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Türkische Lateinalphabete

Türkische Lateinalphabete sind eine Untergruppe der lateinischen Schrift, in der heute Turk- und andere vorderasiatische Sprachen wie Kurmandschi, Tscherkessische und Lasische geschrieben werden. Sie haben geschichtlich ältere Alphabete ersetzt, deren Vorläufer in den betreffenden Sprachen auch als Einheitliches Alphabet bezeichnet wurden. Die ursprüngliche Bezeichnung dieser Schriftsysteme – Einheitliches türkisches Alphabet – wurde aufgegeben, als sich auch nichttürkische Völker dem System anschlossen.
Historische Entwicklung
Vorgeschichte
Der in Georgien geborene aserbaidschanische Literat Mirzä Fätäli Axundov begann um 1850 im Alleingang, ein Latein-Alphabet für die Turkotataren Russlands zu entwickeln. 1863 befand er sich in Istanbul auf einem Kongress der und stellte dort sein fertiges Alphabet vor. Dieses fand jedoch nicht den erwünschten Anklang, sodass Axundov enttäuscht nach Georgien zurückkehrte. Dort reformierte er ab 1878 das arabische Alphabet.
Entwicklung
Die in den späten 1920er Jahren zuerst in der Sowjetunion erstellten türkischen Alphabete unterschieden sich untereinander nur geringfügig. Sie wiesen nur einige für Turksprachen geeignete Modifikationen des klassischen lateinischen Alphabets auf, darunter ganz wenige kyrillische. Wegen zahlreicher Vorteile wurde diese Schriftform schon recht bald von den Turkvölkern und auch anderen Völkern der Sowjetunion übernommen. Das lateinische Alphabet war leicht zu erlernen und bereits weltweit stark verbreitet. Zudem bestand auch ein Vorteil gegenüber den arabischen Schriften, da nun jedem Laut ein eindeutiger Buchstabe zugeordnet war. Dadurch konnten auch Fremdsprachler einen Text so lesen, dass ihn ein Muttersprachler verstand. Auch den jeweiligen grammatikalischen Regeln kamen diese Alphabete sehr entgegen. Außerdem brauchten mehrsprachig aufwachsende Menschen, wie etwa Minderheiten, nur noch ein einheitliches Alphabet zu erlernen.
Das sogenannte einheitliche türkische Alphabet oder neue (türkische/turksprachige) Alphabet, oft kurz Jaꞑalif genannt, wurde ab 1922 in Baku, der Hauptstadt Aserbaidschans, für die Gemeinschaft der Turksprachen entwickelt. Vorher galt bei allen diesen Sprachen – soweit sie verschriftet waren – das persisch-arabische Alphabet. Nach dem Zusammenbruch des Zarenreiches 1917 wandten sich die russischen Tataren dem Westen zu; infolgedessen begann ab 1922 bei ihnen auch der Bruch mit den überlieferten arabisch-persischen Traditionen: Aserbaidschan führte als erstes von ihnen das einheitliche Alphabet für den amtlichen Schriftverkehr ein; ab dem Schuljahr 1924/25 wurde es allgemein verbindlich eingeführt. Ab 1924 wurde auch das Karatschai-Balkarische mit diesem Alphabet verschriftet; 1925 wurden auch für die übrigen Turkvölker des Nordkaukasus die Latinisierung in der Sowjetunion und Verschriftung ihrer Sprachen beschlossen.
In der Zeit vom 26. Februar bis zum 5. März 1926 fand in Baku ein Turkologenkongress statt. Es nahmen alle damaligen turkvölkischen Minderheiten der Sowjetunion teil. Besonders wurde von den Delegierten die Abordnung der Tschuwaschen begrüßt. Kongressvorsitzender war Samadagha Aghamalioghlu. Aus der Türkei nahmen zwei Mitarbeiter Kemal Atatürks, Mehmet Fuat Köprülü und , am Kongress teil.
Sehr rasch bildeten sich drei Hauptrichtungen:
- Die „Traditionalisten“ oder Kadimtschilar unter Gamiljan Scharifow plädierten für die Beibehaltung der überlieferten arabischen Schrift. Damit sollte die weitere Zugehörigkeit zum persisch-arabischen Kulturraum gewährleistet werden.
- Die „Radikalen“ oder Dschadidisten unter Sultan Madschid Afandijew wünschten die rasche Ablösung der arabischen durch lateinische Schriftzeichen. Dadurch sollte die Modernisierung und Westanbindung der Turkvölker verdeutlicht werden.
- Die „Gemäßigten“ unter Ahmed Baytursun waren für beide Schriftsysteme; sie forderten für den internationalen und privaten Schriftverkehr die lateinische Schrift, während Gesetze und Werke der hohen Poesie und der Wissenschaft weiterhin in arabischen Schriftzeichen zu verfassen seien. Diese standen zwischen den ersten beiden Gruppen.
Schließlich konnten sich die Radikalen durchsetzen, und es wurde beschlossen, ein „Einheitliches/Neues türkisches Alphabet“ (Jaꞑalif) für alle Turkvölker einzuführen. In der Türkei wurde das Alphabet nach Modifikationen durch Atatürk 1928 unter dem Namen Neues türkisches Alphabet eingeführt (siehe unten).
Auch im internationalen Ausland setzte sich das lateinische Alphabet durch, das jedoch in fast allen Ländern geringfügig an die Aussprache angepasst wurde. Insbesondere Zischlaute und Vokale wurden oft mit Sonderzeichen oder Extraregelungen versehen. 1929 war die Latinisierung der Turksprachen, 1931 die der mongolischen Sprachen der UdSSR abgeschlossen, zur selben Zeit weiterer Minderheitensprachen in der Sowjetunion, darunter kaukasische Sprachen, finno-ugrische Sprachen und iranische Sprachen. Sie alle erhielten nur leicht modifizierte Varianten des Jaꞑalif, die in der sowjetischen Nationalpolitik Korenisazija flächendeckend gelehrt und verbreitet wurden. Weiter nördlich gelegene Sprachen, die bereits in kyrillischem Alphabet geschrieben wurden, beteiligten sich nicht daran, da dieses Alphabet bereits lautschriftlich war. Aber auch die Tschuwaschen nahmen nicht an der Latinisierung teil, sie verblieben als einziges Turkvolk Russlands beim kyrillischen Alphabet.
Doch schließlich beschloss die Moskauer Führung unter Josef Stalin, dass in allen nicht russischsprachigen Gebietsteilen der Sowjetunion ein obligatorischer Russischunterricht und für alle Sprachen in der UdSSR das kyrillische Alphabet eingeführt werden sollten. So wurde in den Jahren 1936 bis 1940 das einheitliche Alphabet in der UdSSR schrittweise wieder zurückgedrängt. Ausnahmen waren nur die baltischen Staaten und die Karelo-Finnische SSR, die im Gegensatz zu den anderen Unionsrepubliken weiterhin mit lateinischen Buchstaben schrieben.
Neues türkisches Alphabet
Das Neue türkische Alphabet orientiert sich sehr an der klassischen Lateinschrift und kann daher von Europäern bei Kenntnis einiger weniger Besonderheiten mühelos gelesen werden. Die Entwicklung dieses Alphabets wird Atatürk selbst zugeschrieben, der dies bereits 1919 beim Nationalkongress in Erzurum als Ziel formuliert haben soll. Ihm ging das „Einheitliche türkische Alphabet“ nicht weit genug, da es eine Mischschrift darstellte, so dass er einige Änderungen vornahm. Das „Neue türkische Alphabet“ (Yeni Türk alfabesi) wurde nach der Veröffentlichung 1927 gut aufgenommen und löste bereits 1928 die bis dahin übliche arabische Schrift ab. Es war sehr einfach zu erlernen und vereinfachte die Alphabetisierung erheblich. 1928 beschloss man die Einrichtung von Nationalschulen (Millet Mektepleri), um auch der erwachsenen Bevölkerung die Schrift zu vermitteln. Bereits ein Jahr später hatten sich mehr als eine Million Bürger eingeschrieben. Bis 1933 wurden mehr als 1,2 Millionen Diplome ausgegeben. Auch die Zahl der herausgegebenen Bücher stieg ab 1934 sprunghaft an. Die Lateinschrift diente dem Staat auch dazu, der islamischen Geistlichkeit das Bildungsmonopol endgültig zu entziehen.
A B C Ç D E F G Ğ H I İ J K L M N O Ö P R S Ş T U Ü V Y Z – (Â Î Û) |
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Im Neuen türkischen Alphabet gibt es keine vom Lateinischen abweichenden Buchstaben, lediglich Zusatzzeichen, die größtenteils auch aus Alphabeten anderer Nationalsprachen bekannt sind. Eine Besonderheit ist jedoch, dass das I, der ungerundete geschlossene Vorderzungenvokal, auch in der Großschreibung einen Punkt trägt (İ). Dies dient der Unterscheidung vom ungerundeten geschlossenen Hinterzungenvokal
, der dem westlichen I ähnelt, aber immer ohne Punkt geschrieben wird: ı, I.1990 fand in Ankara ein Gipfel aller türkischsprachigen Kultusminister Zentralasiens und des Kaukasus statt. Dabei regte die damalige türkische Regierung an, dass die großen Turkvölker der UdSSR das Türkei-türkische Alphabet im Laufe von 15 Jahren für ihre Staaten übernehmen bzw. zur Grundlage einer Eigenentwicklung nehmen sollten. Die kleineren turkstämmigen Völkerschaften sollten dann zu einem späteren (nicht näher definierten) Zeitpunkt dieses Alphabet ebenfalls übernehmen. Hierunter fielen auch Bevölkerungsteile, die bereits vor der Kyrillisierung durch die Russen schon einmal Latein geschrieben hatten. Die Akzeptanz der Beschlüsse war allgemein hoch, man stand der lateinischen Schrift positiv gegenüber. Sie bedeutete für die jungen Staaten Zentralasiens, sich mit der Einführung eines „westlichen“ Schriftsystems über die Türkei zum Westen hin- und von der untergehenden Sowjetunion abzuwenden.
So führte das der Türkei direkt benachbarte Aserbaidschan bereits im Dezember 1991 das – um fünf Zusatzzeichen ergänzte – Türkei-türkische Alphabet verbindlich ein, das ebenfalls „Neues türkisches Alphabet“ genannt wurde. Der Gebrauch der kyrillischen Schrift wurde von der aserbaidschanischen Staatsführung allerdings weiterhin geduldet; man begründete dies mit der russischen Minderheit im Land.
Auch die 1944 von der Krim vertriebenen Krimtataren führten in den 2000er Jahren eine Variante des Türkei-türkischen Alphabetes ein. Inzwischen werden diese latein-basierten Alphabete von allen diesen Völkern als „Neues türkisches Alphabet“ bezeichnet – ganz gleich, ob es sich um eine Übernahme einer überarbeiteten Version des Türkei-türkischen Alphabets oder um eine Eigenentwicklung handelte. Im Westen spricht man von modifizierten lateinischen Alphabeten, die der betreffenden Sprache lautlich angepasst wurden.
Modernere Entwicklung
Die Zusammenfassung der leicht voneinander abweichenden Alphabete zeichnet sich bereits ab. Auf der Konferenz des Ständigen Rates wurde 1994 ein Musteralphabet vorgestellt, das „Gemeinschaftliche türkische Alphabet“ (türkisch Ortak türkçe alfabesi), aus dem die neuen Schriftsysteme der Turkstaaten gebildet werden sollten.
Für die usbekische Sprache wurde ursprünglich aus diesem Musteralphabet ein neues Alphabet entwickelt. Jedoch entschied sich Usbekistan noch im Laufe desselben Jahres als einziger Turkstaat für einen gänzlich anderen Weg und entwarf aus dem lateinischen Standardalphabet eine eigene Schriftvariante. Dabei wurden nicht die türkischen Sonderzeichen übernommen, um turksprachige Besonderheiten auszudrücken, sondern eigenständige Sonderzeichen (oʻ und gʻ) eingeführt. Für die ebenfalls in Usbekistan beheimatete karakalpakische Sprache wurde 1997 auch ein neues lateinisches Alphabet angenommen, das sich am neuen usbekischen Alphabet orientiert.
Turkmenistan hat 1995 das kyrillische Alphabet durch das lateinische ersetzt, siehe Turkmenisches Alphabet. Die Tataren in Russland schrieben seit 2001 wieder lateinisch. Allerdings musste die tatarische Regierung diesen Beschluss bereits 2004 wieder zurücknehmen, da Russland seinen Teilrepubliken als einziges verbindliches Alphabet das kyrillische vorschreibt.
Eine Kommission der Kultusministerien der Staaten Kasachstan und Kirgisistan entwarf aus Kostengründen für beide Staaten ein einheitliches kasachisch-kirgisisches Lateinalphabet. Anfang 2005 führte die staatliche kasachische Nachrichtenagentur dieses lateinische Alphabet neben dem kyrillischen ein. Im Dezember 2012 gab die kasachische Regierung bekannt, dass die Einführung des lateinischen Alphabetes bis 2015 vollzogen sein wird, was jedoch nicht gelang. Am 27. Oktober 2017 wies der kasachische Präsident Nursultan Nasarbajew seine Regierung erneut an, bis 2025 das kyrillische durch das lateinische Kasachische Alphabet zu ersetzen. Die nach der Unabhängigkeit Kirgisistans diskutierte Umstellung der kirgisischen Schriftsprache wurde letztendlich doch nicht vollzogen.
Am 10. September 2024 einigten sich Experten aus den Turkstaaten in einer Konferenz in Baku auf ein gemeinsames Turkalphabet mit 34 Buchstaben und empfahlen dessen Einführung durch die relevanten Institutionen (dieses Alphabet ist somit bisher nirgendwo offiziell eingeführt). Damit sollen Verständigung und Zusammenarbeit der Turkvölker gestärkt werden. Das Alphabet enthält sämtliche Grundbuchstaben des lateinischen Alphabets bis auf W (also auch die im türkischen Alphabet nicht enthaltenen Buchstaben Q und X).
Einzelnachweise
- Bilal N. Şimşir: Türk Yazi Devrimi, Ankara 1992, S. 119
- Turkic Countries Agree on Single Latin-Based Alphabet. In: The Astana Times. 12. September 2024, abgerufen am 20. September 2024 (mit Abbildung des 34-Buchstaben-Alphabets).
- Kasachstan steigt auf lateinisches Alphabet um, derStandard.at, 27. Oktober 2017, abgerufen am 6. November 2017
- L. Johanson: Kyrgyzstan: Language Situation. In: K. Brown (Hrsg.): Encyclopedia of Language & Linguistics. 2. Auflage. Elsevier, Oxford 2006, S. 275–276. doi:10.1016/B0-08-044854-2/01690-4
- Rafis Abazov: Historical Dictionary of Kyrgyzstan. Scarecrow Press Forlag, Lanham, Maryland/ Oxford 2004, ISBN 0-8108-4868-6.
- Turkic states reach agreement on common 34-letter alphabet. Anadolu Ajansı, 12. September 2024, abgerufen am 19. September 2024.
Literatur
- Heinz F. Wendt: Fischer Lexikon Sprachen, 1961, ISBN 3-596-24561-3
- Helmut Glück (Hrsg.), unter Mitarbeit von Friederike Schmöe: Metzler Lexikon Sprache. 3., neu bearbeitete Auflage. Metzler, Stuttgart/Weimar 2005, ISBN 3-476-02056-8, S. 417 [Anmerkung: Unter dem Titel „Neues türkisches Alphabet“ wird fälschlicherweise das „Einheitliche Alphabet“ beschrieben.]
- Klaus Kreiser: Abschied von der arabischen Schrift (1928). In: Klaus Kreiser (Hrsg.): Germano-Turcica. Zur Geschichte des Türkisch-Lernens in den deutschsprachigen Ländern, Universitätsbibliothek Bamberg, Bamberg 1987, ISBN 3-923507-06-2, S. 121–128.
- Zentrum für Türkeistudien, Essen: Aktuelle Situation in den Turkrepubliken – Innenpolitik, Sicherheitspolitik, Wirtschaft, Umwelt, Bevölkerung (Working Paper 14, 1994)
- FSP Entwicklungssoziologie, Bielefeld: Formen der Transvergesellschaftung als gegenläufige Prozesse zur Nationsbildung in Usbekistan (Working Paper 334, 2000)
- Der Fischer Welt Almanach '94 – Zahlen, Daten, Fakten, 1993 (S. 846)
- Mehmet Tütüncü: Alphabets for the turkic languages
- Herbert W. Duda: Die neue türkische Lateinschrift. I. Historisches. In: Orientalistische Literaturzeitung 1929, Spalten 441–453. – II. Linguistisches. In: Orientalistische Literaturzeitung 1930, Spalten 399–413.
- F.H. Weißbach: Die türkische Lateinschrift. In: Archiv für Schreib- und Buchwesen 1930, S. 125–138.
Weblinks
- Arabic or Latin? Artikel in Azerbaijan International vom Frühjahr 2000 (8.1) über den Turkologen-Kongress von 1926 (Englisch)
- Aserbaidschanische Alphabetgeschichte (Englisch)
- Verschiedene aserbaidschanische Alphabete und Sprachbeispiele
- türkische Lateinalphabete
- turkmenisches Lateinalphabet
- tatarisches Lateinalphabet
- krimtatarisches Lateinalphabet
- usbekisches Lateinalphabet
- uigurisches Lateinalphabet
- Lateinalphabet der Kumyken
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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ein Latein Alphabet fur die Turkotataren Russlands zu entwickeln 1863 befand er sich in Istanbul auf einem Kongress der und stellte dort sein fertiges Alphabet vor Dieses fand jedoch nicht den erwunschten Anklang sodass Axundov enttauscht nach Georgien zuruckkehrte Dort reformierte er ab 1878 das arabische Alphabet Entwicklung Die in den spaten 1920er Jahren zuerst in der Sowjetunion erstellten turkischen Alphabete unterschieden sich untereinander nur geringfugig Sie wiesen nur einige fur Turksprachen geeignete Modifikationen des klassischen lateinischen Alphabets auf darunter ganz wenige kyrillische Wegen zahlreicher Vorteile wurde diese Schriftform schon recht bald von den Turkvolkern und auch anderen Volkern der Sowjetunion ubernommen Das lateinische Alphabet war leicht zu erlernen und bereits weltweit stark verbreitet Zudem bestand auch ein Vorteil gegenuber den arabischen Schriften da nun jedem Laut ein eindeutiger Buchstabe zugeordnet war Dadurch konnten auch Fremdsprachler einen Text so lesen dass ihn ein Muttersprachler verstand Auch den jeweiligen grammatikalischen Regeln kamen diese Alphabete sehr entgegen Ausserdem brauchten mehrsprachig aufwachsende Menschen wie etwa Minderheiten nur noch ein einheitliches Alphabet zu erlernen Das sogenannte einheitliche turkische Alphabet oder neue turkische turksprachige Alphabet oft kurz Jaꞑalif genannt wurde ab 1922 in Baku der Hauptstadt Aserbaidschans fur die Gemeinschaft der Turksprachen entwickelt Vorher galt bei allen diesen Sprachen soweit sie verschriftet waren das persisch arabische Alphabet Nach dem Zusammenbruch des Zarenreiches 1917 wandten sich die russischen Tataren dem Westen zu infolgedessen begann ab 1922 bei ihnen auch der Bruch mit den uberlieferten arabisch persischen Traditionen Aserbaidschan fuhrte als erstes von ihnen das einheitliche Alphabet fur den amtlichen Schriftverkehr ein ab dem Schuljahr 1924 25 wurde es allgemein verbindlich eingefuhrt Ab 1924 wurde auch das Karatschai Balkarische mit diesem Alphabet verschriftet 1925 wurden auch fur die ubrigen Turkvolker des Nordkaukasus die Latinisierung in der Sowjetunion und Verschriftung ihrer Sprachen beschlossen In der Zeit vom 26 Februar bis zum 5 Marz 1926 fand in Baku ein Turkologenkongress statt Es nahmen alle damaligen turkvolkischen Minderheiten der Sowjetunion teil Besonders wurde von den Delegierten die Abordnung der Tschuwaschen begrusst Kongressvorsitzender war Samadagha Aghamalioghlu Aus der Turkei nahmen zwei Mitarbeiter Kemal Ataturks Mehmet Fuat Koprulu und am Kongress teil Sehr rasch bildeten sich drei Hauptrichtungen Die Traditionalisten oder Kadimtschilar unter Gamiljan Scharifow pladierten fur die Beibehaltung der uberlieferten arabischen Schrift Damit sollte die weitere Zugehorigkeit zum persisch arabischen Kulturraum gewahrleistet werden Die Radikalen oder Dschadidisten unter Sultan Madschid Afandijew wunschten die rasche Ablosung der arabischen durch lateinische Schriftzeichen Dadurch sollte die Modernisierung und Westanbindung der Turkvolker verdeutlicht werden Die Gemassigten unter Ahmed Baytursun waren fur beide Schriftsysteme sie forderten fur den internationalen und privaten Schriftverkehr die lateinische Schrift wahrend Gesetze und Werke der hohen Poesie und der Wissenschaft weiterhin in arabischen Schriftzeichen zu verfassen seien Diese standen zwischen den ersten beiden Gruppen Schliesslich konnten sich die Radikalen durchsetzen und es wurde beschlossen ein Einheitliches Neues turkisches Alphabet Jaꞑalif fur alle Turkvolker einzufuhren In der Turkei wurde das Alphabet nach Modifikationen durch Ataturk 1928 unter dem Namen Neues turkisches Alphabet eingefuhrt siehe unten Auch im internationalen Ausland setzte sich das lateinische Alphabet durch das jedoch in fast allen Landern geringfugig an die Aussprache angepasst wurde Insbesondere Zischlaute und Vokale wurden oft mit Sonderzeichen oder Extraregelungen versehen 1929 war die Latinisierung der Turksprachen 1931 die der mongolischen Sprachen der UdSSR abgeschlossen zur selben Zeit weiterer Minderheitensprachen in der Sowjetunion darunter kaukasische Sprachen finno ugrische Sprachen und iranische Sprachen Sie alle erhielten nur leicht modifizierte Varianten des Jaꞑalif die in der sowjetischen Nationalpolitik Korenisazija flachendeckend gelehrt und verbreitet wurden Weiter nordlich gelegene Sprachen die bereits in kyrillischem Alphabet geschrieben wurden beteiligten sich nicht daran da dieses Alphabet bereits lautschriftlich war Aber auch die Tschuwaschen nahmen nicht an der Latinisierung teil sie verblieben als einziges Turkvolk Russlands beim kyrillischen Alphabet Doch schliesslich beschloss die Moskauer Fuhrung unter Josef Stalin dass in allen nicht russischsprachigen Gebietsteilen der Sowjetunion ein obligatorischer Russischunterricht und fur alle Sprachen in der UdSSR das kyrillische Alphabet eingefuhrt werden sollten So wurde in den Jahren 1936 bis 1940 das einheitliche Alphabet in der UdSSR schrittweise wieder zuruckgedrangt Ausnahmen waren nur die baltischen Staaten und die Karelo Finnische SSR die im Gegensatz zu den anderen Unionsrepubliken weiterhin mit lateinischen Buchstaben schrieben Neues turkisches AlphabetDas Neue turkische Alphabet orientiert sich sehr an der klassischen Lateinschrift und kann daher von Europaern bei Kenntnis einiger weniger Besonderheiten muhelos gelesen werden Die Entwicklung dieses Alphabets wird Ataturk selbst zugeschrieben der dies bereits 1919 beim Nationalkongress in Erzurum als Ziel formuliert haben soll Ihm ging das Einheitliche turkische Alphabet nicht weit genug da es eine Mischschrift darstellte so dass er einige Anderungen vornahm Das Neue turkische Alphabet Yeni Turk alfabesi wurde nach der Veroffentlichung 1927 gut aufgenommen und loste bereits 1928 die bis dahin ubliche arabische Schrift ab Es war sehr einfach zu erlernen und vereinfachte die Alphabetisierung erheblich 1928 beschloss man die Einrichtung von Nationalschulen Millet Mektepleri um auch der erwachsenen Bevolkerung die Schrift zu vermitteln Bereits ein Jahr spater hatten sich mehr als eine Million Burger eingeschrieben Bis 1933 wurden mehr als 1 2 Millionen Diplome ausgegeben Auch die Zahl der herausgegebenen Bucher stieg ab 1934 sprunghaft an Die Lateinschrift diente dem Staat auch dazu der islamischen Geistlichkeit das Bildungsmonopol endgultig zu entziehen A B C C D E F G G H I I J K L M N O O P R S S T U U V Y Z A I U a b c c d e f g g h i i j k l m n o o p r s s t u u v y z a i u Im Neuen turkischen Alphabet gibt es keine vom Lateinischen abweichenden Buchstaben lediglich Zusatzzeichen die grosstenteils auch aus Alphabeten anderer Nationalsprachen bekannt sind Eine Besonderheit ist jedoch dass das I der ungerundete geschlossene Vorderzungenvokal auch in der Grossschreibung einen Punkt tragt I Dies dient der Unterscheidung vom ungerundeten geschlossenen Hinterzungenvokal ɯ der dem westlichen I ahnelt aber immer ohne Punkt geschrieben wird i I 1990 fand in Ankara ein Gipfel aller turkischsprachigen Kultusminister Zentralasiens und des Kaukasus statt Dabei regte die damalige turkische Regierung an dass die grossen Turkvolker der UdSSR das Turkei turkische Alphabet im Laufe von 15 Jahren fur ihre Staaten ubernehmen bzw zur Grundlage einer Eigenentwicklung nehmen sollten Die kleineren turkstammigen Volkerschaften sollten dann zu einem spateren nicht naher definierten Zeitpunkt dieses Alphabet ebenfalls ubernehmen Hierunter fielen auch Bevolkerungsteile die bereits vor der Kyrillisierung durch die Russen schon einmal Latein geschrieben hatten Die Akzeptanz der Beschlusse war allgemein hoch man stand der lateinischen Schrift positiv gegenuber Sie bedeutete fur die jungen Staaten Zentralasiens sich mit der Einfuhrung eines westlichen Schriftsystems uber die Turkei zum Westen hin und von der untergehenden Sowjetunion abzuwenden So fuhrte das der Turkei direkt benachbarte Aserbaidschan bereits im Dezember 1991 das um funf Zusatzzeichen erganzte Turkei turkische Alphabet verbindlich ein das ebenfalls Neues turkisches Alphabet genannt wurde Der Gebrauch der kyrillischen Schrift wurde von der aserbaidschanischen Staatsfuhrung allerdings weiterhin geduldet man begrundete dies mit der russischen Minderheit im Land Auch die 1944 von der Krim vertriebenen Krimtataren fuhrten in den 2000er Jahren eine Variante des Turkei turkischen Alphabetes ein Inzwischen werden diese latein basierten Alphabete von allen diesen Volkern als Neues turkisches Alphabet bezeichnet ganz gleich ob es sich um eine Ubernahme einer uberarbeiteten Version des Turkei turkischen Alphabets oder um eine Eigenentwicklung handelte Im Westen spricht man von modifizierten lateinischen Alphabeten die der betreffenden Sprache lautlich angepasst wurden Modernere Entwicklung Die Zusammenfassung der leicht voneinander abweichenden Alphabete zeichnet sich bereits ab Auf der Konferenz des Standigen Rates wurde 1994 ein Musteralphabet vorgestellt das Gemeinschaftliche turkische Alphabet turkisch Ortak turkce alfabesi aus dem die neuen Schriftsysteme der Turkstaaten gebildet werden sollten Fur die usbekische Sprache wurde ursprunglich aus diesem Musteralphabet ein neues Alphabet entwickelt Jedoch entschied sich Usbekistan noch im Laufe desselben Jahres als einziger Turkstaat fur einen ganzlich anderen Weg und entwarf aus dem lateinischen Standardalphabet eine eigene Schriftvariante Dabei wurden nicht die turkischen Sonderzeichen ubernommen um turksprachige Besonderheiten auszudrucken sondern eigenstandige Sonderzeichen oʻ und gʻ eingefuhrt Fur die ebenfalls in Usbekistan beheimatete karakalpakische Sprache wurde 1997 auch ein neues lateinisches Alphabet angenommen das sich am neuen usbekischen Alphabet orientiert Turkmenistan hat 1995 das kyrillische Alphabet durch das lateinische ersetzt siehe Turkmenisches Alphabet Die Tataren in Russland schrieben seit 2001 wieder lateinisch Allerdings musste die tatarische Regierung diesen Beschluss bereits 2004 wieder zurucknehmen da Russland seinen Teilrepubliken als einziges verbindliches Alphabet das kyrillische vorschreibt Gemeinsames Turkalphabet mit 34 Buchstaben gemass Expertenvorschlag vom 10 September 2024 Eine Kommission der Kultusministerien der Staaten Kasachstan und Kirgisistan entwarf aus Kostengrunden fur beide Staaten ein einheitliches kasachisch kirgisisches Lateinalphabet Anfang 2005 fuhrte die staatliche kasachische Nachrichtenagentur dieses lateinische Alphabet neben dem kyrillischen ein Im Dezember 2012 gab die kasachische Regierung bekannt dass die Einfuhrung des lateinischen Alphabetes bis 2015 vollzogen sein wird was jedoch nicht gelang Am 27 Oktober 2017 wies der kasachische Prasident Nursultan Nasarbajew seine Regierung erneut an bis 2025 das kyrillische durch das lateinische Kasachische Alphabet zu ersetzen Die nach der Unabhangigkeit Kirgisistans diskutierte Umstellung der kirgisischen Schriftsprache wurde letztendlich doch nicht vollzogen Am 10 September 2024 einigten sich Experten aus den Turkstaaten in einer Konferenz in Baku auf ein gemeinsames Turkalphabet mit 34 Buchstaben und empfahlen dessen Einfuhrung durch die relevanten Institutionen dieses Alphabet ist somit bisher nirgendwo offiziell eingefuhrt Damit sollen Verstandigung und Zusammenarbeit der Turkvolker gestarkt werden Das Alphabet enthalt samtliche Grundbuchstaben des lateinischen Alphabets bis auf W also auch die im turkischen Alphabet nicht enthaltenen Buchstaben Q und X EinzelnachweiseBilal N Simsir Turk Yazi Devrimi Ankara 1992 S 119 Turkic Countries Agree on Single Latin Based Alphabet In The Astana Times 12 September 2024 abgerufen am 20 September 2024 mit Abbildung des 34 Buchstaben Alphabets Kasachstan steigt auf lateinisches Alphabet um derStandard at 27 Oktober 2017 abgerufen am 6 November 2017 L Johanson Kyrgyzstan Language Situation In K Brown Hrsg Encyclopedia of Language amp Linguistics 2 Auflage Elsevier Oxford 2006 S 275 276 doi 10 1016 B0 08 044854 2 01690 4 Rafis Abazov Historical Dictionary of Kyrgyzstan Scarecrow Press Forlag Lanham Maryland Oxford 2004 ISBN 0 8108 4868 6 Turkic states reach agreement on common 34 letter alphabet Anadolu Ajansi 12 September 2024 abgerufen am 19 September 2024 LiteraturHeinz F Wendt Fischer Lexikon Sprachen 1961 ISBN 3 596 24561 3 Helmut Gluck Hrsg unter Mitarbeit von Friederike Schmoe Metzler Lexikon Sprache 3 neu bearbeitete Auflage Metzler Stuttgart Weimar 2005 ISBN 3 476 02056 8 S 417 Anmerkung Unter dem Titel Neues turkisches Alphabet wird falschlicherweise das Einheitliche Alphabet beschrieben Klaus Kreiser Abschied von der arabischen Schrift 1928 In Klaus Kreiser Hrsg Germano Turcica Zur Geschichte des Turkisch Lernens in den deutschsprachigen Landern Universitatsbibliothek Bamberg Bamberg 1987 ISBN 3 923507 06 2 S 121 128 Zentrum fur Turkeistudien Essen Aktuelle Situation in den Turkrepubliken Innenpolitik Sicherheitspolitik Wirtschaft Umwelt Bevolkerung Working Paper 14 1994 FSP Entwicklungssoziologie Bielefeld Formen der Transvergesellschaftung als gegenlaufige Prozesse zur Nationsbildung in Usbekistan Working Paper 334 2000 Der Fischer Welt Almanach 94 Zahlen Daten Fakten 1993 S 846 Mehmet Tutuncu Alphabets for the turkic languages Herbert W Duda Die neue turkische Lateinschrift I Historisches In Orientalistische Literaturzeitung 1929 Spalten 441 453 II Linguistisches In Orientalistische Literaturzeitung 1930 Spalten 399 413 F H Weissbach Die turkische Lateinschrift In Archiv fur Schreib und Buchwesen 1930 S 125 138 WeblinksArabic or Latin Artikel in Azerbaijan International vom Fruhjahr 2000 8 1 uber den Turkologen Kongress von 1926 Englisch Aserbaidschanische Alphabetgeschichte Englisch Verschiedene aserbaidschanische Alphabete und Sprachbeispiele turkische Lateinalphabete turkmenisches Lateinalphabet tatarisches Lateinalphabet krimtatarisches Lateinalphabet usbekisches Lateinalphabet uigurisches Lateinalphabet Lateinalphabet der Kumyken