Die altsüdarabische Religion war wie die anderen Religionen semitischer Völker polytheistisch erst im 4 nachchristlichen
Altsüdarabische Religion

Die altsüdarabische Religion war wie die anderen Religionen semitischer Völker polytheistisch, erst im 4. nachchristlichen Jahrhundert breiteten sich das Judentum und das Christentum in Südarabien aus, bevor sie zu Beginn des 7. Jahrhunderts vom Islam verdrängt wurden.
Polytheistische Zeit
Pantheon
Wie alle anderen altorientalischen Religionen (außer dem Judentum) auch war die altsüdarabische Religion polytheistisch, wobei der astrale Charakter der Götter deutlich erkennbar ist. Gewöhnlich wird versucht, die meisten Gottheiten auf eine Trias Sonne – Mond – Venus zurückzuführen, am extremsten hat diese Theorie vertreten. Nielsens Rekonstruktion einer aus drei Gottheiten bestehenden Götterfamilie wird schon lange weitgehend abgelehnt, doch ist hinsichtlich der Vereinfachung der Götterwelt auf eine Trias noch kein Konsens erreicht: besonders Maria Höfner versuchte, seltenere Gottheiten als Erscheinungsformen einer der drei Triasgestalten zu deuten, während z. B. A.F.L. Beeston dieses Vorgehen für eine zu große Vereinfachung hielt.
An der Spitze des Pantheons stand in allen altsüdarabischen Reichen der Gott Athtar, der Repräsentant des Planeten Venus. Er war überdies sowohl für die überlebenswichtige Bewässerung zuständig als auch ein kriegerischer, den Feinden Tod bringender Gott. Die Sonne wurde in Qataban und Hadramaut unstrittig durch Schams repräsentiert, neben den vor allem in den anderen Reichen noch mehrere Göttinnen standen, die mit großer Sicherheit ebenfalls als Sonnengottheiten gedeutet werden können. Daneben hatte jedes Reich seinen eigenen Nationalgott, in Saba war dies Almaqah, der traditionell als Mondgott angesehen wird, daneben wurde er aber aufgrund seiner Symbole mit der Sonne in Verbindung gebracht. Der minäische und wohl auch ausanische Nationalgott hieß Wadd („Liebe“); er wird ausdrücklich als Mondgott bezeichnet. Möglicherweise stammte er aus Nordarabien. Sin („Mond“), der hadramitische Nationalgott, wird schon aufgrund seines Namens traditionell als Mondgott angesehen, doch aufgrund seiner Symbolik könnte er auch ein Sonnengott gewesen sein. Schließlich war der Nationalgott Qatabans Amm, vielleicht ebenfalls ein Mondgott.
Neben diesen wichtigen Gottheiten erwähnen die Inschriften viele weitere, meist regional eng begrenzte Götter, darunter Sama, der im Westen Sabas verehrt wurde und später von Ta'lab verdrängt wurde, die aus Nordarabien entlehnte Göttin und Dhu-Samawi, der Stammesgott der zwischen Ma'in und Nadschran ansässigen Amir.
Über die Mythologie ist nichts bekannt, lediglich die verschiedenen Göttern zugeordneten Symbole lassen Schlüsse auf die mythologische Stellung einzelner Götter zu, jedoch lassen sich kaum Symbole und Symboltiere sicher einer Gottheit zuordnen.
Kulte
Wohnsitz und Kultort einer Gottheit war ihr Tempel, ein offenes Gebäude (haram oder mahram), dessen Zugang nur unter bestimmten rituellen Reinheitsgeboten erlaubt war. So durfte man Tempel nicht mit schmutzigen oder zerrissenen Kleidern betreten, Frauen war es verboten, ihn während der Menstruation zu besuchen. Neben den reichen öffentlichen Tempeln gab es auch kleinere Heiligtümer, die „Burgkapellen“, in denen der Patron (schāyim) der Burgherrenfamilie verehrt wurde, sowie Hausheiligtümer (mas3wad „Feuerstelle“) und Gebetsplätze (madhqanat). Während sich die genannten Kultorte alle innerhalb der Siedlungen befanden, standen an markanten Punkten Stelen (qayf) isoliert in der Landschaft.
