Der Spätrömische Kammhelm engl ridge helmet wurde möglicherweise aus einem ursprünglich sassanidischen Helmtypus der Spä
Spätrömischer Kammhelm

Der Spätrömische Kammhelm (engl. ridge helmet) wurde möglicherweise aus einem ursprünglich sassanidischen Helmtypus der Spätantike entwickelt. Dieser ausschließlich außereuropäische Einfluss wurde jedoch in der Vergangenheit bereits in Zweifel gezogen. Auch eine Inspiration aus dem Balkan wäre demnach möglich. Thrakische und thrako-getische Traditionen haben ähnliche Helme hervorgebracht.
Spätrömischer Kammhelm | |
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Angaben | |
Waffenart: | Schutzwaffe |
Bezeichnungen: | Kammhelm |
Verwendung: | Helm |
Einsatzzeit: | Ende 3. bis 5. Jh. n. Chr. (Westrom) |
Ursprungsregion/ Urheber: | Römisches Reich, Waffenschmiede |
Verbreitung: | Römisches Reich |
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Verwandte Formen, die sich aus den römischen Kammhelmen entwickelten, sind die skandinavischen Vendelhelme, die noch bis ins Frühmittelalter auf den Britischen Inseln und in Skandinavien verbreitet waren.
Entwicklung
Römische Kammhelme erscheinen erstmals auf den Münzen Konstantins des Großen, wurden aber bereits wohl gegen Ende des 3. Jahrhunderts vom römischen Militär verwendet und gehörten im weströmischen Machtbereich bis zu dessen Ende neben den Spangenhelmen und der Feldmütze (Pilleus Pannonicus) zur militärischen Grundausstattung.
Eine Sonderform stellt der Segmenthelm persischen Ursprungs aus Dura Europos dar, der in der Bauart zwar römischen Kammhelmen sehr ähnlich ist, aber von diesen vor allem durch seine hoch gewölbte Form deutlich abweicht. Der Helm wurde 1932/1933 im Zuge einer französisch-amerikanischen Grabungskampagne in einem von Mineuren angelegten Tunnel unter einem Turm der Stadtbefestigung gefunden. Neben Skeletten römischer Soldaten fanden sich auch die Überreste eines sassanidischen Kriegers, dem dieser Helm offensichtlich gehörte. Da der Tunnel im Zuge der Belagerung unter dem persischen Herrscher Schapur I. (240/42–270) gegraben wurde, lässt sich der 4,15 kg schwere Helm in die Zeit um 250 n. Chr. datieren.
Wann genau die Einführung der Kammhelme in das römische Heereswesen geschah, kann bisher nicht ermittelt werden, doch liegt es nahe, die Einführung des neuen Helmtyps mit der im 3. Jahrhundert n. Chr. erfolgten Heeresreform während der Regierungszeit des Kaisers Diokletians (284–305) in Einklang zu bringen. Zu diesem Themenkomplex hat der britische Archäologe Simon James in umfassender Form veröffentlicht.
Der Kammhelm brach mit einer seit vielen Jahrhunderten vorherrschenden Tradition des römischen Heereswesens, die sich aus griechisch-italisch-keltischen Vorbildern speiste. Wurde die Helmkalotte bisher aus einem Stück Metall getrieben, entstand der neue Kopfschutz aus zwei oder mehreren Segmenten, die zusammengenietet wurden. Ein längs des Scheitels verlaufender Kamm, der einen nach oben hin abgerundeten, niedrigen oder hohen Kamm aufwies, gab dem Helm seinen modernen Namen. Zu diesem Modell gehört außerdem ein am unteren Helmrand angebrachter umlaufender Stirnreif. Mit Ausnahme ganz früher Ausführungen wurden auch die veränderten Wangenklappen nun nicht mehr mit Scharnieren an der Kalotte befestigt. Diese Verbindung erzielten die Hersteller jetzt mithilfe des Helmfutters und Nähten. Auch der verkürzte Nackenschutz war nicht mehr starr mit der Kalotte verbunden, sondern als eigenständiges, bewegliches Metallstück durch Riemen am eigentlichen Helm befestigt. Ein deutliches Merkmal dieses Helms war zudem der Nasenschutz, der nun erstmals seit rund 700 Jahren im römischen Militärwesen wieder in Erscheinung trat. Neben dem Kammhelm kam als weitere Bauart zur selben Zeit der Spangenhelm auf.
