Weiß Ferdl 28 Juni 1883 in Altötting 19 Juni 1949 in München eigentlich Ferdinand Weisheitinger war ein deutscher Humori
Weiß Ferdl

Weiß Ferdl (* 28. Juni 1883 in Altötting; † 19. Juni 1949 in München; eigentlich Ferdinand Weisheitinger) war ein deutscher Humorist. Er zählt zu den bekanntesten bayerischen Volkssängern und Volksschauspielern. Berühmt bleibt er mit seinem Gesangsvortrag Ein Wagen von der Linie 8, eine Satire auf die Münchner Trambahn, die zur Hymne vieler Trambahnfreunde wurde.
Leben
Als Kind einer alleinstehenden Kellnerin wurde er vorwiegend von seiner Großmutter erzogen. In Salzburg besuchte er die Domschule und war eine Zeit lang Domsingknabe. In Altötting absolvierte er eine Ausbildung zum Schriftsetzer. Nach der Lehre zog es ihn 1902 nach München, wo er im Bannkreis von Volkssängern seine Neigung zur Bühne entdeckte. 1903 bis 1905 leistete er seinen Militärdienst in Metz.
Das Münchner Platzl, ein Szenelokal für volkstümliche Unterhaltung, gewährte ihm 1907 sein erstes Engagement. Bereits sieben Jahre später wurde er dessen Direktor. Aufgrund seiner immer größeren Erfolge beim Publikum blieb Weiß Ferdl dem Platzl bis zum Ende seiner Bühnentätigkeit treu.
Im Ersten Weltkrieg wurde der Gesangshumorist als Unteroffizier der Reserve eingezogen. Sein Regiment rückte an die Westfront in die Nähe von Arras. Zur Aufheiterung der Soldaten im strapaziösen Grabenkrieg betätigte sich Weiß Ferdl bald darauf als Alleinunterhalter. Die Ablenkung vom Kriegsalltag wurde im Hinterland unter anderem in Fronttheatern gesucht. Im März 1916 war Weiß Ferdl Chef der zwölfköpfigen Singspieltruppe der 1. baierischen Reservedivision und erwies sich in der Truppenbetreuung als Talent. Von ihm vor Ort verfasste Texte versuchten dem mörderischen Alltag in heiteren Szenen und Heimatträumen entspannende Augenblicke entgegenzusetzen. Die nach Kriegsende heimkehrenden Soldaten schwärmten vom Platzl im Felde, wie Weiß Ferdls Truppe prägnant vom Publikum getauft worden war.
Der Künstler nahm seine Vorstellungen im Platzl in München wieder auf und wurde 1921 Direktor der Gast- und Vergnügungsstätte. Die Schauspielerei prädestinierte Weiß Ferdl aber auch für Filmauftritte. Nach zwei Stummfilmstreifen (1928 und 1929) kam sein Talent der spitzen Zunge im Tonfilm bestens zur Geltung. In den 1930er Jahren spielte er in rund 20 (Heimat-)Filmen mit. Hierdurch wurde er im ganzen damaligen Reich bekannt und zu einem vermögenden Mann.
Weiß Ferdl war früh Sympathisant der Nationalsozialisten, pflegte Umgang mit ihren Parteigrößen in München und trat ab 1922 bei Unterhaltungsabenden der NSDAP auf. Schon 1933 besuchte er Hitler auf dem Obersalzberg und berichtete darüber begeistert in seinem Buch „Guat troffa“. 1935 trat er der NSV bei, 1936 dem NSKK, am 1. Mai 1937 der NSDAP (Mitgliedsnummer 5.774.705). Viele seiner Gstanzln bedienten verbreitete antisemitische Klischees. Mit besonders gehässigem Spott bedachte er dabei die assimilierten Juden und brachte damit die Doktrin von der biologischen Determiniertheit in populärer Form zum Ausdruck, wie z. B. in dem Vers:
„Der Kohn, der lässt sich taufen, nur weg’n die bösen Leut,
Er nimmt den Namen Schmid an, was ihn besonders freut,
Doch kann er sich nicht merken den Namen «Julius Schmid»
Und fragt man ihn: Wie heißen S’, dann sagt er «Schmulius Jüd».“
Während des Hitler-Ludendorff-Prozesses ergriff Weiß Ferdl im Hofbräuhaus pathetisch Partei für die angeklagten Putschisten:
„Sagt, was haben die verbrochen?