Wesentlich weniger ist über die Kulthandlungen selbst bekannt. Die wichtigste derartige Handlung war das auf verschiedenen Arten von Altären ausgeübte Opfer, wobei sich Schlachtopfer, Räucheropfer und möglicherweise auch Libationen unterscheiden lassen. Zu offiziellen Anlässen konnten durchaus bis zu 40 Tiere geopfert werden; als Opfertiere werden verschiedene Wildkatzenarten und Stiere erwähnt. Eine dem Schlachtopfer ähnliche Handlung bildete die sakrale Jagd, die ausschließlich vom Herrscher ausgeübt wurde. Die Jagdbeute stimmt offenbar mit den Opfertieren des Schlachtopfers überein. In bestimmten Teilen des Hadramaut wird dieser Ritus noch heute praktiziert. Ob es auch Menschenopfer gab, ist nicht sicher, bisher ist nur die rituelle Tötung von Feinden im Zusammenhang mit Kampfhandlungen überliefert. Die in der Frühzeit belegten Personendedikationen sind nur als Verpflichtung einer Person zu Arbeitsdienst im Tempel einer Gottheit zu verstehen. Eine weitere wichtige kultische Handlung war das Orakel (masʾal), das offenbar an bestimmten Orten praktiziert wurde, so war noch in islamischer Zeit der Tempel des Ta'lab in auf dem Dschebel Itwa als Orakelstätte bekannt. Inschriften aus einer Orakelstätte bei Naschq im Dschauf machen sogar die Rekonstruktion des Rituals möglich: Die Befragung fand an festgelegten Tagen statt, der Fragende brachte auf bestimmten Altären Opfer dar oder stiftete eine Statuette und trug dann seine Frage vor. Der Orakelspruch wurde ihm von einem Priester übermittelt, bei einem negativen Spruch brachte der Fragende erneut ein Opfer dar und wiederholte die Befragung. Daneben sind auch das Losorakel (maqsam) und die Orakelübermittlung als Vision im Schlaf im Tempel belegt.
Sonstige Kulte sind nur fragmentarisch überliefert, so der Umlauf um ein Heiligtum (tawāf / ṭwf), die Zuführung einer Frau zu einem Gott als Gattin, Bittprozessionen zum Tempel, kultische Reinigung der Waffen und das öffentliche Schuldbekenntnis, besonders das eines Verstoßes gegen Reinheitsvorschriften. In der „Mukarrib-Periode“ fand der Bundesschluss statt, über dessen Ablauf nichts bekannt ist.
Die Tempel wurden von verschiedenen Priestern und anderen Titelträgern organisiert, deren genaue Funktion aber dunkel bleibt. Von großer Bedeutung waren einige Priester, die in bestimmten Zyklen wechselten, die Kabīre, und deshalb als Eponyme für die Jahresdatierung benutzt wurden. Ob auch die Mukarribe Priester waren, ist unklar, immerhin trugen die qatabanischen Mukarribe priesterliche Titel.
Totenkult
Die Gräber hatten im vorislamischen Südarabien mannigfaltige Formen. In Felswänden wurden künstliche Grabhöhlen (Grundfläche: ca. 3 × 3 m, Höhe: 3 m) mit Nischen in den Innenwänden, die wohl für Grabbeigaben oder kleine Statuetten bestimmt waren, eingehauen. Eine weitere, einfachere Bestattungsform bestand in den Boden gegrabenen Löchern, in die der Leichnam gelegt wurde, und die mit einem Steinhaufen überdeckt und eventuell mit einem Steinkreis o. ä. markiert wurden. Vornehmeren Personen waren oberirdische Grabbauten vorbehalten. Eine häufige Art dieser Grabbauten waren mausoleenartige, würfelförmige Anlagen mit Kammern im Innern, in deren Wänden sich Nischen für die Aufnahme der Toten befanden. Ein besonders großer Bau, der sich neben dem Awwam in Marib befindet, enthielt ca. 60 Grabnischen und zusätzlich weitere Grabkammern unter dem Fußboden. Eine andere Art der oberirdischen Grabbauten bildeten die sogenannten Pillboxes, die offenbar ausschließlich auf Bergkämmen errichtet wurden. Ihre Außenwände waren meist rund, durch einen Eingang gelangte man in den viereckigen Innenraum, welcher durch ein mit Geröll bedecktes Gewölbe abgedeckt wurde. Weiter sind auch runde, im Aufriss bienenkorbartig aussehende, Grabhäuser sowie Grabtürme belegt. Alle diese Grabtypen können sowohl einzeln als auch in verschieden großen Gruppen auftreten. In der Nähe vieler Gräber standen Grabstelen, die oft den Namen des Bestatteten nennen und ihn teilweise sowohl in einer diesseitigen Umgebung als auch im Jenseits zusammen mit einer Gottheit darstellen.
