Azərbaycan  AzərbaycanDeutschland  DeutschlandLietuva  LietuvaMalta  Maltaශ්‍රී ලංකාව  ශ්‍රී ලංකාවTürkmenistan  TürkmenistanTürkiyə  TürkiyəУкраина  Украина
Unterstützung
www.datawiki.de-de.nina.az
  • Heim

Ivo Schöffer 20 Mai 1922 in Amsterdam 13 Januar 2012 in Leiden war ein niederländischer Historiker und während des Zweit

Ivo Schöffer

  • Startseite
  • Ivo Schöffer
Ivo Schöffer
www.datawiki.de-de.nina.azhttps://www.datawiki.de-de.nina.az

Ivo Schöffer (* 20. Mai 1922 in Amsterdam; † 13. Januar 2012 in Leiden) war ein niederländischer Historiker und während des Zweiten Weltkriegs Widerstandskämpfer. Von liberal-konservativer Prägung, bevorzugte er eine möglichst ideologiefreie Herangehensweise in seinem Werk. Zunächst Gegner der Studentenbewegungen der 1960er Jahre und von Mitbestimmungsrechten der Studenten, war er später zur Zusammenarbeit mit ihren Vertretern bereit.

Schöffers Fachgebiet war die niederländische Geschichte, er gehörte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu den einflussreichsten Historikern des Landes. Einer größeren Öffentlichkeit wurde er dort in den 1970er Jahren bekannt, als er sich als Vorsitzender einer Kommission mit der Affäre um Pieter Menten befasste. Für seine Arbeit und seine Tätigkeit im Widerstand wurde er mehrfach ausgezeichnet.

Leben

Kindheit und Jugend

Schöffer wurde als Sohn von Conrad A.R. Schöffer (1893–1978) und Sara Burger (1894–1999) geboren, väterlicherseits stammte er aus einer Kaufmannsfamilie, sein Vater war Erbe eines Familienbetriebs und Händler u. a. für Kaffee. Er wuchs mit einem Bruder und einer Schwester auf. Nachdem Schöffers Eltern zunächst während der Olympischen Sommerspiele von 1928 Zimmer an Ausländer vermietet hatten, führten sie dies nachher fort, was auch an der folgenden Weltwirtschaftskrise lag, die auch den Vater getroffen hatte.

Bereits in jungen Jahren begeisterte sich Schöffer für Geschichte und brachte viel Zeit im Studierzimmer seines Großvaters mütterlicherseits zu, einem früheren Bibliothekar der Universitätsbibliothek Amsterdam, der ihm zahlreiche alte Werke vor allem über die Landesgeschichte präsentierte.

Schöffers Eltern, religiös den Remonstranten zugehörig und liberal-konservativ eingestellt, schickten ihren Sohn auf eine Grund- und weiterführende Schule, die jeweils als erste in den Niederlanden der Montessoripädagogik folgten. Seine Hochschulreife erlangte er jedoch 1941 an einem Amsterdamer Gymnasium, da das Montessorigymnasium zu jener Zeit noch nicht staatlich anerkannt war.

Unterbrochene Studienzeit und Widerstand während der deutschen Besatzung

In der Schule hatte Schöffer Klassenkameraden aus jüdischen, sozialistischen und kommunistischen Familien, die während der folgenden Besatzung der Niederlande zur Zielscheibe der Deutschen werden sollten und die zu dieser Zeit auch umgekehrt ihre Abneigung kundtaten. Auch seine Eltern lehnten das nationalsozialistische Deutschland und insbesondere dessen Antisemitismus strikt ab. 1941 begann Schöffer sein Geschichtsstudium an der Universität von Amsterdam und wurde Mitglied der intellektuell ausgerichteten Studentenverbindung Unica. Später suchte er ein Versteck für seinen jüdischen Freund und dessen Familie und fand ihn in dem Studentenwohnheim, denn dies hatte sich 1943 dadurch geleert, dass entweder Studenten dem Arbeitseinsatz ausweichen wollten oder die Kurse ausgesetzt worden waren. Im Anschluss daran brachte er noch weitere Untergetauchte im Gebäude unter. Dadurch, dass Freunde und Familie Schöffers dort ein und aus gingen, wurde ein Anschein von Normalität aufrechterhalten, sodass dies nicht weiter auffiel. Schöffer lief mit kurzer Hose und gefälschten Papieren, die ihn als 16-jährigen Jungen auswiesen, durch die Stadt, wobei ihm sein jugendliches Aussehen zupass kam. Er nahm seine Aktivität im Widerstand sehr ernst und entwickelte sich dort zu einer Art Autorität.

