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Jörg Friedrich

Jörg Friedrich (* 17. August 1944 in Kitzbühel, bürgerlich: Friedrich Wilhelm Krabbe) ist ein deutscher Publizist und Verfasser von Sachbüchern über historische Themen. Seine Arbeitsschwerpunkte liegen auf der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs und ihrer Aufarbeitung in der Nachkriegszeit. Er hat außerdem in zahlreichen Medienpublikationen das Thema Staats- und Regierungskriminalität behandelt.
Leben
Friedrich wurde in Kitzbühel geboren, wuchs in Essen auf und wurde nach dem Abitur zunächst Schauspieler. Außerdem war er Drehbuchautor und Regieassistent bei Helmut Käutner. Später arbeitete er vor allem für den Rundfunk. Politisch engagierte sich Friedrich während der APO-Zeit in der trotzkistischen Gruppe Internationale Marxisten, deren Organisation in West-Berlin er auch leitete. Im Verlag veröffentlichte er Übersetzungen sozialistischer Werke aus dem Französischen.
Werk
Erstmals bekannt wurde Jörg Friedrich mit den Büchern Freispruch für die Nazi-Justiz und Die Kalte Amnestie, die die misslungene Entnazifizierung der juristischen Eliten in Deutschland beleuchteten und die strafrechtliche Verfolgung nationalsozialistischer Verbrechen in der Bundesrepublik (etwa im Majdanek-Prozess) als mangelhaft kritisierten. Zuvor hatte er im Verlag Olle & Wolter an der deutschen Erstausgabe von Raul Hilbergs Die Vernichtung der europäischen Juden mitgearbeitet und mehrere Rundfunksendungen über und mit Hilberg gemacht.
„Das Gesetz des Krieges“
1993 erschien Friedrichs Buch Das Gesetz des Krieges, in dem er sich anhand der Prozessakten des Verfahrens gegen das Oberkommando der Wehrmacht mit der Verantwortung der deutschen Wehrmacht während des Deutsch-Sowjetischen Kriegs auseinandersetzt. Er zeigt darin, dass die Führung der Wehrmacht über die Massenmorde an Juden in der Sowjetunion sowohl informiert als auch in vielfältiger Weise daran beteiligt war, und zwar nicht nur wegen der Feigheit oder ideologischen Verblendung einzelner Generäle, sondern systematisch, via „Befehlskette“: Die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD waren der Wehrmacht logistisch angeschlossen und erstatteten ihr routinemäßig Bericht über ihre Tätigkeit. Dabei geht es Friedrich jedoch weniger um den Nachweis als solchen, sondern um die Frage, warum die Wehrmachtsführung diese Morde geduldet und unterstützt hat und warum Generäle, die als Nazi-Hasser bekannt waren, sich in diesem Punkt nicht besser verhielten als jene, die bekennende Nazis waren. Seine Antwort lautet: Es stimme nicht, dass die Militärs vor lauter Rassenwahn den militärischen Nutzen hintangestellt hätten, sondern sie fanden den Judenmord nützlich – jenseits ihrer persönlichen Ideologie. Friedrichs Reflexionen über Genese und Motivation von Kriegsverbrechen weisen dabei über die Wehrmacht und auch über den Zweiten Weltkrieg hinaus und zeigen unter anderem auch die grundsätzlichen Dilemmata auf, an denen Versuche kranken, den Krieg dem Recht zu unterwerfen. Das Werk wurde in Rezensionen für inhaltliche Ungenauigkeiten, methodische Schwächen sowie sprachliche und gedankliche Eigenheiten kritisiert. Für dieses Buch erhielt Friedrich das Ehrendoktorat an der Universität von Amsterdam sowie den Jahrespreis 1995 der Genozid-Stiftung an der Universität Leiden zur Erforschung des Völkermordes.
„Der Brand“ und „Brandstätten“
Sein folgendes Buch Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940–1945, erschienen 2002 im Münchener Propyläen Verlag, thematisierte den alliierten Bombenkrieg gegen Deutschland. Nach Friedrichs Meinung waren die Bombenangriffe auf deutsche Städte spätestens seit dem Jahr 1944 ohne einen militärischen Sinn. Sie seien in erster Linie einer menschenverachtenden Militärdoktrin gefolgt. Im Oktober 2003 erschien von ihm der Bildband Brandstätten. Der Anblick des Bombenkriegs.
