassen und .
Beide genannten Eigenschaften verschärfen zugleich die von formal reellen Körpern geforderten Eigenschaften, selbst wenn „pythagoreisch“ hier im weitesten Sinn verstanden wird. Also ist jeder euklidische Körper ein formal reeller pythagoreischer Körper mit genau 2 Quadratklassen.
Pythagoreische Ebene
In der synthetischen Geometrie wird eine affine Ebene mit Orthogonalität, deren Koordinatenkörper ein formal reeller pythagoreischer Körper ist und in der ein Quadrat (die geometrische Figur!) existiert, als pythagoreische Ebene bezeichnet. (In dieser Definition kann die Zusatzbedingung „formal reell“ fortgelassen werden, da die Existenz von Quadraten impliziert, dass −1 keine Quadratzahl ist.)
Geometrische Anwendungen
- Der Koordinatenkörper einer präeuklidischen Ebene, die frei beweglich ist (in der für jedes schneidende Geradenpaar eine Winkelhalbierende existiert), ist ein formal reeller pythagoreischer Körper.
- Umgekehrt ist für einen formal reellen pythagoreischen Körper die Koordinatenebene mit Orthogonalität eine frei bewegliche präeuklidische Ebene, falls die Orthogonalitätskonstante quadratisch äquivalent zu −1 ist.
Literatur
- L. Bröcker, Über eine Klasse pythagoreischer Körper, Archiv der Mathematik, Volume 23, Number 1, Dezember 1972
- Wendelin Degen, Lothar Profke: Grundlagen der affinen und euklidischen Geometrie. Teubner, Stuttgart 1976, ISBN 3-519-02751-8.
Weblinks
- Pythagorean Field bei PlanetMath (englisch)
Einzelnachweise
- Zur Schreibweise: Im aktuellen Duden – Das große Wörterbuch der deutschen Sprache in zehn Bänden - ISBN 3-411-70360-1 wird das Adjektiv „pythagoreisch“ in dieser Schreibweise gegeben und die Schreibweise „pythagoräisch“ als österreichische Sonderform bezeichnet. In der deutschsprachigen mathematischen Fachliteratur kommen beide Schreibweisen ohne darauf bezogenen Bedeutungsunterschied vor.
- In diesem Artikel wird nach Degen (1976) unter einer Quadratzahl immer ein Körperelement verstanden, die 0 also ausgeschlossen.
- Degen (1976), S. 146
- Eric W. Weisstein: Pythagorean Field. From MathWorld--A Wolfram Web Resource.
- Eric W. Weisstein: Pythagorean Extension. From MathWorld--A Wolfram Web Resource.
- Bröcker (1972), S. 405–407
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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In der Mathematik bezeichnet ein Korper eine Menge von Elementen Zahlen auf der die vier Grundrechenarten gemass gewisser Regeln anwendbar sind Dieser Korper wird als pythagoreisch bezeichnet wenn zusatzlich jede endliche Summe von Quadratzahlen des Korpers immer noch eine Quadratzahl ist Dies ist nicht selbstverstandlich Ein aus der Schulmathematik bekannter Korper ist derjenige der Bruchzahlen Jede beliebige Summe oder Differenz jedes Produkt und jeder Quotient ist darin immer ermittelbar Da 12 12 1 1 2 displaystyle 1 2 1 2 1 1 2 keine rationale Quadratzahl ist ist dieser Korper nicht pythagoreisch Pythagoreische Korper spielen eine wichtige Rolle in der synthetischen Geometrie dort wird haufig zusatzlich gefordert dass 1 keine Quadratzahl sein soll Sie sind dann formal reelle pythagoreische Korper Bei der ublichen Auffassung dass 0 keine Quadratzahl ist die auch in diesem Artikel verwendet wird ergibt sich die Zusatzeigenschaft bereits aus der Definition des pythagoreischen Korpers Bei diesen Korpern ist stets eine Anordnung moglich Eine praeuklidische Ebene uber einem formal reellen pythagoreischen Korper in der die Orthogonalitatskonstante zu 1 normiert werden kann wird auch als pythagoreische Ebene bezeichnet In solchen Ebenen konnen Winkelhalbierende konstruiert werden und es lasst sich ein Abstandsbegriff zwischen Punkten einfuhren der auf dem Satz des Pythagoras der euklidischen Ebenen beruht Dies ist einer der Anlasse fur die Bezeichnung pythagoreisch Eine gewisse Bedeutung haben pythagoreische Korper und vor allem pythagoreische Erweiterungen fur die Frage der Losbarkeit von diophantischen Gleichungen in der elementaren Zahlentheorie Jeder euklidische Korper ist ein formal reeller pythagoreischer Korper Alle diese Korper haben stets die Charakteristik 0 und enthalten immer unendlich viele Elemente DefinitionenEin Korper K displaystyle K cdot heisst pythagoreischer Korper wenn eine der folgenden aquivalenten Bedingungen zutrifft Die Summe von zwei Quadratzahlen in K ist wieder eine Quadratzahl Fur jedes a K displaystyle a in K ist 1 a2 displaystyle 1 a 2 eine Quadratzahl also 1 a2 Q1 K 2 b2 b K 0 displaystyle 1 a 2 in Q 1 K 2 lbrace b 2 b in K setminus lbrace 0 rbrace rbrace Aus diesen