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Zukunftsfähiges Deutschland ist der Titel zweier Studien zur Nachhaltigkeit in Deutschland Die vom Bund für Umwelt und N

Zukunftsfähiges Deutschland

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Zukunftsfähiges Deutschland ist der Titel zweier Studien zur Nachhaltigkeit in Deutschland.

Die vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und Misereor beim Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie in Auftrag gegebene, 1996 erschienene Studie Zukunftsfähiges Deutschland. Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung prägte entscheidend den Mitte der 1990er Jahre sich entfaltenden Nachhaltigkeitsdiskurs in der deutschen Gesellschaft und wurde als „Grüne Bibel“ bezeichnet.

Zwölf Jahre später, im Oktober 2008, erschien die Nachfolgestudie Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt. Ein Anstoß zur gesellschaftlichen Debatte, die ebenfalls vom Wuppertal Institut erstellt wurde und als deren Auftraggeber der BUND, Brot für die Welt und der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) verantwortlich zeichneten.

Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt (2008)

Zwölf Jahre nach der ersten richtungsweisenden Studie sei eine Wende hin zu einer Politik der Nachhaltigkeit weder national noch international gelungen. Auch die Diskussionen um Nachhaltigkeit seien häufig von Beliebigkeit und Verharmlosung gekennzeichnet. Verstärkter Handlungsdruck auf die politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Akteure gäbe den Anlass dafür, eine neue Studie über die Zukunftsfähigkeit Deutschlands in Auftrag zu geben. Ihr Anspruch sei es, eine breite gesellschaftliche Diskussion über die Zukunftsfähigkeit Deutschlands und konkrete Handlungen für zukunftsfähige Veränderungen anzuregen.

Ihre Herausgeber sind der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die evangelischen Entwicklungsorganisationen Brot für die Welt und Evangelischer Entwicklungsdienst (EED). Das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie erarbeitete die neue Studie.

Ergebnisse

Problemlage

Die Autoren der neuen Studie geben an, dass grundlegende Veränderungen im Umgang mit der Natur trotz politischer Anstrengungen wie z. B. der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie nicht erreicht wurden. Im Großen und Ganzen habe sich Deutschland im Vergleich zu 1996 nicht weit genug in Richtung Zukunftsfähigkeit bewegt. Die Artenvielfalt nähme nicht nur in Deutschland, sondern weltweit dramatisch ab. Der CO2-Gehalt in der Atmosphäre steige weiter an. In den meisten Entwicklungsländern (→Entwicklungsland) wachse die Armut der Bevölkerung und würde zum grenzüberschreitenden Politikum. Der wirtschaftliche Aufschwung in den Schwellenländern (→Schwellenland) gehe mit einer starken Umweltzerstörung einher und führe zu einer größer werdenden sozialen Ungleichheit. Die nachholende Entwicklung der Schwellen- und Entwicklungsländer vergrößerten den Druck auf die Umwelt. Eine Kooperation zwischen den Ländern des Nordens mit denen des Südens in der Umweltpolitik scheitere daran, „dass der Norden ungebrochen seine strukturelle Macht in der Finanz-, Handels- und Entwicklungspolitik zu Ungunsten des Südens ausspielt“ (BUND et al. 2008). Verursacher des Klimachaos und der Biodiversitätsverluste seien in erster Linie die Länder des Nordens, während die Länder des Südens von ihren Folgen am härtesten getroffen würden. Eine Ursache wäre der Markt, der weder in der Lage sei, den Naturverbrauch auf einem angemessenen Niveau zu halten, noch eine faire Verteilung der Güter unter den Marktteilnehmern und darüber hinaus herzustellen. Er sei „blind für die Sache der Ökologie wie auch der Gerechtigkeit“ (BUND et al. 2008).

Die Autoren fragen: „Welche Veränderungen sind nötig, damit Deutschland zukunftsfähig wird und seinen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit der Welt leisten kann?“ (BUND et al. 2008). Sie fordern in der neuen Studie einen Wandel unserer Zivilisation. Es bedürfe eines neuen Gesellschaftsvertrags, der nicht nur das Verhältnis von Mensch zu Mensch, sondern auch das von Menschheit und Natur schützt. Die Menschenrechte wie auch die ökologischen Grenzen zu wahren, sei das Kernprogramm der Nachhaltigkeit.

Handlungsziele

Der Energieverbrauch soll laut Studie von 6.500 auf 2.000 Watt im Jahresdurchschnitt pro Person sinken. Statt auf Atomenergie, Kohlekraftwerke und Agrotreibstoffe aus Übersee zu setzen, empfehlen die Autoren der Studie den Wechsel zu erneuerbaren Energien und eine dezentrale Energieproduktion. Im Verkehrssektor gelte es, weniger auf Leistung und Geschwindigkeit von Kraftwagen zu setzen, sondern öffentlichen Verkehrssystemen Vorrang vor dem Individualverkehr einzuräumen und eine substantielle Kerosinsteuer für den Luftverkehr sowie eine Deckelung der Anzahl der Starts zu realisieren. Eine zukunftsfähige Landwirtschaft habe den Übergang von der Intensivbewirtschaftung zu einer regenerativen Land- und Viehwirtschaft geschafft. Verbraucher, die zukunftsfähig handeln, wählten einen maßvollen Lebensstil, Produzenten trügen ihre soziale und ökologische Verantwortung, politische Akteure sorgten für institutionelle Leitplanken und systemische Sperren und würden damit zukunftsfähig.

