Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Ölmühle Begriffsklärung aufgeführt Eine Ölmühle
Dezentrale Ölmühle

Eine Ölmühle ist die Produktionseinrichtung zur Herstellung von Pflanzenölen aus Ölsaaten und -früchten. Bei den Rohstoffen wird unterschieden zwischen Ölpflanzen, bei denen das Fruchtfleisch genutzt wird (wie Olivenbaum, Ölpalme) und Ölfrüchten, bei denen die Samen genutzt werden (Soja, Sonnenblumen, Raps). Ölmühlen verarbeiten die Rohstoffe zu Ölen und Fetten sowie Ölschroten (Presskuchen). Verwendet werden die Pflanzenöle als Lebens- und Futtermittel wie auch im technischen Bereich (Oleochemie, Biokraftstoffe).
Zentrale und dezentrale Ölmühlen
Pflanzenöle werden durch das Auspressen von Pflanzenteilen gewonnen. Produziert wird das Pflanzenöl in zentralen oder dezentralen Ölmühlen. Zentrale industrielle Ölmühlen verarbeiten bis zu 4000 t Ölsaat pro Tag in Verfahren der Heißpressung und häufig einer anschließenden Extraktion mit Lösungsmitteln.
Die tägliche Verarbeitungskapazität dezentraler Ölmühlen liegt zwischen 0,5 t bis 25 t Ölsaat. Die Saat wird häufig kalt gepresst, dabei entsteht natives Pflanzenöl. Die Ölausbeute der in der Regel im landwirtschaftlichen Umfeld arbeitenden Einrichtungen ist geringer, bei höheren Restfettgehalten im Presskuchen.
Verfahren
Die Produktionsprozesse der zentralen und der dezentralen Ölgewinnung unterscheiden sich wesentlich, sowohl technisch, wie auch im Einfluss auf die Eigenschaften des Endprodukts. Vereinfacht ausgedrückt ist der Verarbeitungsgrad bei der industriellen Produktion deutlich höher.
In der Regel besteht der erste Verarbeitungsschritt in der Pressung des Rohprodukts. Um chemische Veränderungen des Öls zu vermeiden, sollte die Temperatur des Öls dabei möglichst niedrig bleiben (Kaltpressung). Bei handwerklich arbeitenden Mühlen wird das gewonnene trübe Öl entweder unmittelbar nach der Pressung zum Verkauf als Truböl abgefüllt oder zunächst noch durch Filtration oder Sedimentation geklärt.
Die Pressung wird heute in größeren Betrieben überwiegend in (Seiher-)Schneckenpressen ausgeführt. In kleinerem Maßstab kommen Zylinderloch-Schneckenpressen (bis ca. 70 kg Saaten/ Stunde) und teilweise Kolbenpressen (Zylinderpressen) zum Einsatz. In Schneckenpressen werden die Saaten ähnlich wie im Fleischwolf durch eine Schnecke (Spindel) in einem Zylinder transportiert und komprimiert. Durch eine trichterförmige Öffnung tritt der Presskuchen aus. Zur Erhöhung der Ausbeute wird das nach der Pressung im Presskuchen verbleibende Öl anschließend meist mithilfe von chemischen Lösungsmitteln extrahiert.
- Extraktion
Bei diesem Verfahren wird das Pflanzenöl mit Lösungsmitteln (heute meist Hexan) aus dem zerkleinerten Rohstoff oder dem Presskuchen herausgelöst. Das „Miscella“ genannte Gemisch aus Lösungsmittel und Öl wird durch Destillation wieder vom Lösemittel befreit. Das zurück gewonnene Lösungsmittel wird dem Extraktionsprozess wieder zugeführt.
- Zentrifugation
Besonders bei der Herstellung von Olivenöl wird ein Zentrifugationsverfahren eingesetzt. Der unter Umständen mit Wasser versetzte und erwärmte Brei wird hier bei etwa 20.000 Umdrehungen pro Minute zentrifugiert.
Reinigung
Nach der Pressung ist das Öl noch sehr stark mit Press-Sedimenten verunreinigt. Deshalb wird es bis zur Filterung im Trubölbehälter zwischengelagert. Hier kommt dann in der Regel ein Rührwerk zum Einsatz, welches die Sedimente in der Schwebe hält, bevor die Ölreinigung stattfindet. Die Ölreinigung erfolgt durch Filterung und/oder Sedimentation.
