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Der Königsberger Schulplan wurde als interne Denkschrift Ueber die mit dem Königsbergischen Schulwesen vorzunehmenden Re

Königsberger Schulplan

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Der Königsberger Schulplan wurde als interne Denkschrift (Ueber die mit dem Königsbergischen Schulwesen vorzunehmenden Reformen, Ende Juli/Anfang August 1809) ebenso wie der damit zeitlich und sachlich zusammenhängende im Herbst 1809 von Wilhelm von Humboldt kurz nach seiner Ernennung zum Sektionsleiter für Kultus und Unterricht im preußischen Innenministerium verfasst. Er beinhaltet sein Modell eines gestuften allgemeinbildenden Bildungssystems und sollte im Rahmen der Preußischen Reformen den Staat erneuern helfen. Nach König Friedrich Wilhelm III. sollte Preußen seine physischen Verluste durch geistige Leistungen ausgleichen. Die zwei kurzen Schriften handeln von Problemen, die Humboldt als amtlichem Schulvisitator auffielen. So kritisiert er den unzulänglichen Zustand der Schulen in Ostpreußen und führt die Vorstellungen des Neuhumanismus aus.

Humboldts Bildungstheorie

Humboldt hat in seinem Gesamtwerk eine Bildungstheorie des Individuums entwickelt: Bildung ist für ihn der unabschließbare Weg des Individuums zu sich selbst, die Verknüpfung des Ichs mit der Welt, die „höchste und proportionierlichste Bildung seiner Kräfte zu einem Ganzen“, zur allgemeinen Humanität. Die Sprache hat unter allen möglichen Weltinhalten eine Sonderstellung inne, da sie zugleich das menschliche Medium allgemeiner Verständigung und individuellen Ausdrucks und eigener Schöpfung ist. Wer die Form der Sprache erfasst, gelangt in die Mitte des Menschlichen. Humboldt weist daher dem Studium der Sprachen, besonders der alten, einen pädagogischen Vorrang zur Entwicklung von Humanität zu. Zurück weist Humboldt eine Pädagogik, die ihren Sinn in bloßer Nützlichkeit für einen späteren Beruf (Berufsbildung) oder in partikularer Standeserziehung sieht. Humboldt lehnt daher realistische Bildung in Mittel- und Realschulen, Bürgerschulen oder frühzeitig beruflich orientierten Schulen ab. Die Schule steht konsequenterweise auch jedem Menschen offen. Humboldt war allerdings realistisch genug, das Utopische dieser Konzeption in seiner Zeit zu sehen, und war sich klar, dass materielle Grenzen dem Schulbesuch aller entgegenstanden. Eine Einheitsschule, in der die Kinder seines adligen Standes und die der einfachen Menschen nebeneinander säßen, war außerhalb seiner Vorstellung.

Allgemeine Menschenbildung

Humboldt tritt für eine Schulbildung ein, die jedem Kind die Chance zur Entfaltung seiner Menschlichkeit bietet. Eine vorzeitige Prägung für die beruflichen und gesellschaftlichen Lebensaufgaben lehnt er ab:

„Alle Schulen aber, deren sich nicht ein einzelner Stand, sondern die ganze Nation oder der Staat für diese annimmt, müssen nur allgemeine Menschenbildung bezwecken. Was das Bedürfnis des Lebens oder eines einzelnen seiner Gewerbe erheischt, muß abgesondert und nach vollendetem allgemeinen Unterricht erworben werden. Wird beides vermischt, so wird die Bildung unrein, und man erhält weder vollständige Menschen noch vollständige Bürger einzelner Klassen.“ (Der litauische Schulplan)

Sehr utopisch klingt seine Vorstellung vom Griechisch lernenden späteren Tischler, wichtig ist für Humboldt aber der Ansatz einer gleichen Menschen- und Gemütsbildung für alle, wovon er sich eine bessere Sozialität verspricht:

„Denn der gemeinste Tagelöhner und der am feinsten Ausgebildete muß in seinem Gemüt ursprünglich gleichgestimmt werden, wenn jener nicht unter der Menschenwürde roh und dieser nicht unter der Menschenkraft sentimental, schimärisch und verschroben werden soll... Auch Griechisch gelernt zu haben könnte auf diese Weise dem Tischler ebenso wenig unnütz sein, als Tische zu machen dem Gelehrten.“ (Der litauische Schulplan).