Für einen zukunftsfähigen Umgang mit der Biosphäre seien alle gefordert, Rücksicht auf zukünftige Generationen und ferne Mitbürger zu nehmen. In den nächsten zwei Jahrzehnten fiele die Entscheidung darüber, „ob ein kaum mehr zu steuerndes Klimachaos mit unabsehbaren Auswirkungen für die Biosphäre und die Weltgesellschaft noch zu vermeiden ist“ (BUND et al. 2008).

Struktur der Studie

„Ausgangslagen“ der Studie beschreiben die globalen Probleme und Krisen und wie eng Umweltprobleme mit Gerechtigkeitsdefiziten zusammenhängen. Dann ziehen die Autoren „Bilanzen“ und überprüfen die Ziele, die vor zwölf Jahren in der ersten Studie Zukunftsfähiges Deutschland – Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung aufgestellt wurden (siehe Abschnitt 2.2 Reduktionsziele). Mittels „Leitbildern“ entwickelt die Studie konkrete Handlungsvorschläge und Visionen für die Zukunftsfähigkeit eines Industrielandes. Der „Kurswechsel in Deutschland und Europa“ zeigt die Reichweite dieser Leitbilder auf: Die geforderten Veränderungen dürften nicht an nationalen Grenzen Halt machen. Das Kapitel „Übereinkünfte global“ beschreibt die internationale Dimension der Umwelt- und Gerechtigkeitsprobleme. Es gelte auch weltweit enger zusammenzuarbeiten und verbindliche Regeln zu schaffen. Schließlich wird dem „Engagement vor Ort“ eine Schlüsselrolle beigemessen. Mit der Forderung nach zivilgesellschaftlicher Partizipation und Verantwortung spannen die Autoren den Bogen zum eigenen Handeln des Einzelnen. „Erfolgsgeschichten“ zeigen reale Beispiele für zukunftsfähige Entwicklungen in der Gegenwart. Darüber hinaus geben die „Zeitfenster 2022“ einen Ausblick in ein zukunftsfähiges Deutschland im Jahr 2022 und zeigen auf, welchem Wege diese Veränderungen vonstattengehen könnten.

Autoren und Herausgeber

Beteiligt waren 30 Autorinnen und Autoren unter Leitung von Wolfgang Sachs und Michael Kopatz. Das Wuppertal Institut, deren Wissenschaftler die Studie erarbeitet haben, erforscht und entwickelt als deutsche Umweltforschungseinrichtung Leitbilder, Strategien und Instrumente für eine nachhaltige Entwicklung auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene. Der BUND, einer von drei Herausgebern der Studie, ist der größte deutsche Umweltverband. Er setzt sich seit über dreißig Jahren für den Natur- und Umweltschutz in Deutschland ein und ist als Mitglied bei Friends of the Earth auch international aktiv. Das Entwicklungswerk der evangelischen Kirchen in Deutschland, der EED, fördert jährlich rund 300 Projekte und unterstützt die entwicklungspolitische Bildungsarbeit in Deutschland wie auch Partnerorganisationen in Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa darin, Armut und Ungerechtigkeit zu überwinden. Brot für die Welt, die Spendenaktion der evangelischen Landes- und Freikirchen im Bereich Entwicklungszusammenarbeit, wurde 1959 gegründet und ist eine Herausgeberin der neuen Studie.

Hintergrund

Charakterisierendes Merkmal der Studie des Wuppertal Instituts ist die systematische Verknüpfung der umwelt- und entwicklungspolitischen Diskurse. Damit setzt die Studie um, was schon bei der Weltkonferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro im Jahr 1992 gefordert wurde: Umwelt und Entwicklung müssen zusammengedacht werden. Diese Koppelung von Umweltfragen an die globale und intertemporale Gerechtigkeit in der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“ kann zum einen auf die Ausrichtung der an der Studie beteiligten Akteure zurückgeführt werden. Der Verbund der Herausgeber und Mitgestalter BUND, EED und Brot für die Welt bringt die immer noch nicht integrierten Diskurse mit dieser Studie einander näher. Zum anderen ist das Zusammendenken von umwelt- und entwicklungspolitischen Fragen bereits im Umweltraum-Konzept (siehe Abschnitt 2.2 Grundannahmen) verankert, auf dem beide Studien zum zukunftsfähigen Deutschland basieren.

Die Studie nimmt sowohl in der politischen als auch wissenschaftlichen Nachhaltigkeitsdebatte eine wichtige Rolle ein. Sie wird einerseits getragen von wissenschaftlichen Konzepten und neuen Statistiken. Andererseits führen ihre Autoren in der Studie vorhandene und neue Handlungsoptionen zusammen. Sie richtet sich also ebenso an Politiker, Wissenschaftler wie Nicht-Regierungs-Organisationen, Unternehmen und die Zivilgesellschaft.

Zukunftsfähiges Deutschland – Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung (1996)

Zukunftsfähiges Deutschland – Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung ist der Titel einer gemeinsamen Studie von Misereor und BUND aus dem Jahre 1996, durchgeführt vom Wuppertal Institut. Sie führte zu einer intensiven gesellschaftspolitischen und kirchlichen Diskussion über nachhaltige Entwicklung. Wegen des impliziten transformativen Potentials, d. h. das Ziel war ein großer Wandel bzw. Übergang zur Nachhaltigkeit, mit neuen Leitbildern war die Studie auch eines der ersten wissenschaftlichen Projekte zur Transformation, weltweit.