Schöffers ältere Schwester Lidia (1919–1980) war ebenfalls im Widerstand aktiv und fälschte mehr als tausend Ausweise. Auch in der Wohnung seiner Eltern beherbergte die Familie Untergetauchte, des Weiteren arbeitete sie mit dem Untergrundkurierdienst Rolls Royce zusammen und war gegen Ende der Besatzung Teil des Widerstandsverbands Vrije Groepen Amsterdam. Für ihre Tätigkeit im Widerstand wurde die Familie Ende 1972 als Gerechte unter den Völkern ausgezeichnet.

Fortsetzung des Studiums und Hochschulkarriere in den Niederlanden und Australien

Nach dem Krieg nahm Schöffer sein Studium wieder auf, war innerhalb des Amsterdamer Korps Teil des Senats und schrieb als Redakteur der Studentenzeitschrift Propria Cures Buch-, Film- und Theaterkritiken wie auch über die Entkolonialisierung Niederländisch-Indiens. 1948 heiratete er Alexandra Burger (1919–2003, keine Verwandtschaft zu seiner Mutter, die den gleichen Nachnamen trug), mit der er drei Kinder hatte (Ward 1949, Combert 1950 und Ivolien 1957). Im Jahr seiner Heirat bestand er seine Zwischenprüfung cum laude und wurde anschließend Assistent des Hochschullehrers für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Izaak Johannes Brugmans an der Fakultät für Wirtschaft. Nebenher arbeitete er in den Jahren 1947 bis 1954 auch als Geschichtslehrer in einer weiterführenden Schule. Seine Diplomprüfung schloss 1951 ebenfalls cum laude ab und blieb anschließend noch bis 1954 Assistent von Brugmans. Anschließend wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter des marxistischen Professors für Mittelalterliche Geschichte . Schöffer bekundete später von ihm als Autorität auf dem Gebiet viel gelernt zu haben, Romeins Historischer Materialismus blieb ihm jedoch fremd und er kritisierte im privaten Rahmen auch schon einmal eine von ihm empfundene Voreingenommenheit und Dogmatik seines Lehrers. Er hielt am liberal-konservativen Hintergrund seiner Familie fest, bemühte sich jedoch, diesen von seiner Arbeit zu trennen. Sein Respekt galt dann auch eher seinem in Utrecht wirkenden Kollegen Pieter Geyl, dem er bescheinigte, „pragmatisch, anti-ideologisch, skeptisch-ungläubig, stark freiheitsliebend, traditionell-patriotisch und vorsichtig konservativ“ zu sein.

Dennoch gab es einen Einfluss Romeins auf Schöffers Dissertation von 1956 hinsichtlich der Frage, inwiefern Historiker von ihrer eigenen Zeit und Umgebung in ihrer Beurteilung geprägt sind. 1957 wurde Schöffer Mitglied der Literarischen Gesellschaft. Er beschloss, neue Erfahrungen zu sammeln und ging mit seiner Familie im Januar 1958 nach Perth, Australien. Dort arbeitete er an der University of Western Australia zunächst als Dozent, seit 1960 als Korreferent und Professor für Niederlandistik, sein Lehrgebiet war dabei die Renaissance und Reformation. Obwohl es ihm dort nach eigenem Bekunden gut erging, war das Angebot eines Lehrstuhls in Leiden dann doch Veranlassung, wieder in die Niederlande zurückzukehren.

Lehrstuhl in Leiden

Schöffer trat seine neue Position 1961 an und blieb der Universität bis zu seiner Pensionierung verbunden, was auch für die Stadt galt, die ihn in ihrem konservativ geprägten Charakter eher ansprach als das „rote“ Amsterdam. Während der Studentenbewegungen der 1960er Jahre wurde er zu einem ihrer Gegner und wandte sich im Senat gegen Mitbestimmungsrechte der Studentenschaft, musste sich jedoch mit diesen abfinden und wollte sich je nach den Auswirkungen des Hochschulgesetzes von 1971 offenhalten, ob er blieb oder sich einen anderen Arbeitsort suchte.

