Die sogenannte Grüne Mappe wurde auf Weisung des Beauftragten für den Vierjahresplan Generalfeldmarschall Hermann Göring
Grüne Mappe

Die sogenannte Grüne Mappe wurde auf Weisung des Beauftragten für den Vierjahresplan, Generalfeldmarschall Hermann Göring, im Zusammenhang mit den Vorbereitungen für den militärischen Überfall auf die Sowjetunion vom Wirtschaftsführungsstab Ost (WiFüStabOst; Deckname „Stab Oldenburg“) im ausgearbeitet. Die darin enthaltenen Richtlinien traten am 16. Juni 1941 in Kraft. Der offizielle Titel der Schrift lautete: „Richtlinien für die Führung der Wirtschaft (Grüne Mappe), Teil I, Aufgaben und Organisation der Wirtschaft“ (Spitzname: „Grüner Esel“). Später erschien noch ein Teil II. Beide Teile wurden mehrmals aufgelegt und fanden eine weite Verbreitung.
Neben der Grünen Mappe existierte eine „Rote Mappe“ des Wehrwirtschafts- und Rüstungsamt des OKW, eine „Gelbe Mappe“ des WiFüStabOst für die Landwirtschaftsführer, eine „Blaue Mappe“ als Materialsammlung des Wirtschaftsstabes Ost sowie eine „Braune Mappe“, die für die Reichskommissare und Behörden der Zivilverwaltung vom Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete (RMfdbO) erarbeitet wurde.
Planungen
Entsprechend der Bedeutung, die der Eroberung der Sowjetunion in den NS-Plänen zur deutschen Vorherrschaft auf dem europäischen Kontinent und Erringung einer Stellung als Weltmacht eingeräumt wurde, war schon im Sommer 1940 mit der Bildung eines Apparats für die Ausbeutung des wirtschaftlichen Potentials der zu erobernden sowjetischen Gebiete begonnen worden. Die im Frühjahr 1941 unter der Leitung Görings vom WiFStab Ost, vom Wirtschaftsstab Ost (WiStab Ost) sowie vom Stab Alfred Rosenbergs, dem Beauftragten für die zentrale Bearbeitung der „Fragen des osteuropäischen Raumes“, direkt ausgearbeitete „Richtlinie für die Führung der Wirtschaft in den neu besetzten Ostgebieten“ („Grüne Mappe“) lag am 2. Mai 1941 dem WiFüStab Ost in einer ersten Entwurfversion vor.
Entscheidende Teile des Apparats zur Ausplünderung und Kolonisierung der Sowjetunion waren der Wirtschaftführungsstab Ost, der () und die sogenannten . Anfang Januar 1941 wurde im (Rüstungsamt) des OKW der Arbeitsstab Russland, später Wirtschaftsstab z. b. V. Oldenburg, gebildet, der die vorhandenen Angaben über das sowjetische Wirtschaftspotential aufbereiten sollte.
Im März 1941 wurde beschlossen, die Leitung der Organisation dem WiFStab Ost zu übertragen, dem Göring und als Stellvertreter der Staatssekretär Paul Körner (Amt des Beauftragten für den Vierjahresplan) vorstanden und dem Staatssekretär Herbert Backe vom Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Staatssekretär Hermann von Hanneken vom Reichsministerium für Wirtschaft, Staatssekretär Friedrich Alpers vom Reichsforstamt, Robert Ley von der Deutschen Arbeitsfront und General Georg Thomas angehörten. Die praktische Arbeit der Wirtschaftsverwaltung auf dem Territorium lag beim Wirtschaftsrüstungsamt unter General Thomas, dem eine umfangreiche wehrwirtschaftliche Wehrmachtorganisation, der Wirtschaftsstab Ost, unter Generalleutnant Wilhelm Schubert unterstellt war.
Am 2. Mai 1941 verfasste die Vierjahresplanbehörde Görings in einer Besprechung von General Georg Thomas mit den Staatssekretären eine erste Denkschrift, in der bei der Durchführung der ins Auge gefassten Maßnahmen zur Ausbeutung der Gebiete für die Kriegswirtschaft der Hungertod von „zig Millionen Menschen“ prognostiziert wurde. Die in diesem Besprechungsprotokoll enthaltenen Überlegungen und Instruktionen mündeten am 23. Mai 1941 in die „Wirtschaftspolitischen Richtlinien“ der Gruppe Landwirtschaft innerhalb der Vierjahresplanbehörde und schließlich am 1. Juni 1941 in die so genannte „Grüne Mappe“. Die drei Dokumente gelten zusammen als Grundlage eines Hungerplans zur Dezimierung der sowjetischen Bevölkerung um bis zu 30 Millionen Menschen.