Diese von der Umweltorganisation BUND und dem bischöflichen Hilfswerk Misereor beim Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie in Auftrag gegebene Studie hat großes Aufsehen, Interesse und Kritik geweckt. Die Studie war die erste wissenschaftlich fundierte Nachhaltigkeitsstrategie Deutschlands.

Ziel

Ziel der Studie war es, aufzuzeigen, wie das Leben in einem zukunftsfähigen Deutschland aussehen könnte, das einen Beitrag dazu leistet, die natürlichen Lebensgrundlagen für kommende Generationen zu erhalten und dem Süden den Spielraum für eine sozial gerechte und ökologisch verträgliche Entwicklung zu öffnen (BUND/MISEREOR 1996).

Grundannahmen

Ausgehend von der normativen Grundannahme, dass alle Menschen gleiche Nutzungsrechte an den global verfügbaren Ressourcen haben, wird der Deutschland zur Verfügung stehende Umweltraum berechnet.

„Als Umweltraum wird die Menge an natürlichen Ressourcen bezeichnet, die genutzt werden kann, ohne dass die Trag- und Regenerationsfähigkeit der Ökosysteme beeinträchtigt, d. h. die Umwelt unumkehrbar geschädigt wird.“

Dem wird der derzeitige deutsche Umweltverbrauch gegenübergestellt.

Dabei wird nicht nur der in Deutschland anfallende Material-, Energie-, Flächen-, Wasserverbrauch und Schadstoffausstoß bilanziert, sondern auch die durch Deutschland in den Ländern des Südens und auf globaler Ebene in Anspruch genommenen Ressourcen einbezogen.

Laut der Studie bestätigt sich, dass Deutschland, wie die übrigen Industriestaaten auch, in überproportionaler Weise für die Emissionen von Treibhausgasen und Fluorchlorkohlenwasserstoffen verantwortlich ist.

Gleiches gelte für die Überfischung der Ozeane und ihre Verschmutzung durch Gifte, Erdöl und Nährstoffe. An den Beispielen landwirtschaftlicher, forstwirtschaftlicher und mineralischer Importgüter wird beschrieben, dass Deutschland außerhalb seines eigenen Territoriums enorme Flächen in Anspruch nimmt und damit erhebliche Umweltbelastungen in Gestalt von Bodenaushub, Erosion, Dünger- und Pestizideinträgen sowie Wasserverbrauch und -verschmutzung in Länder des Südens verlagert.

Reduktionsziele

Aus der Gegenüberstellung der Belastungsgrenzen des Deutschland zur Verfügung stehenden Umweltraumes und tatsächlichem Umweltverbrauch werden Reduktionsziele und -zeiträume für den Material-, Flächen- und Energieverbrauch sowie für einzelne Schadstoffemissionen (→Emission (Umwelt)) abgeleitet. Auf Grundlage der globalen Reduktionserfordernisse und unter Berücksichtigung des Gleichheitsgrundsatzes kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass Deutschland seinen Energie- und Materialverbrauch bis zum Jahr 2050 um durchschnittlich 80 bis 90 Prozent reduzieren müsse. Als mittelfristige Zieletappe wird eine Reduktion um 10 Prozent bis zum Jahr 2010 genannt (Madleine Brocke 1995).

Leitbilder

Die Studie beschränkt sich nicht auf eine numerische Darstellung, sondern überführt die Reduktionsziele in qualitative Zielvorstellungen. Dazu entwirft sie Leitbilder und Wendeszenarien, die sich als Vision für eine gesamtgesellschaftliche Umorientierung und als praktische Gestaltungsentwürfe für unterschiedliche gesellschaftliche Akteure, wie z. B. Unternehmer, Verbraucher, öffentliche Versorger, Städteplaner, Gesetzgeber, Politiker etc. verstehen.

Drei Prinzipien ziehen sich durch die Leitbilder: Effizienz, Suffizienz und . Der Ruf nach Suffizienz resultiert aus der Erkenntnis, dass die notwendigen Reduktionsziele zwar teilweise durch verbesserte Verfahren und Techniken erreicht werden können, Einsparungen beim Umweltverbrauch aber vielfach durch Mengeneffekte aufgefressen werden. Daher bedürfe es über Effizienzsteigerung hinaus auch eines sparsameren Umgangs mit Ressourcen und eines maßvolleren Konsumverhaltens (Madleine Brocke 1995).

Widerstand gegen die Studie

Insbesondere von der chemischen Industrie und dem Bauernverband gab es massive Kritik und Widerstände an der Studie. Stein des Anstoßes war das Nachhaltigkeitsziel der hundertprozentigen Umstellung auf eine ökologische Landwirtschaft bis 2010. Im Zentrum der Kritik stand der Hauptgeschäftsführer von Misereor Prälat Norbert Herkenrath, welcher sich voll hinter die Ergebnisse der Studie stellte – im Gegensatz zur Deutschen Bischofskonferenz, welche hier eine passive Position vertrat. Der Bayerische Bauernverband rief seine Mitglieder zum Boykott der jährlichen Misereor-Kollekte auf, die zu den wichtigsten Einnahmequellen des Hilfswerks Misereor zählt. Dagegen wurde die Studie in kirchlichen Laienkreisen, wie zum Beispiel den Diözesanräten und Verbänden und auch in der ökumenischen Bewegung positiv aufgenommen und auch auf der Europäischen Ökumenischen Versammlung in Graz diskutiert.