Über altsüdarabische Jenseitsvorstellungen ist sehr wenig bekannt, da keine eigentlichen religiösen Texte erhalten sind. Einen Hinweis auf derartige Vorstellungen liefern vor allem die leider oft geplünderten Grabbeigaben, zu denen Schmuck, Siegel, Amulette, Plastiken, Waffen und Keramik sowie auch – bisher nur einmal belegt – geschlachtete Tiere gehörten. Wie auch in anderen Kulturen dienten sie wohl der Versorgung des Toten im Jenseits. Auch das ausdrückliche Verbot, andere Personen in bereits belegten Gräbern zu bestatten, weist in diese Richtung. In einigen Fällen wurden die Toten auch mumifiziert.
Monotheismus
Hauptartikel: Rahmanismus
Hauptartikel: Geschichte des Judentums im Jemen
Seit der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts n. Chr. werden in den Inschriften des sabäo-himjarischen Reiches nicht mehr die alten Götter, sondern der „Herr des Himmels“ und „der Barmherzige“ angerufen. Nach dem altsüdarabischen Wort Rahmanan „der Barmherzige“ wird diese Religion auch als „Rahmanismus“ bezeichnet. Die Existenz von Synagogen und einige Inschriften zeigen, dass das Judentum seit dem 4. Jahrhundert eine wichtige Rolle in Himjar spielte, doch ist nicht gesichert, dass es die einzige monotheistische Religion in Südarabien war. Spätestens seit Anfang des 6. Jahrhunderts sind auch christliche Gemeinden bekannt, die ihren Gott ebenfalls als Rahmanan bezeichneten. Yusuf Asʾar Yathʾar († 525) war der einzige König in Südarabien, dessen Monotheismus nachweislich jüdisch war, vielleicht als Gegengewicht zum christlichen Konkurrenten Aksum, das 525 mit der Eroberung des Jemen das Christentum einführte, welches bis zur Einführung des Islam 632 herrschend war.
Einzelnachweise
- in: D. Nielsen (Hrsg.): Handbuch der altarabischen Altertumskunde, Band 1. Kopenhagen 1927, S. 227
- Gese/Höfner/Rudolph: Die Religionen Altsyriens, Altarabiens und der Mandäer, siehe Literaturverzeichnis
- G. Garbini: Il deo sabeo Almaqah, in: RSO 48 (1974), S. 15–22; ebenso Jacques Ryckmans (siehe Literaturverzeichnis)
- Adolf Grohmann: Göttersymbole und Symboltiere auf südarabischen Denkmälern (Denkschriften der Akademie der Wissenschaften Wien, philosophisch-historische Klasse, Band 58, Abhandlung 1) Wien 1914 sowie S. 295–317 in Gese, Höfner, Rudolph: Die Religionen Altsyriens, Altarabiens und der Mandäer (siehe Literaturverzeichnis)
- Siehe dazu: G. Ryckmans: La confession publique des péchés en Arabie Méridionale préisplamique, in: Le Muséon, Nr. 58, 1945, S. 1–14
- M. Maraqten: Typen altsüdarabischer Altäre, in: Norbert Nebes (Hrsg.): Arabia Felix. Beiträge zur Sprache und Kultur des vorislamischen Arabien. Festschrift Walter W. Müller zum 60. Geburtstag. Harrassowitz, Wiesbaden 1994. ISBN 3-447-03603-6, S. 160–177
- Hierzu: A. F. L. Beeston: The Ritual Hunt, in: Le Muséon, Nr. 61, 1948, S. 183 ff.; Walter W. Müller, in: O. Kaiser (Hrsg.): Texte aus der Umwelt des Alten Testaments, Band 2, Lieferung 3, S. 442 ff.
