Günther Rüdiger 15 Dezember 1944 in Dresden ist ein deutscher Astrophysiker LebenGünther Rüdiger besuchte die EOS Dresde
Günther Rüdiger

Günther Rüdiger (* 15. Dezember 1944 in Dresden) ist ein deutscher Astrophysiker.
Leben
Günther Rüdiger besuchte die EOS Dresden-Süd (heute Gymnasium Dresden-Plauen) bis 1963 und studierte bis 1968 Astrophysik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena (Universitätspreis 1967). In der Diplomarbeit, die er als Astronomiestudent am Institut für Magnetohydrodynamik unter Leitung von Max Steenbeck anfertigte, wurden erstmals die Anregungsbedingungen eines turbulenten Wechselfelddynamos als Modell der zyklischen Sonnenaktivität ausgerechnet. Er promovierte 1972 an der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin unter Anleitung von Fritz Krause über den Drehimpulstransport in rotierenden turbulenten Medien. Nach 1989 war Rüdiger einer der beiden Verfasser des „Memorandums zur außeruniversitären Forschung in Brandenburg“ (1991), war Mitbegründer der , Mitglied des ersten Rundfunkrates des damaligen Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg (als Vertreter der Wissenschaft) und der Stadtverordnetenversammlung in Potsdam (1998–2003). Von 2005 bis 2019 agierte Günther Rüdiger als Managing Editor der weltweit ältesten astronomischen Fachzeitschrift Astronomische Nachrichten/Astronomical Notes (gegründet 1821).
Wissenschaftliches Wirken
Er leitete von 1992 bis 2009 die Abteilung „Turbulenzastrophysik“ am Bereich Kosmische Magnetfelder des heutigen Leibniz-Institutes für Astrophysik Potsdam (AIP). Hier entwickelte er mit die Theorie magnetohydrodynamischer Experimente zur Stabilität magnetischer Felder in zylindrischen Taylor-Couette-Strömungen, die mit elektrisch-leitfähigen flüssigen Metallen gefüllt sind. Die Experimente wurden im Helmholtz-Zentrum Dresden Rossendorf (HZDR) unter Leitung von durchgeführt und ausgewertet. Damit gelang der erste experimentelle Nachweis der Magnetorotationsinstabilität. Sie demonstrieren die Fähigkeit genügend starker azimutaler Magnetfelder zur Erzeugung solcher sekundärer Strömungen, wie sie in der Dynamotheorie und zur Erklärung der Stern- und Planetensystementstehung benötigt werden. Für das Experiment PROMISE („PotsdamROssendorfMagneticInStabilityExperiment“) erhielten er und Frank Stefani vom Helmholtz-Zentrum Dresden Rossendorf den Wissenschaftspreis: Gesellschaft braucht Wissenschaft des Jahres 2008. Später konnte theoretisch gezeigt werden, dass sogar der Prototyp stabiler Taylor-Couette-Strömungen, deren Winkelgeschwindigkeit nach außen wächst, unter dem Einfluss schwacher stromfreier azimutaler Magnetfelder schnell zerfällt („Super-AMRI“).
Am Astrophysikalischen Observatorium Potsdam formulierte er früh die Grundlagen der Theorie des Drehimpulstransportes in stellaren Konvektionszonen („Lambda-Effekt“), mit der das universale Phänomen der differentiellen Rotation der Sonnenoberfläche und mittlerweile 10.000 weiterer sonnenähnlicher Sterne eine einfache Erklärung findet. Im Gegensatz zu allen Turbulenzzellen in Laboratorien verhalten sich die Riesenzellen in der solaren Turbulenz nicht nach der Hypothese von Joseph Boussinesq von 1897, sondern transportieren ihren Drehimpuls bevorzugt in Richtung schnellerer Rotation. Neuere Daten der NASA-Mission Solar Dynamics Observatory unterstützen auf direkte Weise diese Grundannahme der Theorie.
Gemeinsam mit (Irkutsk) wurde 1997 festgestellt, dass der sehr schnelle Übergang der Rotationsperioden von Kern und Hülle der Sonne (die sogenannte Tachocline-Region) als Wirkung der Lorentzkraft verstanden werden kann, wenn im Sonneninneren ein schwaches, fossiles und unbeobachtbares Magnetfeld von wenigen Milligauß Stärke existiert.
