Albrecht Friedrich Schönherr 11 September 1911 in Katscher Schlesien 9 März 2009 in Potsdam war ein deutscher evangelisc
Albrecht Schönherr

Albrecht Friedrich Schönherr (* 11. September 1911 in Katscher, Schlesien; † 9. März 2009 in Potsdam) war ein deutscher evangelischer Theologe und Bischof.
Leben
Albrecht Schönherr war Sohn eines preußischen Katasterbeamten, der im Ersten Weltkrieg 1918 als Offizier fiel. Schönherr wuchs bei seiner Mutter in Neuruppin auf, wo er von 1918 bis 1929 das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium besuchte. Als Primaner leitete er dort den Schülerbibelkreis.
Schönherr begann 1929 ein Theologiestudium an der Eberhard Karls Universität Tübingen, das er 1931 an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin fortsetzte. Dort lernte er den Theologen Dietrich Bonhoeffer kennen, dessen ihn prägende Bekanntschaft er später beim Besuch des Predigerseminars der Bekennenden Kirche in Finkenwalde auf Zingst vertiefte. Nach seinem ersten theologischen Examen war er bis 1934 Vikar in Potsdam. 1934 schloss sich Schönherr der Bekennenden Kirche an und arbeitete im studentischen Bonhoefferkreis mit.
Am 5. April 1936 in der St. Annen-Kirche in Berlin-Dahlem durch den Generalsuperintendenten Otto Dibelius ordiniert, war Schönherr anschließend in Greifswald als Pfarrer tätig, bis er 1937 auf persönlichen Wunsch des pensionierten Generalfeldmarschalls August von Mackensen auf dessen Besitz Brüssow in der Uckermark zu seiner ersten Pfarrstelle kam. Im Zweiten Weltkrieg diente Schönherr von Januar bis Dezember 1940 und von Mai 1942 bis Mai 1945 als Soldat. Während seiner britischen Kriegsgefangenschaft in Italien bis Mai 1946 richtete er als Lagerpfarrer in Tarent ein Seminar für die kriegsgefangenen Theologiestudenten ein.
Nach der Rückkehr nach Deutschland im Jahr 1946 war Schönherr in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ), der späteren DDR, Gemeindepfarrer an der Domkirche St. Peter und Paul in Brandenburg an der Havel, Superintendent des Kirchenkreises , Domdechant und 1951 bis 1962 Direktor des Predigerseminars in Brandenburg. Er zählte 1958 zu den Mitbegründern des „Weißenseer Arbeitskreises“. Gleichzeitig begann seine Mitarbeit in der Christlichen Friedenskonferenz (CFK).
1953 realisierte Albrecht Schönherr in der Krypta des Domes von Brandenburg den seit 1949 gehegten Gedanken einer „Gedächtnisstätte für die Blutzeugen des Kirchenkampfes“. Der Oranienburger Künstler und evangelische Laienprediger Wilhelm Groß fertigte eine Holzschatulle auf einem Gestell. Auf Karton wurden damals bekannte Namen des christlichen Widerstandes geschrieben, durch einen Bibelvers ergänzt und in diesen Kasten gelegt. Als Vorlage für die Namen diente das „Gedenkbuch für die Blutzeugen der Bekennenden Kirche“ von Bernhard Heinrich Forck. Hinzugefügt wurde lediglich der Name des Totalverweigerers Hermann Stöhr. Damit wurde zum ersten Mal ein Kriegsdienstverweigerer öffentlich gewürdigt.
Im Jahr 1963 wurde er Generalsuperintendent des neu geschaffenen Sprengels Eberswalde und 1967 bis 1972 Verwalter des Bischofsamtes der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg für Ost-Berlin und Brandenburg, nachdem die DDR dem in Ost-Berlin wohnenden Bischof Kurt Scharf nach einem dienstlichen Besuch in West-Berlin die Rückkehr verweigert hatte. In dieser Funktion protestierte Schönherr mit einem Brief an Walter Ulbricht im Mai 1968 erfolglos gegen die Sprengung der Garnisonkirche in Potsdam.
Von 1969 bis 1981 war Schönherr Vorsitzender der Konferenz der Evangelischen Kirchenleitung und damit Vorsitzender des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR. Letzterer war 1969 gegründet worden, nachdem die DDR 1968 alle ihre Grenzen übergreifenden Organisationen für illegal erklärt hatte. Von 1972 bis 1981 war Schönherr Bischof der Region Ost der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg. Am 12. Februar 1973 führte ihn der Görlitzer Bischof Hans-Joachim Fränkel in einem Gottesdienst in Berlin in sein Amt ein. Als Vertreter der Westregion der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg assistierte der Berliner Propst Wilhelm Dittmann.
Die Bildung des Kirchenbundes verschaffte der DDR-Kirche auch einen Platz neben der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in der Weltkirche. Albrecht Schönherr arbeitete so in der Kommission für Internationale Angelegenheiten des Ökumenischen Rates der Kirchen in Genf mit. Lange bevor das Vereinigte Königreich die DDR anerkannte, luden 1972 die britischen Kirchen Schönherr nach England ein, wo er auch den Erzbischof von Canterbury, Arthur Michael Ramsey, besuchte. Zum Remembrance Sunday erhielt er einen Ehrenplatz neben der Königinmutter am Londoner Kenotaph bei der alljährlichen Militärzeremonie in Whitehall.
Schönherr war maßgeblich an der innerkirchlichen Verständigung auf die Formel „Kirche im Sozialismus“ („nicht gegen, nicht neben, sondern im Sozialismus“) beteiligt, die in Anlehnung an Bonhoeffer als „Kirche für andere“ interpretiert wurde. Das Treffen zwischen der von ihm geleiteten Delegation des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR und dem Staatsratsvorsitzenden der DDR, Erich Honecker, am 6. März 1978 markierte die Wende zu einer moderateren Kirchenpolitik, die der evangelischen Kirche Autonomiegewinne im Gegenzug für Konfrontationsverzicht versprach. Schönherr hatte Anteil an der Trennung der Kirchen in der DDR von der EKD. Seine Haltung, die DDR als Obrigkeit anzuerkennen, brachte ihm den Vorwurf der Anpassung oder gar der Komplizenschaft ein.
In seiner Zeit als Vorsitzender des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR wirkte Schönherr am Zustandekommen des ersten und zweiten Kirchen-Sonderbauprogramms in der DDR entscheidend mit.
„Gegen die Meinung mancher Leute, dass die Kirche ohne Zukunft sei, bedeutet ein solcher Bau ein Zeichen dafür, dass es mit der Gemeinde Jesu Christi weitergehen wird. Wir bauen mit Hoffnung. Das ist der entscheidende Baustoff, den wir beizufügen haben.“
Nach dem Eintritt Schönherrs in den Ruhestand wurde Gottfried Forck 1981 sein Nachfolger im Amt des Bischofs der Ostregion der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg. Doch auch im Ruhestand meldete er sich noch zu Wort: Er beteiligte sich am 27. Juni 1982 in der Erlöserkirche in Berlin-Lichtenberg an der ersten Friedenswerkstatt, die gemeinsam von Friedensinitiativen und der Leitung der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg organisiert wurde. 1989 setzte er sich in einem Brief an den Staatsratsvorsitzenden und SED-Generalsekretär Erich Honecker auf Bitten Manfred Stolpes erfolgreich dafür ein, dass auch DDR-Christen zum Deutschen Evangelischen Kirchentag 1989 nach Berlin (West) reisen durften.
Die Stadt Brandenburg benannte 2011 zum Andenken an sein Wirken die 1996 errichtete „Himmelsbrücke“, die den Grillendamm mit der Dominsel Brandenburg verbindet, in „Albrecht Schönherr-Brücke“ um.
Familie
Albrecht Schönherr war in erster Ehe mit Hildegard Enterlein (1912–1962) verheiratet. Er lernte sie im studentischen Bonhoefferkreis kennen. Das Paar wurde am 15. April 1936 durch Bonhoeffer in der Dorfkirche Falkenhagen in Falkensee bei Berlin getraut. In der Ehe wurden sechs Kinder geboren. Nach dem frühen Tod seiner Ehefrau 1962 war Schönherr ab 1963 in zweiter Ehe mit der Theologin Annemarie Schönherr verheiratet. Sein Sohn aus erster Ehe Dietrich Schönherr (1947–2023) war von 1981 bis 2010 Kantor und Dozent für Musik am Kirchlichen Oberseminar in Potsdam-Hermannswerder, danach am dortigen Evangelischen Gymnasium.
Schriften (Auswahl)
- Lutherische Privatbeichte. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1938.
- Kleine Predigtlehre. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1954.
- Kirchenzucht. Verlegenheit und Auftrag. Mohn, Gütersloh 1966.
- Horizont und Mitte. Aufsätze, Vorträge, Reden 1953–1977. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1979.
- Zum Weg der evangelischen Kirchen in der DDR. Union Verlag, Berlin 1986.
- Als Hrsg.: Dietrich Bonhoeffer: Gemeinsames Leben/Das Gebetbuch der Bibel. Evangelische Verlagsanstalt, Berlin 1988. ISBN 3-579-01875-2.
- Als Hrsg.: Ein Volk am Pranger Die Deutschen auf der Suche nach einer neuen politischen Kultur. Aufbau-Taschenbuch-Verlag, Berlin 1991.
- Abenteuer der Nachfolge. Reden und Aufsätze 1978–1988. Wichern Verlag, Berlin 1988. ISBN 978-3-88981-037-3.
- Gratwanderung. Gedanken über den Weg des Bunds der Ev. Kirchen in der DDR. Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 1992
- … aber die Zeit war nicht verloren. Erinnerungen eines Altbischofs. Aufbau-Verlag Berlin 1993, ISBN 3-351-02407-X (Autobiografie).
- Gesprochen zur Zeit und zur Unzeit. Reden, Aufsätze, Predigten 1973–1994. Aufbau-Verlag Berlin 1995, ISBN 978-3-7466-8012-5.
- mit H. Enterlein: Laßt es uns trotzdem miteinander versuchen. Brautbriefe aus der Zeit des Kirchenkampfes 1935–1936. Kaiser Verlag, Gütersloh 1997, ISBN 978-3-579-01896-6.
Auszeichnungen
- 1963: Ehrendoktor der Theologie erhalten von der Universität Greifswald und der reformierten Hochschule in Debrecen (Ungarn)
- 2002: Großes Bundesverdienstkreuz mit Stern
- 2005: Verdienstorden des Landes Brandenburg
Siehe auch
- Kirchenbauprogramme in der DDR
Literatur
- Joachim Heise, Johannes Gruhn (Hrsg.): Horizont und Mitte – Albrecht Schönherr. Pfarrer und Bischof in zwei Diktaturen. Zum 100. Geburtstag. Gesellschaft zur Förderung vergleichender Staat-Kirche-Forschung. Berlin 2011
- Anke Silomon, Matthias Gienke (Hrsg.): Brüssow. Die Sophienkirche und ihr Pfarrer Albrecht Schönherr. Herausgegeben im Auftrag der Kirchengemeinde Brüssow. Thomas Helms Verlag, Schwerin s. a. [2016], ISBN 978-3-940207-56-2
- Ehrhart Neubert: Schönherr, Albrecht. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 2. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
Weblinks
- Rundfunkbeitrag von Prof. Bobert nach einem Interview mit Schönherr. uni-kiel.de
- 95. Geburtstag ( vom 20. Oktober 2007 im Internet Archive)
- Literatur von und über Albrecht Schönherr im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Die frühen Jahre der Angela Merkel. Welt Online, 12. Mai 2013.
- Joachim Heise: Wer war Albrecht Schönherr? politische-bildung-brandenburg.de abgerufen am 11. Dezember 2021.
Einzelnachweise
- Albrecht Schönherr im Munzinger-Archiv, abgerufen am 4. Februar 2024 (Artikelanfang frei abrufbar)
- Martin Kruse Beitrag zur Feier des 85. Geburtstages von Albrecht Schönherr am 11.9.1996. In: Verein für Berlin-Brandenburgische Kirchengeschichte e. V. (Hrsg.): Jahrbuch für Berlin-Brandenburgische Kirchengeschichte Jahrgang 67/2009, Berlin 2009, S. 453.
- Anke Silimon: Die Bekennende Kirche und der Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Vortrag, gehalten am 17. Juli 2015 in Brüssow, Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung (BLPB).
- https://de.evangelischer-widerstand.de/html/view.php?type=dokument&id=367, abgerufen am 23. Juni 2025
- Christ in Zeiten der Prüfung. In: FAZ, 11. März 2009
- garnisonkirche-potsdam.de ( vom 11. Dezember 2021 im Internet Archive) abgerufen am 11. Dezember 2021
- Bischof Schönherr ins Amt eingeführt. In: epd Landesdienst Berlin, Nr. 18, 12. Februar 1973.
- Hanna Kasparick, Hildrun Keßler: Aufbrechen und Weiterdenken. Evangelische Verlagsanstalt Leipzig. Leipzig 2019 S. 28.
- Paul Oestreicher: Bishop Albrecht Schönherr. A diplomatic bishop. He led the divided Berlin Diocese. In: The Daily Telegraph, 3. April 2009
- Albrecht Schönherr gestorben. In: FAZ, 10. März 2009
- Gernot Facius: Er definierte die Formel von der „Kirche im Sozialismus“. In: Die Welt, 11. September 2001
- enquete-online.de (PDF; 341 kB) Druckseite 1084, Fußnote 93
- havemann-gesellschaft.de abgerufen am 11. Dezember 2021
- Karl-Heinz Baum: Nur zwei blieben im Westen. In: Evangelisches Gemeindeblatt für Württemberg. Nr. 22/2014, Stuttgart.
- reisefrequenzen.de abgerufen am 11. Dezember 2021
- dietrich-bonhoeffer.net; abgerufen am 11. Dezember 2021
- Herbert Lüpnitz, Walter Arndt: Die evangelischen Pfarrer in der Uckermark. In: Schriftenreihe der AMF. (130). Leipzig 2003.
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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keiner (Sprengel aus Teilen der Kurmark neu geschaffen) | Generalsuperintendent des Sprengels Eberswalde 1963–1972 | |
Kurt Scharf (ungetrennte Landeskirche) | Bischof der Ev. Kirche in Berlin-Brandenburg (Bereich Ost) 1972–1981 | Gottfried Forck |
Personendaten | |
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NAME | Schönherr, Albrecht |
ALTERNATIVNAMEN | Schönherr, Albrecht Friedrich (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher evangelischer Theologe und Bischof |
GEBURTSDATUM | 11. September 1911 |
GEBURTSORT | Katscher, Landkreis Leobschütz, Schlesien |
STERBEDATUM | 9. März 2009 |
STERBEORT | Potsdam |
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Albrecht Friedrich Schonherr 11 September 1911 in Katscher Schlesien 9 Marz 2009 in Potsdam war ein deutscher evangelischer Theologe und Bischof Albrecht Schonherr 1993 LebenAlbrecht Schonherr war Sohn eines preussischen Katasterbeamten der im Ersten Weltkrieg 1918 als Offizier fiel Schonherr wuchs bei seiner Mutter in Neuruppin auf wo er von 1918 bis 1929 das Friedrich Wilhelm Gymnasium besuchte Als Primaner leitete er dort den Schulerbibelkreis Schonherr begann 1929 ein Theologiestudium an der Eberhard Karls Universitat Tubingen das er 1931 an der Friedrich Wilhelms Universitat in Berlin fortsetzte Dort lernte er den Theologen Dietrich Bonhoeffer kennen dessen ihn pragende Bekanntschaft er spater beim Besuch des Predigerseminars der Bekennenden Kirche in Finkenwalde auf Zingst vertiefte Nach seinem ersten theologischen Examen war er bis 1934 Vikar in Potsdam 1934 schloss sich Schonherr der Bekennenden Kirche an und arbeitete im studentischen Bonhoefferkreis mit Am 5 April 1936 in der St Annen Kirche in Berlin Dahlem durch den Generalsuperintendenten Otto Dibelius ordiniert war Schonherr anschliessend in Greifswald als Pfarrer tatig bis er 1937 auf personlichen Wunsch des pensionierten Generalfeldmarschalls August von Mackensen auf dessen Besitz Brussow in der Uckermark zu seiner ersten Pfarrstelle kam Im Zweiten Weltkrieg diente Schonherr von Januar bis Dezember 1940 und von Mai 1942 bis Mai 1945 als Soldat Wahrend seiner britischen Kriegsgefangenschaft in Italien bis Mai 1946 richtete er als Lagerpfarrer in Tarent ein Seminar fur die kriegsgefangenen Theologiestudenten ein Nach der Ruckkehr nach Deutschland im Jahr 1946 war Schonherr in der Sowjetischen Besatzungszone SBZ der spateren DDR Gemeindepfarrer an der Domkirche St Peter und Paul in Brandenburg an der Havel Superintendent des Kirchenkreises Domdechant und 1951 bis 1962 Direktor des Predigerseminars in Brandenburg Er zahlte 1958 zu den Mitbegrundern des Weissenseer Arbeitskreises Gleichzeitig begann seine Mitarbeit in der Christlichen Friedenskonferenz CFK 1953 realisierte Albrecht Schonherr in der Krypta des Domes von Brandenburg den seit 1949 gehegten Gedanken einer Gedachtnisstatte fur die Blutzeugen des Kirchenkampfes Der Oranienburger Kunstler und evangelische Laienprediger Wilhelm Gross fertigte eine Holzschatulle auf einem Gestell Auf Karton wurden damals bekannte Namen des christlichen Widerstandes geschrieben durch einen Bibelvers erganzt und in diesen Kasten gelegt Als Vorlage fur die Namen diente das Gedenkbuch fur die Blutzeugen der Bekennenden Kirche von Bernhard Heinrich Forck Hinzugefugt wurde lediglich der Name des Totalverweigerers Hermann Stohr Damit wurde zum ersten Mal ein Kriegsdienstverweigerer offentlich gewurdigt Im Jahr 1963 wurde er Generalsuperintendent des neu geschaffenen Sprengels Eberswalde und 1967 bis 1972 Verwalter des Bischofsamtes der Evangelischen Kirche in Berlin Brandenburg fur Ost Berlin und Brandenburg nachdem die DDR dem in Ost Berlin wohnenden Bischof Kurt Scharf nach einem dienstlichen Besuch in West Berlin die Ruckkehr verweigert hatte In dieser Funktion protestierte Schonherr mit einem Brief an Walter Ulbricht im Mai 1968 erfolglos gegen die Sprengung der Garnisonkirche in Potsdam Von 1969 bis 1981 war Schonherr Vorsitzender der Konferenz der Evangelischen Kirchenleitung und damit Vorsitzender des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR Letzterer war 1969 gegrundet worden nachdem die DDR 1968 alle ihre Grenzen ubergreifenden Organisationen fur illegal erklart hatte Von 1972 bis 1981 war Schonherr Bischof der Region Ost der Evangelischen Kirche in Berlin Brandenburg Am 12 Februar 1973 fuhrte ihn der Gorlitzer Bischof Hans Joachim Frankel in einem Gottesdienst in Berlin in sein Amt ein Als Vertreter der Westregion der Evangelischen Kirche in Berlin Brandenburg assistierte der Berliner Propst Wilhelm Dittmann Die Bildung des Kirchenbundes verschaffte der DDR Kirche auch einen Platz neben der Evangelischen Kirche in Deutschland EKD in der Weltkirche Albrecht Schonherr arbeitete so in der Kommission fur Internationale Angelegenheiten des Okumenischen Rates der Kirchen in Genf mit Lange bevor das Vereinigte Konigreich die DDR anerkannte luden 1972 die britischen Kirchen Schonherr nach England ein wo er auch den Erzbischof von Canterbury Arthur Michael Ramsey besuchte Zum Remembrance Sunday erhielt er einen Ehrenplatz neben der Koniginmutter am Londoner Kenotaph bei der alljahrlichen Militarzeremonie in Whitehall Schonherr war massgeblich an der innerkirchlichen Verstandigung auf die Formel Kirche im Sozialismus nicht gegen nicht neben sondern im Sozialismus beteiligt die in Anlehnung an Bonhoeffer als Kirche fur andere interpretiert wurde Das Treffen zwischen der von ihm geleiteten Delegation des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR und dem Staatsratsvorsitzenden der DDR Erich Honecker am 6 Marz 1978 markierte die Wende zu einer moderateren Kirchenpolitik die der evangelischen Kirche Autonomiegewinne im Gegenzug fur Konfrontationsverzicht versprach Schonherr hatte Anteil an der Trennung der Kirchen in der DDR von der EKD Seine Haltung die DDR als Obrigkeit anzuerkennen brachte ihm den Vorwurf der Anpassung oder gar der Komplizenschaft ein In seiner Zeit als Vorsitzender des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR wirkte Schonherr am Zustandekommen des ersten und zweiten Kirchen Sonderbauprogramms in der DDR entscheidend mit Gegen die Meinung mancher Leute dass die Kirche ohne Zukunft sei bedeutet ein solcher Bau ein Zeichen dafur dass es mit der Gemeinde Jesu Christi weitergehen wird Wir bauen mit Hoffnung Das ist der entscheidende Baustoff den wir beizufugen haben Albrecht Schonherr Rede bei der Grundsteinlegung fur das Gemeindezentrum Eisenhuttenstadt am 12 November 1978 Nach dem Eintritt Schonherrs in den Ruhestand wurde Gottfried Forck 1981 sein Nachfolger im Amt des Bischofs der Ostregion der Evangelischen Kirche in Berlin Brandenburg Doch auch im Ruhestand meldete er sich noch zu Wort Er beteiligte sich am 27 Juni 1982 in der Erloserkirche in Berlin Lichtenberg an der ersten Friedenswerkstatt die gemeinsam von Friedensinitiativen und der Leitung der Evangelischen Kirche Berlin Brandenburg organisiert wurde 1989 setzte er sich in einem Brief an den Staatsratsvorsitzenden und SED Generalsekretar Erich Honecker auf Bitten Manfred Stolpes erfolgreich dafur ein dass auch DDR Christen zum Deutschen Evangelischen Kirchentag 1989 nach Berlin West reisen durften Die Stadt Brandenburg benannte 2011 zum Andenken an sein Wirken die 1996 errichtete Himmelsbrucke die den Grillendamm mit der Dominsel Brandenburg verbindet in Albrecht Schonherr Brucke um FamilieAlbrecht Schonherr war in erster Ehe mit Hildegard Enterlein 1912 1962 verheiratet Er lernte sie im studentischen Bonhoefferkreis kennen Das Paar wurde am 15 April 1936 durch Bonhoeffer in der Dorfkirche Falkenhagen in Falkensee bei Berlin getraut In der Ehe wurden sechs Kinder geboren Nach dem fruhen Tod seiner Ehefrau 1962 war Schonherr ab 1963 in zweiter Ehe mit der Theologin Annemarie Schonherr verheiratet Sein Sohn aus erster Ehe Dietrich Schonherr 1947 2023 war von 1981 bis 2010 Kantor und Dozent fur Musik am Kirchlichen Oberseminar in Potsdam Hermannswerder danach am dortigen Evangelischen Gymnasium Schriften Auswahl Erich Honecker begrusst Bischof Albrecht Schonherr den Vorsitzenden der Konferenz der Evangelischen Kirchenleitungen in der DDR 1978 Lutherische Privatbeichte Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1938 Kleine Predigtlehre Evangelische Verlagsanstalt Berlin 1954 Kirchenzucht Verlegenheit und Auftrag Mohn Gutersloh 1966 Horizont und Mitte Aufsatze Vortrage Reden 1953 1977 Evangelische Verlagsanstalt Berlin 1979 Zum Weg der evangelischen Kirchen in der DDR Union Verlag Berlin 1986 Als Hrsg Dietrich Bonhoeffer Gemeinsames Leben Das Gebetbuch der Bibel Evangelische Verlagsanstalt Berlin 1988 ISBN 3 579 01875 2 Als Hrsg Ein Volk am Pranger Die Deutschen auf der Suche nach einer neuen politischen Kultur Aufbau Taschenbuch Verlag Berlin 1991 Abenteuer der Nachfolge Reden und Aufsatze 1978 1988 Wichern Verlag Berlin 1988 ISBN 978 3 88981 037 3 Gratwanderung Gedanken uber den Weg des Bunds der Ev Kirchen in der DDR Evangelische Verlagsanstalt Leipzig 1992 aber die Zeit war nicht verloren Erinnerungen eines Altbischofs Aufbau Verlag Berlin 1993 ISBN 3 351 02407 X Autobiografie Gesprochen zur Zeit und zur Unzeit Reden Aufsatze Predigten 1973 1994 Aufbau Verlag Berlin 1995 ISBN 978 3 7466 8012 5 mit H Enterlein Lasst es uns trotzdem miteinander versuchen Brautbriefe aus der Zeit des Kirchenkampfes 1935 1936 Kaiser Verlag Gutersloh 1997 ISBN 978 3 579 01896 6 Auszeichnungen1963 Ehrendoktor der Theologie erhalten von der Universitat Greifswald und der reformierten Hochschule in Debrecen Ungarn 2002 Grosses Bundesverdienstkreuz mit Stern 2005 Verdienstorden des Landes BrandenburgSiehe auchKirchenbauprogramme in der DDRLiteraturJoachim Heise Johannes Gruhn Hrsg Horizont und Mitte Albrecht Schonherr Pfarrer und Bischof in zwei Diktaturen Zum 100 Geburtstag Gesellschaft zur Forderung vergleichender Staat Kirche Forschung Berlin 2011 Anke Silomon Matthias Gienke Hrsg Brussow Die Sophienkirche und ihr Pfarrer Albrecht Schonherr Herausgegeben im Auftrag der Kirchengemeinde Brussow Thomas Helms Verlag Schwerin s a 2016 ISBN 978 3 940207 56 2 Ehrhart Neubert Schonherr Albrecht In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 2 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 WeblinksCommons Albrecht Schonherr Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Rundfunkbeitrag von Prof Bobert nach einem Interview mit Schonherr uni kiel de 95 Geburtstag Memento vom 20 Oktober 2007 im Internet Archive Literatur von und uber Albrecht Schonherr im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Die fruhen Jahre der Angela Merkel Welt Online 12 Mai 2013 Joachim Heise Wer war Albrecht Schonherr politische bildung brandenburg de abgerufen am 11 Dezember 2021 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BischofGEBURTSDATUM 11 September 1911GEBURTSORT Katscher Landkreis Leobschutz SchlesienSTERBEDATUM 9 Marz 2009STERBEORT Potsdam