- Ryckmans, Religion of South Arabia (siehe Literaturverzeichnis) S. 174
- Es sind die Inschriften CIH 460–466, zu ihrem Inhalt siehe: A. F. L. Beeston: The Oracle Sanctuary of Jār al-Labbā, in: Le Muséon, Nr. 62, 1949, S. 209 ff.
- Ausführlich bei Gese/Höfner/Rudolf (siehe Literaturverzeichnis), S. 348–350
- Zum sabäischen Eponymsystem: A.G. Lundin: Die Eponymenliste von Saba (aus dem Stamme Halil), Wien 1965; Ch. J. Robin: À propos d'une nouvelle inscription du règne de Shalrum Awtar, un réexamen de l'éponymat sabéen à l'époque des rois de Saba' et de dhû-Raydan. In: Norbert Nebes (Hrsg.): Arabia Felix. Beiträge zur Sprache und Kultur des vorislamischen Arabien. Festschrift Walter W. Müller zum 60. Geburtstag. Harrassowitz, Wiesbaden 1994. ISBN 3-447-03603-6, S. 230–249
Literatur
- Hartmut Gese, Maria Höfner, Kurt Rudolph: Die Religionen Altsyriens, Altarabiens und der Mandäer (= Die Religionen der Menschheit. Band 10,2) Kohlhammer, Stuttgart / Berlin / Köln / Mainz 1970 (Südarabien: S. 234–353. Sehr umfangreiche und detaillierte, aber stellenweise veraltete Gesamtdarstellung)
- Christian Robin: Himyar et Israël. In: Académie des inscriptions et belles lettres (Hrsg.): Comptes-rendus des séances de l'année 2004. 148/2, 2004, Seite 831–901 (zum Judentum in Südarabien)
- Jacques Ryckmans: Die Altsüdarabische Religion. In: Werner Daum (Hrsg.): Jemen, Pinguin-Verlag, Innsbruck / Umschau-Verlag, Frankfurt a. M. 1987, S. 111–115, ISBN 3-7016-2251-5
- Jacques Ryckmans: Religion of South Arabia. In: D. N. Freedman (Hrsg.): The Anchor Bible Dictionary. Volume VI. New York 1992, S. 171–176, ISBN 0-385-26190-X (umfangreiche Bibliographie im Anhang)
- Walter W. Müller: Art. Himyar. In: Reallexikon für Antike und Christentum. Band 15 (1991) 303–331, ISBN 3-7772-5006-6 (umfangreiche Darstellung des südarabischen Christentums)
Weblinks
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Die altsudarabische Religion war wie die anderen Religionen semitischer Volker polytheistisch erst im 4 nachchristlichen Jahrhundert breiteten sich das Judentum und das Christentum in Sudarabien aus bevor sie zu Beginn des 7 Jahrhunderts vom Islam verdrangt wurden Polytheistische ZeitPantheon Sabaische Votivinschrift Wie alle anderen altorientalischen Religionen ausser dem Judentum auch war die altsudarabische Religion polytheistisch wobei der astrale Charakter der Gotter deutlich erkennbar ist Gewohnlich wird versucht die meisten Gottheiten auf eine Trias Sonne Mond Venus zuruckzufuhren am extremsten hat diese Theorie vertreten Nielsens Rekonstruktion einer aus drei Gottheiten bestehenden Gotterfamilie wird schon lange weitgehend abgelehnt doch ist hinsichtlich der Vereinfachung der Gotterwelt auf eine Trias noch kein Konsens erreicht besonders Maria Hofner versuchte seltenere Gottheiten als Erscheinungsformen einer der drei Triasgestalten zu deuten wahrend z B A F L Beeston dieses Vorgehen fur eine zu grosse Vereinfachung hielt An der Spitze des Pantheons stand in allen altsudarabischen Reichen der Gott Athtar der Reprasentant des Planeten Venus Er war uberdies sowohl fur die uberlebenswichtige Bewasserung zustandig als auch ein kriegerischer den Feinden Tod bringender Gott Die Sonne wurde in Qataban und Hadramaut unstrittig durch Schams reprasentiert neben den vor allem in den anderen Reichen noch mehrere Gottinnen standen die mit grosser Sicherheit ebenfalls als Sonnengottheiten gedeutet werden konnen Daneben hatte jedes Reich seinen eigenen Nationalgott