Franz Mußner 31 Januar 1916 in Gemeinde Feichten an der Alz 3 März 2016 in Passau war ein deutscher römisch katholischer
Franz Mußner

Franz Mußner (* 31. Januar 1916 in , Gemeinde Feichten an der Alz; † 3. März 2016 in Passau) war ein deutscher römisch-katholischer Geistlicher und Theologe. Er war Professor für Neues Testament an der Theologischen Fakultät Trier und der Universität Regensburg. Mußner galt als einer der Bahnbrecher der modernen römisch-katholischen Bibelwissenschaft und der jüdisch-christlichen Verständigung. Für das Werk Traktat über die Juden, das in sechs Weltsprachen übersetzt wurde, und für seinen Einsatz um die Aussöhnung von Juden und Christen wurde er 1985 mit der Buber-Rosenzweig-Medaille geehrt.
Leben
Franz Mußner besuchte von 1922 bis 1927 die Volksschule im nahe gelegenen Feichten. Auf dem Gymnasium war er für ein Jahr bei den Benediktinern von Niederaltaich (St.-Gotthard-Gymnasium) und dann bis zum Abitur (1936) am Humanistischen Gymnasium Passau. Nach einem halben Jahr Arbeitsdienst studierte er Philosophie und Theologie in Passau, Eichstätt und Würzburg, bis der Zweite Weltkrieg das Studium unterbrach. Mußner war von Herbst 1939 an Soldat an der Ostfront. Ab dem Herbst 1944 wurden Theologiestudierende als „wehrunwürdig“ aus dem Militärdienst entlassen. Am 2. April 1945 (Ostermontag) wurde Franz Mußner in Passau zum Priester geweiht. In seinem Heimatbistum wirkte er in den Pfarreien Neuötting und Tittling als Kaplan.
Zum Sommersemester 1947 wurde Mußner von seinem Heimatbischof Simon Konrad Landersdorfer zum Weiterstudium beurlaubt. Er studierte in München Exegese des Neuen Testaments, zunächst bei Friedrich Wilhelm Maier und dann bei dessen Nachfolger Josef Schmid. Franz Mußner schloss das Lizenziat in Bibelwissenschaften in Rom am Päpstlichen Bibelinstitut ab, wo auch der spätere Kardinal Augustin Bea zu seinen Lehrern zählte. Im Sommersemester 1950 wurde er durch die Theologische Fakultät der Universität München zum Doktor der Theologie promoviert. Der Titel der Dissertation lautete: ZΩH. Die Anschauung vom „Leben“ im vierten Evangelium unter Berücksichtigung der Johannesbriefe (1952).
Mit der Habilitation im Sommersemester 1952 wurde Mußner Privatdozent an der Theologischen Fakultät der Universität München. Die Habilitationsschrift erörterte das Thema Christus, das All und die Kirche. Studien zur Theologie des Epheserbriefes (1955). Er setzt sich darin vor allem kritisch mit dem Entmythologisierungsprogramm Rudolf Bultmanns auseinander. Zum Wintersemester 1952/53 erhielt Mußner einen Ruf auf den Lehrstuhl für Neues Testament an die Theologische Fakultät Trier. Er gestaltete die Diskussion über das Verhältnis des „historischen Jesus“ zum „Christus des Glaubens“ maßgeblich mit. Mußner war lange Jahre Theologieprofessor in Trier und prägte mehrere Jahrgänge von Theologiestudierenden in der Zeit vor und während des Zweiten Vatikanischen Konzils. Es beschäftigte ihn auch intensiv die Frage nach der Hermeneutik, nach der verstehenden Aneignung eines Textes, speziell des biblischen Textes. Daran anschließend befasste er sich mit der modernen Sprach- und Literaturwissenschaft und dem Strukturalismus. Noch in der Trierer Zeit entstand Mußners Kommentar zum Jakobusbrief (1964).
Im Sommersemester 1965 nahm Franz Mußner einen Ruf an die Philosophisch-theologische Hochschule Regensburg an und im Sommersemester 1967 an die Katholisch-Theologische Fakultät der neu errichteten Universität Regensburg. Mußner wurde somit zu einem Mitglied der Gründergeneration dieser Universität in einer nicht nur hochschulpolitisch turbulenten Zeit. Er arbeitete an seinem Kommentar zum Galaterbrief, der 1974 erschien und 1988 seine fünfte Auflage erfuhr (1974). 1976/1977 lehrte er zudem im Theologischen Studienjahr Jerusalem. 1981 wurde Mußner emeritiert.
Wirken
Im Laufe seiner Studien kam Mußner zur „Entdeckung des Judentums“ als „Wurzel“. Im Blick auf die Verbrechen der Shoa und auf die Einsichten der Katholischen Kirche, die im Dekret Nostra Aetate (Nr. 4) des Zweiten Vatikanischen Konzils ein neues Verhältnis der Kirche zum Judentum eröffnete, begann bei Mußner ein Lernprozess, der vor allem in seinem wichtigen Werk Traktat über die Juden (1979) wesentliche Ergebnisse hervorbrachte. Mit zwei weiteren Büchern zu diesem Thema (Die Kraft der Wurzel. Judentum – Jesus – Kirche. 1987; Dieses Geschlecht wird nicht vergehen. Judentum und Kirche. 1991) sprach Mußner von einer „Trilogie“, die sein zentrales Anliegen umschreibt, das er in zahlreichen Artikeln untermauerte: Das Judentum bildet die Wurzel des Christentums, es ist der edle Ölbaum, auf den die Heiden, die Christen werden, als wilde Schösslinge aufgepfropft wurden (Paulus im Römerbrief, Kapitel 9 – 11). Der Bund Gottes mit dem Volk der Juden ist von Gott nie gekündigt worden. Die einst an das Volk Israel ergangenen Verheißungen sind nicht ausgelöscht und den Juden nicht genommen; am Ende der Zeiten wird Gott das Heil auch an Israel, am Judentum wahr machen. Für Mußner war damit zugleich die Herausstellung des Jude-Seins Jesu verbunden: Er ergänzte die Glaubensformel des Konzils von Chalcedon, die besagt, dass Jesus wahrer Gott und wahrer Mensch sei, dahingehend, dass Jesus wahrer jüdischer Mensch (vere homo iudaeus) sei, z. B. in seinem Artikel Was haben die Juden mit der christlichen ‚Ökumene‘ zu tun? (in: Bd. 50 (1995), S. 331 – 339). Immer wieder optierte Mußner dafür, das Bekenntnis zu Christus gegen antijüdische Verfälschungen abzuschirmen, Gottes Sprechen zu Israel nicht zu entwerten und großen theologischen Respekt für die jüdische Überlieferung zu zeigen. Die Unterschiedenheit der beiden Wege, des jüdischen und des christlichen, gilt es nach Mußner zu tolerieren und positiv zu würdigen: Das Nein Israels zum Glauben an Jesus Christus ist noch einmal umfangen von der stets größeren Gnade Gottes und Gottes geheimnisvollem Ratschluss.
Nicht nur in der Universität, auch in der Kirche war Mußner immer aktiv: Er wurde Mitglied des wissenschaftlichen Rates der Katholischen Akademie in Bayern, Berater der Ökumene-Kommission der Deutschen Bischofskonferenz, Konsultor des Vatikanischen Einheitssekretariats, Präses der Marianischen Bürgerkongregation. Ab dem 1. Januar 1978 war Franz Mußner Domkapitular seiner Heimatdiözese Passau. Bis 1987 war er theologischer Berater des Bischofs.
Würdigungen
Zu seinem 65. Geburtstag 1981 erhielt Franz Mußner eine Festschrift unter dem Titel Kontinuität und Einheit (hrsg. von Paul-Gerhard Müller und Werner Stenger).
Eine weitere Festschrift anlässlich des 90. Geburtstags wurde Mußner von Michael Theobald und Rudolf Hoppe überreicht. Sie trägt den Titel „Für alle Zeiten zur Erinnerung. Beiträge zu einer biblischen Gedächtniskultur“ (2006). Auch Papst Benedikt XVI. würdigte Franz Mußner zu seinem 90. Geburtstag. In der Festschrift von 2006 dankte der Papst in seinem Grußwort für alles, was Mußner „in einem langen Leben als Priester und Gelehrter für Glaube und Kirche, für die Erkenntnis der Wahrheit getan“ habe. Mußner habe in weiten philosophischen Horizonten gedacht. Er habe ökumenische Leidenschaft entwickelt, vor allem aber immer nachdrücklicher das Problem der Beziehung zum Judentum in das Zentrum seines Ringens gerückt. Der Traktat über die Juden – ein zentrales Werk Mußners – bleibe ein „Markstein dieses Mühens“. Mußner sei es als Priester immer darum gegangen, nicht nur gelehrte Erkenntnis zu gewinnen, sondern das lebendige Wort Gottes auszulegen und anderen zugänglich zu machen. Schwierige Themen des biblischen Glaubens habe Mußner katechetisch erschlossen. Benedikt sprach von der Freundschaft und kollegialen Weggemeinschaft mit dem früheren Neutestamentler an der Universität Regensburg und dankt „ganz besonders für die langen Jahre der Freundschaft, die Du mir geschenkt hast“. Sie hätten ihn menschlich wie wissenschaftlich bereichert. Auch der damalige Präsident des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen, Kardinal Walter Kasper, hat dem 90-Jährigen zum Geburtstag in einem Schreiben persönlich gratuliert.
Anlässlich seines 100. Geburtstages fand am 1. Februar 2016 ein Festakt an der Universität Regensburg statt. Universitätspräsident Udo Hebel würdigte Mußner als „Bahnbrecher der modernen Bibelwissenschaft, Brückenbauer für die jüdisch-christliche Verständigung und Wegbegleiter von Papst Benedikt“. Tobias Nicklas blickte auf das wissenschaftliche Werk Franz Mußners zurück und zeigte vor allem an seinen Kommentierungen des Jakobus- und des Galaterbriefes auf, wie Mußner den Weg zurück zum Judentum fand und herausarbeitete, wie sehr Jesus Teil seines Volkes Israel, des Judentums, war und ist. Den Festvortrag hielt Michael Theobald (Tübingen). Er bot eine neue Lektüre von Mußners Untersuchung Petrus und Paulus – Pole der Einheit (1976). Nach Mußner habe Petrus in der Kirchengeschichte institutionell, Paulus aber theologisch gesiegt. Darauf aufbauend wies Theobald aufschlussreiche Perspektiven für das heutige ökumenische Gespräch auf. Da Mußner aus gesundheitlichen Gründen nicht an der Feier teilnehmen konnte, besuchten ihn Nicklas, Theobald und eine Reihe weiterer Kollegen am Folgetag in Passau.
Auszeichnungen
- 1976: Ernennung zum Päpstlichen Ehrenprälaten durch Papst Paul VI.
- 3. März 1985: Buber-Rosenzweig-Medaille
- 7. Mai 1996: Ehrendoktor der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Passau
- 22. Juni 2000: Ökumenischer Preis der Katholischen Akademie in Bayern aus der Stiftung Wilhelm und Antonie Gierlichs am für Franz Mußners ökumenische Aktivitäten
- 2009: Ernennung zum Apostolischen Protonotar durch Papst Benedikt XVI.
Schriften (Auswahl)
- ZΩH. Die Anschauung vom „Leben“ im vierten Evangelium unter Berücksichtigung der Johannesbriefe (= Münchener theologische Studien. Bd. 1/5). München 1952 (Dissertation).
- Die Wunder Jesu. Eine Hinführung. Kösel, München 1967
- Christus, das All und die Kirche. Studien zur Theologie des Epheserbriefes (= Trierer theologische Studien. Bd. 5). Trier 1955 (Habilitationsschrift); 2. Auflage 1968.
- Was lehrt Jesus über das Ende der Welt? Eine Auslegung von Mk 13. Freiburg im Breisgau 1958; 2. Auflage 1964 (Übersetzung ins Englische und Japanische).
- Die Botschaft der Gleichnisse Jesu (= Schriften zur Katechetik. Bd. 1). München 1961; 2. Auflage 1964 (Übersetzung ins Englische, Spanische und Japanische).
- Der Jakobusbrief (= Herders theologischer Kommentar zum Neuen Testament. Bd. XIII/1). Freiburg im Breisgau 1964; 2. Auflage 1967; 3. Auflage 1975; 4. Auflage 1981; 5. Auflage 1987 (Übersetzung ins Italienische).
- Petrus und Paulus – Pole der Einheit. Eine Hilfe für die Kirchen (= Quaestiones disputatae. Bd. 76). Freiburg im Breisgau 1976.
- Die Auferstehung Jesu. Freiburg im Breisgau 1969.
- Der Galaterbrief (= Herders theologischer Kommentar zum Neuen Testament. Bd. IX). Freiburg im Breisgau 1974; 2. Auflage 1974; 3. Auflage 1977.
- Traktat über die Juden. München 1979 (Übersetzungen ins Französische, Italienische, Englische und Spanische). Überarbeitete Neuauflage mit einem Vorwort von Michael Theobald, Göttingen 2009.
- Dieses Geschlecht wird nicht vergehen. Judentum und Kirche. Freiburg im Breisgau 1991.
- Jesus von Nazareth im Umfeld Israels und der Urkirche. Gesammelte Aufsätze (= Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament. Bd. 111). Hrsg. von M. Theobald. Tübingen 1999.
Literatur
- Paul-Gerhard Müller, Werner Stenger (Hrsg.): Kontinuität und Einheit. Für Franz Mußner. Freiburg im Breisgau 1981.
- Michael Theobald: Die Entdeckung des Juden Jesus von Nazareth und die Christologie. Die Herausforderung im Werk von Franz Mußner. In: Franz Mußner: Jesus von Nazareth im Umfeld Israels und der Urkirche. Gesammelte Aufsätze (= Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament. Bd. 111). Hrsg. von Michael Theobald. Tübingen 1999, S. 1–10.
- Michael Theobald, Rudolf Hoppe (Hrsg.): „Für alle Zeiten zur Erinnerung“ (Jos 4,7). Beiträge zu einer biblischen Gedächtniskultur. Festgabe für Franz Mußner zum 90. Geburtstag (= Stuttgarter Bibelstudien. Bd. 209). Stuttgart 2006.
Weblinks
- Literatur von und über Franz Mußner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Bibliographie Franz Mußner
- Rezension von Michael Labahn zur Aufsatzsammlung von Franz Mußner, Jesus von Nazareth im Umfeld Israels und der Urkirche (hrsg. von Michael Theobald), WUNT 111, Tübingen 1999 (PDF-Datei; 126 kB)
- Artikel von Franz Mußner, Gibt es ein Mysterium Israel? Seine Bedeutung für die Völker
- Jüdisch-christliche Beziehungen, deutsche Website des Internationalen Rates der Christen und Juden
- Meldung des Bistums Passau zum 95. Geburtstag, 31. Januar 2011
- Beitrag mit Franz Mußner im Onlinearchiv der Österreichischen Mediathek
Einzelnachweise
- Bistum Passau trauert um den Apostolischen Protonotar Professor Dr. theol. Franz Mußner – eine große Persönlichkeit des jüdisch-christlichen Dialogs ( vom 4. März 2016 im Internet Archive), Website des Bistums Passau, 4. März 2016, abgerufen am 4. März 2016.
- Bibelforscher Mußner tot. Süddeutsche Zeitung, 4. März 2016, abgerufen am 4. März 2016.
- Festakt zum 100. Geburtstag von Prof. em. Franz Mußner, Website der Universität Regensburg, abgerufen am 4. März 2016.
Personendaten | |
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NAME | Mußner, Franz |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher römisch-katholischer Geistlicher und Theologe, Hochschullehrer |
GEBURTSDATUM | 31. Januar 1916 |
GEBURTSORT | , Feichten an der Alz |
STERBEDATUM | 3. März 2016 |
STERBEORT | Passau |
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Franz Mussner 31 Januar 1916 in Gemeinde Feichten an der Alz 3 Marz 2016 in Passau war ein deutscher romisch katholischer Geistlicher und Theologe Er war Professor fur Neues Testament an der Theologischen Fakultat Trier und der Universitat Regensburg Mussner galt als einer der Bahnbrecher der modernen romisch katholischen Bibelwissenschaft und der judisch christlichen Verstandigung Fur das Werk Traktat uber die Juden das in sechs Weltsprachen ubersetzt wurde und fur seinen Einsatz um die Aussohnung von Juden und Christen wurde er 1985 mit der Buber Rosenzweig Medaille geehrt LebenFranz Mussner besuchte von 1922 bis 1927 die Volksschule im nahe gelegenen Feichten Auf dem Gymnasium war er fur ein Jahr bei den Benediktinern von Niederaltaich St Gotthard Gymnasium und dann bis zum Abitur 1936 am Humanistischen Gymnasium Passau Nach einem halben Jahr Arbeitsdienst studierte er Philosophie und Theologie in Passau Eichstatt und Wurzburg bis der Zweite Weltkrieg das Studium unterbrach Mussner war von Herbst 1939 an Soldat an der Ostfront Ab dem Herbst 1944 wurden Theologiestudierende als wehrunwurdig aus dem Militardienst entlassen Am 2 April 1945 Ostermontag wurde Franz Mussner in Passau zum Priester geweiht In seinem Heimatbistum wirkte er in den Pfarreien Neuotting und Tittling als Kaplan Zum Sommersemester 1947 wurde Mussner von seinem Heimatbischof Simon Konrad Landersdorfer zum Weiterstudium beurlaubt Er studierte in Munchen Exegese des Neuen Testaments zunachst bei Friedrich Wilhelm Maier und dann bei dessen Nachfolger Josef Schmid Franz Mussner schloss das Lizenziat in Bibelwissenschaften in Rom am Papstlichen Bibelinstitut ab wo auch der spatere Kardinal Augustin Bea zu seinen Lehrern zahlte Im Sommersemester 1950 wurde er durch die Theologische Fakultat der Universitat Munchen zum Doktor der Theologie promoviert Der Titel der Dissertation lautete ZWH Die Anschauung vom Leben im vierten Evangelium unter Berucksichtigung der Johannesbriefe 1952 Mit der Habilitation im Sommersemester 1952 wurde Mussner Privatdozent an der Theologischen Fakultat der Universitat Munchen Die Habilitationsschrift erorterte das Thema Christus das All und die Kirche Studien zur Theologie des Epheserbriefes 1955 Er setzt sich darin vor allem kritisch mit dem Entmythologisierungsprogramm Rudolf Bultmanns auseinander Zum Wintersemester 1952 53 erhielt Mussner einen Ruf auf den Lehrstuhl fur Neues Testament an die Theologische Fakultat Trier Er gestaltete die Diskussion uber das Verhaltnis des historischen Jesus zum Christus des Glaubens massgeblich mit Mussner war lange Jahre Theologieprofessor in Trier und pragte mehrere Jahrgange von Theologiestudierenden in der Zeit vor und wahrend des Zweiten Vatikanischen Konzils Es beschaftigte ihn auch intensiv die Frage nach der Hermeneutik nach der verstehenden Aneignung eines Textes speziell des biblischen Textes Daran anschliessend befasste er sich mit der modernen Sprach und Literaturwissenschaft und dem Strukturalismus Noch in der Trierer Zeit entstand Mussners Kommentar zum Jakobusbrief 1964 Im Sommersemester 1965 nahm Franz Mussner einen Ruf an die Philosophisch theologische Hochschule Regensburg an und im Sommersemester 1967 an die Katholisch Theologische Fakultat der neu errichteten Universitat Regensburg Mussner wurde somit zu einem Mitglied der Grundergeneration dieser Universitat in einer nicht nur hochschulpolitisch turbulenten Zeit Er arbeitete an seinem Kommentar zum Galaterbrief der 1974 erschien und 1988 seine funfte Auflage erfuhr 1974 1976 1977 lehrte er zudem im Theologischen Studienjahr Jerusalem 1981 wurde Mussner emeritiert WirkenIm Laufe seiner Studien kam Mussner zur Entdeckung des Judentums als Wurzel Im Blick auf die Verbrechen der Shoa und auf die Einsichten der Katholischen Kirche die im Dekret Nostra Aetate Nr 4 des Zweiten Vatikanischen Konzils ein neues Verhaltnis der Kirche zum Judentum eroffnete begann bei Mussner ein Lernprozess der vor allem in seinem wichtigen Werk Traktat uber die Juden 1979 wesentliche Ergebnisse hervorbrachte Mit zwei weiteren Buchern zu diesem Thema Die Kraft der Wurzel Judentum Jesus Kirche 1987 Dieses Geschlecht wird nicht vergehen Judentum und Kirche 1991 sprach Mussner von einer Trilogie die sein zentrales Anliegen umschreibt das er in zahlreichen Artikeln untermauerte Das Judentum bildet die Wurzel des Christentums es ist der edle Olbaum auf den die Heiden die Christen werden als wilde Schosslinge aufgepfropft wurden Paulus im Romerbrief Kapitel 9 11 Der Bund Gottes mit dem Volk der Juden ist von Gott nie gekundigt worden Die einst an das Volk Israel ergangenen Verheissungen sind nicht ausgeloscht und den Juden nicht genommen am Ende der Zeiten wird Gott das Heil auch an Israel am Judentum wahr machen Fur Mussner war damit zugleich die Herausstellung des Jude Seins Jesu verbunden Er erganzte die Glaubensformel des Konzils von Chalcedon die besagt dass Jesus wahrer Gott und wahrer Mensch sei dahingehend dass Jesus wahrer judischer Mensch vere homo iudaeus sei z B in seinem Artikel Was haben die Juden mit der christlichen Okumene zu tun in Bd 50 1995 S 331 339 Immer wieder optierte Mussner dafur das Bekenntnis zu Christus gegen antijudische Verfalschungen abzuschirmen Gottes Sprechen zu Israel nicht zu entwerten und grossen theologischen Respekt fur die judische Uberlieferung zu zeigen Die Unterschiedenheit der beiden Wege des judischen und des christlichen gilt es nach Mussner zu tolerieren und positiv zu wurdigen Das Nein Israels zum Glauben an Jesus Christus ist noch einmal umfangen von der stets grosseren Gnade Gottes und Gottes geheimnisvollem Ratschluss Nicht nur in der Universitat auch in der Kirche war Mussner immer aktiv Er wurde Mitglied des wissenschaftlichen Rates der Katholischen Akademie in Bayern Berater der Okumene Kommission der Deutschen Bischofskonferenz Konsultor des Vatikanischen Einheitssekretariats Prases der Marianischen Burgerkongregation Ab dem 1 Januar 1978 war Franz Mussner Domkapitular seiner Heimatdiozese Passau Bis 1987 war er theologischer Berater des Bischofs WurdigungenZu seinem 65 Geburtstag 1981 erhielt Franz Mussner eine Festschrift unter dem Titel Kontinuitat und Einheit hrsg von Paul Gerhard Muller und Werner Stenger Eine weitere Festschrift anlasslich des 90 Geburtstags wurde Mussner von Michael Theobald und Rudolf Hoppe uberreicht Sie tragt den Titel Fur alle Zeiten zur Erinnerung Beitrage zu einer biblischen Gedachtniskultur 2006 Auch Papst Benedikt XVI wurdigte Franz Mussner zu seinem 90 Geburtstag In der Festschrift von 2006 dankte der Papst in seinem Grusswort fur alles was Mussner in einem langen Leben als Priester und Gelehrter fur Glaube und Kirche fur die Erkenntnis der Wahrheit getan habe Mussner habe in weiten philosophischen Horizonten gedacht Er habe okumenische Leidenschaft entwickelt vor allem aber immer nachdrucklicher das Problem der Beziehung zum Judentum in das Zentrum seines Ringens geruckt Der Traktat uber die Juden ein zentrales Werk Mussners bleibe ein Markstein dieses Muhens Mussner sei es als Priester immer darum gegangen nicht nur gelehrte Erkenntnis zu gewinnen sondern das lebendige Wort Gottes auszulegen und anderen zuganglich zu machen Schwierige Themen des biblischen Glaubens habe Mussner katechetisch erschlossen Benedikt sprach von der Freundschaft und kollegialen Weggemeinschaft mit dem fruheren Neutestamentler an der Universitat Regensburg und dankt ganz besonders fur die langen Jahre der Freundschaft die Du mir geschenkt hast Sie hatten ihn menschlich wie wissenschaftlich bereichert Auch der damalige Prasident des Papstlichen Rates zur Forderung der Einheit der Christen Kardinal Walter Kasper hat dem 90 Jahrigen zum Geburtstag in einem Schreiben personlich gratuliert Anlasslich seines 100 Geburtstages fand am 1 Februar 2016 ein Festakt an der Universitat Regensburg statt Universitatsprasident Udo Hebel wurdigte Mussner als Bahnbrecher der modernen Bibelwissenschaft Bruckenbauer fur die judisch christliche Verstandigung und Wegbegleiter von Papst Benedikt Tobias Nicklas blickte auf das wissenschaftliche Werk Franz Mussners zuruck und zeigte vor allem an seinen Kommentierungen des Jakobus und des Galaterbriefes auf wie Mussner den Weg zuruck zum Judentum fand und herausarbeitete wie sehr Jesus Teil seines Volkes Israel des Judentums war und ist Den Festvortrag hielt Michael Theobald Tubingen Er bot eine neue Lekture von Mussners Untersuchung Petrus und Paulus Pole der Einheit 1976 Nach Mussner habe Petrus in der Kirchengeschichte institutionell Paulus aber theologisch gesiegt Darauf aufbauend wies Theobald aufschlussreiche Perspektiven fur das heutige okumenische Gesprach auf Da Mussner aus gesundheitlichen Grunden nicht an der Feier teilnehmen konnte besuchten ihn Nicklas Theobald und eine Reihe weiterer Kollegen am Folgetag in Passau Auszeichnungen1976 Ernennung zum Papstlichen Ehrenpralaten durch Papst Paul VI 3 Marz 1985 Buber Rosenzweig Medaille 7 Mai 1996 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theologischer Kommentar zum Neuen Testament Bd XIII 1 Freiburg im Breisgau 1964 2 Auflage 1967 3 Auflage 1975 4 Auflage 1981 5 Auflage 1987 Ubersetzung ins Italienische Petrus und Paulus Pole der Einheit Eine Hilfe fur die Kirchen Quaestiones disputatae Bd 76 Freiburg im Breisgau 1976 Die Auferstehung Jesu Freiburg im Breisgau 1969 Der Galaterbrief Herders theologischer Kommentar zum Neuen Testament Bd IX Freiburg im Breisgau 1974 2 Auflage 1974 3 Auflage 1977 Traktat uber die Juden Munchen 1979 Ubersetzungen ins Franzosische Italienische Englische und Spanische Uberarbeitete Neuauflage mit einem Vorwort von Michael Theobald Gottingen 2009 Dieses Geschlecht wird nicht vergehen Judentum und Kirche Freiburg im Breisgau 1991 Jesus von Nazareth im Umfeld Israels und der Urkirche Gesammelte Aufsatze Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament Bd 111 Hrsg von M Theobald Tubingen 1999 LiteraturPaul Gerhard Muller Werner Stenger Hrsg Kontinuitat und Einheit Fur Franz Mussner Freiburg im Breisgau 1981 Michael Theobald Die Entdeckung des Juden Jesus von Nazareth und die Christologie Die Herausforderung im Werk von Franz Mussner In Franz Mussner Jesus von Nazareth im Umfeld Israels und der Urkirche Gesammelte Aufsatze Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament Bd 111 Hrsg von Michael Theobald Tubingen 1999 S 1 10 Michael Theobald Rudolf Hoppe Hrsg Fur alle Zeiten zur Erinnerung Jos 4 7 Beitrage zu einer biblischen Gedachtniskultur Festgabe fur Franz Mussner zum 90 Geburtstag Stuttgarter Bibelstudien Bd 209 Stuttgart 2006 WeblinksLiteratur von und uber Franz Mussner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Bibliographie Franz Mussner Rezension von Michael Labahn zur Aufsatzsammlung von Franz Mussner Jesus von Nazareth im Umfeld Israels und der Urkirche hrsg von Michael Theobald WUNT 111 Tubingen 1999 PDF Datei 126 kB Artikel von Franz Mussner Gibt es ein Mysterium Israel Seine Bedeutung fur die Volker Judisch christliche Beziehungen deutsche Website des Internationalen Rates der Christen und Juden Meldung des Bistums Passau zum 95 Geburtstag 31 Januar 2011 Beitrag mit Franz Mussner im Onlinearchiv der Osterreichischen MediathekEinzelnachweiseBistum Passau trauert um den Apostolischen Protonotar Professor Dr theol Franz Mussner eine grosse Personlichkeit des judisch christlichen Dialogs Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive Website des Bistums Passau 4 Marz 2016 abgerufen am 4 Marz 2016 Bibelforscher Mussner tot Suddeutsche Zeitung 4 Marz 2016 abgerufen am 4 Marz 2016 Festakt zum 100 Geburtstag von Prof em Franz Mussner Website der Universitat Regensburg abgerufen am 4 Marz 2016 Normdaten Person GND 118585959 lobid GND Explorer OGND AKS LCCN n50027657 NDL 00450899 VIAF 85155250 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Mussner FranzKURZBESCHREIBUNG deutscher romisch katholischer Geistlicher und Theologe HochschullehrerGEBURTSDATUM 31 Januar 1916GEBURTSORT Feichten an der AlzSTERBEDATUM 3 Marz 2016STERBEORT Passau