Ostfränkisch ist eine südöstliche Dialektgruppe im Übergangsbereich zwischen dem mitteldeutschen und oberdeutschen Sprac
Ostfränkische Dialektgruppe

Ostfränkisch ist eine südöstliche Dialektgruppe im Übergangsbereich zwischen dem mitteldeutschen und oberdeutschen Sprachraum, wobei es in der Regel letzterer Gruppe zugerechnet wird. Das ostfränkische Sprachgebiet erstreckt sich von den Regionen fränkisches Bauland, Hohenlohe und Tauberfranken im nordöstlichen Baden-Württemberg über die bayerischen Regierungsbezirke Mittel-, Unter- und Oberfranken nach Südthüringen bis in den Übergangsbereich des sächsischen Vogtlands. In Hessen geht das in der Rhön gesprochene Osthessische ins Ostfränkische über. Vor der Vertreibung der Deutschböhmen nach dem Zweiten Weltkrieg reichte das ostfränkische Dialektgebiet bis in die heutige Tschechische Republik. Die ostfränkischen Dialekte lagen im althochdeutschen Zeitalter im fränkischen Sprachgebiet. Im Alltag werden die ostfränkischen Dialekte (auch nur in Bayern) schlicht Fränkisch (regional etwa „Fränggisch“) genannt.
Ostfränkisch | ||
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Gesprochen in | Bayern (Unterfranken, Mittelfranken, Oberfranken, westliche Oberpfalz) Baden-Württemberg (fränkisches Bauland, Hohenlohe, Tauberfranken) Thüringen (südlich des Rennsteigs) Sachsen (Vogtland) Hessen (Osthessen) | |
Linguistische Klassifikation |
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Sprachcodes | ||
ISO 639-3 | vmf |
Abgrenzung
Das Ostfränkische hat einen Übergangscharakter zwischen Mitteldeutsch und Oberdeutsch und wird durch verschiedene Isoglossen von den benachbarten Sprachen abgegrenzt:
- Vom Rheinfränkischen (bzw. Hessischen) durch die Germersheimer Linie und die Speyerer Linie: Im Ostfränkischen ist p durchgängig (außer nach s) zu pf verschoben, so dass es im Rheinfränkischen Pund Äppel heißt, im Ostfränkischen dagegen Pfund Äpfel. Diese Linie verläuft im Spessart durch den Regierungsbezirk Unterfranken und trennt den Aschaffenburger Raum sprachlich vom Rest des Regierungsbezirks. Im Volksmund wird diese markante Sprachgrenze Äppeläquator genannt.
- Als Grenze zum Thüringisch-Obersächsischen wird entweder ebenfalls die Speyerer Linie oder ein Isoglossenbündel herangezogen. Weitere Unterschiede zum Thüringisch-Obersächsischen sind die n-Apokope und die Schwa-Apokope. In der Rhön findet man mit dem Rhöner Platt eine gemischte Gruppe von Dialekten zwischen Hessisch, Thüringisch und Ostfränkisch. In Thüringen bildet der Rennsteig eine klare Sprachgrenze. In Sachsen bildet das Südostvogtländische einen Übergangsdialekt zum nah verwandten Erzgebirgischen.
- Vom Bairischen wird Ostfränkisch durch das Personalpronomen 2. Person Plural abgegrenzt: Ostfränkisch lautet dieses im Nominativ ihr und im Akkusativ und Dativ euch/aich; im Bairischen dagegen ees (seltener äds, deeds, diats) und enk. Ein weiterer Unterschied ist die Monophthongierung des mittelhochdeutschen Diphthongs ei: „breit“ heißt im Ostfränkischen braad oder bread, im Bairischen dagegen broat (seltener broit). Der Nürnberger Dialekt bildet eine Übergangszone, die bereits viele bairische Merkmale aufweist.
- Vom Schwäbischen durch eine der Einheitsplurallinien: Im Schwäbischen werden Verben im Plural immer gleich konjugiert (mir mähet, ihr mähet, sie mähet), während es im Ostfränkischen mir mähn, ihr mäht, sie mähn heißt. Auch der mittelhochdeutsche Diphthong ei hat sich unterschiedlich entwickelt; im Schwäbischen findet man wie im Bairischen broat oder broit. Ein drittes Merkmal zur Abgrenzung ist die Aussprache des intervokalischen g (z. B. in „Schwager“): Im Schwäbischen bleibt es ein Plosiv (g), während es im Ostfränkischen zu Frikativen wie ç, x oder ɣ spirantisiert wird. Zwischen Ellwangen und Crailsheim verläuft die Grenze sehr scharf, südlich von Dinkelsbühl findet sich dagegen ein Übergangsgebiet, welches dazu noch ins Bairische übergeht.
- Die Grenze zum Südfränkischen ist fließend und am unklarsten definiert. In der Literatur wird oft die fest-fescht-Linie angegeben (Südfränkisch fescht gegenüber Ostfränkisch fest). Nach dieser Definition müssten das (sonst dem Ostfränkischen zugeordnete) Hohenlohische und andere Gebiete im Ansbacher Raum allerdings zum Südfränkischen gezählt werden.
Phonologie
Konsonanten
Das Konsonantensystem des Ostfränkischen ähnelt dem des Standarddeutschen z. B. wurde die Zweite Lautverschiebung (fast) komplett durchgeführt, so dass man in allen ostfränkischen Dialekten den Laut pf verwendet. Dabei gibt es jedoch einige markante Besonderheiten:
- Die binnendeutsche Konsonantenschwächung von stimmlosen (harten) aspirierten Konsonanten wurde im Ostfränkischen fast vollständig durchgeführt, so dass t – in der Wahrnehmung standarddeutscher Sprecher – zu d wird, k zu g und p zu b.
- Das heißt jedoch nicht, dass ursprüngliche Fortis und Lenis in allen Fällen zusammengefallen sind. In vielen Dialekten werden g und b zwischen Vokalen spirantisiert, so dass Vogel als Vochel [ ] und Gabel als Gawel [ ] ausgesprochen werden. Für g betrifft das auch den Auslaut, so dass Berg als Berch [ / ] ausgesprochen wird.
- Analog gibt es häufig für intervokalisches d den Rhotazismus zu [ɾ] (Stimmhafter alveolarer Tap), so dass Bruder als Brurer [ ] ausgesprochen wird. Ein ähnliches Phänomen findet man in vielen englischen Dialekten, besonders in Nordamerika.