Bei der Filterung kommen die Kammerfilterpresse, die kuchenbildende Filtration und Beutelfilter zum Einsatz. Vor allem als nachgelagerte Sicherheits- oder Polizeifilter werden Kerzenfilter genutzt. Damit wird gewährleistet, dass im Öl keine Verunreinigungen mehr enthalten sind, bevor das Produkt die Ölmühle verlässt.
Bei der Sedimentation, die bei kleineren Ölproduktionsanlagen angewandt wird, dient anstelle einer äußeren Energiezufuhr (z. B. zum Antrieb einer Druckpumpe) das Erdschwerefeld zur Reinigung des Truböls von den Sedimenten. Dabei wird das ausgepresste Öl in ein Behältnis gegeben, in dem es bis zu mehreren Wochen verharrt, während die schwereren Sedimente durch die Erdanziehung langsam zu Boden sinken. Nach der Sedimentation wird das gereinigte Öl langsam aus dem Behältnis entnommen, so dass die abgesenkten Partikel im Sedimentationsbehältnis verbleiben. Anschließend wird das Öl durch einen Sicherheitsfilter geleitet und im Reinöl-Tank gelagert. Neuere Sedimentationsverfahren laufen kontinuierlich ab. Dabei fließt das zu reinigende Truböl über ein Röhrensystem durch nacheinander geschaltete Behältnisse.
Lagerung
Trocknung und Reinigung der Ölsaaten spielen bei kleineren Ölmühlen eine besondere Rolle, da Verunreinigungen oder Pilzbefall die Qualität des naturbelassenen Öls stark mindern und nicht in dem Maße durch nachfolgende Raffination ausgeglichen werden können, wie es bei der industriellen Verarbeitung möglich ist. Zudem fallen einzelne Chargen mit schlechter Qualität stärker ins Gewicht.
Bei Rapssaat sollte die Restfeuchte weniger als 9 Prozent betragen. Verunreinigungen durch Unkrautsamen (Fremdbesatz) oder schlecht gereinigte Transportfahrzeuge sollten vermieden werden.
Entnommen werden die Saaten beispielsweise über Förderschnecken.
Die Reinöl-Lagerung soll möglichst kühl und dunkel erfolgen. Insofern ist es sinnvoll, die Lager in Hallen oder unterirdisch zu installieren. Als Material für die Reinöl-Lagerung kommen häufig Tanks aus Edelstahl zum Einsatz. Die Lagertanks sollten möglichst einfach zu reinigen und vor dem Eintrag von Kondenswasser geschützt sein.
Die sachgerechte Lagerung des Presskuchens ist entscheidend, um dessen Qualität zu erhalten. Bei der Produktion entwickelt der Presskuchen eine hohe Temperatur und hat noch einen hohen Anteil an Wasserdampf. Um den Wassergehalt zu senken, ist bei längerfristiger Lagerung eine Kühlung und Belüftung wichtig.
Rohstoffe und verwendete Produkte
Viele verschiedene Ölfrüchte und -pflanzen werden in dezentralen Ölmühlen verarbeitet. Dabei sind folgende Nutzungsarten von Bedeutung:
- Pflanzenöle als Nahrungsmittel (Speiseöl, Grundstoff für viele weitere Nahrungsmittel)
- Pflanzenöle als Energieträger und nachwachsende Rohstoffe (Biokraftstoff, Wärmeerzeugung, bio-basierte Kunststoffe, Grundstoff für die Kosmetikindustrie)
- Presskuchen als Koppelprodukt bei der Ölgewinnung (hochwertiges eiweiß- und fettreiches Futtermittel, Brennstoff und Substrat für die Biogaserzeugung).
Für den Bereich Speiseöl gibt es viele regionale bzw. traditionelle Spezialitäten, die meistens regional oder direkt vermarktet werden. Die in den letzten Jahren in Deutschland entstandenen dezentralen Ölmühlen verarbeiten überwiegend Rapssaat.
Rohstoffe
Als Rohstoffe werden die Samen oder auch das Fruchtfleisch von Pflanzen verwendet. Weltweit gibt es viele Tausend Ölpflanzen, die als Rohstofflieferanten genutzt werden könnten. Von Ölmühlen in Europa werden mengenmäßig vor allem die Ölsaaten von Raps, Soja, Sonnenblume, Mais und Baumwolle verarbeitet, daneben unter anderem Oliven, diverse Nüsse, Färberdistel, Traubenkerne und traditionell auch Leinsamen. Weltweit haben zudem die Ölpalme zur Erzeugung von Palmöl und Palmkernöl sowie die Kokospalme (Kokosfett) große Bedeutung.
