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Als Realität wird im allgemeinen Sprachgebrauch die Gesamtheit des Realen bezeichnet Als real gilt zum einen etwas das k

Realität

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Als Realität wird im allgemeinen Sprachgebrauch die Gesamtheit des Realen bezeichnet. Als real gilt zum einen etwas, das keine Illusion ist und nicht von den Wünschen oder Überzeugungen einer einzelnen Person abhängig ist. Zum anderen das, was in Wahrheit so ist, wie es erscheint, bzw. dem bestimmte Eigenschaften „robust“ – also nicht nur in einer Hinsicht und nicht nur vorübergehend – zukommen (→ Authentizität). Realität ist in diesem Sinne somit dasjenige, dem „Bestimmtheit“ zugeschrieben werden kann. Ein intentionales Objekt (z. B. eine Überzeugung, eine Einschätzung, eine Beschreibung, ein Bild, ein Film oder Computerspiel) gilt dann als realistisch, wenn es die Eigenschaften der darzustellenden Wirklichkeit in vielerlei Hinsicht und ohne Verzerrungen wiedergibt (→ Realismus). Manche Positionen unterscheiden allerdings Wirklichkeit und Realität oder betrachten sie zumindest als unterscheidbare Aspekte.

Der Begriff stammt von lateinisch realitas, ‚Wirklichkeit‘; über res, ‚Sache‘, ‚Ding‘, ‚Wesen‘. Der Plural Realitäten als Synonym oder Sammelbegriff für jemandes Immobilien ist heute überwiegend veraltet. Lediglich in Österreich (und gelegentlich, immer seltener, auch im oberdeutschen Dialektraum Süddeutschlands) findet er noch regelmäßig Anwendung.

Begriff

Ein genaues Verständnis davon, was unter der Realität zu verstehen ist, beruht zum einen auf getroffenen philosophischen Voraussetzungen; dies gilt auch für das Realitätsverständnis der einzelnen Wissenschaften. Für die Naturwissenschaften ist Realität das, was der wissenschaftlichen Betrachtung und Erforschung zugänglich ist. Dinge, die nicht messbar sind – etwa Phänomene, die dem Bereich der Transzendenz oder dem Glauben zuzuordnen sind –, sollen keine Basis für wissenschaftliche Theorie­bildung sein. Dabei geht es vor allem um methodisch feststellbare Wechselwirkungen. Inhalte von Vorstellungen, Gefühlen, Wünschen, Wahrnehmungen und ähnlichem gelten zunächst einmal als nicht der Realität zugehörig. Die Identifizierung von Realität und Wirklichkeit ist jedoch nicht unproblematisch (siehe Realismusdebatte). Von Positionen, die sich um eine Unterscheidung bemühen, ist mit dem Begriff „Wirklichkeit“ eine Realität gemeint, die auf Dinge eingeschränkt ist, die in Wechselwirkung zu anderen bereits als real erkannten Dingen stehen. Als Realität wird darüber hinaus alles begriffen, was als Gegenstand des individuellen Bewusstseins aufgefasst werden kann, gerade eben auch Soziale Tatbestände, angenommene spirituelle Gegenstände und sowohl fremde wie eigene Gefühle und Einstellungen, insofern diese nicht auf bloße Willkür zurückgeführt werden können, sondern selbst als unter Regeln stehend vorgestellt werden. Dieser weite Realitätsbegriff, der auch von bestimmten Positionen der Sozialwissenschaften geteilt wird, wird für gewöhnlich jedoch auf verschiedene soziale Kontexte beschränkt: was bspw. in der Logik, vor einem Gericht, bei einem Streitgespräch unter Partnern oder in einer Kirche als real gilt, sind jeweils sehr verschiedene Entitäten, die nur bedingt zur gleichen Zeit für gleichermaßen real gehalten werden können. Generell werden Positionen, die positive Kriterien für die Realität von etwas aufstellen, als „realistisch“ bezeichnet.

Je nach Kontext hat der Realitätsbegriff unterschiedlichen Gehalt. Man kann verschiedene Realitätsbegriffe oder Kriterien für die Realität unterscheiden. Keine dieser Bestimmungen ist jedoch unproblematisch:

  • Eine alle Gegenstände der Außenwelt umfassende Physische Realität. Dabei ist umstritten,
    • Ob nicht unmittelbar wahrnehmbare Dinge (z. B. elektromagnetische Strahlung, Neutronen) real sind, oder nur theoretische Entitäten, siehe Realismusdebatte.
    • Ob Bewusstseinsinhalte real sind, oder ob es sich dabei um metaphorische Beschreibungen für neurowissenschaftliche Phänomene handelt, siehe Philosophie des Geistes
  • Objektivität, dieses Kriterium schließt auch soziale, ästhetische oder historische Gegebenheiten ein.
    • Hier stellt sich die Frage, ob unter solchen abstrakten Strukturen, die vom menschlichen Denken und Handeln abhängen, Unterschiede bestehen, ob in etwa die Gegenstände der „Idealwissenschaften“ Mathematik bzw. Logik in höherem Maß der objektiven Wirklichkeit entsprechen als etwa Schönheit oder ein historisches Ereignis, ob es auch objektive Werte gibt, siehe Ethischer Realismus, und ob diese Realität mehr als nur vorläufige Gültigkeit beanspruchen kann, siehe Historismus.
  • Bewusstseinsunabhängigkeit, alle bewusstseinsabhängigen Phänomene wie Farbigkeit, Qualia, und die primären Qualitäten Raum, Zeit und Gestalt sollen von der Realität ausgeschlossen werden,
    • Auch hier gibt es jedoch eine Debatte über die Schranken des Begriffs, auch im Hinblick auf Absicht, Träume und Empfindungen (zu denen die Qualia gehören).
  • Faktizität, dabei werden „gegebene“ Sachverhalte im Gegensatz zu nur möglichen und unmöglichen als real ausgezeichnet, siehe Tatsache.
  • Wahrheit als Kriterium führt zu den Fragen, was der Träger von Wahrheit ist und nach welchem Kriterium diese bestimmt wird.
  • Gegensatz zur Phantasie oder Einbildung, vgl. Bewusstseinsunabhängigkeit.
  • Erscheinungsabhängigkeit im Gegensatz zu bloß begrifflicher Bestimmtheit. z. B.:
    • Der Inhalt des Begriffs Dreieck kann nur am konkreten Beispiel gedacht werden, ebenso wie die Zahl 10 nur als Symbol (Ziffern) oder als Anzahl von zehn Einheiten vorgestellt wird, siehe synthetisches Urteil a priori.
  • Wesentlichkeit, d. h., es wird ein realer Kern des Seins hinter einer trügerischen Alltagserfahrung des Seienden vermutet,
    • Ein solcher Realitätsbegriff wird insbesondere in einer Heilsgeschichte oder Positionen der Geschichtsphilosophie vermutet, siehe List der Vernunft, sowie Positionen, die zur Mystik gehören oder ihr nahestehen.
  • Inhaltlichkeit oder Materialität im Gegensatz zur Formalität, das Konkrete, Nicht-allgemeine, siehe Universalienstreit.
  • Allgemeines sowohl wie Einzelnes, sofern es begrifflich exakt bestimmt werden kann, siehe Rationalismus.
  • Erfahrbarkeit bzw. Wahrnehmbarkeit, siehe Empirismus bzw. Sensualismus,
    • Wobei die Realität abstrakter Regelmäßigkeiten im Empirismus zum Problem wird, siehe Induktionsproblem und im Sensualismus die Existenz von Gegenständen überhaupt (zu Gunsten von Qualia).
  • Intendierter Sinn einer Äußerung oder einer Handlung, siehe Sinn (Semantik).
  • Über-individuelle Anerkennung, siehe Sozialkonstruktivismus.
  • Realität allgemein als dynamische Wirklichkeit:
    • Real ist, was als Wirkung aus einer realen Ursache hervorgegangen ist (Aristoteles), siehe Kausalität. Hier ergibt sich die Frage nach einer ersten absolute Realität (oder einem unendlichem Regress, siehe Antinomien der reinen Vernunft).