Das Erscheinen von Der Brand löste eine umfangreiche Debatte aus. Darin wurde Jörg Friedrich unter anderem vorgeworfen, er betrachte die Bombenangriffe der Alliierten nicht im Zusammenhang des von Deutschland begonnenen Krieges. Er beschreibe zwar die Details der Bombenangriffe sehr griffig und könne komplizierte technische Aspekte etwa der Zielauswahl oder Zielfindung prägnant und anschaulich schildern. Manches aber gerate ihm überspitzt und salopp, worunter die Zuverlässigkeit leide. So enthalte das Buch auch Irrtümer und Unklarheiten. Zudem würden die dem Bombenkrieg zugrunde liegenden Überlegungen nicht analysiert, die bei den Amerikanern und anfangs auch bei den Engländern keineswegs primär auf das Töten von Zivilisten gerichtet gewesen seien.
Weiter wird ihm vorgeworfen, sein Wissen aus anderen Publikationen entnommen zu haben, ohne sie auszuweisen und zu zitieren. Insbesondere stelle er die Luftangriffe auf Deutschland sprachlich auf dieselbe Stufe wie den Holocaust. Dan Diner ordnet das Buch in „eine Tendenz der Enthistorisierung zugunsten einer Anthropologisierung von Leid“ ein, so dass die Ursachen, die zum Leid erst führten, verdrängt würden.Hans-Ulrich Wehler spricht vom „Drang zur schließlich ermüdenden Wiederholung“, von „Unsicherheit des historischen Urteils“, von „bedenkenlose[r] Neigung zur Emotionalisierung“ und „undisziplinierter Sprache“.
„Yalu. An den Ufern des dritten Weltkrieges“ (2007)
Das Werk Friedrichs aus dem Jahre 2007 widmet sich in der ihm ganz eigenen Art der Geschichtsbehandlung der Bedeutung des Koreakrieges (1950–1953) als Schwelle zum Dritten Weltkrieg.
Nordkorea kann nach Friedrichs Bewertung als vorgeschobenes Schlachtfeld für einen im eigentlichen Sinne „China-Amerika-Krieg“ verstanden werden. Die United States Air Force verfügte Anfang der 1950er Jahre bereits über eine Flotte vom kernwaffentragenden Flugzeugen. Um einen Erfolg im Koreakrieg zu erreichen, war die Bundesregierung der Vereinigten Staaten bereit, eine Vielzahl von Zielen an der Küstenlinie der Volksrepublik China atomar zu vernichten. Die Sowjetunion besaß zu diesem Zeitpunkt bereits eine Kernwaffe, verfügte aber noch nicht über umfassende Trägersysteme für einen Gegenschlag und Direktangriff auf Nordamerika. Im Koreakrieg einen Bodenkampf gegen eine ca. 500.000 Mann starke chinesische Armee zu gewinnen, war für die Truppen der Vereinten Nationen, die unter der Leitung der Vereinigten Staaten standen, aussichtslos. Um die Sowjetunion und die VR China zu Zugeständnissen zu zwingen, wurde Nordkorea in einem jahrelangen Luftkrieg von der US Air Force nahezu völlig verwüstet, wobei etwa 10 % der Einwohner ums Leben kamen. Die konkret ausgearbeiteten Pläne für die flächendeckende Bombardierung Chinas mit atomaren Waffen unter der Regie von US-General Douglas MacArthur wurden durch die massive diplomatische Intervention der Europäer aus Angst vor einem militärischen Gegenschlag Josef Stalins vereitelt.
„14/18. Der Weg nach Versailles“ (2014)
Zum Gedenkjahr an den Ausbruch des Ersten Weltkrieges reiht sich Jörg Friedrich mit diesem Werk in die Liste der Historiker ein, die eine kontroverse neue Sicht auf Kriegsschuld, Kriegszweck und Kriegsausgang erörtern. Er schildert die irrationale Kettenreaktion aller Parteien, die zum Krieg führten. Friedrich provoziert unter anderem durch die These, dass die Deutschen sich im Vergleich zu ihren Gegnern, die genauso gierig und moralisch verwerflich gehandelt hätten wie sie, bei Massakern und Kriegsverbrechen lediglich besonders plump verhalten hätten, so etwa in Belgien oder im U-Boot-Krieg. Dadurch sei Deutschland aus Sicht der Völkergemeinschaft in die Rolle eines Paria geraten, mit dem nicht mehr über einen Verständigungsfrieden verhandelt werden konnte. Auch werden militärische Erfolge Deutschlands in Was-wäre-wenn-Szenarien interpretiert, die bis zum potentiellen Kriegsgewinn reichen, den Deutschland durch eigene Dummheit mehrmals verspielt habe.