Formulierungen folgt zugleich dass 1 keine Quadratzahl und damit auch keine Summe von Quadratzahlen ist Denn ware 1 c2 c K displaystyle 1 c 2 c in K dann ware auch 0 c2 12 displaystyle 0 c 2 1 2 als Summe von Quadratzahlen eine Quadratzahl ein Widerspruch denn Quadratzahlen durfen nicht verschwinden Eigenschaften Ein pythagoreischer Korper wie hier definiert ist also stets formal reell Um dies zu betonen wird das Attribut formal reell haufig hinzugefugt daraus folgt dann Die Quadratklassen von 1 und 1 sind verschieden die Zahl 1 ist keine Quadratzahl die Charakteristik des Korpers ist 0 Abweichende Bedeutungen Die gelegentlich gebrauchte schwachere Definition erhalt man durch folgende Charakterisierungen Ein Korper K displaystyle K cdot heisst pythagoreischer Korper in allgemeinerer Form wenn seine Charakteristik 0 ist und zusatzlich eine der folgenden aquivalenten Bedingungen zutrifft die Summe von zwei Quadratzahlen in K displaystyle K ist wieder in K2 k2 k K displaystyle K 2 lbrace k 2 k in K rbrace fur jedes a K displaystyle a in K ist 1 a2 K2 displaystyle 1 a 2 in K 2 die Pythagoraszahl von K displaystyle K ist 1 jede pythagoreische Erweiterung s u von K displaystyle K stimmt mit K displaystyle K uberein Eine noch schwachere Form die ebenfalls in der Literatur vorkommt verzichtet auch noch auf die Forderung dass die Charakteristik 0 sein soll Auch dann sind die vier in diesem Abschnitt genannten Charakterisierungen aquivalente Definitionen des abgeschwachten Begriffs Pythagoreische Erweiterung Eine Korpererweiterung der Form K 1 a2 a K displaystyle K left sqrt 1 a 2 right quad a in K heisst pythagoreische Erweiterung Strikt pythagoreischer Korper Ein Korper K displaystyle K heisst strikt pythagoreisch wenn er formal reell und pythagoreisch ist und jeder formal reelle Erweiterungskorper L displaystyle L ein pythagoreischer Korper ist sofern die Korpererweiterung K lt L displaystyle K lt L quadratisch ist also ihr Erweiterungsgrad L K 2 displaystyle L K 2 ist Euklidischer Korper Ein pythagoreischer Korper K displaystyle K heisst euklidischer Korper wenn eine der folgenden aquivalenten Bedingungen zutrifft Jedes Element von K 0 displaystyle K setminus lbrace 0 rbrace ist entweder eine Quadratzahl oder das Negative einer Quadratzahl niemals beides Der Korper enthalt genau die zwei Quadratklassen Q1 displaystyle Q 1 und Q 1 displaystyle Q 1 Beide genannten Eigenschaften verscharfen zugleich die von formal reellen Korpern geforderten Eigenschaften selbst wenn pythagoreisch hier im weitesten Sinn verstanden wird Also ist jeder euklidische Korper ein formal reeller pythagoreischer Korper mit genau 2 Quadratklassen Pythagoreische Ebene In der synthetischen Geometrie wird eine affine Ebene mit Orthogonalitat deren Koordinatenkorper ein formal reeller pythagoreischer Korper ist und in der ein Quadrat die geometrische Figur existiert als pythagoreische Ebene bezeichnet In dieser Definition kann die Zusatzbedingung formal reell fortgelassen werden da die Existenz von Quadraten impliziert dass 1 keine Quadratzahl ist Geometrische AnwendungenDer Koordinatenkorper einer praeuklidischen Ebene die frei beweglich ist in der fur jedes schneidende Geradenpaar eine Winkelhalbierende existiert ist ein formal reeller pythagoreischer Korper Umgekehrt ist fur einen formal reellen pythagoreischen Korper K displaystyle K die Koordinatenebene K2 displaystyle K 2 mit Orthogonalitat eine frei bewegliche praeuklidische Ebene falls die Orthogonalitatskonstante quadratisch aquivalent zu 1 ist LiteraturL Brocker Uber eine Klasse pythagoreischer Korper Archiv der Mathematik Volume 23 Number 1 Dezember 1972 Wendelin Degen Lothar Profke Grundlagen der affinen und euklidischen Geometrie Teubner Stuttgart 1976 ISBN 3 519 02751 8 WeblinksPythagorean Field bei PlanetMath englisch EinzelnachweiseZur Schreibweise Im aktuellen Duden Das grosse Worterbuch der deutschen Sprache in zehn Banden ISBN 3 411 70360 1 wird das Adjektiv pythagoreisch in dieser Schreibweise gegeben und die Schreibweise pythagoraisch als osterreichische Sonderform bezeichnet In der deutschsprachigen mathematischen Fachliteratur kommen beide Schreibweisen ohne darauf bezogenen Bedeutungsunterschied vor In diesem Artikel wird nach Degen 1976 unter einer Quadratzahl immer ein Korperelement k2 0 k K displaystyle k 2 neq 0 k in K verstanden die 0 also ausgeschlossen Degen 1976 S 146 Eric W Weisstein Pythagorean Field From MathWorld A Wolfram Web Resource Eric W Weisstein Pythagorean Extension From MathWorld A Wolfram Web Resource Brocker 1972 S 405 407