Wirtschaftliche Bedeutung
In Deutschland gibt es etwa 20 große Ölmühlen, zur effizienten Rohstoffversorgung häufig an Wasserstraßen gelegen und eingebunden in nationale oder internationale Konzerne. Die zentralen Ölmühlen verarbeiten neben heimischen Produkten auch importierte Saaten, vor allem Sojasaat. Angebot und Nachfrage an der Warenterminbörse in Chicago bestimmen in der Regel die weltweite Preisgestaltung.
In Deutschland sind seit den 1990er Jahren viele dezentrale Ölmühlen entstanden, zu deren Merkmalen kürzere Transportwege für Saaten und Fertigprodukte gehören. Für die dezentralen Ölmühlen ist neben der Vermarktung des Pflanzenöls auch das Koppelprodukt Presskuchen von wirtschaftlicher Bedeutung.
Nach Angabe des Technologie- und Förderzentrums Straubing waren im Jahr 1999 ca. 79 dezentrale Ölmühlen bekannt, im Frühjahr 2004 dagegen mindestens 219 Anlagen. Im Jahr 2008 sind etwa 600 Anlagen in Betrieb. Der Zuwachs dieser dezentralen Ölmühlen ist im Wesentlichen im Kontext der Erzeugung regenerativer Energieträger, insbesondere der Biokraftstoffe entstanden. Viele dezentrale Mühlen sind direkt in landwirtschaftliche Betriebe eingebunden, die durch die Erzeugung von Biokraftstoffen ein weiteres wirtschaftliches Standbein hinzugewinnen. Die politischen Rahmenbedingungen tragen wesentlich dazu bei, ob dezentrale Ölmühlen eine längerfristige wirtschaftliche Perspektive gegeben ist.
Der überwiegende Teil der Produktion sowohl in zentralen als auch in dezentralen Anlagen dient aktuell der Kraftstoffproduktion. Biodiesel und Pflanzenöl-Kraftstoff (PÖL) werden beide überwiegend aus Rapssaat hergestellt. Daneben werden auch Speiseöle und Futteröle sowie Schmierstoffe und Trennmittel produziert. Bei Erzeugnissen aus zentralen Ölmühlen handelt es sich in der Regel um vollraffinierte Pflanzenöle, während in handwerklich arbeitenden kleineren Anlagen durch schonende Ölsaatenverarbeitung sogenannte hergestellt werden, die keine Raffinationsschritte durchlaufen. Bei der Verbrennung von Pflanzenöl wird theoretisch nur so viel CO2 emittiert, wie beim Aufwachsen der Pflanze gebunden wurde.
Geschichte
Ölmühlen sind mindestens seit der griechischen Antike bekannt. Zahlreiche Mühlen wurden in Olynth gefunden, die Stadt wurde jedoch 348 v. Chr. zerstört.
Im 19. Jahrhundert gab es in Deutschland 4000 Ölmühlen. Mit Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert begann auch eine Zentralisierung in diesem Bereich. Durch den Überseehandel, teilweise auch durch die Ausbeutung von Kolonialgebieten in Ländern Afrikas wurden in großen Mengen Palmkerne und Erdnüsse nach Europa importiert und Öl aus ihnen gepresst.
Im industriellen Betrieb wurden in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts die traditionellen Spindelpressen zunächst durch die Kolbenpressen und schließlich durch Schneckenpressen ersetzt. Um 1900 kamen Seiher-Schneckenpressen auf, die heute überwiegend eingesetzt werden.
Durch das steigende Interesse an naturbelassenen kaltgepressten Ölen entstanden seit Beginn der 1990er Jahre wieder mehr kleine, handwerklich arbeitende Ölmühlen. Eine der ältesten, noch produzierenden Ölmühlen ist die 1650 gegründete, heute unter Denkmalschutz stehende, Leinölmühle (Braun Mühle) in Pfaffroda.
Mindestens zehn der großen Ölmühlen sind Tochterunternehmen internationaler Großunternehmen wie etwa Bunge Limited, Cargill oder Archer Daniels Midland. Mehr als die Hälfte der dezentralen Ölmühlen befinden sich in Süddeutschland, insbesondere in Bayern.
Historische Ölmühlen
Die Ölmühle Berschweiler und die Brandhöfer Mühle bei Gschwend sind historische Ölmühlen, die nicht mehr in Betrieb sind, deren ursprüngliche Technik jedoch vollständig erhalten ist.
