Franz Leonhard Schlüter 2 Oktober 1921 in Rinteln 19 Januar 1981 war ein deutscher Politiker DKP DRP FDP und Verleger Se
Leonhard Schlüter

Franz Leonhard Schlüter (* 2. Oktober 1921 in Rinteln; † 19. Januar 1981) war ein deutscher Politiker (DKP-DRP, FDP) und Verleger. Seine Berufung zum niedersächsischen Kultusminister rief 1955 erhebliche öffentliche Proteste wegen Schlüters rechtsextremer Gesinnung hervor. Diese führten wenige Tage später zu seinem Rücktritt.
Leben
Familie, Militär, Studium
Franz Leonhard Schlüters Vater Friedrich Schlüter war im Ersten Weltkrieg aktiver Offizier und diente bis November 1918 als Feldartillerie-Premierleutnant, anschließend wurde er Tanzlehrer. Seine Mutter wurde im Nationalsozialismus als „Volljüdin“ eingestuft; ihre Deportation konnte Schlüter im Februar 1945 jedoch mit Unterstützung von NS-Stellen abwenden, mehrere Verwandte mütterlicherseits wurden jedoch in Konzentrationslager verschleppt.Der Spiegel interpretierte die Bedeutung seiner familiären Herkunft für Schlüter 1955 so:
„In der Tat, Leonhard Schlüter wünschte weder vor 1945 noch nachher ein ‚Halbjude‘ zu sein, sondern ein gleichberechtigter deutscher Patriot. Wobei er seine von ihm als Makel empfundene Provenienz dadurch auszubalancieren trachtete, daß er bestrebt war, seine patriotisch gestimmten Landsleute an nationalem Eifer noch zu übertreffen.“
Schlüter machte 1939 am Realgymnasium Hameln sein Abitur und meldete sich darauf zum Reichsarbeitsdienst, darauf im November 1939 freiwillig zum Wehrdienst. Er nahm als Infanterist am Westfeldzug teil und wurde zum Gefreiten und später zum Unteroffizier befördert. Nach einer schweren Verwundung bewarb sich Schlüter nach seiner Genesung um eine Ausbildung zum „Kriegsoffizier“. Das lehnten seine vorgesetzten Dienststellen unter Berufung auf Schlüters jüdische Abstammung ab. Auch seine Ernennung in den Unteroffiziersrang als Oberjäger wurde daraufhin widerrufen, Schlüter wurde 1941 aus der Wehrmacht entlassen.
Daraufhin nahm Schlüter sein Studium an der Juristischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen wieder auf, nachdem ihm dies von Reichswissenschaftsminister Bernhard Rust – bis auf Widerruf – gestattet worden war. Da er als „Halbjude“ nicht zum Staatsexamen zugelassen wurde, entschied Schlüter sich zur Promotion bei Rudolf Smend. Seine Arbeit trug nach Schlüters eigenen Angaben den Titel Das Eindringen des Massenproblems in die staatspolitische und staatstheoretische Literatur. Durch das Rigorosum am 1. August 1944 fiel er allerdings durch. Die Behauptung Schlüters, wegen verfänglicher politischer Fragen die mündliche Prüfung nicht bestanden zu haben, lässt sich gemäß dem Prüfungsprotokoll und nach den Aussagen des späteren Prodekans der Universität Göttingen Arnold Köttgen nicht halten. In der Nachkriegszeit wurde gegen Schlüter auch „wegen unberechtigten Führens des Doktortitels“ ermittelt.
Nachkriegszeit
Anfang Mai 1945 heiratete Schlüter die Ärztin Erika Geist. Am 5. Mai wurde er – nach eigenen Angaben – mit der Leitung der Kriminalpolizei in Göttingen betraut, ein Amt, für das er vom damaligen Göttinger Oberbürgermeister und Amtsgerichtsrats Erich Schmidt vorgeschlagen wurde. In die Berufung hatte die amerikanischen Besatzungsmacht eingewilligt. Seine Tätigkeit bei der Polizei wurde im Juni 1947 zum Anlass gerichtlicher Voruntersuchungen: die Oberstaatsanwaltschaft warf ihm Aussageerpressung, Verfolgung Unschuldiger, Freiheitsberaubung, Urkundenunterdrückung und Benachteiligung fremder Vermögensinteressen vor. Schlüter habe unter anderem versucht, dem DGB-Sekretär Fritz Schmalz ein Mordkomplott gegen Oberbürgermeister Schmidt und Schlüter selbst anzuhängen. Schlüter kündigte den Polizeidienst zum 1. Oktober 1947. Die Militärregierung zog das Verfahren an sich und unterband damit weitere Ermittlungen, da „englische Offiziere in die Sache verwickelt waren“. Im Folgejahr wurde Schlüter untersagt, sich weiterhin als „Kriminalkommissar a. D.“ zu bezeichnen; korrekt sei „Kriminalinspektor auf Probe außer Diensten“.
„Schon dadurch, daß er sich in allerlei Auseinandersetzungen und Prozesse verwickeln ließ, die mit der nachkriegsbedingten Neuverteilung lokaler Machtpositionen in unverkennbarem Zusammenhang standen, ist Schlüter bei bestimmten Göttinger Bürgerkreisen in den Ruf einer schillernden Persönlichkeit geraten.“
1948 erhielt Schlüter ein Stellenangebot als Supervisor beim Public Opinion Research Office (PORO) der britischen Besatzungsbehörde. Dort soll er unter anderem mit der Überwachung der DKP-DRP befasst gewesen sein. Als bekannt wurde, dass Schlüter bei den Kommunalwahlen in Niedersachsen am 28. November 1948 für die DKP-DRP angetreten war – und gewählt wurde –, wurde er aufgrund des politischen Betätigungsverbots, das für alle Angestellten der Behörde galt, 1949 entlassen.