Konkretisierungen
Bis Anfang Juni 1941 wurde der erste Entwurf der „Grünen Mappe“ nach den Richtlinien der Sitzung vom 2. Mai überarbeitet. Die „Grüne Mappe“ und die „Wirtschaftspolitischen Richtlinien für die Wirtschaftsorganisation Ost, Gruppe Landwirtschaft“ vom 23. Mai 1941 ergaben ein Bild von den ökonomischen Planungen. In dem Abschnitt „Die Wirtschaftlichen Hauptaufgaben“ hieß es in der „Grünen Mappe“: „I. Nach den vom Führer gegebenen Befehlen sind alle Maßnahmen zu treffen, die notwendig sind, um die sofortige und höchstmögliche Ausnutzung der besetzten Gebiete zugunsten Deutschlands herbeizuführen. Dagegen sind alle Maßnahmen zu unterlassen oder zurückzustellen, die dieses Ziel gefährden könnten. II. Die Ausnutzung der neu zu besetzenden Gebiete hat sich in erster Linie auf den Gebieten der Ernährungs- und Mineralölwirtschaft zu vollziehen. Soviel wie möglich Lebensmittel und Mineralöl für Deutschland zu gewinnen ist das wirtschaftliche Hauptziel der Aktion“. Die die Ernährungswirtschaft betreffenden Teile der „Grünen Mappe“ wurden (so der langjährige wissenschaftliche Direktor am Militärgeschichtlichen Forschungsamt, Hans-Erich Volkmann) hauptsächlich von Ernährungsstaatssekretär Herbert Backe und dessen Ministerialdirektor Hans-Joachim Riecke ausgearbeitet.
Für das „dritte und eventuell weitere Kriegsjahr“ sollte die Wehrmacht aus dem besetzten Gebiet heraus versorgt und Deutschland mit Lebensmitteln und Rohstoffen beliefert werden. Die europäischen Teile der UdSSR sollten auf den Status einer Kolonie herabgedrückt werden. Es war beabsichtigt, die nördlichen Gebiete der UdSSR, ein landwirtschaftliches Zuschussgebiet, von den südlichen landwirtschaftlichen Überschussgebieten hermetisch abzuriegeln. „Daraus folgt zwangsläufig ein Absterben sowohl der Industrie wie eines großen Teils der Menschen in den bisherigen Zuschußgebieten“, wurde mit brutaler Offenheit in den Dokumenten vom 23. Mai 1941 festgestellt. Von diesen Richtlinien Backes unterschied sich die „Grüne Mappe“ graduell dadurch, dass sie zum einen die sowjetische Bevölkerung in stärkerem Maße zur Zwangsarbeit heranziehen wollte und zum anderen beabsichtigte, „auf die Ausnutzung der industriellen Kapazitäten des Nordens, beispielsweise Leningrads, nicht unter allen Umständen zu verzichten“. Insgesamt galt aber: „Nur diejenigen Gebiete werden wirtschaftlich gefördert […], in denen bedeutende Ernährungs- und Mineralölreserven für uns erschlossen werden können.“
Getreide, Vieh, Öl- und Faserpflanzen sollten aus den nördlichen Gebieten requiriert werden. Weiter war beabsichtigt, die sowjetische Fischereiflotte des Weißen Meeres nach dem besetzten Norwegen zu überführen und für Deutschland einzusetzen. Für die südlichen Gebiete der UdSSR einschließlich des Erdölreviers von Baku galt der Grundsatz, die fehlenden „Überseeeinfuhren durch Einfuhren aus dem Osten“ zu ersetzen. Es war vorgesehen, mit kolonialen Methoden in einer Art Plantagenwirtschaft die Landwirtschaft und die Rohstoffgewinnung in der Industrie zu betreiben. Durch einen Sonderbefehl vom 29. Juni 1941 wurde Göring von Adolf Hitler mit außerordentlichen Vollmachten zur Leitung des Apparats zur Ausplünderung und Kolonisierung der UdSSR versehen.