Die neue Helmform war gegenüber den älteren vom römischen Militär genutzten Modellen ein massiver Abstieg, was den Anspruch an die Konstruktion betraf. Das bedeutete jedoch nicht, dass in der Regel minderwertiges Material eingesetzt wurde. Wie James nahelegt, hatte die vereinfachte Herstellungstechnik ökonomische und betriebliche Ursachen, die in der verheerenden Reichskrise des 3. Jahrhunderts begründet lagen. Die Herstellung von Ausrüstungsgegenständen, die bis dahin weitgehend von privaten Produzenten erledigt wurde, kam demnach unter anderem durch die dauerhafte Inflation zum Erliegen. Anhaltende Kriege und Bürgerkriege, in denen die Heeresverbände verschlissen wurden, verlangten jedoch große Mengen an schnell verfügbaren Waffen. Als Folge dieser chaotischen Zustände ging die Rüstungsindustrie in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts in staatliche Hände über. Der große Bedarf an militärischen Gütern und ökonomische Gründe führte zu einer starken Rationalisierung der Herstellungsmethoden. Es war der notwendigen Massenproduktion geschuldet, dass nun auf anspruchsvolle Herstellungsverfahren verzichtet wurde. Bei den Kammhelmen entfiel das aufwendige Treiben homogener Kalotten und nach kurzer Zeit verzichteten die Betriebe auch auf die Herstellung von Scharnieren.
Auf der Suche nach einer kostengünstigen, aber wirkungsvollen Helmform griffen die verantwortlichen Militärs möglicherweise auf ältere östliche Typen zurück. Wie das bereits erwähnte Exemplar aus Dura-Europos bezeugt, wurden im persischen Raum schon vor den Römern Helme in ähnlicher Ausführung produziert. Der den römischen Bedürfnissen und Forderungen angepasste Helm unterscheidet sich jedoch deutlich von den orientalischen Typen, so dass beim römischen Kammhelm durchaus von einer eigenständigen Entwicklung ausgegangen werden kann. Seine Vorbilder mögen dennoch im Osten liegen.
Beschreibung
Die Kalotte des römischen Kammhelms besteht aus zwei Teilen, die in der Helmmitte durch einen vom Hinterkopf zur Stirn verlaufenden Metallbügel (bzw. Kamm) zusammengehalten werden. Er ist in der Regel aus Eisen gefertigt und hat oftmals ein Nasal (Nasenschutz). Die Wangenklappen und der Nackenschutz sind im Gegensatz zu den Helmen der früheren Kaiserzeit nicht mit Scharnieren befestigt, sondern mit dem Helmfutter oder durch Schnüre mit der Kalotte verbunden.
Etliche Kammhelme weisen einen niedrigen Kamm auf, doch wurden auch solche mit einem höheren und hohem Metallkamm gefunden. Die hohe Variante ahmt in stilisierter Form höchstwahrscheinlich die ursprünglich aus Pferdehaaren bestehenden Helmkämme der frühen und mittleren Kaiserzeit nach. Diese Metallkämme sind durch Fundstücken sowie spätantike Wandmalereien, Schnitzwerke und Steindenkmäler dokumentiert. An der Vorderseite der Kämme aus späterer Produktion konnte sich als Stirnplakette ein runder Beschlag befinden, der das Christusmonogramm zeigte. In der Vergangenheit wurde bei einigen heute museal ausgestellten Stücken möglicherweise nicht erkannt, dass sie eine höhere Kammscheibe besessen haben könnten.
Mit Ausnahme eines Fundes, der aus dem hunnischen Grab von in Rumänien (Kreis Botoșani) stammt, wurden alle spätantiken Kammhelme auf ehemaligem römischen Reichsgebiet gefunden. Der Helm von Concești ist gleichsam einer der jüngsten Vertreter und stammt aus der Zeit um 400. Nach dem äußeren Erscheinungsbild unterscheidet man drei Typen, die nach bekannten Fundorten benannt sind:
- Typ Dunapentele/Intercisa
- Typ Berkasovo-Deurne (siehe Helm von Deurne)
Die spätrömische Armee brachte den Kammhelm mit nach Germanien und Britannien, wovon zahlreiche, manchmal mit Gravuren oder gar Edelsteinen (meistens aber Glasimitationen) verzierte Fundstücke zeugen.