Verleger
In der Folgezeit ging Schlüter einer verlegerischen Tätigkeit nach. Zuerst hatte er die Witzenhäuser Verlagsunion KG betrieben, um die kurzlebige Zeitschrift Deutsches Echo zu publizieren. Noch 1949 beteiligte sich Schlüter mit Karl Waldemar Schütz an der Gründung des Plesse-Verlags, als deren Vorstand seine Ehefrau eingetragen wurde. Nach deren Ausscheiden aus dem Plesse-Verlag betrieb Schlüter ab 1951 die Göttinger Verlagsanstalt für Wissenschaft und Politik, in dem er Werke zahlreicher Nationalsozialisten verbreitete, unter anderem von acht 1945 amtsenthobenen Professoren, die bis dahin nicht wieder zu einer Lehrtätigkeit zugelassen worden waren.
Von Schlüter verlegte Autoren waren unter anderem Hans Grimm, Franz von Papen, Rudolf Diels, Dietrich Klagges, Herbert Grabert und Joseph Otto Plassmann. Im Hinblick auf Schlüters kurze Amtszeit als Minister schrieb Der Spiegel: „Das Programm dieses Verlages war ohne Zweifel eine der wichtigsten Ursachen des Göttinger Aufstandes gegen den Kultusminister Schlüter.“ In seiner Göttinger Verlagsanstalt veröffentlichte Schlüter 1958 auch eine – anonyme – Abrechnung mit den Göttinger Professoren, die 1955 gegen ihn opponiert hatten. Auch danach blieb Schlüter Betreiber der „auf neonazistisches Schrifttum spezialisierten“Göttinger Verlagsanstalt für Wissenschaft und Politik.
Parteipolitik
Zur Zeit seiner Tätigkeit beim PORO hatte Schlüter schon länger Kontakt zum damaligen Göttinger Vorsitzenden der Deutschen Konservativen Partei – Deutschen Rechtspartei (DKP-DRP) Adolf von Thadden und hielt öfter völkisch-nationalistische Brandreden auf öffentlichen Veranstaltungen. Im September 1948 hielt Schlüter auf der Landestagung der DKP-DRP einen Vortrag zum Thema: „Die Entwicklung der Deutschnationalen Volkspartei und die Notwendigkeit einer neuen Rechtspartei, die sich vorzugsweise an die früheren Nationalsozialisten wenden müsse.“ Daraufhin wurde er zum niedersächsischen Landesvorsitzenden der DKP-DRP gewählt und organisierte den folgenden Kommunalwahlkampf der Partei. Über eine Wahlkundgebung Schlüters in Wolfsburg, wo die DKP-DRP daraufhin eine Zweidrittelmehrheit erreichte, berichtete der Spiegel: „Hier geschah es nach 1945 zum erstenmal, daß die Leute – von Schlüters Rede fasziniert – das Deutschlandlied sangen.“ Bei den niedersächsischen Kommunalwahlen am 28. November 1948 wurde Schlüter selbst in den Göttinger Stadtrat gewählt. Die britische Militärregierung untersagte Schlüter nach Skandalen um das Verhalten der DKP-DRP in Wolfsburg „durch eine Verfügung vom 30. April 1949 jede politische Tätigkeit und de[n] Aufenthalt im Kreis Gifhorn, zu dem Wolfsburg gehört“. Schlüter hielt sich nicht an das politische Betätigungsverbot, reduzierte aber seine öffentliche Sichtbarkeit.
An den Verhandlungen der DKP-DRP mit der Deutschen Partei und der hessischen Nationaldemokratischen Partei am 1. Juli 1949 über einen gemeinsamen Antritt zur Bundestagswahl 1949 nahm Schlüter für seine Partei gemeinsam mit Wilhelm Jaeger, Eldor Borck, Ludwig Schwecht, Lothar Steuer und Adolf von Thadden teil. Obwohl die Pläne recht weit gediehen waren, scheiterten sie schlussendlich. Grund war die Erklärung der britischen Militärregierung, eine Fusionspartei werde keine Lizenz erhalten und könne somit nicht zur Wahl antreten. Anfang 1950 trat Schlüter aus der Partei aus, nachdem Fritz Rößler neuer niedersächsischer Landesvorsitzender der DKP-DRP geworden war.
Ein Jahr später gründete Schlüter im Januar 1951 die Nationale Rechte (NR), eine als Sammelbecken für rechtsextreme Kräfte organisierte Partei, deren Vorsitz er einnahm. Die NR versuchte zusammen mit der Deutschen Reichspartei (DRP) eine Gemeinschaftsliste mit der FDP für die Landtagswahl in Niedersachsen 1951 aufzustellen, die FDP beteiligte sich jedoch letztlich nicht. Die Verbindung mit der DRP zeigte, dass die NR vor allem auf dem Papier bestand.
Als Kandidat der DRP zog Schlüter am 6. Mai 1951 in den Niedersächsischen Landtag ein. Nach einem internen Machtkampf und finanziellen Unstimmigkeiten verließ Schlüter bald darauf die DRP-Fraktion und wechselte im September auf das Betreiben des FDP-Fraktionsvorsitzenden und Göttinger Oberbürgermeisters Hermann Föge in die FDP-Fraktion. Die Aufnahme Schlüters in die Fraktion war in der FDP zuerst umstritten, stärkte jedoch das rechte Profil der FDP, die sich als „Nationale Sammlungsbewegung“ etablieren wollte. Die Entscheidung zum Übertritt zur FDP dürfte Schlüter leichtgefallen sein, nachdem ihn die NR im Sommer 1951 von allen Parteiämtern suspendiert hatte. Schlüter stieg als „Wortführer des rechten Flügels“ der FDP 1954 zum stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden, 1955 schließlich zum Fraktionsvorsitzenden der FDP im Niedersächsischen Landtag auf.
Nach der Landtagswahl am 24. April 1955 bildete sich eine Bürgerblock-Regierung aus DP, CDU, GB/BHE und FDP unter Heinrich Hellwege. Die SPD unter Hinrich Wilhelm Kopf wurde erstmals seit der Gründung des Landes aus der Regierungsverantwortung verdrängt. Die FDP-Fraktion schlug am 12. Mai 1955 Konrad Mälzig als Minister für Aufbau sowie ihren Fraktionsvorsitzenden Leonhard Schlüter als Kultusminister vor. Hellwege präsentierte das neue Kabinett am 26. Mai 1955.