- Eines der auffälligsten Merkmale ist das alveolare r [r] (Vorderzungen-R, stimmhafter alveolarer Vibrant), welches Sprecher des Ostfränkischen oft auch im Standarddeutschen verwenden. Daneben kann aber auch in freier Variation das uvulare r [ʁ/ʀ] (Hinterzungen-R) verwendet werden.
- Im Silbenauslaut wird das r zu [ɐ] vokalisiert, z. B. Bier [ ]. Nach kurzen Vorderzungenvokalen kann es zu einem kompletten Schwund mit einer Zentralisierung des Vokals kommen, was z. B. zur Aussprache von Nürnberg als Nämberch [ ] führt.
- Der Konsonant ch kann am Wortende komplett getilgt werden, so wird z. B. endlich zu endli [[ɪ] kann als Resultat dieser Tilgung interpretiert werden. ] wird. Auch die Aussprache des Personalpronomens ich als i
Vokale
Der Vokalstand ist im Ostfränkischen überwiegend mitteldeutsch, es gibt jedoch kaum ein Merkmal, wo ostfränkische Dialekte so stark divergieren, wie in ihrem Vokalsystem. Je nach Region weisen Ostfränkische Dialekte eine Vielzahl unterschiedlicher Phänomene auf, die man oft auch in benachbarten Dialekten findet:
- Die mittelhochdeutschen zentrierenden Diphthonge ie [ ], uo [ ] und üe [ ] wurden im Norden Mittelfrankens, dem Westen Oberfrankens und dem Norden Unterfrankens (wie im Standarddeutschen) monophthongiert. Im Süden Unterfrankens und im Westen Mittelfrankens wurden die alten Diphthonge dagegen (wie im Alemannischen, Schwäbischen und Bairischen) beibehalten. Im ostfränkisch-nordbairischen Übergangsgebiet in Mittel- und Oberfranken wurden sie wie im Nordbairischen zu fallenden Diphthongen „gestürzt“.
- Eine weitere Sprachgrenze innerhalb des Ostfränkischen ist die Durchführung der Entlabialisierung (auch Entrundung): In Unterfranken und dem westlichen Oberfranken wurden ö, ü und eu/äu beibehalten, während sie in Mittelfranken und dem östlichen Oberfranken wie in fast allen hochdeutschen Mundarten zu e, i und ei/ai entrundet wurden. Dadurch gibt es (aufgrund der unabhängigen Verteilung der Monophthongierung) für den mittelhochdeutschen Diphthong üe [ ] im Ostfränkischen fünf verschiedene Realisierungen.
- Ein typisch mitteldeutsches Merkmal fast aller ostfränkischen Dialekte ist die Monophthongierung der mittelhochdeutschen Vokale ei [ ], ou [ ] und öu [ ]. Die genaue Vokalqualität von ei z. B. in breit wird hierbei nicht nur zur äußeren Abgrenzung, sondern auch zur Untergliederung in Oberostfränkisch ([ ]) und Unterostfränkisch ([ ] oder [ ]) verwendet. Lediglich in der Rhön und um Dinkelsbühl findet man teilweise die Diphthonge oa [ ] oder oi [ ].
- Das ursprüngliche mittelhochdeutsche ô z. B. in Stroh und tot und ê z. B. in Schnee haben jeweils eine parallele Entwicklung vollzogen: Im zentralen Sprachgebiet sind sie Monophthong geblieben ([ ] bzw. [ ]). In Teilen Oberfrankens wurden sie zu uu [ ] bzw. ii [ ] gehoben. Um Würzburg und um Ansbach findet man dagegen den steigenden Diphthong oa [ ] bzw. ea [ ]. Um Sonneberg und Lichtenfels wurden die Vokale diphthongiert und gehoben, so dass ue [ ] bzw. ia [ ] resultieren. Im ostfränkisch-nordbairischen Übergangsgebiet findet man analog zu den „gestürzten“ Diphthongen ou [ ] bzw. äi [ ]. In Gebieten mit Entlabialisierung ist œ (z. B. in schön) meistens mit ê zusammengefallen.
- Das mittelhochdeutsche â z. B. in Schaf und fragen ist oft gehoben, so dass der resultierende Langvokal von [ ] über [ ] bis [ ] reichen kann. Im ostfränkisch-nordbairischen Übergangsstreifen und dem nördlichen Oberbayern findet man den fallenden Diphthong ou [ ], in Teilen Unterfrankens und Mittelfrankens dagegen den steigenden Diphthong oa [ ]. In vielen Dialekten sind dadurch ursprüngliches ô und â zusammengefallen.
- Die mittelhochdeutschen Monophthonge î [ ], û [ ] und iu [ ] wurden wie im Standarddeutschen überall diphthongiert.
Folgende Tabelle zeigt die unterschiedliche Entwicklung der Vokale und Diphthonge am Beispiel von sechs ostfränkischen Dialekten:
Mittelhochdeutsch | Standarddeutsch | Schweinfurt | Würzburg | Rothenburg o. T. | Bayreuth | Coburg | Nürnberg |
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köpf [œ] | Köpfe [œ] | Köpf [œ] | Köpf [œ] | Kepf [ɛ]a | Kepf [ɛ]a | Köpf [œ] | Kepf [e]a |
hiuser [ | ]Häuser [ | ]Hoiser [ | ]Hoiser [ | ]Haiser [ | ]aHaiser [ | ]aHoiser [ | ]Haiser [ | ]a
kuo [ | ]Kuh [ | ]bKuu [ | ]bKua [ | ]Kua [ | ]Kuu [ | ]bKuu [ | ]bKou [ | ]c
lieb [ | ]lieb [ | ]bliib [ | ]bliib [ | ]bliab [ | ]liib [ | ]bliib [ | ]bläib [ | ]c
müede [ | ]müde [ | ]bmüüd [ | ]bmüad [ | ]miad [ | ]amiid [ | ]a,bmüüd [ | ]bmäid [ | ]a,c
stein [ | ]Stein [ | ]Stee(n) [ | ]dStee(n) [ | ]dStaa(n) [ | ]dStaa(n) [ | ]dStää [ | ]dStaa(n) [ | ]d
boum [ | ]Baum [ | ]Bääm [ | ]dBääm [ | ]dBaam [ | ]dBaam [ | ]dBaam [ | ]dBaam [ | ]d
strō [ | ]Stroh [ | ]Stroo [ | ]Stroa [ | ]eStroa [ | ]eStruu [ | ]fStrue [ | ]e,fStrou [ | ]g
snē [ | ]Schnee [ | ]Schnee [ | ]Schnea [ | ]eSchnea [ | ]eSchnii [ | ]fSchnia [ | ]e,fSchnäi [ | ]g
schœn [ | ]schön [ | ]schüan [ | ]eschö(n) [ | ]schean [ | ]a,escheen [ | ]aschö(n) [ | ]schäi(n) [ | ]a,g
schāf [ | ]Schaf [ | ]Schòf [ | ]Schòf [ | ]Schòf [ | ]Schof [ | ]Schouf [ | ]gSchouf [ | ]g
Vokalismus-Phänomene: a Entlabialisierung, b Monophthongierung der steigenden Diphthonge, c gestürzte Diphthonge, d Monophthongierung der fallenden Diphthonge, e Diphthongierung zu steigendem Diphthong, f Hebung von [ | ] und [ ], g Diphthongierung zu fallendem Diphthong
Morphosyntax
Das Ostfränkische unterscheidet sich vom Standarddeutschen nicht nur in Phonologie und Wortschatz, sondern auch durch diverse morphosyntaktische Besonderheiten. Zahlreiche Merkmale teilt es mit den anderen oberdeutschen Sprachen:
- Tempus: Das synthetische Präteritum wird in der Regel durch das analytische Perfekt ersetzt. Ich aß → Ich hab gegessen. Eine Ausnahme ist jedoch das Hilfsverb sein, welches auch im Präteritum verwendet werden kann z. B. ich war. Diese sprachliche Besonderheit ist keineswegs nur auf die Mundartsprecher beschränkt. Vielmehr ist es so, dass man dem Präteritum auch in der Schriftsprache nach Möglichkeit ausweicht, weil es in der Mundart ungebräuchlich ist. Es ist zu beachten, dass bei den Verben stehen, sitzen und liegen im Perfekt als Hilfsverb sein (statt haben) verwendet wird.