Juristische Aufarbeitung
In den Nürnberger Prozessen wurde Hermann Görings Verantwortung für die Erstellung der Grünen Mappe als Straftatbestand zur Vorbereitung und Ausführung der Plünderung bzw. der Zwangsarbeit als Kriegsverbrechen verurteilt. Die dort festgehaltene Entscheidung Görings zur Umleitung von Lebensmitteln aus den besetzten Ostgebieten für die Zwecke von Wehrmacht und deutscher Bevölkerung, die den Hungertod von Millionen Menschen in den besetzten Gebieten bedeutete, wurde explizit als einer der Gründe für das Todesurteil gegen Göring genannt.
Literatur
- Dietrich Eichholtz: Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft 1939–1945. Band 1. (= Nachdr. der Ausg. Berlin, Akademie-Verlag, 1969–1996, erg. durch ein Vorwort und Gesamtregister) K.G. Saur Verlag, München 1999, ISBN 3-598-11428-1.
- Fall Barbarossa. Dokumente zur Vorbereitung der faschistischen Wehrmacht auf die Aggression gegen die Sowjetunion (1940/41). Ausgewählt u. eingeleitet v. Erhard Moritz. Militärverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1970, S. 363–399 (dort vollständiger Abdruck der Richtlinien für die Führung der Wirtschaft in den neubesetzten Ostgebieten (Grüne Mappe), Teil I: Aufgaben und Organisation der Wirtschaft. Berlin, Juni 1941).
- Rolf-Dieter Müller (Hrsg.): Die deutsche Wirtschaftspolitik in den besetzten sowjetischen Gebieten 1941–1945. Der Abschlussbericht des Wirtschaftsstabes Ost und Aufzeichnungen eines Angehörigen des Wirtschaftskommandos Kiew. Deutsche Geschichtsquellen des 19. und 20. Jahrhunderts, Band 57. Boppard am Rhein 1991, ISBN 3-7646-1905-8.
- Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof, Nürnberg, 14. November 1945 bis 1. Oktober 1946, Bd. 28, Nürnberg 1948, S. 3–26 (= Dok. PS-1743: Richtlinien für die Führung der Wirtschaft in den neubesetzten Ostgebieten (Grüne Mappe), Teil I: Aufgaben und Organisation der Wirtschaft. Berlin, Juni 1941; Abdruck in gekürzter Fassung).
Weblinks
- Bundesarchiv: Wirtschaftsstab Ost 1941–1944, Abbildung „Grüne Mappe“
Einzelnachweise
- Andreas Zellhuber: „Unsere Verwaltung treibt einer Katastrophe zu …“. Das Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete und die deutsche Besatzungsherrschaft in der Sowjetunion 1941–1945. Vögel, München 2006, S. 78, ISBN 3-89650-213-1. (Quelle: Rolf-Dieter Müller: Die deutsche Wirtschaftspolitik in den besetzten sowjetischen Gebieten 1941–1945. Boppard am Rhein 1991, S. 21 und 35 f.)
- Andreas Zellhuber: „Unsere Verwaltung treibt einer Katastrophe zu …“. Das Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete und die deutsche Besatzungsherrschaft in der Sowjetunion 1941–1945. Vögel, München 2006, S. 78. (Quelle: Aktennotiz über Ergebnis der heutigen Besprechung mit den Staatssekretären über Barbarossa, 2. Mai 1941, IMT, Bd. 31, S. 84, PS-2718.)
- Wigbert Benz: Der Hungerplan im „Unternehmen Barbarossa“ 1941. wvb, Berlin 2011, ISBN 978-3-86573-613-0, S. 29–47.
- Dok. PS-1743, in: Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof, Nürnberg, 14. November 1945 bis 1. Oktober 1946 (IMG), Bd. 28, Nürnberg 1948, S. 3 ff.
- Hans-Erich Volkmann: Landwirtschaft und Ernährung in Hitlers Europa 1939–1945. Ökonomie und Expansion. Grundzüge der NS-Wirtschaftspolitik. Ausgewählte Schriften von Hans-Erich Volkmann. Im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes hrsg. von Bernhard Chiari (=Beiträge zur Militärgeschichte ; Bd. 58). Oldenbourg, München 2003, ISBN 3-486-56714-4, S. 365–442, hier S. 411.
- Dietrich Eichholtz: Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft 1939–1945. Band 1, S. 243.