Wie sich zeigte, kam Schöffer jedoch mit den Veränderungen zurecht und wurde des Öfteren Vorsitzender seiner Fachgruppe, 1967 bis 1969 Schriftführer der Fakultät für Sprach- und Literaturwissenschaft und von 1973 bis 1975 Leiter des Fachbereichs Geschichte. In dieser Funktion kam es zur Versöhnung mit den Studentenvertretern, mit denen er fortan zusammenarbeitete.

Weitere Aktivitäten Schöffers umfassten seine Mitgliedschaft im nationalen Archivrat, der Reichskommission für die Geschichte der Niederlande und in Beratungskommissionen für Museen. 1977 wurde er zum Mitglied der Königlich Niederländischen Akademie der Wissenschaften ernannt. 1973 hatte Schöffer sich von seiner Ehefrau getrennt, nach seiner Scheidung ging er 1975 mit Carla Musterd (* 1939), die in Leiden seine Kollegin und Dozentin für russische und zeitgenössische Geschichte war, eine Beziehung ein. Schöffer wohnte zunächst allein, nach der Heirat von 1981 bezog das Paar ein Haus in der Stadt.

In den 1970er Jahren wurde Schöffer in den Niederlanden durch die Aufarbeitung der Affäre um Pieter Menten einer größeren Öffentlichkeit bekannt. Er war zunächst wenig davon begeistert, ein solch heikles Thema unter dem Blick des ganzen Landes anzugehen, sagte dann aber zu. Schöffer bestand auf zwei Mitarbeitern (die er mit einem Historiker und Juristen auch bekam) und Zugang zu allen relevanten Personen und Quellen. Mit dieser Aufgabe war er zwei Jahre lang hauptsächlich beschäftigt. Kurz nach dem Ende dieser Aufgabe folgte seine Ernennung zum Ritter im Orden vom Niederländischen Löwen.

1987 wurde Schöffer emeritiert, seine Bibliografie, die in einem ihm überreichten Band zu seinem Abschied aufgeführt war, umfasste zu diesem Zeitraum 241 Arbeiten.

Nach der Pensionierung

Schöffer war auch nach seiner Pensionierung weiter aktiv und spielte bis in die 1990er Jahre hinein eine größere Rolle in der Geschichtswissenschaft. Anschließend war er nur noch sporadisch in der Öffentlichkeit und reduzierte sein Arbeitspensum. 2011 verschlechterte sich sein gesundheitlicher Zustand, im Dezember jenes Jahres wurde schließlich ein Tumor diagnostiziert, dem er einen Monat später erlag.

Werk

Bereits Schöffers Dissertation von 1956, Het nationaal-socialistische beeld van de geschiedenis der Nederlanden. Een historiografische en bibliografische studie, in der er sich gegen den Missbrauch der Geschichtsschreibung für politische Zwecke wandte, gilt mit seiner Analyse der publizierten nationalsozialistischen Vorstellungen zur niederländischen Geschichte als eine bedeutende Arbeit und wurde noch im gleichen Jahr als Buch veröffentlicht. Auch wenn Schöffer in der unveränderten Neuauflage von 1978 bekannte, dass es auch angesichts des neueren Forschungsstands einer größeren Überarbeitung bedürfe, galt dieses Werk später doch immer noch als so wegweisend, dass es 2006 durch Amsterdam University Press eine weitere Neuauflage erfuhr. Es blieb, abgesehen von einer ebenfalls 1956 erschienenen, für das Ausland bestimmten Einführung in die niederländische Geschichte (Kleine Geschichte der Niederlande, englischsprachige Ausgabe A short history of the Netherlands) das einzige von ihm allein geschriebene Buch, das veröffentlicht wurde.

Zugleich mit seiner Dissertation erschien auch sein erster wichtiger Essay Verzuiling, een specifek Nederlands probleem (Versäulung, ein spezifisch niederländisches Problem) im Sociologische Gids, in dem er das niederländische Gesellschaftssystem der Versäulung auf einen „Überkuppellungsgedanken“ zurückführte. Eine Analyse des Systems solle nicht die einzelnen Säulen, sondern das ganze System selbst als Ausgangspunkt nehmen. Die Versäulung griff er in den späteren Aufsätzen De Nederlandse confessionele partijen 1918–1939 (Die niederländischen konfessionellen Parteien 1918–1939, 1968) und Het politieke bestel van Nederland en maatschappelijke verandering (Das politische System der Niederlande und gesellschaftliche Veränderung, 1973) noch einmal auf.