Abweichend, aber nicht ohne Bezug zum modernen Realitätsbegriff verstand die scholastisch-rationalistische Terminologie bis hin zu Immanuel Kant unter Realität die Kategorie der positiven qualitativen Bestimmtheit. Derjenige Gegenstand, der die maximale Kombination an positiven Bestimmtheiten aufweisen sollte, wurde als ens realissimum bezeichnet. In der Kritik der reinen Vernunft schloss Kant aus, dass Existenz selbst eine qualitative Bestimmung (ein „reales Prädikat“) sei, sondern vielmehr nur das Gegeben-sein in einer Wirklichen Erfahrung, also eine Beziehung zwischen Objekt und Subjekt zum Ausdruck bringt. Infolgedessen taugte die Identifizierung von ens realissimum und Gott nicht länger zu einem ontologischem Gottesbeweis, Kant schlug daher im Abschnitt über „Das transzendentale Ideal“ unter ens realissimum nicht Gott, sondern die Totalität der empirisch erfahrbaren Welt zu verstehen und auch den Pantheismus von Baruch de Spinoza in diesem Sinne zu lesen.

Philosophie

→ Hauptartikel: Realismus (Philosophie)

Die Abgrenzung des Begriffs der Realität ist ein Problem verschiedener Fachgebiete der Philosophie. So beschäftigt sich die Ontologie allgemein mit der Frage, ob es an sich bestehende Realität des Seins gibt, die Erkenntnistheorie mit der Frage, welche Art Realität zugänglich ist und ob sie von subjektiver Einbildung, Irrtum und subjektiver Vermutung abgrenzbar ist, die Wissenschaftstheorie untersucht, unter welchen Umständen eine Theoretische Entität real ist oder nicht, oder ob die Alltagsrealität ganz oder teilweise auf eine bestimmte Klasse von Dingen in Anordnungen, Grundkräften usw. reduziert werden kann. Auch in der Ethik wird gefragt, ob bestimmten Gegenständen in der Welt (oder etwa Personen oder Tieren) reale Werte zukommen bzw. ob objektive ethische Verpflichtungen unabhängig von den Absichten der einzelnen Menschen oder sozialen Konventionen bestehen. In der Logik besteht eine Debatte um die Realität oder Irrealität semantischer Objekte, die nicht mit dem Referenzobjekt eines Zeichens identisch sind (siehe Sinn (Semantik)). Diese Realismusdebatten verbinden oft skeptische oder anti-realistische Positionen mit einem Relativismus, auch wenn Relativismus und Antirealismus nicht deckungsgleich sind.

Der erkenntnistheoretische Realismus ist insofern stärker, als angenommen wird, dass es prinzipiell eine existierende Wirklichkeit gibt, die in irgendeiner Weise auch erkannt werden kann. Über den Grad der Erkennbarkeit gibt es nun wiederum eine Vielzahl höchst unterschiedlicher Auffassungen. Die Gegenposition ist der Solipsismus, der davon ausgeht, dass Realität allein auf geistigen Leistungen beruht und die Existenz einer externen Wirklichkeit verneint.

Schließlich sind die Vertreter des wissenschaftstheoretischen Realismus der Auffassung, dass sich über die Realität Theorien aufstellen lassen, die in gewisser Hinsicht wahr sind. Aus Sicht der analytischen Philosophie hat Michael Dummett diese These so formuliert, dass die Wahrheit einer Aussage unabhängig von der Möglichkeit ihrer Rechtfertigung besteht. Die von Dummett vertretene Gegenthese ist der Antirealismus.

Philosophiegeschichte

Von der Antike bis zum Mittelalter ist nur die Auseinandersetzung über die Realität von Allgemeinbegriffen (Universalienstreit) bekannt, das heißt, es ist für diese Zeit von einem naiven bzw. allenfalls kritischen Realismus auszugehen. Die Vorstellung einer reinen Konstruktion der Welt im Bewusstsein wie im subjektiven Idealismus Fichtes oder im Radikalen Konstruktivismus heutiger Zeit gab es damals noch nicht. Erst mit der Bewusstseinsphilosophie Descartes’ und der idealistischen Interpretation durch Berkeley (lateinisch esse est percepi „Dasein ist Wahrgenommenwerden“) begann die Realismus-Debatte in der Philosophie. Sie prägte vor allem die Auseinandersetzung zwischen Rationalismus und Empirismus in der Neuzeit, für die Kant eine vermittelnde Position zu finden suchte.

Immanuel Kant bezeichnete die Außenwelt mit dem Begriff der „Dinge an sich“. Dieser Begriff war für ihn ein Grenzbegriff, weil er die Eigenschaften der Außenwelt für den Menschen als nicht erkennbar ansah. In das Bewusstsein gelangen nur von der Außenwelt affizierte Wahrnehmungen, die er Erscheinungen nannte. Da die Erkenntnisweise bei allen Menschen gleich ist, können die Wahrnehmungen intersubjektiv überprüft werden, so dass es auf der Ebene der Erscheinungen ein objektives Wissen gibt.