- Wigbert Benz: Der Hungerplan im „Unternehmen Barbarossa“ 1941. wvb, Berlin 2011, ISBN 978-3-86573-613-0, S. 54; Der Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Gerichtshof Nürnberg. Nürnberg 1947, Bd. 1, S. 316–318 (online unter Zeno.org), abgerufen am 28. Mai 2015.
Autor: www.NiNa.Az
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Die sogenannte Grune Mappe wurde auf Weisung des Beauftragten fur den Vierjahresplan Generalfeldmarschall Hermann Goring im Zusammenhang mit den Vorbereitungen fur den militarischen Uberfall auf die Sowjetunion vom Wirtschaftsfuhrungsstab Ost WiFuStabOst Deckname Stab Oldenburg im ausgearbeitet Die darin enthaltenen Richtlinien traten am 16 Juni 1941 in Kraft Der offizielle Titel der Schrift lautete Richtlinien fur die Fuhrung der Wirtschaft Grune Mappe Teil I Aufgaben und Organisation der Wirtschaft Spitzname Gruner Esel Spater erschien noch ein Teil II Beide Teile wurden mehrmals aufgelegt und fanden eine weite Verbreitung Neben der Grunen Mappe existierte eine Rote Mappe des Wehrwirtschafts und Rustungsamt des OKW eine Gelbe Mappe des WiFuStabOst fur die Landwirtschaftsfuhrer eine Blaue Mappe als Materialsammlung des Wirtschaftsstabes Ost sowie eine Braune Mappe die fur die Reichskommissare und Behorden der Zivilverwaltung vom Reichsministerium fur die besetzten Ostgebiete RMfdbO erarbeitet wurde PlanungenEntsprechend der Bedeutung die der Eroberung der Sowjetunion in den NS Planen zur deutschen Vorherrschaft auf dem europaischen Kontinent und Erringung einer Stellung als Weltmacht eingeraumt wurde war schon im Sommer 1940 mit der Bildung eines Apparats fur die Ausbeutung des wirtschaftlichen Potentials der zu erobernden sowjetischen Gebiete begonnen worden Die im Fruhjahr 1941 unter der Leitung Gorings vom WiFStab Ost vom Wirtschaftsstab Ost WiStab Ost sowie vom Stab Alfred Rosenbergs dem Beauftragten fur die zentrale Bearbeitung der Fragen des osteuropaischen Raumes direkt ausgearbeitete Richtlinie fur die Fuhrung der Wirtschaft in den neu besetzten Ostgebieten Grune Mappe lag am 2 Mai 1941 dem WiFuStab Ost in einer ersten Entwurfversion vor Entscheidende Teile des Apparats zur Ausplunderung und Kolonisierung der Sowjetunion waren der Wirtschaftfuhrungsstab Ost der und die sogenannten Anfang Januar 1941 wurde im Rustungsamt des OKW der Arbeitsstab Russland spater Wirtschaftsstab z b V Oldenburg gebildet der die vorhandenen Angaben uber das sowjetische Wirtschaftspotential aufbereiten sollte Im Marz 1941 wurde beschlossen die Leitung der Organisation dem WiFStab Ost zu ubertragen dem Goring und als Stellvertreter der Staatssekretar Paul Korner Amt des Beauftragten fur den Vierjahresplan vorstanden und dem Staatssekretar Herbert Backe vom Reichsministerium fur Ernahrung und Landwirtschaft Staatssekretar Hermann von Hanneken vom Reichsministerium fur Wirtschaft Staatssekretar Friedrich Alpers vom Reichsforstamt Robert Ley von der Deutschen Arbeitsfront und General Georg Thomas angehorten Die praktische Arbeit der Wirtschaftsverwaltung auf dem Territorium lag beim Wirtschaftsrustungsamt unter General Thomas dem eine umfangreiche wehrwirtschaftliche Wehrmachtorganisation der Wirtschaftsstab Ost unter Generalleutnant Wilhelm Schubert unterstellt war Am 2 Mai 1941 verfasste die Vierjahresplanbehorde Gorings in einer Besprechung von General Georg Thomas mit den Staatssekretaren eine erste Denkschrift in der bei der Durchfuhrung der ins Auge gefassten Massnahmen zur Ausbeutung der Gebiete fur die Kriegswirtschaft der Hungertod von zig Millionen Menschen prognostiziert wurde Die in diesem