Schlüters Sturz
Als Schlüter als Kultusminister ins Gespräch kam, rief dies zuerst in der akademischen Öffentlichkeit und besonders an der Georg-August-Universität Göttingen erheblichen Widerstand hervor. Bereits am 13. Mai 1955 führte der Rektor der Universität, Emil Woermann, ein Gespräch mit Hellwege über Schlüter: „Schlüter habe nicht das Vertrauen der Universität, und für den Fall, daß er zum Kultusminister ernannt werde, würden er und der Universitätssenat möglicherweise die akademischen Ehrenämter niederlegen.“ Nach kurzer Zeit erlangte die „Schlüter-Affäre“ auch internationale Beachtung. Wegen Schlüters rechtsradikalem und völkischem Hintergrund befürchtete man negative Auswirkungen auf den demokratischen Auftrag der Universitäten. Der Spiegel schrieb später, „daß nicht einzelne Vorwürfe gegen den Kultusminister das Entscheidende waren, sondern einfach die Tatsache, daß seine Persönlichkeit einigermaßen hart umstritten ist.“
Noch am Tag von Schlüters Berufung als Minister, dem 26. Mai, traten der Göttinger Rektor, der Senat sowie die Dekane sämtlicher Fakultäten aus Protest von ihren Ämtern zurück und erklärten: „Nachdem ihre Bemühungen erfolglos geblieben sind, sehen sich Rektor und Senat gezwungen, durch die Niederlegung ihrer Ehrenämter in der akademischen Selbstverwaltung zu bekunden, daß sie sich zu den in Erfüllung ihrer Pflichten erhobenen Vorstellungen bekennen.“
Die Studentenschaft unterstützte die Universitätsleitung in ihrer Entscheidung. Der AStA der Universität trat – wie bereits am 25. Mai für den Fall von Schlüters Amtseinsetzung mit 18:1 Stimmen beschlossen – zurück und bekundete seine Unterstützung der Entscheidung der Universitätsleitung. Gleichzeitig veröffentlichte er eine dreiseitige Liste der Bücher und Autoren, die in Schlüters Verlag erschienen waren. Die Studierenden der Universität forderte er am Morgen des 27. Mai 1955 auf, Vorlesungen und Übungen zu boykottieren. Mehrere Demonstrationen fanden statt, aber an der ganzen Universität nur fünf Vorlesungen mit insgesamt 25 Hörern. Von den 4900 in Göttingen immatrikulierten Studenten versammelte sich mehr als die Hälfte am Abend vor dem Auditorium maximum zu einem Fackelzug.
Während die damals rechtsorientierte FDP-Landtagsfraktion Schlüter weiterhin unterstützte und die Proteste gegen ihn als „Hetzaktion“ bezeichnete, distanzierte sich die Bundes-FDP von Schlüter. Hellwege drängte ihn daraufhin, sich beurlauben zu lassen, was am 4. Juni 1955 geschah. Die FDP überlegte in den nächsten Tagen, die Regierung Hellwege wieder zu verlassen, entschied sich aber schließlich, Schlüter als Kultusminister aufzugeben. Am 9. Juni reichte er seinen Rücktritt ein, der zwei Tage später in Kraft trat. Schlüters Amt übernahm zunächst Ministerpräsident Hellwege selbst, bevor im September der FDP-Politiker Richard Tantzen nachfolgte. Der Spiegel bilanzierte:
„Friedrich Leonhard Schlüter saß genau vier Tage im Ministerzimmer des Kultusministeriums. Zu kulturpolitischen Handlungen kam es dabei nicht. Er richtete seinen Schreibtisch ein, und schon kamen die ersten Proteste, die abzuwehren seine ganze ministerielle Aufmerksamkeit in Anspruch nahm.“
Mit dem „Fall Schlüter“ beschäftigte sich der Landtag in einer eigens dafür einberufenen Sondersitzung am 11. Juni 1955, in der sich die Regierungsparteien und insbesondere die FDP weiterhin hinter Schlüter stellten. Der Landtag beschloss jedoch die Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Ernennung Schlüters. Dieser kam im Februar 1956 zu dem Ergebnis, dass keine Verletzung der Sorgfaltspflicht durch Ministerpräsident Hellwege vorliege, Schlüter aber „durch seine verlegerische Tätigkeit sich der wichtigsten Voraussetzungen für das Amt des Kultusministers begeben habe. Es liege Anlaß vor, seine Publikationen unter dem Gesichtspunkt des Artikels 18 des Grundgesetzes (Verwirkung der Grundrechte) zu prüfen.“ Zu diesem Anlass wurde bekannt, dass Schlüter am 8. Januar 1956 aus der FDP ausgetreten war. Nach seinem Parteiaustritt verblieb er noch bis 1959 als unabhängiger Abgeordneter im Parlament. 1958 veröffentlichte Schlüter in seinem Verlag ein Buch, das keinen Autor hatte und den Titel Die große Hetze. Der niedersächsische Ministersturz. Ein Tatsachenbericht zum Fall Schlüter. trug, in dem er in der dritten Person über den Fall Schlüter schrieb. Er wies alle Vorwürfe zurück und griff seine Kritiker an. Dazu gehörte auch der in der Schlütersache besonders engagierte frühere Widerstandskämpfer gegen das Hitlerreich Emil Woermann. Teilweise hielt Schlüter seinen Kritikern und auch Woermann ohne triftige Beweise vor, sie seien selbst notorische Nazis gewesen.