Die Realität umfasste für Kant aber auch den Bereich des reinen Verstandes und der reinen Anschauungen, die sog. intelligible Welt, die a priori im Menschen liegt. Der Mensch verfügt unabhängig von den Dingen an sich über Anschauungen von Raum und Zeit sowie über Denkstrukturen, die sog. Kategorien, mit denen er die Erscheinungen strukturiert und nach Regeln in Begriffe und Urteile (Aussagen) umwandelt. Auch wenn die Dinge an sich für den Menschen nicht unmittelbar erkennbar sind, müssen sie notwendig angenommen werden, weil sonst keine Anschauungen entstehen können. Auf der anderen Seite bedarf es der menschlichen Begriffsbildung, um eine Realität im Bewusstsein entstehen zu lassen. Darüber hinaus gab es für Kant sog. regulative Ideen, nämlich Gott, die Freiheit und die Seele. Dieses sind absolute Begriffe, die ohne empirische Basis von der Vernunft gebildet werden, weil das Streben nach einer unbegrenzten Erweiterung der Erkenntnis in der Natur des Menschen liegt. Auch diesen reinen Bewusstseinsinhalten sprach Kant in seiner Postulaten – Lehre als gedanklichen Entitäten Realität zu.

Indem die Vertreter des Deutschen Idealismus die Annahme einer Außenwelt (der Dinge an sich) bestritten, kamen sie zu der Auffassung, dass die Wirklichkeit durch ein System des Geistes entsteht. Geist und Natur sind als Einheit zu verstehen, die auf ein absolutes Prinzip zurückzuführen ist wie z. B. das Ich, die Natur oder den Weltgeist. Diese in der Spekulation verhaftete Denkweise war nicht geeignet, positive Beiträge und Reflexionen zu den sich rasant entwickelnden Naturwissenschaften zu leisten. Für den Idealismus, ist die Realität nur von geistigen Leistungen abhängig. Zur gleichen Zeit wurden daher vor allem Positionen, die die Realität der Erfahrung Außenwelt und der darin enthaltenen Gegenstände vertraten, als Realismus bezeichnet. Auf der anderen Seite des Spektrums findet sich der Sensualismus etwa wie bei Ernst Mach, der an einen Solipsismus grenzt.

Eine neue Sicht erhielt die Diskussion in der linguistischen Wende, mit der allein der Sprache Priorität für Fragen der Erkenntnis eingeräumt wurde. In Konsequenz sind die meisten Vertreter der analytischen Philosophie Antirealisten wie herausragend Michael Dummett und Donald Davidson zu nennen sind. In seinem viel diskutierten neopragmatischen Ansatz kommt Richard Rorty zu der Auffassung, dass die Realismus – Debatte letztlich nutzlos ist und statt dieser Frage vielmehr konkrete wissenschaftliche Themen bearbeitet werden sollten.

Gleichsam als Gegenentwicklung zum Idealismus gewann im Positivismus ein stark realistisches Weltbild die Oberhand. Klassischer Vertreter des kritischen Realismus ist Nicolai Hartmann. Die Lösung des kritischen Rationalismus Karl Poppers ist ähnlich. Da Popper aber die Möglichkeit des erkenntnistheoretischen Nachweises einer Außenwelt für nicht gewährleistet hielt, nahm er stattdessen an, dass es pragmatisch sinnvoll ist, die Position des kritischen Realismus für sinnvoll zu halten. In Verbindung mit dem von ihm ausgearbeiteten Fallibilismus spricht man bei Popper daher auch von einem hypothetischen Realismus.

Jean Baudrillard (Agonie des Realen) als Denker des Poststrukturalismus sieht Ende des 20. Jahrhunderts die aktuelle Realität durch eine „Agonie fester Bezüge, Agonie des Realen und Rationalen“ bestimmt, mit dem das Zeitalter der Simulation Einzug hält. Die Geschichte habe sich „zurückgezogen“, einen „Nebel der Indifferenz hinter sich zurücklassend, durchquert zwar von Strömen, aber all ihrer Bezüge entleert“. Baudrillard stellt Theorien der Hyperrealität auf, in der das Zeichen auf Kosten des ursprünglich von ihm Bezeichneten an Macht gewinnt.

Erkenntnistheorie

In Hinblick auf den erkenntnistheoretischen Realismus werden üblicherweise die folgenden Positionen unterschieden:

  • Naiver Realismus: Die Realität ist eindeutig beschreibbar und so beschaffen, wie sie erkannt wird, wenn auch Irrtümer und Erkenntnisfortschritt möglich sind. Diese Position ist angesichts der fortgeschrittenen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse kaum noch vorzufinden.
  • Kritischer Realismus: Die Realität spiegelt sich zwar über Wahrnehmungen und geistige Leistungen nur als Erscheinungen im Bewusstsein des Menschen wider. Doch gibt es zwischen den realen Gegenständen und den Erscheinungen erkennbare Beziehungen, so dass zum Beispiel zwei Personen, die dasselbe wahrnehmen, auch über dieselbe Erscheinung verfügen. Der kritische Realismus geht von einem Erkenntnisfortschritt aus, das heißt der Annäherung des Wissens an die tatsächlichen Verhältnisse in der Außenwelt.
  • : Im semantischen Realismus wird unterstellt, dass es für die Außenwelt eine eindeutige Interpretation gibt.
  • : Die vorstehenden Auffassungen können als epistemischer Realismus zusammengefasst werden. Ihnen gemeinsam ist die Auffassung, dass sinnvolle Aussagen über die Außenwelt gemacht werden können.
  • : Es gibt zwar eine Realität und diese steht in gewisser Beziehung zum wahrnehmenden Subjekt, doch dieser Tatbestand lässt keine Rückschlüsse auf die Welt an sich zu. Für den Menschen existiert nur, was für ihn erkennbar ist. Jeder andere Rückschluss ist spekulative Metaphysik. Die Sinne des Menschen werden affiziert (ob nun entsprechend der atomistischen Assoziationspsychologie oder der Gestaltpsychologie ist dabei unerheblich) und es entsteht ein Umwandlungsprozess, der zu den Erscheinungen im menschlichen Bewusstsein führt (Kant oder Kuhn, bei letzterem heißen die Affizierungen Stimuli). Eine Wirklichkeit ohne interpretierende Zeichen ist nicht vorstellbar (Günter Abel). Eine Wirklichkeit ist nach John Hick als experience-as (in etwa „erfahren-als“) vorstellbar.

Nicht ganz in die vorstehende Einteilung passt der Begriff der Repräsentation, bei dem die Erscheinung des Gegenstandes im Bewusstsein als etwas Vermitteltes aufgefasst wird. Dabei reicht das Spektrum der Vorstellungen von Repräsentation von der physischen Abbildung über die Sinnesdaten bis hin zur Isomorphie zwischen Wirklichkeit und Sprache oder auch Zeichen. Die Repräsentationsauffassungen bezeichnet man auch als Phänomenalismen.

Bei der Bewertung der vorgestellten Grundpositionen muss man feststellen, dass sie alle jeweils empirisch nicht belegbar sind, sondern auf mehr oder weniger plausiblen Interpretationen unseres Bewusstseins bzw. unserer Vorstellungen von der Welt beruhen, so dass sie alle ebenso metaphysisch sind wie ein radikaler Skeptizismus.

Der Antirealist hat in dieser Debatte eine relativ leichte Position, da er darauf beharren kann, dass das menschliche Erkenntnisvermögen einen empirischen Nachweis der Außenwelt nicht zulässt. Gegen diese Position spricht allerdings die Plausibilität der Alltagserfahrung, dass offensichtlich alle Menschen ein weitgehend gleichartiges Erleben der Welt haben und die praktische Argumentation der Naturwissenschaften, die mit einer realistischen Weltsicht auf die Erfolge der Forschung verweisen können. Das klassische Beispiel ist die auf der Relativitätstheorie beruhende Voraussage der Ablenkung von Lichtwellen durch Gravitation, die dann durch die Beobachtung von Positionsverschiebungen sehr ferner astronomischer Objekte im Nachhinein bestätigt wurde.

Wissenschaftstheorie

Um ihrem Selbstverständnis zu genügen, bedürfen die Naturwissenschaften eines Realitätsbegriffs, der Entitäten und die Möglichkeit von Messungen als wahr unterstellt, da ansonsten Regelmäßigkeiten nicht zu beobachten und Prognosen nicht möglich wären. Dabei reicht aber die Möglichkeit der Auffassungen von einem strengen metaphysischen Realismus bis hin zu der Sichtweise, dass die Objekte der Wissenschaft Abstraktionen sind. Bei Aussagen der Wissenschaft über die Realität ist heute kaum noch umstritten, dass

  • sie die Wirklichkeit in Symbole (mathematische Zeichen und eine Theoriesprache) übersetzt und
  • die wissenschaftlichen Daten aufgrund von Theorien entstehen (theoriebeladen sind) und interpretiert sind.

Dementsprechend kann man vom Gegenstand der Naturwissenschaften ebenso von möglichen Naturen sprechen, wie die Philosophie von möglichen Welten spricht.

Eine besondere Spielart ist der Wissenschaftliche Realismus, der auch nicht beobachtbare Sachverhalte wie Neutronen oder Röntgenstrahlen für etwas Reales hält, weil diese theoretischen Gegenstände empirisch überprüfbare Auswirkungen haben. Ein prominenter Vertreter des Entitätenrealismus ist Ian Hacking, der aber Theorien keine eigenständige Realität zuspricht.

Der wissenschaftliche Alltag (Forschung, Publikationen, Lehre) beschränkt sich heutzutage auf die Anwendung einer Reihe bewährter Methoden. Fragen nach dem Realitätsbezug stellen sich nur an wenigen exponierten Stellen wie zum Beispiel bei Klimamodellen oder der Urknall-Theorie.

Physik: Realismus und Quantenmechanik

Bei der Interpretation der Quantenmechanik stellte sich verschärft das Problem, den Begriff „Realität“ zu definieren. Denn die zu beobachtenden Objekte stellen sich je nach Experiment unterschiedlich dar, einmal als Teilchen, einmal als Lichtwelle (Welle-Teilchen-Dualismus). Dies führte Einstein, Podolsky und Rosen zu folgendem Kriterium der physikalischen Wirklichkeit:

„Kann man den Wert einer physikalischen Größe mit Sicherheit (das heißt mit der Wahrscheinlichkeit 1) vorhersagen, ohne ein System dabei in irgendeiner Weise zu stören, dann gibt es ein Element der physikalischen Wirklichkeit, das dieser physikalischen Größe entspricht.“

Obwohl diese Definition sehr vorsichtig klingt, scheint sie zu Problemen zu führen, wenn zum Beispiel die Resultate der EPR-Experimente erklärt werden sollen.

Siehe auch

  • Bewusstseinszustand
  • „Das Reale“ bei Jacques Lacan
  • Erweiterte Realität
  • Gemäßigter Realismus
  • Ideologie
  • Instrumentalismus (Wissenschaftstheorie)
  • Konstruktivismus (Philosophie)
  • Positivismus
  • Virtuelle Realität

Literatur

  • Günter Abel: Zeichen der Wirklichkeit. Suhrkamp, Frankfurt 2004, ISBN 3-518-29251-X. (Interpretationismus als schwacher Realismus)
  • Peter L. Berger, Thomas Luckmann: Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Eine Theorie der Wissenssoziologie. Fischer TB, Frankfurt a. M. 1993, ISBN 3-596-26623-8.
  • Nicolai Hartmann: Möglichkeit und Wirklichkeit. 1938. (Kritischer Realismus)
  • Jürgen Mittelstraß: Realität., in: Jürgen Mittelstraß (Hrsg.): Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie. 2. Auflage. Band 7: Re - Te. Stuttgart, Metzler 2018, ISBN 978-3-476-02106-9, S. 15 – 17 (ausführliches Literaturverzeichnis)
  • Vanderlei de Oliveira Farias: Kants Realismus und der Aussenweltskeptizismus. Olms, 2006.
  • Hans Günther Ruß: Wissenschaftstheorie, Erkenntnistheorie und die Suche nach der Wahrheit. Kohlhammer, Stuttgart 2004, ISBN 3-17-018190-4. (Kritischer Realismus aus der Perspektive des Kritischen Rationalismus)
  • Paul Watzlawick: Wie wirklich ist die Wirklichkeit – Wahn, Täuschung, Verstehen. 1978, ISBN 3-492-24319-3. (Radikaler Konstruktivismus)
  • Marcus Willaschek (Hrsg.): Realismus. Schöningh, Paderborn u. a. 1999. (Aufsatzsammlung mit sehr unterschiedlichen Positionen amerikanischer Philosophen)
  • Viktor Žmegač: Die Realität als literarisches Problem. Klagenfurt 1981.