in Saba war dies Almaqah der traditionell als Mondgott angesehen wird daneben wurde er aber aufgrund seiner Symbole mit der Sonne in Verbindung gebracht Der minaische und wohl auch ausanische Nationalgott hiess Wadd Liebe er wird ausdrucklich als Mondgott bezeichnet Moglicherweise stammte er aus Nordarabien Sin Mond der hadramitische Nationalgott wird schon aufgrund seines Namens traditionell als Mondgott angesehen doch aufgrund seiner Symbolik konnte er auch ein Sonnengott gewesen sein Schliesslich war der Nationalgott Qatabans Amm vielleicht ebenfalls ein Mondgott Neben diesen wichtigen Gottheiten erwahnen die Inschriften viele weitere meist regional eng begrenzte Gotter darunter Sama der im Westen Sabas verehrt wurde und spater von Ta lab verdrangt wurde die aus Nordarabien entlehnte Gottin und Dhu Samawi der Stammesgott der zwischen Ma in und Nadschran ansassigen Amir Uber die Mythologie ist nichts bekannt lediglich die verschiedenen Gottern zugeordneten Symbole lassen Schlusse auf die mythologische Stellung einzelner Gotter zu jedoch lassen sich kaum Symbole und Symboltiere sicher einer Gottheit zuordnen Kulte Wohnsitz und Kultort einer Gottheit war ihr Tempel ein offenes Gebaude haram oder mahram dessen Zugang nur unter bestimmten rituellen Reinheitsgeboten erlaubt war So durfte man Tempel nicht mit schmutzigen oder zerrissenen Kleidern betreten Frauen war es verboten ihn wahrend der Menstruation zu besuchen Neben den reichen offentlichen Tempeln gab es auch kleinere Heiligtumer die Burgkapellen in denen der Patron schayim der Burgherrenfamilie verehrt wurde sowie Hausheiligtumer mas3wad Feuerstelle und Gebetsplatze madhqanat Wahrend sich die genannten Kultorte alle innerhalb der Siedlungen befanden standen an markanten Punkten Stelen qayf isoliert in der Landschaft Altsudarabischer Raucheraltar mit Steinbockrelief Wesentlich weniger ist uber die Kulthandlungen selbst bekannt Die wichtigste derartige Handlung war das auf verschiedenen Arten von Altaren ausgeubte Opfer wobei sich Schlachtopfer Raucheropfer und moglicherweise auch Libationen unterscheiden lassen Zu offiziellen Anlassen konnten durchaus bis zu 40 Tiere geopfert werden als Opfertiere werden verschiedene Wildkatzenarten und Stiere erwahnt Eine dem Schlachtopfer ahnliche Handlung bildete die sakrale Jagd die ausschliesslich vom Herrscher ausgeubt wurde Die Jagdbeute stimmt offenbar mit den Opfertieren des Schlachtopfers uberein In bestimmten Teilen des Hadramaut wird dieser Ritus noch heute praktiziert Ob es auch Menschenopfer gab ist nicht sicher bisher ist nur die rituelle Totung von Feinden im Zusammenhang mit Kampfhandlungen uberliefert Die in der Fruhzeit belegten Personendedikationen sind nur als Verpflichtung einer Person zu Arbeitsdienst im Tempel einer Gottheit zu verstehen Eine weitere wichtige kultische Handlung war das Orakel masʾal das offenbar an bestimmten Orten praktiziert wurde so war noch in islamischer Zeit der Tempel des Ta lab in auf dem Dschebel Itwa als Orakelstatte bekannt Inschriften aus einer Orakelstatte bei Naschq im Dschauf machen sogar die Rekonstruktion des Rituals moglich Die Befragung fand an festgelegten Tagen statt der Fragende brachte auf bestimmten Altaren Opfer dar oder stiftete eine Statuette und trug dann seine Frage vor Der Orakelspruch wurde ihm von einem Priester ubermittelt bei einem negativen Spruch brachte der Fragende erneut ein Opfer dar und wiederholte die Befragung Daneben sind auch das Losorakel maqsam und die