Auszeichnungen
- 2010: Historikerpreis der Erich-und-Erna-Kronauer-Stiftung
Schriften (Auswahl)
- Freispruch für die Nazi-Justiz. Die Urteile gegen NS-Richter seit 1948. Eine Dokumentation. Rowohlt, Reinbek 1983, ISBN 3-499-15348-3 (überarbeitete und ergänzte Ausgabe: Ullstein, Berlin 1998. ISBN 3-548-26532-4).
- Die kalte Amnestie. NS-Täter in der Bundesrepublik. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 1984, ISBN 3-596-24308-4 (erweiterte Neuausgabe: List, Berlin 2007. ISBN 978-3-548-60748-1).
- Das Gesetz des Krieges. Das deutsche Heer in Rußland 1941 bis 1945. Der Prozeß gegen das Oberkommando der Wehrmacht. Piper, München/Zürich 1993, ISBN 3-492-03116-1.
- Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940–1945. Propyläen, München 2002, ISBN 3-548-60432-3. , 12. Auflage 2003, ISBN 3-549-07165-5.
- Brandstätten. Der Anblick des Bombenkriegs. Propyläen, München 2003, ISBN 3-549-07200-7.
- Yalu. An den Ufern des dritten Weltkriegs. Propyläen, Berlin 2007, ISBN 978-3-549-07338-4.
- 14/18. Der Weg nach Versailles. Propyläen, Berlin 2014, ISBN 978-3-549-07317-9.
Literatur
- Ralf Blank: Jörg Friedrich. Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg. Eine kritische Auseinandersetzung. In: Militärgeschichtliche Zeitschrift 63, 2004, H. 1, S. 175–186.
- Ralf Blank: Rezension von: Jörg Friedrich: Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940–1945, Berlin/München: Propyläen 2002, in: sehepunkte 2 (2002), Nr. 12 [15. Dezember 2002], online.
- Wolfgang Schneider: Die Schuld des Glücklichen. Der Berliner Historiker Jörg Friedrich. In: Börsenblatt. Wochenmagazin für den deutschen Buchhandel, Heft 47, 2007, S. 24–26.
- Ralf Steckert: Begeisterndes Leid. Zur medialen Inszenierung des „Brands“ und seiner geschichtspolitischen Wirkung im Vorfeld des 2. Irakkriegs. In: Th. Köhler, L. Hieber (Hrsg.): Kultur – Bildung – Gesellschaft. Band 3, ibidem-Verlag, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-89821-910-5.
- Daniel Fulda: Abschied von der Zentralperspektive. Der nicht nur literarische Geschichtsdiskurs im Nachwende-Deutschland als Dispositiv für Jörg Friedrichs Brand. In: Wilfried Wilms, William Rasch (Hrsg.): Bombs Away! Representing the Air War over Europe and Japan (= Amsterdamer Beiträge zur neueren Germanistik. Band 60). Rodopi, Amsterdam/New York (NY) 2006, S. 45–64.
- Laura Ruckert: Jörg Friedrich: Der Brand. In: Torben Fischer, Matthias N. Lorenz (Hrsg.): Lexikon der „Vergangenheitsbewältigung“ in Deutschland. Debatten- und Diskursgeschichte des Nationalsozialismus nach 1945. Transcript, Bielefeld 2007, ISBN 978-3-89942-773-8, S. 347ff.
Weblinks
- Literatur von und über Jörg Friedrich im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Jörg Friedrich Internationales Biographisches Archiv 16/2003 vom 7. April 2003, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
- Kurzbiografie und Rezensionen zu Werken von Jörg Friedrich bei Perlentaucher
- Themenportal Bombenkrieg auf historicum.net
- Strategie von unten ( vom 16. Mai 2006 im Internet Archive) – Alexander Kluge im Gespräch mit Jörg Friedrich über den Luftkrieg, 11. August 2002.
- Markus Hasselmann: Die Heldenschändung. In: Tagesspiegel. 3. Februar 2007 (archive.org).
- Jörg Friedrich: Buntes über Stalin. Rezension von Simon Sebag Montefiores Der junge Stalin. Website von Deutschlandradio Kultur. Abgerufen am 10. Mai 2011.