- Kasus: Der Genitiv ist verschwunden. Besitzanzeige bei Personen wird durch eine aus allen deutschen Dialektgebieten vertraute Kombination von Dativ und Pronomen ersetzt: Evas Schwester → der Eva ihr(e) Schwester. Sonst wird der Genitiv durch die analytische Form von + Dativ ersetzt. Auch nach Präpositionen, die in der deutschen Hochsprache den Genitiv nach sich ziehen, wird der Dativ verwendet: meinetwegen → wegen mir.
- Relativpronomen: Der Gebrauch des Wortes „wo“ als Relativpartikel ist hier obligatorisch. Die hochdeutschen Relativpronomen der, die, das ersetzen wo nicht, sondern sind fakultative Ergänzungen: Die Frau, (die) wo ich kenn, … Der Film, wo du mir gestern erzählt hast, dass …
- Partizip Perfekt: Die Vorsilbe ge- wird zu g- synkopiert, so dass gesagt zu gsagt (bzw. gsachd) wird. Vor Plosiven wird die Vorsilbe komplett reduziert z. B. gekommen → kommen.
- Diminutiv: Das ostfränkisch Diminutivsuffix leitet sich nicht von -chen ab (wie beispielsweise im benachbarten Rheinfränkischen), sondern von -lein z. B. Hündle oder Hündla. In manchen Dialekten gibt es ein eigenes Suffix für den Plural z. B. -lich in der Rhön oder -li um Würzburg, Fürth und Ansbach.
Einige morphosyntaktische Merkmale können als Besonderheiten des Ostfränkischen betrachtet werden:
- Infinitiv I: Der fränkische Infinitiv endet in Unterfranken und im Hohenlohischen überwiegend auf -e (hoffe, mache), in Ober- und Mittelfranken auf -n (hoff’n, mach’n). Einige Dialekte des Ostfränkischen (Schweinfurt, Würzburg) kennen im Infinitiv Nullendung: schlafen → schlaf, kritisieren → kritisier. Dass der Wegfall des -en kein schlicht lautliches Phänomen ist, sondern als durchaus grammatikalisiert angesehen werden kann, zeigt sich darin, dass in der 1. und 3. Person Plural, Formen, die im Hochdeutschen homophon mit dem Infinitiv sind, die Endung -en erhalten bleibt: wir müssen schlafen → mir müsse schlaf oder mir müssn schlaf.
- Infinitiv II : Das westliche und zentrale Ostfränkische kennt wie die benachbarten osthessischen und thüringischen Dialekte zwei verschiedene Infinitive. Nach der Infinitivpartikel „zu“ sowie nach Hilfsverben wie „werden“, „bleiben“, „lassen“ sowie einer Reihe von Verben, die einen Ruhezustand bezeichnen, wie „liegen“, „stehen“, „sitzen“, „hängen“, „stecken“ geht der Infinitiv auf -e oder -n aus und ist damit formal vom frei verwendeten Infinitiv mit Nullendung geschieden. Historisch gesehen, setzt dieser Infinitiv II nach „zu“ das alt- und mittelhochdeutsche Gerundium und in den übrigen Fällen das Partizip Präsens fort.
- Partizip Perfekt: Die Beugungsendungen werden in manchen Regionen reduziert: gegessen wird zu gegess oder gessn. In einigen Fällen kennt das Partizip Perfekt eine andere Form als im Standarddeutschen, etwa statt gewusst heißt es gwisst, statt gedacht denkt, statt gewesen oft gweesd.
- Typisch für ostfränkische Dialekte ist auch die Dativ-Rektion vieler Präpositionen, die in der deutschen Hochsprache den Akkusativ nach sich ziehen: Ohne mich → ohne mir, für dich → für dir, gegen dich → gegen dir, auf dich kommt es an → auf dir kommt es an usw.
Untergliederung des Ostfränkischen
Die ostfränkische Dialektgruppe wird in die drei Hauptgruppen unterostfränkisches, oberostfränkisches und südostfränkisches Dialektgebiet geteilt. Das unterostfränkische Dialektgebiet schließt den Coburger Raum, die grabfeldische Mundart, das so genannte Unterfränkische im Würzburger Raum sowie alle ostfränkischen Dialekte nordwestlich davon ein. Die meisten Gebiete Oberfrankens und Mittelfrankens werden dabei zum oberostfränkischen Sprachraum gerechnet. Das südostfränkische Gebiet umfasst vor allem Teile des nordöstlichen Baden-Württemberg und angrenzende Gebiete Bayerns, vor allem im westlichen Mittelfranken.