Die Ergebnisse der Diskussion sind in die Entwicklung der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie eingeflossen.

Kritik kam allerdings auch von entwicklungspolitisch aktiven Gruppen: Der Bundeskongress entwicklungspolitischer Aktionsgruppen (BUKO) kritisierte, dass in dem Bericht Zukunftsfähiges Deutschland davon ausgegangen werde, es reiche aus, die existierenden Strukturen und Institutionen zu reformieren, um die Gesellschaft(en) zukunftsfähig zu machen. Dagegen ging u. a. der BUKO davon aus, dass, um die Gesellschaft(en) zukunftsfähig zu machen, das Ziel des Wirtschaftswachstums infrage gestellt werden müsse und der Umbau der kapitalistisch geprägten Wirtschaftsweise unabdingbar sei. Weil dies in der Studie nicht zur Sprache komme, diene diese eher der Modernisierung einer in die Krise geratenen Wirtschaftsform als der Zukunftsfähigkeit des Lebens auf der Erde. „Ökologie und Nachhaltigkeit“, so der BUKO, „(sind) heute zu einem Herrschaftsdiskurs geworden und Teil einer Strategie, den industriellen Kapitalismus zu entschlacken und zu effektivieren, ohne den naturzerstörenden Kern des industrie-kapitalistischen Programms anzutasten. (…) Wenn man der Nachhaltigkeitsdebatte folgt, darf eine ‚zukunftsfähige Gesellschaft‘ durchaus patriarchalisch, rassistisch und kapitalistisch sein“. (BUKO, 1996)

"Wann, wenn nicht jetzt?" – eine Bilanz (2017)

2017 gab der Oekom-Verlag in einem Band seiner Zeitschrift politische ökologie eine Sammlung von Beiträgen interessierter Fachleute heraus, die unter dem Titel „Wann, wenn nicht jetzt?“ ihre persönliche Wahrnehmung zur Wirkung der beiden Studien "Zukunftsfähiges Deutschland" von 1996 und 2008 und ihre Zukunftsvorschläge formulierten. Zu den Autoren zählten unter anderem Angelika Zahrnt, Klaus Töpfer, Patrizia Nanz und Daniel Fuhrhop. Die Sammlung wurde mitherausgegeben vom Wissenschaftlichen Beirat des BUND.

Im Wesentlichen wurde die Bilanz gezogen, dass die Studien einerseits wichtige Anstöße und Veränderungen bewirkt hätten, andererseits aber auch Stillstand und sogar Rückschritte zu verzeichnen seien. Gleichzeitig wurden – angesichts bevorstehender ökologischer Kipppunkte wie im Erdklimasystem und sozialer Spaltung – dringender Handlungsbedarf angemahnt und passende Handlungsoptionen beschrieben.

Literatur

Ausgaben

  • BUND & Misereor (Hrsg.): Zukunftsfähiges Deutschland. Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung. Studie des Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt, Energie GmbH. Birkhäuser Verlag, Basel/Boston/Berlin 1996, ISBN 3-7643-5278-7; 4. überarbeitete und erweiterte Auflage ebd. 1997, ISBN 3-7643-5711-8
  • Bund für Umwelt und Naturschutz, Brot für die Welt & Evangelischer Entwicklungsdienst (Hrsg.): Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt. Ein Anstoß zur gesellschaftlichen Debatte. Eine Studie des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 2008, ISBN 978-3-596-17892-6 (Kurzfassung als PDF auf der Homepage der Studie)

Sekundärliteratur

  • BUND & Misereor (Hrsg.): Wegweiser für ein zukunftsfähiges Deutschland. Riemann Verlag, München 2002, ISBN 3-570-50033-0
  • Madeleine Brocke & Reinhard Hermle: „Zukunftsfähiges Deutschland. Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung“. Eine Studie. In: ZEP – Zeitschrift für internationale Bildungsforschung und Entwicklungspädagogik. 18/4, Dezember 1995, S. 23–25
  • Helga Eblinghaus & Armin Stickler: Nachhaltigkeit und Macht. Zur Kritik von Sustainable Development. IKO – Verlag für Interkulturelle Kommunikation, Frankfurt 1996, ISBN 3-88939-196-6 (dort auch: Bundeskongreß entwicklungspolitischer Aktionsgruppen (BUKO): Technomärchen. Fit, schlank und mit gutem Gewissen ins 21. Jahrhundert. S. 207–219)
  • https://www.oekom.de/ausgabe/zukunftsfaehiges-deutschland-80167

Weblinks

  • Wegmarken für einen Kurswechsel. (PDF; 3,6 MB) Eine Zusammenfassung der Studie „Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt“ des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 15. Mai 2013; abgerufen am 18. November 2011. 
  • Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie: Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt. (PDF) Ein Anstoß zur gesellschaftlichen Debatte. Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland und Brot für die Welt, Evangelischer Entwicklungsdienst, 2008; abgerufen am 18. November 2011. 
  • Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt, 2008. In: Lexikon der Nachhaltigkeit. 26. August 2015; abgerufen am 18. November 2011. 
  • Sind wir zukunftsfähig? BUND, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Mai 2012; abgerufen am 17. November 2011. 
  • Zukunftsfähiges Deutschland – Wann, wenn nicht jetzt? BUND; abgerufen am 9. Oktober 2023. 