- Rezensionen
zu „Der Brand“:
- „Der Brand“ auf historicum.net von Ralf Blank
- „Der Brand“ auf Deutschland Radio von Hans-Ulrich Wehler
- Volker Ullrich: Weltuntergang kann nicht schlimmer sein. Jörg Friedrichs brisantes Buch über den alliierten Bombenkrieg gegen Deutschland. In: Die Zeit, Nr. 49, 2002
zu „Brandstätten“:
- „Brandstätten“ auf hsozkult von Ralf Blank
- „Holocaust und Bombenkrieg sind nicht vergleichbar“, Interview zum Buch mit Julius H. Schoeps, in: Die Welt, 24. Oktober 2003
zu „Yalu. An den Ufern des dritten Weltkrieges“:
- Lesart – DeutschlandRadio Kultur: Meistererzählung über einen vergessenen Krieg., rezensiert von Sönke Neitzel, 18. November 2007
Einzelnachweise
- https://www.trouw.nl/home/drs-g-durlacher-prof-th-koulourides-en-f-krabbe~bc3d739c/
- Sven Felix Kellerhoff: Jörg Friedrich provoziert zum Mitdenken. Die Welt, 17. August 2014, abgerufen am 4. August 2016.
- Jörg Friedrich im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
- Vilém Kahan: Bibliography of the Communist International: 1919-1979. Vol. 1. BRILL, 1990, ISBN 978-90-04-09320-1, S. 289.
- Jörg Friedrich. www.buchinformationen.de, archiviert vom 1. Mai 2010; abgerufen am 10. Mai 2011. (nicht mehr online verfügbar) am
- Rezensionsnotizen zu Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940–1945 bei Perlentaucher
- Rezension auf faz.net, 1. Februar 2003. Abgerufen am 10. Mai 2011.
- Anthropologisierung des Leidens. Interview mit dem Historiker Dan Diner ( vom 29. September 2008 im Internet Archive). In: Phase 2 09/2003. Abgerufen am 10. Mai 2011.
- Lothar Kettenacker: Ein Volk von Opfern? Die neue Debatte um den Bombenkrieg. Berlin 2003, S. 140–144.
- Kurz vor dem dritten Weltkrieg. Der Koreakrieg als Brennpunkt der Geschichte. Gespräch mit Jörg Friedrich im Radiofeuielleton von DeutschlandRadio Kultur zur Veröffentlichung von Yalu. An den Ufern des dritten Weltkrieges, 22. November 2007.
- Andreas Kilb: Erster Weltkrieg – Der Angriff des Konjunktivs. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 3. Mai 2014. Abgerufen am 29. Juli 2014.
- Kronauer-Preis für Jörg Friedrich. Main-Post, 19. Februar 2010, abgerufen am 19. November 2014.
Personendaten | |
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NAME | Friedrich, Jörg |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Sachbuchautor |
GEBURTSDATUM | 17. August 1944 |
GEBURTSORT | Kitzbühel |
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Jorg Friedrich Begriffsklarung aufgefuhrt Jorg Friedrich 17 August 1944 in Kitzbuhel burgerlich Friedrich Wilhelm Krabbe ist ein deutscher Publizist und Verfasser von Sachbuchern uber historische Themen Seine Arbeitsschwerpunkte liegen auf der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs und ihrer Aufarbeitung in der Nachkriegszeit Er hat ausserdem in zahlreichen Medienpublikationen das Thema Staats und Regierungskriminalitat behandelt Jorg Friedrich 2005 bei einem Vortrag im Kulturzentrum Ostpreussen in EllingenLebenFriedrich wurde in Kitzbuhel geboren wuchs in Essen auf und wurde nach dem Abitur zunachst Schauspieler Ausserdem war er Drehbuchautor und Regieassistent bei Helmut Kautner Spater arbeitete er vor allem fur den Rundfunk Politisch engagierte sich Friedrich wahrend der APO Zeit in der trotzkistischen Gruppe Internationale Marxisten deren Organisation in West Berlin er auch leitete Im Verlag veroffentlichte er Ubersetzungen sozialistischer Werke aus dem Franzosischen WerkErstmals bekannt wurde Jorg Friedrich mit den Buchern Freispruch fur die Nazi Justiz und Die Kalte Amnestie die die misslungene Entnazifizierung der juristischen Eliten in Deutschland beleuchteten und die strafrechtliche Verfolgung nationalsozialistischer Verbrechen in der Bundesrepublik etwa im Majdanek Prozess als mangelhaft kritisierten Zuvor hatte er im Verlag Olle amp Wolter an der deutschen Erstausgabe von Raul Hilbergs Die Vernichtung der europaischen Juden mitgearbeitet und mehrere Rundfunksendungen uber und mit Hilberg gemacht Das Gesetz des Krieges 1993 erschien Friedrichs Buch Das Gesetz des Krieges in dem er sich anhand der Prozessakten des Verfahrens gegen das Oberkommando der Wehrmacht mit der Verantwortung der deutschen Wehrmacht wahrend des Deutsch Sowjetischen Kriegs auseinandersetzt Er zeigt darin dass die Fuhrung der Wehrmacht uber die Massenmorde an Juden in der Sowjetunion sowohl informiert als auch in vielfaltiger Weise daran beteiligt war und zwar nicht nur wegen der Feigheit oder ideologischen Verblendung einzelner Generale sondern systematisch via Befehlskette Die Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD waren der Wehrmacht logistisch angeschlossen und erstatteten ihr routinemassig Bericht uber ihre Tatigkeit Dabei geht es Friedrich jedoch weniger um den Nachweis als solchen sondern um die Frage warum die Wehrmachtsfuhrung diese Morde geduldet und unterstutzt hat und warum Generale die als Nazi Hasser bekannt waren sich in diesem Punkt nicht besser verhielten als jene die bekennende Nazis waren Seine Antwort lautet Es stimme nicht dass die Militars vor lauter Rassenwahn den militarischen Nutzen hintangestellt hatten sondern sie fanden den Judenmord nutzlich jenseits ihrer personlichen Ideologie Friedrichs Reflexionen uber Genese und Motivation von Kriegsverbrechen weisen dabei uber die Wehrmacht und auch uber den Zweiten Weltkrieg hinaus und zeigen unter anderem auch die grundsatzlichen Dilemmata auf an denen Versuche kranken den Krieg dem Recht zu unterwerfen Das Werk wurde in Rezensionen fur inhaltliche Ungenauigkeiten methodische Schwachen sowie sprachliche und gedankliche Eigenheiten kritisiert Fur dieses Buch erhielt Friedrich das Ehrendoktorat an der Universitat von Amsterdam sowie den Jahrespreis 1995 der Genozid Stiftung an der Universitat Leiden zur Erforschung des Volkermordes Der Brand und Brandstatten Sein folgendes Buch Der Brand Deutschland im Bombenkrieg 1940 1945 erschienen 2002 im Munchener Propylaen Verlag thematisierte den alliierten Bombenkrieg gegen Deutschland Nach Friedrichs Meinung waren die Bombenangriffe auf deutsche Stadte spatestens seit dem Jahr 1944 ohne einen militarischen Sinn Sie seien in erster Linie einer menschenverachtenden Militardoktrin gefolgt Im Oktober 2003 erschien von ihm der Bildband Brandstatten Der Anblick des Bombenkriegs Das Erscheinen von Der Brand loste eine umfangreiche Debatte aus Darin wurde Jorg Friedrich unter anderem vorgeworfen er betrachte die Bombenangriffe der Alliierten nicht im Zusammenhang des von Deutschland begonnenen Krieges Er beschreibe zwar die Details der Bombenangriffe sehr griffig und konne komplizierte technische Aspekte etwa der Zielauswahl oder Zielfindung pragnant und anschaulich schildern Manches aber gerate ihm uberspitzt und salopp worunter die Zuverlassigkeit leide So enthalte das Buch auch Irrtumer und Unklarheiten Zudem wurden die dem Bombenkrieg zugrunde liegenden Uberlegungen nicht analysiert die bei den Amerikanern und anfangs auch bei den Englandern keineswegs primar auf das Toten von Zivilisten gerichtet gewesen seien Weiter wird ihm vorgeworfen sein Wissen aus anderen Publikationen entnommen zu haben ohne sie auszuweisen und zu zitieren Insbesondere stelle er die Luftangriffe auf Deutschland sprachlich auf dieselbe Stufe wie den Holocaust Dan Diner ordnet das Buch in eine Tendenz der Enthistorisierung zugunsten einer Anthropologisierung von Leid ein so dass die Ursachen die zum Leid erst fuhrten verdrangt wurden Hans Ulrich Wehler spricht vom Drang zur schliesslich ermudenden Wiederholung von Unsicherheit des historischen Urteils von bedenkenlose r Neigung zur Emotionalisierung und undisziplinierter Sprache Yalu An den Ufern des dritten Weltkrieges 2007 Das Werk Friedrichs aus dem Jahre 2007 widmet sich in der ihm ganz eigenen Art der Geschichtsbehandlung der Bedeutung des Koreakrieges 1950 1953 als Schwelle zum Dritten Weltkrieg Nordkorea kann nach Friedrichs Bewertung als vorgeschobenes Schlachtfeld fur einen im eigentlichen Sinne China Amerika Krieg verstanden werden Die United States Air Force verfugte Anfang der 1950er Jahre bereits uber eine Flotte vom kernwaffentragenden Flugzeugen Um einen Erfolg im Koreakrieg zu erreichen war die Bundesregierung der Vereinigten Staaten bereit eine Vielzahl von Zielen an der Kustenlinie der Volksrepublik China atomar zu vernichten Die Sowjetunion besass zu diesem Zeitpunkt bereits eine Kernwaffe verfugte aber noch nicht uber umfassende Tragersysteme fur einen Gegenschlag und Direktangriff auf Nordamerika Im Koreakrieg einen Bodenkampf gegen eine ca 500 000 Mann starke chinesische Armee zu gewinnen war fur die Truppen der Vereinten Nationen die unter der Leitung der Vereinigten Staaten standen aussichtslos Um die Sowjetunion und die VR China zu Zugestandnissen zu zwingen wurde Nordkorea in einem jahrelangen Luftkrieg von der US Air Force nahezu vollig verwustet wobei etwa 10 der Einwohner ums Leben kamen Die konkret ausgearbeiteten Plane fur die flachendeckende Bombardierung Chinas mit atomaren Waffen unter der Regie von US General Douglas MacArthur wurden durch die massive diplomatische Intervention der Europaer aus Angst vor einem militarischen Gegenschlag Josef Stalins vereitelt 14 18 Der Weg nach Versailles 2014 Zum Gedenkjahr an den Ausbruch des Ersten Weltkrieges reiht sich Jorg Friedrich mit diesem Werk in die Liste der Historiker ein die eine kontroverse neue Sicht auf Kriegsschuld Kriegszweck und Kriegsausgang erortern Er schildert die irrationale Kettenreaktion aller Parteien die zum Krieg fuhrten Friedrich provoziert unter anderem durch die These dass die Deutschen sich im Vergleich zu ihren Gegnern die genauso gierig und moralisch verwerflich gehandelt hatten wie sie bei Massakern und Kriegsverbrechen lediglich besonders plump verhalten hatten so etwa in Belgien oder im U Boot Krieg Dadurch sei Deutschland aus Sicht der Volkergemeinschaft in die Rolle eines Paria geraten mit dem nicht mehr uber einen Verstandigungsfrieden verhandelt werden konnte Auch werden militarische Erfolge Deutschlands in Was ware wenn Szenarien interpretiert die bis zum potentiellen Kriegsgewinn reichen den Deutschland durch eigene Dummheit mehrmals verspielt habe Auszeichnungen2010 Historikerpreis der Erich und Erna Kronauer StiftungSchriften Auswahl Freispruch fur die Nazi Justiz Die Urteile gegen NS Richter seit 1948 Eine Dokumentation Rowohlt Reinbek 1983 ISBN 3 499 15348 3 uberarbeitete und erganzte Ausgabe Ullstein Berlin 1998 ISBN 3 548 26532 4 Die kalte Amnestie NS Tater in der Bundesrepublik Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 1984 ISBN 3 596 24308 4 erweiterte Neuausgabe List Berlin 2007 ISBN 978 3 548 60748 1 Das Gesetz des Krieges Das deutsche Heer in Russland 1941 bis 1945 Der Prozess gegen das Oberkommando der Wehrmacht Piper Munchen Zurich 1993 ISBN 3 492 03116 1 Der Brand Deutschland im Bombenkrieg 1940 1945 Propylaen Munchen 2002 ISBN 3 548 60432 3 12 Auflage 2003 ISBN 3 549 07165 5 Brandstatten Der Anblick des Bombenkriegs Propylaen Munchen 2003 ISBN 3 549 07200 7 Yalu An den Ufern des dritten Weltkriegs Propylaen Berlin 2007 ISBN 978 3 549 07338 4 14 18 Der Weg nach Versailles Propylaen Berlin 2014 ISBN 978 3 549 07317 9 LiteraturRalf Blank Jorg Friedrich Der Brand Deutschland im Bombenkrieg Eine kritische Auseinandersetzung In Militargeschichtliche Zeitschrift 63 2004 H 1 S 175 186 Ralf Blank Rezension von Jorg Friedrich Der Brand Deutschland im Bombenkrieg 1940 1945 Berlin Munchen Propylaen 2002 in sehepunkte 2 2002 Nr 12 15 Dezember 2002 online Wolfgang Schneider Die Schuld des Glucklichen Der Berliner Historiker Jorg Friedrich In Borsenblatt Wochenmagazin fur den deutschen Buchhandel Heft 47 2007 S 24 26 Ralf Steckert Begeisterndes Leid Zur medialen Inszenierung des Brands und seiner geschichtspolitischen Wirkung im Vorfeld des 2 Irakkriegs In Th Kohler L Hieber Hrsg Kultur Bildung Gesellschaft Band 3 ibidem Verlag Stuttgart 2008 ISBN 978 3 89821 910 5 Daniel Fulda Abschied von der Zentralperspektive Der nicht nur literarische Geschichtsdiskurs im Nachwende Deutschland als Dispositiv fur Jorg Friedrichs Brand In Wilfried Wilms William Rasch Hrsg Bombs Away Representing the Air War over Europe and Japan Amsterdamer Beitrage zur neueren Germanistik Band 60 Rodopi Amsterdam New York NY 2006 S 45 64 Laura Ruckert Jorg Friedrich Der Brand In Torben Fischer Matthias N Lorenz Hrsg Lexikon der Vergangenheitsbewaltigung in Deutschland Debatten und Diskursgeschichte des Nationalsozialismus nach 1945 Transcript Bielefeld 2007 ISBN 978 3 89942 773 8 S 347ff WeblinksLiteratur von und uber Jorg Friedrich im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Jorg Friedrich Internationales Biographisches Archiv 16 2003 vom 7 April 2003 im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Kurzbiografie und Rezensionen zu Werken von Jorg Friedrich bei Perlentaucher Themenportal Bombenkrieg auf historicum net Strategie von unten Memento vom 16 Mai 2006 im Internet Archive Alexander Kluge im Gesprach mit Jorg Friedrich uber den Luftkrieg 11 August 2002 Markus Hasselmann Die Heldenschandung In Tagesspiegel 3 Februar 2007 archive org Jorg Friedrich Buntes uber Stalin Rezension von Simon Sebag Montefiores Der junge Stalin Website von Deutschlandradio Kultur Abgerufen am 10 Mai 2011 Rezensionen zu Der Brand Der Brand auf historicum net von Ralf Blank Der Brand auf 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online verfugbar am 1 Mai 2010 abgerufen am 10 Mai 2011 Rezensionsnotizen zu Der Brand Deutschland im Bombenkrieg 1940 1945 bei Perlentaucher Rezension auf faz net 1 Februar 2003 Abgerufen am 10 Mai 2011 Anthropologisierung des Leidens Interview mit dem Historiker Dan Diner Memento vom 29 September 2008 imInternet Archive In Phase 2 09 2003 Abgerufen am 10 Mai 2011 Lothar Kettenacker Ein Volk von Opfern Die neue Debatte um den Bombenkrieg Berlin 2003 S 140 144 Kurz vor dem dritten Weltkrieg Der Koreakrieg als Brennpunkt der Geschichte Gesprach mit Jorg Friedrich im Radiofeuielleton von DeutschlandRadio Kultur zur Veroffentlichung von Yalu An den Ufern des dritten Weltkrieges 22 November 2007 Andreas Kilb Erster Weltkrieg Der Angriff des Konjunktivs In Frankfurter Allgemeine Zeitung 3 Mai 2014 Abgerufen am 29 Juli 2014 Kronauer Preis fur Jorg Friedrich Main Post 19 Februar 2010 abgerufen am 19 November 2014 Normdaten Person GND 120047829 lobid GND Explorer OGND AKS LCCN n82262640 NDL 01223186 VIAF 71405437 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Friedrich JorgKURZBESCHREIBUNG deutscher SachbuchautorGEBURTSDATUM 17 August 1944GEBURTSORT Kitzbuhel