Das Stift Niedermünster unweit des Regensburger Doms ist wie das ebenfalls in der Zeit der Karolinger entstandene Stift
Stift Niedermünster

Das Stift Niedermünster unweit des Regensburger Doms ist wie das ebenfalls in der Zeit der Karolinger entstandene Stift Obermünster ein ehemaliges Kanonissenstift in Regensburg und war als Reichsabtei Niedermünster im Bayerischen Reichskreis vertreten.
Territorium im Heiligen Römischen Reich | |
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Reichsstift Niedermünster | |
Wappen | |
Wappen des Reichstiftes (links: Kupferstich von 1780, rechts: kolorierte Fassung) | |
Karte | |
Lage des Stifts in der Stadt Regensburg auf einem Stadtplan-Ausschnitt von 1700 (Niedermünster am linken Rand, westlich des Doms) | |
Lage im Reichskreis | |
(Karte des Bayerischen Reichskreises nach 1696; Regensburg an der Donau in der oberen Kartenmitte im größten rosa unterlegten Feld) | |
Alternativnamen | adeliges Damenstift; gefürstete Reichsabtei, Stift, Abtei |
Entstanden aus | bayerischem Eigenstift; mittelalterlicher Reichsabtei |
Herrschaftsform | Wahlmonarchie |
Herrscher/ Regierung | Reichsäbtissin; Fürstäbtissin |
Heutige Region/en | DE-BY |
Reichstag | Reichsfürstenrat: 1 Kuriatsstimme auf der Rheinischen Prälatenbank |
Reichsmatrikel | 2 Rösser, 18 Fußsoldaten, 90 Gulden (1521); 1 zu Ross, 3 zu Fuß oder 24 Gulden (1663); 1 zu Ross, 3 zu Fuß oder 24 Gulden, „ist 1683 den 7 May mit 14 fl. moderirt und gelassen worden, bey“ 10 Gulden (18. Jh.) |
Reichskreis | Bayerischer Reichskreis |
Kreistag | Kreisstandschaft: 4 zu Ross, 36 zu Fuß (1532) |
Hauptstädte/ Residenzen | Regensburg, Niedermünster |
Dynastien | Agilolfinger (Grablege) |
Konfession/ Religionen | römisch-katholisch |
Sprache/n | Deutsch, Lateinisch |
Aufgegangen in | Fürstentum Regensburg (1802/03); Königreich Bayern (1810) |
Siehe auch | Bistum Regensburg |
Lage
Das Stift Niedermünster liegt in der heutigen Regensburger Altstadt in der Niedermünstergasse 6, etwas nördlich vom Alten Kornmarkt, nahe dem Regensburger Dom und der ehemaligen Dompfarrkirche St. Ulrich. Nicht weit entfernt ist der ebenfalls in dieser Zeit entstandene sogenannte 28 m hohe Römerturm, der ebenfalls in der Zeit der Karolinger erbaut wurde und als Zufluchtsort bei Gefahr, oder als Schatzkammer, Münzstätte oder Archiv gedient haben könnte.
Geschichte
Vom Klosterstift zur Reichsabtei
Das Maria Himmelfahrt und dem St. hl. Erhard geweihte Stift wurde vom letzten baierischen Herzog aus dem Geschlecht der Agilolfinger. Tassilo III. vor seiner Abdankung im Jahr 788 gegründet und wurde 889 erstmals erwähnt.
Die Agilolfinger hatten am Ende des 6. Jahrhunderts das von den Römern verlassene Legionslager Castra Regina als Hauptstadt gewählt. Im nordöstlichen Bereich des Legionslagers, dem heutigen Areal des Alten Kornmarktes, fanden sich geeignete Gebäude, die man als Residenz ausbauen konnte und die von den mächtigen Mauern des ehemaligen Legionslagers geschützt und von Brunnen mit Wasser versorgt wurden. Nördlich anschließend an die Residenz wurden nach 700 n. Chr. zwei römische Profangebäude überbaut mit einer steinernen Herzogskirche als Saalkirche mit Rechteckchor. Diese Kirche war die erste Bischofskirche in Regensburg und entstand anlässlich der Grablege des heiligen Erhards in einer Grabstätte an der Nordwand, die bis heute in ihrer Lage unverändert blieb.