Schöffer war an vier kollektiven Projekten maßgeblich beteiligt, hierzu gehört die Tijdschrift voor Geschiedenis (TvG), eine allgemeingeschichtlich ausgerichtete Zeitschrift, deren Redaktion er seit 1965 angehörte und dort in den Jahren 1969 bis 1974 sowie von 1982 bis 1986 deren Schriftführer war. Nach seiner Pensionierung von 1987 blieb er Ehrenmitglied.

In den Jahren 1971 bis 1995 hatte Schöffer den Vorsitz der Redaktion inne, die den Aufbau der Nationalbiografie Biografisch Woordenboek van Nederland für das Instituut voor Nederlandse Geschiedenis betreute. Insgesamt erschienen seit 1979 sechs Teile, für die er selbst 21 Biografien beisteuerte, teilweise von Personen, die er selbst kannte.

Bereits in den 1960er Jahren ging von Schöffer die Initiative aus, aus den Quellensammlungen des Reicharchivs den Schiffsverkehr der Niederländischen Ostindien-Kompanie zwischen den Niederlanden und Asien zu dokumentieren. Aus diesem Projekt, bei dem er als Koordinator wirkte, resultierte als zentrales Werk das mehrteilige Dutch Asiatic shipping in the 17th and 18th centuries (Niederländisch-asiatische Schifffahrt im 17. und 18. Jahrhundert, 1979), um das einige Bücher und Artikel zur Kompanie erschienen.

Bei dem vierten kollektiven Projekt handelte es sich um den erwähnten Vorsitz der Kommission zur Aufarbeitung der Menten-Affäre, das 1979 in dem zweiteiligen Abschlussbericht De afaire-Menten 1945–1976 resultierte.

Schöffer war ein Kritiker der Schwarz-Weiß-Einteilung des Verhaltens während der Besatzung in goed en fout („gut und böse“), dies kam beispielsweise in seiner Rezension des Buches Ondergang: de vervolging en verdelging van het Nederlandse Jodendom 1940–1945 (Untergang: die Verfolgung und Vernichtung des niederländischen Judentums 1940–1945) von Jacques Presser zum Ausdruck. Er fand die Beurteilung der nicht-jüdischen Bevölkerung zu streng und dass der Kontext der damaligen Zeit als Bezugspunkt dienen sollte. Später äußerte er sich, dass die Judenverfolgung einerseits verurteilt worden sei, andererseits es viele Menschen gegeben habe, die schlecht über Juden redeten und damit auf eine gesellschaftliche Akzeptanz hätten zählen können. Auch sah Schöffer die Heldenhaftigkeit, die Friedrich Weinreb für sich in dessen Memoiren Collaboratie en verzet (Kollaboration und Widerstand, 1969/70) in Anspruch nahm, mit großer Skepsis. Nach seiner Pensionierung arbeitete er noch an dem Werk Geschiedenis van de Joden in Nederland (Geschichte der Juden in den Niederlanden) mit, das 1995 erschien.

In den Jahren 1968 bis 1993 betreute Schöffer 45 Dissertationen, zu seinen Schülern gehören die späteren Hochschullehrer , , , Nicolette Mout und .

Literatur

  • Herman de Liagre Böhl: Ivo Schöffer. In: Jaarboek van de Maatschappij der Nederlandse Letterkunde 2012. Maatschappij der Nederlandse Letterkunde, Leiden 2013, S. 126–136 (Online-Ausgabe, Jahrbuch als PDF).
  • Gerben Post: Schöffer & Co. Familiebedrijf in verzetszaken. Prometheus, Amsterdam 2021, ISBN 978-90-446-4831-7.

Einzelnachweise

  1. Ivo Schöffer auf der Website von Yad Vashem (englisch)
Normdaten (Person): GND: 172363896 (lobid, GND Explorer, OGND, AKS) | LCCN: n78093727 | VIAF: 94861524 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Schöffer, Ivo
KURZBESCHREIBUNG niederländischer Historiker
GEBURTSDATUM 20. Mai 1922
GEBURTSORT Amsterdam
STERBEDATUM 13. Januar 2012
STERBEORT Leiden

Autor: www.NiNa.Az

Veröffentlichungsdatum: 18 Jul 2025 / 21:47

wikipedia, wiki, deutsches, deutschland, buch, bücher, bibliothek artikel lesen, herunterladen kostenlos kostenloser herunterladen, MP3, Video, MP4, 3GP, JPG, JPEG, GIF, PNG, Bild, Musik, Lied, Film, Buch, Spiel, Spiele, Mobiltelefon, Mobil, Telefon, android, ios, apple, samsung, iphone, xiomi, xiaomi, redmi, honor, oppo, nokia, sonya, mi, pc, web, computer, komputer, Informationen zu Ivo Schöffer, Was ist Ivo Schöffer? Was bedeutet Ivo Schöffer?

Ivo Schoffer 20 Mai 1922 in Amsterdam 13 Januar 2012 in Leiden war ein niederlandischer Historiker und wahrend des Zweiten Weltkriegs Widerstandskampfer Von liberal konservativer Pragung bevorzugte er eine moglichst ideologiefreie Herangehensweise in seinem Werk Zunachst Gegner der Studentenbewegungen der 1960er Jahre und von Mitbestimmungsrechten der Studenten war er spater zur Zusammenarbeit mit ihren Vertretern bereit Ivo Schoffer 1977 Schoffers Fachgebiet war die niederlandische Geschichte er gehorte in der zweiten Halfte des 20 Jahrhunderts zu den einflussreichsten Historikern des Landes Einer grosseren Offentlichkeit wurde er dort in den 1970er Jahren bekannt als er sich als Vorsitzender einer Kommission mit der Affare um Pieter Menten befasste Fur seine Arbeit und seine Tatigkeit im Widerstand wurde er mehrfach ausgezeichnet LebenKindheit und Jugend Schoffer wurde als Sohn von Conrad A R Schoffer 1893 1978 und Sara Burger 1894 1999 geboren vaterlicherseits stammte er aus einer Kaufmannsfamilie sein Vater war Erbe eines Familienbetriebs und Handler u a fur Kaffee Er wuchs mit einem Bruder und einer Schwester auf Nachdem Schoffers Eltern zunachst wahrend der Olympischen Sommerspiele von 1928 Zimmer an Auslander vermietet hatten fuhrten sie dies nachher fort was auch an der folgenden Weltwirtschaftskrise lag die auch den Vater getroffen hatte Bereits in jungen Jahren begeisterte sich Schoffer fur Geschichte und brachte viel Zeit im Studierzimmer seines Grossvaters mutterlicherseits zu einem fruheren Bibliothekar der Universitatsbibliothek Amsterdam der ihm zahlreiche alte Werke vor allem uber die Landesgeschichte prasentierte Schoffers Eltern religios den Remonstranten zugehorig und liberal konservativ eingestellt schickten ihren Sohn auf eine Grund und weiterfuhrende Schule die jeweils als erste in den Niederlanden der Montessoripadagogik folgten Seine Hochschulreife erlangte er jedoch 1941 an einem Amsterdamer Gymnasium da das Montessorigymnasium zu jener Zeit noch nicht staatlich anerkannt war Unterbrochene Studienzeit und Widerstand wahrend der deutschen Besatzung In der Schule hatte Schoffer Klassenkameraden aus judischen sozialistischen und kommunistischen Familien die wahrend der folgenden Besatzung der Niederlande zur Zielscheibe der Deutschen werden sollten und die zu dieser Zeit auch umgekehrt ihre Abneigung kundtaten Auch seine Eltern lehnten das nationalsozialistische Deutschland und insbesondere dessen Antisemitismus strikt ab 1941 begann Schoffer sein Geschichtsstudium an der Universitat von Amsterdam und wurde Mitglied der intellektuell ausgerichteten Studentenverbindung Unica Spater suchte er ein Versteck fur seinen judischen Freund und dessen Familie und fand ihn in dem Studentenwohnheim denn dies hatte sich 1943 dadurch geleert dass entweder Studenten dem Arbeitseinsatz ausweichen wollten oder die Kurse ausgesetzt worden waren Im Anschluss daran brachte er noch weitere Untergetauchte im Gebaude unter Dadurch dass Freunde und Familie Schoffers dort ein und aus gingen wurde ein Anschein von Normalitat aufrechterhalten sodass dies nicht weiter auffiel Schoffer lief mit kurzer Hose und gefalschten Papieren die ihn als 16 jahrigen Jungen auswiesen durch die Stadt wobei ihm sein jugendliches Aussehen zupass kam Er nahm seine Aktivitat im Widerstand sehr ernst und entwickelte sich dort zu einer Art Autoritat Schoffers altere Schwester Lidia 1919 1980 war ebenfalls im Widerstand aktiv und falschte mehr als tausend Ausweise Auch in der Wohnung seiner Eltern beherbergte die Familie Untergetauchte des Weiteren arbeitete sie mit dem Untergrundkurierdienst