Der Begriff grüner Wasserstoff bezeichnet Wasserstoff der mittels Wasserelektrolyse d h Power to Gas Technologie aus ern
Grüner Wasserstoff

Der Begriff grüner Wasserstoff bezeichnet Wasserstoff, der mittels Wasserelektrolyse (d. h. Power-to-Gas-Technologie) aus erneuerbaren Energien gewonnen wurde. Grüner Wasserstoff gilt als umweltfreundliche, klimaneutrale Möglichkeit der Wasserstoffgewinnung. Perspektivisch soll damit u. a. per Sektorenkopplung fossile Energie (Erdöl, Erdgas, Kohle usw.) ersetzt werden.
Aufgrund seines Potentials zur Dekarbonisierung von Industrieprozessen und seiner Einsatzmöglichkeit als Energiespeicher gilt grüner Wasserstoff als eine Schlüsseltechnologie im Energiesystem der Zukunft und der Energiewende weltweit. Sein Einsatz wird vor allem dort gesehen, wo eine direkte Elektrifizierung nicht möglich ist. Da er auf absehbare Zeit knapp bzw. kostspielig bleiben wird, sehen Wissenschaftler einen generellen Einsatz kritisch und halten eine Fokussierung auf besonders vielversprechende Anwendungsgebiete für geboten.
Wasserstoff ist von Natur aus ein farbloses durchsichtiges Gas, die Herstellungsmethoden werden mit verschiedenen Farben charakterisiert. Wasserstoff gilt als ein Treibstoff der Zukunft im Rahmen einer möglichen Wasserstoffwirtschaft.
Hintergrund
Ziel der Verwendung von grünem Wasserstoff ist es, den Ausstoß von Treibhausgasen, in dem Fall hauptsächlich CO2, allmählich im Rahmen der Energiewende zu verringern und zu vermeiden. Es gibt viele Anwendungen oder Teilsektoren, die sich technisch oder ökonomisch nicht direkt mit Strom betreiben lassen; dort kann Wasserstoff eine alternative (Zwischen-)stufe für klimaneutrale gasförmige und flüssige Kraftstoffe sein. Die Schwerpunkte der Bemühungen bei den bisherigen Phasen der Dekarbonisierung lagen eher beim unmittelbaren Strombedarf. In den kommenden Phasen der Energiewende wird grüner Wasserstoff mit großer Wahrscheinlichkeit eine immer wichtigere Rolle spielen, um die dann strengeren Treibhausgassparziele noch erreichen zu können.
Unter anderem mit der europäischen und der deutschen Nationalen Wasserstoffstrategie wird die Wasserstofftechnologie massiv gefördert und soll in Zukunft eine der tragenden Säulen der Energiewirtschaft werden. Bisher ist grüner Wasserstoff sehr teuer und kann noch nicht in großen Mengen produziert werden. Die Kosten sollen mit Forschung reduziert und der Ausbau gefördert werden. Da die potenzielle Stromerzeugungskapazität in Europa dafür absehbar nicht ausreicht, sollen etwa 50 bis 70 Prozent Wasserstoff aus dem Ausland importiert werden. Die Herstellung ist an allen entweder sonnenreichen oder windreichen Standorten besonders vorteilhaft, also überall dort, wo die Stromgestehungskosten niedrig sind, wie etwa in der schottischen See, der arabischen Halbinsel, Südamerika oder Australien. Der so gewonnene Wasserstoff kann dann beispielsweise mit Tankschiffen oder über Pipelines weitertransportiert werden. Beim Schiffstransport wird der Wasserstoff eher in Ammoniak oder Methanol umgewandelt, um ihn einfacher transportieren zu können.
Laut einer Untersuchung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt aus dem Jahr 2020, beträgt der Anteil an grünem Wasserstoff am Gesamtwasserstoffverbrauch in Deutschland nur fünf Prozent. Der Rest ist überwiegend Grauer Wasserstoff aus Erdgas.
- Prinzipansicht der Wasserelektrolyse
- Wasserstofferzeugung mit Elektrolyse
Herstellung
Grüner Wasserstoff wird mittels Elektrolyse von Wasser hergestellt, wobei die dafür nötige Energie aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Damit gilt er als klimaneutral. Mit Stand 2021 lag der Wirkungsgrad der Wasserstoffherstellung per Elektrolyse bei ca. 67 %, d. h. ein Drittel der eingesetzten elektrischen Energie gehen verloren. Neuartige Bauformen von Elektrolyseuren versprechen Wirkungsgrade von über 95 %.
Mit dem zunehmenden Ausbau von Erzeugungskapazitäten regenerativer Energien kommt es immer häufiger zu zeitweiliger Überbedarfsdeckung im Stromangebot, was dann auch zur Erzeugung von grünem Wasserstoff genutzt werden könnte. Mit Stand 2024 ist die Produktion nur aus Überschussstrom jedoch nicht wirtschaftlich, da unter diesen Bedingungen die Elektrolyseure zu gering ausgelastet wären.
Verwendung
Wasserstoff ist vielseitig einsetzbar und gilt als eine Schlüsseltechnologie im Energiesystem der Zukunft und der Energiewende weltweit. Er kommt immer dann als Alternative in Frage, wenn eine direkte Elektrifizierung technisch oder wirtschaftlich nicht oder kaum möglich ist. Da grüner Wasserstoff auf absehbare Zeit ein knappes Gut bleiben wird, wird es in der Fachwelt als wichtig erachtet, bei seiner Nutzung Prioritäten festzulegen. So hängt die Geschwindigkeit der Umstellung von fossilen Energien auf Wasserstoff u. a. davon ab, auf besonders aussichtsreiche oder wirksame Nutzungen zu setzen. Zudem sollen so Fehlinvestitionen vermieden werden.
Grüner Wasserstoff soll beispielsweise einem Ausgleich von schwankendem Strombedarf dienen. Es ist ein geeigneter Energieträger, um regenerativ erzeugten Strom zwischenspeichern zu können. Je nach Bedarf kann dieser Wasserstoff beispielsweise als Strom über Gaskraftwerke zurückgewonnen werden. Dabei könnten unterirdische Salzkavernenspeicher verwendet werden, wodurch eine saisonale Speicherung oder für Dunkelflauten möglich wäre. In weiteren möglichen Umwandlungsschritten kann Wasserstoff die Grundlage von sogenannten Power-to-X-Energieträgern sein. Diese damit gewonnenen Erzeugnisse können beispielsweise als umweltfreundlicher Ersatz für heutige flüssige und gasförmige Treibstoffe (Power to Liquid, Power-to-Gas) dienen. Außerdem soll zukünftig unter anderem umweltfreundlicher grüner Stahl damit erzeugt werden. Wasserstoff kann zur Sektorenkopplung zwischen Stromerzeugung, Mobilität, Wärmesektor und Industrie beitragen. Darüber hinaus sollen damit zukünftig schwere Nutzfahrzeuge, Flugzeuge und andere Mobilitätslösungen über Brennstoffzellen angetrieben werden, wobei keine Abgase entstehen, sondern lediglich Wasserdampf. In der Gebäudetechnik kann mithilfe von Brennstoffzellenheizungen gleichzeitig Strom und Wärme erzeugt werden.
Eine 2023 publizierte Übersichtsarbeit der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften und der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften, die den Forschungsstand zusammenfasste, hielt fest, dass „Wasserstoff sowie wasserstoffbasierte synthetische Kraftstoffe für das Erreichen der Klimaneutralität eine entscheidende Rolle spielen“, ihr Einsatz hingegen „insbesondere als Feedstock in der Stahl- und Chemieindustrie, im internationalen Luft- und Schiffsverkehr sowie teilweise in schwer sanierbaren Gebäuden denkbar“ sei. Hingegen betonen die Forscher, dass in anderen Bereichen wie für die Bereitstellung von Niedertemperaturprozesswärme, im Pkw-Verkehr und in Neubauten „eine direkte Elektrifizierung angeraten“ sei, da diese sowohl günstiger sei als auch einen geringen Material- und Flächenverbrauch aufweise und Wasserstoff erst einmal knapp bleibe, der „nur eingesetzt werden sollte, wo die Vermeidungskosten einer Direktelektrifizierung sehr hoch sind oder wo eine Direktelektrifizierung technisch nicht darstellbar erscheint“.
Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) kam in einer 2021 publizierten Stellungnahme zur Rolle von Wasserstoff im Klimaschutz zum Ergebnis, dass Wasserstoff ein wichtiger Baustein hinsichtlich Treibhausgasneutralität sein könne, dies aber nur unter der Voraussetzung, dass er „umweltfreundlich und nachhaltig“ produziert und „sparsam genutzt“ werde. In der Publikation wird darauf verwiesen, dass die Produktion von grünem Wasserstoff große Mengen an Ökostrom und damit indirekt Flächen, Rohstoffe und Wasser erfordert, weshalb er nur dort eingesetzt werden sollte, wo keine effizienteren Alternativen zur Verfügung stehen. Umso mehr gelte diese Aussage noch für aus Wasserstoff hergestellte Power-to-X-Folgeprodukte, bei denen weitere Umwandlungsverluste anfallen. Eine wichtige Rolle spielten Wasserstoff und daraus hergestellte Folgeprodukte in der chemischen Industrie, der Stahlindustrie sowie dem internationale Schiffs- und Flugverkehr, während im Schwerlastverkehr die Frage noch offen sei, ob sich Wasserstoff, batterieelektrische Konzepte oder Oberleitungs-LKWs durchsetzten. Im Stromsystem sowie Fern- und Nahwärmenetzen sollte Wasserstoff gemäß SRU nur eine ergänzende Rolle spielen, während sein Einsatz in Gebäudeheizungen und PKWs ineffizient und bei weitem teuer sei als der Einsatz von alternativen Technologien wie Wärmepumpenheizungen und E-Autos. Um Pfadabhängigkeiten und Fehlanreize im Hinblick auf fossile Energien zu vermeiden, sollte die Förderung von Wasserstofftechnologien daher auf Sektoren beschränkt werden, in denen langfristig die Wasserstoffnutzung unverzichtbar sei.
Wirtschaftlichkeit
Mit Stand 2021 lagen die Herstellungskosten bei 3,1 bis 9,0 Euro/kg und damit etwa 2-3 mal so hoch wie bei Wasserstoff, der mittels Dampfreformierung aus Erdgas gewonnen wird. Es wird aber u. a. durch die erwartete Kostensenkung der erneuerbaren Energien damit gerechnet, dass er mittel- bis langfristig günstiger sein wird als diese.
Im Frühsommer 2023 sind die Autoren einer Studie des Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie zu dem Ergebnis gekommen, dass die heimische Elektrolyse wirtschaftlicher als beispielsweise ein Schiffstransport aus Nordafrika wäre. Dadurch würde zudem eine neue Importabhängigkeit vermieden werden. Um die Nachfrage zu decken, müssten allerdings die erneuerbaren Energien weiter ausgebaut werden.
Nachteile
Der resultierende Gesamtwirkungsgrad innerhalb der Prozessketten zur Herstellung von grünem Wasserstoff ist nicht besonders hoch. Eine Studie von Greenpeace Energy kam Ende 2020 zu dem Ergebnis, dass der Einsatz von grünem Wasserstoff aufgrund des vergleichsweise schlechten Wirkungsgrades nur dann dem Klimaschutz diene, falls es Ökostrom im Überfluss gäbe. Da aber der Strom aus erneuerbaren Energien oft schon ungenutzt abgeregelt werden muss, könnte der immer größer werdende Überschuss in Zukunft noch verwertet werden. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) fordert u. a. eine vollständige Ökobilanz von grünem Wasserstoff.
Daneben wird der Wasserverbrauch, insbesondere in wasserarmen Regionen, kritisiert. Um grünen Wasserstoff kostengünstig herzustellen, soll er dort produziert werden, wo der Ertrag aus Photovoltaik- und Solarthermieanlagen am größten ist, wie beispielsweise in Nordafrika und dem Nahen Osten. In diesen wasserarmen Gebieten fehlt aber das für die Wasserstoffherstellung notwendige Süßwasser, welches nur mittels Meerwasserentsalzung bereitgestellt werden kann. Bei der Entsalzung, die zusätzliche Energie benötigt, entsteht eine stark salzhaltige Lauge als Abfallprodukt, die betriebsbedingt auch Chemikalien und Schwermetalle enthält, und in der Regel wieder ins Meer zurückgepumpt wird und das Ökosystem belastet.