Zusätzlich entstanden Gebäude für ein Frauenstift, das sich zu einem der wichtigsten Frauenstifte des Heiligen Römischen Reichs entwickelte. Zur Zeit von Karl dem Großen entstand um 800 eine neue, wesentlich größere Kirche, die dem gegründeten Frauenstift als Stiftskirche dienen sollte. Auch diese Kirche war eine Saalkirche mit Rechteckchor und mit einem westlichen Vorbau in der Art einer Vorkirche. Unter Herzog Heinrich I von Bayern und seiner Ehefrau Judith entstand von 922 bis 955 die zweite Damenstiftskirche, deren Fertigstellung der Herzog aber nicht mehr erlebte. Herzog Heinrich wurde, wie später (985) auch seine Ehefrau Judith vor den Stufen des Hochaltars beigesetzt.
Nach dem Tod ihres Ehemannes führte Judith den Kirchenbau zum Ende. Die neue Kirche hatte die Ausmaße der heutigen Kirche und zeugte als dreischiffige Pfeilerbasilika mit Ostquerhaus und drei Apsiden von der engen Beziehung zwischen dem bayerischen Herzogtum und dem Damenstift. Dementsprechend machte Judith dem Damenstift reiche Zuwendungen, trat 973 selbst in das Stift ein und stand dem Stift bis zu ihrem Tode 987 als Äbtissin vor. Sie gilt damit als die eigentliche Gründerin des Stifts Niedermünster. Die Grabungsbefunde im Untergeschoss der Kirche lassen erkennen, dass alle vier Kirchbauten, einschließlich der heutigen Kirche in ihren Abmessungen und Gestaltungen zwar verschieden sind, dass jedoch die Fluchtlinie der Nordmauer beibehalten wurde, bedingt durch das in der Mauer verankerte und mit einem römischen Sarkophagdeckel bedeckte Grab des hl. Erhard, das durch Aufmauerung mit Bruchsteinen auf das erheblich angestiegene Bodenniveau angehoben wurde. Der antike Sarkophag des hl Erhard befindet sich weiterhin am ursprünglichen Standort, mehrere Meter tief unter dem Bodenniveau des Kirchenschiffs. Er wurde erst 1963 zusammen mit weiteren bayerischen Herzogsgräbern und mit den Fundamenten des römischen Legionslagers Castra Regina entdeckt und im Rahmen des document niedermünster zugänglich gemacht.
Das Stift wurde 1002 durch Heinrich II. als Reichsabtei Niedermünster zum Reichsstift erhoben. Im 11. Jahrhundert erlebte das Stift zudem eine kulturelle Blüte, die sich noch heute an zahlreichen erhaltenen Kunstwerken wie dem Giselakreuz und dem Uta-Codex ermessen lässt. Als Reichsabtei musste Niedermünster einen Beitrag zur Versorgung des Kaisers bei seiner Anwesenheit in Regensburg in Form eines servitium regis leisten. Dieses betrug bis 1073 die Ablieferung von 60 Schweinen. Aufgrund der Intervention der Äbtissin Gertrud reduzierte Kaiser Heinrich IV. diese als drückend empfundene Abgabe auf 40 Schweine; im weiteren Verlauf wurde diese Naturalabgabe in eine Geldzahlung von 10 Pfund Regensburger Pfennig umgewandelt und 1218 durch König Friedrich II. völlig erlassen.
Die Reichsunmittelbarkeit des Stifts wurde 1216 durch Friedrich II. bestätigt und die jeweilige Äbtissin hatte Sitz und Stimme auf der Prälatenbank des Reichstages. Die Entwicklung bis zur Säkularisation 1803 verlief ohne besondere Höhepunkte in ruhigen Bahnen. 1802 wurde das Klosterstift der Administration des Fürstentums Regensburg, regiert von Karl Theodor von Dalberg unterstellt und mit Auflösung des Fürstentums 1810 in das Königreich Bayern eingegliedert und säkularisiert. Nach 1821 diente das Stift als bischöfliche Residenz und als Ordinariat. Die Kirche wurde zur Dompfarrkirche.