Galerie
- Kammhelm aus Augsburg-Pfersee, Typ Deurne-Berkasovo (Augsburg)
- Kammhelm aus der Nähe von Berkasovo, Serbien, Typ Deurne-Berkasovo (Berkasovo I)
- Kammhelm aus der Nähe von Berkasovo, Serbien, Typ Deurne-Berkasovo (Berkasovo II)
- Kammhelm aus der Nähe von Jarak, Sremska Mitrovica, Serbien, Typ Deurne-Berkasovo
- Kammhelm aus Deurne, Niederlande, Typ Deurne-Berkasovo (Deurne)
- Kammhelm aus Dunaújváros, Ungarn, Typ Dunapentele/Intercisa (Intercisa 2)
- Stark rekonstruierter Kammhelm mit hoher Kammscheibe und Christusmonogramm aus Kessel, Limburg, Niederlande, Typ Dunapentele/Intercisa
- Teilrekonstruierter Kammhelm eines römischen Kavalleristen aus Burgh Castle, Mitte des 4. Jahrhunderts n. Chr. (Time and Tide Museum, Great Yarmouth)
Literatur
- Simon James: Dura-Europos and the Introduction of the „Mongolian Release“. In: M. Dawson (Hrsg.): Roman Military Equipment. The Accoutrements of War (= British Archaeological Reports. International Series 336). British Archaeological Reports 1987.
- Simon James: The Fabriccae: State Arms Factories of the Later Roman Empire. In: J.C. Coulston (Hrsg.): Military Equipment and the Identity for Roman Soldiers (= British Archaeological Reports. International Series 394). British Archaeological Reports 1988.
- Daniel Studer: Frühgeschichte Kammhelme aus dem Kanton Tessin und dem weiteren südosteuropäischen Raum – ein Faktor bei der Entwicklung des spätrömischen Kammhelms? In: Helvetia Archaeologica 21, 1990, S. 82–126.
- Simon MacDowall: Late Roman Cavalryman. 236–565 AD. (Weapons, armour, tactics) (= Osprey Military. Warrior Series 15). Colour Plates by Christa Hook. Osprey, London 1995, ISBN 1-85532-567-5.
- Peter Wilcox: Rome’s enemies. Band 3: Parthians and sassanid Persians (= Osprey Military. Men-at-arms Series 175). Reprinted edition. Colour Plates Angus McBride. Osprey, London 1997, ISBN 0-85045-688-6.
- Hermann Born: Reiterhelme aus Iatrus/Krivina, Bulgarien – zur Technik spätrömischer Eisenhelme mit vergoldeten Silber- und Kupferblechüberzügen. In: Acta Praehistorica et Archaeologica 31, 1999, S. 217–238.
- Hermann Born: Projektvorschlag zur technologischen Untersuchung spätrömischer Kamm- und frühmittelalterlicher Spangenhelme. In: Acta Praehistorica et Archaeologica 35, 2003, S. 81–89.
- Laszlo Kocsis: Helme vom Typ „Intercisa“ in Pannonien. In: Von Augustus bis Attila. Leben am ungarischen Donaulimes. Ausstellungskatalog (= Schriften des Limesmuseums Aalen 53), Theiss, Stuttgart 2000, ISBN 3-8062-1541-3, S. 37–40.
- John Warry: Warfare in the Classical World. An Illustrated Encyclopedia of Weapons, Warriors, and Warfare in the Ancient Civilisations of Greece and Rome. Repronted edition. University of Oklahoma Press, Norman OK 2004, ISBN 0-8061-2794-5.
- Mahand Vogt: Spangenhelme. Baldenheim und verwandte Typen (= Kataloge vor- und frühgeschichtlicher Altertümer. Band 39). Verlag des Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz 2006, ISBN 3-88467-100-6 (online).
- Christian Miks: Spätrömische Kammhelme mit hoher Kammscheibe. In: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz 55, 2008, S. 449–482.
- Christian Miks: Vom Prunkstück zum Altmetall. Ein Depot spätrömischer Helmteile aus Koblenz. Begleitbuch zur Ausstellung im Römisch-Germanischen Zentralmuseum 2008 (= Mosaiksteine 4), Mainz 2008, ISBN 3-88467-130-8.
Weblinks
- Informationen zu sassanidischen Kriegern (englischsprachig)
Anmerkungen
- Daniel Studer: Frühgeschichte Kammhelme aus dem Kanton Tessin und dem weiteren südosteuropäischen Raum – ein Faktor bei der Entwicklung des spätrömischen Kammhelms? In: Helvetia Archaeologica 21, 1990, S. 82–126; hier: S. 113.
- Daniel Studer: Frühgeschichte Kammhelme aus dem Kanton Tessin und dem weiteren südosteuropäischen Raum – ein Faktor bei der Entwicklung des spätrömischen Kammhelms? In: Helvetia Archaeologica 21, 1990, S. 82–126; hier: S. 112; Marcus Junkelmann: Die Reiter Roms, Teil III: Zubehör, Reitweise, Bewaffnung, von Zabern, Mainz 1992, ISBN 3-8053-1288-1, S. 201.
- Daniel Studer: Frühgeschichte Kammhelme aus dem Kanton Tessin und dem weiteren südosteuropäischen Raum – ein Faktor bei der Entwicklung des spätrömischen Kammhelms? In: Helvetia Archaeologica 21, 1990, S. 82–126; hier: S. 118.
- Simon James: Dura-Europos and the Introduction of the „Mongolian Release“. In: M. Dawson (Hrsg.): Roman Military Equipment. The Accoutrements of War (= British Archaeological Reports. International Series 336). British Archaeological Reports 1987; Derselbe: The Fabriccae: State Arms Factories of the Later Roman Empire. In: J.C. Coulston (Hrsg.): Military Equipment and the Identity for Roman Soldiers (= British Archaeological Reports. International Series 394). British Archaeological Reports 1988.
- Marcus Junkelmann: Die Reiter Roms, Teil III: Zubehör, Reitweise, Bewaffnung, von Zabern, Mainz 1992, ISBN 3-8053-1288-1, S. 199–200.
- Christian Miks: Spätrömische Kammhelme mit hoher Kammscheibe. In: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz 55, 2008, S. 449–482.
- Marcus Junkelmann: Die Reiter Roms, Teil III: Zubehör, Reitweise, Bewaffnung, von Zabern, Mainz 1992, ISBN 3-8053-1288-1, S. 200–201.
- Marcus Junkelmann: Die Reiter Roms, Teil III: Zubehör, Reitweise, Bewaffnung, von Zabern, Mainz 1992, ISBN 3-8053-1288-1, S. 201.
- Christian Miks: Spätrömische Kammhelme mit hoher Kammscheibe. In: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz 55, 2008, S. 449–482; hier: S. 449, 457–459, 476.
Autor: www.NiNa.Az
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Der Spatromische Kammhelm engl ridge helmet wurde moglicherweise aus einem ursprunglich sassanidischen Helmtypus der Spatantike entwickelt Dieser ausschliesslich aussereuropaische Einfluss wurde jedoch in der Vergangenheit bereits in Zweifel gezogen Auch eine Inspiration aus dem Balkan ware demnach moglich Thrakische und thrako getische Traditionen haben ahnliche Helme hervorgebracht Spatromischer KammhelmAngabenWaffenart SchutzwaffeBezeichnungen KammhelmVerwendung HelmEinsatzzeit Ende 3 bis 5 Jh n Chr Westrom Ursprungsregion Urheber Romisches Reich WaffenschmiedeVerbreitung Romisches ReichListen zum ThemaSpatromischer Soldat mit Kammhelm Hobbyrekonstruktion Verwandte Formen die sich aus den romischen Kammhelmen entwickelten sind die skandinavischen Vendelhelme die noch bis ins Fruhmittelalter auf den Britischen Inseln und in Skandinavien verbreitet waren EntwicklungRomische Kammhelme erscheinen erstmals auf den Munzen Konstantins des Grossen wurden aber bereits wohl gegen Ende des 3 Jahrhunderts vom romischen Militar verwendet und gehorten im westromischen Machtbereich bis zu dessen Ende neben den Spangenhelmen und der Feldmutze Pilleus Pannonicus zur militarischen Grundausstattung Eine Sonderform stellt der Segmenthelm persischen Ursprungs aus Dura Europos dar der in der Bauart zwar romischen Kammhelmen sehr ahnlich ist aber von diesen vor allem durch seine hoch gewolbte Form deutlich abweicht Der Helm wurde 1932 1933 im Zuge einer franzosisch amerikanischen Grabungskampagne in einem von Mineuren angelegten Tunnel unter einem Turm der Stadtbefestigung gefunden Neben Skeletten romischer Soldaten fanden sich auch die Uberreste eines sassanidischen Kriegers dem dieser Helm offensichtlich gehorte Da der Tunnel im Zuge der Belagerung unter dem persischen Herrscher Schapur I 240 42 270 gegraben wurde lasst sich der 4 15 kg schwere Helm in die Zeit um 250 n Chr datieren Wann genau die Einfuhrung der Kammhelme in das romische Heereswesen geschah kann bisher nicht ermittelt werden doch liegt es nahe die Einfuhrung des neuen Helmtyps mit der im 3 Jahrhundert n Chr erfolgten Heeresreform wahrend der Regierungszeit des Kaisers Diokletians 284 305 in Einklang zu bringen Zu diesem Themenkomplex hat der britische Archaologe Simon James in umfassender Form veroffentlicht Der Kammhelm brach mit einer seit vielen Jahrhunderten vorherrschenden Tradition des romischen Heereswesens die sich aus griechisch italisch keltischen Vorbildern speiste Wurde die Helmkalotte bisher aus einem Stuck Metall getrieben entstand der neue Kopfschutz aus zwei oder mehreren Segmenten die zusammengenietet wurden Ein langs des Scheitels verlaufender Kamm der einen nach oben hin abgerundeten niedrigen oder hohen Kamm aufwies gab dem Helm seinen modernen Namen Zu diesem Modell gehort ausserdem ein am unteren Helmrand angebrachter umlaufender Stirnreif Mit Ausnahme ganz fruher Ausfuhrungen wurden auch die veranderten Wangenklappen nun nicht mehr mit Scharnieren an der Kalotte befestigt Diese Verbindung erzielten die Hersteller jetzt mithilfe des Helmfutters und Nahten Auch der verkurzte Nackenschutz war nicht mehr starr mit der Kalotte verbunden sondern als eigenstandiges bewegliches Metallstuck durch Riemen am eigentlichen Helm befestigt Ein deutliches Merkmal dieses Helms war zudem der Nasenschutz der nun erstmals seit rund 700 Jahren im romischen Militarwesen wieder in Erscheinung trat Neben dem Kammhelm kam als weitere Bauart zur selben Zeit der Spangenhelm auf Die neue Helmform war gegenuber den alteren vom romischen Militar genutzten Modellen ein massiver Abstieg was den Anspruch an die Konstruktion betraf Das bedeutete jedoch nicht dass in der Regel minderwertiges Material eingesetzt wurde Wie James nahelegt hatte die vereinfachte Herstellungstechnik okonomische und betriebliche Ursachen die in der verheerenden Reichskrise des 3 Jahrhunderts begrundet lagen Die Herstellung von Ausrustungsgegenstanden die bis dahin weitgehend von privaten Produzenten erledigt wurde kam demnach unter anderem durch die dauerhafte Inflation zum Erliegen Anhaltende Kriege und Burgerkriege in denen die Heeresverbande verschlissen wurden verlangten jedoch grosse Mengen an schnell verfugbaren Waffen Als Folge dieser chaotischen Zustande ging die Rustungsindustrie in der zweiten Halfte des 3 Jahrhunderts in staatliche Hande uber Der grosse Bedarf an militarischen Gutern und okonomische Grunde fuhrte zu einer starken Rationalisierung der Herstellungsmethoden Es war der notwendigen Massenproduktion geschuldet dass nun auf anspruchsvolle Herstellungsverfahren verzichtet wurde Bei den Kammhelmen entfiel das aufwendige Treiben homogener Kalotten und nach kurzer Zeit verzichteten die Betriebe auch auf die Herstellung von Scharnieren Auf der Suche nach einer kostengunstigen aber wirkungsvollen Helmform griffen die verantwortlichen Militars moglicherweise auf altere ostliche Typen zuruck Wie das bereits erwahnte Exemplar aus Dura Europos bezeugt wurden im persischen Raum schon vor den Romern Helme in ahnlicher Ausfuhrung produziert Der den romischen Bedurfnissen und Forderungen angepasste Helm unterscheidet sich jedoch deutlich von den orientalischen Typen so dass beim romischen Kammhelm durchaus von einer eigenstandigen Entwicklung ausgegangen werden kann Seine Vorbilder mogen dennoch im Osten liegen BeschreibungDie Kalotte des romischen Kammhelms besteht aus zwei Teilen die in der Helmmitte durch einen vom Hinterkopf zur Stirn verlaufenden Metallbugel bzw Kamm zusammengehalten werden Er ist in der Regel aus Eisen gefertigt und hat oftmals ein Nasal Nasenschutz Die Wangenklappen und der Nackenschutz sind im Gegensatz zu den Helmen der fruheren Kaiserzeit nicht mit Scharnieren befestigt sondern mit dem Helmfutter oder durch Schnure mit der Kalotte verbunden Etliche Kammhelme weisen einen niedrigen Kamm auf doch wurden auch solche mit einem hoheren und hohem Metallkamm gefunden Die hohe Variante ahmt in stilisierter Form hochstwahrscheinlich die ursprunglich aus Pferdehaaren bestehenden Helmkamme der fruhen und mittleren Kaiserzeit nach Diese Metallkamme sind durch Fundstucken sowie spatantike Wandmalereien Schnitzwerke und Steindenkmaler dokumentiert An der Vorderseite der Kamme aus spaterer Produktion konnte sich als Stirnplakette ein runder Beschlag befinden der das Christusmonogramm zeigte In der Vergangenheit wurde bei einigen heute museal ausgestellten Stucken moglicherweise nicht erkannt dass sie eine hohere Kammscheibe besessen haben konnten Mit Ausnahme eines Fundes der aus dem hunnischen Grab von in Rumanien Kreis Botoșani stammt wurden alle spatantiken Kammhelme auf ehemaligem romischen Reichsgebiet gefunden Der Helm von Concești ist gleichsam einer der jungsten Vertreter und stammt aus der Zeit um 400 Nach dem ausseren Erscheinungsbild unterscheidet man drei Typen die nach bekannten Fundorten benannt sind Typ Dunapentele Intercisa Typ Berkasovo Deurne siehe Helm von Deurne Die spatromische Armee brachte den Kammhelm mit nach Germanien und Britannien wovon zahlreiche manchmal mit Gravuren oder gar Edelsteinen meistens aber Glasimitationen verzierte Fundstucke zeugen GalerieKammhelm aus Augsburg Pfersee Typ Deurne Berkasovo Augsburg Kammhelm aus der Nahe von Berkasovo Serbien Typ Deurne Berkasovo Berkasovo I Kammhelm aus der Nahe von Berkasovo Serbien Typ Deurne Berkasovo Berkasovo II Kammhelm aus der Nahe von Jarak Sremska Mitrovica Serbien Typ Deurne Berkasovo Kammhelm aus Deurne Niederlande Typ Deurne Berkasovo Deurne Kammhelm aus Dunaujvaros Ungarn Typ Dunapentele Intercisa Intercisa 2 Stark rekonstruierter Kammhelm mit hoher Kammscheibe und Christusmonogramm aus Kessel Limburg Niederlande Typ Dunapentele Intercisa Teilrekonstruierter Kammhelm eines romischen Kavalleristen aus Burgh Castle Mitte des 4 Jahrhunderts n Chr Time and Tide Museum Great Yarmouth LiteraturSimon James Dura Europos and the Introduction of the Mongolian Release In M Dawson Hrsg Roman Military Equipment The Accoutrements of War British Archaeological Reports International Series 336 British Archaeological Reports 1987 Simon James The Fabriccae State Arms Factories of the Later Roman Empire In J C Coulston Hrsg Military Equipment and the Identity for Roman Soldiers British Archaeological Reports International Series 394 British Archaeological Reports 1988 Daniel Studer Fruhgeschichte Kammhelme aus dem Kanton Tessin und dem weiteren sudosteuropaischen Raum ein Faktor bei der Entwicklung des spatromischen Kammhelms In Helvetia Archaeologica 21 1990 S 82 126 Simon MacDowall Late Roman Cavalryman 236 565 AD Weapons armour tactics Osprey Military Warrior Series 15 Colour Plates by Christa Hook