Kein gegliedertes Schulwesen

Daher kann es nur eine weiterführende Schulform geben, das Gymnasium, doch daneben keine Mittelschulen (heute Haupt- und Realschulen), die bereits mit Blick auf den künftigen Beruf von der Aufgabe ablenken, eine formale Übung der geistigen Kräfte vorzunehmen. Alle inhaltlichen Kenntnisse sollen auf die spätere Berufsausbildung in Spezialschulen verschoben werden:

„Allein auch in dieser ... Absicht, daß die Mittelschulen für diejenigen, die auf höheren Unterricht Verzicht leisten, bestimmt sein sollen, bestreite ich dieselben. Da … die Bestimmung eines Kindes oft sehr lange unentschieden bleibt, so bringen sie den Nachteil hervor, daß leicht Verwechslungen vorgehen, der künftige Gelehrte zu lange in Mittelschulen, der künftige Handwerker zu lange in gelehrten verweilt und daraus Verbildungen entstehen. Allein man vermischt auf diese Weise immer auf eine klägliche Weise die vom Schulunterricht allemal zu fordernde allgemeine Übung der Hauptkräfte des Geistes und die Einsammlung der künftig notwendigen Kenntnisse, welche zum wirklichen Leben vorbereitet, da es hingegen allgemeiner Grundsatz sein sollte: Die Übung der Kräfte … vollständig ... vorzunehmen, alle Kenntnisse aber, die sie überhaupt wenig oder zu einseitig befördern ... vom Schulunterricht auszuschließen und dem Leben die speziellen Schulen vorzuhalten.“

Humboldt sieht aber die soziale Realität, die Dauer und Qualität der Schulen wird weiter vom Geldbeutel abhängen. Dies zu ändern, war allenfalls eine ferne Utopie.

„Auf diese Weise sehe ich keinen Mangel, dem durch eine Mittelschule abgeholfen werden müßte. Der ganz Arme schulte seine Kinder in die wohlfeilsten oder unentgeltlichen Elementarschulen, der weniger Arme in die besseren oder wenigsten teureren. Wer noch mehr anwenden könnte, besuchte die gelehrten Schulen, bliebe bis zu höheren Klassen oder schiede vorher aus …“ (Der Königsberger Schulplan)

Die Schulstufen und Lehrinhalte

Humboldt unterscheidet im Königsberger Schulplan drei aufeinanderfolgende Stufen des Schulgangs, die sich nur am Alter und am Zweck der Bildung orientieren:

  • Elementarunterricht(= Grundschule, orientiert an Johann Heinrich Pestalozzis „Methode“)
  • Schulunterricht(= humanistisches Gymnasium)
  • Universitätsunterricht(nach der obligatorischen Reifeprüfung)

Als Aufgabe der Elementarschule stellte Humboldt in einem Bericht an den König Folgendes fest:

„Hierdurch bestimmten sich nun auch die Gegenstände des Unterrichts: Der Schüler wird durch die Leibesübungen gestärkt und entwickelt, Auge und Ohr durch Zeichnen und Musik zur Richtigkeit und Freiheit gewöhnt, der Kopf durch die Zahlenverhältnisse, von denen das Rechnen ein Teil ist, durch die Größenverhältnisse, wobei die Elemente der Mathematik vorkommen, durch eine richtige Kenntnis der Muttersprache, die vorzüglich darauf hingeht, daß das Kind bei jedem Wort einen bestimmten klaren Begriff habe, Kopf und Herz endlich durch Religionsunterricht und die Entwicklung der natürlichen sittlichen Gefühle gebildet. Lesen und Schreiben sind dann eine natürliche Zugabe teils zum Sprach-, teils zum Zeichenunterricht ...“ (Bericht der Sektion des Kultus und Unterrichts)

Den Unterrichtsgegenstand des Gymnasiums sollte das „Klassische“ bilden, das geeignet war, den Bildungsvorgang zu unterstützen. Dies leistete für Humboldt:

  • der „gymnastische Unterricht“ (d. h. Leibeserziehung)
  • der „ästhetische Unterricht“ (d. h. Musik, Kunst)
  • der „didaktische Unterricht“ (d. h. wissenschaftspropädeutisch): Mathematik, Geschichte mit ein wenig Naturgeschichte, Sprachen (Deutsch, Griechisch, Latein)

Dabei entwickelte Humboldt die gegenwärtig so aktuelle Formulierung vom Lernen des Lernens, während der Stoff nur ein Hilfsmittel auf dem Weg zur Wissenschaft bleibt:

„Der Zweck des Schulunterrichts ist die Übung der Fähigkeiten und die Erwerbung der Kenntnisse, ohne welche wissenschaftliche Einsicht und Kunstfertigkeit unmöglich ist. Beide sollen durch ihn vorbereitet, der junge Mensch soll in Stand gesetzt werden, den Stoff ... teils jetzt schon wirklich zu sammeln, teils künftig nach Gefallen sammeln zu können und die intellektuell-mechanischen Kräfte auszubilden. Er ist also auf doppelte Weise, einmal mit dem Lernen selbst, dann mit dem Lernen des Lernens beschäftigt… Der Schüler ist reif, wenn er so viel bei andern gelernt hat, daß er nun für sich selbst zu lernen im Stande ist'...“ (Der Königsberger Schulplan)

Über die Hälfte der Unterrichtszeit wurde auf altsprachlichen Unterricht verwandt. Das Curriculum erstellte allerdings erst 1816 Humboldts Mitarbeiter Süvern.

Lehrerbildung

Auch in den Elementarschulen sollten speziell ausgebildete Lehrer unterrichten, daher beauftragte Humboldt Carl August Zeller mit der Gründung eines „Normalinstituts“ in Königsberg (Ostpreußen). Als Lehrer am Gymnasium sollten nicht mehr gelehrte Theologen etc. wirken, sondern in speziellen Lehrerseminaren nach dem Vorbild von Friedrich August Wolf oder Friedrich Gedike ausgebildete Pädagogen. Die neue Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität sollte dies leisten mit der Klassischen Philologie als Bildungskern. Auch in der Universität sollte weniger eine beruflich orientierte Ausbildung erfolgen als der Abschluss der formalen Bildung. Danach erst sollten Spezialkenntnisse für die verschiedenen Berufe vermittelt werden.

Späte Veröffentlichung

Unter den Titeln Königsberger Schulplan und Litauischer Schulplan hat der konservative Pädagoge Eduard Spranger 1910 die bis dahin unveröffentlichten Schriften von Humboldt herausgegeben und kommentiert. Erst sie bildeten die Grundlage des Begriffs vom Humboldtschen Gymnasium im Sinne des Neuhumanismus. Zumindest den engeren Mitarbeitern Humboldts waren die darin enthaltenen Gedanken jedoch bekannt.

Wirkung

Bereits Humboldts Mitarbeiter konnten nicht alle Ideen mittragen, so utopisch klangen sie. Das frühe Ausscheiden Humboldts aus seiner Staatsfunktion führte zu einigen Kompromissen in der Umsetzung. So wurde das bestehende Schulsystem, dessen Finanzierung oft durch städtische Patronate erfolgte, nicht fundamental verändert, sondern nur vorsichtig reformiert. Das Latein blieb als übliche Wissenschaftssprache wichtiger als das von Humboldt favorisierte Griechisch. Die Mittel- und Bürgerschulen behielten ihre Stellung. Die Volksschule blieb von den privaten Vorschulen für die Gymnasien streng getrennt. Das humanistische Gymnasium errang zwar ein hohes Ansehen für die Bildungselite, musste aber die Zugangsberechtigung zur Universität über die Reifeprüfung (heute auch umgangssprachlich Abitur genannt, amtlich jedoch seit der Kultusministerkonferenz-Vereinbarung 1972 Allgemeine Hochschulreife, diese wird regelmäßig nach der erfolgreichen Abiturprüfung extra erteilt) nach den preußischen Schulkonferenzen (Dezember-Konferenz 1890, Juni-Konferenz 1900) mit anderen Gymnasialtypen teilen. Vor allem die Geringschätzung von berufspraktischer und technischer Bildung ist ein Erbe Humboldts, dem die moderne Pädagogik Alternativen entgegenstellte.