Auf der rechts stehenden Karte sieht man das Ostfränkische mit seinen Unterdialekten sowie angrenzende Dialekte:
- Frängisch = Ostfränkisch (wörtlich Fränkisch)
- Unterostfränkisch
- Südostfränkisch
- Oberostfränkisch
- Unterostfränkisch
- (gestreift) Vogtländisch (wird oft dem Oberostfränkischen zugeordnet) (Bayern: Töpen, Joditz; Sachsen: Plauen, Klingenthal)
- Angrenzende Dialekte, die nicht zum Ostfränkischen gehören:
Das Handwörterbuch von Bayerisch-Franken unterteilt einzelne dieser Dialektgebiete feiner. So werden im Oberfränkischen, im Bambergischen und im Ansbachischen jeweils verschiedene Dialekträume unterschieden.
Das (Ausgabe 1999/2000, Seite 431) führt unter dem Ostfränkischen 14 Dialekte auf, darunter zusätzlich zu denen in obiger Karte vor-vogtländisch, vor-erzgebirgisch, erzgebirgisch-W. [West = West-] und erzgebirgisch-E. [East = Ost-].
Wissenschaftliche Aufarbeitung
Wörterbücher, Sprachatlanten
Der Wortschatz der ostfränkischen Dialekte wird im Fränkischen Wörterbuch erfasst und beschrieben. Der Sprachatlas von Unterfranken, der Sprachatlas von Mittelfranken und der erfassen die Sprachgeographie der ostfränkischen Dialekte in Bayern. Die ostfränkischen Dialekte auf dem Gebiet des Freistaats Thüringen wurden von der Arbeitsstelle Thüringisches Wörterbuch bzw. werden von deren Nachfolgeeinrichtung der Arbeitsstelle Thüringische Dialektforschung in Jena wissenschaftlich erforscht.
Unterfränkische Dialektforschung und Kulturarbeit
Das Unterfränkische Dialektinstitut (UDI) erforscht, leistet Kulturarbeit und verbreitet seine Kenntnisse durch Jugend-, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit.
Trivia
Ostfränkisch kann auch in einigen Programmen als Betriebssprache eingestellt werden. Ein Beispiel ist Greenshot.
Siehe auch
- Franken (Region), Dialekte in Bayern
- Fränkische Dialektliteratur
Literatur
- Rüdiger Harnisch: Ostfränkisch. In: Joachim Herrgen, Jürgen Erich Schmidt: Sprache und Raum. Ein internationales Handbuch der Sprachvariation. Band 4: Deutsch (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft. Band 30.4). De Gruyter Mouton, Berlin/Boston 2019, ISBN 978-3-11-018003-9, S. 363–406.
- Alfred Klepsch, Eberhard Wagner: Handwörterbuch von Bayerisch-Franken. 3. Auflage. Fränkischer Tag, Bamberg 2008, ISBN 978-3-936897-52-4.
- Anthony R. Rowley: East Franconian. In: Charles V. J. Russ (Hrsg.): The Dialects of Modern German. A Linguistic Survey. Routledge, London 1990, ISBN 0-415-00308-3, S. 394–416.
- Jens Sobisch: Fränkisch – Das Deutsch der Franken. 4. Auflage. Reise Know-How Verlag Rump, Bielefeld 2010, ISBN 978-3-89416-474-4. auch als Audio-CD.
Weblinks
- Alfred Klepsch: Fränkische Dialekte. In: Historisches Lexikon Bayerns. 19. Oktober 2009 .
- Markus Mähner: Allmächd! Geschichte des fränkischen Dialekts. (mp3-Audio; 19,6 MB; 21:15 Minuten) In: Bayern-2-Sendung „radioWissen“. 25. Mai 2022 .
- Projekt „Fränkisches Wörterbuch“ – Bayerische Akademie der Wissenschaften
- Almut König: Fränkisches Wörterbuch – Blog des Fränkischen Wörterbuchs
Einzelnachweise
- Peter Ernst: Deutsche Sprachgeschichte. 3. Aufl., Wien, 2021, S. 76: „Das Ostfränkische wird im Ahd. zum Mitteldeutschen gerechnet, im Mhd. zum Oberdeutschen.“
- Heinz Mettke: Mittelhochdeutsche Grammatik. 8. Aufl., Tübingen, 2000, S. 20: „Zum Oberdeutschen gehören das Bairische, das Alemannische und das Ostfränkische. […] Das Ostfränkische wird auf Grund der Verschiebung von /p/ > /pf/ im Mhd. zum Oberdeutschen gerechnet, im Ahd. dagegen zum Mitteldeutschen.“
- Helmut de Boor, Roswitha Wiesniewski: Mittelhochdeutsche Grammatik. 9. Aufl., Berlin u. New York, 1984, S. 19: „Die wichtigsten Mundarten des Mittelhochdeutschen sind: […] Westmitteldeutsch
Mittelfränkisch (Ripuarisch und Moselfränkisch)
Oberfränkisch (Rheinfränkisch u. Ostfränkisch)1)“, mit der Anmerkung: „1) Das Ostfränkische wird auf Grund des Konsonantenstandes (vgl. §§ [..]) auch häufig zum Oberdeutschen gerechnet.“ - Gabriele Graefen, Martina Liedke-Göbel: Germanistische Sprachwissenschaft: Deutsch als Erst-, Zweit- oder Fremdsprache. 3. Aufl., 2020, S. 31: „Die Gruppe der westoberdeutschen Dialekte umfasst verschiedene Dialekte des Alemannischen, die außer in Deutschland auch in der Schweiz gesprochen werden, u. a. Elsässisch und Schwäbisch, sowie das Süd- und Ostfränkische.“
- Markus Steinbach, Ruth Albert, Heiko Girnth, Annette Hohenberger, Bettina Kümmerling-Meibauer, Jörg Meibauer, Monika Rothweiler, Monika Schwarz-Friesel: Schnittstellen der germanistischen Linguistik. Metzler, Stuttgart/Weimar 2007, S. 197.
- Peter von Polenz: Geschichte der deutschen Sprache. 11. Aufl., überarbeitet von Norbert Richard Wolf. De Gruyter, Berlin/Boston 2020, S. 50.
- Ingo Reich, Augustin Speyer: Deutsche Sprachwissenschaft: Eine Einführung. Reclam, Ditzingen 2020, Kapitel 13.3 Ausprägungsebenen diatopischer Variation: „Auf der Karte […] werden grob einige Dialekträume unterschieden: der ostoberdeutsche, der das Bairische und, im Norden, das Ostfränkische beinhaltet, […].“
- SIL International: Mainfränkisch [vmf]
- Martin Droschke: Fränggisch für Exberdn. In: Franken 2024. Franken-Wissen für das ganze Jahr. Emons Verlag, Köln 2023, ISBN 978-3-7408-1797-8, Blatt 18. Dezember.