Traditionelle Ölmühlen waren im deutschsprachigen Bereich ursprünglich Wassermühlen. Sie bestanden aus einem Samenstampfwerk, einem Röstkessel und einer sogenannten Schlägel-Keilpresse. Der Prozess der Ölgewinnung wurde als Ölschlagen bezeichnet. Der Ölmüller wurde vielfach Ölschläger genannt.
Diverse Ölmühlen finden sich in Freilichtmuseen, so beispielsweise im Vogtsbauernhof (Schwarzwald), in Fürth im Ostertal (Ölmühle Wern) und im Roscheider Hof (Obermosel). Die Herzsche Ölmühle in Wittenberge an der Elbe, 1823 gegründet und 1856 um den Speicher erweitert, bildet heute die Kulisse der Elblandfestspiele Wittenberge. In der Ölmühle Tiengen wird im Rahmen von Vorführungen der historische Herstellungsablauf gezeigt.
Seit 1923 ist die denkmalgeschützte Ölmühle der Essig- & Senffabrik Ph. Leman GmbH ununterbrochen in Betrieb. Früher wurden hier neben Senfsaaten und Raps vor allem Bucheckern gepresst.
Literatur
- FNR, Handbuch Herstellung von Rapsölkraftstoff in dezentralen Ölgewinnungsanlagen. (PDF; 4,5 MB) (5,41 MB)
- KTBL. Schrift 427, Dezentrale Ölsaatenverarbeitung,
- Barbara Eder, Franz Eder: Pflanzenöl als Kraftstoff. ISBN 978-3-936896-05-3.
- Technologie und Förderzentrum Straubing (TFZ): Herstellung – Ölgewinnung.
Weblinks
- Edgar Remmele (Technologie- und Förderzentrum TFZ): Handbuch Herstellung von Rapsölkraftstoff in dezentralen Ölgewinnungsanlagen. (PDF-Datei; 4,53 MB) Herausgegeben von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V., Gülzow 2008; ISBN 978-3-9803927-1-6.
- Bundesverband dezentraler Ölmühlen e. V. (BDOel.de)
Einzelnachweise
- Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e. V.: Dezentrale Ölsaatenverarbeitung – Arbeitspapier 267. Landwirtschaftsverlag GmbH, Münster-Hiltrup 1999; S. 1–130
- Technologie- und Förderzentrum Straubing (TFZ): Ölreinigung in dezentralen Ölmühlen ( vom 4. August 2008 im Internet Archive)
- Fediol: Oils and fats Production by main Countries 2005/06
- BLT Wieselburg: Mitteilungen der Facharbeitsgruppe Nachwachsende Rohstoffe, Nr. 34, Dezember 2004 ( vom 11. Februar 2006 im Internet Archive)
- B. A. Widmann: Hintergründe und Zielsetzungen der dezentralen Ölsaatenverarbeitung, in: Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e. V. (Hrsg.), Dezentrale Ölsaatenverarbeitung, Darmstadt, 2005, S. 13–21
- Helmuth Schneider: Die Gaben des Prometheus S. 94f. in: Wolfgang König (Hrsg.): Propyläen Technikgeschichte - Band 1, Propyläen, Berlin 1997.
- Dipl.-Ing. Christian Schein: Dissertation Zum kontinuierlichen Trennpressen biogener Feststoffe in Schneckengeometrien am Beispiel geschälter Rapssaat, S. 2ff, Fachbereich 12 – Maschinenwesen –, Universität Duisburg-Essen, Mai 2003.
- Geschichte der Ölmühle Dörnthal, abgerufen am 26. Dezember 2014
- Mitgliedsfirmen des Verbands der ölsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland e. V. (OVID) ( vom 7. Dezember 2008 im Internet Archive)
- Dezentrale Ölmühlen in Deutschland, Webseite des Technologie- und Förderzentrums e. V., Bayern
- Detaillierte Darstellung von Mechanik und Technik historischer Ölmühlen bei : Ölmühlen. In: ders.: Untersuchungen über den Effekt einiger in Rheinland-Westphalen bestehenden Wasserwerke, hrsg. vom Ministerium des Innern für Handel, Gewerbe und Bauwesen, Teil I–II. A. Petsch, Berlin 1831, S. 158–167 (Google-Books).
- Moritz Rühlmann: Beitrag zur Geschichte der Oelmühlen. In: Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins, 1875 S. 164 ( vom 23. März 2020 im Internet Archive)
- Berthold Moog: Die Ölmühle. In: Mühlenbrief Nr. 10, Oktober 2007, hrsg. von der Vereinigung Schweizer Mühlenfreunde.