Quellen

  1. Wilhelm von Humboldt, „Der Königsberger und der Litauische Schulplan“ (1809) | German History Intersections. Abgerufen am 21. Juni 2022. 
  2. Humboldt reagierte mit diesen Denkschriften (Unmaßgebliche Gedanken über den Plan zur Einrichtung des Litauischen Stadtschulwesens, 27. September 1809) auf Pläne, die von den zuständigen Schulverwaltungsbeamten Möller und Hoffmann im Kontext der Bildungsreformen 1809 für Königsberg und für das zu Preußen gehörende Litauen vorgelegt worden waren.
  3. W.v.Humboldt: Gesammelte Schriften, Berlin 1920, Bd. XIII, S. 276/277
  4. W.v.Humboldt: Gesammelte Schriften, Berlin 1920, Bd. XIII, S. 277/78
  5. W.v.Humboldt: Gesammelte Schriften, Berlin 1920, Bd. XIII, S. 266
  6. W.v.Humboldt: Gesammelte Schriften, Berlin 1903, Bd. X, S. 211
  7. W.v.Humboldt: Gesammelte Schriften, Berlin 1920, Bd. XIII, S. 268

Literatur

  • Wilhelm von Humboldt: Ueber die mit dem Königsbergischen Schulwesen vorzunehmenden Reformen, in: Albert Leitzmann (Hrsg.), Wilhelm von Humboldts Werke (Wilhelm von Humboldts Gesammelte Schriften, Bd. 13), Berlin 1920, S. 259–276.
  • Wilhelm von Humboldt: Unmaßgebliche Gedanken über den Plan zur Einrichtung des Litthauischen Stadtschulwesens, in: Albert Leitzmann (Hrsg.), Wilhelm von Humboldts Werke (Wilhelm von Humboldts Gesammelte Schriften, Bd. 13), Berlin 1920, S. 276–283.
  • Eduard Spranger: Wilhelm von Humboldt und die Reform des Bildungswesens, Reuther u. Reichard, Berlin 1910.
  • Herwig Blankertz: Die Geschichte der Pädagogik, Von der Aufklärung bis zur Gegenwart, Wetzlar 1992, ISBN 3-88178-055-6.
  • Manfred Fuhrmann: Latein und Europa. Die fremdgewordenen Fundamente unserer Bildung, Du Mont, Köln 2001, ISBN 3-7701-5605-6.