Nach der Säkularisation
Ab 1820 wurde das Stift teilweise vermietet. 1821 bekam der Bischof Räume als Wohnung zugewiesen, auch das Ordinariat wurde in Räume des ehemaligen Stifts verlegt.
Äbtissinnen von Niedermünster
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Bauwerke
Profangebäude
Unter der Niedermünsterkirche befindet sich das document niedermünster, das in fotorealistischen, dreidimensionalen Rekonstruktionen den Originalbefund des römischen Regensburg mit dem Lager der Legio III Italica, den ersten sakral genutzten Bau aus römischem Steinmaterial, die Kirchenbauten der Karolingerzeit sowie der Ottonik, die Herzogsgräber und die Grabstelle des Heiligen Erhard im Vergleich mit dem realen Gang durch die Ausgrabungen zeigt.
Sakralgebäude
Die Niedermünsterkirche wurde 1152 nach dem Brand eines vermutlich bereits um 700 zu Zeiten von Herzog Theodo II. bestehenden Kirchengebäudes im romanischen Stil neu errichtet. Seit 1821 wird sie als Dompfarrkirche genutzt.
- Portalseite der Niedermünsterkirche
Literatur
- Anke Borgmeyer, Achim Hubel, Andreas Tillmann, Angelika Wellnhofer: Stadt Regensburg, Denkmäler in Bayern. Band III.37, Regensburg 1997, S. 406–416, ISBN 3-927529-92-3.
- Claudia Märtl: Die Damenstifte Obermünster, Niedermünster, St. Paul. In Peter Schmid (Hrsg.): Geschichte der Stadt Regensburg, Bd. 2, Friedrich Pustet, Regensburg 2000, S. 745–763, ISBN 3-7917-1682-4.
- Heinz Wolfgang Schlaich: Das Ende der Regensburger Reichsstifte St. Emmeram, Ober- und Niedermünster (VHVO 97) 1956, S. 163–376.
- Max Spindler (Hg.): Geschichte der Oberpfalz. Handbuch der Geschichte Bayerns. Bd. III/3, München 1995, S. 271–286.
Weblinks
- Literatur von und über Stift Niedermünster im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Stift Niedermünster, Basisdaten und Geschichte:
Peter Morsbach: Niedermünster – Die Grablege der Ottonen in Regensburg in der Datenbank Klöster in Bayern im Haus der Bayerischen Geschichte - Archäologisches Untergeschoss
- Digitalisat einer Handschrift eines Regelbuchs aus dem Niedermünster in Regensburg der Staatsbibliothek Bamberg
Einzelnachweise
- Karl Bauer: Regensburg Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte. MZ-Buchverlag in H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH, Regenstauf 2014, ISBN 978-3-86646-300-4, S. 60.
- Peter Morsbach: Regensburger Kirchen. Friedrich Pustet, Regensburg 1990, ISBN 3-7917-1253-5, S. 74.
- Peter Morsbach: Regensburger Kirchen. Friedrich Pustet, Regensburg 1990, ISBN 3-7917-1253-5, S. 76.
- Karl Bauer: Regensburg Kunst-, Kultur- und Alltagsgeschichte. MZ-Buchverlag in H. Gietl Verlag & Publikationsservice GmbH, Regenstauf 2014, ISBN 978-3-86646-300-4, S. 61 f.
- Peter Schmid: Von der Herzogskirche zum kaiserlichen Reichsstift. In Ratisbona sacra: Das Bistum Regensburg im Mittelalter. Ausstellung anlässlich des 1250jährigen Jubiläums der kanonischen Errichtung des Bistums Regensburg durch Bonifatius, 739–1989; Diözesanmuseum Obermünster, Regensburg, 2. Juni bis 1. Okt. 1989. Schnell & Steiner, München 1989, S. 143–144. ISBN 3-7954-0647-1.