- Der Ölmüller. In: Berufe dieser Welt, hrsg. von S. und M. Sallmann.
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Olmuhle Begriffsklarung aufgefuhrt Eine Olmuhle ist die Produktionseinrichtung zur Herstellung von Pflanzenolen aus Olsaaten und fruchten Bei den Rohstoffen wird unterschieden zwischen Olpflanzen bei denen das Fruchtfleisch genutzt wird wie Olivenbaum Olpalme und Olfruchten bei denen die Samen genutzt werden Soja Sonnenblumen Raps Olmuhlen verarbeiten die Rohstoffe zu Olen und Fetten sowie Olschroten Presskuchen Verwendet werden die Pflanzenole als Lebens und Futtermittel wie auch im technischen Bereich Oleochemie Biokraftstoffe Olivenolmuhle in Bnei Darom Israel Transportable dezentrale OlpresseZentrale und dezentrale OlmuhlenPflanzenole werden durch das Auspressen von Pflanzenteilen gewonnen Produziert wird das Pflanzenol in zentralen oder dezentralen Olmuhlen Zentrale industrielle Olmuhlen verarbeiten bis zu 4000 t Olsaat pro Tag in Verfahren der Heisspressung und haufig einer anschliessenden Extraktion mit Losungsmitteln Die tagliche Verarbeitungskapazitat dezentraler Olmuhlen liegt zwischen 0 5 t bis 25 t Olsaat Die Saat wird haufig kalt gepresst dabei entsteht natives Pflanzenol Die Olausbeute der in der Regel im landwirtschaftlichen Umfeld arbeitenden Einrichtungen ist geringer bei hoheren Restfettgehalten im Presskuchen VerfahrenBlick in die geoffnete Seiherstab Schneckenpresse einer dezentralen Olmuhle Das Ol tritt zwischen den Staben aus Quetschen von Walnussen im Kollergang Die Produktionsprozesse der zentralen und der dezentralen Olgewinnung unterscheiden sich wesentlich sowohl technisch wie auch im Einfluss auf die Eigenschaften des Endprodukts Vereinfacht ausgedruckt ist der Verarbeitungsgrad bei der industriellen Produktion deutlich hoher In der Regel besteht der erste Verarbeitungsschritt in der Pressung des Rohprodukts Um chemische Veranderungen des Ols zu vermeiden sollte die Temperatur des Ols dabei moglichst niedrig bleiben Kaltpressung Bei handwerklich arbeitenden Muhlen wird das gewonnene trube Ol entweder unmittelbar nach der Pressung zum Verkauf als Trubol abgefullt oder zunachst noch durch Filtration oder Sedimentation geklart Die Pressung wird heute in grosseren Betrieben uberwiegend in Seiher Schneckenpressen ausgefuhrt In kleinerem Massstab kommen Zylinderloch Schneckenpressen bis ca 70 kg Saaten Stunde und teilweise Kolbenpressen Zylinderpressen zum Einsatz In Schneckenpressen werden die Saaten ahnlich wie im Fleischwolf durch eine Schnecke Spindel in einem Zylinder transportiert und komprimiert Durch eine trichterformige Offnung tritt der Presskuchen aus Zur Erhohung der Ausbeute wird das nach der Pressung im Presskuchen verbleibende Ol anschliessend meist mithilfe von chemischen Losungsmitteln extrahiert Extraktion Bei diesem Verfahren wird das Pflanzenol mit Losungsmitteln heute meist Hexan aus dem zerkleinerten Rohstoff oder dem Presskuchen herausgelost Das Miscella genannte Gemisch aus Losungsmittel und Ol wird durch Destillation wieder vom Losemittel befreit Das zuruck gewonnene Losungsmittel wird dem Extraktionsprozess wieder zugefuhrt Zentrifugation Besonders bei der Herstellung von Olivenol wird ein Zentrifugationsverfahren eingesetzt Der unter Umstanden mit Wasser versetzte und erwarmte Brei wird hier bei etwa 20 000 Umdrehungen pro Minute zentrifugiert Reinigung Nach der Pressung ist das Ol noch sehr stark mit Press Sedimenten verunreinigt Deshalb wird es bis zur Filterung im Trubolbehalter zwischengelagert Hier kommt dann in der Regel ein Ruhrwerk zum Einsatz welches die Sedimente in der Schwebe halt bevor die Olreinigung stattfindet Die Olreinigung erfolgt durch Filterung und oder Sedimentation Bei der Filterung kommen die Kammerfilterpresse