Verurteilung und Rückblicke
Am 30. April 1960 wurde Schlüter wegen „“ und „“ vom 3. Strafsenat des Bundesgerichtshofes zu einer Geldstrafe von 1200 DM anstelle einer Gefängnisstrafe von zwei Monaten verurteilt. Er hatte Herbert Graberts verfassungsfeindliches Werk Volk ohne Führung verlegt. Grabert wurde im selben Prozess zu neun Monaten Gefängnis, zur Bewährung ausgesetzt, verurteilt (BGHSt 14, 258). Dieses Urteil gilt als der „endgültige Abschluss der Schlüter-Affäre“, da Schlüter bis dahin Diffamierungen gegen den Rektor Emil Woermann und andere Göttinger Professoren verbreitet hatte.
Im Rückblick bewertete Der Spiegel 1967 den „Fall Schlüter“ als einen „in der ganzen Welt widerhallenden politischen Skandal“ und als Höhepunkt der „erst Ende der fünfziger Jahre langsam abklingende[n rechts]radikale[n] Vergiftung der Freien Demokratischen Partei“.Johannes Rau erwähnte 1998 als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen den „Fall Schlüter“ in einer Rede zum 50-jährigen Bestehen der Kultusministerkonferenz als Kuriosum, als kürzesten amtierenden Kultusminister:
„Es gab einen Kultusminister, der war zehn Tage im Amt, vom 2. bis 11. Juni 1955. Er hieß Leonhard Schlüter, war aus Niedersachsen, gehörte der FDP an, und er hat sich mit einer eigenartigen Räuber- und Gendarm-Affaire selbst zu Fall gebracht.“
Literatur
- Schlüter: Ein Feuer soll lodern. In: Der Spiegel. Nr. 25, 1955, S. 12–24 (online).
- Man redet griechisch. In: Der Spiegel. Nr. 26, 1958, S. 32–34 (online).
- Heinz-Georg Marten: Der niedersächsische Ministersturz. Proteste und Widerstand der Georg-August-Universität Göttingen gegen den Kultusminister Schlüter im Jahre 1955 (Göttinger Universitätsschriften. Band 5). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1987, ISBN 3-525-35835-0.
- Teresa Nentwig: »Kultusminister der vierzehn Tage« - Der Skandal um Leonhard Schlüter 1955. In: Franz Walter/Teresa Nentwig (Hrsg.): Das gekränkte Gänseliesel – 250 Jahre Skandalgeschichten in Göttingen, V&R Academic, Göttingen 2016, S. 126–138
Weblinks
- Literatur von und über Leonhard Schlüter im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- Schlüter: Ein Feuer soll lodern. In: Der Spiegel. Nr. 25, 1955, S. 12–24 (online – 15. Juni 1955).
- Ingeborg Borek: Meine Erinnerungen an die Tochter des Kaisers. Braunschweig 1997, S. 116
- Dietrich Kuessner: Dietrich Klagges. 1891–1971. Eine biographische Skizze. Alternatives aus der / für die Braunschweiger Landeskirche
- Heinz-Georg Marten: Der niedersächsische Ministersturz. Proteste und Widerstand der Georg-August-Universität Göttingen gegen den Kultusminister Schlüter im Jahre 1955. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1987, ISBN 3-525-35835-0, S. 15.
- Leserbrief an den Spiegel von Arnold Köttgen im Juni 1955, abgedruckt in Heinz-Georg Marten: Der niedersächsische Ministersturz. Proteste und Widerstand der Georg-August-Universität Göttingen gegen den Kultusminister Schlüter im Jahre 1955. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1987, ISBN 3-525-35835-0 (Göttinger Universitätsschriften), S. 15f.
- Man redet griechisch. In: Der Spiegel. Nr. 26, 1958, S. 32–34 (online).
- Niedersachsen: Heil, Herr Minister! In: Der Spiegel. Nr. 46, 1957, S. 15 (online).
- Heinz-Georg Marten: Der niedersächsische Ministersturz. Proteste und Widerstand der Georg-August-Universität Göttingen gegen den Kultusminister Schlüter im Jahre 1955. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1987, ISBN 3-525-35835-0, S. 17.
- Schmollinger: Deutsche Konservative Partei – Deutsche Rechtspartei. In: Richard Stöss: Parteien-Handbuch. Westdeutscher Verlag, Opladen 1986, S. 1002 f.
- Heinz-Georg Marten: Der niedersächsische Ministersturz. Proteste und Widerstand der Georg-August-Universität Göttingen gegen den Kultusminister Schlüter im Jahre 1955. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1987, ISBN 3-525-35835-0 (Göttinger Universitätsschriften), S. 19.
- De Tijd, Dagblad voor Nederland, 16. Mai 1955.
- Das Sprachrohr, Nr. 11, 1. Juni 1955.
- Leonhard Schlüter Internationales Biographisches Archiv Nr. 6, 28. Januar 1957, im Munzinger-Archiv, abgerufen am 25. Juni 2011 (Artikelanfang frei abrufbar)
- Ohne Verfasser: Die große Hetze. Der niedersächsische Ministersturz. Ein Tatsachenbericht zum Fall Schlüter. Göttinger Verlagsanstalt Schlüter 1958.
- Die große Hetze. Der niedersächsische Ministersturz. Ein Tatsachenbericht zum Fall Schlüter. Göttinger Verlagsanstalt, Göttingen 1958. so z. B. S. 174.
- Heinz-Georg Marten: Der niedersächsische Ministersturz. Proteste und Widerstand der Georg-August-Universität Göttingen gegen den Kultusminister Schlüter im Jahre 1955. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1987, ISBN 3-525-35835-0 (Göttinger Universitätsschriften), S. 9.
- Peter Brügge: Rechts ab zum Vaterland. Spiegel-Serie über den neuen Nationalismus in Deutschland. In: Der Spiegel. Nr. 18, 1967, S. 82–96 (online – hier S. 89 f.).