Soll es sein gar eine Schand,
Wenn aus Schmach und Not will retten,
Man sein deutsches Vaterland?“
In der Zeit des Nationalsozialismus und besonders während des Krieges gerierte er sich auch kritisch, z. B. wenn er seinem Publikum erzählte, er wisse zwar sicher, dass 98 Prozent der Bevölkerung fest hinter dem Regime stünden, habe aber aus irgendwelchen Gründen das Pech, auf der Straße immer nur die übrigen zwei Prozent zu treffen. 1943 machte er im Reichsfunk den „Vorschlag“ die kriegführenden Parteien könnten ja ihre eigenen Städte bombardieren – das spare Kraftstoff. Ebenso war er kurz im Gefängnis, weil er eine Schweinefamilie vorstellte: „Sohn Mann, Tochter Mann, Frau Mann, Herr Mann“ (eine Anspielung auf Hermann Göring). Als er wiederkam, stellte er sie wieder vor: „Sohn Mann, Tochter Mann, Frau Mann – und wegen dem Schwein da saß ich im Gefängnis!“
In einem seiner Programme machte er sich mit folgendem Vers über die Massenorganisationen der Nazis lustig:
„Die kleinen Bäumchen im kühlen Grund
die sind im NS-Bäumchenbund
damit ihnen nichts passiert.“
Als er deswegen Ärger bekam, sagte er in der nächsten Vorstellung:
„Die kleinen Bäumchen im kühlen Grund
sind NICHT im NS-Bäumchenbund
damit MIR nichts passiert.“
Wegen seiner Kritiken war auch ständig ein Polizist anwesend. So kam er mit einem Koffer auf die Bühne und erklärte: „Da ist unsere Regierung drin!“ Der Polizist befahl ihm, den Koffer zu öffnen. Beim Durchsuchen rief er: „Das sind ja alles Lumpen!“ Darauf Ferdl: „Das haben Sie gesagt.“ Wegen eines Herzleidens musste der Komiker 1943 seine Bühnentätigkeit aufgeben.
Nach Kriegsende zog die amerikanische Militärregierung den Mercedes des wohlhabenden Volkssängers ein. Nur in dieser Zeit fuhr er jemals mit der Straßenbahn und legte so die Grundlage für sein späteres Erfolgslied über die Linie 8.
Im Zuge der Entnazifizierung gab sich Weiß Ferdl trotz seiner Mitgliedschaft in mehreren NS-Unterorganisationen selbst als Bedrohter und verwies dabei auf Zwistigkeiten mit der Parteiführung aufgrund seiner Witze. Im Spruchkammerverfahren am 27. Oktober 1946 wurde er als Mitläufer zu einem Sühnebetrag von 2.000 Reichsmark verurteilt; für die, so das Gericht, „braunen Spritzer“ auf seiner Weste.
Obwohl seit 1943 herzkrank, nahm er 1947 seine künstlerische Arbeit wieder auf. Zu Lebzeiten wohnte Weiß Ferdl in Solln, in der früheren Adolf-Hitler-Allee, heute Diefenbachstraße 6, im nach ihm benannten „Weiß-Ferdl-Haus“. Weiß Ferdl starb 1949 an Herzversagen und wurde auf dem Münchner Waldfriedhof Solln bestattet (Grabstätte Nr. 3-W-3).
Wirken
Weiß Ferdl schrieb deftig-kritische Verse. Viele seiner Sketche und Lieder wurden über Bayern hinaus bekannt, waren doch die Preißn eine beliebte Zielscheibe seines Vortrags. Er verfasste mehrere Bühnenstücke und schrieb auch Bücher. Neben seinen Filmprojekten bewältigte er zeitweilig bis zu neun Vorstellungen pro Woche auf der Theaterbühne des Platzl. Dort führte er auch Werke des Augsburger Komponisten Max Welcker auf. Die Zusammenarbeit der beiden begann in den 1920er-Jahren und erstreckte sich bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges. Zu Weiß Ferdls Dichtung Aschauer Lied schrieb Welcker die Musik. Das humoristische Männerquartett Stilleben (1922) sowie das Lied vom Augsburger Zwetschg’n-Datschi Op. 93.7 (1921) führte Weiß Ferdl mit seinem Ensemble mit großem Erfolg monatelang im Platzl auf.