Auszeichnungen
- 2008: Preis des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft, „Gesellschaft braucht Wissenschaft“
Biographische Skizzen
- Kepler stirbt (Johannes Kepler)
- Ein sächsischer Komet (Johann Georg Palitzsch)
- Zwischen Himmel und Erde (Tobias Mayer, Wilhelm Herschel)
- Augen-Blicke, das „wahre“ Leben des Samuel Heinrich Schwabe
- Lüttenort (Karen Schacht, Otto Niemeyer-Holstein)
- GROTRIAN (Walter Grotrian)
- Ikarus von Kühlungsborn (Ernst August Lauter)
- Wechseljahre (Jena, Hoheneck, Potsdam)
Bücher und Reviews
- G. Rüdiger: Differential Rotation and Stellar Convection – Sun and Solar-type Stars, Gordon & Breach New York, Akademie-Verlag Berlin 1989
- G. Rüdiger, R. Hollerbach: The Magnetic Universe – Geophysical and Astrophysical Dynamo Theory, Wiley-VCH 2004
- G. Rüdiger, L.L. Kitchatinov, R. Hollerbach: Magnetic Processes in Astrophysics – Theory, Simulations, Experiments, Wiley-VCH 2013
- G. Rüdiger, M. Gellert, R. Hollerbach, M. Schultz, F. Stefani: Stability and instability of hydromagnetic Taylor-Couette flows, Physics Reports, Band 741, 2018, S. 1-89, Arxiv
Als Herausgeber
- I. Tuominen, D. Moss, G. Rüdiger: The Sun and Cool Stars: activity, magnetism, dynamos, Springer 1991
- F. Krause, K.-H. Rädler, G. Rüdiger: The Cosmic Dynamo, Kluwer 1993
- R. Rosner, G. Rüdiger, A. Bonanno: MHD Couette Flows, experiments and models, American Institute of Physics 2004
Weblinks
- pers. Homepage von Günther Rüdiger, Astronom
- Homepage von Günther Rüdiger (Leibniz-Institut für Astrophysik Potsdam)
- FZD Journal 05.10 über „Kosmische Bremsen“, zum Experiment PROMISE im Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (2010)
- PROMISE und die Entstehung von Sternen, Planeten und Schwarzen Löchern Institut für Fluiddynamik am HZRD (Video 2017)
- „Das Rätsel der solaren Monster-Wirbel“ Artikel der Potsdamer Neuesten Nachrichten über G. Rüdiger und seine Theorie vom Lambda-Effekt (19. November 2014)
- Wissenschaftliche Publikationen (gesamt)
- Biographische Skizzen (s.o.) von Günther Rüdiger
Einzelnachweise
- F. Stefani, Th. Gundrum, G. Gerbeth et al.: Experimental evidence for Magnetorotational Instability in a Taylor-Couette flow under the influence of a helical magnetic field Phys. Rev. Lett. 97 (2006) 4502
- G. Rüdiger, M. Schultz, M. Gellert, F. Stefani: Azimuthal magnetorotational instability with super-rotation Journal of Plasma Physics 84 (2018) 014105
- T. Reinhold, A. Reiners, G. Basri: Rotation and differential rotation of active Kepler stars Astron. Astrophys. 560 (2013) A4
- J. Boussinesq: Theorie de l'ecoulement tourbillonnant et tumultueux des liquides, Comptes Rendus de l'Acad. des Sciences, Gauthier-Villars et fils, 1897 Paris
- D. H. Hathaway, L. Upton, O. Colegrove: Giant convection cells found on the Sun Science 342 (2013) 1217
- G. Rüdiger, L.L. Kitchatinov: The slender solar tachocline Astronomische Nachrichten 318 (1997) 273
- Gesellschaft braucht Wissenschaft, Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, abgerufen am 17. Februar 2025.
