Dieser Artikel befasst sich mit der Erörterung als Aufsatzform Zur Erörterung als verwaltungsgerichtlichem Verfahren sie
Textgebundene Erörterung

Die Erörterung ist eine essayistische Textform, in der die Kerntatsachen („Orte“ bzw. Topoi) eines Sachverhaltes herausgearbeitet und dargestellt werden, um dem Leser eine Urteilsbildung zu ermöglichen. In einer Erörterung kann ein eigener Standpunkt zu einer Fragestellung gefunden, ein Sachurteil abgeleitet und dies argumentativ mit Belegen/Beispielen begründet werden.
Die Erörterung im Sinne einer Topik ist ein Teilgebiet der literarischen Rhetorik und wurde in ihrer Verfahrensweise bereits von Aristoteles in seiner Schrift Topik ausführlich dargestellt.
Neben der Interpretation literarischer Texte ist die Erörterung die wichtigste Form des Schulaufsatzes.
Allgemeines Verfahren der Erörterung
Die Erstellung einer Erörterung folgt der klassischen Rhetorik und besteht aus vier Arbeitsschritten:
- Stoffsammlung (inventio): Das Thema wird durchdrungen und dessen verschiedene Aspekte einschließlich der Fragestellung erkannt und schließlich als Materialsammlung geordnet zusammenstellt. Als klassisches Hilfsmittel zur Ermittlung der Topoi dienen hierbei W-Fragen: Wer tat was wie wann wo womit warum und für wen?
- Planung des Aufbaus (dispositio): Die gefundenen Topoi werden innerhalb der drei Abschnitte Einleitung, Hauptteil und Schluss dargestellt.
- In der Einleitung (exordium/prooemium) wird der Leser an das Thema herangeführt und sein Interesse geweckt, indem Bezüge von Relevanz hergestellt werden. Außerdem werden Schlüsselbegriffe eingeführt und erklärt.
- Im Hauptteil soll der Leser einerseits ausgewogen informiert werden und schließlich durch die Argumentationsketten des Autors überzeugt werden. Dies erfolgt durch die Darlegung der Argumente nacheinander in gegliederter Reihenfolge (propositio). Jedes einzelne Argument wird dabei wiederum unter drei Gesichtspunkten behandelt:
- These (narratio): Schilderung des Sachverhalts
- Beweisführung (argumentatio): entweder, um die Glaubwürdigkeit des vorgebrachten Sachverhaltes zu bestätigen (confirmatio) oder die gegnerischen Argumente zu widerlegen (confutatio). Die vorgebrachten Thesen werden durch Beispiele plausibel gemacht, durch Beweise erhärtet und durch Angabe von Informationsquellen gestützt.
- Folgerung (conclusio): Darlegung der Konsequenzen aus der Akzeptanz/Nichtakzeptanz eines Argumentes bzw. Darstellung der Interessenlage der beteiligten Parteien (cui bono)
- Schluss (peroratio): Im Plädoyer wird nach Erörterung aller Argumente eine Zusammenfassung gegeben, eine Meinung dargestellt und ggf. ein Ausblick auf weitere Debatten gegeben.
- Ausschmückung (elocutio): In diesem Arbeitsschritt werden Überlegungen angestellt, wie der geordnete Stoff sprachlich ausgedrückt werden soll, z. B. Wahl des Stils und schmückender Elemente.
- Niederschrift (actio/exercitatio): Zuletzt erfolgt die bedachtsame Niederschrift des in Skizzen angesammelten Materials zu einem fertigen Aufsatz. Dabei soll das Rohmaterial von Fehlern bereinigt werden (emendatio) und man kann seine Menge durch Auswahl ggf. konzentrieren und verringern (delectus).
Erörterungstypen
Bei Erörterungen (auch Problemaufsätze genannt) lassen sich zwei Typen unterscheiden: die textgebundene Erörterung und die freie Erörterung (auch Besinnungsaufsatz genannt).