- Henneberg-Itzgrund-Franken e. V., Kulturelles ( vom 5. Dezember 2015 im Internet Archive)
- Hubert Klausmann: Schwäbisch, 2014, S. 63–77.
- Fränkisches Wörterbuch, Veröffentlichungen: Die Siedlungsgeschichte aus sprachwissenschaftlicher Sicht. Die sprachgeographische Perspektive. ( vom 8. Dezember 2014 im Internet Archive)
- Magisterarbeit zum Relativsatz im Fränkischen ( vom 27. Februar 2009 im Internet Archive)
- Sprachatlas von Unterfranken, Band III, S. 388–399.
- Alfred Klepsch, Eberhard Wagner: Handwörterbuch von Bayerisch-Franken. Hrsg. von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Verlag Fränkischer Tag, Bamberg 2007, ISBN 978-3-936897-52-4, S. 609 ff.
- Unterfränkisches Dialektinstitut am Institut für deutsche Philologie der Universität Würzburg
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Ostfrankisch ist eine sudostliche Dialektgruppe im Ubergangsbereich zwischen dem mitteldeutschen und oberdeutschen Sprachraum wobei es in der Regel letzterer Gruppe zugerechnet wird Das ostfrankische Sprachgebiet erstreckt sich von den Regionen frankisches Bauland Hohenlohe und Tauberfranken im nordostlichen Baden Wurttemberg uber die bayerischen Regierungsbezirke Mittel Unter und Oberfranken nach Sudthuringen bis in den Ubergangsbereich des sachsischen Vogtlands In Hessen geht das in der Rhon gesprochene Osthessische ins Ostfrankische uber Vor der Vertreibung der Deutschbohmen nach dem Zweiten Weltkrieg reichte das ostfrankische Dialektgebiet bis in die heutige Tschechische Republik Die ostfrankischen Dialekte lagen im althochdeutschen Zeitalter im frankischen Sprachgebiet Im Alltag werden die ostfrankischen Dialekte auch nur in Bayern schlicht Frankisch regional etwa Franggisch genannt OstfrankischGesprochen in Bayern Bayern Unterfranken Mittelfranken Oberfranken westliche Oberpfalz Baden Wurttemberg Baden Wurttemberg frankisches Bauland Hohenlohe Tauberfranken Thuringen Thuringen sudlich des Rennsteigs Sachsen Sachsen Vogtland Hessen Hessen Osthessen Linguistische Klassifikation Indogermanisch GermanischWestgermanischHochdeutschOberdeutsch in althochdeutscher Zeit auch Mitteldeutsch Westoberdeutsch oder Nordoberdeutsch oder Ostoberdeutsch dd dd Ostfrankisch dd dd SprachcodesISO 639 3 vmfAbgrenzungDas Ostfrankische hat einen Ubergangscharakter zwischen Mitteldeutsch und Oberdeutsch und wird durch verschiedene Isoglossen von den benachbarten Sprachen abgegrenzt Vom Rheinfrankischen bzw Hessischen durch die Germersheimer Linie und die Speyerer Linie Im Ostfrankischen ist p durchgangig ausser nach s zu pf verschoben so dass es im Rheinfrankischen Pund Appel heisst im Ostfrankischen dagegen Pfund Apfel Diese Linie verlauft im Spessart durch den Regierungsbezirk Unterfranken und trennt den Aschaffenburger Raum sprachlich vom Rest des Regierungsbezirks Im Volksmund wird diese markante Sprachgrenze Appelaquator genannt Als Grenze zum Thuringisch Obersachsischen wird entweder ebenfalls die Speyerer Linie oder ein Isoglossenbundel herangezogen Weitere Unterschiede zum Thuringisch Obersachsischen sind die n Apokope und die Schwa Apokope In der Rhon findet man mit dem Rhoner Platt eine gemischte Gruppe von Dialekten zwischen Hessisch Thuringisch und Ostfrankisch In Thuringen bildet der Rennsteig eine klare Sprachgrenze In Sachsen bildet das Sudostvogtlandische einen Ubergangsdialekt zum nah verwandten Erzgebirgischen Vom Bairischen wird Ostfrankisch durch das Personalpronomen 2 Person Plural abgegrenzt Ostfrankisch lautet dieses im Nominativ ihr und im Akkusativ und Dativ euch aich im Bairischen dagegen ees seltener ads deeds diats und enk Ein weiterer Unterschied ist die Monophthongierung des mittelhochdeutschen Diphthongs ei breit heisst im Ostfrankischen braad oder bread im Bairischen dagegen broat seltener broit Der Nurnberger Dialekt bildet eine Ubergangszone die bereits viele bairische Merkmale aufweist Vom Schwabischen durch eine der Einheitsplurallinien Im Schwabischen werden Verben im Plural immer gleich konjugiert mir mahet ihr mahet sie mahet wahrend es im Ostfrankischen mir mahn ihr maht sie mahn heisst Auch der mittelhochdeutsche Diphthong ei hat sich unterschiedlich entwickelt im Schwabischen findet man wie im Bairischen broat oder broit Ein drittes Merkmal zur Abgrenzung ist die Aussprache des intervokalischen g z B in Schwager Im Schwabischen bleibt es ein Plosiv g wahrend es im Ostfrankischen zu Frikativen wie c x oder ɣ spirantisiert wird Zwischen Ellwangen und Crailsheim verlauft die Grenze sehr scharf sudlich von Dinkelsbuhl findet sich dagegen ein Ubergangsgebiet welches dazu noch ins Bairische ubergeht Die Grenze zum Sudfrankischen ist fliessend und am unklarsten definiert In der Literatur wird oft die fest fescht Linie angegeben Sudfrankisch fescht gegenuber Ostfrankisch fest Nach dieser Definition mussten das sonst dem Ostfrankischen zugeordnete Hohenlohische und andere Gebiete im Ansbacher Raum allerdings zum Sudfrankischen gezahlt werden PhonologieKonsonanten Das Konsonantensystem des Ostfrankischen ahnelt dem des Standarddeutschen z B wurde die Zweite Lautverschiebung fast komplett durchgefuhrt so dass man in allen ostfrankischen Dialekten den Laut pf verwendet Dabei gibt es jedoch einige markante Besonderheiten Die binnendeutsche Konsonantenschwachung von stimmlosen harten