Weblinks

Wiktionary: Realität – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wikiquote: Realität – Zitate

Einzelnachweise

  1. grob nach: Anton Hügli, Poul Lübcke (Hrsg.): Philosophielexikon. Personen und Begriffe der abendländischen Philosophie von der Antike bis zur Gegenwart. 5. Auflage. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2003, ISBN 3-499-55453-4.
Normdaten (Sachbegriff): GND: 4765970-1 (GND Explorer, lobid, OGND, AKS)

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 22 Jun 2025 / 20:18

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Als Realitat wird im allgemeinen Sprachgebrauch die Gesamtheit des Realen bezeichnet Als real gilt zum einen etwas das keine Illusion ist und nicht von den Wunschen oder Uberzeugungen einer einzelnen Person abhangig ist Zum anderen das was in Wahrheit so ist wie es erscheint bzw dem bestimmte Eigenschaften robust also nicht nur in einer Hinsicht und nicht nur vorubergehend zukommen Authentizitat Realitat ist in diesem Sinne somit dasjenige dem Bestimmtheit zugeschrieben werden kann Ein intentionales Objekt z B eine Uberzeugung eine Einschatzung eine Beschreibung ein Bild ein Film oder Computerspiel gilt dann als realistisch wenn es die Eigenschaften der darzustellenden Wirklichkeit in vielerlei Hinsicht und ohne Verzerrungen wiedergibt Realismus Manche Positionen unterscheiden allerdings Wirklichkeit und Realitat oder betrachten sie zumindest als unterscheidbare Aspekte Der Begriff stammt von lateinisch realitas Wirklichkeit uber res Sache Ding Wesen Der Plural Realitaten als Synonym oder Sammelbegriff fur jemandes Immobilien ist heute uberwiegend veraltet Lediglich in Osterreich und gelegentlich immer seltener auch im oberdeutschen Dialektraum Suddeutschlands findet er noch regelmassig Anwendung BegriffEin genaues Verstandnis davon was unter der Realitat zu verstehen ist beruht zum einen auf getroffenen philosophischen Voraussetzungen dies gilt auch fur das Realitatsverstandnis der einzelnen Wissenschaften Fur die Naturwissenschaften ist Realitat das was der wissenschaftlichen Betrachtung und Erforschung zuganglich ist Dinge die nicht messbar sind etwa Phanomene die dem Bereich der Transzendenz oder dem Glauben zuzuordnen sind sollen keine Basis fur wissenschaftliche Theorie bildung sein Dabei geht es vor allem um methodisch feststellbare Wechselwirkungen Inhalte von Vorstellungen Gefuhlen Wunschen Wahrnehmungen und ahnlichem gelten zunachst einmal als nicht der Realitat zugehorig Die Identifizierung von Realitat und Wirklichkeit ist jedoch nicht unproblematisch siehe Realismusdebatte Von Positionen die sich um eine Unterscheidung bemuhen ist mit dem Begriff Wirklichkeit eine Realitat gemeint die auf Dinge eingeschrankt ist die in Wechselwirkung zu anderen bereits als real erkannten Dingen stehen Als Realitat wird daruber hinaus alles begriffen was als Gegenstand des individuellen Bewusstseins aufgefasst werden kann gerade eben auch Soziale Tatbestande angenommene spirituelle Gegenstande und sowohl fremde wie eigene Gefuhle und Einstellungen insofern diese nicht auf blosse Willkur zuruckgefuhrt werden konnen sondern selbst als unter Regeln stehend vorgestellt werden Dieser weite Realitatsbegriff der auch von bestimmten Positionen der Sozialwissenschaften geteilt wird wird fur gewohnlich jedoch auf verschiedene soziale Kontexte beschrankt was bspw in der Logik vor einem Gericht bei einem Streitgesprach unter Partnern oder in einer Kirche als real gilt sind jeweils sehr verschiedene Entitaten die nur bedingt zur gleichen Zeit fur gleichermassen real gehalten werden konnen Generell werden Positionen die positive Kriterien fur die Realitat von etwas aufstellen als realistisch bezeichnet Je nach Kontext hat der Realitatsbegriff unterschiedlichen Gehalt Man kann verschiedene Realitatsbegriffe oder Kriterien fur die Realitat unterscheiden Keine dieser Bestimmungen ist jedoch unproblematisch Eine alle Gegenstande der Aussenwelt umfassende Physische Realitat Dabei ist umstritten Ob nicht unmittelbar wahrnehmbare Dinge z B elektromagnetische Strahlung Neutronen real sind oder nur theoretische Entitaten siehe Realismusdebatte Ob Bewusstseinsinhalte real sind oder ob es sich dabei um metaphorische Beschreibungen fur neurowissenschaftliche Phanomene handelt siehe Philosophie des Geistes Objektivitat dieses Kriterium schliesst auch soziale asthetische oder historische Gegebenheiten ein Hier stellt sich die Frage ob unter solchen abstrakten Strukturen die vom menschlichen Denken und Handeln abhangen Unterschiede bestehen ob in etwa die Gegenstande der Idealwissenschaften Mathematik bzw Logik in hoherem Mass der objektiven Wirklichkeit entsprechen als etwa Schonheit oder ein historisches Ereignis ob es auch objektive Werte gibt siehe Ethischer Realismus und ob diese Realitat mehr als nur vorlaufige Gultigkeit beanspruchen kann siehe Historismus Bewusstseinsunabhangigkeit alle bewusstseinsabhangigen Phanomene wie Farbigkeit Qualia und die primaren Qualitaten Raum Zeit und Gestalt sollen von der Realitat ausgeschlossen werden Auch hier gibt es jedoch eine Debatte uber die Schranken des Begriffs auch im Hinblick auf Absicht Traume und Empfindungen zu denen die Qualia gehoren Faktizitat dabei werden gegebene Sachverhalte im Gegensatz zu nur moglichen und unmoglichen als real ausgezeichnet siehe Tatsache Wahrheit als Kriterium fuhrt zu den Fragen was der Trager von Wahrheit ist und nach welchem Kriterium diese bestimmt wird Gegensatz zur Phantasie oder Einbildung vgl Bewusstseinsunabhangigkeit Erscheinungsabhangigkeit im Gegensatz zu bloss begrifflicher Bestimmtheit z B Der Inhalt des Begriffs Dreieck kann nur am konkreten Beispiel gedacht werden ebenso wie die Zahl 10 nur als Symbol Ziffern oder als Anzahl von zehn Einheiten vorgestellt wird siehe synthetisches Urteil a priori Wesentlichkeit d h es wird ein realer Kern des Seins hinter einer trugerischen Alltagserfahrung des Seienden vermutet Ein solcher Realitatsbegriff wird insbesondere in einer Heilsgeschichte oder Positionen der Geschichtsphilosophie vermutet siehe List der Vernunft sowie Positionen die zur Mystik gehoren oder ihr nahestehen Inhaltlichkeit oder Materialitat im Gegensatz zur Formalitat das Konkrete Nicht allgemeine siehe Universalienstreit Allgemeines sowohl wie Einzelnes sofern es begrifflich exakt bestimmt werden kann siehe Rationalismus Erfahrbarkeit bzw Wahrnehmbarkeit siehe Empirismus bzw Sensualismus Wobei die Realitat abstrakter Regelmassigkeiten im Empirismus zum Problem wird siehe Induktionsproblem und im Sensualismus die Existenz von Gegenstanden uberhaupt zu Gunsten von Qualia Intendierter Sinn einer Ausserung oder einer Handlung siehe Sinn Semantik Uber individuelle Anerkennung siehe Sozialkonstruktivismus Realitat allgemein als dynamische Wirklichkeit Real ist was als Wirkung aus einer realen Ursache hervorgegangen ist Aristoteles siehe Kausalitat Hier ergibt sich die Frage nach einer ersten absolute Realitat oder einem unendlichem Regress siehe Antinomien der reinen Vernunft Abweichend aber nicht ohne Bezug zum modernen Realitatsbegriff verstand die scholastisch rationalistische Terminologie bis hin zu Immanuel Kant unter Realitat die Kategorie der positiven qualitativen Bestimmtheit Derjenige Gegenstand der die maximale Kombination an positiven Bestimmtheiten aufweisen sollte wurde als ens realissimum bezeichnet In der Kritik der reinen Vernunft schloss Kant aus dass Existenz selbst eine qualitative Bestimmung ein reales Pradikat sei sondern vielmehr nur das Gegeben sein in einer Wirklichen Erfahrung also eine Beziehung zwischen Objekt und Subjekt zum Ausdruck bringt Infolgedessen taugte die Identifizierung von ens realissimum und Gott nicht langer zu einem ontologischem Gottesbeweis Kant schlug daher im Abschnitt uber Das transzendentale Ideal unter ens realissimum nicht Gott sondern die Totalitat der empirisch erfahrbaren Welt zu verstehen und auch den Pantheismus von Baruch de Spinoza in diesem Sinne zu lesen Philosophie Hauptartikel Realismus Philosophie Die Abgrenzung des Begriffs der Realitat ist ein Problem verschiedener Fachgebiete der Philosophie So beschaftigt sich die Ontologie allgemein mit der Frage ob es an sich bestehende Realitat des Seins gibt die Erkenntnistheorie mit der Frage welche Art Realitat zuganglich ist und ob sie von subjektiver Einbildung Irrtum und subjektiver Vermutung abgrenzbar ist die Wissenschaftstheorie untersucht unter welchen Umstanden eine Theoretische Entitat real ist oder nicht oder ob die Alltagsrealitat ganz oder teilweise auf eine bestimmte Klasse von Dingen in Anordnungen Grundkraften usw reduziert werden kann Auch in der Ethik wird gefragt ob bestimmten Gegenstanden in der Welt oder etwa Personen oder Tieren reale Werte zukommen bzw ob objektive ethische Verpflichtungen unabhangig von den Absichten der einzelnen Menschen oder sozialen Konventionen bestehen In der Logik besteht eine Debatte um die Realitat oder Irrealitat semantischer Objekte die nicht mit dem Referenzobjekt eines Zeichens identisch sind siehe Sinn Semantik Diese Realismusdebatten verbinden oft skeptische oder anti realistische Positionen mit einem Relativismus auch wenn Relativismus und Antirealismus nicht deckungsgleich sind Der erkenntnistheoretische Realismus ist insofern starker als angenommen wird dass es prinzipiell eine existierende Wirklichkeit gibt die in irgendeiner Weise auch erkannt werden kann Uber den Grad der Erkennbarkeit gibt es nun wiederum eine Vielzahl hochst unterschiedlicher Auffassungen Die Gegenposition ist der Solipsismus der davon ausgeht dass Realitat allein auf geistigen Leistungen beruht und die Existenz einer externen Wirklichkeit verneint Schliesslich sind die Vertreter des wissenschaftstheoretischen Realismus der Auffassung dass sich uber die Realitat Theorien aufstellen lassen die in gewisser Hinsicht wahr sind Aus Sicht der analytischen Philosophie hat Michael Dummett diese These so formuliert dass die Wahrheit einer Aussage unabhangig von der Moglichkeit ihrer Rechtfertigung besteht Die von Dummett vertretene Gegenthese ist der Antirealismus Philosophiegeschichte Von der Antike bis zum Mittelalter ist nur die Auseinandersetzung uber die Realitat von Allgemeinbegriffen Universalienstreit bekannt das heisst es ist fur diese Zeit von einem naiven bzw allenfalls kritischen Realismus auszugehen Die Vorstellung einer reinen Konstruktion der Welt im Bewusstsein wie im subjektiven Idealismus Fichtes oder im Radikalen Konstruktivismus heutiger Zeit gab es damals noch nicht Erst mit der Bewusstseinsphilosophie Descartes und der idealistischen Interpretation durch Berkeley lateinisch esse est percepi Dasein ist Wahrgenommenwerden begann die Realismus Debatte in der Philosophie Sie pragte vor allem die Auseinandersetzung zwischen Rationalismus und Empirismus in der Neuzeit fur die Kant eine vermittelnde Position zu finden suchte Immanuel Kant bezeichnete die Aussenwelt mit dem Begriff der Dinge an sich Dieser Begriff war fur ihn ein Grenzbegriff weil er die Eigenschaften der Aussenwelt fur den Menschen als nicht erkennbar ansah In das Bewusstsein gelangen nur von der Aussenwelt affizierte Wahrnehmungen die er Erscheinungen nannte Da die Erkenntnisweise bei allen Menschen gleich ist konnen die Wahrnehmungen intersubjektiv uberpruft werden so