Rolls Royce zusammen und war gegen Ende der Besatzung Teil des Widerstandsverbands Vrije Groepen Amsterdam Fur ihre Tatigkeit im Widerstand wurde die Familie Ende 1972 als Gerechte unter den Volkern ausgezeichnet Fortsetzung des Studiums und Hochschulkarriere in den Niederlanden und Australien Nach dem Krieg nahm Schoffer sein Studium wieder auf war innerhalb des Amsterdamer Korps Teil des Senats und schrieb als Redakteur der Studentenzeitschrift Propria Cures Buch Film und Theaterkritiken wie auch uber die Entkolonialisierung Niederlandisch Indiens 1948 heiratete er Alexandra Burger 1919 2003 keine Verwandtschaft zu seiner Mutter die den gleichen Nachnamen trug mit der er drei Kinder hatte Ward 1949 Combert 1950 und Ivolien 1957 Im Jahr seiner Heirat bestand er seine Zwischenprufung cum laude und wurde anschliessend Assistent des Hochschullehrers fur Wirtschafts und Sozialgeschichte Izaak Johannes Brugmans an der Fakultat fur Wirtschaft Nebenher arbeitete er in den Jahren 1947 bis 1954 auch als Geschichtslehrer in einer weiterfuhrenden Schule Seine Diplomprufung schloss 1951 ebenfalls cum laude ab und blieb anschliessend noch bis 1954 Assistent von Brugmans Anschliessend wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter des marxistischen Professors fur Mittelalterliche Geschichte Schoffer bekundete spater von ihm als Autoritat auf dem Gebiet viel gelernt zu haben Romeins Historischer Materialismus blieb ihm jedoch fremd und er kritisierte im privaten Rahmen auch schon einmal eine von ihm empfundene Voreingenommenheit und Dogmatik seines Lehrers Er hielt am liberal konservativen Hintergrund seiner Familie fest bemuhte sich jedoch diesen von seiner Arbeit zu trennen Sein Respekt galt dann auch eher seinem in Utrecht wirkenden Kollegen Pieter Geyl dem er bescheinigte pragmatisch anti ideologisch skeptisch unglaubig stark freiheitsliebend traditionell patriotisch und vorsichtig konservativ zu sein Dennoch gab es einen Einfluss Romeins auf Schoffers Dissertation von 1956 hinsichtlich der Frage inwiefern Historiker von ihrer eigenen Zeit und Umgebung in ihrer Beurteilung gepragt sind 1957 wurde Schoffer Mitglied der Literarischen Gesellschaft Er beschloss neue Erfahrungen zu sammeln und ging mit seiner Familie im Januar 1958 nach Perth Australien Dort arbeitete er an der University of Western Australia zunachst als Dozent seit 1960 als Korreferent und Professor fur Niederlandistik sein Lehrgebiet war dabei die Renaissance und Reformation Obwohl es ihm dort nach eigenem Bekunden gut erging war das Angebot eines Lehrstuhls in Leiden dann doch Veranlassung wieder in die Niederlande zuruckzukehren Lehrstuhl in Leiden Schoffer trat seine neue Position 1961 an und blieb der Universitat bis zu seiner Pensionierung verbunden was auch fur die Stadt galt die ihn in ihrem konservativ gepragten Charakter eher ansprach als das rote Amsterdam Wahrend der Studentenbewegungen der 1960er Jahre wurde er zu einem ihrer Gegner und wandte sich im Senat gegen Mitbestimmungsrechte der Studentenschaft musste sich jedoch mit diesen abfinden und wollte sich je nach den Auswirkungen des Hochschulgesetzes von 1971 offenhalten ob er blieb oder sich einen anderen Arbeitsort suchte Wie sich zeigte kam Schoffer jedoch mit den Veranderungen zurecht und wurde des Ofteren Vorsitzender seiner Fachgruppe 1967 bis 1969 Schriftfuhrer der Fakultat fur Sprach und Literaturwissenschaft und von 1973 bis 1975 Leiter des Fachbereichs Geschichte In dieser Funktion kam es zur Versohnung mit den Studentenvertretern mit denen er fortan zusammenarbeitete Weitere Aktivitaten Schoffers umfassten seine Mitgliedschaft