Siehe auch
- Wasserstoffherstellung aus Kernenergie
Literatur
- Sven Geitmann, Eva Augsten: Wasserstoff und Brennstoffzellen: Die Technik von gestern, heute und morgen. 5., komplett überarbeitete Auflage. Hydrogeit Verlag, Oberkrämer 2021, ISBN 978-3-937863-54-2.
- Thomas Schmidt: Wasserstofftechnik: Grundlagen, Systeme, Anwendungen, Wirtschaft. Hanser, München 2020, ISBN 978-3-446-46001-0.
- Kapitel 1: Einführung. S. 1–14.
- Kapitel 4: Technologiepfade mit Wasserstoff. S. 185–215.
- Wasserstofferzeugung, Brennstoffzellen und Methanisierung. In: Volker Quaschning: Regenerative Energiesysteme. 9., aktualisierte Auflage. Hanser, München 2015, ISBN 978-3-446-44267-2, S. 381–393 (Kapitel 10).
- Lauritz Bühler, Dominik Möst und Hendrik Scharf: Grüner Wasserstoff: Wie steht es um die Wirtschaftlichkeit und welche Nachfrage lässt sich erwarten? (in: ifo Dresden berichtet 4/2023)
Weblinks
- Nadja Podbregar: Wasserstoff Dossier. In: scinexx.de. 24. Januar 2020, abgerufen am 9. September 2021.
- Wolf-Peter Schill, Martin Kittel (DIW): Grüner Wasserstoff in der Energiewende: Fokussierter Einsatz unverzichtbar. Heise, 17. September 2021.
Einzelnachweise
- Grüner Wasserstoff: Wie weit sind wir bei der Nutzung? auf YouTube, 15. Januar 2021, abgerufen am 26. Januar 2021 (In etwa bei Laufzeit 2:00 bis 2:50 Minuten).
- Acatech et al.: Wasserstoff – Welche Bedeutung hat er im Energiesystem der Zukunft?. Internetseite der Akademienunion. Abgerufen am 19. Oktober 2024.
- Royal Society, Royal Academy of Engineering 2024: Towards a green hydrogen roadmap for the UK. A summary report. Abgerufen am 10. Mai 2025.
- Sachverständigenrat für Umweltfragen 2021: Wasserstoff im Klimaschutz: Klasse statt Masse. S. 29, abgerufen am 19. Oktober 2024.
- Christian Klöppelt, Patrick Wagner: Faktencheck Wasserstoff: Zukunft gestalten. (PDF) Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme, Januar 2025, abgerufen am 20. Februar 2025.
- Kapitel 9.1: Die untertägige Speicherung von Wasserstoff. In: Thomas Schmidt: Wasserstofftechnik: Grundlagen, Systeme, Anwendungen, Wirtschaft. ISBN 978-3-446-46001-0, S. 384–409.
- Unterirdische Kavernen. In: Sven Geitmann, Eva Augsten: Wasserstoff und Brennstoffzellen: Die Technik von gestern, heute und morgen. ISBN 978-3-937863-51-1, S. 106–107.
- Mario Ragwitz et al.: Szenarien für ein klimaneutrales Deutschland. Technologieumbau, Verbrauchsreduktion und Kohlenstoffmanagement. (Schriftenreihe Energiesysteme der Zukunft), München 2023, S. 15.
- Sachverständigenrat für Umweltfragen 2021: Wasserstoff im Klimaschutz: Klasse statt Masse. S. 5, abgerufen am 19. Oktober 2024.
- Nadja Podbregar: Wie teuer wird grüner Wasserstoff? Heimische H2-Produktion wäre günstiger als Import per Schiff. In: scinexx.de, vom 5. Juli 2023.
- Frank Merten, Alexander Scholz: Metaanalyse zu Wasserstoffkosten und -bedarfen für die CO2-neutrale Transformation. Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie, 42 S. doi:10.48506/opus-8344.
- Jörg Staude: "Grüner" Wasserstoff ist nicht gleich „grüner“ Wasserstoff. In: Klimareporter. 5. Dezember 2020, abgerufen am 24. Mai 2021.
- Steffen Bukold, Fabian Huneke, Michael Claußner: Grün oder Blau? Wege in die Wasserstoff-Wirtschaft 2020–2040. (PDF) Greenpeace Energy, Dezember 2020, abgerufen am 24. Mai 2021.