Textgebundene Erörterung
Eine textgebundene Erörterung geht von einer Textvorlage aus, die eine strittige Frage behandelt. Bei dieser Form wird zunächst das behandelte Problem benannt, die Textvorlage erschlossen und der Gedankengang des Textes zusammenfassend wiedergegeben. Daran schließt sich die Referierung der im Text vertretenen Thesen und eine Erläuterung der Argumentation des Autors an. Es folgt eine Auseinandersetzung mit dem Gedankengang des Textes, indem die „Stellungnahme“ durch weitere Argumente gestützt oder argumentativ entkräftet wird.
Eine textgebundene Erörterung besteht aus Einleitung, Hauptteil und Schluss. Dabei gliedert sich der Hauptteil in zwei Teile: Die Analyse des Inhalts, in der die Kerngedanken, die Intention und die sprachlich-stilistischen Mittel aufgezeigt werden und in die kritische Auseinandersetzung mit der Textvorlage. Die Analyse des Inhalts bzw. der sprachlich-stilistischen Mittel erfolgt wie in einer Interpretation. Zusätzlich setzt sie sich mit dem Text auseinander (verifizieren, falsifizieren). Die Erörterung ist der eigentliche Teil der textgebundenen Erörterung. In der Erörterung geht es darum, möglichst gut ausformulierte Faktenargumente, Wertargumente und Autoritätsargumente einzubringen. Im Schlussteil wird die eigene Position zusammengefasst und es wird ein Urteil oder eine Empfehlung zur Textvorlage ausgesprochen.
Freie Erörterung
Eine freie Erörterung oder auch Besinnungsaufsatz erörtert ein Thema unabhängig von einer Textvorlage. Es lassen sich hier zwei Typen unterscheiden: die lineare (oder steigernde) und die kontroverse (oder dialektische) Erörterung. Diese zeichnet sich durch eine Unterteilung des Hauptteils in einen Pro- und Kontra-Teil aus.
Bei der kontroversen Erörterung
- Folgerung (deshalb-/so-dass-Phase)
- Rückbezug auf die These (also-Phase, evtl. Entscheidung)
Fragestellungen für diese Variante der Erörterung lassen sich durch Begriffspaare wie „Chancen und Risiken“, „Fluch und Segen“ u. Ä. darstellen (Beispiel: Chancen und Gefahren des Internets).
Aufbau einer dialektischen Erörterung
Vorarbeiten
Stoffsammlung für den Hauptteil
Da im Hauptteil einer Erörterung These und Antithese durch Argumente gestützt werden sollen, empfiehlt sich als Vorarbeit ein Sortieren der Pro- und Kontra-Argumente. Die Stoffsammlung kann auch in Form einer Mindmap erfolgen. Daraus lässt sich dann in einem zweiten Schritt eine Gliederung entwickeln. Beim Aufbau einer Erörterung sollte man sich an der klassischen Dreiteilung „Einleitung – Hauptteil – Schluss“ orientieren. Der Hauptteil kann wiederum in einen Pro- und Kontrablock unterteilt werden. Jeder Block des Hauptteils wird dabei durch eine (Haupt-)These eingeleitet, die das Thema bzw. die Fragestellung in polarisierender Weise (pro oder kontra) aufgreift und als Behauptung formuliert. Die Argumente für die eigene Position stellt man an das Ende des Hauptteils. Bei der Darstellung der Gegenposition beginnt man mit dem stärksten Argument, beim Darlegen der eigenen Position mit dem schwächsten Argument.