Personendaten | |
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NAME | Rüdiger, Günther |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Astrophysiker |
GEBURTSDATUM | 15. Dezember 1944 |
GEBURTSORT | Dresden |
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Gunther Rudiger 15 Dezember 1944 in Dresden ist ein deutscher Astrophysiker LebenGunther Rudiger besuchte die EOS Dresden Sud heute Gymnasium Dresden Plauen bis 1963 und studierte bis 1968 Astrophysik an der Friedrich Schiller Universitat Jena Universitatspreis 1967 In der Diplomarbeit die er als Astronomiestudent am Institut fur Magnetohydrodynamik unter Leitung von Max Steenbeck anfertigte wurden erstmals die Anregungsbedingungen eines turbulenten Wechselfelddynamos als Modell der zyklischen Sonnenaktivitat ausgerechnet Er promovierte 1972 an der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin unter Anleitung von Fritz Krause uber den Drehimpulstransport in rotierenden turbulenten Medien Nach 1989 war Rudiger einer der beiden Verfasser des Memorandums zur ausseruniversitaren Forschung in Brandenburg 1991 war Mitbegrunder der Mitglied des ersten Rundfunkrates des damaligen Ostdeutschen Rundfunks Brandenburg als Vertreter der Wissenschaft und der Stadtverordnetenversammlung in Potsdam 1998 2003 Von 2005 bis 2019 agierte Gunther Rudiger als Managing Editor der weltweit altesten astronomischen Fachzeitschrift Astronomische Nachrichten Astronomical Notes gegrundet 1821 Wissenschaftliches WirkenEr leitete von 1992 bis 2009 die Abteilung Turbulenzastrophysik am Bereich Kosmische Magnetfelder des heutigen Leibniz Institutes fur Astrophysik Potsdam AIP Hier entwickelte er mit die Theorie magnetohydrodynamischer Experimente zur Stabilitat magnetischer Felder in zylindrischen Taylor Couette Stromungen die mit elektrisch leitfahigen flussigen Metallen gefullt sind Die Experimente wurden im Helmholtz Zentrum Dresden Rossendorf HZDR unter Leitung von durchgefuhrt und ausgewertet Damit gelang der erste experimentelle Nachweis der Magnetorotationsinstabilitat Sie demonstrieren die Fahigkeit genugend starker azimutaler Magnetfelder zur Erzeugung solcher sekundarer Stromungen wie sie in der Dynamotheorie und zur Erklarung der Stern und Planetensystementstehung benotigt werden Fur das Experiment PROMISE PotsdamROssendorfMagneticInStabilityExperiment erhielten er und Frank Stefani vom Helmholtz Zentrum Dresden Rossendorf den Wissenschaftspreis Gesellschaft braucht Wissenschaft des Jahres 2008 Spater konnte theoretisch gezeigt werden dass sogar der Prototyp stabiler Taylor Couette Stromungen deren Winkelgeschwindigkeit nach aussen wachst unter dem Einfluss schwacher stromfreier azimutaler Magnetfelder schnell zerfallt Super AMRI Am Astrophysikalischen Observatorium Potsdam formulierte er fruh die Grundlagen der Theorie des Drehimpulstransportes in stellaren Konvektionszonen Lambda Effekt mit der das universale Phanomen der differentiellen Rotation der Sonnenoberflache und mittlerweile 10 000 weiterer sonnenahnlicher Sterne eine einfache Erklarung findet Im Gegensatz zu allen Turbulenzzellen in Laboratorien verhalten sich die Riesenzellen in der solaren Turbulenz nicht nach der Hypothese von Joseph Boussinesq von 1897 sondern transportieren ihren Drehimpuls bevorzugt in Richtung schnellerer Rotation Neuere Daten der NASA Mission Solar Dynamics Observatory unterstutzen auf direkte Weise diese Grundannahme der Theorie Gemeinsam mit Irkutsk wurde 1997 festgestellt dass der sehr schnelle Ubergang der Rotationsperioden von Kern und Hulle der Sonne die sogenannte Tachocline Region als Wirkung der Lorentzkraft verstanden werden kann wenn im Sonneninneren ein schwaches fossiles und unbeobachtbares Magnetfeld von wenigen Milligauss Starke existiert Auszeichnungen2008 Preis des Stifterverbandes fur die Deutsche Wissenschaft Gesellschaft braucht Wissenschaft Biographische SkizzenKepler stirbt Johannes Kepler Ein sachsischer Komet Johann Georg Palitzsch Zwischen Himmel und Erde Tobias Mayer Wilhelm Herschel Augen Blicke das wahre Leben des Samuel Heinrich Schwabe Luttenort Karen Schacht Otto Niemeyer Holstein GROTRIAN Walter Grotrian Ikarus von Kuhlungsborn Ernst August Lauter Wechseljahre Jena Hoheneck Potsdam Bucher und ReviewsG Rudiger 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