- Andreas Niesmann: Grüner Wasserstoff: Nabu-Studie weckt Zweifel an Nachhaltigkeit. In: rnd.de. 8. September 2022, abgerufen am 16. September 2022.
- Klimaneutralität: Schattenseite des Hoffnungsträgers: Produktion von Wasserstoff könnte Ressourcen gefährden. In: handelsblatt.com. Abgerufen am 2. Januar 2023.
- Achim Michael Hasenberg: Ist das der Heilige Gral der grünen Energie? In: Berliner Zeitung. 5. Juni 2023, abgerufen am 8. Juni 2023.
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Der Begriff gruner Wasserstoff bezeichnet Wasserstoff der mittels Wasserelektrolyse d h Power to Gas Technologie aus erneuerbaren Energien gewonnen wurde Gruner Wasserstoff gilt als umweltfreundliche klimaneutrale Moglichkeit der Wasserstoffgewinnung Perspektivisch soll damit u a per Sektorenkopplung fossile Energie Erdol Erdgas Kohle usw ersetzt werden Aufgrund seines Potentials zur Dekarbonisierung von Industrieprozessen und seiner Einsatzmoglichkeit als Energiespeicher gilt gruner Wasserstoff als eine Schlusseltechnologie im Energiesystem der Zukunft und der Energiewende weltweit Sein Einsatz wird vor allem dort gesehen wo eine direkte Elektrifizierung nicht moglich ist Da er auf absehbare Zeit knapp bzw kostspielig bleiben wird sehen Wissenschaftler einen generellen Einsatz kritisch und halten eine Fokussierung auf besonders vielversprechende Anwendungsgebiete fur geboten Wasserstoff ist von Natur aus ein farbloses durchsichtiges Gas die Herstellungsmethoden werden mit verschiedenen Farben charakterisiert Wasserstoff gilt als ein Treibstoff der Zukunft im Rahmen einer moglichen Wasserstoffwirtschaft HintergrundZiel der Verwendung von grunem Wasserstoff ist es den Ausstoss von Treibhausgasen in dem Fall hauptsachlich CO2 allmahlich im Rahmen der Energiewende zu verringern und zu vermeiden Es gibt viele Anwendungen oder Teilsektoren die sich technisch oder okonomisch nicht direkt mit Strom betreiben lassen dort kann Wasserstoff eine alternative Zwischen stufe fur klimaneutrale gasformige und flussige Kraftstoffe sein Die Schwerpunkte der Bemuhungen bei den bisherigen Phasen der Dekarbonisierung lagen eher beim unmittelbaren Strombedarf In den kommenden Phasen der Energiewende wird gruner Wasserstoff mit grosser Wahrscheinlichkeit eine immer wichtigere Rolle spielen um die dann strengeren Treibhausgassparziele noch erreichen zu konnen Unter anderem mit der europaischen und der deutschen Nationalen Wasserstoffstrategie wird die Wasserstofftechnologie massiv gefordert und soll in Zukunft eine der tragenden Saulen der Energiewirtschaft werden Bisher ist gruner Wasserstoff sehr teuer und kann noch nicht in grossen Mengen produziert werden Die Kosten sollen mit Forschung reduziert und der Ausbau gefordert werden Da die potenzielle Stromerzeugungskapazitat in Europa dafur absehbar nicht ausreicht sollen etwa 50 bis 70 Prozent Wasserstoff aus dem Ausland importiert werden Die Herstellung ist an allen entweder sonnenreichen oder windreichen Standorten besonders vorteilhaft also uberall dort wo die Stromgestehungskosten niedrig sind wie etwa in der schottischen See der arabischen Halbinsel Sudamerika oder Australien Der so gewonnene Wasserstoff kann dann beispielsweise mit Tankschiffen oder uber Pipelines weitertransportiert werden Beim Schiffstransport wird der Wasserstoff eher in Ammoniak oder Methanol umgewandelt um ihn einfacher transportieren zu konnen Laut einer Untersuchung des Deutschen Zentrums fur Luft und Raumfahrt aus dem Jahr 2020 betragt der Anteil an grunem Wasserstoff am Gesamtwasserstoffverbrauch in Deutschland nur funf Prozent Der Rest ist uberwiegend Grauer Wasserstoff aus Erdgas Prinzipansicht der Wasserelektrolyse Wasserstofferzeugung mit ElektrolyseHerstellungGruner Wasserstoff wird mittels Elektrolyse von Wasser hergestellt wobei die dafur notige Energie aus erneuerbaren Energien gewonnen wird Damit gilt er als klimaneutral Mit Stand 2021 lag der Wirkungsgrad der Wasserstoffherstellung per Elektrolyse bei ca 67 d h ein Drittel der eingesetzten elektrischen Energie gehen verloren Neuartige Bauformen von Elektrolyseuren versprechen Wirkungsgrade von uber 95 Mit dem zunehmenden Ausbau von Erzeugungskapazitaten regenerativer Energien kommt es immer haufiger zu zeitweiliger Uberbedarfsdeckung im Stromangebot was dann auch zur Erzeugung von grunem Wasserstoff genutzt werden konnte Mit Stand 2024 ist die Produktion nur aus Uberschussstrom jedoch nicht wirtschaftlich da unter diesen Bedingungen die Elektrolyseure zu gering ausgelastet waren VerwendungDie unterschiedlichen Einsatzbereiche von sauberem Wasserstoff nach ihrer Wirtschaftlichkeit Wasserstoff ist vielseitig einsetzbar und gilt als eine Schlusseltechnologie im Energiesystem der Zukunft und der Energiewende weltweit Er kommt immer dann als Alternative in Frage wenn eine direkte Elektrifizierung technisch oder wirtschaftlich nicht oder kaum moglich ist Da gruner Wasserstoff auf absehbare Zeit ein knappes Gut bleiben wird wird es in der Fachwelt als wichtig erachtet bei seiner Nutzung Prioritaten festzulegen So hangt die Geschwindigkeit der Umstellung von fossilen Energien auf Wasserstoff u a davon ab auf besonders aussichtsreiche oder wirksame Nutzungen zu setzen Zudem sollen so Fehlinvestitionen vermieden werden Gruner Wasserstoff soll beispielsweise einem Ausgleich von schwankendem Strombedarf dienen Es ist ein geeigneter Energietrager um regenerativ erzeugten Strom zwischenspeichern zu konnen Je nach Bedarf kann dieser Wasserstoff beispielsweise als Strom uber Gaskraftwerke zuruckgewonnen werden Dabei konnten unterirdische Salzkavernenspeicher verwendet werden wodurch eine saisonale Speicherung oder fur Dunkelflauten moglich ware In weiteren moglichen Umwandlungsschritten kann Wasserstoff die Grundlage von sogenannten Power to X Energietragern sein Diese damit gewonnenen Erzeugnisse konnen beispielsweise als umweltfreundlicher Ersatz fur heutige flussige und gasformige Treibstoffe Power to Liquid Power to Gas dienen Ausserdem soll zukunftig unter anderem umweltfreundlicher gruner Stahl damit erzeugt werden Wasserstoff kann zur Sektorenkopplung zwischen Stromerzeugung Mobilitat Warmesektor und Industrie beitragen Daruber hinaus sollen damit zukunftig schwere Nutzfahrzeuge Flugzeuge und andere Mobilitatslosungen uber Brennstoffzellen angetrieben werden wobei keine Abgase entstehen sondern lediglich Wasserdampf In der Gebaudetechnik kann mithilfe von Brennstoffzellenheizungen gleichzeitig Strom und Warme erzeugt werden Eine 2023 publizierte Ubersichtsarbeit der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften und der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften die den Forschungsstand zusammenfasste hielt fest dass Wasserstoff sowie wasserstoffbasierte synthetische Kraftstoffe fur das Erreichen der Klimaneutralitat eine entscheidende Rolle spielen ihr Einsatz hingegen insbesondere als Feedstock in der Stahl und Chemieindustrie im internationalen Luft und Schiffsverkehr sowie teilweise in schwer sanierbaren Gebauden denkbar sei Hingegen betonen die Forscher dass in anderen Bereichen wie fur die Bereitstellung von Niedertemperaturprozesswarme im Pkw Verkehr und in Neubauten eine direkte Elektrifizierung angeraten sei da diese sowohl gunstiger sei als auch einen geringen Material und Flachenverbrauch aufweise und Wasserstoff erst einmal knapp bleibe der nur eingesetzt werden sollte wo die Vermeidungskosten einer Direktelektrifizierung sehr hoch sind oder wo eine Direktelektrifizierung technisch nicht darstellbar erscheint Der Sachverstandigenrat fur Umweltfragen SRU kam in einer 2021 publizierten Stellungnahme zur Rolle von Wasserstoff im Klimaschutz zum Ergebnis dass Wasserstoff ein wichtiger Baustein hinsichtlich Treibhausgasneutralitat sein konne dies aber nur unter der Voraussetzung dass er umweltfreundlich und nachhaltig produziert und sparsam genutzt werde In der Publikation wird darauf verwiesen dass die Produktion von grunem Wasserstoff grosse Mengen an Okostrom und damit indirekt Flachen Rohstoffe und Wasser erfordert weshalb er nur dort eingesetzt werden sollte wo keine effizienteren Alternativen zur Verfugung stehen Umso mehr gelte diese Aussage noch fur aus Wasserstoff hergestellte Power to X Folgeprodukte bei denen weitere Umwandlungsverluste anfallen Eine wichtige Rolle spielten Wasserstoff und daraus hergestellte Folgeprodukte in der chemischen Industrie der Stahlindustrie sowie dem internationale Schiffs und Flugverkehr wahrend im Schwerlastverkehr die Frage noch offen sei ob sich Wasserstoff batterieelektrische Konzepte oder Oberleitungs LKWs durchsetzten Im Stromsystem sowie Fern und Nahwarmenetzen sollte Wasserstoff gemass SRU nur eine erganzende Rolle spielen wahrend sein Einsatz in Gebaudeheizungen und PKWs ineffizient und bei weitem teuer sei als der Einsatz von alternativen Technologien wie Warmepumpenheizungen und E Autos Um Pfadabhangigkeiten und Fehlanreize im Hinblick auf fossile Energien zu vermeiden sollte die Forderung von Wasserstofftechnologien daher auf Sektoren beschrankt werden in denen langfristig die Wasserstoffnutzung unverzichtbar sei WirtschaftlichkeitMit Stand 2021 lagen die Herstellungskosten bei 3 1 bis 9 0 Euro kg und damit etwa 2 3 mal so hoch wie bei Wasserstoff der mittels Dampfreformierung aus Erdgas gewonnen wird Es wird aber u a durch die erwartete Kostensenkung der erneuerbaren Energien damit gerechnet dass er mittel bis langfristig gunstiger sein wird als diese Im Fruhsommer 2023 sind die Autoren einer Studie des Wuppertal Institut fur Klima Umwelt Energie zu dem Ergebnis gekommen dass die heimische Elektrolyse wirtschaftlicher als beispielsweise ein Schiffstransport aus Nordafrika ware Dadurch wurde zudem eine neue Importabhangigkeit vermieden werden Um die Nachfrage zu decken mussten allerdings die erneuerbaren Energien weiter ausgebaut werden NachteileDer resultierende Gesamtwirkungsgrad innerhalb der Prozessketten zur Herstellung von grunem Wasserstoff ist nicht besonders hoch Eine Studie von Greenpeace Energy kam Ende 2020 zu dem Ergebnis dass der Einsatz von grunem Wasserstoff aufgrund des vergleichsweise schlechten Wirkungsgrades nur dann dem Klimaschutz diene falls es Okostrom im Uberfluss gabe Da aber der Strom aus erneuerbaren Energien oft schon ungenutzt abgeregelt werden muss konnte der immer grosser werdende Uberschuss in Zukunft noch verwertet werden Der Naturschutzbund Deutschland NABU fordert u a eine vollstandige Okobilanz von grunem Wasserstoff Daneben wird der Wasserverbrauch insbesondere in wasserarmen Regionen kritisiert Um grunen Wasserstoff kostengunstig herzustellen soll er dort produziert werden wo der Ertrag aus Photovoltaik und Solarthermieanlagen am grossten ist wie beispielsweise in Nordafrika und dem Nahen Osten In diesen wasserarmen Gebieten fehlt aber das fur die Wasserstoffherstellung notwendige Susswasser welches nur mittels Meerwasserentsalzung bereitgestellt werden kann Bei der Entsalzung die zusatzliche Energie benotigt entsteht eine stark salzhaltige Lauge als Abfallprodukt die betriebsbedingt auch Chemikalien und Schwermetalle enthalt und in der Regel wieder ins Meer zuruckgepumpt wird und das Okosystem belastet Siehe auchWasserstoffherstellung aus KernenergieLiteraturSven Geitmann Eva Augsten Wasserstoff und Brennstoffzellen Die Technik von gestern heute und morgen 5 komplett uberarbeitete Auflage Hydrogeit Verlag Oberkramer 2021 ISBN 978 3 937863 54 2 Thomas Schmidt Wasserstofftechnik Grundlagen Systeme Anwendungen Wirtschaft Hanser Munchen 2020 ISBN 978 3 446 46001 0 Kapitel 1 Einfuhrung S 1 14 Kapitel 4 Technologiepfade mit Wasserstoff S 185 215 Wasserstofferzeugung Brennstoffzellen und Methanisierung In Volker Quaschning Regenerative Energiesysteme 9 aktualisierte Auflage Hanser Munchen 2015 ISBN 978 3 446 44267 2 S 381 393 Kapitel 10 Lauritz Buhler Dominik Most und Hendrik Scharf Gruner Wasserstoff Wie steht es um die Wirtschaftlichkeit und welche Nachfrage lasst sich erwarten in ifo Dresden berichtet 4 2023 WeblinksNadja Podbregar Wasserstoff Dossier In scinexx de 24 Januar 2020 abgerufen am 9 September 2021 Wolf Peter Schill Martin Kittel DIW Gruner Wasserstoff in der Energiewende Fokussierter Einsatz unverzichtbar Heise 17 September 2021 EinzelnachweiseGruner Wasserstoff Wie weit sind wir bei der Nutzung auf YouTube 15 Januar 2021 abgerufen am 26 Januar 2021 In etwa bei Laufzeit 2 00 bis 2 50 Minuten Acatech et al Wasserstoff Welche Bedeutung hat er im Energiesystem der Zukunft Internetseite der Akademienunion Abgerufen am 19 Oktober 2024 Royal Society Royal Academy of Engineering 2024 Towards a green hydrogen roadmap for the UK A summary report Abgerufen am 10 Mai 2025 Sachverstandigenrat fur Umweltfragen 2021 Wasserstoff im Klimaschutz Klasse statt Masse S 29 abgerufen am 19 Oktober 2024 Christian Kloppelt Patrick Wagner Faktencheck Wasserstoff Zukunft gestalten PDF Fraunhofer Institut fur Keramische Technologien und Systeme Januar 2025 abgerufen am 20 Februar 2025 Kapitel 9 1 Die untertagige Speicherung von Wasserstoff In Thomas Schmidt Wasserstofftechnik Grundlagen Systeme Anwendungen Wirtschaft ISBN 978 3 446 46001 0 S 384 409 Unterirdische Kavernen In Sven Geitmann Eva Augsten Wasserstoff und Brennstoffzellen Die Technik von gestern heute und morgen ISBN 978 3 937863 51 1 S 106 107 Mario Ragwitz et al Szenarien fur ein klimaneutrales Deutschland Technologieumbau Verbrauchsreduktion und Kohlenstoffmanagement Schriftenreihe Energiesysteme der Zukunft Munchen 2023 S 15 Sachverstandigenrat fur Umweltfragen 2021 Wasserstoff im Klimaschutz Klasse statt Masse S 5 abgerufen am 19 Oktober 2024 Nadja Podbregar Wie teuer wird gruner Wasserstoff Heimische H2 Produktion ware gunstiger als Import per Schiff In scinexx de vom 5 Juli 2023 Frank Merten Alexander Scholz Metaanalyse zu Wasserstoffkosten und bedarfen fur die CO2 neutrale Transformation Wuppertal Institut fur Klima Umwelt Energie 42 S doi 10 48506 opus 8344 Jorg Staude Gruner Wasserstoff ist nicht gleich gruner Wasserstoff In Klimareporter 5 Dezember 2020 abgerufen am 24 Mai 2021 Steffen Bukold Fabian Huneke Michael Claussner Grun oder Blau Wege in die Wasserstoff Wirtschaft 2020 2040 PDF Greenpeace Energy Dezember 2020 abgerufen am 24 Mai 2021 Andreas Niesmann Gruner Wasserstoff Nabu Studie weckt Zweifel an Nachhaltigkeit In rnd de 8 September 2022 abgerufen am 16 September 2022 Klimaneutralitat Schattenseite des 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