aspirierten Konsonanten wurde im Ostfrankischen fast vollstandig durchgefuhrt so dass t in der Wahrnehmung standarddeutscher Sprecher zu d wird k zu g und p zu b Das heisst jedoch nicht dass ursprungliche Fortis und Lenis in allen Fallen zusammengefallen sind In vielen Dialekten werden g und b zwischen Vokalen spirantisiert so dass Vogel als Vochel ˈfoːxl und Gabel als Gawel ˈɡaːbl ausgesprochen werden Fur g betrifft das auch den Auslaut so dass Berg als Berch bɛrc bɛɐc ausgesprochen wird Analog gibt es haufig fur intervokalisches d den Rhotazismus zu ɾ Stimmhafter alveolarer Tap so dass Bruder als Brurer ˈbruːɾɐ ausgesprochen wird Ein ahnliches Phanomen findet man in vielen englischen Dialekten besonders in Nordamerika Eines der auffalligsten Merkmale ist das alveolare r r Vorderzungen R stimmhafter alveolarer Vibrant welches Sprecher des Ostfrankischen oft auch im Standarddeutschen verwenden Daneben kann aber auch in freier Variation das uvulare r ʁ ʀ Hinterzungen R verwendet werden Im Silbenauslaut wird das r zu ɐ vokalisiert z B Bier biːɐ Nach kurzen Vorderzungenvokalen kann es zu einem kompletten Schwund mit einer Zentralisierung des Vokals kommen was z B zur Aussprache von Nurnberg als Namberch ˈnɘmbɛrc fuhrt Der Konsonant ch kann am Wortende komplett getilgt werden so wird z B endlich zu endli ˈɛndlɪ wird Auch die Aussprache des Personalpronomens ich als i ɪ kann als Resultat dieser Tilgung interpretiert werden Vokale Der Vokalstand ist im Ostfrankischen uberwiegend mitteldeutsch es gibt jedoch kaum ein Merkmal wo ostfrankische Dialekte so stark divergieren wie in ihrem Vokalsystem Je nach Region weisen Ostfrankische Dialekte eine Vielzahl unterschiedlicher Phanomene auf die man oft auch in benachbarten Dialekten findet Die mittelhochdeutschen zentrierenden Diphthonge ie ie uo ue und ue ye wurden im Norden Mittelfrankens dem Westen Oberfrankens und dem Norden Unterfrankens wie im Standarddeutschen monophthongiert Im Suden Unterfrankens und im Westen Mittelfrankens wurden die alten Diphthonge dagegen wie im Alemannischen Schwabischen und Bairischen beibehalten Im ostfrankisch nordbairischen Ubergangsgebiet in Mittel und Oberfranken wurden sie wie im Nordbairischen zu fallenden Diphthongen gesturzt Eine weitere Sprachgrenze innerhalb des Ostfrankischen ist die Durchfuhrung der Entlabialisierung auch Entrundung In Unterfranken und dem westlichen Oberfranken wurden o u und eu au beibehalten wahrend sie in Mittelfranken und dem ostlichen Oberfranken wie in fast allen hochdeutschen Mundarten zu e i und ei ai entrundet wurden Dadurch gibt es aufgrund der unabhangigen Verteilung der Monophthongierung fur den mittelhochdeutschen Diphthong ue ye im Ostfrankischen funf verschiedene Realisierungen Ein typisch mitteldeutsches Merkmal fast aller ostfrankischen Dialekte ist die Monophthongierung der mittelhochdeutschen Vokale ei ɛi ou ɔu und ou œy Die genaue Vokalqualitat von ei z B in breit wird hierbei nicht nur zur ausseren Abgrenzung sondern auch zur Untergliederung in Oberostfrankisch aː und Unterostfrankisch eː oder ɛː verwendet Lediglich in der Rhon und um Dinkelsbuhl findet man teilweise die Diphthonge oa oɐ oder oi ɔɪ Das ursprungliche mittelhochdeutsche o z B in Stroh und tot und e z B in Schnee haben jeweils eine parallele Entwicklung vollzogen Im zentralen Sprachgebiet sind sie Monophthong geblieben oː bzw eː In Teilen Oberfrankens wurden sie zu uu uː bzw ii iː gehoben Um Wurzburg und um Ansbach findet man dagegen den steigenden Diphthong oa oɐ bzw ea ɛɐ Um Sonneberg und Lichtenfels wurden die Vokale diphthongiert und gehoben so dass ue ue bzw ia ie resultieren Im ostfrankisch nordbairischen Ubergangsgebiet findet man analog zu den gesturzten Diphthongen ou ɔu bzw ai ɛɪ In Gebieten mit Entlabialisierung ist œ z B in schon meistens mit e zusammengefallen Das mittelhochdeutsche a z B in Schaf und fragen ist oft gehoben so dass der resultierende Langvokal von ɒː uber ɔː bis oː reichen kann Im ostfrankisch nordbairischen Ubergangsstreifen und dem nordlichen Oberbayern findet man den fallenden Diphthong ou ɔu in Teilen Unterfrankens und Mittelfrankens dagegen den steigenden Diphthong oa oɐ In vielen Dialekten sind dadurch ursprungliches o und a zusammengefallen Die mittelhochdeutschen Monophthonge i iː u uː und iu yː wurden wie im Standarddeutschen uberall diphthongiert Folgende Tabelle zeigt die unterschiedliche Entwicklung der Vokale und Diphthonge am Beispiel von sechs ostfrankischen Dialekten Mittelhochdeutsch Standarddeutsch Schweinfurt Wurzburg Rothenburg o T Bayreuth Coburg Nurnbergkopf œ Kopfe œ Kopf œ Kopf œ Kepf ɛ a Kepf ɛ a Kopf œ Kepf e ahiuser yː Hauser ɔɪ Hoiser ɔɪ Hoiser ɔɪ Haiser aɪ a Haiser aɪ a Hoiser ɔɪ Haiser aɪ akuo ue Kuh uː b Kuu uː b Kua ue Kua ue Kuu uː b Kuu uː b Kou ou clieb ie lieb iː b liib iː b liib i b liab ie liib iː b liib i b laib ɛi cmuede ye mude yː b muud yː b muad ye miad ie a miid iː a b muud yː b maid ɛi a cstein ɛi Stein aɪ Stee n eː d Stee n eː d Staa n aː d Staa n aː d Staa aː d Staa n aː dboum ɔu Baum aʊ Baam ɛː d Baam ɛː d Baam aː d Baam aː d Baam aː d Baam aː dstrō oː Stroh oː Stroo oː Stroa oa e Stroa oa e Struu uː f Strue ue e f Strou ɔu gsne eː Schnee eː Schnee eː Schnea ɛa e Schnea ɛa e Schnii iː f Schnia ie e f Schnai ɛɪ gschœn oː schon oː schuan ye e scho n oː schean ee a e scheen eː a scho n oː schai n ɛɪ a gschaf aː Schaf aː Schof ɔː Schof ɔː Schof ɔː Schof oː Schouf ɔu g Schouf ɔu gVokalismus Phanomene a Entlabialisierung b Monophthongierung der steigenden Diphthonge c gesturzte Diphthonge d Monophthongierung der fallenden Diphthonge e Diphthongierung zu steigendem Diphthong f Hebung von eː und oː g Diphthongierung zu fallendem DiphthongMorphosyntaxDas Ostfrankische unterscheidet sich vom Standarddeutschen nicht nur in Phonologie und Wortschatz sondern auch durch diverse morphosyntaktische Besonderheiten Zahlreiche Merkmale teilt es mit den anderen oberdeutschen Sprachen Tempus Das synthetische Prateritum wird in der Regel durch das analytische Perfekt ersetzt Ich ass Ich hab gegessen Eine Ausnahme ist jedoch das Hilfsverb sein welches auch im Prateritum verwendet werden kann z B ich war Diese sprachliche Besonderheit ist keineswegs nur auf die Mundartsprecher beschrankt Vielmehr ist es so dass man dem Prateritum auch in der Schriftsprache nach Moglichkeit ausweicht weil es in der Mundart ungebrauchlich ist Es ist zu beachten dass bei den Verben stehen sitzen und liegen im Perfekt als Hilfsverb sein statt haben verwendet wird Kasus Der Genitiv ist verschwunden Besitzanzeige bei Personen wird durch eine aus allen deutschen Dialektgebieten vertraute Kombination von Dativ und Pronomen ersetzt Evas Schwester der Eva ihr e Schwester Sonst wird der Genitiv durch die analytische Form von Dativ ersetzt Auch nach Prapositionen die in der deutschen Hochsprache den Genitiv nach sich ziehen wird der Dativ verwendet meinetwegen wegen mir Relativpronomen Der Gebrauch des Wortes wo als Relativpartikel ist hier obligatorisch Die hochdeutschen Relativpronomen der die das ersetzen wo nicht sondern sind fakultative Erganzungen Die Frau die wo ich kenn Der Film wo du mir gestern erzahlt hast dass Partizip Perfekt Die Vorsilbe ge wird zu g synkopiert so dass gesagt zu gsagt bzw gsachd wird Vor Plosiven wird die Vorsilbe komplett reduziert z B gekommen kommen Diminutiv Das ostfrankisch Diminutivsuffix leitet sich nicht von chen ab wie beispielsweise im benachbarten Rheinfrankischen sondern von lein z B Hundle oder Hundla In manchen Dialekten gibt es ein eigenes Suffix fur den Plural z B lich in der Rhon oder li um Wurzburg Furth und Ansbach Einige morphosyntaktische Merkmale konnen als Besonderheiten des Ostfrankischen betrachtet werden Infinitiv I Der frankische Infinitiv endet in Unterfranken und im Hohenlohischen uberwiegend auf e hoffe mache in Ober und Mittelfranken auf n hoff n mach n Einige Dialekte des Ostfrankischen Schweinfurt Wurzburg kennen im Infinitiv Nullendung schlafen schlaf kritisieren kritisier Dass der Wegfall des en kein schlicht lautliches Phanomen ist sondern als durchaus grammatikalisiert angesehen werden kann zeigt sich darin dass in der 1 und 3 Person Plural Formen die im Hochdeutschen homophon mit dem Infinitiv sind die Endung en erhalten bleibt wir mussen schlafen mir musse schlaf oder mir mussn schlaf Infinitiv II Das westliche und zentrale Ostfrankische kennt wie die benachbarten osthessischen und thuringischen Dialekte zwei verschiedene Infinitive Nach der Infinitivpartikel zu sowie nach Hilfsverben wie werden bleiben lassen sowie einer Reihe von Verben die einen Ruhezustand bezeichnen wie liegen stehen sitzen hangen stecken geht der Infinitiv auf e oder n aus und ist damit formal vom frei verwendeten Infinitiv mit Nullendung geschieden Historisch gesehen setzt dieser Infinitiv II nach zu das alt und mittelhochdeutsche Gerundium und in den ubrigen Fallen das Partizip Prasens fort Partizip Perfekt Die Beugungsendungen werden in manchen Regionen reduziert gegessen wird zu gegess oder gessn In einigen Fallen kennt das Partizip Perfekt eine andere Form als im Standarddeutschen etwa statt gewusst heisst es gwisst statt gedacht denkt statt gewesen oft gweesd Typisch fur ostfrankische Dialekte ist auch die Dativ Rektion vieler Prapositionen die in der deutschen Hochsprache den Akkusativ nach sich ziehen Ohne mich ohne mir fur dich fur dir gegen dich gegen dir auf dich kommt es an auf dir kommt es an usw Der ostfrankische SprachraumUntergliederung des OstfrankischenDie ostfrankische Dialektgruppe wird in die drei Hauptgruppen unterostfrankisches oberostfrankisches und sudostfrankisches Dialektgebiet geteilt Das unterostfrankische Dialektgebiet schliesst den Coburger Raum die grabfeldische Mundart das so genannte Unterfrankische im Wurzburger Raum sowie alle ostfrankischen Dialekte nordwestlich davon ein Die meisten Gebiete Oberfrankens und Mittelfrankens werden dabei zum oberostfrankischen Sprachraum gerechnet Das sudostfrankische Gebiet umfasst vor allem Teile des nordostlichen Baden Wurttemberg und angrenzende Gebiete Bayerns vor allem im westlichen Mittelfranken Auf der rechts stehenden Karte sieht man das Ostfrankische mit seinen Unterdialekten sowie angrenzende Dialekte Frankisch beschriftete Karte der einzelnen UnterdialekteFrangisch Ostfrankisch wortlich Frankisch Unterostfrankisch Sudostfrankisch Oberostfrankisch gestreift Vogtlandisch wird oft dem Oberostfrankischen zugeordnet Bayern Topen Joditz Sachsen Plauen Klingenthal Angrenzende Dialekte die nicht zum Ostfrankischen gehoren Das Handworterbuch von Bayerisch Franken unterteilt einzelne dieser Dialektgebiete feiner So werden im Oberfrankischen im Bambergischen und im Ansbachischen jeweils verschiedene Dialektraume unterschieden Das Ausgabe 1999 2000 Seite 431 fuhrt unter dem Ostfrankischen 14 Dialekte auf darunter zusatzlich zu denen in obiger Karte vor vogtlandisch vor erzgebirgisch erzgebirgisch W West West und erzgebirgisch E East Ost Wissenschaftliche AufarbeitungWorterbucher Sprachatlanten Der Wortschatz der ostfrankischen Dialekte wird im Frankischen Worterbuch erfasst und beschrieben Der Sprachatlas von Unterfranken der Sprachatlas von Mittelfranken und der erfassen die Sprachgeographie der ostfrankischen Dialekte in Bayern Die ostfrankischen Dialekte auf dem Gebiet des Freistaats Thuringen wurden von der Arbeitsstelle Thuringisches Worterbuch bzw werden von deren Nachfolgeeinrichtung der Arbeitsstelle Thuringische Dialektforschung in Jena wissenschaftlich erforscht Unterfrankische Dialektforschung und Kulturarbeit Das Unterfrankische Dialektinstitut UDI erforscht leistet Kulturarbeit und verbreitet seine Kenntnisse durch Jugend Bildungs und Offentlichkeitsarbeit TriviaInfo Fenster in ostfrankischer Sprache Ostfrankisch kann auch in einigen Programmen als Betriebssprache eingestellt werden Ein Beispiel ist Greenshot Siehe auchFranken Region Dialekte in Bayern Frankische DialektliteraturLiteraturRudiger Harnisch Ostfrankisch In Joachim Herrgen Jurgen Erich Schmidt Sprache und Raum Ein internationales Handbuch der Sprachvariation Band 4 Deutsch Handbucher zur Sprach und Kommunikationswissenschaft Band 30 4 De Gruyter Mouton Berlin Boston 2019 ISBN 978 3 11 018003 9 S 363 406 Alfred Klepsch Eberhard Wagner Handworterbuch von Bayerisch Franken 3 Auflage Frankischer Tag Bamberg 2008 ISBN 978 3 936897 52 4 Anthony R Rowley East Franconian In Charles V J Russ Hrsg The Dialects of Modern German A Linguistic Survey Routledge London 1990 ISBN 0 415 00308 3 S 394 416 Jens Sobisch Frankisch Das Deutsch der Franken 4 Auflage Reise Know How Verlag Rump Bielefeld 2010 ISBN 978 3 89416 474 4 auch als Audio CD WeblinksTest Wikipedia auf Ostfrankisch Alfred Klepsch Frankische Dialekte In Historisches Lexikon Bayerns 19 Oktober 2009 abgerufen am 3 Juni 2022 Markus Mahner Allmachd Geschichte des frankischen Dialekts mp3 Audio 19 6 MB 21 15 Minuten In Bayern 2 Sendung radioWissen 25 Mai 2022 abgerufen am 3 Juni 2022 Projekt Frankisches Worterbuch Bayerische Akademie der Wissenschaften Almut Konig Frankisches Worterbuch Blog des Frankischen WorterbuchsEinzelnachweisePeter Ernst Deutsche Sprachgeschichte 3 Aufl Wien 2021 S 76 Das Ostfrankische wird im Ahd zum Mitteldeutschen gerechnet im Mhd zum Oberdeutschen Heinz Mettke Mittelhochdeutsche Grammatik 8 Aufl Tubingen 2000 S 20 Zum Oberdeutschen gehoren das Bairische das Alemannische und das Ostfrankische Das Ostfrankische wird auf Grund der Verschiebung von p gt pf im Mhd zum Oberdeutschen gerechnet im Ahd dagegen zum Mitteldeutschen Helmut de Boor Roswitha Wiesniewski Mittelhochdeutsche Grammatik 9 Aufl Berlin u New York 1984 S 19 Die wichtigsten Mundarten des Mittelhochdeutschen sind Westmitteldeutsch Mittelfrankisch Ripuarisch und Moselfrankisch Oberfrankisch Rheinfrankisch u Ostfrankisch 1 mit der Anmerkung 1 Das Ostfrankische wird auf Grund des Konsonantenstandes vgl auch haufig zum Oberdeutschen gerechnet Gabriele Graefen Martina Liedke Gobel Germanistische Sprachwissenschaft Deutsch als Erst Zweit oder Fremdsprache 3 Aufl 2020 S 31 Die Gruppe der westoberdeutschen Dialekte umfasst verschiedene Dialekte des Alemannischen die ausser in Deutschland auch in der Schweiz gesprochen werden u a Elsassisch und Schwabisch sowie das Sud und Ostfrankische Markus Steinbach Ruth Albert Heiko Girnth Annette Hohenberger Bettina Kummerling Meibauer Jorg Meibauer Monika Rothweiler Monika Schwarz Friesel Schnittstellen der germanistischen Linguistik Metzler Stuttgart Weimar 2007 S 197 Peter von Polenz Geschichte der deutschen Sprache 11 Aufl uberarbeitet von Norbert Richard Wolf De Gruyter Berlin Boston 2020 S 50 Ingo Reich Augustin Speyer Deutsche Sprachwissenschaft Eine Einfuhrung Reclam Ditzingen 2020 Kapitel 13 3 Auspragungsebenen diatopischer Variation Auf der Karte werden grob einige Dialektraume unterschieden der ostoberdeutsche der das Bairische und im Norden das Ostfrankische beinhaltet SIL International Mainfrankisch vmf Martin Droschke Franggisch fur Exberdn In Franken 2024 Franken Wissen fur das ganze Jahr Emons Verlag Koln 2023 ISBN 978 3 7408 1797 8 Blatt 18 Dezember Henneberg Itzgrund Franken e V Kulturelles Memento vom 5 Dezember 2015 im Internet Archive Hubert Klausmann Schwabisch 2014 S 63 77 Frankisches Worterbuch Veroffentlichungen Die Siedlungsgeschichte aus sprachwissenschaftlicher Sicht Die sprachgeographische Perspektive Memento vom 8 Dezember 2014 im Internet Archive Magisterarbeit zum Relativsatz im Frankischen Memento vom 27 Februar 2009 im Internet Archive Sprachatlas von Unterfranken Band III S 388 399 Alfred Klepsch Eberhard Wagner Handworterbuch von Bayerisch Franken Hrsg von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Verlag Frankischer Tag Bamberg 2007 ISBN 978 3 936897 52 4 S 609 ff Unterfrankisches Dialektinstitut am Institut fur deutsche Philologie der Universitat WurzburgNormdaten Sachbegriff GND 4075744 4 GND Explorer lobid OGND AKS