die kuchenbildende Filtration und Beutelfilter zum Einsatz Vor allem als nachgelagerte Sicherheits oder Polizeifilter werden Kerzenfilter genutzt Damit wird gewahrleistet dass im Ol keine Verunreinigungen mehr enthalten sind bevor das Produkt die Olmuhle verlasst Bei der Sedimentation die bei kleineren Olproduktionsanlagen angewandt wird dient anstelle einer ausseren Energiezufuhr z B zum Antrieb einer Druckpumpe das Erdschwerefeld zur Reinigung des Trubols von den Sedimenten Dabei wird das ausgepresste Ol in ein Behaltnis gegeben in dem es bis zu mehreren Wochen verharrt wahrend die schwereren Sedimente durch die Erdanziehung langsam zu Boden sinken Nach der Sedimentation wird das gereinigte Ol langsam aus dem Behaltnis entnommen so dass die abgesenkten Partikel im Sedimentationsbehaltnis verbleiben Anschliessend wird das Ol durch einen Sicherheitsfilter geleitet und im Reinol Tank gelagert Neuere Sedimentationsverfahren laufen kontinuierlich ab Dabei fliesst das zu reinigende Trubol uber ein Rohrensystem durch nacheinander geschaltete Behaltnisse Lagerung Trocknung und Reinigung der Olsaaten spielen bei kleineren Olmuhlen eine besondere Rolle da Verunreinigungen oder Pilzbefall die Qualitat des naturbelassenen Ols stark mindern und nicht in dem Masse durch nachfolgende Raffination ausgeglichen werden konnen wie es bei der industriellen Verarbeitung moglich ist Zudem fallen einzelne Chargen mit schlechter Qualitat starker ins Gewicht Bei Rapssaat sollte die Restfeuchte weniger als 9 Prozent betragen Verunreinigungen durch Unkrautsamen Fremdbesatz oder schlecht gereinigte Transportfahrzeuge sollten vermieden werden Entnommen werden die Saaten beispielsweise uber Forderschnecken Die Reinol Lagerung soll moglichst kuhl und dunkel erfolgen Insofern ist es sinnvoll die Lager in Hallen oder unterirdisch zu installieren Als Material fur die Reinol Lagerung kommen haufig Tanks aus Edelstahl zum Einsatz Die Lagertanks sollten moglichst einfach zu reinigen und vor dem Eintrag von Kondenswasser geschutzt sein Die sachgerechte Lagerung des Presskuchens ist entscheidend um dessen Qualitat zu erhalten Bei der Produktion entwickelt der Presskuchen eine hohe Temperatur und hat noch einen hohen Anteil an Wasserdampf Um den Wassergehalt zu senken ist bei langerfristiger Lagerung eine Kuhlung und Beluftung wichtig Rohstoffe und verwendete ProdukteViele verschiedene Olfruchte und pflanzen werden in dezentralen Olmuhlen verarbeitet Dabei sind folgende Nutzungsarten von Bedeutung Pflanzenole als Nahrungsmittel Speiseol Grundstoff fur viele weitere Nahrungsmittel Pflanzenole als Energietrager und nachwachsende Rohstoffe Biokraftstoff Warmeerzeugung bio basierte Kunststoffe Grundstoff fur die Kosmetikindustrie Presskuchen als Koppelprodukt bei der Olgewinnung hochwertiges eiweiss und fettreiches Futtermittel Brennstoff und Substrat fur die Biogaserzeugung Fur den Bereich Speiseol gibt es viele regionale bzw traditionelle Spezialitaten die meistens regional oder direkt vermarktet werden Die in den letzten Jahren in Deutschland entstandenen dezentralen Olmuhlen verarbeiten uberwiegend Rapssaat RohstoffeAls Rohstoffe werden die Samen oder auch das Fruchtfleisch von Pflanzen verwendet Weltweit gibt es viele Tausend Olpflanzen die als Rohstofflieferanten genutzt werden konnten Von Olmuhlen in Europa werden mengenmassig vor allem die Olsaaten von Raps Soja Sonnenblume Mais und Baumwolle verarbeitet daneben unter anderem Oliven diverse Nusse Farberdistel Traubenkerne und traditionell auch Leinsamen Weltweit haben zudem die Olpalme zur Erzeugung von Palmol und Palmkernol sowie die Kokospalme Kokosfett grosse Bedeutung Wirtschaftliche BedeutungIn Deutschland gibt es etwa 20 grosse Olmuhlen zur effizienten Rohstoffversorgung haufig an