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 18 Jul 2025 / 22:03

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Zukunftsfahiges Deutschland ist der Titel zweier Studien zur Nachhaltigkeit in Deutschland Die vom Bund fur Umwelt und Naturschutz BUND und Misereor beim Wuppertal Institut fur Klima Umwelt Energie in Auftrag gegebene 1996 erschienene Studie Zukunftsfahiges Deutschland Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung pragte entscheidend den Mitte der 1990er Jahre sich entfaltenden Nachhaltigkeitsdiskurs in der deutschen Gesellschaft und wurde als Grune Bibel bezeichnet Zwolf Jahre spater im Oktober 2008 erschien die Nachfolgestudie Zukunftsfahiges Deutschland in einer globalisierten Welt Ein Anstoss zur gesellschaftlichen Debatte die ebenfalls vom Wuppertal Institut erstellt wurde und als deren Auftraggeber der BUND Brot fur die Welt und der Evangelische Entwicklungsdienst EED verantwortlich zeichneten Zukunftsfahiges Deutschland in einer globalisierten Welt 2008 Zwolf Jahre nach der ersten richtungsweisenden Studie sei eine Wende hin zu einer Politik der Nachhaltigkeit weder national noch international gelungen Auch die Diskussionen um Nachhaltigkeit seien haufig von Beliebigkeit und Verharmlosung gekennzeichnet Verstarkter Handlungsdruck auf die politischen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Akteure gabe den Anlass dafur eine neue Studie uber die Zukunftsfahigkeit Deutschlands in Auftrag zu geben Ihr Anspruch sei es eine breite gesellschaftliche Diskussion uber die Zukunftsfahigkeit Deutschlands und konkrete Handlungen fur zukunftsfahige Veranderungen anzuregen Ihre Herausgeber sind der Bund fur Umwelt und Naturschutz Deutschland BUND und die evangelischen Entwicklungsorganisationen Brot fur die Welt und Evangelischer Entwicklungsdienst EED Das Wuppertal Institut fur Klima Umwelt Energie erarbeitete die neue Studie Ergebnisse Problemlage Die Autoren der neuen Studie geben an dass grundlegende Veranderungen im Umgang mit der Natur trotz politischer Anstrengungen wie z B der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie nicht erreicht wurden Im Grossen und Ganzen habe sich Deutschland im Vergleich zu 1996 nicht weit genug in Richtung Zukunftsfahigkeit bewegt Die Artenvielfalt nahme nicht nur in Deutschland sondern weltweit dramatisch ab Der CO2 Gehalt in der Atmosphare steige weiter an In den meisten Entwicklungslandern Entwicklungsland wachse die Armut der Bevolkerung und wurde zum grenzuberschreitenden Politikum Der wirtschaftliche Aufschwung in den Schwellenlandern Schwellenland gehe mit einer starken Umweltzerstorung einher und fuhre zu einer grosser werdenden sozialen Ungleichheit Die nachholende Entwicklung der Schwellen und Entwicklungslander vergrosserten den Druck auf die Umwelt Eine Kooperation zwischen den Landern des Nordens mit denen des Sudens in der Umweltpolitik scheitere daran dass der Norden ungebrochen seine strukturelle Macht in der Finanz Handels und Entwicklungspolitik zu Ungunsten des Sudens ausspielt BUND et al 2008 Verursacher des Klimachaos und der Biodiversitatsverluste seien in erster Linie die Lander des Nordens wahrend die Lander des Sudens von ihren Folgen am hartesten getroffen wurden Eine Ursache ware der Markt der weder in der Lage sei den Naturverbrauch auf einem angemessenen Niveau zu halten noch eine faire Verteilung der Guter unter den Marktteilnehmern und daruber hinaus herzustellen Er sei blind fur die Sache der Okologie wie auch der Gerechtigkeit BUND et al 2008 Die Autoren fragen Welche Veranderungen sind notig damit Deutschland zukunftsfahig wird und seinen Beitrag zur Zukunftsfahigkeit der Welt leisten kann BUND et al 2008 Sie fordern in der neuen Studie einen Wandel unserer Zivilisation Es bedurfe eines neuen Gesellschaftsvertrags der nicht nur das Verhaltnis von Mensch zu Mensch sondern auch das von Menschheit und Natur schutzt Die Menschenrechte wie auch die okologischen Grenzen zu wahren sei das Kernprogramm der Nachhaltigkeit Handlungsziele Der Energieverbrauch soll laut Studie von 6 500 auf 2 000 Watt im Jahresdurchschnitt pro Person sinken Statt auf Atomenergie Kohlekraftwerke und Agrotreibstoffe aus Ubersee zu setzen empfehlen die Autoren der Studie den Wechsel zu erneuerbaren Energien und eine dezentrale Energieproduktion Im Verkehrssektor gelte es weniger auf Leistung und Geschwindigkeit von Kraftwagen zu setzen sondern offentlichen Verkehrssystemen Vorrang vor dem Individualverkehr einzuraumen und eine substantielle Kerosinsteuer fur den Luftverkehr sowie eine Deckelung der Anzahl der Starts zu realisieren Eine zukunftsfahige Landwirtschaft habe den Ubergang von der Intensivbewirtschaftung zu einer regenerativen Land und Viehwirtschaft geschafft Verbraucher die zukunftsfahig handeln wahlten einen massvollen Lebensstil Produzenten trugen ihre soziale und okologische Verantwortung politische Akteure sorgten fur institutionelle Leitplanken und systemische Sperren und wurden damit zukunftsfahig Fur einen zukunftsfahigen Umgang mit der Biosphare seien alle gefordert Rucksicht auf zukunftige Generationen und ferne Mitburger zu nehmen In den nachsten zwei Jahrzehnten fiele die Entscheidung daruber ob ein kaum mehr zu steuerndes Klimachaos mit unabsehbaren Auswirkungen fur die Biosphare und die Weltgesellschaft noch zu vermeiden ist BUND et al 2008 Struktur der Studie Ausgangslagen der Studie beschreiben die globalen Probleme und Krisen und wie eng Umweltprobleme mit Gerechtigkeitsdefiziten zusammenhangen Dann ziehen die Autoren Bilanzen und uberprufen die Ziele die vor zwolf Jahren in der ersten Studie Zukunftsfahiges Deutschland Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung aufgestellt wurden siehe Abschnitt 2 2 Reduktionsziele Mittels Leitbildern entwickelt die Studie konkrete Handlungsvorschlage und Visionen fur die Zukunftsfahigkeit eines Industrielandes Der Kurswechsel in Deutschland und Europa zeigt die Reichweite dieser Leitbilder auf Die geforderten Veranderungen durften nicht an nationalen Grenzen Halt machen Das Kapitel Ubereinkunfte global beschreibt die internationale Dimension der Umwelt und Gerechtigkeitsprobleme Es gelte auch weltweit enger zusammenzuarbeiten und verbindliche Regeln zu schaffen Schliesslich wird dem Engagement vor Ort eine Schlusselrolle beigemessen Mit der Forderung nach zivilgesellschaftlicher Partizipation und Verantwortung spannen die Autoren den Bogen zum eigenen Handeln des Einzelnen Erfolgsgeschichten zeigen reale Beispiele fur zukunftsfahige Entwicklungen in der Gegenwart Daruber hinaus geben die Zeitfenster 2022 einen Ausblick in ein zukunftsfahiges Deutschland im Jahr 2022 und zeigen auf welchem Wege diese Veranderungen vonstattengehen konnten Autoren und Herausgeber Beteiligt waren 30 Autorinnen und Autoren unter Leitung von Wolfgang Sachs und Michael Kopatz Das Wuppertal Institut deren Wissenschaftler die Studie erarbeitet haben erforscht und entwickelt als deutsche Umweltforschungseinrichtung Leitbilder Strategien und Instrumente fur eine nachhaltige Entwicklung auf regionaler nationaler und internationaler Ebene Der BUND einer von drei Herausgebern der Studie ist der grosste deutsche Umweltverband Er setzt sich seit uber dreissig Jahren fur den Natur und Umweltschutz in Deutschland ein und ist als Mitglied bei Friends of the Earth auch international aktiv Das Entwicklungswerk der evangelischen Kirchen in Deutschland der EED fordert jahrlich rund 300 Projekte und unterstutzt die entwicklungspolitische Bildungsarbeit in Deutschland wie auch Partnerorganisationen in Afrika Asien Lateinamerika und Osteuropa darin Armut und Ungerechtigkeit zu uberwinden Brot fur die Welt die Spendenaktion der evangelischen Landes und Freikirchen im Bereich Entwicklungszusammenarbeit wurde 1959 gegrundet und ist eine Herausgeberin der neuen Studie Hintergrund Charakterisierendes Merkmal der Studie des Wuppertal Instituts ist die systematische Verknupfung der umwelt und entwicklungspolitischen Diskurse Damit setzt die Studie um was schon bei der Weltkonferenz fur Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro im Jahr 1992 gefordert wurde Umwelt und Entwicklung mussen zusammengedacht werden Diese Koppelung von Umweltfragen an die globale und intertemporale Gerechtigkeit in der Studie Zukunftsfahiges Deutschland in einer globalisierten Welt kann zum einen auf die Ausrichtung der an der Studie beteiligten Akteure zuruckgefuhrt werden Der Verbund der Herausgeber und Mitgestalter BUND EED und Brot fur die Welt bringt die immer noch nicht integrierten Diskurse mit dieser Studie einander naher Zum anderen ist das Zusammendenken von umwelt und entwicklungspolitischen Fragen bereits im Umweltraum Konzept siehe Abschnitt 2 2 Grundannahmen verankert auf dem beide Studien zum zukunftsfahigen Deutschland basieren Die Studie nimmt sowohl in der politischen als auch wissenschaftlichen Nachhaltigkeitsdebatte eine wichtige Rolle ein Sie wird einerseits getragen von wissenschaftlichen Konzepten und neuen Statistiken Andererseits fuhren ihre Autoren in der Studie vorhandene und neue Handlungsoptionen zusammen Sie richtet sich also ebenso an Politiker Wissenschaftler wie Nicht Regierungs Organisationen Unternehmen und die Zivilgesellschaft Zukunftsfahiges Deutschland Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung 1996 Zukunftsfahiges Deutschland Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung ist der Titel einer gemeinsamen Studie von Misereor und BUND aus dem Jahre 1996 durchgefuhrt vom Wuppertal Institut Sie fuhrte zu einer intensiven gesellschaftspolitischen und kirchlichen Diskussion uber nachhaltige Entwicklung Wegen des impliziten transformativen Potentials d h das Ziel war ein grosser Wandel bzw Ubergang zur Nachhaltigkeit mit neuen Leitbildern war die Studie auch eines der ersten wissenschaftlichen Projekte zur Transformation weltweit Diese von der Umweltorganisation BUND und dem bischoflichen Hilfswerk Misereor beim Wuppertal Institut fur Klima Umwelt und Energie in Auftrag gegebene Studie hat grosses Aufsehen Interesse und Kritik geweckt Die Studie war die erste wissenschaftlich fundierte Nachhaltigkeitsstrategie Deutschlands Ziel Ziel der Studie war es aufzuzeigen wie das Leben in einem zukunftsfahigen Deutschland aussehen konnte das einen Beitrag dazu leistet die naturlichen Lebensgrundlagen fur kommende Generationen zu erhalten und dem Suden den Spielraum fur eine sozial gerechte und okologisch vertragliche Entwicklung zu offnen BUND MISEREOR 1996 Grundannahmen Ausgehend von der normativen Grundannahme dass alle Menschen gleiche Nutzungsrechte an den global verfugbaren Ressourcen haben wird der Deutschland zur Verfugung stehende Umweltraum berechnet Als Umweltraum wird die Menge an naturlichen Ressourcen bezeichnet die genutzt werden kann ohne dass die Trag und Regenerationsfahigkeit der Okosysteme beeintrachtigt d h die Umwelt unumkehrbar geschadigt wird Dem wird der derzeitige deutsche Umweltverbrauch gegenubergestellt Dabei wird nicht nur der in Deutschland anfallende Material Energie Flachen Wasserverbrauch und Schadstoffausstoss bilanziert sondern auch die durch Deutschland in den Landern des Sudens und auf globaler Ebene in Anspruch genommenen Ressourcen einbezogen Laut der Studie bestatigt sich dass Deutschland wie die ubrigen Industriestaaten auch in uberproportionaler Weise fur die Emissionen von Treibhausgasen und Fluorchlorkohlenwasserstoffen verantwortlich ist Gleiches gelte fur die Uberfischung der Ozeane und ihre Verschmutzung durch Gifte Erdol und Nahrstoffe An den Beispielen landwirtschaftlicher forstwirtschaftlicher und mineralischer Importguter wird beschrieben dass Deutschland ausserhalb seines eigenen Territoriums enorme Flachen in Anspruch nimmt und damit erhebliche Umweltbelastungen in Gestalt von Bodenaushub Erosion Dunger und Pestizideintragen sowie Wasserverbrauch und verschmutzung in Lander des Sudens verlagert Reduktionsziele Aus der Gegenuberstellung der Belastungsgrenzen des Deutschland zur Verfugung stehenden Umweltraumes und tatsachlichem Umweltverbrauch werden Reduktionsziele und zeitraume fur den Material Flachen und Energieverbrauch sowie fur einzelne Schadstoffemissionen Emission Umwelt abgeleitet Auf Grundlage der globalen Reduktionserfordernisse und unter Berucksichtigung des Gleichheitsgrundsatzes kommt die Studie zu dem Ergebnis dass Deutschland seinen Energie und Materialverbrauch bis zum Jahr 2050 um durchschnittlich 80 bis 90 Prozent reduzieren musse Als mittelfristige Zieletappe wird eine Reduktion um 10 Prozent bis zum Jahr 2010 genannt Madleine Brocke 1995 Leitbilder Die Studie beschrankt sich nicht auf eine numerische Darstellung sondern uberfuhrt die Reduktionsziele in qualitative Zielvorstellungen Dazu entwirft sie Leitbilder und Wendeszenarien die sich als Vision fur eine gesamtgesellschaftliche Umorientierung und als praktische Gestaltungsentwurfe fur unterschiedliche gesellschaftliche Akteure wie z B Unternehmer Verbraucher offentliche Versorger Stadteplaner Gesetzgeber Politiker etc verstehen Drei Prinzipien ziehen sich durch die Leitbilder Effizienz Suffizienz und Der Ruf nach Suffizienz resultiert aus der Erkenntnis dass die notwendigen Reduktionsziele zwar teilweise durch verbesserte Verfahren und Techniken erreicht werden konnen Einsparungen beim Umweltverbrauch aber vielfach durch Mengeneffekte aufgefressen werden Daher bedurfe es uber Effizienzsteigerung hinaus auch eines sparsameren Umgangs mit Ressourcen und eines massvolleren Konsumverhaltens Madleine Brocke 1995 Widerstand gegen die Studie Insbesondere von der chemischen Industrie und dem Bauernverband gab es massive Kritik und Widerstande an der Studie Stein des Anstosses war das Nachhaltigkeitsziel der hundertprozentigen Umstellung auf eine okologische Landwirtschaft bis 2010 Im Zentrum der Kritik stand der Hauptgeschaftsfuhrer von Misereor Pralat Norbert Herkenrath welcher sich voll hinter die Ergebnisse der Studie stellte im Gegensatz zur Deutschen Bischofskonferenz welche hier eine passive Position vertrat Der Bayerische Bauernverband rief seine Mitglieder zum Boykott der jahrlichen Misereor Kollekte auf die zu den wichtigsten Einnahmequellen des Hilfswerks Misereor zahlt Dagegen wurde die Studie in kirchlichen Laienkreisen wie zum Beispiel den Diozesanraten und Verbanden und auch in der okumenischen Bewegung positiv aufgenommen und auch auf der Europaischen Okumenischen Versammlung in Graz diskutiert Die Ergebnisse der Diskussion sind in die Entwicklung der nationalen Nachhaltigkeitsstrategie eingeflossen Kritik kam allerdings auch von entwicklungspolitisch aktiven Gruppen Der Bundeskongress entwicklungspolitischer Aktionsgruppen BUKO kritisierte dass in dem Bericht Zukunftsfahiges Deutschland davon ausgegangen werde es reiche aus die existierenden Strukturen und Institutionen zu reformieren um die Gesellschaft en zukunftsfahig zu machen Dagegen ging u a der BUKO davon aus dass um die Gesellschaft en zukunftsfahig zu machen das Ziel des Wirtschaftswachstums infrage gestellt werden musse und der Umbau der kapitalistisch gepragten Wirtschaftsweise unabdingbar sei Weil dies in der Studie nicht zur Sprache komme diene diese eher der Modernisierung einer in die Krise geratenen Wirtschaftsform als der Zukunftsfahigkeit des Lebens auf der Erde Okologie und Nachhaltigkeit so der BUKO sind heute zu einem Herrschaftsdiskurs geworden und Teil einer Strategie den industriellen Kapitalismus zu entschlacken und zu effektivieren ohne den naturzerstorenden Kern des industrie kapitalistischen Programms anzutasten Wenn man der Nachhaltigkeitsdebatte folgt darf eine zukunftsfahige Gesellschaft durchaus patriarchalisch rassistisch und kapitalistisch sein BUKO 1996 Wann wenn nicht jetzt eine Bilanz 2017 2017 gab der Oekom Verlag in einem Band seiner Zeitschrift politische okologie eine Sammlung von Beitragen interessierter Fachleute heraus die unter dem Titel Wann wenn nicht jetzt ihre personliche Wahrnehmung zur Wirkung der beiden Studien Zukunftsfahiges Deutschland von 1996 und 2008 und ihre Zukunftsvorschlage formulierten Zu den Autoren zahlten unter anderem Angelika Zahrnt Klaus Topfer Patrizia Nanz und Daniel Fuhrhop Die Sammlung wurde mitherausgegeben vom Wissenschaftlichen Beirat des BUND Im Wesentlichen wurde die Bilanz gezogen dass die Studien einerseits wichtige Anstosse und Veranderungen bewirkt hatten andererseits aber auch Stillstand und sogar Ruckschritte zu verzeichnen seien Gleichzeitig wurden angesichts bevorstehender okologischer Kipppunkte wie im Erdklimasystem und sozialer Spaltung dringender Handlungsbedarf angemahnt und passende Handlungsoptionen beschrieben LiteraturAusgaben BUND amp Misereor Hrsg Zukunftsfahiges Deutschland Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung Studie des Wuppertal Instituts fur Klima Umwelt Energie GmbH Birkhauser Verlag Basel Boston Berlin 1996 ISBN 3 7643 5278 7 4 uberarbeitete und erweiterte Auflage ebd 1997 ISBN 3 7643 5711 8 Bund fur Umwelt und Naturschutz Brot fur die Welt amp Evangelischer Entwicklungsdienst Hrsg Zukunftsfahiges Deutschland in einer globalisierten Welt Ein Anstoss zur gesellschaftlichen Debatte Eine Studie des Wuppertal Instituts fur Klima Umwelt Energie Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt 2008 ISBN 978 3 596 17892 6 Kurzfassung als PDF auf der Homepage der Studie Sekundarliteratur BUND amp Misereor Hrsg Wegweiser fur ein zukunftsfahiges Deutschland Riemann Verlag Munchen 2002 ISBN 3 570 50033 0 Madeleine Brocke amp Reinhard Hermle Zukunftsfahiges Deutschland Ein Beitrag zu einer global nachhaltigen Entwicklung Eine Studie In ZEP Zeitschrift fur internationale Bildungsforschung und Entwicklungspadagogik 18 4 Dezember 1995 S 23 25 Helga Eblinghaus amp Armin Stickler Nachhaltigkeit und Macht Zur Kritik von Sustainable Development IKO Verlag fur Interkulturelle Kommunikation Frankfurt 1996 ISBN 3 88939 196 6 dort auch Bundeskongress entwicklungspolitischer Aktionsgruppen BUKO Technomarchen Fit schlank und mit gutem Gewissen ins 21 Jahrhundert S 207 219 https www oekom de ausgabe zukunftsfaehiges deutschland 80167WeblinksWegmarken fur einen Kurswechsel PDF 3 6 MB Eine Zusammenfassung der Studie Zukunftsfahiges Deutschland in einer globalisierten Welt des Wuppertal Instituts fur Klima Umwelt Energie Archiviert vom Original nicht mehr online verfugbar am 15 Mai 2013 abgerufen am 18 November 2011 Wuppertal Institut fur Klima Umwelt Energie Zukunftsfahiges Deutschland in einer globalisierten Welt PDF Ein Anstoss zur gesellschaftlichen Debatte Bund fur Umwelt und Naturschutz Deutschland und Brot fur die Welt Evangelischer Entwicklungsdienst 2008 abgerufen am 18 November 2011 Zukunftsfahiges Deutschland in einer globalisierten Welt 2008 In Lexikon der Nachhaltigkeit 26 August 2015 abgerufen am 18 November 2011 Sind wir zukunftsfahig BUND archiviert vom Original nicht mehr online verfugbar am 7 Mai 2012 abgerufen am 17 November 2011 Zukunftsfahiges Deutschland Wann wenn nicht jetzt BUND abgerufen am 9 Oktober 2023

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