im nationalen Archivrat der Reichskommission fur die Geschichte der Niederlande und in Beratungskommissionen fur Museen 1977 wurde er zum Mitglied der Koniglich Niederlandischen Akademie der Wissenschaften ernannt 1973 hatte Schoffer sich von seiner Ehefrau getrennt nach seiner Scheidung ging er 1975 mit Carla Musterd 1939 die in Leiden seine Kollegin und Dozentin fur russische und zeitgenossische Geschichte war eine Beziehung ein Schoffer wohnte zunachst allein nach der Heirat von 1981 bezog das Paar ein Haus in der Stadt In den 1970er Jahren wurde Schoffer in den Niederlanden durch die Aufarbeitung der Affare um Pieter Menten einer grosseren Offentlichkeit bekannt Er war zunachst wenig davon begeistert ein solch heikles Thema unter dem Blick des ganzen Landes anzugehen sagte dann aber zu Schoffer bestand auf zwei Mitarbeitern die er mit einem Historiker und Juristen auch bekam und Zugang zu allen relevanten Personen und Quellen Mit dieser Aufgabe war er zwei Jahre lang hauptsachlich beschaftigt Kurz nach dem Ende dieser Aufgabe folgte seine Ernennung zum Ritter im Orden vom Niederlandischen Lowen 1987 wurde Schoffer emeritiert seine Bibliografie die in einem ihm uberreichten Band zu seinem Abschied aufgefuhrt war umfasste zu diesem Zeitraum 241 Arbeiten Nach der Pensionierung Schoffer war auch nach seiner Pensionierung weiter aktiv und spielte bis in die 1990er Jahre hinein eine grossere Rolle in der Geschichtswissenschaft Anschliessend war er nur noch sporadisch in der Offentlichkeit und reduzierte sein Arbeitspensum 2011 verschlechterte sich sein gesundheitlicher Zustand im Dezember jenes Jahres wurde schliesslich ein Tumor diagnostiziert dem er einen Monat spater erlag WerkBereits Schoffers Dissertation von 1956 Het nationaal socialistische beeld van de geschiedenis der Nederlanden Een historiografische en bibliografische studie in der er sich gegen den Missbrauch der Geschichtsschreibung fur politische Zwecke wandte gilt mit seiner Analyse der publizierten nationalsozialistischen Vorstellungen zur niederlandischen Geschichte als eine bedeutende Arbeit und wurde noch im gleichen Jahr als Buch veroffentlicht Auch wenn Schoffer in der unveranderten Neuauflage von 1978 bekannte dass es auch angesichts des neueren Forschungsstands einer grosseren Uberarbeitung bedurfe galt dieses Werk spater doch immer noch als so wegweisend dass es 2006 durch Amsterdam University Press eine weitere Neuauflage erfuhr Es blieb abgesehen von einer ebenfalls 1956 erschienenen fur das Ausland bestimmten Einfuhrung in die niederlandische Geschichte Kleine Geschichte der Niederlande englischsprachige Ausgabe A short history of the Netherlands das einzige von ihm allein geschriebene Buch das veroffentlicht wurde Zugleich mit seiner Dissertation erschien auch sein erster wichtiger Essay Verzuiling een specifek Nederlands probleem Versaulung ein spezifisch niederlandisches Problem im Sociologische Gids in dem er das niederlandische Gesellschaftssystem der Versaulung auf einen Uberkuppellungsgedanken zuruckfuhrte Eine Analyse des Systems solle nicht die einzelnen Saulen sondern das ganze System selbst als Ausgangspunkt nehmen Die Versaulung griff er in den spateren Aufsatzen De Nederlandse confessionele partijen 1918 1939 Die niederlandischen konfessionellen Parteien 1918 1939 1968 und Het politieke bestel van Nederland en maatschappelijke verandering Das politische System der Niederlande und gesellschaftliche Veranderung 1973 noch einmal auf Schoffer war an vier kollektiven Projekten massgeblich beteiligt hierzu gehort die Tijdschrift voor Geschiedenis TvG eine allgemeingeschichtlich