Strukturmerkmale
Einleitung
In der Einleitung wird das Thema grundsätzlich erläutert und auf die Bedeutung der Problematik aufmerksam gemacht. Aufgabe der Einleitung ist dabei zunächst die Hinführung zum Thema bzw. zur Fragestellung, wie in der Überschrift formuliert. Eine solche Hinführung ist möglich durch Anknüpfen an
- einen aktuellen Anlass
- eine Studie
- eigene Erfahrungen
- einen Medienbericht
- eine Statistik
- ein (provozierendes) Zitat
- eine aktuelle Diskussion
Wesentlich ist dabei das Herausarbeiten des in der Sache bzw. in der Fragestellung liegenden Widerspruches, der am Ende der Einleitung schließlich zur Wiederholung der eigentlichen Frage- bzw. Themenstellung der Erörterung hinführt. Eine Einleitung kann hierbei aus einer Begriffsdefinition, einem Zitat, einem persönlichen Erlebnis, einer Hintergrundinformation oder einem geschichtlichen Überblick bestehen. Zumindest muss die Einleitung die allgemeine Bedeutung des Themas darlegen. Argumente sind dem Hauptteil vorbehalten.
Hauptteil Teil I: Antithese
Der erste Teil des Hauptteils beginnt in der Regel mit der Aufstellung der Antithese (auch Gegenthese) zu der vom Autor favorisierten Meinung (was also nicht seiner Meinung entspricht). Man fängt dabei immer mit dem stärksten Argument an und hört mit dem schwächsten auf.
Hauptteil Teil II: These
Im zweiten Teil des Hauptteils wird die vom Autor favorisierte These formuliert. Hierbei beginnt man stets mit dem schwächsten Argument und hört mit dem stärksten auf, da sich der Leser die zuletzt genannten Argumente am ehesten merkt.
Argumentation
An die Thesen schließen sich die einzelnen Argumente an, die jeweils eine der beiden Thesen (Pro- oder Contrathese) unterstützen. Damit eine Argumentation überzeugen kann, muss sie in sich schlüssig sein. Der Zusammenhang zum Thema bzw. zur Fragestellung darf nicht verloren gehen und die jeweilige Hauptthese muss untermauert werden. Weiter ist dabei wichtig, mit dem stärksten Argument aufzuhören, damit dem Leser das wichtigste Argument am besten in Erinnerung bleibt. Darüber hinaus sollte die Argumentation spannend aufgebaut sein, so dass der Leser nicht das Interesse verliert.
Ein Argument besteht aus einer Behauptung, die klar formuliert wird. In einem zweiten Schritt wird diese Behauptung begründet, im dritten Schritt werden Behauptung und Begründung durch Belege oder Beispiele (aus dem täglichen Leben oder aus der persönlichen Erfahrung) untermauert. Eine Folgerung der Behauptung wird in der Oberstufe vorausgesetzt. Durch eine Rückführung wird das Argument abgerundet. Die Rückführung greift dabei stets den Einleitungsgedanken wieder auf.
Als Belege eignen sich:
- aktuelle statistische Daten
- Verweis auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse
- Verweis auf Pressemeldungen (auch als Zitat möglich)
- Verweis auf allgemein bekannte Tatsachen
- Hinweis auf mögliche Folgen
- Nachweis fehlerhafter Prämissen des Gegenarguments
- Verweis auf allgemein anerkannte Wertvorstellungen (Normen)
- Verweis auf Autoritäten
Belege sind für sich genommen noch keine Argumente. Sie ergeben erst einen Sinn, wenn sie in den Argumentationszusammenhang eingeordnet werden und deutlich geworden ist, in welcher Hinsicht sie das Argument stützen. Beispiele müssen so gewählt sein, dass sie einen (abstrakten) Argumentationszusammenhang veranschaulichen und plausibel machen können. Die Anschaulichkeit der Belege ist sekundär, da der Rezipient bereits durch die Begründung überzeugt wurde.
Hauptteil Teil III: Synthese
Eine dialektische Argumentation mündet in eine Synthese, die einen Lösungsvorschlag beinhalten sollte. Meist bietet sich ein Kompromiss (Mittelweg) an. Alternativ kann auch eine konkrete These aus der Argumentation eingeschränkt werden. Die Argumentation soll die Brauchbarkeit des Lösungsvorschlags der Synthese verdeutlichen bzw. nachweisen.
Bei einer linearen Erörterung kann die Synthese entfallen.