Wasserstrassen gelegen und eingebunden in nationale oder internationale Konzerne Die zentralen Olmuhlen verarbeiten neben heimischen Produkten auch importierte Saaten vor allem Sojasaat Angebot und Nachfrage an der Warenterminborse in Chicago bestimmen in der Regel die weltweite Preisgestaltung In Deutschland sind seit den 1990er Jahren viele dezentrale Olmuhlen entstanden zu deren Merkmalen kurzere Transportwege fur Saaten und Fertigprodukte gehoren Fur die dezentralen Olmuhlen ist neben der Vermarktung des Pflanzenols auch das Koppelprodukt Presskuchen von wirtschaftlicher Bedeutung Nach Angabe des Technologie und Forderzentrums Straubing waren im Jahr 1999 ca 79 dezentrale Olmuhlen bekannt im Fruhjahr 2004 dagegen mindestens 219 Anlagen Im Jahr 2008 sind etwa 600 Anlagen in Betrieb Der Zuwachs dieser dezentralen Olmuhlen ist im Wesentlichen im Kontext der Erzeugung regenerativer Energietrager insbesondere der Biokraftstoffe entstanden Viele dezentrale Muhlen sind direkt in landwirtschaftliche Betriebe eingebunden die durch die Erzeugung von Biokraftstoffen ein weiteres wirtschaftliches Standbein hinzugewinnen Die politischen Rahmenbedingungen tragen wesentlich dazu bei ob dezentrale Olmuhlen eine langerfristige wirtschaftliche Perspektive gegeben ist Der uberwiegende Teil der Produktion sowohl in zentralen als auch in dezentralen Anlagen dient aktuell der Kraftstoffproduktion Biodiesel und Pflanzenol Kraftstoff POL werden beide uberwiegend aus Rapssaat hergestellt Daneben werden auch Speiseole und Futterole sowie Schmierstoffe und Trennmittel produziert Bei Erzeugnissen aus zentralen Olmuhlen handelt es sich in der Regel um vollraffinierte Pflanzenole wahrend in handwerklich arbeitenden kleineren Anlagen durch schonende Olsaatenverarbeitung sogenannte hergestellt werden die keine Raffinationsschritte durchlaufen Bei der Verbrennung von Pflanzenol wird theoretisch nur so viel CO2 emittiert wie beim Aufwachsen der Pflanze gebunden wurde Historische Muhle fur Lampenol in Gallipoli GeschichteOlmuhle in einem unterirdischen Gewolbe Hypogaum der Abtei Santa Maria di Cerrate ApulienAlte Olivenolmuhle in Mouries Sudfrankreich Historisches Stampfwerk der Olmuhle in der Brandhofer Muhle bei Gschwend Olmuhlen sind mindestens seit der griechischen Antike bekannt Zahlreiche Muhlen wurden in Olynth gefunden die Stadt wurde jedoch 348 v Chr zerstort Im 19 Jahrhundert gab es in Deutschland 4000 Olmuhlen Mit Beginn der Industrialisierung im 19 Jahrhundert begann auch eine Zentralisierung in diesem Bereich Durch den Uberseehandel teilweise auch durch die Ausbeutung von Kolonialgebieten in Landern Afrikas wurden in grossen Mengen Palmkerne und Erdnusse nach Europa importiert und Ol aus ihnen gepresst Im industriellen Betrieb wurden in der 2 Halfte des 19 Jahrhunderts die traditionellen Spindelpressen zunachst durch die Kolbenpressen und schliesslich durch Schneckenpressen ersetzt Um 1900 kamen Seiher Schneckenpressen auf die heute uberwiegend eingesetzt werden Durch das steigende Interesse an naturbelassenen kaltgepressten Olen entstanden seit Beginn der 1990er Jahre wieder mehr kleine handwerklich arbeitende Olmuhlen Eine der altesten noch produzierenden Olmuhlen ist die 1650 gegrundete heute unter Denkmalschutz stehende Leinolmuhle Braun Muhle in Pfaffroda Mindestens zehn der grossen Olmuhlen sind Tochterunternehmen internationaler Grossunternehmen wie etwa Bunge Limited Cargill oder Archer Daniels Midland Mehr als die Halfte der dezentralen Olmuhlen befinden sich in Suddeutschland insbesondere in Bayern Historische OlmuhlenOlmuhle HalverdeHistorische Olmuhle in Oberdreis Die Olmuhle Berschweiler und die Brandhofer Muhle bei Gschwend sind historische Olmuhlen die nicht mehr in Betrieb sind deren ursprungliche Technik jedoch