ausgerichtete Zeitschrift deren Redaktion er seit 1965 angehorte und dort in den Jahren 1969 bis 1974 sowie von 1982 bis 1986 deren Schriftfuhrer war Nach seiner Pensionierung von 1987 blieb er Ehrenmitglied In den Jahren 1971 bis 1995 hatte Schoffer den Vorsitz der Redaktion inne die den Aufbau der Nationalbiografie Biografisch Woordenboek van Nederland fur das Instituut voor Nederlandse Geschiedenis betreute Insgesamt erschienen seit 1979 sechs Teile fur die er selbst 21 Biografien beisteuerte teilweise von Personen die er selbst kannte Bereits in den 1960er Jahren ging von Schoffer die Initiative aus aus den Quellensammlungen des Reicharchivs den Schiffsverkehr der Niederlandischen Ostindien Kompanie zwischen den Niederlanden und Asien zu dokumentieren Aus diesem Projekt bei dem er als Koordinator wirkte resultierte als zentrales Werk das mehrteilige Dutch Asiatic shipping in the 17th and 18th centuries Niederlandisch asiatische Schifffahrt im 17 und 18 Jahrhundert 1979 um das einige Bucher und Artikel zur Kompanie erschienen Bei dem vierten kollektiven Projekt handelte es sich um den erwahnten Vorsitz der Kommission zur Aufarbeitung der Menten Affare das 1979 in dem zweiteiligen Abschlussbericht De afaire Menten 1945 1976 resultierte Schoffer war ein Kritiker der Schwarz Weiss Einteilung des Verhaltens wahrend der Besatzung in goed en fout gut und bose dies kam beispielsweise in seiner Rezension des Buches Ondergang de vervolging en verdelging van het Nederlandse Jodendom 1940 1945 Untergang die Verfolgung und Vernichtung des niederlandischen Judentums 1940 1945 von Jacques Presser zum Ausdruck Er fand die Beurteilung der nicht judischen Bevolkerung zu streng und dass der Kontext der damaligen Zeit als Bezugspunkt dienen sollte Spater ausserte er sich dass die Judenverfolgung einerseits verurteilt worden sei andererseits es viele Menschen gegeben habe die schlecht uber Juden redeten und damit auf eine gesellschaftliche Akzeptanz hatten zahlen konnen Auch sah Schoffer die Heldenhaftigkeit die Friedrich Weinreb fur sich in dessen Memoiren Collaboratie en verzet Kollaboration und Widerstand 1969 70 in Anspruch nahm mit grosser Skepsis Nach seiner Pensionierung arbeitete er noch an dem Werk Geschiedenis van de Joden in Nederland Geschichte der Juden in den Niederlanden mit das 1995 erschien In den Jahren 1968 bis 1993 betreute Schoffer 45 Dissertationen zu seinen Schulern gehoren die spateren Hochschullehrer Nicolette Mout und LiteraturHerman de Liagre Bohl Ivo Schoffer In Jaarboek van de Maatschappij der Nederlandse Letterkunde 2012 Maatschappij der Nederlandse Letterkunde Leiden 2013 S 126 136 Online Ausgabe Jahrbuch als PDF Gerben Post Schoffer amp Co Familiebedrijf in verzetszaken Prometheus Amsterdam 2021 ISBN 978 90 446 4831 7 EinzelnachweiseIvo Schoffer auf der Website von Yad Vashem englisch Normdaten Person GND 172363896 lobid GND Explorer OGND AKS LCCN n78093727 VIAF 94861524 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schoffer IvoKURZBESCHREIBUNG niederlandischer HistorikerGEBURTSDATUM 20 Mai 1922GEBURTSORT AmsterdamSTERBEDATUM 13 Januar 2012STERBEORT Leiden

Neueste Artikel
  • Juli 19, 2025

    Luggi Müller

  • Juli 19, 2025

    Ludwigsburger Torhäuser

  • Juli 19, 2025

    Ludwig Stössel

  • Juli 19, 2025

    Ludwig Röger

  • Juli 19, 2025

    Ludwig Kübler

www.NiNa.Az - Studio

    Kontaktieren Sie uns
    Sprachen
    Kontaktieren Sie uns
    DMCA Sitemap
    © 2019 nina.az - Alle Rechte vorbehalten.
    Copyright: Dadash Mammadov
    Eine kostenlose Website, die Daten- und Dateiaustausch aus der ganzen Welt ermöglicht.
    Spi.