Besprechungsprotokoll enthaltenen Uberlegungen und Instruktionen mundeten am 23 Mai 1941 in die Wirtschaftspolitischen Richtlinien der Gruppe Landwirtschaft innerhalb der Vierjahresplanbehorde und schliesslich am 1 Juni 1941 in die so genannte Grune Mappe Die drei Dokumente gelten zusammen als Grundlage eines Hungerplans zur Dezimierung der sowjetischen Bevolkerung um bis zu 30 Millionen Menschen KonkretisierungenBis Anfang Juni 1941 wurde der erste Entwurf der Grunen Mappe nach den Richtlinien der Sitzung vom 2 Mai uberarbeitet Die Grune Mappe und die Wirtschaftspolitischen Richtlinien fur die Wirtschaftsorganisation Ost Gruppe Landwirtschaft vom 23 Mai 1941 ergaben ein Bild von den okonomischen Planungen In dem Abschnitt Die Wirtschaftlichen Hauptaufgaben hiess es in der Grunen Mappe I Nach den vom Fuhrer gegebenen Befehlen sind alle Massnahmen zu treffen die notwendig sind um die sofortige und hochstmogliche Ausnutzung der besetzten Gebiete zugunsten Deutschlands herbeizufuhren Dagegen sind alle Massnahmen zu unterlassen oder zuruckzustellen die dieses Ziel gefahrden konnten II Die Ausnutzung der neu zu besetzenden Gebiete hat sich in erster Linie auf den Gebieten der Ernahrungs und Mineralolwirtschaft zu vollziehen Soviel wie moglich Lebensmittel und Mineralol fur Deutschland zu gewinnen ist das wirtschaftliche Hauptziel der Aktion Die die Ernahrungswirtschaft betreffenden Teile der Grunen Mappe wurden so der langjahrige wissenschaftliche Direktor am Militargeschichtlichen Forschungsamt Hans Erich Volkmann hauptsachlich von Ernahrungsstaatssekretar Herbert Backe und dessen Ministerialdirektor Hans Joachim Riecke ausgearbeitet Fur das dritte und eventuell weitere Kriegsjahr sollte die Wehrmacht aus dem besetzten Gebiet heraus versorgt und Deutschland mit Lebensmitteln und Rohstoffen beliefert werden Die europaischen Teile der UdSSR sollten auf den Status einer Kolonie herabgedruckt werden Es war beabsichtigt die nordlichen Gebiete der UdSSR ein landwirtschaftliches Zuschussgebiet von den sudlichen landwirtschaftlichen Uberschussgebieten hermetisch abzuriegeln Daraus folgt zwangslaufig ein Absterben sowohl der Industrie wie eines grossen Teils der Menschen in den bisherigen Zuschussgebieten wurde mit brutaler Offenheit in den Dokumenten vom 23 Mai 1941 festgestellt Von diesen Richtlinien Backes unterschied sich die Grune Mappe graduell dadurch dass sie zum einen die sowjetische Bevolkerung in starkerem Masse zur Zwangsarbeit heranziehen wollte und zum anderen beabsichtigte auf die Ausnutzung der industriellen Kapazitaten des Nordens beispielsweise Leningrads nicht unter allen Umstanden zu verzichten Insgesamt galt aber Nur diejenigen Gebiete werden wirtschaftlich gefordert in denen bedeutende Ernahrungs und Mineralolreserven fur uns erschlossen werden konnen Getreide Vieh Ol und Faserpflanzen sollten aus den nordlichen Gebieten requiriert werden Weiter war beabsichtigt die sowjetische Fischereiflotte des Weissen Meeres nach dem besetzten Norwegen zu uberfuhren und fur Deutschland einzusetzen Fur die sudlichen Gebiete der UdSSR einschliesslich des Erdolreviers von Baku galt der Grundsatz die fehlenden Uberseeeinfuhren durch Einfuhren aus dem Osten zu ersetzen Es war vorgesehen mit kolonialen Methoden in einer Art Plantagenwirtschaft die Landwirtschaft und die Rohstoffgewinnung in der Industrie zu betreiben Durch einen Sonderbefehl vom 29 Juni 1941 wurde Goring von Adolf Hitler mit ausserordentlichen Vollmachten zur Leitung des Apparats zur Ausplunderung und Kolonisierung der UdSSR versehen Juristische AufarbeitungIn den Nurnberger