- Alois Schmid. Regensburg. Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Heft 60, München 1995, S. 236
- Max Spindler (Hg.): Geschichte der Oberpfalz. Handbuch der Geschichte Bayerns, Bd. III/3, München 1995, S. 284
- Peter Morsbach: Regensburger Kirchen. Friedrich Pustet, Regensburg 1990, ISBN 3-7917-1253-5, S. 76.
- Maria Hasdenteufel: Das Salzburger Erentrudis-Kloster und die Agilolfinger. 2019, S. 13, doi:10.7767/miog.1985.93.12.1.
- Alexandra Risse: Niedermünster in Regensburg. Eine Frauenkommunität in Mittelalter und Früher Neuzeit. Verlag des Vereins für Regensburger Bistumsgeschichte, Regensburg 2014, S. 260 f.
- RI II,4 n. 1520, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1002-11-20_2_0_2_4_1_102_1520 (Abgerufen am 4. Januar 2024).
- RI II,4 n. 1616, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1006-06-10_2_0_2_4_1_284_1616 (Abgerufen am 4. Januar 2024).
- RIplus URH 1 n. 75, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/a83fc378-31d0-444e-95a0-7054988389ba (Abgerufen am 4. Januar 2024).
- RI III,1 n. 31, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1025-05-10_1_0_3_1_0_73_31 (Abgerufen am 4. Januar 2024).
- Katrinette Bodarwé: Immer Ärger mit den Stiftsdamen. In: Eva Schlotheuber, Helmut Flachenecker, Ingrid Gardill (Hrsg.): Nonnen, Kanonissen und Mystikerinnen. Religiöse Frauengemeinschaften in Süddeutschland. Studien zur Germania Sacra, Nr. 31. Göttingen 2008, S. 91.
- RI III,2,3 n. 665, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/1073-10-27_2_0_3_2_3_665_665 (Abgerufen am 4. Januar 2024)
- RIplus URH 2 n. 104, in: Regesta Imperii Online, URI: http://www.regesta-imperii.de/id/a1b3d828-9318-4f7e-a764-82494d70d712 (Abgerufen am 3. Januar 2024)
- Urkunde von 1240 Herzog Ottos II. von Bayern an Äbtissin Tutta https://www.archivportal-d.de/item/PDCUJ4WR64Y6TBGAMM4XEOVPXR5KV5NT
- Urkunde 1281 von Äbtissin Hedwig https://www.archivportal-d.de/item/BLLYN3VHXRLSASUWFFQCG2LCGRHMVWTD
- 1293 Erwähnung Äbtissin Adelheids II. in Urkunde Chunradus, Dompropst zu Regensburg https://www.archivportal-d.de/item/4F4X242UZBRYWLKZGZQKWJ37L2ZBYMUY
- http://www.archivportal-d.de/item/WKJ5TIS2MDIYNHA7EG2REMPAGWDSJM64
- http://www.archivportal-d.de/item/IL6HP6P7IWXUREF4GZFE7A5MKFYW6VLS
- http://www.archivportal-d.de/item/YYTFLUKNCVVQWYR23G6USKVYVDM5UD7B
Koordinaten: 49° 1′ 10,2″ N, 12° 6′ 2,4″ O
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Das Stift Niedermunster unweit des Regensburger Doms ist wie das ebenfalls in der Zeit der Karolinger entstandene Stift Obermunster ein ehemaliges Kanonissenstift in Regensburg und war als Reichsabtei Niedermunster im Bayerischen Reichskreis vertreten Territorium im Heiligen Romischen ReichReichsstift NiedermunsterWappenWappen des Reichstiftes links Kupferstich von 1780 rechts kolorierte Fassung KarteLage des Stifts in der Stadt Regensburg auf einem Stadtplan Ausschnitt von 1700 Niedermunster am linken Rand westlich des Doms Lage im Reichskreis Karte des Bayerischen Reichskreises nach 1696 Regensburg an der Donau in der oberen Kartenmitte im grossten rosa unterlegten Feld Alternativnamen adeliges Damenstift gefurstete Reichsabtei Stift AbteiEntstanden aus bayerischem Eigenstift mittelalterlicher ReichsabteiHerrschaftsform WahlmonarchieHerrscher Regierung Reichsabtissin FurstabtissinHeutige Region en DE BYReichstag Reichsfurstenrat 1 Kuriatsstimme auf der Rheinischen PralatenbankReichsmatrikel 2 Rosser 18 Fusssoldaten 90 Gulden 1521 1 zu Ross 3 zu Fuss oder 24 Gulden 1663 1 zu Ross 3 zu Fuss oder 24 Gulden ist 1683 den 7 May mit 14 fl moderirt und gelassen worden bey 10 Gulden 18 Jh Reichskreis Bayerischer ReichskreisKreistag Kreisstandschaft 4 zu Ross 36 zu Fuss 1532 Hauptstadte Residenzen Regensburg NiedermunsterDynastien Agilolfinger Grablege Konfession Religionen romisch katholischSprache n Deutsch LateinischAufgegangen in Furstentum Regensburg 1802 03 Konigreich Bayern 1810 Siehe auch Bistum RegensburgLageDas Stift Niedermunster liegt in der heutigen Regensburger Altstadt in der Niedermunstergasse 6 etwas nordlich vom Alten Kornmarkt nahe dem Regensburger Dom und der ehemaligen Dompfarrkirche St Ulrich Nicht weit entfernt ist der ebenfalls in dieser Zeit entstandene sogenannte 28 m hohe Romerturm der ebenfalls in der Zeit der Karolinger erbaut wurde und als Zufluchtsort bei Gefahr oder als Schatzkammer Munzstatte oder Archiv gedient haben konnte GeschichteVom Klosterstift zur Reichsabtei Das Maria Himmelfahrt und dem St hl Erhard geweihte Stift wurde vom letzten baierischen Herzog aus dem Geschlecht der Agilolfinger Tassilo III vor seiner Abdankung im Jahr 788 gegrundet und wurde 889 erstmals erwahnt Die Agilolfinger hatten am Ende des 6 Jahrhunderts das von den Romern verlassene Legionslager Castra Regina als Hauptstadt gewahlt Im nordostlichen Bereich des Legionslagers dem heutigen Areal des Alten Kornmarktes fanden sich geeignete Gebaude die man als Residenz ausbauen konnte und die von den machtigen Mauern des ehemaligen Legionslagers geschutzt und von Brunnen mit Wasser versorgt wurden Nordlich anschliessend an die Residenz wurden nach 700 n Chr zwei romische Profangebaude uberbaut mit einer steinernen Herzogskirche als Saalkirche mit Rechteckchor Diese Kirche war die erste Bischofskirche in Regensburg und entstand anlasslich der Grablege des heiligen Erhards in einer Grabstatte an der Nordwand die bis heute in ihrer Lage unverandert blieb Zusatzlich entstanden Gebaude fur ein Frauenstift das sich zu einem der wichtigsten Frauenstifte des Heiligen Romischen Reichs entwickelte Zur Zeit von Karl dem Grossen entstand um 800 eine neue wesentlich grossere Kirche die dem gegrundeten Frauenstift als Stiftskirche dienen sollte Auch diese Kirche war eine Saalkirche mit Rechteckchor und mit einem westlichen Vorbau in der Art einer Vorkirche Unter Herzog Heinrich I von Bayern und seiner Ehefrau Judith entstand von 922 bis 955 die zweite Damenstiftskirche deren Fertigstellung der Herzog aber nicht mehr erlebte Herzog Heinrich wurde wie spater 985 auch seine Ehefrau Judith vor den Stufen des Hochaltars beigesetzt Nach dem Tod ihres Ehemannes fuhrte Judith den Kirchenbau zum Ende Die neue Kirche hatte die Ausmasse der heutigen Kirche und zeugte als dreischiffige Pfeilerbasilika mit Ostquerhaus und drei Apsiden von der engen Beziehung zwischen dem bayerischen Herzogtum und dem Damenstift Dementsprechend machte Judith dem Damenstift reiche Zuwendungen trat 973 selbst in das Stift ein und stand dem Stift bis zu ihrem Tode 987 als Abtissin vor Sie gilt damit als die eigentliche Grunderin des Stifts Niedermunster Die Grabungsbefunde im Untergeschoss der Kirche lassen erkennen dass alle vier Kirchbauten einschliesslich der heutigen Kirche in ihren Abmessungen und Gestaltungen zwar verschieden sind dass jedoch die Fluchtlinie der Nordmauer beibehalten wurde bedingt durch das in der Mauer verankerte und mit einem romischen Sarkophagdeckel bedeckte Grab des hl Erhard das durch Aufmauerung mit Bruchsteinen auf das erheblich angestiegene Bodenniveau angehoben wurde Der antike Sarkophag des hl Erhard befindet sich weiterhin am ursprunglichen Standort mehrere Meter tief unter dem Bodenniveau des Kirchenschiffs Er wurde erst 1963 zusammen mit weiteren bayerischen Herzogsgrabern und mit den Fundamenten des romischen Legionslagers Castra Regina entdeckt und im Rahmen des document niedermunster zuganglich gemacht Das Stift wurde 1002 durch Heinrich II als Reichsabtei Niedermunster zum Reichsstift erhoben Im 11 Jahrhundert erlebte das Stift zudem eine kulturelle Blute die sich noch heute an zahlreichen erhaltenen Kunstwerken wie dem Giselakreuz und dem Uta Codex ermessen lasst Als Reichsabtei musste Niedermunster einen Beitrag zur Versorgung des Kaisers bei seiner Anwesenheit in Regensburg in Form eines servitium regis leisten Dieses betrug bis 1073 die Ablieferung von 60 Schweinen Aufgrund der Intervention der Abtissin Gertrud reduzierte Kaiser Heinrich IV diese als druckend empfundene Abgabe auf 40 Schweine im weiteren Verlauf wurde diese Naturalabgabe in eine Geldzahlung von 10 Pfund Regensburger Pfennig umgewandelt und 1218 durch Konig Friedrich II vollig erlassen Die Reichsunmittelbarkeit des Stifts wurde 1216 durch Friedrich II bestatigt und die jeweilige Abtissin hatte Sitz und Stimme auf der Pralatenbank des Reichstages Die Entwicklung bis zur Sakularisation 1803 verlief ohne besondere Hohepunkte in ruhigen Bahnen 1802 wurde das Klosterstift der Administration des Furstentums Regensburg regiert von Karl Theodor von Dalberg unterstellt und mit Auflosung des Furstentums 1810 in das Konigreich Bayern eingegliedert und sakularisiert Nach 1821 diente das Stift als bischofliche Residenz und als Ordinariat Die Kirche wurde zur Dompfarrkirche Nach der Sakularisation Ab 1820 wurde das Stift teilweise vermietet 1821 bekam der Bischof Raume als Wohnung zugewiesen auch das Ordinariat wurde in Raume des ehemaligen Stifts verlegt Abtissinnen von NiedermunsterHiltigard 889 91 Wildrade 900 928 Tutta I 928 942 Himetrade 942 vor 974 Judith von Bayern 974 986 7 Richenza 990 994 Uta I vor 990 1025 Kunigunde nach 1025 vor 1040 Eilka I vor 1040 nach 1054 Gertrud I belegt 1073 Mathilde I 1074 vor 1088 nach 1088 1089 Uda II von Marburg Marburg 1089 1103 Richiza I secunda fundatrix 1100 Kunigunde II von Kirchberg vor 1175 1177 Tuta I um 1180 Richiza II von Zollingen um 1200 Perhta um 1200 Tuta II ca 1215 1218 Fridrun von Falkenstein ca 1224 Hildegard von Kirchberg ca 1231 1248 Tutta III von Dalmassing 1239 1242 Willbirg von Lobsingen ca 1253 1259 Gertrud II de Lapide von Stein ca 1262 1270 Hedwig von Kropf ca 1272 1291 Kunigunde IV Hainkhoverin 1285 1300 Adelheid II von Freudenberg ca 1293 1304 Irmgard von Kofering ca 1305 1308 Euphemia von Winzer ca 1311 1334 Elisabeth I von Eschen ca 1334 1340 Petrissa von Weidenberg 1342 1353 Margarethe Gastl von Altenburg 1353 1365 Elisabeth II von Rain 1365 1391 Sophia von Daching 1391 1410 Katharina I von Egloffstein 1410 1413 Barbara I von Hof 1413 1417 Herzenlaut Cordula von Wildenwart 1417 1427 Osanna von Streitberg 1427 1444 Ursula von Tauffkirchen 1444 1448 Ottilia von Absberg 1448 1472 Agnes von Nothafft zu Wernberg und Runting 1472 1520 Barbara II von Ahaim zu Wildenau 1520 1569 Anna II von Kirmreuth 1569 1598 Catharina II Scheuflin 1598 1605 Eva von Urhausen 1605 1616 Anna Maria von Salis 1616 1652 Maria Margarethe von Sigertshofen 1652 1674 Maria Theresia von Muggenthal 1675 1693 Regina Recordin von Neun und Hamberg 1693 1697 Johanna Franziska Sibylla von Muggenthal 1697 1723 Maria Katharina Helene Grafin von Aham Neuhaus 1723 1757 Maria Anna Katharina Freifrau von Ducker Haslau 1757 1768 Maria Febronia Elisabeth Spatt von Zwifalten 1769 1789 Maria Franziska Xaveria Josepha Grafin von Konigfeld 1789 1793 Maria Violanta Freifrau von Lerchenfeld Premberg 1793 1801 Maria Helena Grafin von Freien Seiboltsdorf 1801 1815BauwerkeProfangebaude Unter der Niedermunsterkirche befindet sich das document niedermunster das in fotorealistischen dreidimensionalen Rekonstruktionen den Originalbefund des romischen Regensburg mit dem Lager der Legio III Italica den ersten sakral genutzten Bau aus romischem Steinmaterial die Kirchenbauten der Karolingerzeit sowie der Ottonik die Herzogsgraber und die Grabstelle des Heiligen Erhard im Vergleich mit dem realen Gang durch die Ausgrabungen zeigt Sakralgebaude Die Niedermunsterkirche wurde 1152 nach dem Brand eines vermutlich bereits um 700 zu Zeiten von Herzog Theodo II bestehenden Kirchengebaudes im romanischen Stil neu errichtet Seit 1821 wird sie als Dompfarrkirche genutzt Portalseite der NiedermunsterkircheLiteraturAnke Borgmeyer Achim Hubel Andreas Tillmann Angelika Wellnhofer Stadt Regensburg Denkmaler in Bayern Band III 37 Regensburg 1997 S 406 416 ISBN 3 927529 92 3 Claudia Martl Die Damenstifte Obermunster Niedermunster St Paul In Peter Schmid Hrsg Geschichte der Stadt Regensburg Bd 2 Friedrich Pustet Regensburg 2000 S 745 763 ISBN 3 7917 1682 4 Heinz Wolfgang Schlaich Das Ende der Regensburger Reichsstifte St Emmeram Ober und Niedermunster VHVO 97 1956 S 163 376 Max Spindler Hg Geschichte der Oberpfalz Handbuch der Geschichte Bayerns Bd III 3 Munchen 1995 S 271 286 WeblinksCommons Stift Niedermunster Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Stift Niedermunster im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Stift Niedermunster Basisdaten und Geschichte Peter Morsbach Niedermunster Die Grablege der Ottonen in Regensburg in der Datenbank Kloster in Bayern im Haus der Bayerischen Geschichte Archaologisches Untergeschoss Digitalisat einer Handschrift eines Regelbuchs aus dem Niedermunster in Regensburg der Staatsbibliothek BambergEinzelnachweiseKarl Bauer Regensburg Kunst Kultur und Alltagsgeschichte MZ Buchverlag in H Gietl Verlag amp Publikationsservice GmbH Regenstauf 2014 ISBN 978 3 86646 300 4 S 60 Peter Morsbach Regensburger Kirchen Friedrich Pustet Regensburg 1990 ISBN 3 7917 1253 5 S 74 Peter Morsbach Regensburger Kirchen Friedrich Pustet Regensburg 1990 ISBN 3 7917 1253 5 S 76 Karl Bauer Regensburg Kunst Kultur und Alltagsgeschichte MZ Buchverlag in H Gietl Verlag amp Publikationsservice GmbH Regenstauf 2014 ISBN 978 3 86646 300 4 S 61 f Peter Schmid Von der Herzogskirche zum kaiserlichen Reichsstift In Ratisbona sacra Das Bistum Regensburg im Mittelalter Ausstellung anlasslich des 1250jahrigen Jubilaums der kanonischen Errichtung des Bistums Regensburg durch Bonifatius 739 1989 Diozesanmuseum Obermunster Regensburg 2 Juni bis 1 Okt 1989 Schnell amp Steiner Munchen 1989 S 143 144 ISBN 3 7954 0647 1 Alois Schmid Regensburg Historischer Atlas von Bayern Teil Altbayern Heft 60 Munchen 1995 S 236 Max Spindler Hg Geschichte der Oberpfalz Handbuch der Geschichte Bayerns Bd III 3 Munchen 1995 S 284 Peter Morsbach Regensburger Kirchen Friedrich Pustet Regensburg 1990 ISBN 3 7917 1253 5 S 76 Maria Hasdenteufel Das Salzburger Erentrudis Kloster und die Agilolfinger 2019 S 13 doi 10 7767 miog 1985 93 12 1 Alexandra Risse Niedermunster in Regensburg Eine Frauenkommunitat in Mittelalter und Fruher Neuzeit Verlag des Vereins fur Regensburger Bistumsgeschichte Regensburg 2014 S 260 f RI II 4 n 1520 in Regesta Imperii Online URI http www regesta imperii de id 1002 11 20 2 0 2 4 1 102 1520 Abgerufen am 4 Januar 2024 RI II 4 n 1616 in Regesta Imperii 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PDCUJ4WR64Y6TBGAMM4XEOVPXR5KV5NT Urkunde 1281 von Abtissin Hedwig https www archivportal d de item BLLYN3VHXRLSASUWFFQCG2LCGRHMVWTD 1293 Erwahnung Abtissin Adelheids II in Urkunde Chunradus Dompropst zu Regensburg https www archivportal d de item 4F4X242UZBRYWLKZGZQKWJ37L2ZBYMUY http www archivportal d de item WKJ5TIS2MDIYNHA7EG2REMPAGWDSJM64 http www archivportal d de item IL6HP6P7IWXUREF4GZFE7A5MKFYW6VLS http www archivportal d de item YYTFLUKNCVVQWYR23G6USKVYVDM5UD7BTerritorien und Stande des Bayerischen Reichskreises des Heiligen Romischen Reiches Deutscher Nation 1500 1806 Geistliche Bank Erzstift Salzburg Hochstift Passau Hochstift Freising Hochstift Regensburg Furstpropstei Berchtesgaden Furstabtei Sankt Emmeram Regensburg Reichsabtei Niedermunster Regensburg Reichsabtei Obermunster Regensburg Weltliche Bank Herzogtum Bayern spater Kurfurstentum Herzogtum Pfalz Neuburg Herzogtum Pfalz Sulzbach Gefurstete Landgrafschaft Leuchtenberg Gefurstete Grafschaft Stornstein Grafschaft Haag Grafschaft Ortenburg Herrschaft Ehrenfels Herrschaft Sulzburg Pyrbaum Grafschaft Hohenwaldeck Reichsgrafschaft Breitenegg Reichsstadt Regensburg 49 019508333333 12 100677777778 Koordinaten 49 1 10 2 N 12 6 2 4 O Normdaten Korperschaft GND 4343638 9 GND Explorer lobid OGND AKS LCCN no2007028696 VIAF 136415830