- Johannes Rau: 50 Jahre KMK. Festvortrag des Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen. In: kmk.org. 26. Februar 1998, archiviert vom 3. September 2007; abgerufen am 25. Juni 2011. am
Personendaten | |
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NAME | Schlüter, Leonhard |
ALTERNATIVNAMEN | Schlüter, Franz Leonhard (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker (DKP, DRP, FDP), MdL und Verleger |
GEBURTSDATUM | 2. Oktober 1921 |
GEBURTSORT | Rinteln |
STERBEDATUM | 19. Januar 1981 |
Autor: www.NiNa.Az
Veröffentlichungsdatum:
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Franz Leonhard Schluter 2 Oktober 1921 in Rinteln 19 Januar 1981 war ein deutscher Politiker DKP DRP FDP und Verleger Seine Berufung zum niedersachsischen Kultusminister rief 1955 erhebliche offentliche Proteste wegen Schluters rechtsextremer Gesinnung hervor Diese fuhrten wenige Tage spater zu seinem Rucktritt LebenFamilie Militar Studium Franz Leonhard Schluters Vater Friedrich Schluter war im Ersten Weltkrieg aktiver Offizier und diente bis November 1918 als Feldartillerie Premierleutnant anschliessend wurde er Tanzlehrer Seine Mutter wurde im Nationalsozialismus als Volljudin eingestuft ihre Deportation konnte Schluter im Februar 1945 jedoch mit Unterstutzung von NS Stellen abwenden mehrere Verwandte mutterlicherseits wurden jedoch in Konzentrationslager verschleppt Der Spiegel interpretierte die Bedeutung seiner familiaren Herkunft fur Schluter 1955 so In der Tat Leonhard Schluter wunschte weder vor 1945 noch nachher ein Halbjude zu sein sondern ein gleichberechtigter deutscher Patriot Wobei er seine von ihm als Makel empfundene Provenienz dadurch auszubalancieren trachtete dass er bestrebt war seine patriotisch gestimmten Landsleute an nationalem Eifer noch zu ubertreffen Schluter machte 1939 am Realgymnasium Hameln sein Abitur und meldete sich darauf zum Reichsarbeitsdienst darauf im November 1939 freiwillig zum Wehrdienst Er nahm als Infanterist am Westfeldzug teil und wurde zum Gefreiten und spater zum Unteroffizier befordert Nach einer schweren Verwundung bewarb sich Schluter nach seiner Genesung um eine Ausbildung zum Kriegsoffizier Das lehnten seine vorgesetzten Dienststellen unter Berufung auf Schluters judische Abstammung ab Auch seine Ernennung in den Unteroffiziersrang als Oberjager wurde daraufhin widerrufen Schluter wurde 1941 aus der Wehrmacht entlassen Daraufhin nahm Schluter sein Studium an der Juristischen Fakultat der Georg August Universitat Gottingen wieder auf nachdem ihm dies von Reichswissenschaftsminister Bernhard Rust bis auf Widerruf gestattet worden war Da er als Halbjude nicht zum Staatsexamen zugelassen wurde entschied Schluter sich zur Promotion bei Rudolf Smend Seine Arbeit trug nach Schluters eigenen Angaben den Titel Das Eindringen des Massenproblems in die staatspolitische und staatstheoretische Literatur Durch das Rigorosum am 1 August 1944 fiel er allerdings durch Die Behauptung Schluters wegen verfanglicher politischer Fragen die mundliche Prufung nicht bestanden zu haben lasst sich gemass dem Prufungsprotokoll und nach den Aussagen des spateren Prodekans der Universitat Gottingen Arnold Kottgen nicht halten In der Nachkriegszeit wurde gegen Schluter auch wegen unberechtigten Fuhrens des Doktortitels ermittelt Nachkriegszeit Anfang Mai 1945 heiratete Schluter die Arztin Erika Geist Am 5 Mai wurde er nach eigenen Angaben mit der Leitung der Kriminalpolizei in Gottingen betraut ein Amt fur das er vom damaligen Gottinger Oberburgermeister und Amtsgerichtsrats Erich Schmidt vorgeschlagen wurde In die Berufung hatte die amerikanischen Besatzungsmacht eingewilligt Seine Tatigkeit bei der Polizei wurde im Juni 1947 zum Anlass gerichtlicher Voruntersuchungen die Oberstaatsanwaltschaft warf ihm Aussageerpressung Verfolgung Unschuldiger Freiheitsberaubung Urkundenunterdruckung und Benachteiligung fremder Vermogensinteressen vor Schluter habe unter anderem versucht dem DGB Sekretar Fritz Schmalz ein Mordkomplott gegen Oberburgermeister Schmidt und Schluter selbst anzuhangen Schluter kundigte den Polizeidienst zum 1 Oktober 1947 Die Militarregierung zog das Verfahren an sich und unterband damit weitere Ermittlungen da englische Offiziere in die Sache verwickelt waren Im Folgejahr wurde Schluter untersagt sich weiterhin als Kriminalkommissar a D zu bezeichnen korrekt sei Kriminalinspektor auf Probe ausser Diensten Schon dadurch dass er sich in allerlei Auseinandersetzungen und Prozesse verwickeln liess die mit der nachkriegsbedingten Neuverteilung lokaler Machtpositionen in unverkennbarem Zusammenhang standen ist Schluter bei bestimmten Gottinger Burgerkreisen in den Ruf einer schillernden Personlichkeit geraten 1948 erhielt Schluter ein Stellenangebot als Supervisor beim Public Opinion Research Office PORO der britischen Besatzungsbehorde Dort soll er unter anderem mit der Uberwachung der DKP DRP befasst gewesen sein Als bekannt wurde dass Schluter bei den Kommunalwahlen in Niedersachsen am 28 November 1948 fur die DKP DRP angetreten war und gewahlt wurde wurde er aufgrund des politischen Betatigungsverbots das fur alle Angestellten der Behorde galt 1949 entlassen Verleger In der Folgezeit ging Schluter einer verlegerischen