Prozessen wurde Hermann Gorings Verantwortung fur die Erstellung der Grunen Mappe als Straftatbestand zur Vorbereitung und Ausfuhrung der Plunderung bzw der Zwangsarbeit als Kriegsverbrechen verurteilt Die dort festgehaltene Entscheidung Gorings zur Umleitung von Lebensmitteln aus den besetzten Ostgebieten fur die Zwecke von Wehrmacht und deutscher Bevolkerung die den Hungertod von Millionen Menschen in den besetzten Gebieten bedeutete wurde explizit als einer der Grunde fur das Todesurteil gegen Goring genannt LiteraturDietrich Eichholtz Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft 1939 1945 Band 1 Nachdr der Ausg Berlin Akademie Verlag 1969 1996 erg durch ein Vorwort und Gesamtregister K G Saur Verlag Munchen 1999 ISBN 3 598 11428 1 Fall Barbarossa Dokumente zur Vorbereitung der faschistischen Wehrmacht auf die Aggression gegen die Sowjetunion 1940 41 Ausgewahlt u eingeleitet v Erhard Moritz Militarverlag der Deutschen Demokratischen Republik Berlin 1970 S 363 399 dort vollstandiger Abdruck der Richtlinien fur die Fuhrung der Wirtschaft in den neubesetzten Ostgebieten Grune Mappe Teil I Aufgaben und Organisation der Wirtschaft Berlin Juni 1941 Rolf Dieter Muller Hrsg Die deutsche Wirtschaftspolitik in den besetzten sowjetischen Gebieten 1941 1945 Der Abschlussbericht des Wirtschaftsstabes Ost und Aufzeichnungen eines Angehorigen des Wirtschaftskommandos Kiew Deutsche Geschichtsquellen des 19 und 20 Jahrhunderts Band 57 Boppard am Rhein 1991 ISBN 3 7646 1905 8 Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militargerichtshof Nurnberg 14 November 1945 bis 1 Oktober 1946 Bd 28 Nurnberg 1948 S 3 26 Dok PS 1743 Richtlinien fur die Fuhrung der Wirtschaft in den neubesetzten Ostgebieten Grune Mappe Teil I Aufgaben und Organisation der Wirtschaft Berlin Juni 1941 Abdruck in gekurzter Fassung WeblinksBundesarchiv Wirtschaftsstab Ost 1941 1944 Abbildung Grune Mappe EinzelnachweiseAndreas Zellhuber Unsere Verwaltung treibt einer Katastrophe zu Das Reichsministerium fur die besetzten Ostgebiete und die deutsche Besatzungsherrschaft in der Sowjetunion 1941 1945 Vogel Munchen 2006 S 78 ISBN 3 89650 213 1 Quelle Rolf Dieter Muller Die deutsche Wirtschaftspolitik in den besetzten sowjetischen Gebieten 1941 1945 Boppard am Rhein 1991 S 21 und 35 f Andreas Zellhuber Unsere Verwaltung treibt einer Katastrophe zu Das Reichsministerium fur die besetzten Ostgebiete und die deutsche Besatzungsherrschaft in der Sowjetunion 1941 1945 Vogel Munchen 2006 S 78 Quelle Aktennotiz uber Ergebnis der heutigen Besprechung mit den Staatssekretaren uber Barbarossa 2 Mai 1941 IMT Bd 31 S 84 PS 2718 Wigbert Benz Der Hungerplan im Unternehmen Barbarossa 1941 wvb Berlin 2011 ISBN 978 3 86573 613 0 S 29 47 Dok PS 1743 in Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militargerichtshof Nurnberg 14 November 1945 bis 1 Oktober 1946 IMG Bd 28 Nurnberg 1948 S 3 ff Hans Erich Volkmann Landwirtschaft und Ernahrung in Hitlers Europa 1939 1945 Okonomie und Expansion Grundzuge der NS Wirtschaftspolitik Ausgewahlte Schriften von Hans Erich Volkmann Im Auftrag des Militargeschichtlichen Forschungsamtes hrsg von Bernhard Chiari Beitrage zur Militargeschichte Bd 58 Oldenbourg Munchen 2003 ISBN 3 486 56714 4 S 365 442 hier S 411 Dietrich Eichholtz Geschichte der deutschen Kriegswirtschaft 1939 1945 Band 1 S 243 Wigbert Benz Der Hungerplan im Unternehmen Barbarossa 1941 wvb Berlin 2011 ISBN 978 3 86573 613 0 S 54 Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Gerichtshof Nurnberg Nurnberg 1947 Bd 1 S 316 318 online unter Zeno org abgerufen am 28 Mai 2015