Azərbaycan  AzərbaycanDeutschland  DeutschlandLietuva  LietuvaMalta  Maltaශ්‍රී ලංකාව  ශ්‍රී ලංකාවTürkmenistan  TürkmenistanTürkiyə  TürkiyəУкраина  Украина
Unterstützung
www.datawiki.de-de.nina.az
  • Heim

Die Stiftskirche St Amandus in Bad Urach im Landkreis Reutlingen in Baden Württemberg ist eine evangelische Kirche im Ki

Uracher Götzentag

  • Startseite
  • Uracher Götzentag
Uracher Götzentag
www.datawiki.de-de.nina.azhttps://www.datawiki.de-de.nina.az

Die Stiftskirche St. Amandus in Bad Urach im Landkreis Reutlingen in Baden-Württemberg ist eine evangelische Kirche im Kirchenbezirk Bad Urach-Münsingen der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Als Schutzpatron der Kirche war in vorreformatorischer Zeit Amandus von Maastricht gewählt worden. Sie wurde als Stiftskirche konzipiert und gebaut.

Geschichte

Unmittelbar bei der Wasserburg in der Siedlung Urach gab es um 1100 bereits eine Kirche am Platz der heutigen Amanduskirche. Bei Renovierungsarbeiten um 1990 wurden Fundamentreste von insgesamt 3 Vorgängerkirchen gefunden. Zwar konnten diese zeitlich nicht differenziert eingeordnet, zumindest konnte aber eine Kirchenbautradition an dieser Stelle nachgewiesen werden, die mindestens bis ins Ende des 11. Jahrhunderts zurückreicht. Um 1150 wird in Urach eine Kirche genannt, die der Jungfrau Maria sowie den Heiligen Andreas und Amandus gewidmet ist. Im 14. Jahrhundert wurde eine neue Kirche errichtet, der unmittelbare Vorgängerbau der heutigen Amanduskirche, die eine besondere Stellung im zuständigen Bistum Konstanz eingenommen haben soll. Sie hatte bereits eine beachtliche Größe: mit einer Länge von 45 m und einer Breite von 19 m war sie nur um ein Viertel kleiner als die heutige Kirche.

Vermutlich um 1474/75 beauftragte Graf Eberhard V. („Eberhard im Bart“) den Werkmeister Hans Koch, die spätgotische Stiftskirche zu bauen. Da Württemberg geteilt und Urach die Hauptstadt des südwestlichen Landesteils war, sollte der Kirchenbau die Residenz gegenüber Stuttgart aufwerten. Dazu musste die bisherige, nicht baufällige Kirche weichen, in der zuletzt noch im Juli 1474 die Trauung von Graf Eberhard V. und Barbara Gonzaga von Mantua gefeiert worden war. Auch wurden 1477 mit der Fertigstellung des Chores die Brüder vom gemeinsamen Leben nach Urach geholt und ihnen das Stift an die Kirche angebaut, um neue geistliche Impulse in Eberhards Territorium zu verbreiten. Nach dem Tod des Werkmeisters Hans Koch 1481 setzte Baumeister Peter von Koblenz den Kirchenbau fort. Der Graf und Bauherr erlebte die Fertigstellung um 1500 nicht mehr, auch Peter von Koblenz nicht, er wurde 1501 dort begraben. Im selben Jahr vollendete sein Nachfolger Marx Welling die Kirche mit der westlichsten Seitenkapelle des Nordschiffs. Das Stift Urach wurde mit dem Tübinger Vertrag 1514, kurz vor Einführung der Reformation, aufgelöst und der Gebäudekomplex später anders genutzt. Unmittelbar danach wurde in die Amanduskirche eine Prädikatur gestiftet.

In der Nische rechts oberhalb der Kanzel wird von der Explosion der herzoglichen Pulvermühle 1707 berichtet, deren Druckwelle die mittelalterliche Farbverglasung der Nordseite und die Orgel zerstörte, sowie Schäden im Gewölbe verursachte.

Bei der Erneuerung 1896 bis 1901 wurden von Heinrich Dolmetsch der unvollendet gebliebene Turm ausgebaut, die Fassade verbessert, Ausstattungsstücke restauriert und das Innere der Kirche neugotisch gestaltet. Die Kirche wurde am 27. Oktober 1901 im Beisein des württembergischen Königspaars eingeweiht. Das Kircheninnere wurde von 1988 bis 1990 nochmals renoviert und die neugotische Ausmalung im Chor entfernt. Die qualitätvolle sonstige Neugotik-Fassung an Langhauswänden, Fliesenbelägen, Leuchten und Schreinerarbeit blieb renoviert erhalten. 2006 erfolgte die Sanierung des Turms.

Von 1923 bis 1926 wirkte Karl Hartenstein als Stadtpfarrer an der Amanduskirche.

Ein Ereignis der württembergischen Kirchengeschichte

In Urach – wo genau, ist nicht überliefert – fand 1537 auf Einladung von Herzog Ulrich das „Uracher Bildergespräch“, auch „Uracher Götzentag“ genannt, statt. Mit der Reformation und der württembergischen Kirchenordnung vertraute Theologen und Juristen, darunter Erhard Schnepf, Ambrosius Blarer, Johannes Brenz und Matthäus Alber, sollten die Frage klären, ob Heiligenverehrung und die Anbetung ihrer „ärgerlichen“ Bilder Götzendienst sei und sie aus den Kirchen entfernt werden müssten (Bildersturm) oder ob „unärgerliche“ Darstellungen des Heilsgeschehens zu Verkündigung, Lehre und Erziehung erlaubt sein könnten. Gerade Württemberg als im Endergebnis lutherische Kirche hatte eine nicht nur geographische Brückenfunktion zwischen der wittenbergisch-lutherischen und der zwinglischen Reformation Schweizer Prägung. Die Gesprächsteilnehmer konnten sich nicht einigen, sodass schließlich der Herzog Klarheit schuf und die Entfernung der Heiligenbilder anordnete, was längst nicht überall und in ganzem Ausmaß befolgt wurde. Aus Anlass des 475. Jubiläums dieses Uracher Götzentages ging es 2012 bei der Preisverleihung des Ersten Kunstpreises der Evangelischen Landeskirche in Württemberg in der Amanduskirche bewusst wieder um die neu zu führende Diskussion über die heutige Macht der Bilder neuer Medien und ihrer weltweiten Verbreitung.

Das Gebäude

Baumaterial

Je nach Eignung und Verfügbarkeit wurde unterschiedliches Steinmaterial benötigt: Für das aufgehende Mauerwerk wurde rauer, schwarz patinierter Kalktuff verwendet (Bruch: Tal zwischen Seeburg und Urach); Quaderkalk für besonders vom Wetter beanspruchte Bauteile (Bruch: Mauchental/Hülbener Steige); Stubensandstein für steinmetzmäßig bearbeitete Eckquader, Architekturglieder und Fenster (Bruch: 20 km entfernt bei Mitteltal/Neckartal); feinerer Kalksandstein für innere Steinmetzarbeiten (Bruch: Brauner Jura der Umgebung).

Ausstattung

Bildhauerarbeiten in Stein

Reichhaltig figürlich gestaltete Wandstatuen-Konsolen, 21 Gewölbe-Anfängerkonsolen und 52 Schlusssteine überliefern viel von der Frömmigkeit, dem theologischen Denken und dem künstlerischen Wirken der am Bau Beteiligten und ihrer Zeit. Ihre Deutung gelingt im Detail nur mit einem tiefen Verständnis christlicher Ikonographie. Auf einem dieser Schlusssteine ist Amandus, der Schutzpatron und Namensgeber der Kirche an seiner Bischofskleidung und den Attributen Hirtenstab und Buch zu erkennen. Erst seit 1986 weiß man durch eine Kalendereintragung des Grafen Eberhard, dass es sich bei dem Namensgeber Amandus um den Bischof von Maastricht, den Apostel der Belgier im 7. Jahrhundert, handelt.

Kanzel

Die Kanzel, deren genaue Entstehungszeit ebenso wie ihr Steinmetz unbekannt sind, ist nach Aufbau und Gestaltung eine der reichsten ihrer Art in Württemberg und ist mit figürlichen und ornamentalen Steinmetzarbeiten an Fuß, Aufgang, Kanzelkorb und Brüstung gestaltet. Karl Halbauer datiert sie bauzeitlich auf um 1500 und weist ihre ursprüngliche Position am mittleren, dem vierten nördlichen Langhauspfeiler nach, was nach der Reformation eine Bestuhlung als Querkirche ergab, die 1901 durch Versetzen um einen Pfeiler nach Osten und Einbau eines neuen, nach Osten gerichteten Gestühls in eine Längskirche umgewandelt wurde. Wie bei den Kanzeln der Stiftskirchen in Tübingen und Herrenberg sind in den Feldern die lateinischen Kirchenväter Gregor der Große, Hieronymus, Augustinus von Hippo und Ambrosius von Mailand abgebildet, denen jeweils ein Evangelistensymbol beigegeben ist. Vor allem die Steinskulpturen am Kanzelkorb thematisieren die Beziehung zwischen verschiedenen Heiligen, den Brüdern vom gemeinsamen Leben und dem Bauherrn Graf Eberhard V. („Eberhard im Bart“), dem ersten regierenden Herzog von Württemberg und Teck. So ist in der fünften Nische neben den Kirchenvätern – allerdings durch reiches Maßwerk getrennt – Jean Gerson abgebildet, ein französischer Kirchenrechtler, der auf dem Konzil von Konstanz für die Brüder vom Gemeinsamen Leben eintrat, deren Gemeinschaft teilweise als ketzerisch angesehen wurde, da die Mitglieder einer damals neuartigen Frömmigkeitsform anhingen und kein Ordensgelübde ablegten. In den Brüstungsecken befinden sich Figuren der Heiligen Ulrich und Willigis, ein Papst, ein Mönch und der Heiligen Benedikt von Nursia. Die Figur des Mönches wurde bei der Renovierung im 19. Jahrhundert angebracht und wird gerne als Martin Luther gedeutet. Nachträglich der Kanzel hinzugefügt wurde nach der Reformation ein Brüstungsaufsatz, der die vier Kirchenväter zu Evangelisten umdeutet.

1632 kam der hölzerne Renaissance-Schalldeckel hinzu. Der farbig gestaltete Schalldeckel ist gekrönt von einem segnenden Salvator mundi. Im Aufbau befinden sich Figuren von Moses, Petrus und Johannes dem Täufer. Seine Umschrift lautet: Seelig / seind die / so Gottes / wort hör / en vnd be / wahren / lukae XI. Der Kanzeldeckel wird Claus Schließwecker zugeschrieben. Bei der Renovierung 1899 wurde der Brüstungsaufsatz abgenommen und als Lesepult in den Chor der Kirche versetzt. Gleichzeitig wurde die Kanzel um einen Pfeiler nach Osten versetzt. Dabei wurde ein Teil der Kanzel neugeschaffen, nämlich die achteckige Sockelplatte, der Kanzelfuß mit fünf Prophetenfiguren und den an Wasserspeier erinnernden grotesken Tiergestalten sowie die Treppe. Auch ein Teil des Rankenwerks am Kanzelkorb wurde nach der Umsetzung erneuert.

Taufstein

Der Taufstein, eine bedeutende bildhauerische Arbeit des Christoph von Urach aus dem Jahre 1518, besticht durch seine ungeheuer komplexe geometrische Konstruktion und die wohlgeordneten Proportionen ebenso wie durch das ikonographisch-theologische Programm des figürlichen Schmucks. Die Aufschrift lautet (übertragen aus dem Lateinischen in heutiges Deutsch): Aufgestellt im Jahr der jungfräulichen Geburt 1518 am 30. April durch mich, Christoph, Bildhauer, Bürger von Urach. Möglicherweise hat der Künstler sich selbst in der Gestalt des Josef dargestellt, dessen Zepter als Statthalter des Pharaos direkt auf den Namen Christophorum weist. Das Stift, das den Taufstein vermutlich in Auftrag gegeben hat, war zu diesem Zeitpunkt bereits aufgelöst.

Der aus einem Sandsteinblock gefertigte Taufstein ist in allen seinen Maßen „nach steinmetzischer Art aus der rechten Geometrie“ konstruiert, wobei die wohlgeordneten Proportionen vom Betrachter nur unbewusst wahrgenommen werden: Auf einer achteckigen in den Boden eingelassenen Platte liegt zunächst ein Sockel, der sich schon durch sein grobkörniges Material vom eigentlichen Taufstein absetzt. Mit diesem Sockel wird das Oktogon in einen achtzackigen Stern überführt. Die Zahl Acht symbolisiert die Auferstehung am Tag nach dem siebten Tag, dem Sabbat, mit dem die Schöpfung endet, und damit die Neuschöpfung in der Taufe.

Das ausgeklügelte Bildprogramm stammt mit großer Wahrscheinlichkeit von den Brüdern vom gemeinsamen Leben. Für die acht Seiten der Bildzone wurden acht alttestamentliche Gestalten ausgewählt, deren Biographien nach mittelalterlicher Deutung des Alten Testaments verborgene Hinweise auf jeweils eine Dimension des Taufgeschehens symbolisieren. Jeder Halbfigur ist ein Schriftband mit einem Bibelvers, der einen Bezug zur Taufe hat, beigegeben. Der Text neben dem an der Harfe als der Psalmdichter König David zu erkennenden Mann beispielsweise stammt aus Psalm 51 und lautet: „Wasche mich rein von meiner Missetat“. Neben David abgebildet sind Moses, erkennbar an den Hörnern mit den Gesetzestafel, Josef, Josua, Jona, Jeremia, Jesaja und König Salomo.

Bildhauerarbeiten in Holz

  • Das Chorgestühl stammt aus der Zeit der Brüder des gemeinsamen Lebens. Es diente der Gemeinschaft für ihre Stundengebete.
  • Eine Sehenswürdigkeit in der Kirche ist der prächtige ehemalige Betstuhl des Landesherrn Eberhard im Bart. Der aus Eichenholz geschnitzte spätgotische thronartige Stuhl ist knapp sechs Meter hoch. Aufgrund stilistischer Merkmale der Schnitzereien wird dieser mit der Ulmer Schule in Verbindung gebracht. 1626 wird erstmals die Aufstellung im Chor der Amanduskirche erwähnt. Da deren Bau zum Zeitpunkt der Fertigung des Betstuhls 1472 aber nicht mal begonnen war, geht man heute davon aus, dass der Betstuhl für die Kartause Güterstein bestimmt und auch dort aufgestellt war. Seit dem Abschluss der Kirchenrenovierung 1900 „steht er an seinem heutigen Platz im Ostjoch des südlichen Seitenschiffs. Vorher war sein Standort dreieinhalb Jahrhunderte lang im Zentrum des Chorhaupts an Stelle des 1537 zerstörten Hochaltars, Reliquie und nationales Denkmal des in der Reformationszeit an die Stelle der verbrannten Heiligen gesetzten Kults der landesherrlichen Dynastie und ihres ersten Herzogs.“
  • Von zahlreichen Epitaphien aus der Gotik bis ins 18. Jahrhundert, stilistisch und qualitativ unterschiedlich, sind zwei zu nennen, die künstlerisch und personenbezogen herausragen: das gemalte Brendlin-Epitaph im Renaissancestil und das runde Imhoff-Totenschild, dessen Tafel reich mit Schnitzarbeit gestaltet ist. Das Künstlerische und das Persönlich-Familiäre beider Gedächtnismale lässt sich an ihnen beispielhaft vergegenwärtigen.

Altargitter

Das Altargitter von 1650 ist eines der wenigen Schmuckstücke dieser Art in württembergisch-evangelischen Kirchen. „Es ist ein zierliches Barockgitter, dessen rundgeschwungenes Rankenwerk in fein gekräuselten Spitzen endet und wie in sich verschlungen und gewachsen scheint. Eingelassen in das Gitter sind kleine Ölgemälde – auf Metall gemalt – auf denen die Leidensgeschichte Jesu dargestellt ist, versehen mit kommentierenden vierzeiligen Texten in Versform.“ Es war von 1675 bis 1862/64 und ist wieder seit 1990 an seinem jetzigen Platz.

Lederparament

In der Sakristei wird ein seltenes Leder-Altarparament aufbewahrt, 1896 nach Heinrich Dolmetschs Entwurf von dem Lederwarenfabrikant Albert Feucht gefertigt. Zwei Hirsche an einem Brunnen sind dargestellt, mit vier Evangelistensymbolen als Wasserspeiern, eine bildliche Darstellung des Ps 42,2-3 LUT: „Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott, zu dir. Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes Angesicht schaue?“.

Glasmalerei

  • Drei Fenster, die heute neben dem Betstuhl angebracht sind, überstanden die Explosion von 1707. Dargestellt sind rechts Johannes der Täufer mit dem vor ihm knienden Stifter des Fensters, Hans von Bubenhofen, in der Mitte eine Madonna mit Kind (Strahlenkranzmadonna) und links der Drachenkampf Georgs. Die drei Scheiben stammen aus der Straßburger Werkstatt von Peter Hemmel von Andlau (ca. 1422–1501), dem bedeutendsten deutschen Glasmaler der Spätgotik.
  • In der Mitte darüber ist eine weitere mittelalterliche Scheibe mit der Darstellung des thronenden Christus zu sehen. Sie stammt ursprünglich nicht aus der Amanduskirche, sondern ist bereits um 1300 für das Dominikanerinnenkloster Maria-Gnadenzell in Offenhausen entstanden, welches nach der Reformation aufgelöst wurde. Die Scheibe ist damit bedeutend älter als die Uracher Stiftskirche. Sie kam im Laufe des 19. Jahrhunderts hierher und ist der einzig bekannte Überrest der Farbverglasung dieses Klosters.
  • Die Ornament- und Motivverglasung der Maßwerkfenster der Kirche führte die Münchner Glasmalerei Gustav van Treeck aus – teils mit neugotischen „Architekturen“ (baldachinartiger Aufbau, der gotische Architekturelemente aufgreift) über dem Chor-Mittelmotiv, teils mit aus der Gotik überlieferten floralen und geometrischen Elementen in den Ornamentfenstern, deren Formen reizvoll mit den neugotischen Bodenfliesen korrespondieren.
  • Den oberen (Haupt-)Teil des vierbahnigen Chorfensters mit einer Kreuzigungsszene entwarf der Stuttgarter Künstler (1865–1914). Es ist sein figuren- und detailreichstes sowie größtes Kreuzigungs-Glasgemälde. Einige markante Details verdienen besondere Beachtung: Die Zuwendung und Segenshand des Gekreuzigten für den Übeltäter rechts von ihm mit Blickkontakt auch zu den trauernden Frauen. Der andere Übeltäter wendet sich ab – gequält oder verächtlich. Er erfährt nicht einmal von den neben ihm Stehenden irgendeine Zuwendung: weder vom römischen Reiterhauptmann noch von den würfelnden Soldaten oder dem grimmig-bärtigen ewigen Juden Ahasver, der nach einer mittelalterlichen Legende dem verurteilten Jesus auf dessen Weg nach Golgatha sein Mitleid verweigert und der Kreuzigung beigewohnt habe, und daher zur Unsterblichkeit, ruhelosen Wanderschaft durch die Zeiten und zur Mahnung an Gottlose und Ungläubige verdammt sei – literarisch von Goethe bis zu Walter Jens sehr ambivalent aufgenommen und verarbeitet. Theodor Bauerle war sehr belesen.
  • Der untere Teil aus der gleichen Glasmalerwerkstatt stammt nicht von Bauerle, sondern ist eine von Uracher Bürgern zur Wiedereinweihung gestiftete Dublette des mittleren Chorfensters der Stadtkirche Schorndorf aus dem Jahr 1889. Es könnte – wie auch andere Glasgemälde in einigen evangelischen Kirchen Württembergs ohne seine Künstlersignatur – stilistisch und grafisch von dem in Franken sehr bekannten Nürnberger Kunstprofessor Friedrich Wilhelm Wanderer stammen, dessen Entwürfe am Ende des 19. Jahrhunderts alle durch van Treeck ausgeführt wurden.

Wandmalerei

Wie sich durch neue Erkenntnisse gezeigt hat, stammen die im Jahr 1901 nötigen Restaurierungen und die der Gotik nachempfundenen Neufassungen der figürlichen Deckenmalerei (Himmlisches Orchester) um das Himmels- oder Heiliggeistloch im Mittelschiff von Restaurator Wennagel, und die der Wand- und Gewölbemalerei vom Stuttgarter Dekorationsmaler Eugen Wörnle. Dabei wurden die noch vorhandenen Reste abgepaust und danach rekonstruierend neu gemalt. Diese Vorlagen wurden dann auch bei der zeitgleichen Renovierung der Stadtkirche Balingen unter ebenfalls dem Architekten Heinrich Dolmetsch zur Kostenersparnis zweitverwendet. Teile der Chorausmalung wurden bei den Renovierungsarbeiten 1988–1990 wieder entfernt.

Mit dem Wandbild über dem Chor beauftragte Dolmetsch den Stuttgarter Kunstmaler Karl Wilhelm Bauerle und seinen Sohn . Wegen andauernder Krankheit des Vaters schuf Theodor Bauerle 1901 alleine das Chorbogengemälde in leuchtkräftiger Eitemperatechnik nach Albrecht Dürers Bild zum ersten Kapitel der heimlichen Offenbarung: die Leuchtervision des thronenden Menschensohnes (Christus) am Beginn der Johannesoffenbarung (Offb 1,12–16 LUT). „Symmetrisch rechts und links angeordnete, zum Throne Christi heranschwebende Engel reichen ihm Krone und Palmwedel dar.“ Der „Menschensohn“ ist gegenüber Dürers Darstellung nicht als strenger Richter, sondern als menschenfreundlicher und gütiger, einladender und segnender Erlöser auf dem Stuhl der Herrlichkeit dargestellt. Es fehlt das aus der Romanik und Gotik bekannte, (Ehr-)Furcht gebietende Symbol des Schwertes als „Wort Gottes“.

Glocken

Der Turm der Amanduskirche beherbergt 5 Glocken, welche den Platz in der Glockenstube nahezu sprengen.

Die Glockengeschichte der Kirche ist äußerst bewegt, denn bis in die 1950er Jahre bestand das Uracher Geläut aus einem Konglomerat von 5 Glocken, welche zwar historisch äußerst wertvoll waren, klanglich jedoch nicht zueinanderpassten und somit der Bedeutung der Kirche keinesfalls entsprachen. Die Disposition dieses Geläuts lautete fis″ e″ f‘ f‘ (e‘). Nachdem die Große Guldenglocke e‘ aus dem Jahr 1711 im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen worden war, blieben nur die vier kleineren Glocken zurück, die nun, ohne Grundglocke, noch wesentlich schlechter zusammenklangen. Aus diesem Grund entschied man sich schweren Herzens, das historische Geläut durch ein modernes, harmonisches zu ersetzen. Dabei sollte jedoch die größte und klanglich schönste Glocke, gegossen von Hans Eger in Reutlingen im Jahr 1462, im Turm verbleiben und das künftige Geläut ergänzen. Die übrigen Glocken (darunter auch die e″ Glocke, welche die Taufglocke des Grafen Eberhardt war) wurden in andere Gemeinden verkauft, wo sie bis heute noch läuten. Im Jahre 1954 schließlich, goss Wilhelm Kurtz in Stuttgart drei neue Glocken in schwerer Rippe, welche mit der mittelalterlichen Glocke im „Christ-ist-erstanden“-Motiv erklingen.

Demnach sieht das heutige Geläut wie folgt aus:

Die kleinste Glocke (Glocke 4) ist die Heliggeist-/ oder Taufglocke. Sie wurde 1954 von Wilhelm Kurtz in Stuttgart gegossen, wiegt 506 kg, hat einen Durchmesser von 923 mm und erklingt im Ton b’. Sie läutet zu nahezu allen Gottesdiensten und ist beim Taufakt solistisch zu hören.

Die drittgrößte Glocke (Glocke 3) ist die Friedens-/ oder Gebetsglocke. Auch sie wurde 1954 in der Glockengießerei Kurtz in Stuttgart gegossen, wiegt 727 kg, hat einen Durchmesser von 1040 mm und hat den Schlagton as‘. Die Friedensglocke läutet jeden Morgen um 7 Uhr zur Erinnerung an die Auferstehung Christi und jeden Mittag um 12 Uhr um die Menschen zum Gebet für den Frieden aufzurufen. Zudem läutet sie Sonntags um 9:45 zum zweiten Zeichen vor dem Gottesdienst sowie zu fast allen Gottesdiensten.

Die zweitgrößte Glocke (Glocke 2) heißt Evangelistenglocke, da sie die Namen der vier Evangelisten als Inschrift trägt. Sie wurde, wie bereits erwähnt, 1462 von Hans Eger in Reutlingen gegossen, wiegt ca. 1350 kg, hat einen Durchmesser von 1280 mm und erklingt mit dem Ton f‘. Diese Glocke läutet täglich um 19 bzw. 20 Uhr zum Abendgebet, sowie zum Vaterunser in den Gottesdiensten, zu welchem auch sie einlädt.

Die größte Glocke (Glocke 1) der Amanduskirche und in ganz Bad Urach ist die „Pax Christi“ (lat. „Friede Christi“), welche die Christus- und Sonntagsglocke der Kirche ist. Sie wurde ebenfalls 1954 in Stuttgart gegossen, wiegt etwa 1,8 Tonnen, hat einen Durchmesser von 1399 mm und den Schlagton es‘. Diesen warmen Ton sendet sie jeden Freitag um 15 Uhr (Sterbestunde Christi), Sonntags um 9:30 zum ersten Zeichen zum Gottesdienst, zu Beerdigungsgottesdiensten, sowie zu den Sonn- und Festtäglichen Gottesdiensten über die Stadt.

1982 gesellte sich noch eine kleine Uhrschlagglocke der Glockengießerei Rincker im Schlagton es″ dazu, welche zusammen mit der Friedensglocke und der Pax Christi für den Viertelstundenschlag verantwortlich ist. Sie hängt zwar an einem drehbaren Joch besitzt allerdings keinen Klöppel, weshalb sie nicht im Gesamtgeläut zu hören ist.

Orgeln

  • Die Hauptorgel der Amanduskirche ist eine Weigle-Orgel von 1901. 1940 wurde sie durch die Erbauerfirma umgebaut und erweitert. Heute hat sie einen Umfang von 45 Registern auf drei Manualen und Pedal.
  • Die Chororgel wurde 2001 von dem Orgelbauer Mühleisen erbaut. Das Schleifladen-Instrument hat 19 Register auf zwei Manualwerken und Pedal. Fünf Register des Hauptwerkes sind als Wechselregister auch im Pedal spielbar.
Disposition der Chororgel
I Hauptwerk C–e³
Principal 8′
Octav 4′
Octav 2′
Mixtur IV-V 2′
Trompete (WS) 8′
Fagott (WS) 16′
Gamba (WS) 8′
Rohrflöt (WS) 8′
Waldflöt (WS) 4′
II Brustwerk C–e³
Quintaden 8′
Copel 8′
Praestant 4′
Flauttravers 4′
Sifflöt 2′
Hörnle II 2 2⁄3′ + 1 3⁄5′
Nazard II 1′ + 1 1⁄3′
Schalmey 8′
Pedalwerk C–f¹
Subbaß 16′
Octavbaß 8′
Trompete (WS) 8′
Fagott (WS) 16′
Gamba (WS) 8′
Rohrflöt (WS) 8′
Waldflöt (WS) 4′
  • Koppeln: II/I (auch als Suboktavkoppel), I/P, II/P (auch als Superoktavkoppel)
  • (WS) = Wechselregister, im Hauptwerk und im Pedal spielbar

Glocken

Im Kirchturm der Stiftskirche befindet sich ein vierstimmiges Glockengeläut.

Glocke Name Gussjahr Gießer Durchmesser Gewicht Schlagton
1 Pax Christi 1954 Wilhelm Kurtz, Stuttgart 1399 mm 1781 kg es′-7
2 Evangelistenglocke (Matthaeus,
Markus, Lukas, Johannes)
1492 Hans Eger (Reutlingen) 1280 mm ≈ 1350 kg f′-6
3 Friedensglocke,
Maria & Josef
1954 Wilhelm Kurtz, Stuttgart 1040 mm 727 kg as′-5
4 – 1954 Wilhelm Kurtz, Stuttgart 923 mm 506 kg b′

Literatur

  • Martin Brecht: „Moderne Frömmigkeit“ und „gemeinsames Leben“. Das Uracher Brüderhaus und seine Geschichten. In: BWKG 78/1978, S. 5–23.
  • Elisabeth Nau: Der Betstuhl des Grafen Eberhard V. von Württemberg in der Amanduskirche zu Bad Urach. 1986.
  • Hermann Ehmer: Das Uracher Bildergespräch 1537. In: BWKG 90/ 1990, S. 65–91.
  • Friedrich Schmid (Hrsg.): Die Amanduskirche in Bad Urach. Hrsg. im Auftrag des Vereins zur Erhaltung der Amanduskirche e. V., 1990.
  • Karl Halbauer: Predigstül. Die spätgotischen Kanzeln im württembergischen Neckargebiet bis zur Einführung der Reformation. 1997.
  • Walter Röhm: Historische Spaziergänge durch Bad Urach, ein Stadtführer durch Kunst und Geschichte. 1999.
  • Martin Hauff: Stiftskirche St. Amandus Bad Urach; Reihe Kleiner Kunstführer Band 2465, 2. Auflage, Regensburg 2007.
  • Tilmann Marstaller, Karl Halbauer: St. Amandus in Urach: Pfarr-, Residenz- und Stiftskirche; in: Von Mantua nach Württemberg – Barbara Gonzaga und ihr Hof. Begleitbuch und Katalog zur Ausstellung des Landesarchivs Baden-Württemberg, Hauptstaatsarchiv Stuttgart; Stuttgart 2011, S. 75–87; PDF.
  • Evangelische Klosterorte in Württemberg; Magazin in der Reihe „Spuren“; hrsg. von der Ev Landeskirche in Württemberg, Ev. Oberkirchenrat; Stuttgart 2018, S. 36.
  • Sönke Lorenz, Oliver Auge, Sigrid Hirbodian (Hrsg.): Handbuch der Stiftskirchen in Baden-Württemberg; Ostfildern 2019.

Einzelnachweise

  1. Matthias Figel: Der reformatorische Predigtgottesdienst. Eine liturgiegeschichtliche Untersuchung zu den Ursprüngen und Anfängen des evangelischen Gottesdienstes in Württemberg; Epfendorf/Neckar 2013, S. 189–195 (Liste: Die Prädikaturen in Württemberg vor der Reformation) – ISBN 978-3-928471-85-5
  2. Ellen Pietrus: Heinrich Dolmetsch – Die Kirchenrestaurierungen des württembergischen Baumeisters; Dissertation Universität Hannover 2003, veröffentlicht vom Regierungspräsidium Stuttgart, Landesamt für Denkmalpflege in: Forschungen und Berichte der Bau- und Kunstdenkmalpflege in Baden-Württemberg, Band 13, Stuttgart 2008, S. 206–207.
  3. Ellen Pietrus: Kirchenausstattungen von Heinrich Dolmetsch. Vom Umgang mit Raumfassungen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts; in: Denkmalpflege in Baden-Württemberg 34, Stuttgart 2005, S. 88–99.
  4. Martin Hauff: Ein Mann der Weite. Karl Hartenstein (1894–1952) war Stadtpfarrer in Urach. In: ders., Dass die Worte die Seele berühren. Fromm-Verlag, Saarbrücken 2015, ISBN 978-3-8416-0562-7, S. 17. 
  5. Hermann Ehmer: Das Uracher Bildergespräch 1537 und die Rolle des Bildes in der evangelischen Kirche Württembergs (Festvortrag); in: Bilder?Bilder! – Erster Kunstpreis der evangelischen Landeskirche in Württemberg; hrsg. von und Jenny Sturm für den Verein für Kirche und Kunst in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg e. V.; Stuttgart 2013.
  6. Klaus Ehrlich in: Friedrich Schmid: Die Amanduskirche in Bad Urach; hrsg. i. A. des Vereins zur Erhaltung der Amanduskirche e. V., Sigmaringen 1990, S. 24
  7. Fritz Kalmbach: Steine sollen sprechen – Beiträge zur Ikonographie der Amanduskirche; in: Friedrich Schmid (Hrsg.): Die Amanduskirche in Bad Urach. Hrsg. im Auftrag des Vereins zur Erhaltung der Amanduskirche e. V., 1990, S. 63–100.
  8. Karl Halbauer: Predigstül – Die spätgotischen Kanzeln im württembergischen Neckargebiet bis zur Einführung der Reformation; in der Reihe: Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, Reihe B: Forschungen, Band 132; Stuttgart 1997, S. 303–322
  9. Ulrich Zimmermann: Die Predigtkirche und die Querkirche – Protestantischer Kirchenbau in Württemberg. Eine Studie zur Geschichte und Theologie des Kirchenraums und zur Entstehung zweier Kirchenbautypen; Neulingen 2023, S. 237, 239, 269 – ISBN 978-3-949763-29-8
  10. Ellen Pietrus: Heinrich Dolmetsch – Die Kirchenrestaurierungen des württembergischen Baumeisters; Dissertation Universität Hannover 2003, veröffentlicht vom Regierungspräsidium Stuttgart, Landesamt für Denkmalpflege; in: Forschungen und Berichte der Bau- und Denkmalpflege in Baden-Württemberg, Band 13, Stuttgart 2008, S. 208 f
  11. Monika Ingenhoff-Danhäuser: Die Kanzel; in: Friedrich Schmid (Hrsg.): Die Amanduskirche in Bad Urach. Hrsg. im Auftrag des Vereins zur Erhaltung der Amanduskirche e. V., 1990, S. 101–109.
  12. Reformationskirchen Württemberg: Stiftskirche St. Amandus Bad Urach.
  13. Amanduskirche Bad Urach – Infofenster Kanzel. Abgerufen am 8. Dezember 2020. 
  14. Hans-Dieter Ingenhoff: Der Taufstein des Christoph von Urach; in: Friedrich Schmid (Hrsg.): Die Amanduskirche in Bad Urach. Hrsg. im Auftrag des Vereins zur Erhaltung der Amanduskirche e. V., 1990, S. 111–119.
  15. Amanduskirche Bad Urach – Infofenster Taufstein. Abgerufen am 9. Dezember 2020. 
  16. Elisabeth Nau: Der Betstuhl; in: Friedrich Schmid (Hrsg.): Die Amanduskirche in Bad Urach. Hrsg. im Auftrag des Vereins zur Erhaltung der Amanduskirche e. V., 1990, S. 129–133.
  17. Monika Ingenhoff-Danhäuser: Familiengeschichte in der Amanduskirche; in: Friedrich Schmid (Hrsg.): Die Amanduskirche in Bad Urach. Hrsg. im Auftrag des Vereins zur Erhaltung der Amanduskirche e. V., 1990, S. 145–152.
  18. Monika Ingenhoff-Danhäuser: Das Altargitter; in: Friedrich Schmid (Hrsg.): Die Amanduskirche in Bad Urach. Hrsg. im Auftrag des Vereins zur Erhaltung der Amanduskirche e. V., 1990, S. 121–127.
  19. Ellen Pietrus: Heinrich Dolmetsch – Die Kirchenrestaurierungen des württembergischen Baumeisters; Dissertation Universität Hannover 2003, veröffentlicht vom Regierungspräsidium Stuttgart, Landesamt für Denkmalpflege in: Forschungen und Berichte der Bau- und Kunstdenkmalpflege in Baden-Württemberg, Band 13, Stuttgart 2008, S. 29 und 150.
  20. Laut Balinger Kirchengemeinderatsprotokoll vom 25. Mai 1900.
  21. Schreiben von Th. Bauerle an Oberkonsistorialrat Merz vom 1. Juli 1900 – im Landeskirchlichen Archiv Stuttgart.
  22. Hans-Dieter Ingenhoff: Bemerkungen zur malerischen Ausstattungder Amanduskirche am Ende des 19. Jahrhunderts; in: Friedrich Schmid (Hrsg.): Die Amanduskirche in Bad Urach. Hrsg. im Auftrag des Vereins zur Erhaltung der Amanduskirche e. V., 1990, S. 135–143.
  23. Stiftskirche St. Amandus Bad Urach – Die Orgel. In: Reformationskirchen in Württemberg. Karl-Heinz Jaworski, Fachbereichsleiter Kirche in Freizeit und Tourismus, abgerufen am 6. Januar 2018. 
  24. Orgeldatenbank organindex.de: Bad Urach, Stadtkirche (Hauptorgel)
  25. Informationen zur Orgel (Memento vom 30. März 2016 im Internet Archive) auf der Website der Orgelbaufirma.
  26. Bad Urach – Glocken der ev.Amanduskirche auf youtube.com

Weblinks

Commons: St. Amandus (Bad Urach) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Geschichte des Kollegiatstifts St. Amandus
  • Vorgeschichte, Baugeschichte, eingebettet in das kultur- und kunstgeschichtliche Umfeld
  • St. Amandus in Urach auf der Site „Reformationskirchen in Württemberg“ der Evangelischen Landeskirche in Württemberg

48.4928099.397216Koordinaten: 48° 29′ 34,1″ N, 9° 23′ 50″ O

Normdaten (Geografikum): GND: 1058272500 (GND Explorer, lobid, OGND, AKS)

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 17 Jul 2025 / 22:55

wikipedia, wiki, deutsches, deutschland, buch, bücher, bibliothek artikel lesen, herunterladen kostenlos kostenloser herunterladen, MP3, Video, MP4, 3GP, JPG, JPEG, GIF, PNG, Bild, Musik, Lied, Film, Buch, Spiel, Spiele, Mobiltelefon, Mobil, Telefon, android, ios, apple, samsung, iphone, xiomi, xiaomi, redmi, honor, oppo, nokia, sonya, mi, pc, web, computer, komputer, Informationen zu Uracher Götzentag, Was ist Uracher Götzentag? Was bedeutet Uracher Götzentag?

Die Stiftskirche St Amandus in Bad Urach im Landkreis Reutlingen in Baden Wurttemberg ist eine evangelische Kirche im Kirchenbezirk Bad Urach Munsingen der Evangelischen Landeskirche in Wurttemberg Als Schutzpatron der Kirche war in vorreformatorischer Zeit Amandus von Maastricht gewahlt worden Sie wurde als Stiftskirche konzipiert und gebaut Stiftskirche St AmandusInnenansicht Blick entlang des Hauptschiffes zum ChorGeschichteUnmittelbar bei der Wasserburg in der Siedlung Urach gab es um 1100 bereits eine Kirche am Platz der heutigen Amanduskirche Bei Renovierungsarbeiten um 1990 wurden Fundamentreste von insgesamt 3 Vorgangerkirchen gefunden Zwar konnten diese zeitlich nicht differenziert eingeordnet zumindest konnte aber eine Kirchenbautradition an dieser Stelle nachgewiesen werden die mindestens bis ins Ende des 11 Jahrhunderts zuruckreicht Um 1150 wird in Urach eine Kirche genannt die der Jungfrau Maria sowie den Heiligen Andreas und Amandus gewidmet ist Im 14 Jahrhundert wurde eine neue Kirche errichtet der unmittelbare Vorgangerbau der heutigen Amanduskirche die eine besondere Stellung im zustandigen Bistum Konstanz eingenommen haben soll Sie hatte bereits eine beachtliche Grosse mit einer Lange von 45 m und einer Breite von 19 m war sie nur um ein Viertel kleiner als die heutige Kirche Vermutlich um 1474 75 beauftragte Graf Eberhard V Eberhard im Bart den Werkmeister Hans Koch die spatgotische Stiftskirche zu bauen Da Wurttemberg geteilt und Urach die Hauptstadt des sudwestlichen Landesteils war sollte der Kirchenbau die Residenz gegenuber Stuttgart aufwerten Dazu musste die bisherige nicht baufallige Kirche weichen in der zuletzt noch im Juli 1474 die Trauung von Graf Eberhard V und Barbara Gonzaga von Mantua gefeiert worden war Auch wurden 1477 mit der Fertigstellung des Chores die Bruder vom gemeinsamen Leben nach Urach geholt und ihnen das Stift an die Kirche angebaut um neue geistliche Impulse in Eberhards Territorium zu verbreiten Nach dem Tod des Werkmeisters Hans Koch 1481 setzte Baumeister Peter von Koblenz den Kirchenbau fort Der Graf und Bauherr erlebte die Fertigstellung um 1500 nicht mehr auch Peter von Koblenz nicht er wurde 1501 dort begraben Im selben Jahr vollendete sein Nachfolger Marx Welling die Kirche mit der westlichsten Seitenkapelle des Nordschiffs Das Stift Urach wurde mit dem Tubinger Vertrag 1514 kurz vor Einfuhrung der Reformation aufgelost und der Gebaudekomplex spater anders genutzt Unmittelbar danach wurde in die Amanduskirche eine Pradikatur gestiftet In der Nische rechts oberhalb der Kanzel wird von der Explosion der herzoglichen Pulvermuhle 1707 berichtet deren Druckwelle die mittelalterliche Farbverglasung der Nordseite und die Orgel zerstorte sowie Schaden im Gewolbe verursachte Bei der Erneuerung 1896 bis 1901 wurden von Heinrich Dolmetsch der unvollendet gebliebene Turm ausgebaut die Fassade verbessert Ausstattungsstucke restauriert und das Innere der Kirche neugotisch gestaltet Die Kirche wurde am 27 Oktober 1901 im Beisein des wurttembergischen Konigspaars eingeweiht Das Kircheninnere wurde von 1988 bis 1990 nochmals renoviert und die neugotische Ausmalung im Chor entfernt Die qualitatvolle sonstige Neugotik Fassung an Langhauswanden Fliesenbelagen Leuchten und Schreinerarbeit blieb renoviert erhalten 2006 erfolgte die Sanierung des Turms Von 1923 bis 1926 wirkte Karl Hartenstein als Stadtpfarrer an der Amanduskirche Ein Ereignis der wurttembergischen KirchengeschichteIn Urach wo genau ist nicht uberliefert fand 1537 auf Einladung von Herzog Ulrich das Uracher Bildergesprach auch Uracher Gotzentag genannt statt Mit der Reformation und der wurttembergischen Kirchenordnung vertraute Theologen und Juristen darunter Erhard Schnepf Ambrosius Blarer Johannes Brenz und Matthaus Alber sollten die Frage klaren ob Heiligenverehrung und die Anbetung ihrer argerlichen Bilder Gotzendienst sei und sie aus den Kirchen entfernt werden mussten Bildersturm oder ob unargerliche Darstellungen des Heilsgeschehens zu Verkundigung Lehre und Erziehung erlaubt sein konnten Gerade Wurttemberg als im Endergebnis lutherische Kirche hatte eine nicht nur geographische Bruckenfunktion zwischen der wittenbergisch lutherischen und der zwinglischen Reformation Schweizer Pragung Die Gesprachsteilnehmer konnten sich nicht einigen sodass schliesslich der Herzog Klarheit schuf und die Entfernung der Heiligenbilder anordnete was langst nicht uberall und in ganzem Ausmass befolgt wurde Aus Anlass des 475 Jubilaums dieses Uracher Gotzentages ging es 2012 bei der Preisverleihung des Ersten Kunstpreises der Evangelischen Landeskirche in Wurttemberg in der Amanduskirche bewusst wieder um die neu zu fuhrende Diskussion uber die heutige Macht der Bilder neuer Medien und ihrer weltweiten Verbreitung Das GebaudeBaumaterial Je nach Eignung und Verfugbarkeit wurde unterschiedliches Steinmaterial benotigt Fur das aufgehende Mauerwerk wurde rauer schwarz patinierter Kalktuff verwendet Bruch Tal zwischen Seeburg und Urach Quaderkalk fur besonders vom Wetter beanspruchte Bauteile Bruch Mauchental Hulbener Steige Stubensandstein fur steinmetzmassig bearbeitete Eckquader Architekturglieder und Fenster Bruch 20 km entfernt bei Mitteltal Neckartal feinerer Kalksandstein fur innere Steinmetzarbeiten Bruch Brauner Jura der Umgebung Ausstattung Bildhauerarbeiten in Stein Reichhaltig figurlich gestaltete Wandstatuen Konsolen 21 Gewolbe Anfangerkonsolen und 52 Schlusssteine uberliefern viel von der Frommigkeit dem theologischen Denken und dem kunstlerischen Wirken der am Bau Beteiligten und ihrer Zeit Ihre Deutung gelingt im Detail nur mit einem tiefen Verstandnis christlicher Ikonographie Auf einem dieser Schlusssteine ist Amandus der Schutzpatron und Namensgeber der Kirche an seiner Bischofskleidung und den Attributen Hirtenstab und Buch zu erkennen Erst seit 1986 weiss man durch eine Kalendereintragung des Grafen Eberhard dass es sich bei dem Namensgeber Amandus um den Bischof von Maastricht den Apostel der Belgier im 7 Jahrhundert handelt Kanzel mit Papst Gregor und Hieronymus mit dem LowenKanzel Die Kanzel deren genaue Entstehungszeit ebenso wie ihr Steinmetz unbekannt sind ist nach Aufbau und Gestaltung eine der reichsten ihrer Art in Wurttemberg und ist mit figurlichen und ornamentalen Steinmetzarbeiten an Fuss Aufgang Kanzelkorb und Brustung gestaltet Karl Halbauer datiert sie bauzeitlich auf um 1500 und weist ihre ursprungliche Position am mittleren dem vierten nordlichen Langhauspfeiler nach was nach der Reformation eine Bestuhlung als Querkirche ergab die 1901 durch Versetzen um einen Pfeiler nach Osten und Einbau eines neuen nach Osten gerichteten Gestuhls in eine Langskirche umgewandelt wurde Wie bei den Kanzeln der Stiftskirchen in Tubingen und Herrenberg sind in den Feldern die lateinischen Kirchenvater Gregor der Grosse Hieronymus Augustinus von Hippo und Ambrosius von Mailand abgebildet denen jeweils ein Evangelistensymbol beigegeben ist Vor allem die Steinskulpturen am Kanzelkorb thematisieren die Beziehung zwischen verschiedenen Heiligen den Brudern vom gemeinsamen Leben und dem Bauherrn Graf Eberhard V Eberhard im Bart dem ersten regierenden Herzog von Wurttemberg und Teck So ist in der funften Nische neben den Kirchenvatern allerdings durch reiches Masswerk getrennt Jean Gerson abgebildet ein franzosischer Kirchenrechtler der auf dem Konzil von Konstanz fur die Bruder vom Gemeinsamen Leben eintrat deren Gemeinschaft teilweise als ketzerisch angesehen wurde da die Mitglieder einer damals neuartigen Frommigkeitsform anhingen und kein Ordensgelubde ablegten In den Brustungsecken befinden sich Figuren der Heiligen Ulrich und Willigis ein Papst ein Monch und der Heiligen Benedikt von Nursia Die Figur des Monches wurde bei der Renovierung im 19 Jahrhundert angebracht und wird gerne als Martin Luther gedeutet Nachtraglich der Kanzel hinzugefugt wurde nach der Reformation ein Brustungsaufsatz der die vier Kirchenvater zu Evangelisten umdeutet 1632 kam der holzerne Renaissance Schalldeckel hinzu Der farbig gestaltete Schalldeckel ist gekront von einem segnenden Salvator mundi Im Aufbau befinden sich Figuren von Moses Petrus und Johannes dem Taufer Seine Umschrift lautet Seelig seind die so Gottes wort hor en vnd be wahren lukae XI Der Kanzeldeckel wird Claus Schliesswecker zugeschrieben Bei der Renovierung 1899 wurde der Brustungsaufsatz abgenommen und als Lesepult in den Chor der Kirche versetzt Gleichzeitig wurde die Kanzel um einen Pfeiler nach Osten versetzt Dabei wurde ein Teil der Kanzel neugeschaffen namlich die achteckige Sockelplatte der Kanzelfuss mit funf Prophetenfiguren und den an Wasserspeier erinnernden grotesken Tiergestalten sowie die Treppe Auch ein Teil des Rankenwerks am Kanzelkorb wurde nach der Umsetzung erneuert Konig David Moses und Josef auf dem TaufsteinTaufstein Der Taufstein eine bedeutende bildhauerische Arbeit des Christoph von Urach aus dem Jahre 1518 besticht durch seine ungeheuer komplexe geometrische Konstruktion und die wohlgeordneten Proportionen ebenso wie durch das ikonographisch theologische Programm des figurlichen Schmucks Die Aufschrift lautet ubertragen aus dem Lateinischen in heutiges Deutsch Aufgestellt im Jahr der jungfraulichen Geburt 1518 am 30 April durch mich Christoph Bildhauer Burger von Urach Moglicherweise hat der Kunstler sich selbst in der Gestalt des Josef dargestellt dessen Zepter als Statthalter des Pharaos direkt auf den Namen Christophorum weist Das Stift das den Taufstein vermutlich in Auftrag gegeben hat war zu diesem Zeitpunkt bereits aufgelost Der aus einem Sandsteinblock gefertigte Taufstein ist in allen seinen Massen nach steinmetzischer Art aus der rechten Geometrie konstruiert wobei die wohlgeordneten Proportionen vom Betrachter nur unbewusst wahrgenommen werden Auf einer achteckigen in den Boden eingelassenen Platte liegt zunachst ein Sockel der sich schon durch sein grobkorniges Material vom eigentlichen Taufstein absetzt Mit diesem Sockel wird das Oktogon in einen achtzackigen Stern uberfuhrt Die Zahl Acht symbolisiert die Auferstehung am Tag nach dem siebten Tag dem Sabbat mit dem die Schopfung endet und damit die Neuschopfung in der Taufe Das ausgeklugelte Bildprogramm stammt mit grosser Wahrscheinlichkeit von den Brudern vom gemeinsamen Leben Fur die acht Seiten der Bildzone wurden acht alttestamentliche Gestalten ausgewahlt deren Biographien nach mittelalterlicher Deutung des Alten Testaments verborgene Hinweise auf jeweils eine Dimension des Taufgeschehens symbolisieren Jeder Halbfigur ist ein Schriftband mit einem Bibelvers der einen Bezug zur Taufe hat beigegeben Der Text neben dem an der Harfe als der Psalmdichter Konig David zu erkennenden Mann beispielsweise stammt aus Psalm 51 und lautet Wasche mich rein von meiner Missetat Neben David abgebildet sind Moses erkennbar an den Hornern mit den Gesetzestafel Josef Josua Jona Jeremia Jesaja und Konig Salomo Bildhauerarbeiten in Holz Betstuhl des Herzogs Eberhard im BartDas Chorgestuhl stammt aus der Zeit der Bruder des gemeinsamen Lebens Es diente der Gemeinschaft fur ihre Stundengebete Eine Sehenswurdigkeit in der Kirche ist der prachtige ehemalige Betstuhl des Landesherrn Eberhard im Bart Der aus Eichenholz geschnitzte spatgotische thronartige Stuhl ist knapp sechs Meter hoch Aufgrund stilistischer Merkmale der Schnitzereien wird dieser mit der Ulmer Schule in Verbindung gebracht 1626 wird erstmals die Aufstellung im Chor der Amanduskirche erwahnt Da deren Bau zum Zeitpunkt der Fertigung des Betstuhls 1472 aber nicht mal begonnen war geht man heute davon aus dass der Betstuhl fur die Kartause Guterstein bestimmt und auch dort aufgestellt war Seit dem Abschluss der Kirchenrenovierung 1900 steht er an seinem heutigen Platz im Ostjoch des sudlichen Seitenschiffs Vorher war sein Standort dreieinhalb Jahrhunderte lang im Zentrum des Chorhaupts an Stelle des 1537 zerstorten Hochaltars Reliquie und nationales Denkmal des in der Reformationszeit an die Stelle der verbrannten Heiligen gesetzten Kults der landesherrlichen Dynastie und ihres ersten Herzogs Von zahlreichen Epitaphien aus der Gotik bis ins 18 Jahrhundert stilistisch und qualitativ unterschiedlich sind zwei zu nennen die kunstlerisch und personenbezogen herausragen das gemalte Brendlin Epitaph im Renaissancestil und das runde Imhoff Totenschild dessen Tafel reich mit Schnitzarbeit gestaltet ist Das Kunstlerische und das Personlich Familiare beider Gedachtnismale lasst sich an ihnen beispielhaft vergegenwartigen Altargitter Das Altargitter von 1650 ist eines der wenigen Schmuckstucke dieser Art in wurttembergisch evangelischen Kirchen Es ist ein zierliches Barockgitter dessen rundgeschwungenes Rankenwerk in fein gekrauselten Spitzen endet und wie in sich verschlungen und gewachsen scheint Eingelassen in das Gitter sind kleine Olgemalde auf Metall gemalt auf denen die Leidensgeschichte Jesu dargestellt ist versehen mit kommentierenden vierzeiligen Texten in Versform Es war von 1675 bis 1862 64 und ist wieder seit 1990 an seinem jetzigen Platz Lederparament In der Sakristei wird ein seltenes Leder Altarparament aufbewahrt 1896 nach Heinrich Dolmetschs Entwurf von dem Lederwarenfabrikant Albert Feucht gefertigt Zwei Hirsche an einem Brunnen sind dargestellt mit vier Evangelistensymbolen als Wasserspeiern eine bildliche Darstellung des Ps 42 2 3 LUT Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser so schreit meine Seele Gott zu dir Meine Seele durstet nach Gott nach dem lebendigen Gott Wann werde ich dahin kommen dass ich Gottes Angesicht schaue Glasmalerei Drei Fenster die heute neben dem Betstuhl angebracht sind uberstanden die Explosion von 1707 Dargestellt sind rechts Johannes der Taufer mit dem vor ihm knienden Stifter des Fensters Hans von Bubenhofen in der Mitte eine Madonna mit Kind Strahlenkranzmadonna und links der Drachenkampf Georgs Die drei Scheiben stammen aus der Strassburger Werkstatt von Peter Hemmel von Andlau ca 1422 1501 dem bedeutendsten deutschen Glasmaler der Spatgotik In der Mitte daruber ist eine weitere mittelalterliche Scheibe mit der Darstellung des thronenden Christus zu sehen Sie stammt ursprunglich nicht aus der Amanduskirche sondern ist bereits um 1300 fur das Dominikanerinnenkloster Maria Gnadenzell in Offenhausen entstanden welches nach der Reformation aufgelost wurde Die Scheibe ist damit bedeutend alter als die Uracher Stiftskirche Sie kam im Laufe des 19 Jahrhunderts hierher und ist der einzig bekannte Uberrest der Farbverglasung dieses Klosters Die Ornament und Motivverglasung der Masswerkfenster der Kirche fuhrte die Munchner Glasmalerei Gustav van Treeck aus teils mit neugotischen Architekturen baldachinartiger Aufbau der gotische Architekturelemente aufgreift uber dem Chor Mittelmotiv teils mit aus der Gotik uberlieferten floralen und geometrischen Elementen in den Ornamentfenstern deren Formen reizvoll mit den neugotischen Bodenfliesen korrespondieren Den oberen Haupt Teil des vierbahnigen Chorfensters mit einer Kreuzigungsszene entwarf der Stuttgarter Kunstler 1865 1914 Es ist sein figuren und detailreichstes sowie grosstes Kreuzigungs Glasgemalde Einige markante Details verdienen besondere Beachtung Die Zuwendung und Segenshand des Gekreuzigten fur den Ubeltater rechts von ihm mit Blickkontakt auch zu den trauernden Frauen Der andere Ubeltater wendet sich ab gequalt oder verachtlich Er erfahrt nicht einmal von den neben ihm Stehenden irgendeine Zuwendung weder vom romischen Reiterhauptmann noch von den wurfelnden Soldaten oder dem grimmig bartigen ewigen Juden Ahasver der nach einer mittelalterlichen Legende dem verurteilten Jesus auf dessen Weg nach Golgatha sein Mitleid verweigert und der Kreuzigung beigewohnt habe und daher zur Unsterblichkeit ruhelosen Wanderschaft durch die Zeiten und zur Mahnung an Gottlose und Unglaubige verdammt sei literarisch von Goethe bis zu Walter Jens sehr ambivalent aufgenommen und verarbeitet Theodor Bauerle war sehr belesen Der untere Teil aus der gleichen Glasmalerwerkstatt stammt nicht von Bauerle sondern ist eine von Uracher Burgern zur Wiedereinweihung gestiftete Dublette des mittleren Chorfensters der Stadtkirche Schorndorf aus dem Jahr 1889 Es konnte wie auch andere Glasgemalde in einigen evangelischen Kirchen Wurttembergs ohne seine Kunstlersignatur stilistisch und grafisch von dem in Franken sehr bekannten Nurnberger Kunstprofessor Friedrich Wilhelm Wanderer stammen dessen Entwurfe am Ende des 19 Jahrhunderts alle durch van Treeck ausgefuhrt wurden Wandmalerei Wie sich durch neue Erkenntnisse gezeigt hat stammen die im Jahr 1901 notigen Restaurierungen und die der Gotik nachempfundenen Neufassungen der figurlichen Deckenmalerei Himmlisches Orchester um das Himmels oder Heiliggeistloch im Mittelschiff von Restaurator Wennagel und die der Wand und Gewolbemalerei vom Stuttgarter Dekorationsmaler Eugen Wornle Dabei wurden die noch vorhandenen Reste abgepaust und danach rekonstruierend neu gemalt Diese Vorlagen wurden dann auch bei der zeitgleichen Renovierung der Stadtkirche Balingen unter ebenfalls dem Architekten Heinrich Dolmetsch zur Kostenersparnis zweitverwendet Teile der Chorausmalung wurden bei den Renovierungsarbeiten 1988 1990 wieder entfernt Mit dem Wandbild uber dem Chor beauftragte Dolmetsch den Stuttgarter Kunstmaler Karl Wilhelm Bauerle und seinen Sohn Wegen andauernder Krankheit des Vaters schuf Theodor Bauerle 1901 alleine das Chorbogengemalde in leuchtkraftiger Eitemperatechnik nach Albrecht Durers Bild zum ersten Kapitel der heimlichen Offenbarung die Leuchtervision des thronenden Menschensohnes Christus am Beginn der Johannesoffenbarung Offb 1 12 16 LUT Symmetrisch rechts und links angeordnete zum Throne Christi heranschwebende Engel reichen ihm Krone und Palmwedel dar Der Menschensohn ist gegenuber Durers Darstellung nicht als strenger Richter sondern als menschenfreundlicher und gutiger einladender und segnender Erloser auf dem Stuhl der Herrlichkeit dargestellt Es fehlt das aus der Romanik und Gotik bekannte Ehr Furcht gebietende Symbol des Schwertes als Wort Gottes Glocken Der Turm der Amanduskirche beherbergt 5 Glocken welche den Platz in der Glockenstube nahezu sprengen Die Glockengeschichte der Kirche ist ausserst bewegt denn bis in die 1950er Jahre bestand das Uracher Gelaut aus einem Konglomerat von 5 Glocken welche zwar historisch ausserst wertvoll waren klanglich jedoch nicht zueinanderpassten und somit der Bedeutung der Kirche keinesfalls entsprachen Die Disposition dieses Gelauts lautete fis e f f e Nachdem die Grosse Guldenglocke e aus dem Jahr 1711 im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen worden war blieben nur die vier kleineren Glocken zuruck die nun ohne Grundglocke noch wesentlich schlechter zusammenklangen Aus diesem Grund entschied man sich schweren Herzens das historische Gelaut durch ein modernes harmonisches zu ersetzen Dabei sollte jedoch die grosste und klanglich schonste Glocke gegossen von Hans Eger in Reutlingen im Jahr 1462 im Turm verbleiben und das kunftige Gelaut erganzen Die ubrigen Glocken darunter auch die e Glocke welche die Taufglocke des Grafen Eberhardt war wurden in andere Gemeinden verkauft wo sie bis heute noch lauten Im Jahre 1954 schliesslich goss Wilhelm Kurtz in Stuttgart drei neue Glocken in schwerer Rippe welche mit der mittelalterlichen Glocke im Christ ist erstanden Motiv erklingen Demnach sieht das heutige Gelaut wie folgt aus Die kleinste Glocke Glocke 4 ist die Heliggeist oder Taufglocke Sie wurde 1954 von Wilhelm Kurtz in Stuttgart gegossen wiegt 506 kg hat einen Durchmesser von 923 mm und erklingt im Ton b Sie lautet zu nahezu allen Gottesdiensten und ist beim Taufakt solistisch zu horen Die drittgrosste Glocke Glocke 3 ist die Friedens oder Gebetsglocke Auch sie wurde 1954 in der Glockengiesserei Kurtz in Stuttgart gegossen wiegt 727 kg hat einen Durchmesser von 1040 mm und hat den Schlagton as Die Friedensglocke lautet jeden Morgen um 7 Uhr zur Erinnerung an die Auferstehung Christi und jeden Mittag um 12 Uhr um die Menschen zum Gebet fur den Frieden aufzurufen Zudem lautet sie Sonntags um 9 45 zum zweiten Zeichen vor dem Gottesdienst sowie zu fast allen Gottesdiensten Die zweitgrosste Glocke Glocke 2 heisst Evangelistenglocke da sie die Namen der vier Evangelisten als Inschrift tragt Sie wurde wie bereits erwahnt 1462 von Hans Eger in Reutlingen gegossen wiegt ca 1350 kg hat einen Durchmesser von 1280 mm und erklingt mit dem Ton f Diese Glocke lautet taglich um 19 bzw 20 Uhr zum Abendgebet sowie zum Vaterunser in den Gottesdiensten zu welchem auch sie einladt Die grosste Glocke Glocke 1 der Amanduskirche und in ganz Bad Urach ist die Pax Christi lat Friede Christi welche die Christus und Sonntagsglocke der Kirche ist Sie wurde ebenfalls 1954 in Stuttgart gegossen wiegt etwa 1 8 Tonnen hat einen Durchmesser von 1399 mm und den Schlagton es Diesen warmen Ton sendet sie jeden Freitag um 15 Uhr Sterbestunde Christi Sonntags um 9 30 zum ersten Zeichen zum Gottesdienst zu Beerdigungsgottesdiensten sowie zu den Sonn und Festtaglichen Gottesdiensten uber die Stadt 1982 gesellte sich noch eine kleine Uhrschlagglocke der Glockengiesserei Rincker im Schlagton es dazu welche zusammen mit der Friedensglocke und der Pax Christi fur den Viertelstundenschlag verantwortlich ist Sie hangt zwar an einem drehbaren Joch besitzt allerdings keinen Kloppel weshalb sie nicht im Gesamtgelaut zu horen ist OrgelnOrgelempore mit Weigle OrgelDie Hauptorgel der Amanduskirche ist eine Weigle Orgel von 1901 1940 wurde sie durch die Erbauerfirma umgebaut und erweitert Heute hat sie einen Umfang von 45 Registern auf drei Manualen und Pedal Die Chororgel wurde 2001 von dem Orgelbauer Muhleisen erbaut Das Schleifladen Instrument hat 19 Register auf zwei Manualwerken und Pedal Funf Register des Hauptwerkes sind als Wechselregister auch im Pedal spielbar Disposition der ChororgelI Hauptwerk C e Principal 8 Octav 4 Octav 2 Mixtur IV V 2 Trompete WS 8 Fagott WS 16 Gamba WS 8 Rohrflot WS 8 Waldflot WS 4 II Brustwerk C e Quintaden 8 Copel 8 Praestant 4 Flauttravers 4 Sifflot 2 Hornle II 2 2 3 1 3 5 Nazard II 1 1 1 3 Schalmey 8 Pedalwerk C f Subbass 16 Octavbass 8 Trompete WS 8 Fagott WS 16 Gamba WS 8 Rohrflot WS 8 Waldflot WS 4 Koppeln II I auch als Suboktavkoppel I P II P auch als Superoktavkoppel WS Wechselregister im Hauptwerk und im Pedal spielbarGlocken Im Kirchturm der Stiftskirche befindet sich ein vierstimmiges Glockengelaut Glocke Name Gussjahr Giesser Durchmesser Gewicht Schlagton1 Pax Christi 1954 Wilhelm Kurtz Stuttgart 1399 mm 1781 kg es 72 Evangelistenglocke Matthaeus Markus Lukas Johannes 1492 Hans Eger Reutlingen 1280 mm 1350 kg f 63 Friedensglocke Maria amp Josef 1954 Wilhelm Kurtz Stuttgart 1040 mm 727 kg as 54 1954 Wilhelm Kurtz Stuttgart 923 mm 506 kg b Literatur Martin Brecht Moderne Frommigkeit und gemeinsames Leben Das Uracher Bruderhaus und seine Geschichten In BWKG 78 1978 S 5 23 Elisabeth Nau Der Betstuhl des Grafen Eberhard V von Wurttemberg in der Amanduskirche zu Bad Urach 1986 Hermann Ehmer Das Uracher Bildergesprach 1537 In BWKG 90 1990 S 65 91 Friedrich Schmid Hrsg Die Amanduskirche in Bad Urach Hrsg im Auftrag des Vereins zur Erhaltung der Amanduskirche e V 1990 Karl Halbauer Predigstul Die spatgotischen Kanzeln im wurttembergischen Neckargebiet bis zur Einfuhrung der Reformation 1997 Walter Rohm Historische Spaziergange durch Bad Urach ein Stadtfuhrer durch Kunst und Geschichte 1999 Martin Hauff Stiftskirche St Amandus Bad Urach Reihe Kleiner Kunstfuhrer Band 2465 2 Auflage Regensburg 2007 Tilmann Marstaller Karl Halbauer St Amandus in Urach Pfarr Residenz und Stiftskirche in Von Mantua nach Wurttemberg Barbara Gonzaga und ihr Hof Begleitbuch und Katalog zur Ausstellung des Landesarchivs Baden Wurttemberg Hauptstaatsarchiv Stuttgart Stuttgart 2011 S 75 87 PDF Evangelische Klosterorte in Wurttemberg Magazin in der Reihe Spuren hrsg von der Ev Landeskirche in Wurttemberg Ev Oberkirchenrat Stuttgart 2018 S 36 Sonke Lorenz Oliver Auge Sigrid Hirbodian Hrsg Handbuch der Stiftskirchen in Baden Wurttemberg Ostfildern 2019 Einzelnachweise Matthias Figel Der reformatorische Predigtgottesdienst Eine liturgiegeschichtliche Untersuchung zu den Ursprungen und Anfangen des evangelischen Gottesdienstes in Wurttemberg Epfendorf Neckar 2013 S 189 195 Liste Die Pradikaturen in Wurttemberg vor der Reformation ISBN 978 3 928471 85 5 Ellen Pietrus Heinrich Dolmetsch Die Kirchenrestaurierungen des wurttembergischen Baumeisters Dissertation Universitat Hannover 2003 veroffentlicht vom Regierungsprasidium Stuttgart Landesamt fur Denkmalpflege in Forschungen und Berichte der Bau und Kunstdenkmalpflege in Baden Wurttemberg Band 13 Stuttgart 2008 S 206 207 Ellen Pietrus Kirchenausstattungen von Heinrich Dolmetsch Vom Umgang mit Raumfassungen des spaten 19 und fruhen 20 Jahrhunderts in Denkmalpflege in Baden Wurttemberg 34 Stuttgart 2005 S 88 99 Martin Hauff Ein Mann der Weite Karl Hartenstein 1894 1952 war Stadtpfarrer in Urach In ders Dass die Worte die Seele beruhren Fromm Verlag Saarbrucken 2015 ISBN 978 3 8416 0562 7 S 17 Hermann Ehmer Das Uracher Bildergesprach 1537 und die Rolle des Bildes in der evangelischen Kirche Wurttembergs Festvortrag in Bilder Bilder Erster Kunstpreis der evangelischen Landeskirche in Wurttemberg hrsg von und Jenny Sturm fur den Verein fur Kirche und Kunst in der Evangelischen Landeskirche in Wurttemberg e V Stuttgart 2013 Klaus Ehrlich in Friedrich Schmid Die Amanduskirche in Bad Urach hrsg i A des Vereins zur Erhaltung der Amanduskirche e V Sigmaringen 1990 S 24 Fritz Kalmbach Steine sollen sprechen Beitrage zur Ikonographie der Amanduskirche in Friedrich Schmid Hrsg Die Amanduskirche in Bad Urach Hrsg im Auftrag des Vereins zur Erhaltung der Amanduskirche e V 1990 S 63 100 Karl Halbauer Predigstul Die spatgotischen Kanzeln im wurttembergischen Neckargebiet bis zur Einfuhrung der Reformation in der Reihe Veroffentlichungen der Kommission fur geschichtliche Landeskunde in Baden Wurttemberg Reihe B Forschungen Band 132 Stuttgart 1997 S 303 322 Ulrich Zimmermann Die Predigtkirche und die Querkirche Protestantischer Kirchenbau in Wurttemberg Eine Studie zur Geschichte und Theologie des Kirchenraums und zur Entstehung zweier Kirchenbautypen Neulingen 2023 S 237 239 269 ISBN 978 3 949763 29 8 Ellen Pietrus Heinrich Dolmetsch Die Kirchenrestaurierungen des wurttembergischen Baumeisters Dissertation Universitat Hannover 2003 veroffentlicht vom Regierungsprasidium Stuttgart Landesamt fur Denkmalpflege in Forschungen und Berichte der Bau und Denkmalpflege in Baden Wurttemberg Band 13 Stuttgart 2008 S 208 f Monika Ingenhoff Danhauser Die Kanzel in Friedrich Schmid Hrsg Die Amanduskirche in Bad Urach Hrsg im Auftrag des Vereins zur Erhaltung der Amanduskirche e V 1990 S 101 109 Reformationskirchen Wurttemberg Stiftskirche St Amandus Bad Urach Amanduskirche Bad Urach Infofenster Kanzel Abgerufen am 8 Dezember 2020 Hans Dieter Ingenhoff Der Taufstein des Christoph von Urach in Friedrich Schmid Hrsg Die Amanduskirche in Bad Urach Hrsg im Auftrag des Vereins zur Erhaltung der Amanduskirche e V 1990 S 111 119 Amanduskirche Bad Urach Infofenster Taufstein Abgerufen am 9 Dezember 2020 Elisabeth Nau Der Betstuhl in Friedrich Schmid Hrsg Die Amanduskirche in Bad Urach Hrsg im Auftrag des Vereins zur Erhaltung der Amanduskirche e V 1990 S 129 133 Monika Ingenhoff Danhauser Familiengeschichte in der Amanduskirche in Friedrich Schmid Hrsg Die Amanduskirche in Bad Urach Hrsg im Auftrag des Vereins zur Erhaltung der Amanduskirche e V 1990 S 145 152 Monika Ingenhoff Danhauser Das Altargitter in Friedrich Schmid Hrsg Die Amanduskirche in Bad Urach Hrsg im Auftrag des Vereins zur Erhaltung der Amanduskirche e V 1990 S 121 127 Ellen Pietrus Heinrich Dolmetsch Die Kirchenrestaurierungen des wurttembergischen Baumeisters Dissertation Universitat Hannover 2003 veroffentlicht vom Regierungsprasidium Stuttgart Landesamt fur Denkmalpflege in Forschungen und Berichte der Bau und Kunstdenkmalpflege in Baden Wurttemberg Band 13 Stuttgart 2008 S 29 und 150 Laut Balinger Kirchengemeinderatsprotokoll vom 25 Mai 1900 Schreiben von Th Bauerle an Oberkonsistorialrat Merz vom 1 Juli 1900 im Landeskirchlichen Archiv Stuttgart Hans Dieter Ingenhoff Bemerkungen zur malerischen Ausstattungder Amanduskirche am Ende des 19 Jahrhunderts in Friedrich Schmid Hrsg Die Amanduskirche in Bad Urach Hrsg im Auftrag des Vereins zur Erhaltung der Amanduskirche e V 1990 S 135 143 Stiftskirche St Amandus Bad Urach Die Orgel In Reformationskirchen in Wurttemberg Karl Heinz Jaworski Fachbereichsleiter Kirche in Freizeit und Tourismus abgerufen am 6 Januar 2018 Orgeldatenbank organindex de Bad Urach Stadtkirche Hauptorgel Informationen zur Orgel Memento vom 30 Marz 2016 im Internet Archive auf der Website der Orgelbaufirma Bad Urach Glocken der ev Amanduskirche auf youtube comWeblinks Commons St Amandus Bad Urach Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Geschichte des Kollegiatstifts St Amandus Vorgeschichte Baugeschichte eingebettet in das kultur und kunstgeschichtliche Umfeld St Amandus in Urach auf der Site Reformationskirchen in Wurttemberg der Evangelischen Landeskirche in Wurttemberg 48 492809 9 397216 Koordinaten 48 29 34 1 N 9 23 50 O Normdaten Geografikum GND 1058272500 GND Explorer lobid OGND AKS

Neueste Artikel
  • Juli 19, 2025

    Gröninger Bad

  • Juli 19, 2025

    Großsteingrab Mühlensteine

  • Juli 19, 2025

    Großsteingrab Gerichtsstätte

  • Juli 19, 2025

    Großsteingrab Berge

  • Juli 19, 2025

    Großmachnower Weinberg

www.NiNa.Az - Studio

    Kontaktieren Sie uns
    Sprachen
    Kontaktieren Sie uns
    DMCA Sitemap
    © 2019 nina.az - Alle Rechte vorbehalten.
    Copyright: Dadash Mammadov
    Eine kostenlose Website, die Daten- und Dateiaustausch aus der ganzen Welt ermöglicht.
    Spi.