Schluss
Im Schlussteil trifft der Autor eine Entscheidung bzw. bezieht eine persönliche Position, die eine Bewertung der Argumente beinhalten kann. Dazu kann man ein oder zwei Argumente wieder aufgreifen. Argumente werden aufgrund persönlicher Erfahrungen oder Einstellungen als wichtig, unwichtig oder weniger relevant eingestuft, es wird ein persönlicher Weg gefunden, mit den dargelegten Problemen oder Gefahren umzugehen, die in der einleitenden Fragestellung möglicherweise aufgeworfen und im Hauptteil argumentativ dargelegt wurden.
Am Ende kann eine Prognose oder eine Hoffnung genannt oder auch eine Position bezogen werden, die über das Thema im engeren Sinne hinausweist. Im Idealfall enthält der Schluss eine Synthese aus den beiden Antithesen des Hauptteils und nimmt dabei eine vermittelnde Position des Sowohl-als-auch ein oder relativiert die antithetisch dargelegten Argumente von einer höheren Warte aus (siehe Dialektik). Man kann in den Schluss auch eine mögliche Lösung für das Problem einbringen.
Mögliche Struktur einer dialektischen Erörterung
Einleitung
Führt zum Thema hin und endet in der Regel mit der Formulierung der Fragestellung
Hauptteil
- Teil I: pro oder contra, beginnt mit der Gegenthese zum vom Autor der Erörterung favorisierten Standpunkt
- Argument 1
- Beleg 1
- evtl. Beispiel 1, Beispiel 2 usw.
- Beleg 1
- Argument 1
- Argument 2
- Beleg 1
- evtl. Beispiel 1, Beispiel 2 usw.
- Beleg 1
- Argument 2
- usw.
- Teil II: contra oder pro, beginnt mit der Gegenthese zum im Teil I formulierten Standpunkt
- Argument 1
- Beleg 1
- evtl. Beispiel 1, Beispiel 2 usw.
- Beleg 1
- Argument 1
- Argument 2
- Beleg 1
- evtl. Beispiel 1, Beispiel 2 usw.
- Beleg 1
- Argument 2
- usw.
- Alternativ können Pro- und Contra-Argumente auch jeweils direkt aufeinander folgen
- Teil III: Synthese (Lösungsvorschlag)
Schluss
Hier wägt man die Argumente gegeneinander ab, kommt zu persönlichen Bewertungen der vorgebrachten Argumente und formuliert ggf. eine persönliche Meinung, einen Ausblick o. Ä.
Literatur
- Aristoteles: Topik. übersetzt und kommentiert von Tim Wagner und Christof Rapp. Philipp Reclam jun., Stuttgart 2004, ISBN 3-15-018337-5.
- Duden Abiturwissen Deutsch. 3., aktualisierte Auflage. Duden Schulbuchverlag, Berlin / Mannheim / Zürich 2011, ISBN 978-3-411-02709-5, S. 32–35.
- Heinrich Lausberg: Elemente der literarischen Rhetorik. Max Hueber, München 1990, ISBN 3-19-006508-X.
- Heinrich Lausberg: Handbuch der literarischen Rhetorik. Max Hueber, München 1960.
- Lesen, Darstellen, Begreifen 12/13. 2. Teil, Cornelsen-Hirschgraben, Berlin 1990, ISBN 3-454-22690-2, S. 76–128.
- Lesen, Darstellen, Begreifen 12/13. 2. Teil: Lehrerhandbuch. Cornelsen-Hirschgraben, Berlin 1993, ISBN 3-454-22695-3, S. 61–88.
- Mein großes Aufsatzbuch. Königs Lernhilfen, Deutsch 7.–10. Klasse, Bange, Hollfeld 2016, ISBN 978-3-8044-1586-7, S. 154–198.
- Heinrich F. Plett: Einführung in die rhetorische Textanalyse. Helmut Buske, Hamburg 1991, ISBN 3-87118-082-3.
- Schreibweisen. Ein Arbeitsbuch dür den Deutschunterricht der Sekundarstufe II. Klett, Stuttgart 1984, ISBN 3-12-350200-7, S. 98–154.
- Uta Wernicke: Sprachgestalten. Lese- und Schreibweisen: Sprachliches Handeln in Theorie und Praxis. Band 1, Verlag Handwerk und Technik, Hamburg 1983, ISBN 3-582-01425-8, S. 160–165.
Weblinks
- Tipps zum Schreiben einer Erörterung (Lernen mit Spass)
- Sehr umfangreiche Informationen zum Schreiben eines Erörterungsaufsatzes und viele konkrete Schülerbeispiele (TeachSam)
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Dieser Artikel befasst sich mit der Erorterung als Aufsatzform Zur Erorterung als verwaltungsgerichtlichem Verfahren siehe Erorterungstermin Die Erorterung ist eine essayistische Textform in der die Kerntatsachen Orte bzw Topoi eines Sachverhaltes herausgearbeitet und dargestellt werden um dem Leser eine Urteilsbildung zu ermoglichen In einer Erorterung kann ein eigener Standpunkt zu einer Fragestellung gefunden ein Sachurteil abgeleitet und dies argumentativ mit Belegen Beispielen begrundet werden Die Erorterung im Sinne einer Topik ist ein Teilgebiet der literarischen Rhetorik und wurde in ihrer Verfahrensweise bereits von Aristoteles in seiner Schrift Topik ausfuhrlich dargestellt Neben der Interpretation literarischer Texte ist die Erorterung die wichtigste Form des Schulaufsatzes Allgemeines Verfahren der ErorterungDie Erstellung einer Erorterung folgt der klassischen Rhetorik und besteht aus vier Arbeitsschritten Stoffsammlung inventio Das Thema wird durchdrungen und dessen verschiedene Aspekte einschliesslich der Fragestellung erkannt und schliesslich als Materialsammlung geordnet zusammenstellt Als klassisches Hilfsmittel zur Ermittlung der Topoi dienen hierbei W Fragen Wer tat was wie wann wo womit warum und fur wen Planung des Aufbaus dispositio Die gefundenen Topoi werden innerhalb der drei Abschnitte Einleitung Hauptteil und Schluss dargestellt In der Einleitung exordium prooemium wird der Leser an das Thema herangefuhrt und sein Interesse geweckt indem Bezuge von Relevanz hergestellt werden Ausserdem werden Schlusselbegriffe eingefuhrt und erklart Im Hauptteil soll der Leser einerseits ausgewogen informiert werden und schliesslich durch die Argumentationsketten des Autors uberzeugt werden Dies erfolgt durch die Darlegung der Argumente nacheinander in gegliederter Reihenfolge propositio Jedes einzelne Argument wird dabei wiederum unter drei Gesichtspunkten behandelt These narratio Schilderung des Sachverhalts Beweisfuhrung argumentatio entweder um die Glaubwurdigkeit des vorgebrachten Sachverhaltes zu bestatigen confirmatio oder die gegnerischen Argumente zu widerlegen confutatio Die vorgebrachten Thesen werden durch Beispiele plausibel gemacht durch Beweise erhartet und durch Angabe von Informationsquellen gestutzt Folgerung conclusio Darlegung der Konsequenzen aus der Akzeptanz Nichtakzeptanz eines Argumentes bzw Darstellung der Interessenlage der beteiligten Parteien cui bono Schluss peroratio Im Pladoyer wird nach Erorterung aller Argumente eine Zusammenfassung gegeben eine Meinung dargestellt und ggf ein Ausblick auf weitere Debatten gegeben Ausschmuckung elocutio In diesem Arbeitsschritt werden Uberlegungen angestellt wie der geordnete Stoff sprachlich ausgedruckt werden soll z B Wahl des Stils und schmuckender Elemente Niederschrift actio exercitatio Zuletzt erfolgt die bedachtsame Niederschrift des in Skizzen angesammelten Materials zu einem fertigen Aufsatz Dabei soll das Rohmaterial von Fehlern bereinigt werden emendatio und man kann seine Menge durch Auswahl ggf konzentrieren und verringern delectus ErorterungstypenBei Erorterungen auch Problemaufsatze genannt lassen sich zwei Typen unterscheiden die textgebundene Erorterung und die freie Erorterung auch Besinnungsaufsatz genannt Textgebundene Erorterung Eine textgebundene Erorterung geht von einer Textvorlage aus die eine strittige Frage behandelt Bei dieser Form wird zunachst das behandelte Problem benannt die Textvorlage erschlossen und der Gedankengang des Textes zusammenfassend wiedergegeben Daran schliesst sich die Referierung der im Text vertretenen Thesen und eine Erlauterung der Argumentation des Autors an Es folgt eine Auseinandersetzung mit dem Gedankengang des Textes indem die Stellungnahme durch weitere Argumente gestutzt oder argumentativ entkraftet wird Eine textgebundene Erorterung besteht aus Einleitung Hauptteil und Schluss Dabei gliedert sich der Hauptteil in zwei Teile Die Analyse des Inhalts in der die Kerngedanken die Intention und die sprachlich stilistischen Mittel aufgezeigt werden und in die kritische Auseinandersetzung mit der Textvorlage Die Analyse des Inhalts bzw der sprachlich stilistischen Mittel erfolgt wie in einer Interpretation Zusatzlich setzt sie sich mit dem Text auseinander verifizieren falsifizieren Die Erorterung ist der eigentliche Teil der textgebundenen Erorterung In der Erorterung geht es darum moglichst gut ausformulierte Faktenargumente Wertargumente und Autoritatsargumente einzubringen Im Schlussteil wird die eigene Position zusammengefasst und es wird ein Urteil oder eine Empfehlung zur Textvorlage ausgesprochen Freie Erorterung Eine freie Erorterung oder auch Besinnungsaufsatz erortert ein Thema unabhangig von einer Textvorlage Es lassen sich hier zwei Typen unterscheiden die lineare oder steigernde und die kontroverse oder dialektische Erorterung Diese zeichnet sich durch eine Unterteilung des Hauptteils in einen Pro und Kontra Teil aus Bei der kontroversen Erorterung Folgerung deshalb so dass Phase Ruckbezug auf die These also Phase evtl Entscheidung Fragestellungen fur diese Variante der Erorterung lassen sich durch Begriffspaare wie Chancen und Risiken Fluch und Segen u A darstellen Beispiel Chancen und Gefahren des Internets Aufbau einer dialektischen ErorterungVorarbeiten Stoffsammlung fur den Hauptteil Da im Hauptteil einer Erorterung These und Antithese durch Argumente gestutzt werden sollen empfiehlt sich als Vorarbeit ein Sortieren der Pro und Kontra Argumente Die Stoffsammlung kann auch in Form einer Mindmap erfolgen Daraus lasst sich dann in einem zweiten Schritt eine Gliederung entwickeln Beim Aufbau einer Erorterung sollte man sich an der klassischen Dreiteilung Einleitung Hauptteil Schluss orientieren Der Hauptteil kann wiederum in einen Pro und Kontrablock unterteilt werden Jeder Block des Hauptteils wird dabei durch eine Haupt These eingeleitet die das Thema bzw die Fragestellung in polarisierender Weise pro oder kontra aufgreift und als Behauptung formuliert Die Argumente fur die eigene Position stellt man an das Ende des Hauptteils Bei der Darstellung der Gegenposition beginnt man mit dem starksten Argument beim Darlegen der eigenen Position mit dem schwachsten Argument Strukturmerkmale Einleitung In der Einleitung wird das Thema grundsatzlich erlautert und auf die Bedeutung der Problematik aufmerksam gemacht Aufgabe der Einleitung ist dabei zunachst die Hinfuhrung zum Thema bzw zur Fragestellung wie in der Uberschrift formuliert Eine solche Hinfuhrung ist moglich durch Anknupfen an einen aktuellen Anlass eine Studie eigene Erfahrungen einen Medienbericht eine Statistik ein provozierendes Zitat eine aktuelle Diskussion Wesentlich ist dabei das Herausarbeiten des in der Sache bzw in der Fragestellung liegenden Widerspruches der am Ende der Einleitung schliesslich zur Wiederholung der eigentlichen Frage bzw Themenstellung der Erorterung hinfuhrt Eine Einleitung kann hierbei aus einer Begriffsdefinition einem Zitat einem personlichen Erlebnis einer Hintergrundinformation oder einem geschichtlichen Uberblick bestehen Zumindest muss die Einleitung die allgemeine Bedeutung des Themas darlegen Argumente sind dem Hauptteil vorbehalten Hauptteil Teil I Antithese Der erste Teil des Hauptteils beginnt in der Regel mit der Aufstellung der Antithese auch Gegenthese zu der vom Autor favorisierten Meinung was also nicht seiner Meinung entspricht Man fangt dabei immer mit dem starksten Argument an und hort mit dem schwachsten auf Hauptteil Teil II These Im zweiten Teil des Hauptteils wird die vom Autor favorisierte These formuliert Hierbei beginnt man stets mit dem schwachsten Argument und hort mit dem starksten auf da sich der Leser die zuletzt genannten Argumente am ehesten merkt Argumentation An die Thesen schliessen sich die einzelnen Argumente an die jeweils eine der beiden Thesen Pro oder Contrathese unterstutzen Damit eine Argumentation uberzeugen kann muss sie in sich schlussig sein Der Zusammenhang zum Thema bzw zur Fragestellung darf nicht verloren gehen und die jeweilige Hauptthese muss untermauert werden Weiter ist dabei wichtig mit dem starksten Argument aufzuhoren damit dem Leser das wichtigste Argument am besten in Erinnerung bleibt Daruber hinaus sollte die Argumentation spannend aufgebaut sein so dass der Leser nicht das Interesse verliert Ein Argument besteht aus einer Behauptung die klar formuliert wird In einem zweiten Schritt wird diese Behauptung begrundet im dritten Schritt werden Behauptung und Begrundung durch Belege oder Beispiele aus dem taglichen Leben oder aus der personlichen Erfahrung untermauert Eine Folgerung der Behauptung wird in der Oberstufe vorausgesetzt Durch eine Ruckfuhrung wird das Argument abgerundet Die Ruckfuhrung greift dabei stets den Einleitungsgedanken wieder auf Als Belege eignen sich aktuelle statistische Daten Verweis auf wissenschaftliche Forschungsergebnisse Verweis auf Pressemeldungen auch als Zitat moglich Verweis auf allgemein bekannte Tatsachen Hinweis auf mogliche Folgen Nachweis fehlerhafter Pramissen des Gegenarguments Verweis auf allgemein anerkannte Wertvorstellungen Normen Verweis auf Autoritaten Belege sind fur sich genommen noch keine Argumente Sie ergeben erst einen Sinn wenn sie in den Argumentationszusammenhang eingeordnet werden und deutlich geworden ist in welcher Hinsicht sie das Argument stutzen Beispiele mussen so gewahlt sein dass sie einen abstrakten Argumentationszusammenhang veranschaulichen und plausibel machen konnen Die Anschaulichkeit der Belege ist sekundar da der Rezipient bereits durch die Begrundung uberzeugt wurde Hauptteil Teil III Synthese Eine dialektische Argumentation mundet in eine Synthese die einen Losungsvorschlag beinhalten sollte Meist bietet sich ein Kompromiss Mittelweg an Alternativ kann auch eine konkrete These aus der Argumentation eingeschrankt werden Die Argumentation soll die Brauchbarkeit des Losungsvorschlags der Synthese verdeutlichen bzw nachweisen Bei einer linearen Erorterung kann die Synthese entfallen Schluss Im Schlussteil trifft der Autor eine Entscheidung bzw bezieht eine personliche Position die eine Bewertung der Argumente beinhalten kann Dazu kann man ein oder zwei Argumente wieder aufgreifen Argumente werden aufgrund personlicher Erfahrungen oder Einstellungen als wichtig unwichtig oder weniger relevant eingestuft es wird ein personlicher Weg gefunden mit den dargelegten Problemen oder Gefahren umzugehen die in der einleitenden Fragestellung moglicherweise aufgeworfen und im Hauptteil argumentativ dargelegt wurden Am Ende kann eine Prognose oder eine Hoffnung genannt oder auch eine Position bezogen werden die uber das Thema im engeren Sinne hinausweist Im Idealfall enthalt der Schluss eine Synthese aus den beiden Antithesen des Hauptteils und nimmt dabei eine vermittelnde Position des Sowohl als auch ein oder relativiert die antithetisch dargelegten Argumente von einer hoheren Warte aus siehe Dialektik Man kann in den Schluss auch eine mogliche Losung fur das Problem einbringen Mogliche Struktur einer dialektischen ErorterungEinleitung Fuhrt zum Thema hin und endet in der Regel mit der Formulierung der Fragestellung Hauptteil Teil I pro oder contra beginnt mit der Gegenthese zum vom Autor der Erorterung favorisierten StandpunktArgument 1Beleg 1evtl Beispiel 1 Beispiel 2 usw dd dd dd Argument 2Beleg 1evtl Beispiel 1 Beispiel 2 usw dd dd dd usw dd Teil II contra oder pro beginnt mit der Gegenthese zum im Teil I formulierten StandpunktArgument 1Beleg 1evtl Beispiel 1 Beispiel 2 usw dd dd dd Argument 2Beleg 1evtl Beispiel 1 Beispiel 2 usw dd dd dd usw dd Alternativ konnen Pro und Contra Argumente auch jeweils direkt aufeinander folgen Teil III Synthese Losungsvorschlag Schluss Hier wagt man die Argumente gegeneinander ab kommt zu personlichen Bewertungen der vorgebrachten Argumente und formuliert ggf eine personliche Meinung einen Ausblick o A LiteraturAristoteles Topik ubersetzt und kommentiert von Tim Wagner und Christof Rapp Philipp Reclam jun Stuttgart 2004 ISBN 3 15 018337 5 Duden Abiturwissen Deutsch 3 aktualisierte Auflage Duden Schulbuchverlag Berlin Mannheim Zurich 2011 ISBN 978 3 411 02709 5 S 32 35 Heinrich Lausberg Elemente der literarischen Rhetorik Max Hueber Munchen 1990 ISBN 3 19 006508 X Heinrich Lausberg Handbuch der literarischen Rhetorik Max Hueber Munchen 1960 Lesen Darstellen Begreifen 12 13 2 Teil Cornelsen Hirschgraben Berlin 1990 ISBN 3 454 22690 2 S 76 128 Lesen Darstellen Begreifen 12 13 2 Teil Lehrerhandbuch Cornelsen Hirschgraben Berlin 1993 ISBN 3 454 22695 3 S 61 88 Mein grosses Aufsatzbuch Konigs Lernhilfen Deutsch 7 10 Klasse Bange Hollfeld 2016 ISBN 978 3 8044 1586 7 S 154 198 Heinrich F Plett Einfuhrung in die rhetorische Textanalyse Helmut Buske Hamburg 1991 ISBN 3 87118 082 3 Schreibweisen Ein Arbeitsbuch dur den Deutschunterricht der Sekundarstufe II Klett Stuttgart 1984 ISBN 3 12 350200 7 S 98 154 Uta Wernicke Sprachgestalten Lese und Schreibweisen Sprachliches Handeln in Theorie und Praxis Band 1 Verlag Handwerk und Technik Hamburg 1983 ISBN 3 582 01425 8 S 160 165 WeblinksTipps zum Schreiben einer Erorterung Lernen mit Spass Sehr umfangreiche Informationen zum Schreiben eines Erorterungsaufsatzes und viele konkrete Schulerbeispiele TeachSam Normdaten Sachbegriff GND 4152849 9 GND Explorer lobid OGND AKS