Richard Tüngel 1 Oktober 1893 in Hamburg 9 März 1970 in Ahrensburg war ein deutscher Journalist Publizist und Autor der
Richard Tüngel

Richard Tüngel (* 1. Oktober 1893 in Hamburg; † 9. März 1970 in Ahrensburg) war ein deutscher Journalist, Publizist und Autor, der nach dem Ende des Nationalsozialismus Mitbegründer und Chefredakteur der Wochenzeitung Die Zeit war.
Leben
Richard Tüngel war der Sohn eines bedeutenden Hamburger Arztes. Nach seinem Architekturstudium trat Tüngel in die Dienste der Freien und Hansestadt Hamburg ein und avancierte zum Baurat. 1933 wurde er von den Nationalsozialisten aus seinem Amt als Baudirektor entlassen. Er ging nach Berlin, wo er versuchte, sich bis 1945 als Übersetzer und Schriftsteller durchzuschlagen; so übersetzte er beispielsweise die Erinnerungen von Igor Stravinsky. Er arbeitete in der Berliner Zeit auch als Verlagslektor im „Atlantis Verlag“.
Unmittelbar nach dem Krieg war Tüngel gemeinsam mit Gerd Bucerius, Lovis H. Lorenz und Ewald Schmidt di Simoni Mitbegründer der Wochenzeitung Die Zeit. Zunächst wurde er Feuilletonchef und bereits wenige Monate später wegen Ernst Samhabers Berufsverbot der zweite Chefredakteur in der Geschichte der Zeitung. Tüngel bezeichnete Robert Kempner, einen Vertreter der Anklage in den Nürnberger Prozessen, als „Menschenjäger“, der den 1951 verstorbenen ehemaligen Staatssekretär im Auswärtigen Amt Ernst von Weizsäcker „in den Tod gehetzt habe“. Weiter titulierte er Kempner als „Schädling“, dem „das Handwerk gelegt werden“ müsse. 1955 kam es zu einer Redaktionskrise bei der Zeit. Tüngel hatte einen Text des NS-Staatsrechtslehrers Carl Schmitt veröffentlicht, worauf Marion Gräfin Dönhoff aus Protest nach zehn Jahren Mitarbeit die Redaktion verließ. Dönhoff war schon längere Zeit darüber verärgert, dass Tüngel „seit einigen Jahren bei Schmitt ein- und ausgeht“ und machte schon früh klar: „Wenn der Kerl jemals in der ZEIT schreiben sollte, bin ich am nächsten Tag weg“. Kurz darauf versuchte Tüngel den Chef vom Dienst Josef Müller-Marein zu entlassen, nachdem dieser in einem Artikel den amerikanischen Politiker Joseph McCarthy für dessen Kommunistenverfolgung scharf kritisiert hatte. Nach diesen Vorkommnissen wurde Tüngel entlassen, was gleichzeitig eine Entscheidung über die politische Linie der Zeitung darstellte.
Von seinem Nachfolger Müller-Marein wurde Tüngel als „hilfsbereit und unbequem“, „genialisch, der personifizierte Widerspruch und eine Künstlernatur“ beschrieben. Ralf Dahrendorf stufte in seiner Bucerius-Biographie den Kurs der Zeit unter Tüngel als „weiter rechts als die CDU“ ein. Die jahrelangen Auseinandersetzungen zwischen Bucerius und seinen Mitgründern endeten 1956 damit, dass Tüngel auch seine Funktion als Gesellschafter aufgab. 1957 erhielt er 1 Million Mark als Abfindung.
1958 veröffentlichte er gemeinsam mit dem Journalisten und früheren SS-Mitglied Hans Rudolf Berndorff das Buch Auf dem Bauche sollst du kriechen… Deutschland unter den Besatzungsmächten. Das Buch erschien 2004 als Neuauflage unter dem Titel Stunde Null. Deutschland unter den Besatzungsmächten im Verlag Matthes & Seitz Berlin.
Einzelnachweise
- Ansprache der Senatorin 2014-09-04
- Alexander Gallus: Deutschlandpolitische Querdenker in einer konservativen „Zeit“ – die ersten beiden Chefredakteure Samthaber und Tüngel 1946–1948. In: Christian Haase, Axel Schildt (Hrsg.): Die Zeit und die Bonner Republik. Eine meinungsbildende Wochenzeitung zwischen Wiederbewaffnung und Wiedervereinigung. Wallstein, Göttingen 2008, ISBN 978-3-8353-0243-3. S. 231.
- Haug von Kuenheim: Wie alles begann, in: Die Zeit Nr. 8, 16. Februar 2006
- Frank Werner: „Nürnberg war falsch“ www.zeit.de, 5. Mai 2021
- Alice Schwarzer: Marion Dönhoff. Ein widerständiges Leben, Kiepenheuer & Witsch, Köln, 10. Auflage 1996, S. 174.
- Karl Heinz Janszen, Zeit Magazin Nr. 9/1996, S. 12
- Vorstellung auf der Website des Verlags
Personendaten | |
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NAME | Tüngel, Richard |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Architekt, Mitbegründer und Chefredakteur der Wochenzeitung Die Zeit |
GEBURTSDATUM | 1. Oktober 1893 |
GEBURTSORT | Hamburg |
STERBEDATUM | 9. März 1970 |
STERBEORT | Ahrensburg |
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Richard Tungel 1 Oktober 1893 in Hamburg 9 Marz 1970 in Ahrensburg war ein deutscher Journalist Publizist und Autor der nach dem Ende des Nationalsozialismus Mitbegrunder und Chefredakteur der Wochenzeitung Die Zeit war LebenRichard Tungel war der Sohn eines bedeutenden Hamburger Arztes Nach seinem Architekturstudium trat Tungel in die Dienste der Freien und Hansestadt Hamburg ein und avancierte zum Baurat 1933 wurde er von den Nationalsozialisten aus seinem Amt als Baudirektor entlassen Er ging nach Berlin wo er versuchte sich bis 1945 als Ubersetzer und Schriftsteller durchzuschlagen so ubersetzte er beispielsweise die Erinnerungen von Igor Stravinsky Er arbeitete in der Berliner Zeit auch als Verlagslektor im Atlantis Verlag Unmittelbar nach dem Krieg war Tungel gemeinsam mit Gerd Bucerius Lovis H Lorenz und Ewald Schmidt di Simoni Mitbegrunder der Wochenzeitung Die Zeit Zunachst wurde er Feuilletonchef und bereits wenige Monate spater wegen Ernst Samhabers Berufsverbot der zweite Chefredakteur in der Geschichte der Zeitung Tungel bezeichnete Robert Kempner einen Vertreter der Anklage in den Nurnberger Prozessen als Menschenjager der den 1951 verstorbenen ehemaligen Staatssekretar im Auswartigen Amt Ernst von Weizsacker in den Tod gehetzt habe Weiter titulierte er Kempner als Schadling dem das Handwerk gelegt werden musse 1955 kam es zu einer Redaktionskrise bei der Zeit Tungel hatte einen Text des NS Staatsrechtslehrers Carl Schmitt veroffentlicht worauf Marion Grafin Donhoff aus Protest nach zehn Jahren Mitarbeit die Redaktion verliess Donhoff war schon langere Zeit daruber verargert dass Tungel seit einigen Jahren bei Schmitt ein und ausgeht und machte schon fruh klar Wenn der Kerl jemals in der ZEIT schreiben sollte bin ich am nachsten Tag weg Kurz darauf versuchte Tungel den Chef vom Dienst Josef Muller Marein zu entlassen nachdem dieser in einem Artikel den amerikanischen Politiker Joseph McCarthy fur dessen Kommunistenverfolgung scharf kritisiert hatte Nach diesen Vorkommnissen wurde Tungel entlassen was gleichzeitig eine Entscheidung uber die politische Linie der Zeitung darstellte Von seinem Nachfolger Muller Marein wurde Tungel als hilfsbereit und unbequem genialisch der personifizierte Widerspruch und eine Kunstlernatur beschrieben Ralf Dahrendorf stufte in seiner Bucerius Biographie den Kurs der Zeit unter Tungel als weiter rechts als die CDU ein Die jahrelangen Auseinandersetzungen zwischen Bucerius und seinen Mitgrundern endeten 1956 damit dass Tungel auch seine Funktion als Gesellschafter aufgab 1957 erhielt er 1 Million Mark als Abfindung 1958 veroffentlichte er gemeinsam mit dem Journalisten und fruheren SS Mitglied Hans Rudolf Berndorff das Buch Auf dem Bauche sollst du kriechen Deutschland unter den Besatzungsmachten Das Buch erschien 2004 als Neuauflage unter dem Titel Stunde Null Deutschland unter den Besatzungsmachten im Verlag Matthes amp Seitz Berlin EinzelnachweiseAnsprache der Senatorin 2014 09 04 Alexander Gallus Deutschlandpolitische Querdenker in einer konservativen Zeit die ersten beiden Chefredakteure Samthaber und Tungel 1946 1948 In Christian Haase Axel Schildt Hrsg Die Zeit und die Bonner Republik Eine meinungsbildende Wochenzeitung zwischen Wiederbewaffnung und Wiedervereinigung Wallstein Gottingen 2008 ISBN 978 3 8353 0243 3 S 231 Haug von Kuenheim Wie alles begann in Die Zeit Nr 8 16 Februar 2006 Frank Werner Nurnberg war falsch www zeit de 5 Mai 2021 Alice Schwarzer Marion Donhoff Ein widerstandiges Leben Kiepenheuer amp Witsch Koln 10 Auflage 1996 S 174 Karl Heinz Janszen Zeit Magazin Nr 9 1996 S 12 Vorstellung auf der Website des VerlagsChefredakteure der Wochenzeitung Die Zeit Ernst Samhaber 1946 Richard Tungel 1946 1955 Josef Muller Marein 1957 1968 Marion Grafin Donhoff 1968 1972 Theo Sommer 1973 1992 Robert Leicht 1992 1997 Roger de Weck 1997 2001 Josef Joffe und Michael Naumann 2001 2004 Giovanni di Lorenzo seit 2004 Jochen Wegner seit 2025 Normdaten Person GND 11743471X lobid GND Explorer OGND AKS VIAF 77093380 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Tungel RichardKURZBESCHREIBUNG deutscher Architekt Mitbegrunder und Chefredakteur der Wochenzeitung Die ZeitGEBURTSDATUM 1 Oktober 1893GEBURTSORT HamburgSTERBEDATUM 9 Marz 1970STERBEORT Ahrensburg