dass es auf der Ebene der Erscheinungen ein objektives Wissen gibt Die Realitat umfasste fur Kant aber auch den Bereich des reinen Verstandes und der reinen Anschauungen die sog intelligible Welt die a priori im Menschen liegt Der Mensch verfugt unabhangig von den Dingen an sich uber Anschauungen von Raum und Zeit sowie uber Denkstrukturen die sog Kategorien mit denen er die Erscheinungen strukturiert und nach Regeln in Begriffe und Urteile Aussagen umwandelt Auch wenn die Dinge an sich fur den Menschen nicht unmittelbar erkennbar sind mussen sie notwendig angenommen werden weil sonst keine Anschauungen entstehen konnen Auf der anderen Seite bedarf es der menschlichen Begriffsbildung um eine Realitat im Bewusstsein entstehen zu lassen Daruber hinaus gab es fur Kant sog regulative Ideen namlich Gott die Freiheit und die Seele Dieses sind absolute Begriffe die ohne empirische Basis von der Vernunft gebildet werden weil das Streben nach einer unbegrenzten Erweiterung der Erkenntnis in der Natur des Menschen liegt Auch diesen reinen Bewusstseinsinhalten sprach Kant in seiner Postulaten Lehre als gedanklichen Entitaten Realitat zu Indem die Vertreter des Deutschen Idealismus die Annahme einer Aussenwelt der Dinge an sich bestritten kamen sie zu der Auffassung dass die Wirklichkeit durch ein System des Geistes entsteht Geist und Natur sind als Einheit zu verstehen die auf ein absolutes Prinzip zuruckzufuhren ist wie z B das Ich die Natur oder den Weltgeist Diese in der Spekulation verhaftete Denkweise war nicht geeignet positive Beitrage und Reflexionen zu den sich rasant entwickelnden Naturwissenschaften zu leisten Fur den Idealismus ist die Realitat nur von geistigen Leistungen abhangig Zur gleichen Zeit wurden daher vor allem Positionen die die Realitat der Erfahrung Aussenwelt und der darin enthaltenen Gegenstande vertraten als Realismus bezeichnet Auf der anderen Seite des Spektrums findet sich der Sensualismus etwa wie bei Ernst Mach der an einen Solipsismus grenzt Eine neue Sicht erhielt die Diskussion in der linguistischen Wende mit der allein der Sprache Prioritat fur Fragen der Erkenntnis eingeraumt wurde In Konsequenz sind die meisten Vertreter der analytischen Philosophie Antirealisten wie herausragend Michael Dummett und Donald Davidson zu nennen sind In seinem viel diskutierten neopragmatischen Ansatz kommt Richard Rorty zu der Auffassung dass die Realismus Debatte letztlich nutzlos ist und statt dieser Frage vielmehr konkrete wissenschaftliche Themen bearbeitet werden sollten Gleichsam als Gegenentwicklung zum Idealismus gewann im Positivismus ein stark realistisches Weltbild die Oberhand Klassischer Vertreter des kritischen Realismus ist Nicolai Hartmann Die Losung des kritischen Rationalismus Karl Poppers ist ahnlich Da Popper aber die Moglichkeit des erkenntnistheoretischen Nachweises einer Aussenwelt fur nicht gewahrleistet hielt nahm er stattdessen an dass es pragmatisch sinnvoll ist die Position des kritischen Realismus fur sinnvoll zu halten In Verbindung mit dem von ihm ausgearbeiteten Fallibilismus spricht man bei Popper daher auch von einem hypothetischen Realismus Jean Baudrillard Agonie des Realen als Denker des Poststrukturalismus sieht Ende des 20 Jahrhunderts die aktuelle Realitat durch eine Agonie fester Bezuge Agonie des Realen und Rationalen bestimmt mit dem das Zeitalter der Simulation Einzug halt Die Geschichte habe sich zuruckgezogen einen Nebel der Indifferenz hinter sich zurucklassend durchquert zwar von Stromen aber all ihrer Bezuge entleert Baudrillard stellt Theorien der Hyperrealitat auf in der das Zeichen auf Kosten des ursprunglich von ihm Bezeichneten an Macht gewinnt Erkenntnistheorie In Hinblick auf den erkenntnistheoretischen Realismus werden ublicherweise die folgenden Positionen unterschieden Naiver Realismus Die Realitat ist eindeutig beschreibbar und so beschaffen wie sie erkannt wird wenn auch Irrtumer und Erkenntnisfortschritt moglich sind Diese Position ist angesichts der fortgeschrittenen naturwissenschaftlichen Erkenntnisse kaum noch vorzufinden Kritischer Realismus Die Realitat spiegelt sich zwar uber Wahrnehmungen und geistige Leistungen nur als Erscheinungen im Bewusstsein des Menschen wider Doch gibt es zwischen den realen Gegenstanden und den Erscheinungen erkennbare Beziehungen so dass zum Beispiel zwei Personen die dasselbe wahrnehmen auch uber dieselbe Erscheinung verfugen Der kritische Realismus geht von einem Erkenntnisfortschritt aus das heisst der Annaherung des Wissens an die tatsachlichen Verhaltnisse in der Aussenwelt Im semantischen Realismus wird unterstellt dass es fur die Aussenwelt eine eindeutige Interpretation gibt Die vorstehenden Auffassungen konnen als epistemischer Realismus zusammengefasst werden Ihnen gemeinsam ist die Auffassung dass sinnvolle Aussagen uber die Aussenwelt gemacht werden konnen Es gibt zwar eine Realitat und diese steht in gewisser Beziehung zum wahrnehmenden Subjekt doch dieser Tatbestand lasst keine Ruckschlusse auf die Welt an sich zu Fur den Menschen existiert nur was fur ihn erkennbar ist Jeder andere Ruckschluss ist spekulative Metaphysik Die Sinne des Menschen werden affiziert ob nun entsprechend der atomistischen Assoziationspsychologie oder der Gestaltpsychologie ist dabei unerheblich und es entsteht ein Umwandlungsprozess der zu den Erscheinungen im menschlichen Bewusstsein fuhrt Kant oder Kuhn bei letzterem heissen die Affizierungen Stimuli Eine Wirklichkeit ohne interpretierende Zeichen ist nicht vorstellbar Gunter Abel Eine Wirklichkeit ist nach John Hick als experience as in etwa erfahren als vorstellbar Nicht ganz in die vorstehende Einteilung passt der Begriff der Reprasentation bei dem die Erscheinung des Gegenstandes im Bewusstsein als etwas Vermitteltes aufgefasst wird Dabei reicht das Spektrum der Vorstellungen von Reprasentation von der physischen Abbildung uber die Sinnesdaten bis hin zur Isomorphie zwischen Wirklichkeit und Sprache oder auch Zeichen Die Reprasentationsauffassungen bezeichnet man auch als Phanomenalismen Bei der Bewertung der vorgestellten Grundpositionen muss man feststellen dass sie alle jeweils empirisch nicht belegbar sind sondern auf mehr oder weniger plausiblen Interpretationen unseres Bewusstseins bzw unserer Vorstellungen von der Welt beruhen so dass sie alle ebenso metaphysisch sind wie ein radikaler Skeptizismus Der Antirealist hat in dieser Debatte eine relativ leichte Position da er darauf beharren kann dass das menschliche Erkenntnisvermogen einen empirischen Nachweis der Aussenwelt nicht zulasst Gegen diese Position spricht allerdings die Plausibilitat der Alltagserfahrung dass offensichtlich alle Menschen ein weitgehend gleichartiges Erleben der Welt haben und die praktische Argumentation der Naturwissenschaften die mit einer realistischen Weltsicht auf die Erfolge der Forschung verweisen konnen Das klassische Beispiel ist die auf der Relativitatstheorie beruhende Voraussage der Ablenkung von Lichtwellen durch Gravitation die dann durch die Beobachtung von Positionsverschiebungen sehr ferner astronomischer Objekte im Nachhinein bestatigt wurde Wissenschaftstheorie Um ihrem Selbstverstandnis zu genugen bedurfen die Naturwissenschaften eines Realitatsbegriffs der Entitaten und die Moglichkeit von Messungen als wahr unterstellt da ansonsten Regelmassigkeiten nicht zu beobachten und Prognosen nicht moglich waren Dabei reicht aber die Moglichkeit der Auffassungen von einem strengen metaphysischen Realismus bis hin zu der Sichtweise dass die Objekte der Wissenschaft Abstraktionen sind Bei Aussagen der Wissenschaft uber die Realitat ist heute kaum noch umstritten dass sie die Wirklichkeit in Symbole mathematische Zeichen und eine Theoriesprache ubersetzt und die wissenschaftlichen Daten aufgrund von Theorien entstehen theoriebeladen sind und interpretiert sind Dementsprechend kann man vom Gegenstand der Naturwissenschaften ebenso von moglichen Naturen sprechen wie die Philosophie von moglichen Welten spricht Eine besondere Spielart ist der Wissenschaftliche Realismus der auch nicht beobachtbare Sachverhalte wie Neutronen oder Rontgenstrahlen fur etwas Reales halt weil diese theoretischen Gegenstande empirisch uberprufbare Auswirkungen haben Ein prominenter Vertreter des Entitatenrealismus ist Ian Hacking der aber Theorien keine eigenstandige Realitat zuspricht Der wissenschaftliche Alltag Forschung Publikationen Lehre beschrankt sich heutzutage auf die Anwendung einer Reihe bewahrter Methoden Fragen nach dem Realitatsbezug stellen sich nur an wenigen exponierten Stellen wie zum Beispiel bei Klimamodellen oder der Urknall Theorie Physik Realismus und QuantenmechanikBei der Interpretation der Quantenmechanik stellte sich verscharft das Problem den Begriff Realitat zu definieren Denn die zu beobachtenden Objekte stellen sich je nach Experiment unterschiedlich dar einmal als Teilchen einmal als Lichtwelle Welle Teilchen Dualismus Dies fuhrte Einstein Podolsky und Rosen zu folgendem Kriterium der physikalischen Wirklichkeit Kann man den Wert einer physikalischen Grosse mit Sicherheit das heisst mit der Wahrscheinlichkeit 1 vorhersagen ohne ein System dabei in irgendeiner Weise zu storen dann gibt es ein Element der physikalischen Wirklichkeit das dieser physikalischen Grosse entspricht Obwohl diese Definition sehr vorsichtig klingt scheint sie zu Problemen zu fuhren wenn zum Beispiel die Resultate der EPR Experimente erklart werden sollen Siehe auchBewusstseinszustand Das Reale bei Jacques Lacan Erweiterte Realitat Gemassigter Realismus Ideologie Instrumentalismus Wissenschaftstheorie Konstruktivismus Philosophie Positivismus Virtuelle RealitatLiteraturGunter Abel Zeichen der Wirklichkeit Suhrkamp Frankfurt 2004 ISBN 3 518 29251 X Interpretationismus als schwacher Realismus Peter L Berger Thomas Luckmann Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit Eine Theorie der Wissenssoziologie Fischer TB Frankfurt a M 1993 ISBN 3 596 26623 8 Nicolai Hartmann Moglichkeit und Wirklichkeit 1938 Kritischer Realismus Jurgen Mittelstrass Realitat in Jurgen Mittelstrass Hrsg Enzyklopadie Philosophie und Wissenschaftstheorie 2 Auflage Band 7 Re Te Stuttgart Metzler 2018 ISBN 978 3 476 02106 9 S 15 17 ausfuhrliches Literaturverzeichnis Vanderlei de Oliveira Farias Kants Realismus und der Aussenweltskeptizismus Olms 2006 Hans Gunther Russ Wissenschaftstheorie Erkenntnistheorie und die Suche nach der Wahrheit Kohlhammer Stuttgart 2004 ISBN 3 17 018190 4 Kritischer Realismus aus der Perspektive des Kritischen Rationalismus Paul Watzlawick Wie wirklich ist die Wirklichkeit Wahn Tauschung Verstehen 1978 ISBN 3 492 24319 3 Radikaler Konstruktivismus Marcus Willaschek Hrsg Realismus Schoningh Paderborn u a 1999 Aufsatzsammlung mit sehr unterschiedlichen Positionen amerikanischer Philosophen Viktor Zmegac Die Realitat als literarisches Problem Klagenfurt 1981 WeblinksWiktionary Realitat Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Wikiquote Realitat ZitateEinzelnachweisegrob nach Anton Hugli Poul Lubcke Hrsg Philosophielexikon Personen und Begriffe der abendlandischen Philosophie von der Antike bis zur Gegenwart 5 Auflage Rowohlt Reinbek bei Hamburg 2003 ISBN 3 499 55453 4 Normdaten Sachbegriff GND 4765970 1 GND Explorer lobid OGND AKS

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