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 18 Jul 2025 / 10:56

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Der Konigsberger Schulplan wurde als interne Denkschrift Ueber die mit dem Konigsbergischen Schulwesen vorzunehmenden Reformen Ende Juli Anfang August 1809 ebenso wie der damit zeitlich und sachlich zusammenhangende im Herbst 1809 von Wilhelm von Humboldt kurz nach seiner Ernennung zum Sektionsleiter fur Kultus und Unterricht im preussischen Innenministerium verfasst Er beinhaltet sein Modell eines gestuften allgemeinbildenden Bildungssystems und sollte im Rahmen der Preussischen Reformen den Staat erneuern helfen Nach Konig Friedrich Wilhelm III sollte Preussen seine physischen Verluste durch geistige Leistungen ausgleichen Die zwei kurzen Schriften handeln von Problemen die Humboldt als amtlichem Schulvisitator auffielen So kritisiert er den unzulanglichen Zustand der Schulen in Ostpreussen und fuhrt die Vorstellungen des Neuhumanismus aus Collegium Fridericianum bzw Friedrichs Kollegium in KonigsbergHumboldts BildungstheorieHumboldt hat in seinem Gesamtwerk eine Bildungstheorie des Individuums entwickelt Bildung ist fur ihn der unabschliessbare Weg des Individuums zu sich selbst die Verknupfung des Ichs mit der Welt die hochste und proportionierlichste Bildung seiner Krafte zu einem Ganzen zur allgemeinen Humanitat Die Sprache hat unter allen moglichen Weltinhalten eine Sonderstellung inne da sie zugleich das menschliche Medium allgemeiner Verstandigung und individuellen Ausdrucks und eigener Schopfung ist Wer die Form der Sprache erfasst gelangt in die Mitte des Menschlichen Humboldt weist daher dem Studium der Sprachen besonders der alten einen padagogischen Vorrang zur Entwicklung von Humanitat zu Zuruck weist Humboldt eine Padagogik die ihren Sinn in blosser Nutzlichkeit fur einen spateren Beruf Berufsbildung oder in partikularer Standeserziehung sieht Humboldt lehnt daher realistische Bildung in Mittel und Realschulen Burgerschulen oder fruhzeitig beruflich orientierten Schulen ab Die Schule steht konsequenterweise auch jedem Menschen offen Humboldt war allerdings realistisch genug das Utopische dieser Konzeption in seiner Zeit zu sehen und war sich klar dass materielle Grenzen dem Schulbesuch aller entgegenstanden Eine Einheitsschule in der die Kinder seines adligen Standes und die der einfachen Menschen nebeneinander sassen war ausserhalb seiner Vorstellung Allgemeine MenschenbildungHumboldt tritt fur eine Schulbildung ein die jedem Kind die Chance zur Entfaltung seiner Menschlichkeit bietet Eine vorzeitige Pragung fur die beruflichen und gesellschaftlichen Lebensaufgaben lehnt er ab Alle Schulen aber deren sich nicht ein einzelner Stand sondern die ganze Nation oder der Staat fur diese annimmt mussen nur allgemeine Menschenbildung bezwecken Was das Bedurfnis des Lebens oder eines einzelnen seiner Gewerbe erheischt muss abgesondert und nach vollendetem allgemeinen Unterricht erworben werden Wird beides vermischt so wird die Bildung unrein und man erhalt weder vollstandige Menschen noch vollstandige Burger einzelner Klassen Der litauische Schulplan Sehr utopisch klingt seine Vorstellung vom Griechisch lernenden spateren Tischler wichtig ist fur Humboldt aber der Ansatz einer gleichen Menschen und Gemutsbildung fur alle wovon er sich eine bessere Sozialitat verspricht Denn der gemeinste Tagelohner und der am feinsten Ausgebildete muss in seinem Gemut ursprunglich gleichgestimmt werden wenn jener nicht unter der Menschenwurde roh und dieser nicht unter der Menschenkraft sentimental schimarisch und verschroben werden soll Auch Griechisch gelernt zu haben konnte auf diese Weise dem Tischler ebenso wenig unnutz sein als Tische zu machen dem Gelehrten Der litauische Schulplan Kein gegliedertes SchulwesenDaher kann es nur eine weiterfuhrende Schulform geben das Gymnasium doch daneben keine Mittelschulen heute Haupt und Realschulen die bereits mit Blick auf den kunftigen Beruf von der Aufgabe ablenken eine formale Ubung der geistigen Krafte vorzunehmen Alle inhaltlichen Kenntnisse sollen auf die spatere Berufsausbildung in Spezialschulen verschoben werden Allein auch in dieser Absicht dass die Mittelschulen fur diejenigen die auf hoheren Unterricht Verzicht leisten bestimmt sein sollen bestreite ich dieselben Da die Bestimmung eines Kindes oft sehr lange unentschieden bleibt so bringen sie den Nachteil hervor dass leicht Verwechslungen vorgehen der kunftige Gelehrte zu lange in Mittelschulen der kunftige Handwerker zu lange in gelehrten verweilt und daraus Verbildungen entstehen Allein man vermischt auf diese Weise immer auf eine klagliche Weise die vom Schulunterricht allemal zu fordernde allgemeine Ubung der Hauptkrafte des Geistes und die Einsammlung der kunftig notwendigen Kenntnisse welche zum wirklichen Leben vorbereitet da es hingegen allgemeiner Grundsatz sein sollte Die Ubung der Krafte vollstandig vorzunehmen alle Kenntnisse aber die sie uberhaupt wenig oder zu einseitig befordern vom Schulunterricht auszuschliessen und dem Leben die speziellen Schulen vorzuhalten Humboldt sieht aber die soziale Realitat die Dauer und Qualitat der Schulen wird weiter vom Geldbeutel abhangen Dies zu andern war allenfalls eine ferne Utopie Auf diese Weise sehe ich keinen Mangel dem durch eine Mittelschule abgeholfen werden musste Der ganz Arme schulte seine Kinder in die wohlfeilsten oder unentgeltlichen Elementarschulen der weniger Arme in die besseren oder wenigsten teureren Wer noch mehr anwenden konnte besuchte die gelehrten Schulen bliebe bis zu hoheren Klassen oder schiede vorher aus Der Konigsberger Schulplan Die Schulstufen und LehrinhalteHumboldt unterscheidet im Konigsberger Schulplan drei aufeinanderfolgende Stufen des Schulgangs die sich nur am Alter und am Zweck der Bildung orientieren Elementarunterricht Grundschule orientiert an Johann Heinrich Pestalozzis Methode Schulunterricht humanistisches Gymnasium Universitatsunterricht nach der obligatorischen Reifeprufung Als Aufgabe der Elementarschule stellte Humboldt in einem Bericht an den Konig Folgendes fest Hierdurch bestimmten sich nun auch die Gegenstande des Unterrichts Der Schuler wird durch die Leibesubungen gestarkt und entwickelt Auge und Ohr durch Zeichnen und Musik zur Richtigkeit und Freiheit gewohnt der Kopf durch die Zahlenverhaltnisse von denen das Rechnen ein Teil ist durch die Grossenverhaltnisse wobei die Elemente der Mathematik vorkommen durch eine richtige Kenntnis der Muttersprache die vorzuglich darauf hingeht dass das Kind bei jedem Wort einen bestimmten klaren Begriff habe Kopf und Herz endlich durch Religionsunterricht und die Entwicklung der naturlichen sittlichen Gefuhle gebildet Lesen und Schreiben sind dann eine naturliche Zugabe teils zum Sprach teils zum Zeichenunterricht Bericht der Sektion des Kultus und Unterrichts Den Unterrichtsgegenstand des Gymnasiums sollte das Klassische bilden das geeignet war den Bildungsvorgang zu unterstutzen Dies leistete fur Humboldt der gymnastische Unterricht d h Leibeserziehung der asthetische Unterricht d h Musik Kunst der didaktische Unterricht d h wissenschaftspropadeutisch Mathematik Geschichte mit ein wenig Naturgeschichte Sprachen Deutsch Griechisch Latein Dabei entwickelte Humboldt die gegenwartig so aktuelle Formulierung vom Lernen des Lernens wahrend der Stoff nur ein Hilfsmittel auf dem Weg zur Wissenschaft bleibt Der Zweck des Schulunterrichts ist die Ubung der Fahigkeiten und die Erwerbung der Kenntnisse ohne welche wissenschaftliche Einsicht und Kunstfertigkeit unmoglich ist Beide sollen durch ihn vorbereitet der junge Mensch soll in Stand gesetzt werden den Stoff teils jetzt schon wirklich zu sammeln teils kunftig nach Gefallen sammeln zu konnen und die intellektuell mechanischen Krafte auszubilden Er ist also auf doppelte Weise einmal mit dem Lernen selbst dann mit dem Lernen des Lernens beschaftigt Der Schuler ist reif wenn er so viel bei andern gelernt hat dass er nun fur sich selbst zu lernen im Stande ist Der Konigsberger Schulplan Uber die Halfte der Unterrichtszeit wurde auf altsprachlichen Unterricht verwandt Das Curriculum erstellte allerdings erst 1816 Humboldts Mitarbeiter Suvern LehrerbildungAuch in den Elementarschulen sollten speziell ausgebildete Lehrer unterrichten daher beauftragte Humboldt Carl August Zeller mit der Grundung eines Normalinstituts in Konigsberg Ostpreussen Als Lehrer am Gymnasium sollten nicht mehr gelehrte Theologen etc wirken sondern in speziellen Lehrerseminaren nach dem Vorbild von Friedrich August Wolf oder Friedrich Gedike ausgebildete Padagogen Die neue Berliner Friedrich Wilhelms Universitat sollte dies leisten mit der Klassischen Philologie als Bildungskern Auch in der Universitat sollte weniger eine beruflich orientierte Ausbildung erfolgen als der Abschluss der formalen Bildung Danach erst sollten Spezialkenntnisse fur die verschiedenen Berufe vermittelt werden Spate VeroffentlichungUnter den Titeln Konigsberger Schulplan und Litauischer Schulplan hat der konservative Padagoge Eduard Spranger 1910 die bis dahin unveroffentlichten Schriften von Humboldt herausgegeben und kommentiert Erst sie bildeten die Grundlage des Begriffs vom Humboldtschen Gymnasium im Sinne des Neuhumanismus Zumindest den engeren Mitarbeitern Humboldts waren die darin enthaltenen Gedanken jedoch bekannt WirkungBereits Humboldts Mitarbeiter konnten nicht alle Ideen mittragen so utopisch klangen sie Das fruhe Ausscheiden Humboldts aus seiner Staatsfunktion fuhrte zu einigen Kompromissen in der Umsetzung So wurde das bestehende Schulsystem dessen Finanzierung oft durch stadtische Patronate erfolgte nicht fundamental verandert sondern nur vorsichtig reformiert Das Latein blieb als ubliche Wissenschaftssprache wichtiger als das von Humboldt favorisierte Griechisch Die Mittel und Burgerschulen behielten ihre Stellung Die Volksschule blieb von den privaten Vorschulen fur die Gymnasien streng getrennt Das humanistische Gymnasium errang zwar ein hohes Ansehen fur die Bildungselite musste aber die Zugangsberechtigung zur Universitat uber die Reifeprufung heute auch umgangssprachlich Abitur genannt amtlich jedoch seit der Kultusministerkonferenz Vereinbarung 1972 Allgemeine Hochschulreife diese wird regelmassig nach der erfolgreichen Abiturprufung extra erteilt nach den preussischen Schulkonferenzen Dezember Konferenz 1890 Juni Konferenz 1900 mit anderen Gymnasialtypen teilen Vor allem die Geringschatzung von berufspraktischer und technischer Bildung ist ein Erbe Humboldts dem die moderne Padagogik Alternativen entgegenstellte QuellenWilhelm von Humboldt Der Konigsberger und der Litauische Schulplan 1809 German History Intersections Abgerufen am 21 Juni 2022 Humboldt reagierte mit diesen Denkschriften Unmassgebliche Gedanken uber den Plan zur Einrichtung des Litauischen Stadtschulwesens 27 September 1809 auf Plane die von den zustandigen Schulverwaltungsbeamten Moller und Hoffmann im Kontext der Bildungsreformen 1809 fur Konigsberg und fur das zu Preussen gehorende Litauen vorgelegt worden waren W v Humboldt Gesammelte Schriften Berlin 1920 Bd XIII S 276 277 W v Humboldt Gesammelte Schriften Berlin 1920 Bd XIII S 277 78 W v Humboldt Gesammelte Schriften Berlin 1920 Bd XIII S 266 W v Humboldt Gesammelte Schriften Berlin 1903 Bd X S 211 W v Humboldt Gesammelte Schriften Berlin 1920 Bd XIII S 268LiteraturWilhelm von Humboldt Ueber die mit dem Konigsbergischen Schulwesen vorzunehmenden Reformen in Albert Leitzmann Hrsg Wilhelm von Humboldts Werke Wilhelm von Humboldts Gesammelte Schriften Bd 13 Berlin 1920 S 259 276 Wilhelm von Humboldt Unmassgebliche Gedanken uber den Plan zur Einrichtung des Litthauischen Stadtschulwesens in Albert Leitzmann Hrsg Wilhelm von Humboldts Werke Wilhelm von Humboldts Gesammelte Schriften Bd 13 Berlin 1920 S 276 283 Eduard Spranger Wilhelm von Humboldt und die Reform des Bildungswesens Reuther u Reichard Berlin 1910 Herwig Blankertz Die Geschichte der Padagogik Von der Aufklarung bis zur Gegenwart Wetzlar 1992 ISBN 3 88178 055 6 Manfred Fuhrmann Latein und Europa Die fremdgewordenen Fundamente unserer Bildung Du Mont Koln 2001 ISBN 3 7701 5605 6

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