Tatigkeit nach Zuerst hatte er die Witzenhauser Verlagsunion KG betrieben um die kurzlebige Zeitschrift Deutsches Echo zu publizieren Noch 1949 beteiligte sich Schluter mit Karl Waldemar Schutz an der Grundung des Plesse Verlags als deren Vorstand seine Ehefrau eingetragen wurde Nach deren Ausscheiden aus dem Plesse Verlag betrieb Schluter ab 1951 die Gottinger Verlagsanstalt fur Wissenschaft und Politik in dem er Werke zahlreicher Nationalsozialisten verbreitete unter anderem von acht 1945 amtsenthobenen Professoren die bis dahin nicht wieder zu einer Lehrtatigkeit zugelassen worden waren Von Schluter verlegte Autoren waren unter anderem Hans Grimm Franz von Papen Rudolf Diels Dietrich Klagges Herbert Grabert und Joseph Otto Plassmann Im Hinblick auf Schluters kurze Amtszeit als Minister schrieb Der Spiegel Das Programm dieses Verlages war ohne Zweifel eine der wichtigsten Ursachen des Gottinger Aufstandes gegen den Kultusminister Schluter In seiner Gottinger Verlagsanstalt veroffentlichte Schluter 1958 auch eine anonyme Abrechnung mit den Gottinger Professoren die 1955 gegen ihn opponiert hatten Auch danach blieb Schluter Betreiber der auf neonazistisches Schrifttum spezialisierten Gottinger Verlagsanstalt fur Wissenschaft und Politik Parteipolitik Zur Zeit seiner Tatigkeit beim PORO hatte Schluter schon langer Kontakt zum damaligen Gottinger Vorsitzenden der Deutschen Konservativen Partei Deutschen Rechtspartei DKP DRP Adolf von Thadden und hielt ofter volkisch nationalistische Brandreden auf offentlichen Veranstaltungen Im September 1948 hielt Schluter auf der Landestagung der DKP DRP einen Vortrag zum Thema Die Entwicklung der Deutschnationalen Volkspartei und die Notwendigkeit einer neuen Rechtspartei die sich vorzugsweise an die fruheren Nationalsozialisten wenden musse Daraufhin wurde er zum niedersachsischen Landesvorsitzenden der DKP DRP gewahlt und organisierte den folgenden Kommunalwahlkampf der Partei Uber eine Wahlkundgebung Schluters in Wolfsburg wo die DKP DRP daraufhin eine Zweidrittelmehrheit erreichte berichtete der Spiegel Hier geschah es nach 1945 zum erstenmal dass die Leute von Schluters Rede fasziniert das Deutschlandlied sangen Bei den niedersachsischen Kommunalwahlen am 28 November 1948 wurde Schluter selbst in den Gottinger Stadtrat gewahlt Die britische Militarregierung untersagte Schluter nach Skandalen um das Verhalten der DKP DRP in Wolfsburg durch eine Verfugung vom 30 April 1949 jede politische Tatigkeit und de n Aufenthalt im Kreis Gifhorn zu dem Wolfsburg gehort Schluter hielt sich nicht an das politische Betatigungsverbot reduzierte aber seine offentliche Sichtbarkeit An den Verhandlungen der DKP DRP mit der Deutschen Partei und der hessischen Nationaldemokratischen Partei am 1 Juli 1949 uber einen gemeinsamen Antritt zur Bundestagswahl 1949 nahm Schluter fur seine Partei gemeinsam mit Wilhelm Jaeger Eldor Borck Ludwig Schwecht Lothar Steuer und Adolf von Thadden teil Obwohl die Plane recht weit gediehen waren scheiterten sie schlussendlich Grund war die Erklarung der britischen Militarregierung eine Fusionspartei werde keine Lizenz erhalten und konne somit nicht zur Wahl antreten Anfang 1950 trat Schluter aus der Partei aus nachdem Fritz Rossler neuer niedersachsischer Landesvorsitzender der DKP DRP geworden war Ein Jahr spater grundete Schluter im Januar 1951 die Nationale Rechte NR eine als Sammelbecken fur rechtsextreme Krafte organisierte Partei deren Vorsitz er einnahm Die NR versuchte zusammen mit der Deutschen Reichspartei DRP eine Gemeinschaftsliste mit der FDP fur die Landtagswahl in Niedersachsen 1951 aufzustellen die FDP beteiligte sich jedoch letztlich nicht Die Verbindung mit der DRP zeigte dass die NR vor allem auf dem Papier bestand Als Kandidat der DRP zog Schluter am 6 Mai 1951 in den Niedersachsischen Landtag ein Nach einem internen Machtkampf und finanziellen Unstimmigkeiten verliess Schluter bald darauf die DRP Fraktion und wechselte im September auf das Betreiben des FDP Fraktionsvorsitzenden und Gottinger Oberburgermeisters Hermann Foge in die FDP Fraktion Die Aufnahme Schluters in die Fraktion war in der FDP zuerst umstritten starkte jedoch das rechte Profil der FDP die sich als Nationale Sammlungsbewegung etablieren wollte Die Entscheidung zum Ubertritt zur FDP durfte Schluter leichtgefallen sein nachdem ihn die NR im Sommer 1951 von allen Parteiamtern suspendiert hatte Schluter stieg als Wortfuhrer des rechten Flugels der FDP 1954 zum stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden 1955 schliesslich zum Fraktionsvorsitzenden der FDP im Niedersachsischen Landtag auf Nach der Landtagswahl am 24 April 1955 bildete sich eine Burgerblock Regierung aus DP CDU GB BHE und FDP unter Heinrich Hellwege Die SPD unter Hinrich Wilhelm Kopf wurde erstmals seit der Grundung des Landes aus der Regierungsverantwortung verdrangt Die FDP Fraktion schlug am 12 Mai 1955 Konrad Malzig als Minister fur Aufbau sowie ihren Fraktionsvorsitzenden Leonhard Schluter als Kultusminister vor Hellwege prasentierte das neue Kabinett am 26 Mai 1955 Schluters Sturz Als Schluter als Kultusminister ins Gesprach kam rief dies zuerst in der akademischen Offentlichkeit und besonders an der Georg August Universitat Gottingen erheblichen Widerstand hervor Bereits am 13 Mai 1955 fuhrte der Rektor der Universitat Emil Woermann ein Gesprach mit Hellwege uber Schluter Schluter habe nicht das Vertrauen der Universitat und fur den Fall dass er zum Kultusminister ernannt werde wurden er und der Universitatssenat moglicherweise die akademischen Ehrenamter niederlegen Nach kurzer Zeit erlangte die Schluter Affare auch internationale Beachtung Wegen Schluters rechtsradikalem und volkischem Hintergrund befurchtete man negative Auswirkungen auf den demokratischen Auftrag der Universitaten Der Spiegel schrieb spater dass nicht einzelne Vorwurfe gegen den Kultusminister das Entscheidende waren sondern einfach die Tatsache dass seine Personlichkeit einigermassen hart umstritten ist Noch am Tag von Schluters Berufung als Minister dem 26 Mai traten der Gottinger Rektor der Senat sowie die Dekane samtlicher Fakultaten aus Protest von ihren Amtern zuruck und erklarten Nachdem ihre Bemuhungen erfolglos geblieben sind sehen sich Rektor und Senat gezwungen durch die Niederlegung ihrer Ehrenamter in der akademischen Selbstverwaltung zu bekunden dass sie sich zu den in Erfullung ihrer Pflichten erhobenen Vorstellungen bekennen Die Studentenschaft unterstutzte die Universitatsleitung in ihrer Entscheidung Der AStA der Universitat trat wie bereits am 25 Mai fur den Fall von Schluters Amtseinsetzung mit 18 1 Stimmen beschlossen zuruck und bekundete seine Unterstutzung der Entscheidung der Universitatsleitung Gleichzeitig veroffentlichte er eine dreiseitige Liste der Bucher und Autoren die in Schluters Verlag erschienen waren Die Studierenden der Universitat forderte er am Morgen des 27 Mai 1955 auf Vorlesungen und Ubungen zu boykottieren Mehrere Demonstrationen fanden statt aber an der ganzen Universitat nur funf Vorlesungen mit insgesamt 25 Horern Von den 4900 in Gottingen immatrikulierten Studenten versammelte sich mehr als die Halfte am Abend vor dem Auditorium maximum zu einem Fackelzug Wahrend die damals rechtsorientierte FDP Landtagsfraktion Schluter weiterhin unterstutzte und die Proteste gegen ihn als Hetzaktion bezeichnete distanzierte sich die Bundes FDP von Schluter Hellwege drangte ihn daraufhin sich beurlauben zu lassen was am 4 Juni 1955 geschah Die FDP uberlegte in den nachsten Tagen die Regierung Hellwege wieder zu verlassen entschied sich aber schliesslich Schluter als Kultusminister aufzugeben Am 9 Juni reichte er seinen Rucktritt ein der zwei Tage spater in Kraft trat Schluters Amt ubernahm zunachst Ministerprasident Hellwege selbst bevor im September der FDP Politiker Richard Tantzen nachfolgte Der Spiegel bilanzierte Friedrich Leonhard Schluter sass genau vier Tage im Ministerzimmer des Kultusministeriums Zu kulturpolitischen Handlungen kam es dabei nicht Er richtete seinen Schreibtisch ein und schon kamen die ersten Proteste die abzuwehren seine ganze ministerielle Aufmerksamkeit in Anspruch nahm Mit dem Fall Schluter beschaftigte sich der Landtag in einer eigens dafur einberufenen Sondersitzung am 11 Juni 1955 in der sich die Regierungsparteien und insbesondere die FDP weiterhin hinter Schluter stellten Der Landtag beschloss jedoch die Einsetzung eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses zur Ernennung Schluters Dieser kam im Februar 1956 zu dem Ergebnis dass keine Verletzung der Sorgfaltspflicht durch Ministerprasident Hellwege vorliege Schluter aber durch seine verlegerische Tatigkeit sich der wichtigsten Voraussetzungen fur das Amt des Kultusministers begeben habe Es liege Anlass vor seine Publikationen unter dem Gesichtspunkt des Artikels 18 des Grundgesetzes Verwirkung der Grundrechte zu prufen Zu diesem Anlass wurde bekannt dass Schluter am 8 Januar 1956 aus der FDP ausgetreten war Nach seinem Parteiaustritt verblieb er noch bis 1959 als unabhangiger Abgeordneter im Parlament 1958 veroffentlichte Schluter in seinem Verlag ein Buch das keinen Autor hatte und den Titel Die grosse Hetze Der niedersachsische Ministersturz Ein Tatsachenbericht zum Fall Schluter trug in dem er in der dritten Person uber den Fall Schluter schrieb Er wies alle Vorwurfe zuruck und griff seine Kritiker an Dazu gehorte auch der in der Schlutersache besonders engagierte fruhere Widerstandskampfer gegen das Hitlerreich Emil Woermann Teilweise hielt Schluter seinen Kritikern und auch Woermann ohne triftige Beweise vor sie seien selbst notorische Nazis gewesen Verurteilung und Ruckblicke Am 30 April 1960 wurde Schluter wegen und vom 3 Strafsenat des Bundesgerichtshofes zu einer Geldstrafe von 1200 DM anstelle einer Gefangnisstrafe von zwei Monaten verurteilt Er hatte Herbert Graberts verfassungsfeindliches Werk Volk ohne Fuhrung verlegt Grabert wurde im selben Prozess zu neun Monaten Gefangnis zur Bewahrung ausgesetzt verurteilt BGHSt 14 258 Dieses Urteil gilt als der endgultige Abschluss der Schluter Affare da Schluter bis dahin Diffamierungen gegen den Rektor Emil Woermann und andere Gottinger Professoren verbreitet hatte Im Ruckblick bewertete Der Spiegel 1967 den Fall Schluter als einen in der ganzen Welt widerhallenden politischen Skandal und als Hohepunkt der erst Ende der funfziger Jahre langsam abklingende n rechts radikale n Vergiftung der Freien Demokratischen Partei Johannes Rau erwahnte 1998 als Ministerprasident von Nordrhein Westfalen den Fall Schluter in einer Rede zum 50 jahrigen Bestehen der Kultusministerkonferenz als Kuriosum als kurzesten amtierenden Kultusminister Es gab einen Kultusminister der war zehn Tage im Amt vom 2 bis 11 Juni 1955 Er hiess Leonhard Schluter war aus Niedersachsen gehorte der FDP an und er hat sich mit einer eigenartigen Rauber und Gendarm Affaire selbst zu Fall gebracht LiteraturSchluter Ein Feuer soll lodern In Der Spiegel Nr 25 1955 S 12 24 online Man redet griechisch In Der Spiegel Nr 26 1958 S 32 34 online Heinz Georg Marten Der niedersachsische Ministersturz Proteste und Widerstand der Georg August Universitat Gottingen gegen den Kultusminister Schluter im Jahre 1955 Gottinger Universitatsschriften Band 5 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1987 ISBN 3 525 35835 0 Teresa Nentwig Kultusminister der vierzehn Tage Der Skandal um Leonhard Schluter 1955 In Franz Walter Teresa Nentwig Hrsg Das gekrankte Ganseliesel 250 Jahre Skandalgeschichten in Gottingen V amp R Academic Gottingen 2016 S 126 138WeblinksLiteratur von und uber Leonhard Schluter im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweiseSchluter Ein Feuer soll lodern In Der Spiegel Nr 25 1955 S 12 24 online 15 Juni 1955 Ingeborg Borek Meine Erinnerungen an die Tochter des Kaisers Braunschweig 1997 S 116 Dietrich Kuessner Dietrich Klagges 1891 1971 Eine biographische Skizze Alternatives aus der fur die Braunschweiger Landeskirche Heinz Georg Marten Der niedersachsische Ministersturz Proteste und Widerstand der Georg August Universitat Gottingen gegen den Kultusminister Schluter im Jahre 1955 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1987 ISBN 3 525 35835 0 S 15 Leserbrief an den Spiegel von Arnold Kottgen im Juni 1955 abgedruckt in Heinz Georg Marten Der niedersachsische Ministersturz Proteste und Widerstand der Georg August Universitat Gottingen gegen den Kultusminister Schluter im Jahre 1955 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1987 ISBN 3 525 35835 0 Gottinger Universitatsschriften S 15f Man redet griechisch In Der Spiegel Nr 26 1958 S 32 34 online Niedersachsen Heil Herr Minister In Der Spiegel Nr 46 1957 S 15 online Heinz Georg Marten Der niedersachsische Ministersturz Proteste und Widerstand der Georg August Universitat Gottingen gegen den Kultusminister Schluter im Jahre 1955 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1987 ISBN 3 525 35835 0 S 17 Schmollinger Deutsche Konservative Partei Deutsche Rechtspartei In Richard Stoss Parteien Handbuch Westdeutscher Verlag Opladen 1986 S 1002 f Heinz Georg Marten Der niedersachsische Ministersturz Proteste und Widerstand der Georg August Universitat Gottingen gegen den Kultusminister Schluter im Jahre 1955 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1987 ISBN 3 525 35835 0 Gottinger Universitatsschriften S 19 De Tijd Dagblad voor Nederland 16 Mai 1955 Das Sprachrohr Nr 11 1 Juni 1955 Leonhard Schluter Internationales Biographisches Archiv Nr 6 28 Januar 1957 im Munzinger Archiv abgerufen am 25 Juni 2011 Artikelanfang frei abrufbar Ohne Verfasser Die grosse Hetze Der niedersachsische Ministersturz Ein Tatsachenbericht zum Fall Schluter Gottinger Verlagsanstalt Schluter 1958 Die grosse Hetze Der niedersachsische Ministersturz Ein Tatsachenbericht zum Fall Schluter Gottinger Verlagsanstalt Gottingen 1958 so z B S 174 Heinz Georg Marten Der niedersachsische Ministersturz Proteste und Widerstand der Georg August Universitat Gottingen gegen den Kultusminister Schluter im Jahre 1955 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 1987 ISBN 3 525 35835 0 Gottinger Universitatsschriften S 9 Peter Brugge Rechts ab zum Vaterland Spiegel Serie uber den neuen Nationalismus in Deutschland In Der Spiegel Nr 18 1967 S 82 96 online hier S 89 f Johannes Rau 50 Jahre KMK Festvortrag des Ministerprasidenten des Landes Nordrhein Westfalen In kmk org 26 Februar 1998 archiviert vom Original am 3 September 2007 abgerufen am 25 Juni 2011 Kultusminister des Landes Niedersachsen Adolf Grimme Hinrich Wilhelm Kopf Richard Voigt Leonhard Schluter Heinrich Hellwege Richard Tantzen Richard Langeheine Richard Voigt Hans Muhlenfeld Richard Langeheine Peter von Oertzen Ernst Gottfried Mahrenholz Werner Remmers Egbert Mocklinghoff kommissarisch Georg Berndt Oschatz Wolfgang Knies Horst Horrmann Rolf Wernstedt Renate Jurgens Pieper Bernd Busemann Elisabeth Heister Neumann Bernd Althusmann Frauke Heiligenstadt Grant Hendrik Tonne Julia HamburgVorsitzende der FDP Fraktion im Landtag Niedersachsen Johannes Siemann 1946 1947 Hermann Foge 1947 1955 Leonhard Schluter 1955 Reinhold Kreitmeyer 1955 1956 Heinz Muller 1956 1957 Winfrid Hedergott 1958 1970 und 1974 1978 Walter Hirche 1978 und 1982 1986 Martin Hildebrandt 1986 1994 Philipp Rosler 2003 2009 Jorg Bode 2009 Christian Durr 2009 2017 Stefan Birkner seit 2017 Normdaten Person GND 118825887 lobid GND Explorer OGND AKS LCCN n87941371 VIAF 18756767 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schluter LeonhardALTERNATIVNAMEN Schluter Franz Leonhard vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker DKP DRP FDP MdL und VerlegerGEBURTSDATUM 2 Oktober 1921GEBURTSORT RintelnSTERBEDATUM 19 Januar 1981