Orakelubermittlung als Vision im Schlaf im Tempel belegt Sonstige Kulte sind nur fragmentarisch uberliefert so der Umlauf um ein Heiligtum tawaf ṭwf die Zufuhrung einer Frau zu einem Gott als Gattin Bittprozessionen zum Tempel kultische Reinigung der Waffen und das offentliche Schuldbekenntnis besonders das eines Verstosses gegen Reinheitsvorschriften In der Mukarrib Periode fand der Bundesschluss statt uber dessen Ablauf nichts bekannt ist Die Tempel wurden von verschiedenen Priestern und anderen Titeltragern organisiert deren genaue Funktion aber dunkel bleibt Von grosser Bedeutung waren einige Priester die in bestimmten Zyklen wechselten die Kabire und deshalb als Eponyme fur die Jahresdatierung benutzt wurden Ob auch die Mukarribe Priester waren ist unklar immerhin trugen die qatabanischen Mukarribe priesterliche Titel Totenkult Grabstele mit StierkopfGrabsteine mit Darstellungen von Toten Die Graber hatten im vorislamischen Sudarabien mannigfaltige Formen In Felswanden wurden kunstliche Grabhohlen Grundflache ca 3 3 m Hohe 3 m mit Nischen in den Innenwanden die wohl fur Grabbeigaben oder kleine Statuetten bestimmt waren eingehauen Eine weitere einfachere Bestattungsform bestand in den Boden gegrabenen Lochern in die der Leichnam gelegt wurde und die mit einem Steinhaufen uberdeckt und eventuell mit einem Steinkreis o a markiert wurden Vornehmeren Personen waren oberirdische Grabbauten vorbehalten Eine haufige Art dieser Grabbauten waren mausoleenartige wurfelformige Anlagen mit Kammern im Innern in deren Wanden sich Nischen fur die Aufnahme der Toten befanden Ein besonders grosser Bau der sich neben dem Awwam in Marib befindet enthielt ca 60 Grabnischen und zusatzlich weitere Grabkammern unter dem Fussboden Eine andere Art der oberirdischen Grabbauten bildeten die sogenannten Pillboxes die offenbar ausschliesslich auf Bergkammen errichtet wurden Ihre Aussenwande waren meist rund durch einen Eingang gelangte man in den viereckigen Innenraum welcher durch ein mit Geroll bedecktes Gewolbe abgedeckt wurde Weiter sind auch runde im Aufriss bienenkorbartig aussehende Grabhauser sowie Grabturme belegt Alle diese Grabtypen konnen sowohl einzeln als auch in verschieden grossen Gruppen auftreten In der Nahe vieler Graber standen Grabstelen die oft den Namen des Bestatteten nennen und ihn teilweise sowohl in einer diesseitigen Umgebung als auch im Jenseits zusammen mit einer Gottheit darstellen Uber altsudarabische Jenseitsvorstellungen ist sehr wenig bekannt da keine eigentlichen religiosen Texte erhalten sind Einen Hinweis auf derartige Vorstellungen liefern vor allem die leider oft geplunderten Grabbeigaben zu denen Schmuck Siegel Amulette Plastiken Waffen und Keramik sowie auch bisher nur einmal belegt geschlachtete Tiere gehorten Wie auch in anderen Kulturen dienten sie wohl der Versorgung des Toten im Jenseits Auch das ausdruckliche Verbot andere Personen in bereits belegten Grabern zu bestatten weist in diese Richtung In einigen Fallen wurden die Toten auch mumifiziert MonotheismusHauptartikel Rahmanismus Hauptartikel Geschichte des Judentums im Jemen Seit der 2 Halfte des 4 Jahrhunderts n Chr werden in den Inschriften des sabao himjarischen Reiches nicht mehr die alten Gotter sondern der Herr des Himmels und der Barmherzige angerufen Nach dem altsudarabischen Wort Rahmanan der Barmherzige wird diese Religion auch als Rahmanismus bezeichnet Die Existenz von Synagogen und einige Inschriften zeigen dass das Judentum seit dem 4 Jahrhundert