Als bekanntestes Stück auf Humorschallplatten findet sich Ein Wagen von der Linie 8. Zahlreiche weitere Tondokumente und Mitschnitte von Auftritten sind auch heute noch von ihm zu hören.
Gedenken
Auf dem Münchner Viktualienmarkt erinnert seit 1953 ein Brunnendenkmal von Josef Erber an den Weiß Ferdl. Die Brunnensäule trägt die Inschrift Münchner Bürger ihrem Volkssänger.
Zudem sind nach ihm mehrere Straßen benannt: So gibt es Weiß-Ferdl-Straßen in Altötting, Garching an der Alz, Kastl, Kirchdorf–Machendorf, Kirchheim-Heimstetten, München-Kleinhadern, Nandlstadt sowie Unterneukirchen-Obergünzl und einen Weiß-Ferdl-Weg gibt es in Eichenau und Ergolding.
Außerdem ist die Weiß-Ferdl-Mittelschule in Altötting nach ihm benannt.
Werke
Filme
- 1928: Hinter Klostermauern (Stummfilm)
- 1929: Links der Isar – rechts der Spree (Stummfilm)
- 1930: Der unsterbliche Lump
- 1931: Das Lied der Nationen
- 1931: Die Mutter der Kompagnie
- 1932: Wenn dem Esel zu wohl ist
- 1932: Der Schützenkönig
- 1933: Meisterdetektiv
- 1933: Konjunkturritter
- 1934: Die beiden Seehunde
- 1934: Der Meisterboxer
- 1935: Alles weg’n dem Hund
- 1936: Der müde Theodor
- 1936: Befehl ist Befehl
- 1937: Gordian, der Tyrann
- 1937: Der Lachdoktor
- 1939: Der arme Millionär
- 1940: Wunschkonzert (Auftritt)
Schriften
- Ich bin kein Intellektueller. Ein heiteres Buch. Hugendubel, München 1941.
- Bayerische Schmankerl. Hrsg.: Bertl Weiss. dtv, München 1982, ISBN 3-423-01752-X.
Seit 1. Januar 2020 sind die Werke in Deutschland gemeinfrei.
Literatur
- Sabine Sünwoldt (Bearb.): Weiß Ferdl. Eine weiß-blaue Karriere. Hugendubel, München 1983, ISBN 3-88034-219-9.
- Robert Eben Sackett: Popular entertainment, class, and politics in Munich, 1900–1923. Study of Munich popular theatre, focusing on Karl Valentin and Weiß Ferdl. Harvard University Press, Cambridge, Massachusetts, USA, 1982, ISBN 0-674-68985-2 (englisch).
- Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 8: T – Z. David Tomlinson – Theo Zwierski. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 313 f.
- Thomas Grasberger: Von braunen Spritzern nicht verschont: Der weiß-blaue Entertainer Ferdinand Weisheitinger alias Weiß Ferdl. In: Wolfgang Proske (Hrsg.): Täter Helfer Trittbrettfahrer, Band 17: NS-Belastete aus Oberbayern (Nord). Kugelberg Verlag, Gerstetten 2024, ISBN 978-3-945893-25-8, S. 390–399.
Weblinks
- Weiß Ferdl bei IMDb
- Literatur von und über Weiß Ferdl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Porträt Weiß Ferdl auf cyranos.ch
- Weiß Ferdl In: Virtual History (englisch)
- Liedtext: Ein Wagen von der Linie 8
- Video: Ein Wagen von der Linie 8
- Michael Kubitza: Geh, Leit, lasst’s doch d’ Leit ’naus … 60. Todestag von Weiß Ferdl. In: BR-Online. Bayerischer Rundfunk, Juni 2009, archiviert vom 27. November 2009; abgerufen am 7. Januar 2013. (nicht mehr online verfügbar) am
- Cornelie Müller: Ferdinand Weisheitinger. genannt Weiß Ferdl 1883–1949. In: Volkssängerei in München. Abgerufen am 7. Januar 2013.
- Werke von Weiß Ferdl im Projekt Gutenberg-DE
Einzelnachweise
- Matthias Rösch: Die Münchner NSDAP 1925–1933. Eine Untersuchung zur inneren Struktur der NSDAP in der Weimarer Republik (= Studien zur Zeitgeschichte. Band 63). Oldenbourg, München 2002, ISBN 3-486-56670-9, S. 294 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche – Fußnote 27).
- Bundesarchiv R 9361-V/113680
- https://projekte.sueddeutsche.de/artikel/muenchen/muenchen-nazi-vergangenheit-von-ferdl-weiss-e562649/
- David Clay Large: Hitlers München. Aufstieg und Fall der Hauptstadt der Bewegung. Beck, München 1998, ISBN 3-406-44195-5, S. 26 (englisch: Where ghosts walked. Übersetzt von Karl Heinz Siber).
- Ludwig M. Schneider: Die populäre Kritik an Staat und Gesellschaft in München 1886–1914 (= Neue Schriftenreihe des Stadtarchivs München. Band 81). München 1975, ISBN 3-87913-061-2, S. 196 (zitiert nach Large: Hitlers München. 1998, S. 26).
- Reinhard Bauer, Ernst Piper: München. Ein Lesebuch. Insel, Frankfurt am Main 1986, ISBN 3-458-32527-1, S. 323 (zitiert nach Large: Hitlers München. 1998, S. 247).
- Ian Kershaw: Popular Opinion and Political Dissent in the Third Reich: Bavaria 1933–1945. Clarendon Press, Oxford 1983, ISBN 0-19-821922-9, S. 149 (zitiert nach Large: Hitlers München. 1998, S. 375).
- Stadtchronik 1946. Bemerkenswertes, Kurioses und Alltägliches aus der Münchner Stadtchronik. In: muenchen.de. Das offizielle Stadtportal. Landeshauptstadt München, abgerufen am 7. Januar 2013: „Weiß Ferdl wird entnazifiziert“
- Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Achter Band. T–Z, S. 313
- Claudia Theurer: Weiß Ferdl, der (un)vergessene Volkssänger. Hallo München, 11. Juni 2008, abgerufen am 7. Februar 2021.
- Rolf Schinzel: Werkverzeichnis Max Welcker. In: RSD Musikproduktion Dresden (Hrsg.): Max Welcker. 1. Auflage. Band 2. tredition, Hamburg 2020, ISBN 978-3-347-17597-6, S. 28, 64, 84.
- Rolf Schinzel: Biografie Max Welcker. In: RSD Musikproduktion Dresden (Hrsg.): Max Welcker. 1. Auflage. Band 1. tredition, Hamburg 2020, ISBN 978-3-347-17547-1, S. 159–167.
Personendaten | |
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NAME | Weiß Ferdl |
ALTERNATIVNAMEN | Weisheitinger, Ferdinand |
KURZBESCHREIBUNG | bayerischer Volkssänger und -schauspieler |
GEBURTSDATUM | 28. Juni 1883 |
GEBURTSORT | Altötting |
STERBEDATUM | 19. Juni 1949 |
STERBEORT | München |
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Weiss Ferdl 28 Juni 1883 in Altotting 19 Juni 1949 in Munchen eigentlich Ferdinand Weisheitinger war ein deutscher Humorist Er zahlt zu den bekanntesten bayerischen Volkssangern und Volksschauspielern Beruhmt bleibt er mit seinem Gesangsvortrag Ein Wagen von der Linie 8 eine Satire auf die Munchner Trambahn die zur Hymne vieler Trambahnfreunde wurde Weiss Ferdl 1936LebenTelefunken Schellackplatte mit dem Lied Ein Wagen von der Linie 8 Als Kind einer alleinstehenden Kellnerin wurde er vorwiegend von seiner Grossmutter erzogen In Salzburg besuchte er die Domschule und war eine Zeit lang Domsingknabe In Altotting absolvierte er eine Ausbildung zum Schriftsetzer Nach der Lehre zog es ihn 1902 nach Munchen wo er im Bannkreis von Volkssangern seine Neigung zur Buhne entdeckte 1903 bis 1905 leistete er seinen Militardienst in Metz Das Munchner Platzl ein Szenelokal fur volkstumliche Unterhaltung gewahrte ihm 1907 sein erstes Engagement Bereits sieben Jahre spater wurde er dessen Direktor Aufgrund seiner immer grosseren Erfolge beim Publikum blieb Weiss Ferdl dem Platzl bis zum Ende seiner Buhnentatigkeit treu Im Ersten Weltkrieg wurde der Gesangshumorist als Unteroffizier der Reserve eingezogen Sein Regiment ruckte an die Westfront in die Nahe von Arras Zur Aufheiterung der Soldaten im strapaziosen Grabenkrieg betatigte sich Weiss Ferdl bald darauf als Alleinunterhalter Die Ablenkung vom Kriegsalltag wurde im Hinterland unter anderem in Fronttheatern gesucht Im Marz 1916 war Weiss Ferdl Chef der zwolfkopfigen Singspieltruppe der 1 baierischen Reservedivision und erwies sich in der Truppenbetreuung als Talent Von ihm vor Ort verfasste Texte versuchten dem morderischen Alltag in heiteren Szenen und Heimattraumen entspannende Augenblicke entgegenzusetzen Die nach Kriegsende heimkehrenden Soldaten schwarmten vom Platzl im Felde wie Weiss Ferdls Truppe pragnant vom Publikum getauft worden war Der Kunstler nahm seine Vorstellungen im Platzl in Munchen wieder auf und wurde 1921 Direktor der Gast und Vergnugungsstatte Die Schauspielerei pradestinierte Weiss Ferdl aber auch fur Filmauftritte Nach zwei Stummfilmstreifen 1928 und 1929 kam sein Talent der spitzen Zunge im Tonfilm bestens zur Geltung In den 1930er Jahren spielte er in rund 20 Heimat Filmen mit Hierdurch wurde er im ganzen damaligen Reich bekannt und zu einem vermogenden Mann Weiss Ferdl war fruh Sympathisant der Nationalsozialisten pflegte Umgang mit ihren Parteigrossen in Munchen und trat ab 1922 bei Unterhaltungsabenden der NSDAP auf Schon 1933 besuchte er Hitler auf dem Obersalzberg und berichtete daruber begeistert in seinem Buch Guat troffa 1935 trat er der NSV bei 1936 dem NSKK am 1 Mai 1937 der NSDAP Mitgliedsnummer 5 774 705 Viele seiner Gstanzln bedienten verbreitete antisemitische Klischees Mit besonders gehassigem Spott bedachte er dabei die assimilierten Juden und brachte damit die Doktrin von der biologischen Determiniertheit in popularer Form zum Ausdruck wie z B in dem Vers Der Kohn der lasst sich taufen nur weg n die bosen Leut Er nimmt den Namen Schmid an was ihn besonders freut Doch kann er sich nicht merken den Namen Julius Schmid Und fragt man ihn Wie heissen S dann sagt er Schmulius Jud Weiss Ferdl Wahrend des Hitler Ludendorff Prozesses ergriff Weiss Ferdl im Hofbrauhaus pathetisch Partei fur die angeklagten Putschisten Sagt was haben die verbrochen Soll es sein gar eine Schand Wenn aus Schmach und Not will retten Man sein deutsches Vaterland Weiss Ferdl aus einem Gstanzl von 1924 In der Zeit des Nationalsozialismus und besonders wahrend des Krieges gerierte er sich auch kritisch z B wenn er seinem Publikum erzahlte er wisse zwar sicher dass 98 Prozent der Bevolkerung fest hinter dem Regime stunden habe aber aus irgendwelchen Grunden das Pech auf der Strasse immer nur die ubrigen zwei Prozent zu treffen 1943 machte er im Reichsfunk den Vorschlag die kriegfuhrenden Parteien konnten ja ihre eigenen Stadte bombardieren das spare Kraftstoff Ebenso war er kurz im Gefangnis weil er eine Schweinefamilie vorstellte Sohn Mann Tochter Mann Frau Mann Herr Mann eine Anspielung auf Hermann Goring Als er wiederkam stellte er sie wieder vor Sohn Mann Tochter Mann Frau Mann und wegen dem Schwein da sass ich im Gefangnis In einem seiner Programme machte er sich mit folgendem Vers uber die Massenorganisationen der Nazis lustig Die kleinen Baumchen im kuhlen Grund die sind im NS Baumchenbund damit ihnen nichts passiert Weiss Ferdl Als er deswegen Arger bekam sagte er in der nachsten Vorstellung Die kleinen Baumchen im kuhlen Grund sind NICHT im NS Baumchenbund damit MIR nichts passiert Weiss Ferdl Wegen seiner Kritiken war auch standig ein Polizist anwesend So kam er mit einem Koffer auf die Buhne und erklarte Da ist unsere Regierung drin Der Polizist befahl ihm den Koffer zu offnen Beim Durchsuchen rief er Das sind ja alles Lumpen Darauf Ferdl Das haben Sie gesagt Wegen eines Herzleidens musste der Komiker 1943 seine Buhnentatigkeit aufgeben Nach Kriegsende zog die amerikanische Militarregierung den Mercedes des wohlhabenden Volkssangers ein Nur in dieser Zeit fuhr er jemals mit der Strassenbahn und legte so die Grundlage fur sein spateres Erfolgslied uber die Linie 8 Im Zuge der Entnazifizierung gab sich Weiss Ferdl trotz seiner Mitgliedschaft in mehreren NS Unterorganisationen selbst als Bedrohter und verwies dabei auf Zwistigkeiten mit der Parteifuhrung aufgrund seiner Witze Im Spruchkammerverfahren am 27 Oktober 1946 wurde er als Mitlaufer zu einem Suhnebetrag von 2 000 Reichsmark verurteilt fur die so das Gericht braunen Spritzer auf seiner Weste Weiss Ferdl Haus in Solln Diefenbachstr 6Grabstatte des Weiss Ferdl auf dem Waldfriedhof Solln Obwohl seit 1943 herzkrank nahm er 1947 seine kunstlerische Arbeit wieder auf Zu Lebzeiten wohnte Weiss Ferdl in Solln in der fruheren Adolf Hitler Allee heute Diefenbachstrasse 6 im nach ihm benannten Weiss Ferdl Haus Weiss Ferdl starb 1949 an Herzversagen und wurde auf dem Munchner Waldfriedhof Solln bestattet Grabstatte Nr 3 W 3 WirkenWeiss Ferdl schrieb deftig kritische Verse Viele seiner Sketche und Lieder wurden uber Bayern hinaus bekannt waren doch die Preissn eine beliebte Zielscheibe seines Vortrags Er verfasste mehrere Buhnenstucke und schrieb auch Bucher Neben seinen Filmprojekten bewaltigte er zeitweilig bis zu neun Vorstellungen pro Woche auf der Theaterbuhne des Platzl Dort fuhrte er auch Werke des Augsburger Komponisten Max Welcker auf Die Zusammenarbeit der beiden begann in den 1920er Jahren und erstreckte sich bis zum Beginn des Zweiten Weltkrieges Zu Weiss Ferdls Dichtung Aschauer Lied schrieb Welcker die Musik Das humoristische Mannerquartett Stilleben 1922 sowie das Lied vom Augsburger Zwetschg n Datschi Op 93 7 1921 fuhrte Weiss Ferdl mit seinem Ensemble mit grossem Erfolg monatelang im Platzl auf Als bekanntestes Stuck auf Humorschallplatten findet sich Ein Wagen von der Linie 8 Zahlreiche weitere Tondokumente und Mitschnitte von Auftritten sind auch heute noch von ihm zu horen GedenkenWeiss Ferdl Brunnen auf dem Munchner Viktualienmarkt Auf dem Munchner Viktualienmarkt erinnert seit 1953 ein Brunnendenkmal von Josef Erber an den Weiss Ferdl Die Brunnensaule tragt die Inschrift Munchner Burger ihrem Volkssanger Zudem sind nach ihm mehrere Strassen benannt So gibt es Weiss Ferdl Strassen in Altotting Garching an der Alz Kastl Kirchdorf Machendorf Kirchheim Heimstetten Munchen Kleinhadern Nandlstadt sowie Unterneukirchen Obergunzl und einen Weiss Ferdl Weg gibt es in Eichenau und Ergolding Ausserdem ist die Weiss Ferdl Mittelschule in Altotting nach ihm benannt WerkeFilme 1928 Hinter Klostermauern Stummfilm 1929 Links der Isar rechts der Spree Stummfilm 1930 Der unsterbliche Lump 1931 Das Lied der Nationen 1931 Die Mutter der Kompagnie 1932 Wenn dem Esel zu wohl ist 1932 Der Schutzenkonig 1933 Meisterdetektiv 1933 Konjunkturritter 1934 Die beiden Seehunde 1934 Der Meisterboxer 1935 Alles weg n dem Hund 1936 Der mude Theodor 1936 Befehl ist Befehl 1937 Gordian der Tyrann 1937 Der Lachdoktor 1939 Der arme Millionar 1940 Wunschkonzert Auftritt Schriften Ich bin kein Intellektueller Ein heiteres Buch Hugendubel Munchen 1941 Bayerische Schmankerl Hrsg Bertl Weiss dtv Munchen 1982 ISBN 3 423 01752 X Seit 1 Januar 2020 sind die Werke in Deutschland gemeinfrei LiteraturSabine Sunwoldt Bearb Weiss Ferdl Eine weiss blaue Karriere Hugendubel Munchen 1983 ISBN 3 88034 219 9 Robert Eben Sackett Popular entertainment class and politics in Munich 1900 1923 Study of Munich popular theatre focusing on Karl Valentin and Weiss Ferdl Harvard University Press Cambridge Massachusetts USA 1982 ISBN 0 674 68985 2 englisch Kay Weniger Das grosse Personenlexikon des Films Die Schauspieler Regisseure Kameraleute Produzenten Komponisten Drehbuchautoren Filmarchitekten Ausstatter Kostumbildner Cutter Tontechniker Maskenbildner und Special Effects Designer des 20 Jahrhunderts Band 8 T Z David Tomlinson Theo Zwierski Schwarzkopf amp Schwarzkopf Berlin 2001 ISBN 3 89602 340 3 S 313 f Thomas Grasberger Von braunen Spritzern nicht verschont Der weiss blaue Entertainer Ferdinand Weisheitinger alias Weiss Ferdl In Wolfgang Proske Hrsg Tater Helfer Trittbrettfahrer Band 17 NS Belastete aus Oberbayern Nord Kugelberg Verlag Gerstetten 2024 ISBN 978 3 945893 25 8 S 390 399 WeblinksCommons Weiss Ferdl Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Weiss Ferdl bei IMDb Literatur von und uber Weiss Ferdl im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Portrat Weiss Ferdl auf cyranos ch Weiss Ferdl In Virtual History englisch Liedtext Ein Wagen von der Linie 8 Video Ein Wagen von der Linie 8 Michael Kubitza Geh Leit lasst s doch d Leit naus 60 Todestag von Weiss Ferdl In BR Online Bayerischer Rundfunk Juni 2009 archiviert vom Original nicht mehr online verfugbar am 27 November 2009 abgerufen am 7 Januar 2013 Cornelie Muller Ferdinand Weisheitinger genannt Weiss Ferdl 1883 1949 In Volkssangerei in Munchen Abgerufen am 7 Januar 2013 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247 Ian Kershaw Popular Opinion and Political Dissent in the Third Reich Bavaria 1933 1945 Clarendon Press Oxford 1983 ISBN 0 19 821922 9 S 149 zitiert nach Large Hitlers Munchen 1998 S 375 Stadtchronik 1946 Bemerkenswertes Kurioses und Alltagliches aus der Munchner Stadtchronik In muenchen de Das offizielle Stadtportal Landeshauptstadt Munchen abgerufen am 7 Januar 2013 Weiss Ferdl wird entnazifiziert Kay Weniger Das grosse Personenlexikon des Films Achter Band T Z S 313 Claudia Theurer Weiss Ferdl der un vergessene Volkssanger Hallo Munchen 11 Juni 2008 abgerufen am 7 Februar 2021 Rolf Schinzel Werkverzeichnis Max Welcker In RSD Musikproduktion Dresden Hrsg Max Welcker 1 Auflage Band 2 tredition Hamburg 2020 ISBN 978 3 347 17597 6 S 28 64 84 Rolf Schinzel Biografie Max Welcker In RSD Musikproduktion Dresden Hrsg Max Welcker 1 Auflage Band 1 tredition Hamburg 2020 ISBN 978 3 347 17547 1 S 159 167 Normdaten Person GND 11864324X lobid GND Explorer OGND AKS LCCN no2008017055 VIAF 5724337 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Weiss FerdlALTERNATIVNAMEN Weisheitinger FerdinandKURZBESCHREIBUNG bayerischer Volkssanger und schauspielerGEBURTSDATUM 28 Juni 1883GEBURTSORT AltottingSTERBEDATUM 19 Juni 1949STERBEORT Munchen