vollstandig erhalten ist Traditionelle Olmuhlen waren im deutschsprachigen Bereich ursprunglich Wassermuhlen Sie bestanden aus einem Samenstampfwerk einem Rostkessel und einer sogenannten Schlagel Keilpresse Der Prozess der Olgewinnung wurde als Olschlagen bezeichnet Der Olmuller wurde vielfach Olschlager genannt Diverse Olmuhlen finden sich in Freilichtmuseen so beispielsweise im Vogtsbauernhof Schwarzwald in Furth im Ostertal Olmuhle Wern und im Roscheider Hof Obermosel Die Herzsche Olmuhle in Wittenberge an der Elbe 1823 gegrundet und 1856 um den Speicher erweitert bildet heute die Kulisse der Elblandfestspiele Wittenberge In der Olmuhle Tiengen wird im Rahmen von Vorfuhrungen der historische Herstellungsablauf gezeigt Seit 1923 ist die denkmalgeschutzte Olmuhle der Essig amp Senffabrik Ph Leman GmbH ununterbrochen in Betrieb Fruher wurden hier neben Senfsaaten und Raps vor allem Bucheckern gepresst Trubolruhrwerk in der dezentralen OlmuhleLiteraturFNR Handbuch Herstellung von Rapsolkraftstoff in dezentralen Olgewinnungsanlagen PDF 4 5 MB 5 41 MB KTBL Schrift 427 Dezentrale Olsaatenverarbeitung Barbara Eder Franz Eder Pflanzenol als Kraftstoff ISBN 978 3 936896 05 3 Technologie und Forderzentrum Straubing TFZ Herstellung Olgewinnung WeblinksCommons Olmuhlen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wiktionary Olmuhle Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Edgar Remmele Technologie und Forderzentrum TFZ Handbuch Herstellung von Rapsolkraftstoff in dezentralen Olgewinnungsanlagen PDF Datei 4 53 MB Herausgegeben von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e V Gulzow 2008 ISBN 978 3 9803927 1 6 Bundesverband dezentraler Olmuhlen e V BDOel de EinzelnachweiseKuratorium fur Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e V Dezentrale Olsaatenverarbeitung Arbeitspapier 267 Landwirtschaftsverlag GmbH Munster Hiltrup 1999 S 1 130 Technologie und Forderzentrum Straubing TFZ Olreinigung in dezentralen Olmuhlen Memento vom 4 August 2008 im Internet Archive Fediol Oils and fats Production by main Countries 2005 06 BLT Wieselburg Mitteilungen der Facharbeitsgruppe Nachwachsende Rohstoffe Nr 34 Dezember 2004 Memento vom 11 Februar 2006 im Internet Archive B A Widmann Hintergrunde und Zielsetzungen der dezentralen Olsaatenverarbeitung in Kuratorium fur Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e V Hrsg Dezentrale Olsaatenverarbeitung Darmstadt 2005 S 13 21 Helmuth Schneider Die Gaben des Prometheus S 94f in Wolfgang Konig Hrsg Propylaen Technikgeschichte Band 1 Propylaen Berlin 1997 Dipl Ing Christian Schein Dissertation Zum kontinuierlichen Trennpressen biogener Feststoffe in Schneckengeometrien am Beispiel geschalter Rapssaat S 2ff Fachbereich 12 Maschinenwesen Universitat Duisburg Essen Mai 2003 Geschichte der Olmuhle Dornthal abgerufen am 26 Dezember 2014 Mitgliedsfirmen des Verbands der olsaatenverarbeitenden Industrie in Deutschland e V OVID Memento vom 7 Dezember 2008 im Internet Archive Dezentrale Olmuhlen in Deutschland Webseite des Technologie und Forderzentrums e V Bayern Detaillierte Darstellung von Mechanik und Technik historischer Olmuhlen bei Olmuhlen In ders Untersuchungen uber den Effekt einiger in Rheinland Westphalen bestehenden Wasserwerke hrsg vom Ministerium des Innern fur Handel Gewerbe und Bauwesen Teil I II A Petsch Berlin 1831 S 158 167 Google Books Moritz Ruhlmann Beitrag zur Geschichte der Oelmuhlen In Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins 1875 S 164 Memento vom 23 Marz 2020 im Internet Archive Berthold Moog Die Olmuhle In Muhlenbrief Nr 10 Oktober 2007 hrsg von der Vereinigung Schweizer Muhlenfreunde Der Olmuller In Berufe dieser Welt hrsg von S und M Sallmann Normdaten Sachbegriff GND 4172433 1 GND Explorer lobid OGND AKS