eine wichtige Rolle in Himjar spielte doch ist nicht gesichert dass es die einzige monotheistische Religion in Sudarabien war Spatestens seit Anfang des 6 Jahrhunderts sind auch christliche Gemeinden bekannt die ihren Gott ebenfalls als Rahmanan bezeichneten Yusuf Asʾar Yathʾar 525 war der einzige Konig in Sudarabien dessen Monotheismus nachweislich judisch war vielleicht als Gegengewicht zum christlichen Konkurrenten Aksum das 525 mit der Eroberung des Jemen das Christentum einfuhrte welches bis zur Einfuhrung des Islam 632 herrschend war Einzelnachweisein D Nielsen Hrsg Handbuch der altarabischen Altertumskunde Band 1 Kopenhagen 1927 S 227 Gese Hofner Rudolph Die Religionen Altsyriens Altarabiens und der Mandaer siehe Literaturverzeichnis G Garbini Il deo sabeo Almaqah in RSO 48 1974 S 15 22 ebenso Jacques Ryckmans siehe Literaturverzeichnis Adolf Grohmann Gottersymbole und Symboltiere auf sudarabischen Denkmalern Denkschriften der Akademie der Wissenschaften Wien philosophisch historische Klasse Band 58 Abhandlung 1 Wien 1914 sowie S 295 317 in Gese Hofner Rudolph Die Religionen Altsyriens Altarabiens und der Mandaer siehe Literaturverzeichnis Siehe dazu G Ryckmans La confession publique des peches en Arabie Meridionale preisplamique in Le Museon Nr 58 1945 S 1 14 M Maraqten Typen altsudarabischer Altare in Norbert Nebes Hrsg Arabia Felix Beitrage zur Sprache und Kultur des vorislamischen Arabien Festschrift Walter W Muller zum 60 Geburtstag Harrassowitz Wiesbaden 1994 ISBN 3 447 03603 6 S 160 177 Hierzu A F L Beeston The Ritual Hunt in Le Museon Nr 61 1948 S 183 ff Walter W Muller in O Kaiser Hrsg Texte aus der Umwelt des Alten Testaments Band 2 Lieferung 3 S 442 ff Ryckmans Religion of South Arabia siehe Literaturverzeichnis S 174 Es sind die Inschriften CIH 460 466 zu ihrem Inhalt siehe A F L Beeston The Oracle Sanctuary of Jar al Labba in Le Museon Nr 62 1949 S 209 ff Ausfuhrlich bei Gese Hofner Rudolf siehe Literaturverzeichnis S 348 350 Zum sabaischen Eponymsystem A G Lundin Die Eponymenliste von Saba aus dem Stamme Halil Wien 1965 Ch J Robin A propos d une nouvelle inscription du regne de Shalrum Awtar un reexamen de l eponymat sabeen a l epoque des rois de Saba et de dhu Raydan In Norbert Nebes Hrsg Arabia Felix Beitrage zur Sprache und Kultur des vorislamischen Arabien Festschrift Walter W Muller zum 60 Geburtstag Harrassowitz Wiesbaden 1994 ISBN 3 447 03603 6 S 230 249LiteraturHartmut Gese Maria Hofner Kurt Rudolph Die Religionen Altsyriens Altarabiens und der Mandaer Die Religionen der Menschheit Band 10 2 Kohlhammer Stuttgart Berlin Koln Mainz 1970 Sudarabien S 234 353 Sehr umfangreiche und detaillierte aber stellenweise veraltete Gesamtdarstellung Christian Robin Himyar et Israel In Academie des inscriptions et belles lettres Hrsg Comptes rendus des seances de l annee 2004 148 2 2004 Seite 831 901 zum Judentum in Sudarabien Jacques Ryckmans Die Altsudarabische Religion In Werner Daum Hrsg Jemen Pinguin Verlag Innsbruck Umschau Verlag Frankfurt a M 1987 S 111 115 ISBN 3 7016 2251 5 Jacques Ryckmans Religion of South Arabia In D N Freedman Hrsg The Anchor Bible Dictionary Volume VI New York 1992 S 171 176 ISBN 0 385 26190 X umfangreiche Bibliographie im Anhang Walter W Muller Art Himyar In Reallexikon fur Antike und Christentum Band 15 1991 303 331 ISBN 3 7772 5006 6 umfangreiche Darstellung des sudarabischen Christentums WeblinksCommons Vorislamisches Arabien Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien