Die Schöneberger Müllverbrennungsanlage war die erste industrielle Müllverbrennungsanlage im Gebiet des heutigen Berlin
Schöneberger Müllverbrennungsanlage

Die Schöneberger Müllverbrennungsanlage war die erste industrielle Müllverbrennungsanlage im Gebiet des heutigen Berlin. Sie entstand 1921 für den Berliner Bezirk Schöneberg, der erst ein Jahr zuvor eingemeindet worden war, und noch über einen eigenständigen Bezirksmüllbetrieb verfügte.
Geschichte
Im Gegensatz zu den anderen Bezirken schafften die Schöneberger ihren Müll nicht nach außerhalb des Stadtgebiets, sondern versuchten diesen innerhalb Schönebergs zu entsorgen. Am Rande der damaligen Wohnbebauung auf der Roten Insel entstand eine Anlage, dort wo die Ringbahn den Königsweg (heute: Naumannstraße) schneidet. Auf der Anlage installierte die Münchener Vesuvio AG im Auftrag des Bezirksmüllbetriebs nacheinander mehrere moderne Lösungen der Müllentsorgung, die sich allerdings alle nicht dauerhaft durchsetzen konnten.
Erste Versuche mit Müllverbrennung in Berlin reichen bis ans Ende des 19. Jahrhunderts zurück. Allerdings liefen diese Anlagen, die nur experimentellen Maßstab hatten, nie erfolgversprechend. Der Bezirk Schöneberg hingegen errichtete direkt eine Anlage in industriellem Maßstab. Diese sollte helfen, Kosten zu sparen. Das moderne Verfahren sparte Transportwege, verringerte das Abfallvolumen und erlaubte darüber hinaus die energetische Nutzung von Müll. Allerdings lief die Anlage nie wie versprochen, musste immer wieder angehalten werden, und auch wenn sie lief, entsprachen die Resultate nicht den Wünschen der Auftraggeber. Der längste Zeitraum, in dem die Schöneberger Müllverbrennungsanlage durchgehend lief, war ein halbes Jahr von Oktober 1923 bis März 1924. Insgesamt war die Anlage von Oktober 1921 bis März 1924 in Betrieb, lief dabei aber nur an 279 Tagen, während sie den Rest der Zeit umgebaut oder repariert wurde.
Problematisch waren dabei zahlreiche Konstruktionsfehler der Anlage, die ursprünglich nicht für die Verbrennung von Hausmüll entworfen worden war. Spezifisch problematisch für Berlin war zusätzlich der geringe Heizwert des Berliner Hausmülls. Die Holzkohle, die in Berlin überwiegend zur Feuerung verwandt wurde, verbrannte vollständig, sodass diese – anders als Steinkohle – keine brennbaren Stoffe mehr in den Hausmüll lieferte. So hatte beispielsweise in dieser Zeit der Londoner Müll einen Heizwert von 2900 cal/kg, der Berliner nur einen von 1000 cal/kg. Der Zusatz von echter Kohle und der Einsatz großer Gebläse zur besseren Verbrennung führten dazu, dass größere Mengen Kohlestaub direkt aus dem Schornstein geblasen und die gesamte Umgebung der Anlage mit einer Schicht aus Kohlestaub überzogen wurde.
Deshalb verbrannte die Anlage bereits ab 1925 keinen Müll mehr, sondern produzierte Müllwolle nach dem Verfahren des Berliner Ingenieurs Kurt Gerson. Sein Unternehmen, die Schöneberger Müllindustrie AG (MüAG) wurde bereits 1923 gegründet. Auch das Müllwoll-Experiment dauerte nur wenige Jahre, der Standort blieb erhalten, seine Nutzung veränderte sich aber vielfach. In einer Karte der Reichsbahndirektion Berlin aus dem Jahr 1927 ist ein Gleisanschluss zu diesem Grundstück verzeichnet, der mit Schöneberger Müllind. AG benannt ist. Das Unternehmen wurde 1931 aufgelöst, die Aufgaben wurden von der Berliner Müllabfuhr-Aktiengesellschaft (BEMAG) übernommen.
In den 1930er Jahren ließ ein Mitglied der NSDAP aus dem Müll Faserplatten fertigen. Die Belastung der Umwelt durch das Produktionsverfahren verschärfte sich gegenüber den Müllverbrennungszeiten noch einmal deutlich.
Heute befindet sich auf dem Grundstück Tempelhofer Weg Ecke Naumannstraße, welches sich direkt gegenüber der Hauptzufahrt zum Fernbahnhof Berlin Südkreuz befindet, ein Recyclinghof der Berliner Stadtreinigungsbetriebe. Dieser Standort soll allerdings geschlossen werden.
Literatur
- Ernst Goger: Die Müllverbrennungs-Anlage in Berlin-Schöneberg: Ein Rückblick und ein Ausblick. 1924.
- Olaf Stellberger: Müllstandort Rote Insel in Schöneberg: Experimentierfeld der Müll-Moderne. In: Susanne Köstering, Renate Rüb (Hrsg.): Müll von gestern? – Eine umweltgeschichtliche Erkundung in Berlin und Brandenburg. Waxmann Verlag, 2003, ISBN 3-8309-1258-7.
Einzelnachweise
- Olaf Stellberger: Müllstandort Rote Insel in Schöneberg. 2003, S. 125.
- Olaf Stellberger: Müllstandort Rote Insel in Schöneberg. 2003, S. 127.
- Olaf Stellberger: Müllstandort Rote Insel in Schöneberg. 2003, S. 128.
- Gleisanschluss zur Schöneberger Müllindustrie AG Streckennetzkarte der Reichsbahndirektion Berlin aus dem Jahr 1927 auf www.blocksignal.de, abgerufen am 11. Februar 2021.
- Chronik der Berliner Müllentsorgung und Straßenreinigung auf neu.saubere-zeiten.berlin, abgerufen am 11. Februar 2021.
- Olaf Stellberger: Müllstandort Rote Insel in Schöneberg. 2003, S. 137.
- BSR gibt Recyclinghof am Südkreuz ersatzlos auf. In: Berliner Woche. 18. Januar 2018, abgerufen am 13. Februar 2021.
Koordinaten: 52° 28′ 38,7″ N, 13° 21′ 45,4″ O
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Die Schoneberger Mullverbrennungsanlage war die erste industrielle Mullverbrennungsanlage im Gebiet des heutigen Berlin Sie entstand 1921 fur den Berliner Bezirk Schoneberg der erst ein Jahr zuvor eingemeindet worden war und noch uber einen eigenstandigen Bezirksmullbetrieb verfugte GeschichteIm Gegensatz zu den anderen Bezirken schafften die Schoneberger ihren Mull nicht nach ausserhalb des Stadtgebiets sondern versuchten diesen innerhalb Schonebergs zu entsorgen Am Rande der damaligen Wohnbebauung auf der Roten Insel entstand eine Anlage dort wo die Ringbahn den Konigsweg heute Naumannstrasse schneidet Auf der Anlage installierte die Munchener Vesuvio AG im Auftrag des Bezirksmullbetriebs nacheinander mehrere moderne Losungen der Mullentsorgung die sich allerdings alle nicht dauerhaft durchsetzen konnten Erste Versuche mit Mullverbrennung in Berlin reichen bis ans Ende des 19 Jahrhunderts zuruck Allerdings liefen diese Anlagen die nur experimentellen Massstab hatten nie erfolgversprechend Der Bezirk Schoneberg hingegen errichtete direkt eine Anlage in industriellem Massstab Diese sollte helfen Kosten zu sparen Das moderne Verfahren sparte Transportwege verringerte das Abfallvolumen und erlaubte daruber hinaus die energetische Nutzung von Mull Allerdings lief die Anlage nie wie versprochen musste immer wieder angehalten werden und auch wenn sie lief entsprachen die Resultate nicht den Wunschen der Auftraggeber Der langste Zeitraum in dem die Schoneberger Mullverbrennungsanlage durchgehend lief war ein halbes Jahr von Oktober 1923 bis Marz 1924 Insgesamt war die Anlage von Oktober 1921 bis Marz 1924 in Betrieb lief dabei aber nur an 279 Tagen wahrend sie den Rest der Zeit umgebaut oder repariert wurde Problematisch waren dabei zahlreiche Konstruktionsfehler der Anlage die ursprunglich nicht fur die Verbrennung von Hausmull entworfen worden war Spezifisch problematisch fur Berlin war zusatzlich der geringe Heizwert des Berliner Hausmulls Die Holzkohle die in Berlin uberwiegend zur Feuerung verwandt wurde verbrannte vollstandig sodass diese anders als Steinkohle keine brennbaren Stoffe mehr in den Hausmull lieferte So hatte beispielsweise in dieser Zeit der Londoner Mull einen Heizwert von 2900 cal kg der Berliner nur einen von 1000 cal kg Der Zusatz von echter Kohle und der Einsatz grosser Geblase zur besseren Verbrennung fuhrten dazu dass grossere Mengen Kohlestaub direkt aus dem Schornstein geblasen und die gesamte Umgebung der Anlage mit einer Schicht aus Kohlestaub uberzogen wurde Deshalb verbrannte die Anlage bereits ab 1925 keinen Mull mehr sondern produzierte Mullwolle nach dem Verfahren des Berliner Ingenieurs Kurt Gerson Sein Unternehmen die Schoneberger Mullindustrie AG MuAG wurde bereits 1923 gegrundet Auch das Mullwoll Experiment dauerte nur wenige Jahre der Standort blieb erhalten seine Nutzung veranderte sich aber vielfach In einer Karte der Reichsbahndirektion Berlin aus dem Jahr 1927 ist ein Gleisanschluss zu diesem Grundstuck verzeichnet der mit Schoneberger Mullind AG benannt ist Das Unternehmen wurde 1931 aufgelost die Aufgaben wurden von der Berliner Mullabfuhr Aktiengesellschaft BEMAG ubernommen In den 1930er Jahren liess ein Mitglied der NSDAP aus dem Mull Faserplatten fertigen Die Belastung der Umwelt durch das Produktionsverfahren verscharfte sich gegenuber den Mullverbrennungszeiten noch einmal deutlich Heute befindet sich auf dem Grundstuck Tempelhofer Weg Ecke Naumannstrasse welches sich direkt gegenuber der Hauptzufahrt zum Fernbahnhof Berlin Sudkreuz befindet ein Recyclinghof der Berliner Stadtreinigungsbetriebe Dieser Standort soll allerdings geschlossen werden LiteraturErnst Goger Die Mullverbrennungs Anlage in Berlin Schoneberg Ein Ruckblick und ein Ausblick 1924 Olaf Stellberger Mullstandort Rote Insel in Schoneberg Experimentierfeld der Mull Moderne In Susanne Kostering Renate Rub Hrsg Mull von gestern Eine umweltgeschichtliche Erkundung in Berlin und Brandenburg Waxmann Verlag 2003 ISBN 3 8309 1258 7 EinzelnachweiseOlaf Stellberger Mullstandort Rote Insel in Schoneberg 2003 S 125 Olaf Stellberger Mullstandort Rote Insel in Schoneberg 2003 S 127 Olaf Stellberger Mullstandort Rote Insel in Schoneberg 2003 S 128 Gleisanschluss zur Schoneberger Mullindustrie AG Streckennetzkarte der Reichsbahndirektion Berlin aus dem Jahr 1927 auf www blocksignal de abgerufen am 11 Februar 2021 Chronik der Berliner Mullentsorgung und Strassenreinigung auf neu saubere zeiten berlin abgerufen am 11 Februar 2021 Olaf Stellberger Mullstandort Rote Insel in Schoneberg 2003 S 137 BSR gibt Recyclinghof am Sudkreuz ersatzlos auf In Berliner Woche 18 Januar 2018 abgerufen am 13 Februar 2021 52 477422131111 13 362615108611 Koordinaten 52 28 38 7 N 13 21 45 4 O