Osprey London 1995 ISBN 1 85532 567 5 Peter Wilcox Rome s enemies Band 3 Parthians and sassanid Persians Osprey Military Men at arms Series 175 Reprinted edition Colour Plates Angus McBride Osprey London 1997 ISBN 0 85045 688 6 Hermann Born Reiterhelme aus Iatrus Krivina Bulgarien zur Technik spatromischer Eisenhelme mit vergoldeten Silber und Kupferblechuberzugen In Acta Praehistorica et Archaeologica 31 1999 S 217 238 Hermann Born Projektvorschlag zur technologischen Untersuchung spatromischer Kamm und fruhmittelalterlicher Spangenhelme In Acta Praehistorica et Archaeologica 35 2003 S 81 89 Laszlo Kocsis Helme vom Typ Intercisa in Pannonien In Von Augustus bis Attila Leben am ungarischen Donaulimes Ausstellungskatalog Schriften des Limesmuseums Aalen 53 Theiss Stuttgart 2000 ISBN 3 8062 1541 3 S 37 40 John Warry Warfare in the Classical World An Illustrated Encyclopedia of Weapons Warriors and Warfare in the Ancient Civilisations of Greece and Rome Repronted edition University of Oklahoma Press Norman OK 2004 ISBN 0 8061 2794 5 Mahand Vogt Spangenhelme Baldenheim und verwandte Typen Kataloge vor und fruhgeschichtlicher Altertumer Band 39 Verlag des Romisch Germanisches Zentralmuseum Mainz 2006 ISBN 3 88467 100 6 online Christian Miks Spatromische Kammhelme mit hoher Kammscheibe In Jahrbuch des Romisch Germanischen Zentralmuseums Mainz 55 2008 S 449 482 Christian Miks Vom Prunkstuck zum Altmetall Ein Depot spatromischer Helmteile aus Koblenz Begleitbuch zur Ausstellung im Romisch Germanischen Zentralmuseum 2008 Mosaiksteine 4 Mainz 2008 ISBN 3 88467 130 8 WeblinksCommons Spatromischer Kammhelm Album mit Bildern Videos und Audiodateien Informationen zu sassanidischen Kriegern englischsprachig AnmerkungenDaniel Studer Fruhgeschichte Kammhelme aus dem Kanton Tessin und dem weiteren sudosteuropaischen Raum ein Faktor bei der Entwicklung des spatromischen Kammhelms In Helvetia Archaeologica 21 1990 S 82 126 hier S 113 Daniel Studer Fruhgeschichte Kammhelme aus dem Kanton Tessin und dem weiteren sudosteuropaischen Raum ein Faktor bei der Entwicklung des spatromischen Kammhelms In Helvetia Archaeologica 21 1990 S 82 126 hier S 112 Marcus Junkelmann Die Reiter Roms Teil III Zubehor Reitweise Bewaffnung von Zabern Mainz 1992 ISBN 3 8053 1288 1 S 201 Daniel Studer Fruhgeschichte Kammhelme aus dem Kanton Tessin und dem weiteren sudosteuropaischen Raum ein Faktor bei der Entwicklung des spatromischen Kammhelms In Helvetia Archaeologica 21 1990 S 82 126 hier S 118 Simon James Dura Europos and the Introduction of the Mongolian Release In M Dawson Hrsg Roman Military Equipment The Accoutrements of War British Archaeological Reports International Series 336 British Archaeological Reports 1987 Derselbe The Fabriccae State Arms Factories of the Later Roman Empire In J C Coulston Hrsg Military Equipment and the Identity for Roman Soldiers British Archaeological Reports International Series 394 British Archaeological Reports 1988 Marcus Junkelmann Die Reiter Roms Teil III Zubehor Reitweise Bewaffnung von Zabern Mainz 1992 ISBN 3 8053 1288 1 S 199 200 Christian Miks Spatromische Kammhelme mit hoher Kammscheibe In Jahrbuch des Romisch Germanischen Zentralmuseums Mainz 55 2008 S 449 482 Marcus Junkelmann Die Reiter Roms Teil III Zubehor Reitweise Bewaffnung von Zabern Mainz 1992 ISBN 3 8053 1288 1 S 200 201 Marcus Junkelmann Die Reiter Roms Teil III Zubehor Reitweise Bewaffnung von Zabern Mainz 1992 ISBN 3 8053 1288 1 S 201 Christian Miks Spatromische Kammhelme mit hoher Kammscheibe In Jahrbuch des Romisch Germanischen Zentralmuseums Mainz 55 2008 S 449 482 hier S 449 457 459 476